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031.demokrat
Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoſlowakischen Republik
13. Jahrgang.
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Dienstag, 10. Oftober 1933
so
F. V. Krejčí, der befannte tschechische Publizist. veröffentlicht im jonntägigen „ Právo Lidu“ einen bemerkenswerten Leitaussah unter dem Titel„ Von der Seele unserer Deutschen ". Wir vermerken diese Stellungnahme mit großer Genugtuung, meil sie von chrlichem Bemühen zeugt, die Lage und die Stimmungen der judetendeutschen Bevölkerung zu verstehen. Der Nationalismus eines großen Teiles unserer Jugend ist auf die Vorstellung begründet, daß in den Tschechen nur Feindseligkeit gegen alles Deutsche vorhanden ist, daß ihre nationale Politik nur von Haß und Vernichtungswillen dilliert ist. Jedes verständnisvolle Wort von tschechischer Seite ist daher ein Schlag gegen die ideologischen Grundlagen der Hakenkreuzpolitit, schafft die Voraussetzungen für eine fruchtbare DisIussion und für eine ehrliche Verständigung der Völker. Unter dieser Perspektive ist der Aufsatz Krejcis cin Appell an die Tschechen, wie an die Sudetendeutschen, einander in der gegenseitigen Beurteilung Gerechtigkeit werden zu lassen und über die kleinliche Zwietracht des Tages hinausdenkend ihre gemeinsame historische Mission in Europa zu erkennen.
Nr. 237.
blickendsten unter unseren Deutschen wissen sicher, daß sie mehr als durch die Schnsucht nach dem Ausgehen im schroff und schablonens mäßig zentralisierten Reiche ihrem Volfe nüßen werden, wenn sie in unseren Ländern die Eigenart ihres Stammes erhalten und ihre Sendung darin suchen werden, eine Brüde zwischen Deutschland und dem slawischen Mitteleuropa zu sein.
Volksgenossen aus dem nördlichen Deutschland . Tazu tritt dann die Kraft alter Traditionen: Unsere Deutschen hängen allerdings vor allem an ihrem engeren Gebiet, welches sie Heima: netttten, aber sie können doch nicht vergessen, daß diese Landstriche schon zum alten böhmischen Staat gehörten, ohne daß man jemals in ganzen tausend Jahren von ihrer Angliederung an Deutschland gesprochen hätte. Die alldeutschen Pläne können nur ihre Phantasie beschäf Solche Stimmen werden heute hoffentlich tigen, feineswegs ihren politischen Verstand; in der Seele vieler unserer Deutschen laut und die Völker können nun einmal nicht ohne solche verhindern sie, ganz der Versuchung durch das Träume auskommen, ohne aus ihnen Konse Nachbarreich zu erliegen. Unsere Sache und ein quenzen für ihr Leben zu ziehen. Genau so wichtiges Intereffe der Republik ist es, mit ihnen schwärmen viele unserer Patrioten von einer Vereinigung aller Slawen. ohne daß es ihnen die deutsche Seele zu unterstüßen. Auf welche zu rechnen und den Einfluß solcher Stimmen auf einfiele, sich in der praktischen Politik den Kopf Weise? Dadurch, daß wir uns vor allem hüten mit Ueberlegungen zu zerbrechen, wie dieser werden, was diese Deutschen von uns entfernen Traumt verwirklicht werden fönnte. Und dann und das feine Gewebe der Interessen, welche fie freilich spricht zur Seele unserer Deutschen das an unseren Staat fnüpfen, zerreißen könnte. Gefühl des friedlichen Lebens bei uns und aller seiner demokratischen Vorzüge gegenüber dem unsicheren und allzu bewegten Schicksal, welches sie über sich heraufbeschwören würden, wenn sie ihren Sympathien für das Dritte Reich freien Lauf laffen würsen; wenn sie nur ein wenig überlegen, müssen sie erkennen, daß sie ihre Stel
Wenn jemals, so ist gerade jetzt viel daran gelegen, daß wir bei unseren deutschen Mits bürgern nicht das Gefühl ertveden, daß wir über sie alle das Kreuz machen und sie in einen Topf mit den Hafenfrenzlern werfen.
