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munist?" Mit feiner Bewegung reagierte der f Angeklagte auf diese Frage. Ebenso war das Verhör über die konkreten politischen Anschau­ungen van der Lubbes absolut negativ. Die Fragent, was der Angeklagte über die Staats­

Freitag, 22. September 1933

Morddrohung gegen den Genossen Dr. Strauß

Donnerstag langte in der Redaktion des nossen   Strauß ein. Brief und Umschlag geben form, über die gegenwärtige Gesellschaftsord Sozialdemokrat" ein Drohbrief an den berant- wir im Jaffimile wieder: nung usw. halte, blieben unbeantwortet wortlichen Redakteur unserer Blätter, den Ge

oder gab van der Lubbe Antworten, welche bc­weisen, daß er von diesen Sachen wahrscheinlich leine Ahnittg hat. Schließlich hat die Tat fache unbestrittene Bedeutung, daß van der Lubbe einige Male übereinstimmend behauptete, daß er bereits seit seinen Senabenjahren Mitglied der holländischen kommunistischen   Jugend war, daß er aber seit 1931 Mitglied feiner tom munistischen Organisation ist.

Der Vorsitzende weist darauf hin, daß er doch den Sowjetstern und ein kommunistisches Mitgliedsbuch besessen habe. Der Angeklagte müsse unterscheiden, ob er nur aus der Örgani­sation ausgetreten sei oder ob er die kommunis stische Idee aufgegeben habe. Aber darüber, be­tont der Vorsitzende, werden Sie uns später noch etwas zu sagen haben!

Die ersten Zeugen

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Als erster Zeuge wird dann der Polizeikommissar Scisseg aufgerufen, der die Ermittlungen nach) der Echtheit des Paffes beim Bürgermeisteramt in Leyden   angestellt hat. Nach den Aussagen des Zeugen bestätigt sich die Echtheit des Passes.

Ein Schreiben der Polizei von Leyden   erklärt, daß Van der Lubbe 1928 von einem holländischen tommunistischen Studenten in das ABC. des Kom­munismus eingeweiht wurde; er habe versucht, vor allem unter den Arbeitslosen Anhang zu bekommen und sei mit der Polizei wiederholt in Konflikt ge raten. Im März 1931 habe er die kommunistische Partei   verlassen; anscheinend gehöre er jetzt einer Gruppe internationaler Sommunisten an. Die 3den. tität des Angeklagten mit dem holländischen Kom. munisten van der Lubbe wird durch ein Schreiben des holländischen Justizministeriums bestätigt.

Dann werden Zeugen darüber einvernom men, ob der Angeklagte am 7. August 1932 in Brodwitz in Sachsen   mehrere Nächte lang von Nationalsozialisten beherbergt worden sei, wobei er sich als Nationalsozialist ausgegeben habe. Van der Lubbe stellt dies in Abrede und erklärt, er habe sich niemals als Nationalsozialist aus gegeben.

Der Zeuge Lindner erklärte, er habe festgestellt, daß es sich nicht um van der Lubbe, sondern um einen gewissen Barge gehandelt habe, der auch er­mittelt und bestraft worden sei.

Der Zeuge Bürgermeister Reil von Brodwit erklärt, er habe zunächst den Eindrud gehabt, daß der seinerzeit in Brodwig beherbergte Mann der Reichstagsbrandstifter gewesen sei. Ein Besitzer fragt den Zeugen, ob er, da er coch Sozialdemokrat gewesen sei, damals das Material für die Behaup fung der Linkspreffe geliefert habe, daß die Brand stiftung von Nationalsozialisten begangen worden sei. Der Zeuge, der vom Vorsißenden sehr scharf ange fahren wird, stellt dies in Abrede. Er sei heute davon überzeugt, daß es van der Lubbe nicht ge­wesen sei.

