Sr. 210.

Ein unvergeßliches Erlebnis.

Von Edmund Zimperlich.

Der recht monotone Bergnügungsfalender des Babes O. wies eine angenehme private Bereiche rung auf.

Ein Hypnotiseur war eingetroffen, ein Mann yon bedeutendem Ruf, von deffen Talenten sich die Fachleute staunenerregende Dinge erzählten.

Er wohnte im Majestic", hatte ausgespro­chene Großmannsallüren, sparte nicht mit fürst­lichen Trinkgeldern und galt, schon der vorher bezeichneten Umstände wegen als ungeheuer reich.

Sonst lebte er exklusiv zurückgezogen, eine Diskretion des Lebenswandels, die den Reiz seiner Bersönlichkeit bei den neugierigen Kurgästen nur erhöhen konnte.

Es wäre wohl nie zu dem hypnotischen Gala- Abend mit neuartigen Experimenten" ge­lommen, wenn nicht der Manager des Hypnoti­feurs, ein fleiner, sehr beweglicher Herr, der auch in der Sommerfrische nicht die Hand von Ge schäften lassen konnte, die Sache arrangiert hätte.

So stieg denn der denkwürdige Abend, der die einschläfernden musikalischen Exerzitien der Kur lapelle aufs angenehmste unterbrach, bei gepfeffer­ten Eintrittspreisen im dichtgefüllten großen Kur­haussaal. Als der Hypnotiseur, der einen unge­mein langvollen Namen trug, erschien, ging ein Raunen ohrfürchtigen Staunens durch die Reihen. Der bedeutende Mann sah allerdings auch bedeu­tend genug aus.

In einem astetischen Gesicht, dem eine tiefe, faft krankhafte Blässe das Gepräge gab, leuchteten wei dunkelbraune Augen in düsterem, unheimlich juggestivem Glanz.

Meine Damen und Herren-" begann der Sypnotiseur mit einem tiefen, unverkenn bar fremdländischen Tonfall, ich weiß, daß ich einem verwöhnten Badepublikum nicht die üblichen Experimente der landläufigen Hypnose vorfeyen darf. Ich habe heute Abend weit mehr vor! Ich will nämlich zum ersten Male ein Erpe­riment ausprobieren, dessen Meisterung mir erst in diesen Tagen unter schwersten Mühen gelungent ift. Nichts fällt dem Menschen in den Schoß- Sören Sie bitte gut zu:

Mein Experiment beabsichtigt, Ihre Seelen­temperatur zu einer noch nie dagewesenen Höhe emporzutreiben und in Ihnen ein Glüdsgefühl von unaussprechlicher Intensität zu erzeugen.

Diese grandiose Steigerung Ihres Gefühl­lebens wird, so hoffe ich, für Sie alle ein unver geßliches Erlebnis sein!

Konzentrieren Sie sich bitte auf das Wort Maismischung". Jawohl,„ Maismischung". Denken Sie unausgesetzt an dies prosaische Wort, das eigentlich ein Doppelwort ist, mag es Ihnen auch noch so sinnlos erscheinen"

In atemloser Stille, fiebernd vor Erwar tung, saßen die Kurgäste da.

Bitte das Licht auslöschen!" rief der Hyp­notiseur.

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Freitag, 8. September 1933.

IGGIN

HOGIN

WILLEY

KROYD

HIRST

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Seite 5 Hat ein Solcher Macht und Gewalt, so schlägt er nur blindlings

Unter die Leute, gebentet nicht mehr, woher er gekommen;

Seinen Vorteil gedenkt er aus allem Spiele zu nehmen. Unter den Großen finden sich viele von diesem Gelichter.

Keine Bitte hören jie je, wozu nicht die Gabe Gleich sich reichlich gesellt, und wenn sie die Leute bescheiden, Heißt es: Bringt nur und bringt, zum Ersten, Zwei­ten und Dritten!

