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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei 1.5.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Sonntag, 16. Juli 1933

Zwanzig Genossen zu Tode gefoltert. Steirische Sozialdemokraten Arbeitsraub

In einer einzigen Nacht in Köpenick  .

Die Arbeiterzeitung" veröffentlicht folgenden Bericht aus Deutschland   über die grauenvolle Nacht von Köpenid:

In der Nacht vom 21. zum 22. Juni hat die SA in Köpenick   mehr als zwan= zig Männer zu Tode gefoltert.

Den 23jährigen Jungen, den Sohn des Gewerkschaftssekretärs Schmaus, der sich mit der Waffe in der Hand gegen die Mörder zur Wehr gesetzt hat, gegen Verbrecher, die um Mitternacht die Haustür einschlugen und mit dem Revolver auf ihn losstürzten, haben sie niedergeschlagen. Sie traten ihm mit ihren Stiefeln ins Gesicht, trampelten auf seinem Leib herum, dann warfen sie den schon halb Toten gefesselt in den Wagen.

In einer, Zelle des Polizeipräsidiums ha ben fie ihn erschossen. Auf dem großen Weg­weiser in Köpenid hat die SA einen Zettel angebracht: Anton Schmaus wurde standrechtlich erschoffen.

Dem alten Schmaus zerbrachen die Bestien mit Eisenstangen die Knochen und hängten den Toten auf. Selbstmord."

Was in dieser Nacht in der Köpenider SA- Kaserne geschah, ist so unbeschreiblich grauenhaft, daß die paar, die mit dem Leben davonkamen, heute noch nicht dar übersprechen können. Auf dem Korridor standen große Blutlachen, Blut an den Wänden. Damit das Schreien der Gefolterten nicht so gehört werde, ließ die SA die Motor­räder rattern. Siebzigjährige wurden niedergeknüppelt, mit dem Kopf an die Wand geschlagen. Den Gefangenen rissen die Foltertnechte büschelweise die Haare aus. Johannes Stelling   wurden sämtliche Finger zerbrochen. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

Den Sad mit seiner Leiche hat man an der Köpenider Schleuse aufgefischt. Die Leichen von Baul van Essen und Eigendorf trieb die Spree bei Mendenschloß in der Nähe von Grünau   an. Den verstümmelten Paul Pohle fand man, an einem Baum hängend, im Wold von Schmödwiß. Vier Kommunisten starben den qualvollen Opfertod im Rövenider Krankenhaus.

Seit drei Wochen werden noch immer zwölf Arbeiter aus Köpenick   und Fried­ richshagen  , die in der Mordnacht von der SA verschleppt wurden, vermißt. Der Führer der Köpenider Mörder, Scharfich, ist zur Belohnung zum Organisa

tionswart ernannt worden....

überstimmen die Landesregierung.

und

Nr. 164.

Gelderpressung.

Wenn die Reichsgewalten gleichschalten.

Graz, 15. Juli. Der Landtag von Steiermark  wurde heute einberufen, damit er das Gesetz über die Aufhebung der nationalsoziali stischen Mandate genehmige. Die Vorlage wurde dem zuständigen Ausschuffe zugewiesen, doch kam es nicht zu ihrer Erledigung, weil im weiteren Verlaufe der Sihung nach einem Kon- Berlin, im Juli.( Eigener Bericht.). flift zwischen den Sozialdemokraten und Zwanzig Millionen Reichsmark haben sie dem Landeshauptmann Dr. Rintelen der Antrag bis jetzt sich für die nationale Arbeit" spen­auf Schluß der Landtagssiẞung ange- den lassen. Das teilen die No is offiziell mit. nommen wurde. Für den Antrag stimmten die Dabei verraten sie aber in einem Nebensatz, Sozialdemokraten, die Großdeutschen und der wie es gemacht wird: Die NSBO in Heimatschutz, dagegen die Christlichsozialen und den Märkischen Elektrizitätswerken, Berlin   hat der Landbund. Der Entschluß der Sozialdemokraten ist die 12.500 mt. in diesen Fonds eingezahlt und Antwort auf das Kolportageverbot für den Gradiese Summe wird nachträglich gedeckt, zer Volkswillen". indem sich die Belegschaft einem entsprechenden Lohnabzug freiwillig" unterwirft. Woher aber hatte die NEBO die 12.500 Mt. zur