Der Vorsitzende vernimmt den Angeklagten über seine politischen Auffassungen. Die Frage, ob er die fommunistischen Siele gebilligt habe, beantwortet van der Lubbe mit ja"; für eine Aenderung der Staatsform scier nicht gewesen. Der Vorsitzende will aus dem Angeklagten heraus­befommen, ob und wann er sich als echter Rom­munist gefühl: habe, beziehungsweise ob und wann

EN

IX.13 17

Herr., verantwortlicher ,, Redaktuer.

Die Schreibweise Ihrer ,, Zukunft ,, erregt selbst bei organisierten ,, klassenbewussten ,, Arbeitern mit deutscher Muttersprache grösstes Missfallen.

Sie werden aufmerksam gemacht dass, wie Ihnen bekannt sein dürfte auch in der CSR  Mittel und Wege gibt Verbrecher und deren Mitschuldige entsprechend mundtot zu machen. Denken Sie cirka 14 Tage zurück und andern Sie die Schreibweise Ihres Blattes. Wir w warten nur ar 3 WOCHEN.

EIN DEUTSCHER KLASSENBEWUSSTER ARBEITER, FUER ALLE.

/ gegen deutsches Volkstum

PRIHLAŠUJTE SE ZA POSLUCHAČE ROZHLASU.

AZEN

20.1X.33 17

Herrn

ROZ VZDE INFORMUJE, BAVI.

JUDR. Em 11 Strauss Redakteur,

Prag   II. Tekazanka Nro.18.

Die klassenbewußten" Arbeiter, die hinter sollte einem der unseren auch nur ein Saar ge­er aus der kommunistischen   Bewegung ausge dieser Morddrohung stehen, sind identisch mi: den frümmt werden, sollte auch nur eine Kugel aus schieden sei. Aus dem Frage- und Antwortspiel geht hervor, daß der Angeklagte öfter ein- und Auftraggebern des Edert und geistig und sittlich" dem Revolverlauf der Nazimörder fliegen, dann ausgetreten fei, angeblich aus persönlichen Grün- berbunden mit den Mordheßern in den Gleich- wird den Wordbanditen gezeigt werden, daß auf jchaltungsredaktionen. dem Boden der Tschechoslowakischen Republik tein den, Anarchist sei er nicht gewesen. Das aber sagen wir mit aller Deutlichkeit: Play für ihresgleichen ist.

Bis morgen soll sich der Angeklagte gründ lichst überlegen", was er als Grund seines Aus­trittes aus der kommunistischen   Partei angeben wolle.

Ungarn   soll Soja- Bohnen bauen

Volksfront, Volksrat und Bohemia

Rasch und gründlich auseinandersetzen!

Die Prager Presse" beschäftigt sich I An anderer Stelle dieses Kommentars heißt

und einen friedlichen Kampf um die Revision weiter mit dem Bohemia" Skandal und es: Die Ermordung Prof. Lessings zeigte, führen. schreibt darüber gestern unter anderem: zu welchem Maße von Verrohung, Feigheit und ... aus den ziemlich offenen Worten des Niedertracht diese politische Anstedung auf dem Briefes geht hervor, daß die Bohemia" ihre Gebiete der bloßen persönlichen Sicherheit führen politische Einstellung nicht nach den Er- tann. Der Fall der Bohemia" dedt die feineren fordernissen des eigenen Staates einrichtet, sondern politischen Auswirkungen auf. Hier liegen Exem­nach den politischen und propagandistischen Wün- pel vor, mit denen die Demokratie, wenn sie jchen eines anderen. Diese seltsame Gefügigkeit nicht dem Ansturm offener und versteckter Ge­cinem antidemokratischen Regime gegenüber waitanbetung zum Opfer fallen soll, sich ohne mußte immerhin verwundern bei einem Blatte, Illusionen, rasch und gründlich auseinanderseßen das jich noch immer als Organ der deutsch  - muß. demokratischen Freiheitspartei be­

Budapest, 21. September. Der ungarische Reichsverweser empfing heute in Gödöllo   den deutschen  . Vizefanzler Herrn von Papen in Audienz. Beim Empfang der ungarischen Presse­vertreter erklärte von Papen, er habe mit dem Ministerpräsidenten Gömbös über alle Fragen der Junen- und Außenpolitik, insbesonders über die der Wirtschaftspolitik der beiden Länder ge­meinsamen Interessen gesprochen. Diese Erör­terungen erftredten sich auch auf das Programm, wie die beiden Staaten zur Bekämpfung der wirt­schaftlichen Not zusammenarbeiten können. Un garn könnte einen Teil seiner Wei­zenanbaufläche auf Deliamen oder Sojabohnen umstellen, welche Produkte von Deutschland   importiert würden.

