t1.
Dělnická akademie
II.
Praha Hybernská ul.7.
13. Jahrgang.
426
Der abgesägte Hugenberg.
CESFO
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Semokrat
aokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.
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Donnerstag, 29 Juni 1933
Nr. 150.
Herunter mit der demokratischen Maske!
Die Steigbügelhalter des Fascismus sollen nicht von Demokratie reden.
Scharfe Abrechnung des Genoffen Nießner mit der deutfchbürgerlichen Opposition.
Prag , 28. Juni. Bei der Verhandlung der Preßgefeßnovelle, der Verschärfung des Schußgefeßes und der Novelle zum Gefeß über die außerordentlichen Maßnahmen trat ungeachtet der legten Ereignisse in Deutschland , die zu einer völligen gewaltsamen Auflösung der noch verbliebenen bürgerlichen Parteienreste durch die unersättlichen Hakenkreuzler führen, wieder eine deutschbürgerliche Einheitsfront auf den Plan, als deren Sprecher diesmal Herr Tichi blutige Tränen über die Aufhebung der Demokratie in diesem Staate vergoß und nicht mehr und nicht weniger als die vollständige Aufhebung des alten Schußgefeßes verlangtc.
Er und alle die deutschbürgerlichen Parteien, die sich in völliger Verkenntnis des wahren Sachverhaltes unentwegt und unbelehrbar zu wvillentojen Steigbügelhaltern des JungFascismus prostituieren, erhielt diesmal von Genossen Nießner eine unerwartet träftige Antwort. Man hatte die Herrschaften, die bereits am laufenden Band heuchlerische Verteidigungsreden für eine Demokratie lieferten, die ihnen schrankenlose Freiheit zur Untergrabung und offenen Bekämpfung der Demokratie gewähren soll, vielleicht schon zu lange unbeachtet gelassen und ihr albernes Geschwäß ignoriert. Umso notwendiger war es darum, daß Genosse Stelling zu Tode mißhandelt! ießner heute diesen merkwürdigen Demokraten einmal gründlich der Spiegel vor ihre Fraße hielt und ihnen die demokratische Maske mit einem Rud herunterriß.
Berlin , 28. Juni. ( Eigenbericht.) Unter den Berliner Parteifunktionären, die unlängst verhaftet worden sind, befindet sich auch Genosse Johannes Stelling , der nach seiner Verhaftung schwer mißhandelt wurde. Wie es heißt, sollen seine Verlegungen sehr schwere sein und es ist zweifelhaft, ob er mit dem Leben davonkommen wird.( Genosse Stelling ist 55 Jahre alt, war schon vor dem Kriege in der Sozialdemokratie sehr tätig, war Sekretär, Redafteur und Stadtverordneter in seiner medlenburgischen Heimat und nach 1918 Ministerpräsident von Medlenburg. Später wurde er Gauleiter des Reichsbanners für Groß Berlin, noch später
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Die Herrschaften tobten auch nicht schlecht und namentlich die Herren Kostka und Hilgenreiner schäumten vor Wut ob ihrer Entlarvung. Herr Hilgenreiner versuchte nachher jogar eine Art Rechtfertigung, die aber mehr als fläglich ausfiel. Wenn jemand dem deutschen Volt in der Tschechoslowakei einen schlechten Dienst erwiesen hat, so war es sicher nicht, wie Hilgenreiner nachträglich behauptete, Genosse Nießner mit seiner heutigen Rede, sondern die Herren aus dem deutschbürgerlichen Oppositionslager, die sich monatelang an der Niederfnüppelung der Arbeiterschaft in Deutschland direkt begeilt und auch jeßt, wo ihre Parteifreunde alle schon von den Nazis an die Wand gedrückt, wenn nicht in Ronzentrationslager gesperrt find, noch immer nicht den Mut gefunden haben, von diesem Verbrechergesindel auch nur im mindesten öffentlich abzurüden!
Wir geben Nießners Rede, die wiederholt von Zustimmung und starkem Beifall begleitet war, nachfolgend im Auszug wieder:
Barteisekretär. Im Reichstag verfraterber Das Notwehrrecht der Demokratie.
