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Bildemokrat
Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoſlowakischen Republik.
13. Jahrgang.
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Gamstag, 21. Oktober 1933
Polizeipräsidenten suchen Alibis
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bjt.
Vorsigender: Ich muß Sie nain noch fragen: Waren sie an dem Brande beteiligt?( Es gewügte ihm die gute Vorbereitung. D. Red.) Zeuge: Es ist selbstverständlich, daß das vöt aus der Luft gegriffen ist. Borsigender: Sie können das auf Ihren Eid nehmen?(!)
Tage an einem SA. Aufmarsch auf dem Adolf Hitlig ler- Platz teilgenommen. Er fönne also nicht den Generalappell der Brandstifterkolonne am 26. Feber in Berlin abgehalten haben. Diese Aussagen bestätigen auch zwei Angestellte des Hotels.
Zeuge: Jawohl.
Dr. Sa d: Waren Sie Sonntag in dem unter indischen Verbindungsgang mit einer Solonne, in der Sie als zweiter gingen und Van der Lubbe als fünfter oder sechster Wann? 3euge: Nein.
lung vor dem Reichsgericht hat die Absicht der Seltsam ist, daß Herr Dr. Sad den Zeugen über Prozeßführung, die im Braunbuch unmittelbar den Aufenthalt Heines am 26. Feber befragt, wor Beschuldigten zu entlasten, nicht verwirklicht. auf der Zeuge erwidert, Heines habe an diesem Denn die Aussage des Grafen Helldorf, der einer jener feltsamen Polizeipräsidenten ist, die um Alibis für sich bemüht sein müssen, wurde widerlegt von einem SA. - Gruppenführer. Während Helldorf behauptet, bis um 7 Uhr Abend in seis nem Büro gewesen zu sein und dann mit einem Graf Helldorf , der Polizeipräsident von Herrn von Arnim genachtmahlt zu haben, be- Potsdam, schildert seine Tagesarbeit". Er habe Bis fundet der SA.- Führer, daß Helldorf von 4 Uhr um 7 Uhr abends in seinem Büro gearbeitet und nachmittag bis halb 9 Uhr abend im Büro gewe- dann mit dem Stabsführer der SA. Gruppe Bersen ist. Hier ist also ein beträchtlicher und wich| lin Brandenburg , von Arnim, in der Oranienstraße tiger Unterschied in den Zeitangaben, den zu genachtmahit. Er habe dort seinen Begleiter gebeten, prüfen das Gericht nicht für nötig fand. Offen sich an die Brandstelle zu begeben und ihn zu be ban wurde es dazu von der schneidigen Haltung nachrichtigen, wenn seine Anwesenheit notvendig Dr. Sa d: Haben Sie an den jezigen Gruppendieses Polizeipräsidenten Lubbe gegenüber sein sollte. Um 11 Uhr abend habe er in der Hede. führer Ernst irgend welche Befehle gegeben, daß er bestimmt. mannstraße eine Besprechung mit den Unterführern jich gegen neun Uhr in der Nähe des Reichstages Daß ausgerechnet Helldorf als der maß der SA. über den Reichstagsbrand abgehalten und aushalten soll, um mit seinen Motorradfahrern gebende Führer der Berlin - Brandenburger S. am nächsten Tage jeien auf seine Anordnung eine besondere Alarmmeldungen durch Groß- Berlin zu
Dr. Sad: Kennen Sie Van der Lubbe? 3euge: Nein.
3euge: Nein.
nicht beim Reichstagsgebände gewesen sein will, Reihe sozialdemokratischer und kommunistischer Fühgeben? ist nicht wenig auffallend, noch verdächtiger rer verhaftet worden. wäre es, wenn er wirklich nicht dort gewesen
sein sollte. Ihn sollte ein solches Ereignis, das Nazi- Logik in der Brandnacht:
Hitler als einen Fingerzeig Gottes angesehen und als Vorwand zum Einschreiten gegen die SPD. und KPD. benüßte, so wenig interes fiert haben? Sein Interesse war gerade so groß, daß er jetzt ein Alibi hat. Es ist nicht merkwürs dig, daß der Fememörder Schulz leinen anderen Alibibeweis hat, als das Tagebuch seiner Frau und daß sein Erinnerungsvermögen bei den ent scheidenden Punkten durchaus nicht verläßlich ist. Er weiß zwar, daß er ein Kindermädchen erwar tete eine etwas komische Beschäftigung für cinen SA.- Führer von seinem Rang weiß jedoch nicht genau, was er am Abend machte. Jedenfalls hat er eine Erflärung für seinen Aufenthalt auf dem Bahnhof.