Auf die vielen gemeinsamen Ziele der ungarischen und deutschen   Außenpolitik ver­weisend, erklärte der Vizekanzler, in dem Wuniche nach einer Revision der Verträge stehe Deutschland   auf dem gleichen Boden wie Ungarn  . Der Kampf um die Revision sei, wie die ungari­schen und deutschen   Staatsmänner so oft betont hätten, absolut friedlicher Natur.

zeichnet, deren reichsdeutsche Bruderpartei durch Durchsichtiges Spiel

das gegenwärtige Regime ein ziemlich unsanftes Der gestrige. Venkov" schreibt: Das durch­Ende gefunden hat. Sah die tschechoslowakische Oeffentlichkeit ohnehin mit wachsender Besorgnis, fichtige Spiel der Hafenfrenzler mit der Volksfront

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Parleigenossen und-Genossinnen!

Immer, wenn die Partei den ATUS" gerufen hat, war er zur Stelle. Unsere Arbeiterturner und Turnerinnen, un fere freien Sportler habent stets ihre Pflicht als wichtiger Teil des klassen­bewußten Proletariates erfüllt. N unt ruft euch der ATUS" zur Un terſtüßung seiner Kinderhilfs= aktion auf. Der Blumentag am Sonntag, den 24. September verdient überall von allen unseren Ge­nossen und Genossinnen größte Beachtung und Mitarbeit: Dic Parole des Tages mahnt: ,, Wer eine Blume kauft- übt Solidarität am Arbeiterlind!"

Sitzung der Vertreter der deutschen Parteien haben in ihrem Bericht über diese Rettungsaktion der Hakenkreuzler die Sache noch so geschildert, als ob schon alle deutschen bürgerlichen Parteien sich über den Volksrat geeinigt hätten. Aus den heutigen Rundgebungen der Organe der einzelnen Parteien geht jedoch keineswegs hervor, daß die ganze Altion schon perfekt wäre... Nach der Enthüllung durch das Schreiben des Bohemia" Chefredakteurs Kau­ der   an Herrn Dr. Pohl, die überall auch unter den Nichtdeutschen Aufsehen nicht so sehr wegen der Abhängigkeit der Bohemia" von der reichsdeutschen Politik Sitlers, sondern auch wegen der politi. schen Aufgabe des Abgeordneten Dr. Peters in der Tschechoslowakei   erregt hat, ist es nur selbstverständlich, daß gerade die deut schen Parteien höchst vorsichtig vorgehen müssen und ganz besonders bei Aktionen, die ihnen die hiesigen Hakenkreuzler diktieren wollen. Eben aus dem Grunde, daß die ganze Angelegenheit der ,, Bohemia" mit der Hakenkreuzferei und sogar auch mit der reichsdeutschen zusammenhängt, ist es imm Interesse in erster Reihe der anderen deutschen politischen Parteien, endlich einen vollkommen tlaren Standpunkt zu dem durchsichtigen Spiel der hiesigen Hakenkreuzler einzunehmen, aus deren Taten hier und im Auslande hervorgeht, daß ihre ganze Tätigkeit und ihr Streben gegen die Grundlage unseres Staates gerichtet sind.

Narodni List y" weisen nochmals auf die Bohemia" Affäre hin und erklären, daß das Ver­halten Dr. Peters, des politischen Redakteurs der Bohemia", die Hintergründe der Volksfront" m interessanter Weise beleuchtet. Die nationaldemokra tische Presse ruft nach einer tschechisch- flowakischen Einheitsfront gegen die hatenfreuslerische Bolts­front".

