Nr. 223
Morgen Blumentag der Arbeiterturner
leber 6000 Kč hat nur einer unserer Arpeiterturn- und Sportvereine( ,, Gleichheit"-Lerchenfeld in gemeinsamer Aktion mit der Barteisektion, den Kinderfreunden und Freidenfern) im vergangenen Winter für die Kinder Ar beitsloser sammeln helfen. Parole war: Sein Arbeiterkind darf hungern!"- Der 1. Atus- Begirl gab im Vorjahre fast 3000 Ke an RinderFerienfürsorge aus. In allen unseren Vereinen und Bezirkett werden überall ständig viele Tausend Kinder unterstützt. In Sunderten von Fäl lent wäre Unterstützung noch notwendig. Nicht aber find immer genügend finanzielle Mittel vorhanden.
Da menden wir uns nun einmal im Jahr an die breite Arbeiteröffentlichkeit und bitten um Unterstüßung bei unserer Erziehungs- und Für jorgearbeit an den Kindern der Arbeiterklasse. Unser
Blumentag am Sonntag, den 24. September
wird hoffentlich von allen arbeitenden Menschen die Beachtung finden, die er verdient. Die fleine Spende von 1 Ke fommt ja dem wertvollsten Gute der Arbeiterschaft, ihren Kindern, 31. ,, Wer eine Blume lauftübt Solidarität am Arbeiterkind!" Frei Heil!
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Der Bundesvorstand.
Wir grüßen die Jungen!
Heute tritt in Prag eine Reichsfonferen; des Sozialistischen Jugendverbandes zusammen, die nach dem Verbandstag die höchste Körperschaft dieser Organisation ist.
Die Tagung steht ganz im Zeichen der neuen Aufgaben, die die gegenwärtigen Ereignisse der sozialistischen Bewegung stellen. Ihre Beratun gen gelten vor allem der fürchterlichen Lage, in die Wirtschaftsfrise und Arbeitslosigkeit die preletarische Jugend gebracht haben. Nicht weniger als 200.000 junge Menschen stehen außerhalb der Werkstätten und Betriebe, viele hatten seit der Schulzeit überhaupt noch feine Beschäftigung. Diese Jugend ist förperlich und sittlich auf das schwerste gefährdet, ihre Lebenssituation mach: fie besonders empfänglich für die fascistische Agitation. Die Fürsorge für diese Jugend ist volltommen unzulänglich; in ihrem Schidjol spiegelt fich das Schicksal der gesamten Arbeiterklasse, ihre Verelendung gefährdet Existen; und Kampffraft des Proletariats, Unmöglich ist es, dieser Jugend mit der landläufigen und für sie bisher faum in Betracht kommenden Arbeitslosenfürsorge zu helfen. Die jungen Menschen brauchen zu essen; dafür muß gesorgt werden. Sie brauchen aber auch Aufgaben, an denen sie ihre Straft er proben fönnen, sie brauchen die Ausfüllung ihres inhaltslosen Tafeins, sie brauchen Beschäftigung.
Samstag, 23. September 1983
... und nach der Arbeit
MARKE HIRSCH
frische Wäsche!
Das tut dem Körper wirklich wohl und alle Müdigkeit verschwindet! Vor allem aber schützen Sie dadurch die Gesundheit Ihrer Lieben, denn mit der Arbeitskleidung kommen oft Krankheitskeime in Ihr Haus. Lassen Sie deshalb Ihre Wäsche recht oft waschen mit der reinen Hirschseifel Sie reinigt schnell und gründ lich und die Wäsche wird geschont!
SCHICHT SEIFE
offenen Verfassungsbruch?
Pluralwahlrecht, Ständekammer und Rathauskontrollor angekündigt
Wien , 22. September. ( Eigenbericht.) Es scheint, daß die österreichische Regierung mit ihrem Plan, die demokratische Verfassung restlos beijeite zu schieben, jest rasch Ernst machen will. Das heutige Abendblatt der christlichsozialen Par tei, das Neuigkeitsweltblatt", bringt bereits ziemlich genaue Angaben darüber, wie sich die Regierung die dem Volk aufzuzwingende Verfas jung vorstellt.
das Wiener Rathaus unmittelbar bevorstehe.