Nach einigen einleitenden Worten sagt die infolge ihres Wahlrechtes heute so schwer in Krejci: Der ganze Prozeß, der durch die Er die Waagschale fallen. In diesen Schichten, hoffen lung in unserem Staate nur verschlechtern wür cigniffe in Deutschland hervorgerufen wurde, ist wir, wird der Geist des Dritten Reiches auf einen den, weni sie sich auf eine radifale Opposition Dadurch würden wir es selbst verschulden, daß jo kompliziert, daß er sich nicht nur nach den Widerstand stoßzen, der durch die Humanität und gegen ihn einlassen würden. Zwei deutsche Mini- ie bei uns kein Intereffe für ihre schwere StelGrenzen zwischen den Parteien beurteilen läßt. den Abscheu vor dem Krieg diftiert ist; diese ster in der Regierung der Republik sind vor der lung fehen, nur auf unfere Gleichgültigkeit stoßen Es geht um die Seelen unserer Deutschen und Schichten unserer Deutschen sind politisch durch ganzen Welt Zeugenschaft dafür, daß es den und in ihrem inneren Ringen feine Unterſtüßung ihr Verhältnis zur Republik und wir auf tſche das alte Desterreich erzogen, auch der Einfluß Deutschen bei uns nicht schlecht geht, und die bei uns finden, dorthin gehen würden, wo mir chischer Seite werden den Interessen des Staates des Katholizismus äußert sich stark, und preu Roalitionsmitarbeit ist ein Versprechen, daß es fie it ich haben wollen. Es ist im Intereffe der am besten dienen, wenn wir dieses Ringen in Bische Forschheit und Kasernengeist entsprechen ihnen bei weiterer Entwicklung der Demokratic Republif, daß die Staatsmacht mit aller Strenge der deutschen Seele aufmerksam und mit wachen nicht ihrer Mentalität. Fünfzehn Jahre atmeten immer besser gehen wird. gegen das Hafenfreuzlertum unter unserer deutAugen verfolgen, entschlossen, es nicht zuzulassen, sie die Luft unserer demokratischen Atmosphäre schen Bevölkerung einschreitet, aber es ist eine daß die Grundlagen unserer Republit erschüttert und von nicht wenigen dieser Deutschen aus Benn demgegenüber der deutsche Fascisaute Arbeit für die Republik, diejenigen merden, dabei aber auch mit einem gewissen unserem national- gemischten Norden oder den mus ein Gegenstid im tschechischen Fascismus Deutschen politisch und moralisch zu unterſtüßen, zartfühlenden Verständnis. deutschen Sprachinseln in Mähren fann man hervorrufen würde, würden die Deutschen an die bis jetzt den Verführungen des Dritten sagen, daß sie uns Tschechen näher sind als den die Wand gedrückt werden. Und die Weit-[ Reiches widerstehen.