Da wiederum die Frage der Herbeischaffung des Brandmaterials crörtert wurde, ist es not wendig, aufs Neue an die Behauptung des Amts lichen Preußischen Pressedienstes vom 28. Feber zu erinnern, der erflärt hat:
Nr. 247.
Wir und Oesterreich
Der Besuch unseres Außenministers Doftor Beneš in der österreichischen Hauptstadt bietet der Presse beider Länder Stoff zu
ausgiebiger Erörterung der außen- und wirt
schaftspolitischen Beziehungen zwischen Prag und Wien . Beneš ist sehr freundlich aufge nommen worden, aber die offiziellen Kommentare auf beiden Seiten sind recht zurückhaltend und spärlich. Es wäre voreilig, daraus den Schluß abzuleiten, daß die Begeg nung Benes Dollfuß ergebnislos geblieben sei. Vielmehr ist anzunehmen, daß die Diskussion über die Zukunftsgestaltung Mitteleuro pas dadurch über den toten Punkt hinwegge ridt worden ist und es verlohnt sich, dazu auch vom Standpunkte der deutschen Arbeiterbewegung dieses Landes ein Wort zu sagen.
,, Verbrecher"= ,, Marxist" Marxist" politisch bedentet der Nationalfozialismus für
Warum Graf Helldorf die marxistischen Führer verhaften ließ... Problem, aber feine atute Gefahr. Damit
Der letzte Szenenwechsel in Europa , hers vorgerufen durch den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund, zeigt auch die Situa tion Oesterreichs in neuer Be euch tung. Hitler , der die ganze Weltöffentlichkeit gegen sich hat und von seinem italienischen Bundesgenossen abgedrängt ist, fann in der nächsten Zeit feinen entscheidenden Stoß gegen Desterreich wagen. Daß die dahin zielenden abenteuerlichen Pläne zumindestens vertagt sind, das beweist die Abfommandierung der österreichischen Nazi- Legion von ihrem bisherigen llebungslager am Lechfeld. Inner Desterreich nach wie vor ein schwieriges hat sich auch die Position Doll. Rommunisten und Sozialdemokra- fuß nicht unbeträchtlich verscho. ten die Brandstifter waren. ben. Die bürgerliche Deffentlichkeit der demo. Sie sagten, Sie hätten am Tage des Reichs Graf Helldorf: Nach unserer Ans- fratischen Westmächte war bis vor furzer Zeit tagsbrandes um 23 Uhr eine Besprechung in fassung sind verbrecherische Ele bereit, den österreichischen Heimwehrfascismus der Hedemannstraße abgehalten und hätten dort mente im Staate allgemein Marcin gutes Stüd gewähren zu lassen, wenn er Aufträge erteilt, die am anderen Morgen durch ist en. Nachdem der Reichstag von Bernur den Anschluß oder die Gleichschaltung geführt worden sind, Berhaftungen fombrechern in Brand gesteckt war, gab es des Landes nach den ausgreifenden Erobe. munistischer und sozialdemokras für mich teinen Zweifel, daß die rungsplänen Hitlers verhinderte. Dollfuß war tischer Funktionäre. Darf ich fragen, Täter in den Reihen der Marristen für diese Kreise das fleinere lebel. In haben Sie diese Aufträge in amtlicher Eigen allgemein zu suchen sind. Aus diesem
fleinere lebel an Wertschäßung. Die Bereit.
schaft erteilt, oder in Ihrer Eigenschaft als Grunde habe ich eine Reihe von hervorragenden dem Maße aber, als das größere Uebel in den Die Frage wird verständlich durch eine und bekannteren Funktionären der KPD und Sintergrund gedrängt wird, verliert auch das weitere Frage, die für die Berteidigung meiner sicherheitshalber auch der SPD festgefeßt. Partei von höchster Bedeutung ist, nämlich Dimitrow: Hat der Zeuge am 27. Feber wie der Zeuge zu der Bermutung um 10 oder 11 Uhr irgendetwas bemerkt, das oder Annahme lam, daß die Kommu darauf schließen ließ, daß im Zusammenhange nisten oder die Sozialdemokraten mit mit der Reichstagsbrandstiftung ein Aufit and dem Reichstagsbrand irgend etwas zu tun von der Arbeiterklasse unternommen oder versucht worden ist? hatten.