Auch die„ Neue Presse " ist berei: s über solche Pläne gegen das Wiener Rat haus informiert. Sie schreibt u. a.:
Scite 3
Voruntersuchung gegen Chefredakteur Wesselski
Prag, 22. September. Amtlich wird gemel
det: In Angelegenheit des befannten Briefes, welchen der Chefredakteur- Stellvertreter der ,, Bohemia" Gustab Kauder an den Verlags direktor der„ Bohemia" Dr. Pohl richtete, wurde gegen den Chefredakteur der Bohemia" Albert Wesselski und die weiteren beteilig tett Personen die Strafvoruntersuchung eingeleitet.
Durchsuchung der Redaktionsräume der„, Bohemia“
Gegen 5 Uhr nachmittags erschien erne Reihe von Zivilwachleuten in den Redaktionsräumen der Bohemia", wo eine vierstündige Haussuchung abgehalten wurde. Auch bei dem Chefredakteur Wesselski und dem Chefredakteurs Stellvertreter Kauder wurden Haussuchungen borgenommen.
Ein verspäteter Rechtfertigungsversuch der ,, Bohemia" konfisziert
Die Freitagnummer der Bohemia" ver fiel an mehreren Stellen der Beschlagnahme. Inzwischen schien der Leitung der Bohemia" doch irgendwie die Erkenntnis aufgedämmert zu sein, daß sich die hochpolitische Brief- Affäre nicht durch Der fünftige Regierungskurs wird den die Vogel- Strauß Politik der Erklärung vom Grundsätzen, die Dr. Dolljuz bei der vaterländi Dienstag zu dem Mißbrauch eines schen Rundgebung auf dem Trabrennplage in
Es soll sich nach diesem Blatt um ein Wien dargelegt hat, und dabei gewissen Wünschen Privatbriefes" aus der Welt schaffen lasse. 3weilammer- System nach dem Muster Rechnung tragen, die insbesondere von der So wurde in der( Freitag abends erscheinenden) der alten österreichischen Monarchie handeln. Heimatschusführung immer wieder in Samstagnummer in einem Vierspalter„ AufDie eine Kammer, der Nationalrat, soll den Vordergrund gestellt worden sind. Dazu klärung zum Fall Bohemia" ein Rechts nicht mehr nach dem allgemeinen gleichen gehört in erster Linie die Stellungnahme zu der fertigungsversuch unternommen, der jedoch mit Wahlrecht, sondern nach einem geheimnisvollen Wiener Gemeindeverwaltung. In welcher Form Pluralwahlrechi gewählt werden. Das dies geschehen soll, wird erst im Schoße der Re- Ausnahme des Titels und ein paar belangloser Blatt deutet weiter an, daß nur jene Bundes- gierung beraten werden. Für den Eingriff des Stellen zu mehr als 90 Prozent der Konsislation bürger das Wahlrecht in diesen Nationalrat Bundes in die Finanzverwaltung der Gemeinde verfiel. haben werden, die durch viele Jahre ihren Wien liegt zunächst der radikale Vorschlag vor, Wohnort nicht gewechselt haben. Das heißt einen besonderen Finanztontrollor
Ein Hörer der Freien Schule der politischen Wissenschaften" schreibt uns:
nichts anderes, als daß Zehntausende von oder überhaupt einen Regierungston. Noch ein Porträt aus der„ Bohemia“ Arbeitern, die auf der Arbeitssuche zu einem trollor zu bestellen. Ein anderer Vorschlag Herr Dr. Walther Wohrysek Wechsel ihres Wohnortes gezwungen find, geht dahin, einen Finanzfontrollor zu bestellen, bom Wahlrecht ausgeschlossen der für alle Länder und Gemeinden das Kontroll würden. recht mit imperativen Befugnissen erhalten Die obere Kammer, der sogenannte würde. Dadurch wäre es möglich, auch über Ständerat , soll gar nicht mehr gewählt, Wien hinaus eine Reihe von Gemeinden über sondern einfach von der Regierung er die Kompetenz der Landesregierungen hinweg in nannt werden. Dieser Ständerat soll auch ihrer freien Gebarung zu beschränken. allein befugt sein, alle Wirtschaftsgeseße zu beschließen. Das NeuigkeitsweltWie weit es mit diesen Plänen wirklich her blatt" deutet jogar an, daß die Ernennung ist, fann man nicht beurteilen. Die Verantworeines solchen Ständerates schon in der tung dafür muß man dem zitierten Blatt über nächsten Woche bevorstehe.
