Nr. 252

Nachwort zum Fall Dr. Girschit

Die fachverständige" Aeußerung.

In Eger ist dieser Tage durch das Urteil oegen den Raub mörder Weiß eine Tragödie beendigt worden, die außer dem unglüdlichen

Freitag, 27. Oftober 1933

Eine Frau als Beispiel

Selbstverständlich hat diese Mitteilung ftarle Empörung ausgelöſt, und die Gegenwirkung fann nicht ausbleiben, denn Deutschland muß um der Wahrheit und auch um seiner Selbsterhaltung willen

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An Tit. J. Engelhorns Nachfolger, Verlag in Stuttgart .

Sehr geehrte Herren!

Zu meinem Bedauern komme ich erst heute bazu, Ihren Brief vom 19. ds. zu beantworten, aber nicht etwa deshalb, weil ich mir betreffs meinei eine schwere Erkrankung an einer sofortigen Be Antwort unschlüssig gewesen wäre, sondern weil mich antwortung verhindert hat.

Da ich Ihre Ansicht, das Dritte Reich sei mit feien mit dem deutschen Volke identisch, nicht teille, Deutschland und die Führer" des Dritten Reiches tann ich es weder mit meiner Ueberzeugung noch mit meinem Reinlichkeitsgefühl vereinbaren, dem unwürdigen Beispiel der von Ihnen angeführten

für Thomas Mann und andere ,, Männer". Aus einem Brief vom 19. Oktober 1933 des| Sie sofort eine derartige Erklärung an die Schrift­Opfer noch durch einige Jahre das Leben eines Engelhorn- Verlages( Stuttgart ) an Hermynia leitung des Börsenblattes"( Börsenblatt für den Unschuldigen vernichte: e. Der Arzt Dr. Girschi 3ur Mühlen: war durch eine Reihe von Zufällen des Mordes deutschen Buchhandel", Leipzig E 1, Schließfach verdächtigt worden und obwohl alle Indizien. Das Börsenblatt für den deutschen Buch. 274/75) oder aber an die Reichsstelle zur Förde widerlegt wurden, blieb er in den Augen seiner handel" beröffentlicht in seiner Nummer vom cung des deutschen Schrifttums( Berlin 54, Umgebung der Mörder und wäre es wohl bis zu 10. Oktober, die uns jetzt erst vor Augen kommt, Dranienburger Straße Nr. 79) abgehen lassen. Sie feinem Lebensende geblieben, wenn der Täter einen Artikel über literarische Emigrantenzeit. Schädigen sich durch derartige Schritte wie diese Mit­nicht durch weitere Morde in die Hände der Be- schriften und erwähnt dabei auch die Neuen arbeiterschaft selbst, ebenso auch uns, vor allem aber hörden gekommen wäre. Der verzweifelte Stampf deutschen Blätter"( Monatszeitschrift für Literatur das Reich. des Dr. Girichit, jeine Unschuld zu beweisen, und Kritik, erscheinend im Faustverlag, Brag, Wien , war erfolglos. Jede Art der Flucht aus der Um- Zürich, Paris , Amsterdam ). Unter den Mitarbeitern gebung, auch der aus dem Leben, wäre nur zum sind auch Sie genannt. In der Ankündigung des Belenntnis geworden. Einen großen Teil der Blattes heißt es: Die Neuen deutschen Blätter" Echuld an der fürchterlichen Lage, in die Dr. wollen der Weltöffentlichkeit den Nachweis dafür Giridhik gebracht war, hatte die Aeußerung eines erbringen, daß die deutschen Schriftsteller von Rang medizinischen Sachverständigen: fast ausnahmslos entschiedene Gegner des Dritten Der Schnitt ist funstgerecht geführt." Wenn auch Reiches sind. Dieses Urteil an und für sich für den klar Den­lenden ganz unfinnig ist, da es sich doch nur um einen Word in schwerstem Affette hon deln konnte, bei dem klares Denken und wissen­schaftliches Tun sicher ausgeschaltet ist, blieb die Behauptung unwiderlegt, bis der eigentliche Wör­der gestand, daß er sein Opfer einfach in der grau­enten Beise nichts weniger als unft ge recht abgeschlachtet habe. Dieses Gestand nis ist ein vernichtendes Urteil über die sachver ftändige Aeußerung. In dem Morde an der Braniká, der Brag seit Wochen in A em hält, Bielt wieder das Wort f unſt gerecht" eine Rolt. Die Prager Boulevard preffe beschuldigte auf Grund deffen Aerzte und Tierärzte direkt oder Gibt es überhaupt einen Arzt, der das Zer­Legen von Menschen funstgerecht erlernt hat oder einen Chirurgen, der Operationen ausführt, die Es ist daher unbedingt mit einem Boykott des Flucht" erschossen werden. Man kann Deutschland dieses Zerstückeln zur Grundlage haben? Und Riesenrades" zu rechnen, und es wird Ihnen auch und dem deutschen Volke keinen befferen Dienst er­doch glauben alle den Unsinn. Schon das Laien nicht gelingen, einen Roman in deutschen Zeitungen weisen, als das Dritte Reich, dieses zur Wirklich urteil fann in einem solchen Falle bedenklich sein. unterzubringen, wenn Sie nicht sofort eine Erflä teit gewordene Greuelmärchen, zu bekämpfen, und Unermeßliches Unglück bringt aber das voreilige rung hinausgehen lassen, daß Sie Ihre Mitarbeiter. daher kann dieser Kampf logischerweise von nie­Bort des Fachmannes, der seinem Ausspruche schaft an der Zeitschrift Neue deutsche Blätter" mandem, der mit dem deutschen Volke und der burch seine Autorität besondere Glaubwürdigkeit zurückziehen. Sie würden sich dabei nichts vergeben, deutschen Kultur wirklich verbunden ist, als deutsch : und sogar gerichtliche Beweiskraft verleiht. Des sondern sich im Gegenteil in bester Gesellschaft be- feindlich bezeichnet werden. Was aber den Vorwurf " Fachmanns" Urteil über die" fachmännische finden: auch der Name von Thomas Mann , Alfred des Landesverrates betrifft, wenn wir schon dieſes Zat" ist schlimmer als jedes gerichtliche Fehl- Döblin, René Schickele und Stefan Zweig ist zum pathetische Wort gebrauchen wollen, so würde ich urteil, denn er ist die letzte Instanz. Dr. Gera. Beispiel von Klaus Mann in der von ihm heraus- als Desterreicherin, nach dem Verhalten des Dritten gegebenen Sammlung" mißbraucht worden, und Reiches Desterreich gegenüber, dann Landesverrat Getaufte Ehrenzeichen und dressierte Untertanen...