Mittenwald  

nur ein Uebergriff der SA. Borausbezahlung? Aus ihrer Kasse sicher nicht, denn vor der Machterschleichung war die Innsbruck  , 15. Juli. Zu dem bereits NSBO ja ein gar verborgen blühendes gemeldeten Zwischenfall in Mittenwald   wird Pflänzchen. Aber welcher Kassenführer eines amtlich mitgeteilt: Der Leiter der österreichischen öffentlichen Betriebes wird heute noch wagen, Gendarmerie in Scharnits begab sich gestern nach sich einer Geldentnahme natürlich gegen Mittenwald  , um den Zwischenfall zu unter­

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suchen und womöglich beizulegen. Von bayrischer ordnungsmäßige Quittung zu widersetzen, Seite versicherte man, daß es sich um einen wenn die Nehmer solche sind, daß er von einer Uebergriff von SA- Männern handelte, der Weigerung mindestens Beurlaubung, wenn von Regierungsseite scharf mißbilligt werde. nicht Existenzverlust, Verhaftung, Konzentra Nachdem auch das Versprechen abgegeben wurde, tionslager, furz die ganze Aufbauleiter, be­daß derartige liebergriffe in Zukunft unterblei fürchten muß?! ben, nahm die österreichische Paz- und Zollstelle ihren Dienst in Mittenwald   wieder auf.

Wiener   Bombenwerfer Aufseher im Dachauer Konzentrationslager.

