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Sozialdemokrat

13.

Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoſlówakischen Republik.

Jahrgang.

Sozialistischer Wahlsieg

in Toulouse .

Der 131. sozialistische Abgeordnete in der Pariser Kammer.

Am Sonntag errang die sozialistische Partei Franfreichs in Toulouse einen herrlichen Wahl­fieg. Bei der Wahl in den Streisrat wurde der jozialistische Kandidat Hyon mit. absoluter. Mehrheit( 4181 Stimmen) gegen drei Kandidaten der Gegner im ersten Wahlgang gewählt. Bei der Ergänzungswahl in die Kammer, die gleich zeitig stattfand, hat der Sozialist Berlia zwar nicht im ersten Wahlgang siegen können, aber die Stichwahl ist angesichts der Zahlenverhältnisse nur eine Formalität. Berlia erhielt von 19.321 gültigen Stimmen 9108, fein radikaler Gegen­fandidat 6837, ein Kandidat der Rechten 2314, der Stommunist 947 Stimmen, ein Wilder 115. Bei der letzten Wahl war Berlia dem Renegaten Rieug unterlegen. Seither hat er rund 1000 Stimmen gewonnen. Mit diesem Siege gelangt das letzte Deputiertenmondat der Stadt Toulouse in den Besitz der sozialistischen Partei. Toulouse it wieder die„ rote Stadt", Vorort des füdfran zöfifchen Sozialismus. Die Menge begrüßte das Wahlergebnis mit stürmischen Ovationen.

Einladung nach London . Zollwaffenstillstand vorgeschlagen.

Genf , 3. Mai.

Das Völkerbundsekretariat veröffentlichte heute ein Telegramm, in welchem der Generalsekretär des Bölferbundes die Regie rungen zur Teilnahme an der Wirtschafts- und Währungsfonferen; in London zum 12. Juni d. J. einlädt und bekannt gibt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten beabsichtige, bei der Er öffnung der Konferenz einen Zoll Waffenstillstand zu beantragen. Demnach sollen die Staaten sich während der Zeit des Zoll Waffenstillstandes jeder Erhöhung oder Auferlegung neuer Zölle als Schutzmaßnahmen zum Zwecke der Begün ftigung der heimischen Erzeugung enthalten. Die Regierungen würden sich nach dem amerikanischen Verschlage verpflichten, ihren Exportindustrien feine Subventionen zu gewähren und feine vom Standpunkt des Handels aus zu verurteilenden Methoden oder andere Vorkehrungen, die ein Dumping fördern würden, in Geltung zu bringen. Das Ende der Großdeutschen. Landesorganisationen gehen zu den Nazis

über.

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Donnerstag, 4. Mai 1933

Die Berliner Reichskonferenz der SPD ADGB

Nr. 104.

Otto Wels : gegen jedes Kompromiß mit dem Hitlerismus. bund A. D. G. B., die große, mächtige Orga Bekenntnisse zur internationale.

Der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts­nisation der deutschen Arbeiter ist nun auch ,, gleichgeschaltet" d. h. den Arbeitern geraubt Alle normalen Verbindungen mit der Ar- Ein Abgrund klafft zwischen der und Hitler unterstellt worden. In jahrzehnte­beiterbewegung in Deutschland sind abgeschnitialdemokratie und dem Hitleris langer hingebungsvoller Arbeit haben sich die ten; nur auf Umwegen fann zur Zeit so wie m 11 s. Die Sozialdemokratie bleibt tren der Idee deutschen Arbeiter in ihren gewerkschaftlichen den übrigen Parteien der Internationale so auch des Rechts, der Freiheit und der staatsbürger Organisationen einen in tausendfachen Ar­uns zur Kenntnis kommen, was im Lager der lichen Gleichheit. Eine Partei, die aufhören Organisationen einen in tausendfachen Ar­reichsdeutschen Sozialdemokratic vor sich geht. würde, für die Freiheit des Denkens und für die beitskämpfen erprobten Kampfapparat geschaf So erfahren wir erst jeßt auf dem Umweg über Gleichheit aller Bürger ohne Unterschied der fen, der vor dem Kriege in der Generalfom den Brüsseler„ Peuple ", der wiederum Religion oder der Rasse zu kämpfen, würde mission der Gewerkschaften unter der Leitung seinen Bericht aus dem Amsterdamer Set das Recht verlieren, den Namen der des genialen Carl Legien seine Zusammen Bolt" bezicht, Näheres über die Reichstone- deutschen Sozialdemokratie zu fassung fand. Nach dem Kriege war nicht nur renz der SPD. , die in der Vorwoche in Berlin tragen. ein zahlenmäßiges Amvachsen der Gewerkschaf­tagte und über die wir zunächst auf den offi­

ziellen Bericht fascistisch zensurierter Korrespon,

denzbüros angewiesen waren.

