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Sosialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Iſchechoſlowakischen Republi

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Gamstag, 8. Juli 1933

Der Traum eines öfterreichischen Legitimiften.

Ungarn unmittelbar vor der Restauration/ Oesterreich folgt. Tschechoslowakische Gebietsteile wieder zur Monarchie...

Wien , 7. Juli. ( Eigenbericht.) Die Staatswehr", das Organ der österreichischen Legitimisten, bringt in seiner heutigen Nummer einen Artikel unter dem Titel„ Bringt Kanzler Dollfuß Kaiser Otto?". In diesem Artikel heißt es:„ Nic war das Problem der Habsburger - Restauration so aktuell wie jeßt." Dann wird der Sturz des als Gegner der Habsburger belannten ungarischen Ministerpräsidenten öm- bös innerhalb des nächsten halben Jahres vorausgesagt: Es folgen dann Neuwahlen in Ungarn und das neue Parlament beschließt die Widerrufung des Entthronungsgefeßes, worauf zwangslänfig die feierliche Rüdberufung des Könighanses und die Einseßung Ottos in seine Thronrechte zur Durchführung fommen wird. Selbstverständlich können diese politischen Aktionen nicht ohne Rüdwirtung auf Desterreich bleiben. Bundes lanzler Dollfuß wird sofort die Annullierung des bei uns seit 1919 bestehenden Habsburger - Ausweisungs- und Ronfistationsgefeßes auf dem Not­verordnungswege durchführen, falls bis dahin das österreichische Parlament nicht aktions­fähig fein follte. An der Loyalität des Bundeskanzlers besteht fein weifel. Ebenso ist es zweifellos, daß der Heeresminister Vaugoin und der Justizminister Dottor Schuschnigg faiſertreu find."

Ueber die Große und über die Kleine Entente wird in diesem Artikel gesagt, daß diese beiden Staatenbünde mit dieser Lösung der österreichischen Frage fich werden einvers standen erffären. Dann heißt es: Auf weitere Sicht wird sie( die Kleine Entente , d. Red.) sich in der heutigen Form nicht erhalten lassen. Das fünftige Machtgebiet Habsburgs wird auch die Grenze der heutigen Tschechoslowakei und Teile Jugoslawiens umfassen."

Die österreichischen Legitimisten unter der ist allerdings in dieser Hinsicht überhaupt nichts Führung des Obersten Wolf sind wohl als bekannt. Der Wunsch der österreichischen und ungari politische Narren bekannt. Aber es ist immer hin kennzeichnend, daß unter den heutigen Presse- schen Legitimisten iſt zweifellos Bater jedes ein verhältnissen in Desterreich ein Artikel überhaupt zelnen hier ausgesprochenen Gedankens; auch erscheinen konnte, in dem in solcher Art über ienes, der das neu- alte Desterreich Ungarn schon tschechoslowakische und jugoslawische Provinzen aktive österreichische Minister gesprochen wird. Im zurüderobern sieht. Aber daß es sich nur um übrigen ist bekannt, daß die Minister Vaugarreteien handle, kann man doch nicht sagen, ist goin und Schuschnigg niemals geleugnet es auch Wahnsinn, hat es doch Methode! Drum haben, daß sie die alte österreichische Staatsform heißt's für das gesamte mitteleuropäische Prole sehr hoch einschäßen. Bom Bundestanzler tariat: Aufpassen auf die Narren!

SA - Revolten.

Sturm gegen die Reichenhaller Hitler- Rede.

Nr. 157.

Selbstverwaltung im„, totalen Staat"?

Hitler macht Krebs unmöglich.

,, Es geht darum, die Formen zu finden, die auf den Fluren des kampfburchtobten Landes den nationalen Frieden sicherstellen."

Hans Krebs ,, Sampf um die Autonomie". ,, Es ist der Geist, der sich den Körperbaut".

Schiller, Wallenstein, zitiert bei Krebs. „ Wer Verfolgungen nicht ertragen

kann, ist des Sieges nicht wert."