Den Gleichgeschalteten. ... Sie tamen in Scharen zum Sieger gelaufen, Alle Verwandten, der Dachs und der Affe und Otter und Biber. Seine Freunde waren nun auch der Marder, die Wiesel,

Hermelin und Eichhorn, und Viele, die ihn befeindet, Seinen Namen zuvor nicht nennen mochten, ste

WILLEY

B.D

CIENS

Alle zu ihm.....

DE

DAWSON

SANDERY

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AYRTON

BIGGIN

HAU

ILIPO

Wolle rettet einen Erdteil.

1

Oben links: Schafe, Schafe, das ist Australiens   Reichtum. Daneben: So wird die Herbst­mode aussehen: Müße, Schal und Jumper aus Wolle und selbst der Mantel ist die Wollimitation eines Rauhpelzes. Unten links: Büropalast in Sydney  , einer der dichtbevölkerten zah!- reichen Großstädte des 6 Millionen Kontinents Australien  , in dem zwei Drittel aller Einwohner in Städten wohnen. Daneben: Ein bewegtes Bild aus der großen Wollbörse in Mel­ bourne  , die durch die jetzige Woll  - Hausse einen neuen Auftrieb erfahren hat. Der erhöhte Absatz an Wolle kommt natürlich in erster Linie dem Woll- Land Australien   zugute, das auf seinen riesigen landwirtschaftlich fast unausgenügten Flächen überall Herben von Tausenden von Schafen beherbergt. Wie alle Länder, in denen der Prozentsatz der städtischen Bewohner sehr groß ist, hatte Australien   mit seinem besonders hohen Prozentsatz von Stadtbewohnern schwer unter der Weltwirtschaftskrise zu leiden Jest rettet die allgemeine Woll Hausse es vor den schlimmsten Ratastrophenwirkungen.

Goethe über das Dritte Reich.

( Aus Reineke Fuchs  .)

Einen Hitler wollten sie haben. Ich erinnerte mich der Frösche, deren Gequate Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel endlich

gelangte.

Einen Stönig wollten sie haben und wollten im Zwange

Das Experiment begann. Es war so dunkel im Raum, daß man nicht die Hand vor den Augen jeher fonnte. Durch den Saal tönten unablässig Leben, nachdem sie der Freiheit in allen Landen wandernde Schritte; es war der Hypnotiseur, der genossen. durch die Stuhlreihen ging, um seinem Experi- Da erhörte sie Gott und sandte den Storch, der ment Nachdruck zu verleihen.

Einige Teilnehmer an der Séance, meist Frauen, wimmerten leise vor Aufregung.

Minuten wurden zu Ewigkeiten. Immer noch erflang der ruhelos wandernde Schritt des bedeu­tenden Mannes.

beständig

Ohne Gnade behandelt er sie; nun flagen die Toren, Sie berfolget und haßt und leinen Frieden gewähret. Aber leider zu spät; denn nun bezwingt sic der Stönig.

Schöner als in Braunau  .

Eine stidige Welle von Atem und Schweiß Laßt uns nach Schwaben entfliehn! Dort fennt uns 30g durch den Saal. niemand; wir halten Plötzlich brach die Wanderung des Hypnoti- Uns nach des Landes Weise daselbst. Silf Himmel, es findet feurs ab. Weitere fünf Minuten verstrichen. Süße Speise sich da und alles Guten die Fülle: Hühner Gänse, Hasen, Kaninchen und Zuder und Datteln,

Jm Saale machte sich eine leise Unruhe be­

merkbar.

Bicht!" zischten die Eifrigen, was wiederum unterdrücktes Sichern hervorrief.

Feigen, Rosinen und Vögel von allen Arten und Größen;

Nach einer Viertelstunde rief einer Licht", und man bädt im Lande das Brot mit Butter und ,, Maismischung" schrie ein anderer.

Eiern.