Nach dem Bericht des„ Het Volk" ist noch folgendes wesentliche nachzutragen: Nach ausführlicher Diskussion der politischen Situation in Deutschland nach dem Siege des Hitlerismus und der Aufgaben, die nun der Sozialdemokratic gestellt sind, kam die Reichskon­ferenz zu einmütigen Entschlüssen,

Wir begreifen nicht, fuhr Wels fort, ten auf bis zu acht Millionen Mitgliedern in daß die Kameraden aus der Gemertschaftsden besten Zeiten zu konstatieren, sondern auch bewegung in diesem Punkt eine abweis eine derartige Machtvermehrung, daß die Un­chende Haltung einnehmen können. Etwas ternehmer ordentlich froh waren, in einer berartiges würde bei uns eine tiefe Erregung Zentralarbeitsgemeinschaft" mit den Gewerf­auslösen; aber selbst wenn es zutage treten sollte, schaften, die sie nunmehr als vollberechtigt ant­würde es an unserer Haltung nichts erkennen mußten, in einer Art Partnerschaft ändern! zu treten, die die Lohnkämpfe auf ein für beide

Der Parteivorstand stellte sodann feine Seiten erträgliches Maß reduzierte, bis dann die Otto Wels in einer großen Rede Mandate zur Verfügung der Konferenz, worauf das verstärkte Anwachsen der Unternehmer­zusammenfaßte. Erefutivfomitee gewählt macht, wieder eine Verschärfung der politischen

Die Berichte der Delegierten aus murde. Man findet in ihm alle alten Namen und wirtschaftlichen Stämpfe mit sich brachte, den verschiedenen Gebieten Deutschlands ergaben wieder, mit Ausnahme von Hilferding , Breit die zu einer Aufgabe dieser von einem großen ein Bild der Umstände, unter denen die Partei scheid, Criſpien, Dittmann, Mojes und Frank, Teile der klassenbewußten Arbeiterschaft nic­derzeit zu arbeiten gezwungen ist. Die Bedingun die ersetzt wurden durch Loebe, Boechel, mals gerne gesehenen Arbeitsgemeinschaft gen sind übrigens je nach dem Gebiet verschieden. Sers, Ollenhauer, Rinner, Auf- führte. Wanchenorts ist jede Aktivität durch die Tat- häuser, Künstler und Dietrich. fache der Inhaftierung oder Flucht aller Manda­

Dem Einfluß der Gewerkschaften, die ge are und Genossen beseitigt; anderwärts wieder s Der Stongres stellte in der derzeitigen Situ wissermaßen das Mark der sozialdemokratischen ist die Lage weniger tragisch und hier und dort otion ein wichtiges Ereignis dar. Es ist das die Bewegung darstellten, gelang es, in Deutsch­fömmen die Organiſationen faft normal funktio. nieren. Im allgemeinen find die Perspektiven erste große Stundgebung der deutschen Sozial land bis zum Beginn der alles vernichtenden für eine mögliche Fortsetzung der Aftion du st e r. demokratie seit dem Beginn der Hitler Diktatur Strise eine sozialpolitische Ordnung herbeizu We 18 stellte sich leidenschaftlich allen Be- und des nationalsozialistischen Terrors. Die Presse führen, wie sie in feinem zweiten kapitalisti­ -durchaus Herrn Hitler zu Dienſten wird, schen Staate der Welt erreicht wurde. Die strebungen entgegen, die verschiedentlich von so schreibt der„ Peuple " mit Recht, keinen Bejozialen Aufwendungen stiegen von 1.5 Mil­Genossen und sozialdemokratischen Publizisten richt bringen wollen oder bringen können über in der Richtung laut werden, sich der neuen dieses Ereignis; aber die Erklärungen und Ent- liarden in der Vorkriegszeit auf mehr als acht Situation anzupassen und Frieden mit dem schließungen von Otto Wels werden trotzdem zu nicht weniger als 16 Millionen Menschen um­Milliarden. Eine Arbeitslosenversicherung, die Hitlerismus zu schließen. Kenntnis der deutschen Parteigenossen und der Arbeitermassen in Deutschland kommen und faßte und damit die größte Versicherung dieser werden einen Strahl der Hoffnung in Art in der gesamten Welt war, wurde geschaf die Finsternis der fascistischen fen. Das Schlichtungswesen, das in der Mehr­Barbare i bringen.

Auf die allgemeine Lage übergehend, zeigte Wels die Schwierigkeiten auf, auf die das neue Regime zwangsläufig auf wirt schaftlichem Gebiet und im Bereiche der auswärtigen Politit stößt.

Deutschland ist isoliert wie niemals vorher. Der Judenboykott hat an einem einzigen Tage alle Errungenschaften einer langjährigen flugen Politik vernichtet.