,, Die polizeiliche Untersuchung hat erge ichaft der Westmächte, dem Herrn Dollfußz ben, daß im gesamten Reichstagsgebände vom irgendwelche innerpolitische Abenteuer zu tole Erdgeschoß bis zur Kuppel Brandherde ange tieren und damit die Abenteuererpolitif der legt waren. Sie bestanden aus Teerpräparaten Berliner Brandstifter zu durchfreuzen, scheint und Brandfackeln, die man in Ledersesseln, nach der letzten Wendung der Dinge wesentlich herabgemindert zu sein. Holzverkleidungen, unter Reichstagsdrucksachen, an Türen, Vorhängen und anderen leicht Graf Helldorf : Ich habe den Auftrag zu In diesem Augenblide verschärfter euroGraf Selldorf: Wir waren m der Bebrennbaren Stellen gelegt hatte..." einer Verhaftung von kommunistischen und sozial sprechung am Abend des Brandes der Auffassung. päischer Spannungen fönnen jene Staaten, Nicht weniger wichtig wäre die Herbeischafs demokratischen Funktionären an dem Abend gege: daß der Reichstagsbrand der Auftakt sein sollte melche die politische Stabilität des Kontinents fung des unbekannten Zivilisten, der die erste ben, etwa um 11 Uhr. Ich habe diesen Auftrag für irgendwelche von kommunistischer oder mar- verteidigen, auch fein austrofascistisches AbenMeldung erstattete. Weder das Gericht noch die aus eigener Verantwortung heraus ristischer Seite geplante Bewegungen. Daß diese tenerchen branchen. Das mag dem bankrotten, Polizei scheinen sich Mühe zu geben, diesen Zeus gegeben. Als Gruppenführer der SA in Berlin Aufstandsbewegungen, die, wie wir annahmen, Seimwehrfürsten Starhemberg nicht war ich nach meiner Auffassung durchaus berech bevorstanden, nicht zur Entwicklung famen, ist zweimal gut in den Kram passen. Denn es Der Fememörder Heines, der es nicht als tigt, einde unjeres Staates in Saft zu nehmen, geſeine Pflicht erachtet, anivesend zu sein, hat einen insbesondere deswegen, weil ja dieſer Reichstags- lediglich dem Umſtande zu danken(!), daß jene waren bereits weitausgreifende Intrigen ac Hotelier als Alibizengen, der über eines hiel brand gewesen und nach unserer aller Auffassung ebenden Führer der marxiſtiſchen Bewegung sponnen. Die österreichischen reattionären mehr aussagt, als er als Hotelbefißer, bei dem die Täterschaft im flaren war. Heines wohnte, wiffen fann. So daß Heines wohl bei seiner wichtigen Mission in Italien nicht gestört werden dürfte.
gen zu finden.
: Was für Unterlagen hatte der Zeuge an diesem Abend dafür, daß die
Dimitrow beantragt, Graf Helldorf noch einmal im Zusammenhang mit den später folgenden politischen Besprechungen zu vernehmen.
Als erster Zeuge ist für die heutige Verhand Der SA. Führer Gustav Schäfer sagt aus, lung Polizeipräsident, Fememörder eines gelas daß Graf Helldorf am 27. Feber, wie üblich, um ben. Es wird jedoch mitgeteilt, daß er nicht evichei 4 Uhr in das Büro der SA.- Gruppe in der Hede nen könne, da er„ in Italien festgehalten" sei. De mannstraße gekommen und dort bis gegen halb Oberreichsanmal:, der sich ährlich wie Dr. Sad in 9 Uhr geblieben sei. In dem Bericht des Wolffs erster Linie als Verteidiger der Angeklagten Goe Buros heißt es dann:„ Der Zeuge hat Graf Hell ring und Stonsorten fühlt, wies auf eine Reihe von dorf selbst nach dem Lokal in die Rankestraße( nicht Zeugen hin, die über den Aufenthalt des Heines, wie zuerst irrtümlich gemeldet Oranienstraße) zur Zeit des Brandes aussagen fönnen, so daß sich gefahren".