indirekt.

Ein Schriftsteller. der am 20 Oktober das Land der braunen Barbare. verlassen hat, um nie wieder in die Schande des Dritten Reiches " zurückzukehren, der glückliche Entkommene will sich im Drient eine neue, nicht gleichgeschaltete Heimat suchen-, berichtet Einzelheiten über die erschütternée Situation, in der sich aufrechte, noch nicht gleichgeflavte Men­schen im Dritten Reich " befinden: Besonders übel ist der Schriftsteller dran, der sich noch nicht das moralische Rückgrat selbst gebrochen hat und nun gezwungen ist, in dem unendlichen Sumpf der Gleichschalterei und des Kriechertums um seine Existenz zu ringen. Bei Mosse und Ulstein siten die Redak. teure in SA.- Uniform in den Redak­tionszimmern herum und werfen jeden heraus, der nicht mit dem deutschen Gruß" hereinfommit. Das unjäglich Beschämende und Würdelose da bei ist, daß bei Ullstein noch einige minberrai sige" Mitarbeiter sitzen, die sich einstmals als Ultrapazifisten produziert haben, und die heute lustig mit im Strom des braunen Regimes schwimmen. Diese Leute werden von ihren ari­schen Sollegen" gerade noch geduldet, sie müssen die hämischsten Bemerkungen einsteden, ohne auch nur zu mudsen. Den Mitarbeitern wird drin gend empfohlen. beim Besuch der Redaktionen sämtliche vorhandenen Orden und Ehren­zeichen" anzustecken. da nur auf diesem Wege Aufträge zu erhalten sind. Wer feine Orden be fist, geht deshalb zum Tröbler und kauft sich dort feine Tapferteitsauszeichnungen". Nicht stung und Qualität entscheiden, sondern die mög lichst aufdringlich zur Schau getragene Gesin­nung".

