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Donnerstag, 2. November 1933

Felix Fechenbachs Briefe

Von April bis August 1933

Am Mittwoch, den 7. August, wurde Felix Fechenbach , der einstige Sekretär Kurt Eisners , bei einem Abtransport nach Dachau die bayerischen Nationalsozialisten wollten ihn in ihre Gewalt bekommen auf der Flucht erschossen". Er befand sich in den Monaten bor der Ermordung zunächst im Detmolder Gefängnis.

Wir beginnen morgen mit dem Abdruck des Romans, Der Puppenspieler", den Felix Fechenbach im Detmolder Gefängnis schrieb. Es war feine leßte Arbeit. Um des tragischen Schicksals willen, das Fechenbach erlitt, wird das zarte, tiefempfundene Buch doppelt interessieren; insbesondere auch die deutschböhmischen Genossen, die Fechenbach persönlich fannten, war er doch knapp nach dem Umsturz eine Zeit­lang in unserer Partei tätig und leitender Redakteur des Boitsrecht" in Aussig .

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Fechenbach schrieb die nachstehenden Briefe an seine Frau in den Monaten seiner Det molder Haft. Es sind ihrer viel mehr, als wir drucken können. Seine Mörder werden sie nie lesen. Sie haben die bestellten Schüsse prompt geliefert und sind stolze Sieger über den Geist und die Gesinnung, die sich in den Bekenntnissen ihres Opfers offenbart. Man lese den letzten Brief, um die Verlogenheit der amtlichen Behauptung zu ermessen, Fechenbach habe einen Fluchtversuch unternommen.

Detmold , den 5. April 1933. in dem Maße, wie sich die neuen politischen Ver­Landesgericht gefängnis. hältnisse fest gen und weiter allgemeine Beruhigung Deine Dispositionen( Flucht in die Schweiz ) in der Bevölkerung eintritt, auch weitere Schuß­halte ich für richtig. Es ist besser, Du bist bei den häftlinge entlassen werden, soweit nicht in besonderen Kindern, hier würdest Du doch nur allein berum Einzelfällen Strafverfahren schweben oder Gefähr­jizen.( Frau Fechenbach war seit 1922 Funktionärin dung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit befürchtet der SPD. und wurde von der Geheimpolizei ge wird. Da beide Fälle auf mich nicht zutreffen, sucht.) Sente hatte ich eine große Ueberraschung. hoffe ich, in absehbarer Zeit auch entlassen zu wer Vater besuchte mich. Er ist die ganze Nacht durch den. Dann werden wir wieder alle Fünf beisam­gefahren und fährt heute nacht wieder zurüd. Er men sein können. Am 26. April habe ich einen ist jetzt 74 Jahre und die ganze Sache war für ihn Haftentlassungsantrag bei der Lippischen Landes­recht anstrengend, ganz abgesehen von der seelischen regierung eingereicht. Es ist nicht nötig und wohl Erregung, die die ganze Affäre für ihn bedeutet. auch nicht zweckmäßig, daß Du Dich an die Regie­Sein Leben lang hat er sich redlich geplagt und gerung wendest. Die Herren, die zu entscheiden haben, müht und nicht viele gute Tage gesehen, viel Sorge sind genügend unterrichtet, wissen auch, daß ich Frau und Stummer gehabt, und jetzt muß ihm auch auf und drei Kinder habe, daß ich im Kriege ver­seinen alten Tagen noch durch meine Verhaftung wundet wurde und Du in einem Seuchenlazarett Sorge bereitet werden. Ich kann leider nichts als Pflegerin während des Krieges warst. Du ändern. We die Dinge liegen, läßt sich jetzt auch mußt eben noch etwas Geduld haben. Wehen hat gar nicht absehen, wie lange die Haft dauern wird. jede Geburt, auch die eines neuen Deutschland