Christliche und Hirsch- Dunkersche Gewerkschaften gleichgeschaltet.

zahl der Fälle zu Entscheidungen führte, die den Arbeitnehmerinteressen gerecht wurden. und eine gründlich ausgebaute Arbeitsgerichts­barfeit, sowie die staatliche Arbeitsvermittlung, ein erhöhter Gewerbeschuß, ein weitgehender Berlin , 3. Mai. Wie der Nationalsozialisti Ausbau der Kranken, Invaliden- und Unfall­Die Hitlerleute, erklärte Wels, behaupten, schen Korresponden;" vom Leiter des Aktionsversicherung, durch den die Krankenziffer und daß sie den internationalen Sapitalismus be fomitees zum Schuße der deutschen Arbeit Dr. die Säuglingssterblichkeit erheblich gegenüber haben, hat nun auch eine Landesvertrauens fämpfen aber wie könnten sie das anders als gen mitgeteilt wird, haben der Gesamtverband der Vorkriegszeit sanfen, famen durch die Tä durch die Angleichung der internationalen anti der christlichen Gewerkschaften, der Gewerkschafts­tapitalistischen Kräfte?

Salzburg , 3. Mai. Nachdem die meisten groß deutschen Parteiorganisationen und ebenso die großdeutsche Presse in Vorarlberg ihren

lebertritt zu den Nationalsozialisten vollzogen männertagung der großdeutschen Volkspartei in Steiermart beschlossen, den Anschluß an die Ne tionalsozialisten zu vollziehen. Auch die groß­deutsche Volkspartei für das Land Salzburg beschloß, einen Landesparteitag einzuberufen und die Auflösung der großdeutschen Volkspartei in Salzburg zu beantragen. Die großdeutschen Or­ganisationen der übrigen Bundesländer dürften diesem Beispiel bald folgen, so daß in abseh­barer Zeit die großdeutsche Volkspartei überhaupt aus dem politischen Leben Desterreichs verschwin den wird.

Der sakrosankte Dollfuß.

Wien , 3. Mai. Die Regierung hat vor fur­jem an alle Zentralstellen einen Erlaß gerichtet, in dem eine abfällige Kritik am Staate und den berantwortlichen obersten Staatsorganen in Wort oder Schrift, während oder außerhalb des Dienstes, mit den Dienstpflichten eines Bundes­angestellten als ebenso unvereinbar erklärt wird, wie eine parteipolitische Betätigung sowie das Tragen von Abzeichen oder die Verbreitung von parteipolitischen Druckschriften im Amt sowie die Einhebung von Beiträgen und Spenden für poli­tische Zwede in den Aemtern oder Betrieben. Zu­widerhandelnden wurde dienstliche Bestrafung in Aussicht gestellt.

Deutschnationale Zeitung verboten!

Köslin , 2. Mai. Der Regierungspräsident bon Ktöslin hat die deutschnationale Schla wer Zeitung" verboten. Der Anlaß des Verbotes war ein Artikel eines Herrn von Zihewiß, der den nationalsozialistischen Miniſtern unsachliche Personalpolitik vorwarf.

Bild aus Wien 1933

ring deutscher Angestellter, Arbeiter und Be- tigkeit der freien Gewerkschaften und der sozial­Diese internationale Konzentration der antis amtenverbände( Sirsch- Dunker), der GDA, der demokratischen Partei, die parlamentarisch ihre fapitalistischen Kräfte bleibt die große Aufgabe RDA und andere Verbände sich bedingungslos Interessen wahrnahm, zur Durchführung. der Sozialdemokratie. Wir bleiben dieser inter der Führung Adolf Hitlers und den Anordnun Auch um das Bildungswesen machten sich die nationalen Idee treu gen des Affionsfomitees zunt Schutze der deut Gewerkschaften außerordentlich verdient. Wicht nur, daß sie durch zahlreiche Stipendien bezab­und wir werden das auch am 1. Mai fundtun! fchen Arbeit unterstellt. ten Arbeitern erweiterte Bildungsmöglichkei­ten beschafften, durch ihre Schule in Bernau eine nach den modernsten architektonischen und pädagogischen Gesichtspunkten, mitten im Gri nen errichtete Bildungsanstalt, vermochten sie in vierwöchentlichen Kurjen jährlich über 1000 jungen Funktionären eine gute Schulung in den Grundzügen des Arbeitsrechts, der Volks­wirtschaft und der Verwaltungskunde zu geben. In besonderen Betriebsräteschulen, wurden. die gleichen Lehrfächer und obendrein Bilanz funde gelehrt. Maßgeblich waren die Gewerf schaften an den Schulen für Wirtschaft und Verwaltung, in Düsseldorf und Berlin , sowie an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main beteiligt. Ihre wirtschaftliche Macht fand in der von dem verstorbenen Bern Meyer gegründeten Arbeiterbank in den großen Ge­werkschaftshäusern, die allerorts zugleich auch Mittelpunkte des proletarischen Lebens wur­den, sichtbaren Ausdruck. Das Haus des Me­tallarbeiterverbandes in Berlin , sowie das neue Gewerkschaftshaus an der Inselbrücke zählen insbesondere innenarchitektonisch zu den wohlgelungensten Schöpfungen modernen deut ſchen Bauſtils. schen Baustils. Außerordentlich umfangreich war auch die Verlagstätigkeit der freien Ge

Das Heerlager auf dem Blag vor der Wiener Staatsoper am 1. Mai. werkschaften, die neben einer in Millionen von