Von der SA hingeschlachtet.
Wir haben in letzter Zeit viele Jeremiaden über| könnte, es handle sich um bezahlte Agenten und die bedrohte tschechoslowakische Demokratie gehört; Emissäre des deutschen Fascismus! Berlin , 27. Juni. Wie bereits gemeldet wir haben auch gesehen, daß viele Tränen über wurde, hat der Sohn des Gewerkschaftssekretärs die angebliche Zerschlagung und die Grablegung der Schmaus in Köpenid zwei SA. Leute bürgerlichen Freiheitsrechte vergossen wurden. niedergeschossen, als die SA. die Wohnung seines Vaters stürmen wollte. Der tapfere junge Mann ist nicht, wie amtlich behauptet wird, verhaftet, sondern sofort hingeschlach- tet worden.
Wir lassen uns aber nicht täuschen: diese Tränen sind Krokodilstränen und jene, die sie vergießen, das find wahrhaftig nicht die Hüter und Freunde der Demokratic!
Als einzelne der Herren, die sich heute beschme
Gehen wir nur der Sache auf den Grund: Die Herren, die hier heuchlerisch für Demokra tie eintreten, tun es doch nicht, weil sie die Demokratie bewahren wollen, sondern weil sie mit Hilfe der Demokratic fic erwürgen, beseitigen, abschlachten wollen!( Starter Beis fall).
Gewiß soll die Demokratic nicht engherzig,
Ebenso hat sich sein Vater nicht aus ren, ſelbſt noch hoch zu Roß in der Regierungsmehr- nicht verfälscht ſein; aber sie darf auch nicht Scham erhängt", wie die huischen Mordjour- heit gesessen sind, da hatten sie für die Aufrechterhalum Gespött herabsinken, sie darf nicht nalisten des Dritten Reiches fabeln, sondern tung der demokratischen Freiheiten fein Verständ so wehrlos und so schwach sein, daß jeder Gaukler, er ist mit Stahlruten zu Tode geprügelt wor- nis und feine Einschränkung ging ihnen weit ge- feder Betrüger, jeder Demagog, wenn er nur den, der Leichnam des alten Mannes wurde nug! Es hat sich oft genug gezeigt, daß die jetzt so über die gehörige Portion Strupellosigkeit ver dann von den Mordbuben in einer Scheune beweglich Greinenden sonst auf dem Standpunkt fügt, diese Demokratic als Leiter zu Macht und aufgehängt. Der Leichnam des Jungen ist bis stehen, daß alle Miaulförbe, alle Kassierung von Ruhm benüßen fann. So fassen wir die Demozur Untenntlichkeit entstellt, sein Körper ist Bolfsrechten gutzuheißen sind, wenn sie nur die fratic nicht auf, daß sie sich bespuden läßt! Wir von Stichen und Tritten zerfleischt, sein Ge Arbeiterschaft betreffen. Diese Anwälte" der ficht völlig zerfeßt. Demokratie möchten jetzt die Ankläger gegen uns Aus Rache wurden in derselben Nacht spielen, weil wir Vorlagen zustimmen, durch die der wahllos Männer, Frauen und Kinder zu sa mtaat seine Entschlossenheit beweist, sich und mengetrieben und verschleppt: nie die Bevölkerung gegen den Einbruch der fascistischen mand weiß, wo die Unglücklichen sich befinden. Pest zu schüßen. Diese Legitimation müssen wir den Herren jedoch absprechen! Wertvolle Fortschritte in London ?
haben auch keine Luft, das entfeßensvolle Schick sal des deutschen Volkes und der deutschen Arbeiterschaft insbesondere zu teilen. Wir wollen uns nicht ohne ernſteſte Gegenwehr dem Fascismus zum Opfer bringen lassen!
Man sagt uns: Es find doch noch leine Revolten ausgebrochen. Ja sollen wir warten, bis es zu spät ist?