Die Nachrichten von Dir und von den Kindern freuen mich immer am meisten. Es wird wohl eine ganze Wolle dauern, che wir wieder friedlich bei­jammen sein können. Aber schließlich, einmal wird ja auch die Schuzhaft zu Ende jein. Dann werde ich mich an meinen neuen bür gerlichen Beruf gewöhnen müssen. Aber das sind wohl erst Zukunftsphantasien. Zunächst spielt sich für mich das Leben zwischen vier engen Wänden ab. Nur die Gedanken fönnen hinauswandern, zu Dir, zu den Kindern, zu der jungfrischen, neuerwachenden Natur- Aber, was man nicht zu ändern vermag, darein muß man sich schicken, hoffentlich erträgst Du die für Dich recht schwere Zeit mit zu versichtlichem Mut und läßt Dich nicht unterkriegen. Um mich brauchst Du Dich nicht zu sorgen. Kopf hoch!

Detmold , den 8. April 1933. Dein Brief bringt mir einen Frühlings­gruß in meine Zelle, Schlüsselblumen. ( Gepreẞt Tagen einige Blümchen bei.) Sie sind meist die ersten Boten des sonnig- heiteren Jünglings, der jetzt die Fluren mit seinem Segen überschüttet. In unferem Garten werden jest auch die ersten Blumen blühen, die ich im vorigen Frühjahr gepflanzt habe Im Gefängnishof, den wir jeden Tag eine Stunde unrschreiten, wird es auch langsam Frühling. Die Stirschbäume blühen, ein paar Beilchen steden ſchüch; tern, ihre Köpfchen heraus und Singvögel versuchen ihr ersies Stonzert. 50 Schritte in die Runde und wieder 50 und so fort marschieren wir im Kreis, bis die Stunde um ist und sich die Lungen voll ge­

sogen haben mit frischer Luft, die Augen sich fat:- esehen am Blau des Himmels oder an grauen

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Detmold , den 20. Mai 1933. Gestern hat unser Kurt Geburtstag gehabt. Ich habe viel an.ihn gedacht. Mir fehlen die Kin­der sehr. Und die Sehnsucht nach Dir wächst mit der Dauer der Trennung.

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Detmold , den 6. Juni 1933.

Für heute schide ich Dir eine Meine Geschichte Der alte Puppenspieler". Wenn sie auch Der alte Puppenspieler". Wenn sie auch einen ottvas tragischen Abschluß hat, so darfst Du daraus nicht auf meine Gemütsverfassung schließen. Du weißt, ich bin kein Schwächling. Mache Dir also keine dummen Gedanken. Eigentlich habe ich damit gerechnet, Pfingsten frei zu kommen, wie Feldmann( Parteisekretär) und Linne( Gewer! schaftssekretär). Es war aber nichts. Samstag bin ich genau drei Monate hier. Ich rechne daher da­mit, daß es nicht mehr lange dauert.

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Detmold , den 25. Juni 1933.

Auf meine beiden Eingaben um Haftentlassung bin ich noch ohne Antwort. Ich bedaure vecht sehr, daß ich die Entwicklung unserer beiden kleinen nicht miterleben kann. Lottis Geburtstagswunsch, daß Vati bis dahin wieder kommen soll, ist rührend. Ich möchte ihn gerne erfüllen Aber Du weißt ja, daß das nicht von mir abhängt. Immerhin könnte es ja sein, daß Lottis Wunſch bis zum Geburtstag in Erfüllung geht. Pinkowski( Verbandssekretär) ist vor etwa zehn Tagen entlassen worden, so daß ich der letzte von unseren Freunden bin hier in Detmold . Du darfst Dich nur nicht flein friegen lassen. Ich weiß ja, Du fragst nach meinen Wünschen? Mein selig daß alles furchtbar schwer für Dich ist. Aber Du ſter Bunsch ist die Aufhebung der Schubhaft, damit haft bisher alles tapfer ertragen und ich hoffe, daß ich wieder für meine Familie sorgen fann. Aber Du stark genug biſt, durchzuhalten, auch wenn dafür wirst Du wenig tun können. Im übrigen Deine Geduld auf eine lange Probe gestellt werden möchte ich nicht, daß Du Geld für mich ausgibſt. ſollte. Ich bin gesund und weiß, daß ich tragen Du und die Kinder brauchen es notwendiger. Wenn muß, was ich nicht zu ändern vermag." Du mir dann und wann ein paar Zigaretten schiden fannst, freue ich mich Schreibe mir recht viel von Dir und den Kindern.