Die elektrischen Lampen flammten auf. Alles Rein und flar ist das Wasser, die Luft ist heiter und sah sich blöd blinzelnd an.

lieblich. Den fünftigen Rächern. .... Denn solltet ihr diesmal

Wo war der Hypnotiseur? Der Hypnotiseur war verschwunden und mit ihm sein Manager. Allgemeine Verblüffung, die sich zur Panit stei- Diesen Verräter verschonen, gerechte Rache verzögern, gerte, als eine ältere Dame hysterisch schrie: Euerm Frieben und eurem Geleite nicht Nachdrud Mein Perlenkollier ist gestohlen!" verschaffen,

,, ünd mir die Brieftasche!" brüllte ein Herr, Bieles   würde darüber gesprochen: es würd' euch gleichsam als Echo. mißfallen. Denn man sagt: Der ist schuldig der Tat, der zu strafen Gewalt hat

Entsetzen packte die Kurgäste.

Die Damen nestelten verstört am Hals her. um, die Herren griffen nach ihren Brusttaschen. Und nicht strafet... Unter unbeschreiblichem Lärm zählte man 54 ab­handen gekommene Portefeuille und 21 fehlende Perlenkolliers.

Die Gemeinschaft der Diebe. Raubt der König ja selbst so gut als Einer, wir missen's;

Was er selber nicht nimmt, das läßt er Bären und Wölfe  

Polizei erschien und wurde von einem Schwarm fassungsloser Menschen umringt. Inzwischen suchten ein paar beherzte Männer bas ganze Sturhaus nach dem fingerfertigen Syp- Solen und glaubt, es geschähe mit Recht. Da findet notiseur und seinem Manager ab.

sich keiner Vergeblich, der Bogel   war schon ausge- Der sich getraut, ihm die Wahrheit zu sagen- so meit

flogen.

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hinein ist es Ja," sagte der Polizeikommissär ,,, wir haben Böse fein Beichtiger, fein Kaplan; sie schweigen! Warum das? 13 leider auch zu spät erfahren. Der Hypnotiseur ist ein berüchtigter Taschendieb und der, Manager' Sie genießen es mit, und wär's nur ein Rod zu

fein Komplize.

Dir ein Mächtiger nimmt, das hast du besessen. Der Klage

Gibt man wenig Gehör und sie ermüdet am Ende. unser Herr ist der Löwe, und alles an sich zu reißen, Hält er seiner Würde gemäß. Er nennt uns gewöhnlich Seine Leute. Fürwahr, das Unfre, scheint es, gehört ihm.

,, Berufs".Beamte.

Darf ich reden, mein Oheim? Der edle König, er liebt sich

Ganz besonders Leute, die bringen und die nach der

Weise,

Die er singt, zu tanzen versteh'n. Man sieht es zu deutlich.

Daß der Wolf und der Bär zum Rate wieder gelangen, Schadet noch Manchem. Sie stehlen und rauben; es liebt sie der Rönig; Jeglicher sieht es und schweigt; er denkt, an die Reihe zu kommen. .. Kleine Diebe hängt man so weg, es haben die großen Starken Vorsprung, mögen das Land und die Schlösser verwalten.

Gleichgeschaltete ,, Demokratie". Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es läßt sich ein Jeder Alles zu und will mit Gewalt die Andern bezwingen. Und so sinken wir tiefer und immer tiefer ins Arge. falscher

Afterreden, Lug und Verrat und Diebstahl, und Eidschwur, Rauben und Morden, man hört nichts Anders erzählen, Falsche Propheten und Heuchler betrügen schändlich die Menschen.

Außenpolitif.

Doch im Rate fehle gar oft die nötige Slugheit; Denn sie pflegen zu sehr auf ihre Stärke zu trogen. Kommt man ins Feld und naht sich dem Werke, da hinft es gewaltig. Mutiger kann man nichts sehn, als sie zuhause sich zeigen; Draußen liegen sie gern im Hinterhalt. Seßt es dann cinmal Tüchtige Schläge, so nimmt man sie mit, so gut als ein Andrer.