Haben wir nicht gesehen, welche Verhältnisse in den Grenzgebieten in den ersten Wochen des Hitler sieges eingerissen waren? Haben wir nicht beobach ten können, welch inniger Kontakt zwischen den Braunhemden von hüben und drüben bestanden hat? Haben uns nicht unsere Leute, die zur Parteikonferenz nach Brag gekommen sind, immer wieder erflärt: Genossen, bei uns sind die Verhältnisse so, daß wir nicht wissen, ob wir das nächste Mal noch wer den hier erscheinen können, ob wir nicht inzwischen Opfer des Fascismus geworden sind!
Wir sind nicht ängstlich; wir wollen aber auch nicht sorglos und vor allem nicht dumm sein! Wenn gegen die Demokratie in Deutschland ein Vorwurf erhoben werden kann, so ist es der, daß sie nicht die Straft gehabt hat, sich zur Wehr zu setzen, und ruhig zugesehen hat, wie der Fascismus seine Gewalt haufen organisierte. Bei uns sucht man sich einzureden, daß hier etwas Aehnliches unmöglich sei, aber mit solchen Trostsprüchlein ist uns nicht geholfen. Wir wissen, daß es heute Millionen verzweifelter und verzweifelnder Menschen gibt, die nach einem Strohhalm, nach einem Hirngespinst Ausschau halten, weil sie davon ihre Rettung erhoffen.
Der Fascismus
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cine Epidemic.
Wir wissen, daß in einer solchen Zeit vom Fascismus eine ungeheuerliche Anstedungsgefahr ausgeht, die Gefahr einer geistigen Epidemie, gegen welche geistige Argumente vollstän dig wirkungslos sind. Die verzweifelten Menschen sehen nicht, daß das Versagen der kapi talistischen Wirtschaftsordnung fie in ihre Not gestürzt hat, sondern sie suchen die Schuldigen in dem politischen System der Demokratie.
Das Beispiel Italiens müßte doch deutlich genug beweisen, daß auch eine Aenderung des poli
ſchen Syſtems keine wirtschaftliche Hilfe zu bringen ter in bezug auf Wirtschaft und Staatsfinanzen baran als beispielsweise das demokratisch regierte Frankreich ! Beweise sind genug dafür, daß durch eine Dittatur das Bolt nichts gewinnen kann, als die
ter möchte heute ein Siller, ein Diftator werden,
Ketten, die ihm angelegt werden. Dennoch schauen die Menschen nach dem Diktator, nach dent Retter und Messias aus, und Messias aus, der sie in das Gelobte Land führen soll. Man soll nicht sagen, daß es bei uns feinen Sitler gibt. Einen Sitler nicht, wohl aber hunderte Hitler! Jeder flere politische Schwindund auch Publikum für solche Scharlatane gibt es Wir bilden uns nicht ein, daß die Belämp reichlich genug. Wer hätte je gedacht, daß ein solches fung des Fascismus nur ein rein polizeitech Bolf, wie das deutsche, durch tüchtiges MundaufWir Sozialdemokraten waren stets für die Ernisches Problem ist, wir wissen, daß rastlose und reißen einiger Gaukler und eines Obergauflers, haltung der Demokratie und der weitestgehenden restlose Aufklärung, daß vor allem Arbeit für die durch die unaufhörliche Wiederholung ein- und der Freiheit, wir sind auch heute durchaus nicht über die wirtschaftliche Besserung der Verhältnisse notwen- selben Lüge in seiner Mehrheit in einen Haufen von London , 28. Juni. Das Präsidium der Welt Borlagen begeistert, aber wir stimmen ihnen dennoch dig ist, um dieser Seuche Einhalt zu tun. Aber gesinnungslosen Fanatikern wirtschaftskonferenz ist heute um halb sechs Uhr 34, und wir werden ruhig vor den Richterstuhl der wir sehen, daß man in der außerordentlichen Zeit, tann? Glauben wir darum nicht, daß diese Seuche abends zusammengetreten. In dem amtlichen Be- Wählerschaft treten. Was wir aber nicht zulassen in der wir leben, außerordentlicher Mittel bedarf, unbedingt an unseren Grenzen Halt machen müßte! richt heißt es, daß sich am Programm das Stu- werden, das ist eine Verschiebung der Verantwor- um der Krankheitserscheinung des Fascismus dium des Fortschrittes der Konferenzarbeiten bis tung. Die Herren von der deutschen Opposition wer- Herr zu werden. zum heutigen Tage befand. Der Generalsekretär den mit dieser politischen Schieberei fein Glüd der Konferenz Avenol erstattete Bericht über die Organisierung der Konferenzarbeiten und über die gegenwärtige Situation. Die übrigen Mitglieder des Präsidiums erstatteten Einzelheiten über die Entwicklung der Arbeiten in den verschiede nen Ausschüssen. Ein Ueberblick über diese Arbeiten wird morgen veröffentlicht werden.