Mit dem deutschen Gruß" ist es überhaupt eine besondere Sache. Bei der SA. ist es gerade. zu ein Sport geworden, in fleinen Trupps mit entrollter Fahne durch die Straßen zu ziehen, um den deutschen Gruß beim widerstrebenden Bublifum einzuüben. Zivilnazis marschieren zu beiden Seiten der marschierenden Trupps und machen Jagd auf Staatsfeinde. die den Geßler­symbolen der Diktatur nicht die genügende Achtung erweisen. Mit Gummifnüppeln und Stahlruten prügeln die braunen Bar­baren auf diese Unvorsichtigen ein, bis sie zu­fammenbrechen. Die Polizeibeamten stehen dabei, ohne sich zu rühren, in vielen Fällen Iachen sie noch über die braunen Roheiten. Manchmal tommt es dabei allerdings zu tragi tomischen Zwischenfällen. Vor einigen Wochen berprügelten die Rowdies sogar den Sohn eines belannten SA.- Führers, ber, in ein Gespräch vertieft, auf das Brimborium feiner Partei­genossen nicht geachtet hatte. Wenn das Publis fum, um den verhaßten Feldzeichen der Tyrannei auszuweichen, in die Höfe flüchtet. schwenkt die uniformierte S. ein und zieht den Flüchtenden nach, um sie im Hof zu stellen. Auf diese er­bärmliche Weise erzwingt die braune Terror­truppe den Stlavengruß auch von den Charakter­

bolleren.

vier Herren zu folgen, denen scheinbar mehr daran liegt, in den Zeitungen des Dritten Reiches , in dem

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Arbeiter- Eltern? Arbeiter- Kinder?

Kommt zu den Kinderfreunden!

Licht.

Lüft!

Sonne!

gegen derartiges unbedingt sich zur Wehr fetten Der Buchhandel wird in dem betreffenden Auffay aufgefordert, für die Bücher der Autoren, die an diesen ausgesprochen deutschfeindlichen Zeitschriften mitarbeiten, nicht zu arbeiten; ja an anderer Stelle wird eine solche Arbeit direkt als Landesverrat be­zeichnet. Dies ist auch ganz logisch bei dem Existenz fie nicht leben wollen, gedruckt und von den tampi, in denn wir uns heute befinden, ist es balle Buchhändlern des Tritten Reiches verkauft zu wer Verlanget Werbematerial vom Arbeiterverein lommen unmöglich, suzulaffen; bite her life den, als treu zu ihrer Vergangenheit und ihren Kinderfreunde f. d. C.S.R. , Reichssekretariat Widerstandskraft von der geistigen Seite her durch leberzeugungen zu stehen. Ich ziehe dieser besten löchert wird. Das Volk hat aber kein anderes Mittel, Gesellschaft" die Solidarität mit jenen vor, die im sich dagegen zu wehren, als eben das geschilderte Dritten Reich um ihrer Ueberzeugung willen ver Druckmittel.

daß moralische

folgt, in Konzentrationslager gesperrt oder auf der

Bodenbach a. E. 813.

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Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Die Lohnberhandlungen im Holz­gewerbe.

Mit 1. September I. J. fündigte der Deutsche

ihnen der politische Charakter der Zeitschrift deutlich das Tritte Reich nicht bekämpfen würde. Ich bitte der Unternehmer bestand darin, dak ein 15pro­bier Senannten haben fofort, als begehen, wenn ich mit meinen beſcheidenen Kräften

"

wurde, in einer umumwundenen Erklärung ihre Sie, diesen Brief an die Schriftleitung des Bör Mitarbeiterschaft widerrufen und sich von der Zeitenblattes" und an die Reichsstelle zur Förderung schrift distanziert. Diese Erklärungen sind ebenfalls des deutschen Schrifttums weiterzuleiten. im Börsenblatt" abgedruckt worden, also authentisch.

Wir möchten Ihnen also anheimstellen, daß

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Hochachtungsvoll Hermynia zur Mühlen .

Zur 10- Jahresfeier der Türkischen Republik

Oben lints: Remal Pascha, der Präsident der Türkei seit deren Bestehen als Republik.-- Daneben: Das Palais Kemal Baschas in Angora, der von ihm begründeten Hauptstadt der neuen Türkei . Unten: Blid auf Konstantinopel , das Jahrhunderte lang die Hauptstadt des Türkenreiches war. Die Verlegung des Regierungssiges von dort nach Angora ist synrbolisch für die Veränderung in der inneren Struktur des Landes, das den Bosporus nicht mehr als eine Brücke für eine Expansion auf dem Balla a und in Europa betrachtet, sondern sich jetzt ganz und gar als vorderasiatischer Staat fühlt. Der Auszug aus der von Jahrhunderte alter Tradition erfüllten Stadt nach Angora, das nach modernsten Prinzipien erbaut wird, bedeutet gleichzeitig die Abkehr von dem alten türkischen Geist, der sich jedem Fortschritt verschloß. Die modernen An­schauungen, die seit der Ausrufung des ersten türkischen Präsidenten am 29 Oftober 1923 die Türkei erfüllen, haben denn im Laufe dieser zehn Jahre geradezu zu einer Wiedergeburt dieses Staates geführt.