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Unter dem gleichen würgenden Drud des drohenden Existenzverlustes stehen heute alle irgendwo Angestellten oder fest Beschäftigten. schalten und den Parteitag auffordert, für die Sie wagen nicht, sich den Forderungen der Ernste Auseinandersetzungen Zukunft einverständlich ein Kompromiß Fascisten zu widersetzen, die überall im Be­trieb in der verhaßten, perverser Phantasie auf dem französischen   Parteltag. auszuarbeiten. Diesem Antrage widersetzten sich in scharfer Weise nicht nur die Vertreter des franker Gehirne entsprungenen Uniform unter Wien  , 15. Juli. Wie der Abend" meldet, der Belegschaft sind. So geht man denn auch Paris  , 15. Juli. In einer an stürmi linken Flügels Paul Faure   und 3 hat einer der Urheber des Bombenattentats gegen schen zwischenfällen reichen Atmosphäre romski, sondern auch Leon Blum  , Blum hat einer der Urheber des Bombenattentats gegen haben die Beratungen des sozialistischen   Partei- und Bra de brachten einen Antrag ein, der die das Juweliergeschäft Futterweit im zwölften Be- r Zahlstelle hin und bittet", daß einem tages heute ihre Fortseßung gefunden und in Souveränität des Parteitages bezirle, bei dem bekanntlich zwei Personen ge- doch auch die zwei Prozent für die nationale tötet wurden, August Rieger  , an seine Ber- Arbeit" ständig vom Lohn abgezogen werden einem großangelegten Rededuell über die Hal- tont und erklärt, daß alle Mitglieder und Frat­tung der sozialistischen   Kammerfraktion zwischen tionen der Partei sich den Entscheidungen des wandten in Steiermark   dieser Tage eine Karte möchten! Sind auch Löhne und Gehälter jeit den Vertretern des rechten Flügels- Renau- Parteitages, wie immer sie ausfallen mögen, zu gerichtet, in er mitteilt, daß er Auffeher im zweieinhalb Jahren immer wieder reduziert del, Marquet- und den Vertretern der beugen haben. Dieser Antrag wurde mit 3377 onzentrationslager in Dachau   ge- worden, dagegen Lebensmittel und auch schon Mieten gestiegen, drückten Lohnsteuer, Sozial­Linten und des Zentrums der Partei Leon gegen 22 Stimmen bei 662 Stimmenthaltungen abgaben u. v. a. auch vorher schon gerade Blum, Paul Faure und 3yromsti- angenommen. Sodann wurde ein Antrag ihren Höhepunkt erreicht. Angesichts der Ent Renandels, der für die sozialistische Parla genug feiner wagt, die freiwillige" Zah­schloffenheit der marxistischen   Richtung, die aufmentsfraktion in der Zukunft die notwendige Salzburg  , 15. Juli. Vor einiger Zeit ist in lung dieser Zusatzlohnsteuer zu verweigern, dem Barteitag über die absolute Mehrheit ver Altionsfreiheit und Selbständigkeit verlangt, mit Salzburg   der Hauptmann des Bundesheeres denn lieber noch wenig Lohn als gar feinen! fügt, den Vertretern der Richtung Renaudels, 2556 Stimmen gegen 815 Stimmen bei 692 Langhans wegen seiner nationalsozialistischen Und wenn es noch bei dieser Reinhard­die die Mehrheit in der sozialistischen   Kammer Stimmenthaltungen abgelehnt. Tätigkeit unter dem Verdachte des Hochverrates steuer jein Bewenden hätte! Viele sind nach froftion bildet, eine Rüge zu erteilen oder zu­festgenommen, später jedoch gegen Gelöbnis der Gleichschaltung aus den zwecklos gewor­mindeſt das Bedauern über die Haltung der jo daß er die Stadt nicht verlassen werde, auf denen Gewerkschaften ausgetreten, aber nun, zum Ausdruck zu bringen, forderte Renaudel reien Fuß gesetzt worden. Langhans ist wo dort alles unter Leykontrolle steht, wird feit einigen Tagen aus Salzburg   verj dy fommandiert: Marsch hinein in die Gewerf und Marquet die Mehrheit des Parteitages den und man vermutet, daß er it a ch Deutschschaften! Da würde es nichts nutzen, sich auf nach cin letztes Mal zur Versöhnung auf, um die ein beitliche Geschlossenheit der Partei zu erhalten. Zu diesem Zwede schlugen Renaudel und Mar­

oucf eine Entſchlichung vor, die jede Aussprache tion in der Vergangenheit als zwedlos auszu

über die Haltung der sozialistischen   Kammerfrat­

Das Ergebnis des Parteitages scheint bereits erkennbar. Es dürfte wohl zu feiner bölli­gen Einigung, aber bestimmt zu feiner Spaltung lommen. Hingegen ist mit dem Rücktritt einiger Abgeordneten zu rechnen.

Nazi- Ehrenwort!

land geflüchtet ist.

Die Vorständekonferenz der gemeinsamen Landeszentrale der Gewerkschaften

über die Regelung der Arbeitslosenfürsorge.

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Hitlers freischende Vorwürfe gegen den freige­werfschaftlichen Organisationszwang zu beru jen, dem er als junger Bauhilfsarbeiter in Wien   sich nicht fügen wollte, weil er doch als ,, Beamtensohn" und wenn auch überall abgewiesener Künstler", sich zu gut dünfte, um mit den Proleten Kameradschaft zu schlie­zen. Außerdem sollte er ja einem Kampfver-... band für proletarische Forderungen und gegen