Unsere deutschen Mitbürger, die bisher in ihrem Rüden ihr großes Volf jenseits der Gren zen als der Zahl nach zwar starf, durch die
Kolportage- Verbot
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Konfisziert
Niederlage im Kriege jedoch niedergeworfen, Dollfuß provoziert aufs neue: gelähmt und verarmt empfanden und daher allen Grund hatten, sich darüber zu freuen, daß sic durch die Eingliederung in unseren Staat all dem schweren Leid entronnen sind, welches sich über ihre Stammesgenossen im Reich ergoß, fanden sich heute, ohne etwas dazu zu tun, in einer ganz neuen Lage. Das große Volf in ihrem Rüden empfinden sie nicht nur in seiner zahlenmäßigen Stärke, sondern auch in der Macht jeines bis zum Wahnsinn gesteigerten Selbstbewußtseins und in dem fanatischen Willen, der es beherrscht. Während bisher das Schicksal unferer Deutschen für die große Deffentlichkeit im Reiche keine aktuelle Frage war und andererseits wieder nur ein kleiner Teil unserer Deut schen sich durch die Nachbarschaft dieses Reiches angezogen und in Versuchung geführt fühlte, stehen die Sachen heute anders: Ueber die Grenze binweg wirft Hitlers Drittes Reich auf unsere Deutschen und führt sie in Versuchung, vielleicht nicht offiziell und direkt, aber schon durch seine Eristen; und die verführerische Suggestion, durch Das Verbot ist vom 8. Oktober datiert, geht die seine hochmütige und eingebildete Ideologic auf jeden deutschen Geist wirken muß, der geneigt also offenbar auf die Nervosität der Regierung ist, die Größe und das Glück des Volkes in seiner injolge der Beschlüsse der internationalen materiellen Stärfe, friegerischen Ausrüstung und Gewerkschaftstonferenz zurück. Der BeUeberheblichkeit anderen Völkern gegenüber zu richt über diese Konferenz wurde gestern in der sehen. Daß ein bestimmter Prozentsaß unserer Arbeiter- Zeitung " beschlagnahmt. Heute wurde die Arbeiter- Zeitung " wegen Deutschen , und besonders der jungen, durch
Wien , 8. Oftober. Die politische Situation in Desterreich ist nach einer furzen Pause seitens der Regierung Dollfuß wieder in unerhörter Weise verschärft worden. Die Regierung hat den Auftakt zu neuen schweren Kämpfen dadurch gegeben, daß sie in den letzten beiden Tagen jedesmal die Arbeiter- 3eitung" nach Erscheinen beschlagnahmen ließ und nun heute abends über das Blatt das Kolportageverbot verhängte, so daß die„ Ar beiter Zeitung " auf die Dauer eines Monats weder in Trafiken noch im Straßenverkauf an geboten, ja nicht einmal durch Austräger den Abonnenten zugestellt werden darf. Die einzig zugelaffene Verbreitungsmöglichfeit ist die Zustellung an die Abonnenten durch die Post, wofür jedoch das doppelte Postporto bezahlt werden muß.
Erneuerung Deutschlands " berauscht der Wiedergabe einer" Rede beschlagnahmt, dic sein und für unsere Republit ein störendes und Bürgermeister Seiß aus Anlaß des Jubiläumsirredentistisches Element werden wird, konnte festes des sozialdemokratischen Arbeitergesanoverman mit derselben Sicherheit erwarten, mit eins Alsergrund gestern im Wiener Stadion hielt, welcher wir voraussetzen, daß ein bestimmter wo mehr als 60.000 Personen dem Rufe der themischer Stoff auf einen zweiten notwendig in Partei gefolgt waren. ciner bestimmten Weise wirken muß.
Es wäre jedoch Ucbereilung und Oberflächlichkeit, wenn man urteilen wollte, daß durch den Einfluß der Hakenkreuzler alle nichts marxistischen Deutschen bei uns mitgerissen find; sicher gibt es in der Seele der deutschen . Bewohner des Staates genug Gründe und Interessen, aus welchen fic, wenn sie nur ein wenig vernünftig und volitisch reif ist, der
Genosse Seiß hatte in dieser Rede erflärt:
Zwei Todesurteile gegen 18jährige
Berlin , 9. Oktober. ( Wolff.) Im Prozes gegen den 18jährigen Kommunisten Willi Nochow und den 19 Jahre alten Kommunisten Otto Woythe wegen der Ermordung des Hitlerjungen Friß Schmißberg, genannt Imme, am 16. März d. J. im Grunewald wurden beide Angellagte wegen gemeinschaftlichen Mordes zum Tode' verurteilt.