Wolfen.

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guten Teil daran, daß der Rontan in meiner Heimat spielt. Es ist, als schöpfe ich aus einem nicht versiegenden Quell.

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Detmold , den 23. Juli 1933

Ich glaube kaum, daß ich meinen Roman in Detmold fertig schreiben kann.

In der vergangenen Woche war der liebe Vater hier und besuchte mich. Für ihn war der kurze Be such begreiflicherweise recht aufregend. Ich habe den Vater noch nie weinen sehen, aber ols er mir im Sprechzimmer gegenüber saß, standen ihm die Tränen in den Augen.

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Nr. 256

dann manches leichter tragen. Ich weiß wohl, es ist alles recht schwer für Dich und die Kinder und das Einzelschicksal steht schon dadurch für Dich immer stärker im Vordergrund. Ich bin aber überzeugt, Du wirst start bleiben, auch wenn Deine Geduld auf eine harte Probe gestellt werden sollte.

Aus Deinen Briefen lese ich immer viel Soff. nung und Zuversicht. Darüber freue ich mich stet Sei nur weiter stark und zuversichtlich! Um miten brauchst Du Dich nicht zu besorgen. Finde mich auch in das Leben im Konzentrations. lager, wenn ich dort auch keine Blumen und son. stigen Erfrischungen bekommen kann, mit denen Du mich hier jede Woche erfreuft und für die ich Dir herzlich danke. Ich denke im voraus an die Zeit, da meine Schußhaft aufgehoben sein wird und grüße Dich und die Kinder herzlich, Dein Felig.

Socben wird mir mitgeteilt, daß id

Detmold, den 2. August 1933. Heute las ich in der Landeszeitung, daß die Bayerische Regierung der Lippischen Landesregie­rung, mich in ein bayerisches Konzen­trationslager zu übernehmen, stattge- beute, den 7. August, abtransportiert geben habe und daß der Transport in den nächsten werde... Tagen erfolgen soll.

Das letzte Kapitel des Romans ist ein wenig arg zusammengedrängt. Ich wollte fertig werden und fürchtete, ich komme von hier weg, che der Roman beendet ist. Jest habe ichs aber doch noch geschafft. Fünf Minuten vor Zwölf sozusagen. Darüber bin ich recht froh.

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Detmold , den 4. August 1933.

Das waren die letzten Worte von Felix Fechen. bachs Hand. Am Abend wurde er von Detmold ab transportiert. Als Reiseziel war nicht Dachau , son. dern das Polizeipräsidium München angegeben, doch war schon alles vorbereitet, daß er dieses Ziel nicht erreichen sollte. Um 8 Uhr abends wurde er in Scherfede , 50 Kilometer von Detmold , mit schweren Schußwunden eingeliefert; er starb zwei Du träumst von mir? Dann fönnen wir uns Stunden darauf, ohne das Bewußtsein wieder er­die Hand reichen. Ich habe schon sehr oft von Dir langt zu haben. Die konventionelle Züge von einer geträumt. Aber die Träume wollten nicht wirk Erſchießung auf der Flucht" bedarf faum einer lichkeit werden. Wenn ich aufwachte, war ich wie- Widerlegung. Eine zerschlagene Armbanduhr mit zerrissenem Riemen, die der Witwe des Ermordeten der in der vergitterten Zelle unvorsichtigerweise zurüdgeſchidt wurde, legt für ganz andere grauenthafte Borgänge Zeugnis ab. Felix Fechenbach hat seine Treue zur Arbeiter­klasse und zur Sache des Sozialismus mit feinem Blute besiegelt.