„ Die romanisch- westlerischen Staaten sind die Repräsentanten des zentralistischen Staatsauf­baues, dic germanisch- deutschen Staats. gebilde tragen ausgesprochene Züge der Selbstverwaltung an sich."

Das hätte der Krebs dem Hitler in Mün chen erzählen sollen! Vielleicht wäre der Ober­Djaf dann nicht soweit ins romanisch west­lerische" abgerutscht und das Dritte Reich hätte eine germanische Fasson gefriegt. Was Krebs über seine Partei. aber das Pech des armen Krebs will- die Wir stellen vor: den unbekannten, aber Drucker und Expedienten seiner Schrift konn­guten Soldaten des nationalen Friedens Hans ten mit dem stürmischen Wechsel der national­Krebs Nr. 2. Man beachte die Num- sozialistischen Staatsauffassung leider nicht mer! Denn es gibt auch einen Hans Krebs Schritt halten. Hitler hat sich inzwischen für Nr. 1, der aber mit dem Verfasser der zitierein romanisch- zentralistisches Tapetenmuster ten Schrift weder geistig verwandt, noch iden- entschieden, er äfft den totalen Staat Musso­tisch ist. Niemals hat Krebs Nr. 2 die deutsch linis nach. Was in Deutschland dem gut- ger­radikale Partei der Wolf, Kroy und Teufel manischen Vorbild der englischen Selbstver­um Geld für die Nationalisierung der deutsch - waltung oder des anglo- skandinavischen Par­böhmischen Arbeiter angeschnorrt. Niemals lamentarismus gleichsah, ist inzwischen rate­war er im Braunen Haus zu München bei fahl gleichgeschaltet worden. Tableau! Hitler in Audienz. Daß er im Braunhemd. Wie gesagt, Krebs hätte sich vorher mit röhmisch- deutschem Fascistengruß die Defi- mit Hitler besprechen sollen! Denn nach dem les braunbehemdeter Volkssport" Jünglinge heutigen Stande der nationalsozialistischen abnahm, ist eine schamlose marxistische Greuel- Wissenschaft und Praxis liest sich Strebsens. meldung. Diese kleinen Illoyalitäten be- Streitschrift für die Selbstverwaltung wie eine treffen Hans Krebs Nr. 1, von dem auch marristische Verhöhnung aller staatspolitischen männiglich bekannt, daß er länger als ein Maximen des Dritten Reiches . Muß man Jahrzehnt mit heiserer Stimme und wut- nicht Lachkrämpfe kriegen, wenn man Krebs schäumenden Leizen gegen die Parteien der feierlich deklamieren hört: nationalen Verständigung gewettert hat.- Hans Krebs Nr. 2 dagegen ist ein biederer Kämpfer für Freiheit und Recht und die Selbstverwaltung tät er halt gar so gerne ein­führen, damit sein einziges Lebensziel erreicht wird: die nationale Verbrüderung in der Tschechoslowakei .

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,, Nationale Autonomie ist die Selbstver waltung eines Volkes durch seine selbst gewählten national bodenständi­gen Volksangehörigen."