Auch die offizielle politische Korrespondenz erfährt, es sei beabsichtigt, schon in der nächsten Zeit einen vorläufigen Länder und Ständerat als beratendes Orgon der Regierung zu aktivieren, welchem die Regierung ihre Notverordnungen vorlegen will.
( ajsen.
Die sozialdemokratische Partei hat bereits vor wenigen Tagen ihren Standpunkt zu diesen Plänen llar und deutlich lundgetan. Sie hat er lärt, daß jeder Versuch eines Verfassungsoftrois und jeder Versuch einer zwangsweisen Aenderung im Wiener Rathaus den offenen Wider Es scheint aber, daß der Plan der Regie- stand der Arbeiter zur Folge haben würde, rung noch weiter geht. Das chriftlichsoziale und macht die Regierung nochmals darauf auf Blatt erzählt nämlich auch, daß die Ernennung merksam, daß jeder dieser Versuche Desterreich eines Regierungstontrollors für in unabschare Wirren stürzen würde!
Die Reichsfonferenz der sozialistischen Ju gend wird nicht verfehlen, das Begehren der proletarischen Jugend nach einer umfassenden Arbeitslosenhilfe flar zu umschreiben und nach Mitteln und Wegen zu suchen, die die Verelendung der arbeitslosen Jugend zu verhindern, die ihre furchtbare Lage einigermaßen zu bessern ver- in der jüngsten Vergangenheit mit ehrlicher Bemögen.
wunderung verfolgt. Die Jugendbewegung it Das billigste Buch!
Aber die sozialistische Jugend ist sich darüber heute mehr denn je die Hoffnung der Partei; in Klar , daß es ausreichende Hilfe für sie in diefer dem wir den Jungen danken für ihre Tapferfeit tapitalistischen Welt nicht gibt und daß sie sich und Treue, rufen wir sie zu neuem Stampf und nur durch die sozialistische Neuordnung der Welt zu neuer Verantwortung!
ein menschenwürdiges Dasein schaffen tann. Sie erfennt in dem Bestreben des Fascismus, die Arbeiterklasse zum Helotentum hinabzudrüden, einen
letten Berfuch der fapitaliſtiſchen Welt, fich zu Anerkennung Sowjetrußlands
behaupten und weiß, daß der Kampf gegen den Fascismus, in dem sie alles einzusetzen bereit ist, ein Teilfampf in dem weltgeschichtlichen Ringen Paris , 22. September. Wie der„ Matin" um den Sozialismus ist. Die Niederlage der aus Washington meldet, sei es möglich, daß die Arbeiterbewegung in Deutschland , die Bedrohung Vereinigten Staaten bis zum 1. November der sozialistischen Positionen in den verschiedenen Sowjetrußland offiziell anerkennen werden. Sei, europäischen Ländern, furz, die augenblickliche tens der beiden Regierungen werden socben über Weltlage des Sozialismus- sie verlangen ge- wichtige Handelsverhandlungen Vereinbarungen bieterisch eine Untersuchung der bisherigen Ar- getroffen.
Hessens Staatspräsident abgesetzt
Darmstadt , 21. September. ( Jnpreß.) Der Reichsstatthalter in Hessen , Sprenger, hat den hessischen Staatsminister Prof. Dr. Werner seinem Ansuchen entsprechend" von seinem Posten enthoben.
ARBEITER JAHRBUCH
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Als Sie die Größen der Bohemia" Revue passieren ließen, blieb einer unbeachtet: Herr Dr. Walther Wohrbief.
Wir wundern uns nicht darüber, daß dieser, Herr, seinem Hauptberuf als Beamter im Dienste des Innenministeriums zuliebe, feinen Nebenberuf als Drahtzieher hinter den Kulissen der Bohemia" unter streng ster Diskretion ausübt." Herr Gustav Kauder war so nett und lüftete Wohryseks Jufognito, indem er ihn in seinem Brief an Dr. Pohl ganz nebenbei erwähnte.
Tennen, die den Nazis die Stiefel ableden, mit In Wohrysef lernen wir einen jener Juden denen sie später den Tritt bekommen. Es spielt dabei feine Rolle, ob man, wie Herr Wohryief, dem Taufwaffer auch politische Wunderwir fungen zuschreibt, oder. wie Herr Bacher, bei der Kultusgemeinde bleibt. Immer ist es nur cine Variante ein und derselben geichmadlojen Anbiederung an die Fascisten.
