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Freitag, 6. Oktober 1983

PRAGER ZEITUNG.

Kunst und Wissen

meines Erachtens überaus hoffnungsvolles junges Talent, dessen Unausgeglichenheit durch starke Eigen­art und starke Momente wettgemacht wird. Daß

eine so gute Schauspielerin wie Fräulein Behrens

cs zuwege bringt, dem Cliché einer Dirne eine eigene, höchst wirkungsvolle Note zu geben, ist ein weiteres Plus dieser Aufführung. In Episoden traten insbesondere Herr Kurz, ein neues Mit glied, in anerkennenswerter Weise hervor, fern r Frau Reiter, deren Drastit starten Lacherfolg hatte, und Herr Val!.

Ein Mantel, ein hut, ein Handschuh. Man war vorweg überrascht und befremdet, Wilhelm Speyer , dem Verfasser etlicher aus gezeichneter Romane, unter denen der Kampf der Tertia als eines der besten, überzeugendsten, kämpferischesten deutschen Bücher des letzten Jahr fünfts gilt, nun als Autor eines Kriminalstücks be gegnen zu sollen, dem der Ruf eines Reißers" vor­Ich glaube die Hoffnung aussprechen zu dürfen, anging. Die Erstaufführung im Neuen deutschen daß das Publikum unserer Arbeitervorstellung am Theater hat nun erfreulicherweise davon überzeugt, Sonntag für die Wahl dieses Stückes dankbar sein daß Speyer zwar wirklich ein stark auf Effekte gevird. stelltes Kriminal- und Justiz- Schauspiel geschrieben hat, daß aber Ein Mantel, ein Hut, ein Hand=

Tendenz,

L. G.

Systems, welche trotz der bürgerlich agrarischen Angriffe bisher behauptet werden konnten.

Sie fordert im Interesse der Krisenopfer eine bessere Förderung der Arbeitsbeschaffung der Selbstverwaltungsförper durch Ermög lichung und Bewilligung von entsprechenden Darlehen aus der Arbeitsanleihe. Sic pro­testiert gegen die Kürzungen der Zuweisungen aus der Ernährungsaktion und fordert zur Be­fämpfung der Hungersnot die Fortschung und Ausdehnung der vorjährigen Brotaktion für den kommenden Winter.

Ein weiterer Beschluß besagt, daß im Laufe des Monats Oktober in jedem Organisations zentrum des Böhmerwaldes ein Vertrauens­männer Appell aller sozialdemokratischen Organisationen abgehalten wird, als Vorberei= tung zu den internationalen Kundgebungen in der Woche des 9. November. Ferner ist geplant, am Vorabend des 9. November in einer Reihe von Grenzorten durch Höhenfeuer den im Drit­ten Reiche schmachtenden Brüdern Freiheitsgrüße

ſchuh" sich durch ſeine warme menſchlichen Vorträge und Veranstaltungenende.

durch Sauberkeit der Gesinnung und durch gelunge nes Bemühen um psychologische Vertiefung wesent lich über das gewohnte Niveau dieses dramatischen Genres erhebt. Es gibt wohl im Geſamt der Er position und Durchführung wie in Einzelheiten so manche Unglaublichkeit in diesem Stüd, aber starte Spannung und innere Anteilnahme am Geschehen helfen vollkommen darüber hinweg. Das übrige be­sorgt die scheinbar ganz im Hintergrund bleibende, aber um so nachdrücklichere Regie Gellners, dessen feiner und sicherer Hand zweifellos der schöne Er­folg der Erstaufführung zum großen Teil mit zudanken ist.

Ueber den Inhalt des Stückes ſei, um das Interesse fünftiger Besucher nicht abzuschwächen, nur Leidenschaft handelt, deſſen Täter bis zum Schluß nur dem Publikum bekannt ist. Unbefriedigend in ethischer Hinsicht, zumal in unserer mordvollen Zeit, bleibt an dem Stück, daß es feinerlei genügende Sühne des Mords verzeichnet; daß der Täter zwar genug der Seelenqualen auszustehen hat und sich selber bestraft, indem er einen geliebten und glän zend ausgeübten Beruf aufgibt, daß es aber über das durch ihn vernichtete Menschenleben faum ein feuchtes Auge gibt. Daß es sich um ein minder­wertiges Wesen handelt, entschuldigt so wenig vor dem Gewissen wie vor dem Gericht. Und es ist ein schöner, aber doch nicht ausreichender Ausgleich, daß der unschuldig Angeklagte dem Tribunal entgegen schreit, es fümmere sich um das Elend nur, wenn Blut geflossen ist.