Daß Du die Widmung des Romans in Deiner

Tagesneuigkeiten

Französischer Rechtsanwalt zum Tode verurteist.

Detmold , den 6. August 1933. Ich bin noch immer in Detmold und glaubte schon in der vergangenen Woche ins Konzentrations lager zu kommen. Vielleicht findet der Abtransport schon in einigen Tagen statt. Vielleicht dauert er noch Wochen. Ich weiß es nicht. Dies Warten auf die Veränderung erfüllt mich mit einer merkwürdi gen Unruhe. Ich weiß selbst nicht warum, aber es ist so. Du hast das ganz richtig auch an dem Roman beobachtet. Die beiden letzten Kapitel haben ein wenig darunter gelitten. Aber auch unter der Sorge, ich könne den Roman nicht mehr fertig brin gen. Dadurch ist mancher Flüchtigkeitsfehler unter- Je zehn Jahre Zuchthaus für ein mitschuldiges laufen, der Stil ist weniger ausgeglichen und man deutsches Schwesternpaar. ches wurde stark zusammengedrängt. Paris , 1. November. Das Schwurgericht von Bescheidenheit ablehnen würdest, sah ich voraus. Aix- en- Provence hat den Hauptangeklagten im Mord- und Betrugsprozeß Sarret zum Tode Es bleibt aber doch dabei. Der Romanist für Dich geschrieben und soll Dir gewid- und seine beiden Helferinnen, das deutsche Schwe­met sein. Du mußt Dir das schon gefallen las sternpaar Ratharine und Philomene sen, Liebes. Ich kann Dir ja sonst nichts geben Schmidt, zu je zehn Jahren Zuchthaus vei und schließlich, wem soll ich so etwas, was so ein urteilt. Es handelt sich um eine mehrfache ganz persönliches Wert ist, sonst geben? Der Roman ganz persönliches Wert ist, sonst geben? Der Roman Mord- und Betrugsaffäre, die berg hat Dir in all den Wochen viel Freude gemacht, das jahrelang zurückliegt und nur durch einen 3 mert te ich aus Deinen Briefen immer wieder. Nun fall entdeckt wurde. Hauptangeklagter ist der frü gehört er Dir ganz und gar und wenn wir erst wie- here Rechtsanwalt Sarret und seine Helferinnen der zusammen sein können, wirst Du an seiner end­die obgenannten zwei Schwestern, die Mitwiffe gültigen Gestaltung noch mithelfen können. rinnen und Mittäterinnen einer Reihe dunkler habe noch zwei Durchschläge an meine Mutter ge- die dem Rädelsführer viele Millionen Mordtaten, Fälschungen und Betrügereien waren, schickt, sie wird sie Dir geben.... eingetragen haben. Die Schwestern stammen aus einer bayrischen Offiziersfamific.