Den Arrivierten.

gewinnen. Die allergierigsten Schälle Was aber das Erperiment' angeht,- es ist komme dann Einer und flage! Der haschte mit Werden erhoben und Nuß und Gewinn bedenkt man nicht bei Ihnen gestattet worden." gleichem Gesinne " Nach der Luft, er tödtet, die Zeit und beschäftige Recht und Weisheit stehen besser

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,, Aber in einem hat er recht gehabt murmelte ein Bestohlener in bitterer Selbstironie, dieser Abend wird gewiß uns allen ein unvergeß sich mit neuem Erwerb. Denn fort ist fort und Große Herren; das muß der iches Erlebnis bleiben!"

was einmal

alleine; zurüd. Es werden die

Diener

Arme gewöhnlich ent­

gelten.

liefen

..... Es tat ihm

Jeglicher schön, sie schmeichelten ihm und konnten

nicht enden.

,, Die nationale Revolution ist

beendet."

Jenen Hunden vergleich' ich sie wohl, die pflegten in Menge

Vor der Küche zu steh'n und hofften, es werbe wohl ihrer Auch der günstige Koch mit einigen Knochen gedenken. Einen ihrer Gesellen erblickten die wartenden Hunde, Der ein Stüd gefottenes Fleisch dem Roche   ge­

nommen

Und nicht eilig genug zu seinem Unglück davon­sprang Denn es begoß ihn der Koch mit heißem Wasser von hinten

Und verbrüht' ihm den Schwanz; doch ließ er die Beute nicht fallen, Mengte sich unter die Andern; sie aber sprachen zusammen: „ Seht, wie diesem der Koch vor allen Andern begünstigt!

Scht, welch föftliches Stüd er ihm gab!" Und Jener bersetzte: Wenig begreift Ihr davon, Ihr lobt und preist mich von vorne, Wo es Euch freilich gefällt, das föstliche Fleisch zu erbliden; Aber bescht mich von hinten und preist mich glüd­lich, wofern Ihr Eure Meinung nicht ändert!" Da sie ihn aber besahen, War er schrecklich verbrannt; es fielen die Haare Herunter, Und die Haut verschrumpft ihm am Leib. Ein Grauen befiel sie, Niemand wollte zur Küche; sie liefen und ließen ihn stehen.

Denn Goethe hat alles voraus Gewußt!

Lachen nicht verlernen.

Ein Hörschler

Nach dem Abendbrot schritt der Herr Stant

anwalt an der Seite seines Gastes durch seine Privatgemächer, stolz von der Architektur und dem eigenen Stil der Zimmer plaudernd. Vor einem großen Delgemälde blieben beide stehen. ,, Sehen Sie," sagte der Staatsanwalt, hier ist mein liebstes Bild, die Göttin der Gerech tigkeit: Nemesis!"

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,,, vielen Dant, Herr Staatsanwalt!" fagte der Gaft und ergriff mit beiden Händen die Rechte des Gastgebers. Ich nehme es gern! Ich lasse es gleich morgen früh abholen!" ( ,, Neue J. 3.")

Grüne Jugend  Dieser Papagei ist hundert Jahre alt, mein Herr!" Sm, für dieses Alter ist er aber noch reichlich grün!" ( ,, Neue J. 3.") Gerettet Meine sämtlichen Hühner sind diese Nacht

von" Einbrechern abgeschlachtet worden!" Und ihr scharfer Wachthund, der immer im Stall liegt?"

Der lebt noch!"( Fliegende Blätter  ") Das junge Huhn Wirtin: Wie ist das junge Huhn? Ich habs nicht gern geschlachtet!"

Gast: Aus welchem Grunde? Sie sind wohl zusammen aufgewachsen?"

( ,, Fliegende Blätter  ") Aus der Schule ,, Surt, wer bat früber regiert: Magimi lian II. oder Ludwig II.  ?" Die haben beide früher regiert, Herr ( Fliegende Blätter  ")

Lehrer!"

Nicht schwindelfrei Dachdeder zum Kollegen:„ Ich habe meine Braut aufgeben müssen. Sie tanzte so gern, und ich werde dabei doch immer schwindlig." „ Journal")

Ein Gemütsmensch

,, Das ist doch unerhört! Deine Frau gebt jeden Tag mit dem jungen Mann aus und du fagit gar nichte!" Man muß sich einer Neigung nicht wider­feßen. Ich werde mir nächstens einige Lotteric­lose laufen." Journal")