Rafael Schermanns Vortrag über Irrwege der Liebe in der Handschrift" füllte am Mittwochabend den großen Saal der städtische: Zentralbücherei mit einer Hörerschaft, die sehr aus

Sektion der sozialdemokratischen Bankbeamten. Freitag, den 6. Ottober, um 18 Uhr im Café Monopol( gegenüber dem Masaryk Bahnhof) wich, tige Situng, zu der das Erscheinen aller Wr

Jugendbewegung.

merksam- wozu schon die schwache Stimme des Glieder erbeten wird. Vortragenden zwang und interessiert den Tar legungen Schermanus folgte, diesem Bemühen, des Psychographologen erstaunliche Deutung der Hand- S. J. I. Sonntag, den 8. Oktober, Wande schriften wissenschaftlich zu erklären. Deutung"- rung nach Sv. Ján pod Stálou. Treffpunkt das Wort trifft nur annähernd zu. Schermann halb 8 Uhr am Smichower Bahnhof. das mehr oder minder auch andere Graphologen deutet ja aus der Schrift nicht den Charakter, wie

Sport- Spiel-

treffen. Er erkennt aus der Handschrift viel mehr: Sport

Vortrage zumeist gesprochen wurde, and Lebensmüd­heit, den Willen zum Selbstmord. Schermann er. zählte von seinen Fällen", berichtete eine ganze Reihe tragischer und tragikomischer Schicksale, an denen er insofern beteiligt war, als er vor dem Ge­schehen zu Rate gezogen worden war, um die Hand­schriften der Helden und Heldinnen dieser Ereignisse

beurteilen. Schermann vermochte in manchen Fällen drohendes Unheil abzuwenden, in anderen es zu verzögern, in jedem Falle behielt er recht mit seiner Beurteilung. Schriftbilder, die gezeigt wurden, sollten erläutern, wieso er zu seinen Deu­tungen fam. Bildmale" nennt er jene besonders charakteristischen Schriftmerkmale, aus denen er seine überraschenden Schlüsse zicht. Sie wirken nicht immer überzeugend. Nicht überzeigend für den Laien, der etwa aus einem Buche, falls Schermann eines schriebe, diese Methode erlernen wollte. Denn so wenig es zu bezweifeln ist, daß Schermann jede seiner Folgerungen durch besondere Schrifteigen­heiten zu erläutern vermag, so gewiß ist es doch auch, daß hier das Erste, Wichtigste der intuitive, erklären, aber nicht nachzumachen. Sympathisch fünstlerische Blid ist, das Unerlerubare. Es ist zu berührt, daß Schermann alles Geheimnisvolle, alle Hellscherei ablehnt, daß er nichts sein will als wissenschaftlicher Arbeiter. Man wird ihm wohl am chesten gerecht, wenn man feststellt, daß er II.

Troß dieser Einschränkungen ist an dem Stück -wie charakteristisch! mehr Humanes und Sitt liches und auch mehr Ergreifendes festzustellen an der Dußzendware des derzeitigen literarischen" Repertoires am Deutschen Theater; uns ist dieses chrliche Kriminalstück lieber als beispielweise der verhatschte Disraeli", der etwas zu sein vorgibt und darum mit seinem Ritsch zu verführen imstande iſt. Die ausgezeichnete Aufführung des Speyer­schen Studs erhält erhöhte Bedeutung durch die durchwegs vortrefflichen oder zumindest guten schau­spielerischen Leistungen. Ernst Deutsch , in der Hauptrolle des Anwalts, scheint uns hier das Beste zu bieten, das je auf dem Prager Deutschen Theater seine Wissenschaft zur Kunst erhoben hat. von ihm zu ſehen und zu hören war; der gewohn­ten Kraft seiner Darstellung gesellt sich hier eine innere Verhaltenheit und eine menschliche Wärme zu, die so ziemlich alles zudecken, das man sonst an diesem stets interessanten Künstler als maniriert abzulehnen sich genötigt sah. Die ganze Figur ist die Sozialdemokratie des Böhmerwaldes

Aus der Partei

im Angriff!

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1296953

Desember 1953

Lose sind zu haben bei den Vertrauens­leuten der verschiedenen Organisationen,

fast sämtlichen Sportartikeln zuzuschreiben ist. Das Anteilscheinkapital ist auf 11.900 Franken angewach sen, da nicht nur bisherige Genossenschafter( es sind dies nur Vereine, nicht Einzelpersonen) ihren Anteil erhöhten, sondern auch einige Vereine neu beigetre ten sind. Der Reingewinn gestattet nach der Ver zinsung der fremden Gelder und des Anteilschein­fapitals in der üblichen Höhe sowie der Ausrichtung ciner v'erprozentigen Rüdvergütung die Uebervei­jung eines gewissen Betrages an die Zentralfasse des Satus und eine Einlage in den Personalfonds.

Körperpflege der Klaffenzugehörigkeit der Vereine wurde eine

Hally( DTI. Prag VII)

der derzeit beste Sturzstredenläufer und Allround Sportler im Verbande der DTIC., versucht neuer­

dings auch die Mittelstreden zu bewältigen. Unser

Bild zeigt Genoffen Hally bei seinem Sieg über die 800 Meter Strede( 2: 09.4 Min.) im Felder­Memorial, wo er den Favoriten Sarafiat schlug.