Macdonald, der den Vorsitz führte, erklärte, die Delegierten würden durch die Verschiedenheit und Umfang der bereits durchstudierten Stoffe überrascht sein und anerkennen, daß bereits ein wertvoller Fortschritt erzielt worden ist.
haben.
Der Verantwortliche dafür, daß es zu solchen Vorlagen fommen mußte, das ist der wenn man ihn gewähFascismus, der
Die getroffenen Maßnahmen sind ein Aft der Notwehr der Demokratie; daß sie durchaus nicht zwecklos find, sehen wir ja an dem Verhalten unserer Nationalsozialisten.
Solange es vollkommen gefahrlos war, die Hirne ren ließe- bei uns ganz denselben Terror und Herzen der Menschen zu vergiften, haben sie sich entfalten und dem Volke und Staate dasselbe teinen 3wang auferlegt und die Radikalinſkis Schicksal bereiten würde, wie in Deutschland : Die Umwandlung des Staates in einen eingespielt. Staum aber, daß hier im Staate ein schär serer Wind weht, kaum daß das Eintreten für natiozigen großen Kerker! nalsozialistische Ideen mit einem gewissen Risito ver knüpft ist, haben wir nüpft ist, haben wir
eine überraschende
Metamorphose
Verantwortlich sind auch jene Parteien, die heimlich und offen den Fascismus stüßen und fördern, hier in der Maske der Freunde der Demokratic auftreten, ihm aber, soweit fie nur lönnen, in Wirklichkeit die Mauer machen! Man sage uns nicht, der deutsche Nationalsozia erlebt: über Nacht sind aus den Revolutionären, aus lismus sei zu schwach, um hier mit seinem Terror den Staatsumſtürzlern„ loyale Staatsbürger", unBerlin, 28. Juni. Das Wolff- Büro meldet: etwas durchzusetzen. Er hat einen Partner in den schuldige Lämmchen geworden, die behaupten, daß sie Der Reichsminister des Inneren hat die Auf- tschechischen Fascisten und man kann keinen begei- ja gar nichts Böses vorhaben und rein und unschul lösung und das Verbot des Arbeiterradiobun- sterteren Trommler und Agenten Hitlers finden, als dig sind, etwa von der Art jener höheren Töchter, des Deutschlands und seiner Ortsgruppen im Stribrny und seine Garde; sie machen für Hitler die naiv fragen:„ Mama, was ist denn das, cin ja in einer Weise Stimmung, daß man glauben Leutnant?" ganzen Reiche angeordnet.
Arbeiter- Radicbund aufgelöst.
Ausgerechnet bei Bodenbach wird der Nazi lammfromm?
Man will uns glauben machen, der deutsche Nationalsozialismus habe bei und nichts mit der Hitlerbewegung zu tun. Aber wir sehen doch überall genau dieselben Erscheinungsformen! Ist das Hakenkreuzlertum etwa in Desterreich ein anderes, als in Dentschland? Bildet sich jemand ein, daß just bei Bodenbach der Nationalsozialismus aufhört, das zu sein, was er jenseits der deutschen Grenze ist? Wer das glaubt, gehört in eine politische Kleinkinderbewahranstalt!
Der Herr Jung, der Duce des Nationalsozia lismus bei uns, hat wohl mächtigen Mannesmut gezeigt, als er in der Neuauflage einer Broschüce alle Stellen ausließ, durch welche eine Verbindung mit der Geistesrichtung des Hitlerismus hätte bewiesen werden können.
Die Selbstkastrierung, diese Tarnung wird aber nicht verhüllen, daß auch bei uns der