Die Handelsbilanz des 1. Halbjahres 1933. Im Prager   Gewerkschaftshaus fand gestern beitslosenfürsorge zusammenhängenden Fragen in Anwesenheit von 196 Delegierten eine Vor- finden unausgesetzt Verhandlungen kapitalistische Ausbeutung beitreten und da Geringes Aktivum von 16 Millionen. ständekonferenz der in der gemeinsamen Landes- und Beratungen statt und die Konferenz gehörte er ja wirklich nicht hinein. Früh frümmt sich, was ein Gelber werden will. Nach den Erhebungen des Statistischen zentrale vereinigten deutschen   und tschechischen konstatierte, daß Ministerpräsident Malypetr Stacksamtes war der gesamte Außenhandel der Gewerkschaften statt. Der Zentralsekretär Gen. den Gewerkschaftsvertretern mehrfach zusagte, die Gewerkschaften ein Teil des Staatsorga­Heute sind nach mussolinischem Muster Tschechoslowakei   im Juni 1983 mit dem Betrage Tayerle erstattete den Bericht über die beab- daß die Gewerkschaften vor der end- nismus, der wiederum nicht auf Selbstbestim­von 45,646.000 Ke passiv( gegenüber einem fichtigte Neuregelung der Arbeits- gültigen Entscheidung der Regie= mung und freier Unterordnung unter den Passivum von 38,601.000 Ke int Juni 1932.) losen fürsorge und das Ergebnis der dar rung gehört werden würden. Mehrheitswillen der Gesamtheit, sondern auf Die Gesamteinfuhr betrug im Juni 1933: über geführten bisherigen Beratungen, an wel- Das deutsche Referat erstattete Gen. Madem brutalsten Zwang einer Minderheit be­502,558.000 Ke Juni 1932: 638,355.000), die chen Vertreter der gemeinsamen Landeszentrale co un, worauf am Nachmittag die Debatte ruht, die sich als Herrenkaste dünkt und der Gesamtausfuhr 456,912.000( Juni 1932: teilnahmen. bgeführt wurde, in welcher 19 Redner, darunter noch genug Profeten als willfährige Knechte 599,754.000). Er stellte fest, daß nur über einige die Genossen Roscher und Kaufmann gegen ihre Klasse dienen. Für das erste Halbjahr 1933 ergibt sich fol- Fragen eine Einigung erzielt wurde, sprachen. Außer der Erpressung für eine nicht gendes Bild: Gesamteinfuhr 2.682,545.000 Tim ersten Halbjahr 1932: 3.956,356.000 K), daß die Verhandlungen jedoch noch nicht In der Resolution, welche von der näher bezeichnete nationale Arbeit" gibt es Gesamtausfuhr 2.698,711.000 Ke( im ersten Halb- beendet sind, da sehr wichtige Punkte sowohl Konferenz angenommen wurde, wird der gemein- Sammellisten für die Opfer der Arbeit", für die zu sorgen ja die Aufgabe jener Sozialver­jahr 1932: 3.731.110.000 Ka). Es ergibt sich also im finanziellen als auch im verwaltungstechni- samen Landeszentrale und den Unterhändlern das sicherung ist, von der Bismarck cinst gejagt ein Rückgang des Außenhandels gegenüber dem schen Teil noch nicht geklärt sind; dazu gehören Vertrauen ausgedrückt und die Ueberzeugung hat, daß Deutschland   sie nicht bekommen ersten Halbjahr 1932 um 30.0 Prozent. die Unterstützungsfäße, das Ausmaß des ausgesprochen, daß bei der Entscheidung der Re- hätte ,,, wenn nicht die Sozialdemokra Während im ersten Salbjahr 1932 Passivum von 225,246.000 Ke vorhanden Staatsbeitrags, die Bedürftigkeitsgierung auf die Anträge und Einwände der ge- ie wäre und eine Menge Leute, die sie fürch war, ist heuer ein geringer Ausfuhrüberschuß von prüfung und die gedachten Kontrollmeinsamen Landeszentrale Rücksicht genommen ten". Aber freilich, SA und SS fosten ver­16,166.000 zu verzeichnen. maßnahmen. Ueber alle diese mit der Ar- werden wird. dammt viel Geld, mehr als die geheimen