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Fememörder Schulz erwartet
festgesetzt wurden. Mächte waren nicht übel gesonnen, ein KomDimitrow: Er hat nichts bemerkt, nichts promiß zu schließen, um überhaupt erst ein mal an die Macht zu kommen. Wian verhangesehen, sondern nur angenommen. delte ernsthaft über eine Staatsverweserschaft Starhembergs, welcher unter wohlwollender Batronan; des Vatikans und Mussolinis als ein Kindermädchen Platzhalter für den Habsburger to auserDer als nächster Zeuge vernommene Oberleutjehen war, bis die Dinge in Ungarn zur Ernant a. D. Schulz, behauptet, zu jener Zeit über neuerung einer verkleinerten Monarchie aushaupt nicht in Berlin , sondern in Solm bei Weingereift gewesen wären. Die österreichischen chen gewesen zu sein. Am 27. Feber sei er um Nationalsozialisten sollten durch einige Mini1.40 Uhr am Bauptbahnhof Wünchen gewesen, um stersessel abgefunden werden. Wieder batte eine Säuglings dyvester, die bei ihm den Dienst an diese Konzeption einen neuen imperialistischen treten sollte, abzuholen. Er glaube, dann am Vorstoß Deutschlands zur Voraussetzung, denn Nachmittag zu Dr. Bredel nach Tußzig gefahren zu nur als letzter Ausweg vor dem drohenden jein, am Abend sei er wieder in seiner Wohnung Durchbruch Hitlers im Donauraum wäre eine die Vernehmung des Heines selbst vielleicht erübrige. Als auf das Ersuchen Dr. Sacs van der Lubbe gewesen, weil nach dem Tagebuch seiner Frau an Habsburgerrestauration von den Staatskanz Der Vorsitzende teist mit, daß die heute zu verneh. vorgetreten ist, schreit ihn Grai velldorf an diesem Tage eine befreundete Familie ihren Hochleien in Paris und London hingenomment menden Zeugen darüber vernommen werden sollen, Wensch. nimm doch mal Deinen Schäzeigtstag hatte". Am nächsten Tage sei er nach worden. Auf dem Wege der Legalität aber ob die im Braunbuch genannten Brandstifter det hod), los". Rudartig hebt sich, wie das dem Tagebuch wieder in Tutzing gewesen. Sier stellt der Vorsitzende die Suggestivf age: fann Siarhemberg weder seinen Vordermana am Tage des Brandes in Berlin gewesen seien. Wolff Büro befriedigt vermerkt, der Stopf van der Zunächst sagt der Inhaber des votels aus Lubbes, was bei dem Publikum„ Beifall" und Sie können also in der Zeit nicht in Berlin ge Dollfuß beseitigen, noch die Gleichschaltung Oberschlejien in Gleiwis. Josef Bonn, aus, daß beiterfeit" hervorrufe Die Frage des Vorsitzenden, wesen sein?" Selbstverständlich bejaht der Zeuge mit dem fascistischen Italien vollziehen, noch diese Frage. Er sagt auch auf eine Anfrage Dr. die Habsburger auf den Thron setzen. Seines vom 25. bis 28. Feber in seinem Hotel ge- ob Lubbe den Helldorf kennt, verneint Bubbe. wohnt habe. Das gehe aus dem Gäſtebuch hervor. Der Professor von Arnim, Helldorfs Geliebter, Sachs aus, daß er im Feber keine Bespredningen Dollfuß hat seine Partei in die Sackgasse Heines habe am 27. Feber abends im Hotel„ Neue bestätigt die Aussagen Helldorfs über den Abend mit Helldorf , Heines oder Goering gehabt habe eines sturen Antimarrismus geführt. Und Welt" einen Vortrag gehalten. Der Zeuge Bonn des 27. Feber. Ebenso der Besizer des Weinlokales| Seine Frau, der Tußinger Arzt Dr. Brendel und nun ut sich ein neues Loch in der Rechnung legte eine„ Glenwiger Zeitung" vor, in der über die in der Naulestraße. derer auf, welche sich etwa die Vertreibung der
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