Demnach hätte also der nicht bodenstän­dige Hitler janit seinen Statthaltern, Gleich­schaltern und sonstigen Tagedieben schleunigst Es ist schwer, feine Satire zu schreiben abzufahren. Herr Le y verwaltet die Gewerk­über solches Schauspiel! Nun machen sie alle jchaftsgelder, ohne sich einen Pfifferling um Hitlers Rede in Reichenhall , in welcher er sich für den Bestand der heutigen Wirtschaftsordnung und gegen die weite Revolution", die die Verwirklichung seiner SA - Truppen an den Grenzen, seitdem sie der mern. Die Autonomie der Konsumgenossen­sanfte Flötenmusik zu den Stiefelritten der die Selbstverwaltung der Mitglieder zu füm­sozialistischen Versprechungen bringen sollte, ausgesprochen hat, rief im ganzen Reich Bestürzung unter den gutgläubigen Anhängern der Hakenkreuzler hervor. In vielen Orten Staatsanwalt beim Schlafittchen packte, die ichaften wird durch einen Bant direktor brach fich die Enttäuschung in offenen Revolten Bahn. Es ist bezeichnend, daß an der heldenmütigen Führer der„ judetendeutschen weiller würdig repräsentiert. Aus der letz Spige der Empörung ganze SA - Organisationen stehen, welche nur mühsam durch die besser Freiheitsbewegung". Herr Jung geht mit tollten Gemeindestube werden die Arbeiter Vertre­bezahlten SS- Abteilungen zurückgehalten werden. fühnem Bekennermut voran, indem er beherzt ter hinausgeprügelt. Dazu schreibt Krebs die­In Königsberg ( der Versammlungsleiter das Wort. Der Redner jedes verfängliche Wort aus dem Programm sen belustigenden Kommentar: büchel streicht. Und sein Kumpan Krebs macht weigerte sich, die Tribüne zu verlassen, worauf durchzogen in den Abendstunden des 3. Juli der Befehl an die erging, ihn aus dem Saal es nicht besser. Auch er hat sich noch flink ein unter der Führung von SA Leuten Zehntausende zu befördern. Es entstand ein ungeheurer Tu-„ staatserhaltendes" Alibi besorgt durch Neu­die Straßen der Stadt und forderten in ständigen mult; die A- Leute erklärten sich solidarisch mit auflage seiner Schrift Kampf um die Auto Sprechchören dint ihrem Redner und stürzten sich auf die Snomic". Die Absicht dieses erneuerten und Her mit der sozialistischen Revolution!" Leute. Der bereit gestellten Schußpolizei gelang vertiefsten Autonomiebekenntnisses wird schon Der Umfang der Demonstration vergrößerte sich es nur mühsam, die Versammlung aufzulösen im Vorwort eingestanden. Dort verweist Krebs von Minute zu Minute; besonders start war der und den Saal zu räumen; um weitere Zwischen darauf, daß die Neuauflage während des Zuzug von Bauern aus der Umgebung Köfälle zu vermeiden, wurden schwebenden Auslieferungsbegehrens erscheinen nigsbergs. Auch geschlossene Arbeiterfor die SS - Leute bis lange nach Mitternacht unter wird und sagt: mationen haben sich beteiligt; mehrfach wurden polizeilichem Schuß im Saale eingeschlossen und wurden dann einzeln und unter Begleitung nach Sause entlassen.

sozialistische Kampflieder gesungen, ohne daß der geringste Widerstand sich bemerfbar gemacht hätte. Die Massen marschier ten gegen Mitternacht auf den Rathausplay:; die dort postierten Schußkordons von Polizei, Silfs­polizei und SS wurden auf Befehl des Ober­un bon präsidenten von Ostpreußen , Stoch. zurüdgezogen. Nachdem mehrere Redner unter stürmischer Zu stimmung der Demonstranten die

Weitertreibung der Revolution über Hitler hinweg und im besonderen die Enteignung des Großgrundbesizes und der Groß­industrie gefordert hatten, gingen die Massen auseinander.

SA gegen SS. Saalschlacht in Breslau ,

Bei einer Mitgliederversammlung der Hitler. partei in Breslau tam es, am Montag zu einer blutigen Saalschlacht zwischen der SA und der SS. Den Anlaß zu dieser Schlacht gab die Rede eines SA- Mannes, in der dieser sich in der schärfsten Weise

gegen den jeßigen Rurs der Regierung und gegen die Reichenhaller Rede Hitlers wandte; als der SA - Mann erklärte, daß Sit ler die Revolution berrate, entzog ihm

Opposition gegen Hitler unter Förderung durch Goering und Goebbels !

„ Sic( die Schrift) ist damit zu einem wich­tigen Bekenntnis vor Volt und Staat, vor Parlament und Gericht geworden, an dem der Verfasser mit seiner gan­zen(!) Ueberzeugung festhalten wird."