Wieweit Wohryset dabei geht, zeigt seine Tätigkeit an der freien Schule der poli ischen Wissenschaften, wo er in den vergangenen Jahren einer der Hauptlehrer war und regelmäßig drei Wochenstunden hatte, während auf alle anderen deutschen Vortragenden zusammen vier Stunden lamen. Von Wohrysek und dem deutichpolitischen Arbeitsamt wurde die Schule zumeist mit Safenfrenzlern beschickt, von denen einige auch in dem Volks= sportprozeß verwickelt waren. Diese Herr= ichaften eroberien unter der Patronanz von Wohrysef die Mehrheit in einem„ journali itisch joziologisdren Klub" und nüßten ihn als organisatorischen Mantel für eine chauvinistiche Propaganda aus. Der Klub stand unter der tatsächlichen Leitung von Irmgard Jung. der Tochter des Naziführers, und einem Hans Schneider, Mitarbeiter des„ Sudetendeutschen Beobachters". Mit diesen Leuten und dem Klub als einer Art legitimer Vertretung der deutschen Hörer ver handelte Wohrysef einzig und allein, der allge meine Verband, der alle Schüler ohne Unterschied der Nation aufnahm, wurde von ihm übergongen.
Herr Wohrysef hat das genannte Fräulein Jung ungehindert in seinem Seminor eine län gere Deflamation über„ Jugend und Politik", gespickt mit der üblichen fascistischen Pbrajeologie, vom Stapel laufen lassen. Als aber c:} L ctmw: ,, ࿐ nin(: ༑: ། ། ༩ །
beits- und Kampfmethoden. Und dieser Untersuchung soll auch die Reichskonferen; der soziali stischen Jugend dienen. Auf ihrer Tagesordnung befindet sich eine Aussprache über die Voraus fetzungen zum Siege des Sozialismus. Die Schaffung dieser Vorausseßungen stellt die sozialistische Jugend vor große organisatorische und pädago gische Aufgaben und es ist darum fein Zufall. daß die Reichsfonferen; auch zur Lage der Orga nisation, zu ihrem Aufbau und ihren durch die Krise bedingten Schwierigkeiten Stellung nehmen Werner wurde abgesetzt, weil er es ab wird. Es gilt nicht nur, sich den neuen Situatio lehnte, weiter mit einem Manne von der gerinnen anzupassen, sondern diese Situationen auch gen Qualität Sprengers zusammenzuarbeiten, auszunüßen. Dies ist nicht nur eine Verpflich und weil er die Cliquenwirtschaft in der Pertung der Jugendorganisation, sondern eine aller sonalpolitik Sprengers mißbilligt. Das gestürzte sozialdemokratischen Organisationen. Alle haben hessische Staatsoberhaupt ist einer der ältesten zu versuchen, ihre Arbeit so zweckmäßig und er- Borkämpfer der„ völkischen Idee" in Deutschfolgreich wie möglich zu gestalten und die Kräfte land. Er gehörte schon als einer der wenigen zusammenzufassen. Diesem Bestreben, zu dem völkisch- antisemitischen Abgeordneten dem Vor- zu beziehen durch alle Kolporteure und Bezirks- im die Gegenwart zivingt, will die Beratung über friegsreichstag an und hatte seine Position jahrsekretariate. Verlag Zentralstelle für nicht zu tragen, ohne an den zahlreicheren die Vereinigung der Kulturorganisationen dienen. zehntelang bewahrt. Als Mann von einer ge das Bildungswesen:
Wir haben die Arbeit unserer Jugendbewe- wiffen zivilisierten Haltung und Kampfesweise gung, der wir gerade in dieser schweren Zeit für geriet er mehr und mehr in Gegensatz zu den die Gesamtheit des fämpfenden Proletariats i Rohorten, die jetzt das deutsche Volf unterdrüf unendlich viel verdanken, immer mit Stolz und fen und mußte seinen Platz räumen.
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Praha II., Nefázanka 18.
auf diese Provokation sachlich antwortete, wies Wohrhief seine Ausführungen als parteiI i ch" zurück.
Herr Wohrysef tat noch ein übriges, er for derte die sozialistischen Studenten auf. Vortragssaal die Freiheitspicile Kududen der Nazi den geringsten Anstoß zu nehmen.
Wohryse! und Bohemia". jie ad einander. würdig, seine Gleichschaltung hat dieser Herr aber schon früher vollzogen.