Vom österreichischen Arbeiter- Handballsport. Durch den Zusammenschluß des Arbeiter Handball­verbandes mit den Turner Handballern war eine neue Klaffeneinteilung erforderlich. Zur Ermitt Qualifikationsmesterschaft ausgeschrieben, durch die die endgültige Klasseneinteilung erfolgen sollte. Die Qualifilaationsmeisterschaft soll nun fallengelassen werden und die Einteilung der einzelnen lassen in mehrere Gruppen aufrechterhalten bleiben. Die Zahl er Vereine der Gruppen soll dadurch verringert verden, daß mehr Mannschaften absteigen als auf, teigen. Bei den Frauen soll es nur eine erste und eine zweite Staffe geben Durch diese Einteilung würden Termine für Freundschaftsspiele frei, außer dem könnte auch noch ein Cupwettbewerb durchge­führt werden.

Bargerlicher Sport.

Der duellierende Weltrefordler. Rusoczin­ifi. der polnische Weltrefordler und Langstreden. läufer, ist diesen Sommer plötzlich von der Aschen­bahn verschwunden. Als Ursache wurde angegeben, daß er an einer Fußverleßung leide. Vor kurzem wurde aber bekannt, daß der Pole in Warschau ein Duell mit einem Offizier hatte und schwer verletzt wurde.

Literatur

Sprachenpflege. 2e Traducteur", franzö sisch deutsches Sprachlehr- und Unterhaltungsblatt, fann für den Selbstunterricht wie für den Schüler warm empfohlen werden. Die Stoffauswahl und die Uebersetzungen zeugen von großer Sorgfalt. Probeheft kostenlos durch den Verlag des Tra ducteur" in La Chaux- de- Fonds ( Schweiz ).

Wo verkehren wir?

Der Schweizer Arbeiter Sportverlag hielt vor Café Continental", Prag , Graben

meisterhaft profiliert und mit absolut wirksamen Einzelzügen ausgestattet. Die zweite große männ­liche Rolle, die des Angeklagten, liegt bei Otto Feldzug gegen Hunger und Hakenkreuz! Ströhlin gewiß nicht ganz in den richtigen Eine am Sonntag stattgefundene Sißung der Händen dies sogar wörtlich zu nehmen, denn Kreisvertretung Pilsen - Budweis beschäftigte sich gerade dieser Schauspieler hat weniger die hier mit den traurigen sozialen Verhältnissen im süd furzem in Bern seine Generalversamm­geforderten derben, sondern die seinen Hände des( westböhmischen Grenzgebiete und mit dem Win- lung ab. Dem Geschäftsberichte 1982/83 ist zu modernen Nervösen aber um so höher ist seine terprogramm der sozialdemokratischen Bewegung entnehmen, daß troß Krise und Arbeitslosigkeit der Frische und Natürlichkeit, seine Humor Entwicklung des Böhmerwaldes. Eine von den zahlreich an- Umjab wieder um 51.148 Franken vermehrt wer anzuerkennen, und festzustellen, wie bedauerlich es ist. wesenden Vertrauensmännern einmütig gefaßte den konnte. Die Umsatzvermehrung ist begründet daß man Ströhlin ein ganzes Jahr lang unver Entschließung anerkennt die Verdienste der beiden einerseits auf einer vermehrten Propagandatätigkeit, dient in den Hintergrund gedrängt hatte. Und auch sozialdemokratischen Parteien und besonders des anderseits auf die Errichtung von Filialen. Troy Fräulein Berndt erwies sich in einer Aufgabe, Fürsorgeministers Dr. Czech in der Vertei- der Umsagvermehrung ist der Reingewinn etwas zu deren bäuerlichen Wesensteil sie nicht besitzt, als ein digung der wichtigsten Grundlagen des Genter rückgegangen, was den starken Preissenfungen auf

Gastwirtschaft

LIDOVÝ DUM

( Gen. Wilhelm Opairn Täglich

Konzert. PRAG II., Hybernska

Nr. 7.

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In tiefster Trauer geben wir Nachricht von dem Ableben unseres hochverehrten Präsidenten, des Herrn

Ing. Maximilian Bondy- Bondrop.

Der Verblichene hat während seines jahrzehntelangen Wirkens als Mitglied und später als Präsident des Verwaltungsrates seine reiche Erfahrung und unermüdliche Arbeitskraft stets in vorbildlicher Hingabe unserem Institute gewidmet. Wir beklagen tief den Heimgang dieses hervorragenden Mannes, dessen edle Gesinnung und erfolggekrönte Tätigkeit ihm in der Geschichte unserer Bank für alle Zeiten ein dankbares und ehrendes Gedenken sichern. Prag , den 5. Oktober 1933.

Verwaltungsrat und Direktion der Böhmischen Union- Bank.

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befrebatteur: Wilhelm Nießner. Herausgeber: Siegfried Tan b. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Emil Strang, Prag . Drud: Rota A.-G. für Zeitung und Buchdrud, Brag. Brag. Die Beitungsmarlenirantatur murde von der Bost. a. Telegraphenbirektion mit Erlag Nr. 13.800/ VII 1930 bewilligt. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Boit monatlich Ke 16.-, vierteljährlich 18.-, Für den Drud verantwortlich: Ctto volit, balbjahrig Ko 96.-, ganzjährig 12. Inserate werden laut Zarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlag. Rüdstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarlen.

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