,, Die Autonomic ist eine politische Forderung. die zum Ziele hat, die Sicherung der Existenz

eines Volkes in nationaler, ſozialer und kultureffer

Beziehung."

Womit ein Berufener bestätigt, daß die braune Diktatur mit der Eristenz des deutschen Volkes Schindluder treibt. Und weiter:

„ Sie( die Autonome) ist eine politische For derung der 3wed mäßigkeit und der Ber­nunft und die Verwirklichung des Gleichberech tigungsgrundsatzes der Völker. Darum fann einem gebildeten, gesitteten und arbeitssamen Volle nie. mand das Recht, sich selbst verwalten zu dürfen bestreiten."

Auf die Dauer nicht, das wird sich Nein, er läßt sich nichts nehmen von sei- ia in Deutschland zeigen! Wo aber neugewonnenen Ueberzeugung, daß es der Nationalsozialismus die Macht hat, pfeift am besten ist, den Friedfertigen, die gekränkte er bekanntlich auf das Recht des eigenen Aus allen Teilen Deutschlands treffen seit Unschuld zu spielen, wenn einmal die Probe Volfes. Mit Vernunft und Gleichberechtigung einigen Tagen in Berlin Abordnungen der aufs Erempel nationalsozialistischer Tapfer hat das gewiß nichts zu tun aber zweck. örtlichen Stellen der Partei und vor allem der feit gemacht wird. Diese persönliche Haltung mäßig für hafenkreuzlerische Pjs.( Poſtenjäger) SA ein, um mit der dortigen Opposition Fühlung ließe sich noch mit schweigender Verachtung ist es doch! aufzunehmen.

Die Organisierung der Oppofition gegen Hitler vollzieht sich unter den Augen der amtlichen Stellen der Partei und der SA , ohne daß der geringste Versuch einer Störung unternommen wird.

Goering übt Neutralität. Goebbels , der durch den Generalsekretär der Partei Se ß, um sein Einschreiten. ersucht worden ist, hat diesen Auftrag abgelehnt. Eingeweihte Streise vollen wissen, daß

übergehen. Da nun aber die ganze politische Für die folgende Stelle würde Krebs ders Komödie des judetendeutschen Nationalsozia- zeit in Deutschland wegen Schmähung der lismus damit aufs engste verfnüpft ist, läßt nationalen Revolution, Hoch- und Landesver­sich ein Hohngelächter über derlei Eiertänze, rat einige Jahre Zuchthaus faffen: wie sie in bejagter Schrift des Herrn Krebs aufgeführt werden, schwer unterdrücken.

„ Nur Völker, die infolge ihres fulturellen, jittlichen oder geistigen Tiefstandes unfähig Krebs Nr. 2 holt weit aus, um auf die sind, sich selbst zu verwalten und eine eigene Ruf­tur zu schaffen( Solonialvölfer) dürfen der Begründung dessen zu kommen, was er unter Beherrschung und der Verwaltung höherstehender Kampf um die Autonomie" versteht. Sein Völler überantwortet werden." scharfer Weltblick ſicht flar das Ringen der beiden elementaren Auffassungen von der Da es zum braunen Einmaleins gehört, Organisation des Staates: hie starrer daß das deutsche Volk unfähig ist, sich selbst Zentralismus hic Selbst verzu verwalten und zu beherrschen, müßte das wa Itung". Wofür entscheidet sich der Hitlerreich sonach schleunigst um Aufnahme in juchende Friedensapostel? Er folgt der Stimme den französischen oder englischen Kolonialver­band ansuchen. Bei dem fulturellen, sittlichen

Goebbels an der Organisierung der Oppo­fition gegen Hitler nicht unbeteiligt ist: auf der anderen Seite wird behauptet, seine Zurückhaltung sei auf die noch ungeklärte Stel­lung Goerings, seines Todfeindes, zurüdzuführen. des Blutes, denn:

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