Hauptverband der holzverarbeitenden Gewerbe Schönau, dem Verbande der Holzarbeiter, und Industrien in der Č.S.R., Siz Tepli Drechsler und verwandten Berufe in der C..R., Siz Reidenberg, den bestehenden Lohnvertrag für das nordwestböhmische Gaugebiet, wo rund 2500 Tischler in Frage kommen. Die Forderung In der ersten Lohnverhandlung, die am 9. Sep­zentiger Lohnabbau zur Durchführung kommt. tember 1. 3. stattfand, gab eingehend der Vor­sipende des Arbeitgeberverbandes bekannt, daß laut Beschluß des Deutschen Hauptverbandes der holzverarbeitenden Gewerbe und Industrien in der C.S.R ., Sitz Teplitz Schönau , der Verband Gewerkschaft deutscher Arbeiter, Siz Aussig ( Nationalsozialisten), an den kommenden Ver­handlungen mit teilnimmt und als Vertragsfon trahent in Zukunft in Betracht kommt. Gegen diesen Beschluß wurde von den Vertrauensmän nern des Verbands der Holzarbeiter, Sitz Reichen­berg, Stellung genommen, und dieselben lehnten es entschieden ab, gemeinschaftlich mit der natio­nalsozialistischen Gewerkschaftsorganisation in Verhandlungen einzugeben und sie als Vertrags­partner anzuerkennen, da sie fein Recht besitzen, im Namen der Holzarbeiterschaft zu spredjen, Die Unternehmer sowie der anwesende Sekretär der Nationalsozialisten versuchten, die Stellungnahme der Vertrauensmänner zu durchbrechen. was ihnen aber nicht gelang. Nach längerer beiderseiti ger Auseinandersetzung mußten die Unternehmer erkennen, daß es zwedlos wäre, darauf zu be harren, daß diese Gewerkschaft als Vertrags­fontrahent in Frage kommt, da ihr Mitglieder­stand nur minimal ist, so daß es unnüt erscheint, sie als Vertragspartner einzugliedern, worauf dann die Verhandlungen in Abwesenheit der Nationalsozialisten weitergeführt wurden. Zum Lohnabban begründeten die Unternehmer die schlechte Wirtschaftslage, in der gegenwärtig die Betriebe sich befinden, wo der Stand der Arbeiter im Durchschnitt innerhalb des letzten Jahres unt 50 Prozent abgebaut wurde, die Stonfurrenz im schärferen Ausmaße hervortritt und in den deutschen Gebieten der Möbelhandel bedeutend erweitert wurde, wo die Waren zu 80 Prozent aus Mähren und Schlesien und dem Böhmerwald bezogen werden. Von seiten der Arbeiterschaft wurde der 15 prozentige Abbau abge= lehnt mit der Begründung, daß bereits weit­gehende Opfer von der Gehilfenschaft gebracht worden sind, indem Kurzarbeit und Ausfeyzen seit Jahren bestehen, die eine Senfung des Lohnes nicht mehr zufassen. In der dritten Verhand lung, die im Oftober stattfand, fonnte nach lant­gen, harten gegenseitigen Auseinandersetzungen ein Ergebnis erzielt werden und gelang es, einen neuen Lohnvertrag zum Ab­fchluß zu bringen, wobei die Stunden­( öhne für Gehilfen in den ersten beiden Jahren unverändert bleiben und dann abgestuft ein 6 und 7% iger, bei einem Stundenlohn, über 5 Ke ein 10% iger A b bau in Betracht kommt. Die Laufdauer des Vertrages erstreckt sich bis 1. September 1934.

Genossen!

Ihr müiffet an. ausgesetzt

Die Verbreitung unserer Seitung agitieren Zetzt euch überall für unsere Parteipresse ein. In das Heim des Arbeiters gehört dic Arbeiterpresse. Darum,

Genoſſen u.Geaoſſinnen Agitiert