Auch die tschechische Provin; presse bringt ausführliche Auszüge aus dem Bohe­mia"-Brief und stellt fest, daß durch die Ant­wort der Bohemia" die Angelegenheit feinesfalls als erledigt betrachtet werden kann.

Auf den Spuren

der ,, Deutschen Volksfront" Zu diesem Kapitel liefert die Prager  . Presse" folgenden intereffanten Beitrag:

Wenn man den Spuren nachgeht, welche auf die Bestrebungen nach Gründung der deutschen Volksfront in der Tschechoslowafei Einfluß haben fönnen, ist der Umstand von Bedeutung, daß das deutsch   politische Arbeitsamt in Prag  über Einladung aus Berlin  , zur letzten völ­fischen Tagung in Deutschland   Vertreter zu ent­senden, den Obmann des deutschpolitischen Arbeits­amtes Ledebur Wicheln und den Geschäftsführer Abg. Dr. Peters entsendet hat. Daraufhin hat man von Berlin   aus wissen lassen, daß die En't sendung Dr. Peters nicht besonders erwünscht ist, weil in der Druckerei der Bo­hemia", deren politischer Direktor Dr. Peters ist, das Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbei­terpartei in der Tschechoslowakei  hergestellt wird, die gegen das neue Regime in Deutschland   seit seinem Beginn einen scharfen Sturs eingeschlagen hat und den deutschen Natio­nalsozialismus in heftigster Weise bekämpft. Nach entsprechender Informierung der Berliner   Stel len, wobei hauptsächlich mit der Behauptung operiert wurde, daß ein deutsches Blatt in der Tschechoslowakei   schwer in einer Druckerei unter­Tommen fann", ist dann Dr. Peters doch nach Berlin   gefahren."

ein wie großer Teil der judetendeutschen Breffe und dem Volksrat wird immer flarer und flarer. Diktatur der Unteroffiziere"

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das nächste Stadium der fubanischen Revolution?

jich nach den letzten Ereignissen politisch gleich. Es scheint, daß die Voltsfront bereits gescheitert ist schaften ließ, auf die Langmut einer Demo- und sich höchstens auf die Nationalsozialisten und fratie spekulierend, der gegenüber man sich die Deutschnationalen beschränken wird... Wir Havanna  , 21. September. Die Wirren auf alles erlauben zu fönnen glaubt, so mußte doch wundern uns allerdings nicht, daß den ernsteren überraschen, daß sich dieser Einreihung der deutschen Parteien vor den hafenfreuzerischen Stuba nehmen zu, vor allem aber die kommuni­Schriftleiterpresse in den neuen deutschen Parade- Unternehmungen direkt schlecht wird und daß daher stische Agitation. Sämtliche ins Ausland gehende marsch auch ein Blatt anschloß, dessen Eigen auch die Aktion für die Volksfront traurig enden Depeschen unterliegen einer strengen Zensur. Sollte San Martino definitiv feine Demis tümer und Redakteure sonst nicht gerade als er wird. Und es scheint aber, daß auch das Spiel der. wünschte Witglieder des dritten Reiches angesehen Hafenkreuzler mit der Bildung wenigstens eines fion geben, nimmt man an, daß sofort nachher würden. Die Veröffentlichung des Briefes läßt in Bollsrates durchschaut werden wird, da dieser nur die Diktatur der Unteroffiziere pro­die Beweggründe tiefer hineinsehen. Sie waren der Ausgangspunkt des hafenkreuzlerischen Austurms flamiert werden wird. nicht ausschließlich ideeller Natur. Es waren sehr auf die anderen deutschen Parteien fein soll, im Die amerikanischen   Striegsschiffe liegen noch materielle Rüdjichten, die die Bohemia" zur Rück. Wesen dasselbe Wittel, welches die Volksfront dar- immer im Golf vor Anker und sind vom Fest­stellen jollie. Die Veranstalter der Reichenberger land aus zu sehen. sicht auf das neue deutsche Regime bewogen."