Feuergefecht
Junsbruck, 3. Oftober.( AN.) Gestern wur den an drei Stellen auf den Höhen bei Maierhofen Safenfrenze abgebrannt. Durch eines dieser Feuer entstand ein bedeutender Waldbrand, der im Laufe der Nacht nicht mehr geWir sagen unseren Freunden von der gelöscht werden konnte. Erst die in den Morgenwerkschaftlichen und der politischen Internatio- ftunden eintretende Windstille und darauf ein nale, die jest zu uns gefommen sind; Unsere feßender Regen führten dazu, daß das Feuer fast Grenzen find gefidjert. Was da an Mord erlosch. granaten herübergeschossen wird, wird uns nicht beunruhigen. Wirrr lassen uns auch von dem schwindelhaften autoritären" Kurs, der uns jetzt angeboten wird, nicht irre machen.
Das Proletarit von Wien und Oesterreich wird zeigen, daß es einen unübersteigbaren Wall gegen Fascismus und Barbarci gibt. Es wird zeigen, daß es der Rolle würdig ist, die die Geschichte ihm zugeteilt hat.
Die Rede wurde von der Regierung in der Mag da fein und kommen was immer, hier in diesem Desterreich Arbeiter- Zeitung " tenfisziert. Außerdem wurde wird das Proletariat sein Recht, der Arbeitergesangverein Alsergrund , der die sein Stück freies Land, seine 3- Rundgebung einberufen hatte, hente nachmittags funft mit allen Mitteln beraufgelöst und sein Obmann Pinter ver teidigen. haftet.
hatentrenzleriſchen Ansteckung zu widerstehen Rückkehr der Habsburger
bermag.
Von unseren Genossen und den wirklich demokratischen, fortschrittlichen und pazifistischen Deutschen braucht man gar nicht zu sprechen- für diese bedeutet die Hitlerei geradezu den Todfeind. Dann gibt es aber freilich große Massen des Landvolkes und der städtischen Mittelstandsschichten, die politisch im ganzen indifferent sind, in ihren Anschauungen aber dazu neigen, vor allem den mächtigen nationalen Impulsen zu unterliegen, was vor allem die Frauen betrifft,
soll durch Notverordnung ermöglicht werden?
Bezeichnend für den Kurs, den die österreichische Regierung im Geheimen geht, ist ein Bericht der heutigen Abendausgabe des christlichsozialen Neuigkeits- Wellblattes". Dieses Blatt meldet, es habe aus der Regierung nahestehenden Streisen erfahren, daß es in nächster Zeit eine Revision der Gefeße über die Bermögensbeschlagnahme der Habsburger und auch eine Aenderung jener Bestimmung durchgeführt werden soll, durch die die Familie Habsburg des Landes verwiesen ist.
Das christlichsoziale Blatt meldet weiters, daß eine solche Aenderung der Habsburger . Gesche, wenn nötig, sogar durch eine Notverordnung durchgesehi werden tönnic,
Eine Batrouille der Heimwehrfascisten stieß bei vollständiger Dunkelheit auf National fozialisten. Es fam zu einem Feuergefecht, wobei ein Heimwehrmann durch zwei Schüsse schwer verletzt wurde. Ein Nationalsozialist er hielt einen Schuß und starb noch in der Nacht. Er hat vor seinem Tode das Geständnis abge= legt, beim Abbrennen der Hakenkreuze beteiligt gewesen zu sein.
Fünf Personen wurden verhaftet. Weiters wurden sieben prominente Nationalsozialisten von Waierhofen und von Zell am Ziller festgenom
mten.
Madrid , 9. Oftober. Die Regierungsfrise in Spanien ist nach längerer Dauer durch die Ernennung eines Wahlkabinettes Barrios gelöst worden, das sofort nach Amtsantritt die Auflösung des Parlaments beschlossen und die Neuwahlen für den 19. November festgesetzt hat. Die Eröffnungssißung des neuen Parlaments ist für den 8. Dezember festgelegt. Die betreffen den Defrete wurden vom Präsidenten der Republit bereits unterzeichnet.
In der neuen Regierung sind alle republifanischen Gruppen, außer den Sozialisten und der äußersten Rechten( der Gruppe des früheren Innenministers Maura), vertreten.