Das

Meinen Eltern habe ich auch ein Exemplar des Romans gefchidt. Sie werden sich sicher sehr damit freuen. Ihnen ist ja jeder Winkel in Würzburg vertraut, und manches, was in meinen Kindheits- Motorschiff statt Schlittenhunden. erinnerungen eingeflochten ist, haben sie selbst mit große Motorschiff Parvaja Pjatiletta" traf in erlebt, direkt oder indirekt. Für mich selbst war die Irkutsk zum ersten Male mit Lebensmitteln Zeit, in der ich den Roman schrieb, die erträglichste und technischen Artikeln auf dem Seewege aus der Zelle. Ich hatte eine Aufgabe, fonnte etwas dem Westen ein. Früher wurden sämtliche Frach­geſtalten, schöpfte aus dieser Straft und Vertrauen. ten in diese Nordgebiete der Sowjetunion ledig Wies später im Konzentrationslager wird, bleibt lich mit Schlittenhunden befördert. Die abzuwarten. Eröffnung des Verkehrs durch das neue Motor­den Kindern bleiben kannst. Sie leiden des großen nördlichen Seeweges und ein neuer Jedenfalls richte Dich so ein, daß Du bei schiff ist ein neuer Faktor für die Entschließung nen sie schon den Vater nicht haben, dann sollen tionskräfte des sowjetrussischen Norden ohnehin am meisten unter unserer Trennung. Kön- praktischer Schritt der Entwicklung der Produ!- sie wenigstens die Mutter nicht entbehren. Du sagit ja selbst, die Kinder seien ein Opfer der Zeit, ent- sinskimuſeum in Warschau entwendeten un­Ein großer Bilderdiebstahl. Aus dem Kra wurzelt, heimatlos geworden. Tue nur alles, daß bekannte Täter 15 wertvolle Bilder und ein Ge Du wenigstens bei ihnen bleiben kannst. Aber das brauche ich Dir ja nicht besonders ans Herz zu legen. Krajinski zum Geschenk gemacht hatte. Der Wert wehr, das Kaiser Napoleon einstmals General Du wirst das von Dir aus schon tun. Die Frage, der geraubten Gegenstände beträgt im Ganzen die Lotte an Dich gerichtet hat, als die Ferientinder 500.000 3loty. Man glaubt, daß es sich um die nach Hause fuhren, ist ja erschütternd: Mutt Tat ciner internationalen Verbre wo bin ich eigentlich daheim?" In dieser cher bande handelt, die nunmehr versuchen findlichen Frage liegt die ganze Tragödie unserer wird, die gestohlenen Kunstgegenstände im Aus Kinder. Sie haben kein Daheim, keine Familie lande zu verkaufen. mehr, sind entwurzelt. Das ist überhaupt, was mir am meisten Sorgen macht. Wenn die Kinder im In einer Yacht über die Azoren . Sapir Augenblick auch untergebracht sind und zu essen tän Rees ist mit seiner Achttonnen- Yacht aus haben, der Mensch lebt nicht von Brot allein. Falmouth über die Azoren kommend in Nassau der Vater, die Mutter, das Heim, das gemeinsame( Bahama- Inseln) eingetroffen. Die Fahrt über Familienleben sind doch Dinge, die, wenn sie den die Azoren dauerte 64 Tage. Kapitän Rees wurde Shindern fehlen, für ihre ganze fünftige Entwicklung während des Weltkrieges durch die Verleihung nicht ohne Einfluß sind. Aber vielleicht brauchen sie des englischen Victoria- Kreuzes ausgezeichnet u. das alles nicht gar zu lange zu entbehren Verlier 3v. dafür, daß er als englischer Militärflieger nur Du die Hoffnung nicht, wenn es auch noch so einen Angriff gegen 10 feindliche Flugzeuge un­sehr lange dauern sollte. ternahm, von denen er zwei zum Absturz brachte alles tun, damit ich nicht in ein Ron. Stampf so lange fortsette, bis er auch die übrigen Die Mutter schrieb mir, ich solle und, trotzdem er schwer verwundet war, den en trationslager Tomme. Ich schrieb ibr, acht Flugzeuge in die Flucht gejagt hatte. kaum anzunehmen, daß die gefaßten Beschlüsse ge- Striecherei die Schreiberlinge des Dritten Reiches daß ich darauf keinerlei Einfluß habe. Es ist doch Byzantinismus. Bis zu welchem Grad det ändert werden. Ich kann gar nichts in dicer Sache sich erniedrigen, beweist ein Reporter des natio. tun. Mutter hat wohl übertriebene Vorstellungen nalsozialistischen Dortmunder Generalanzeiger". in all diesen Dingen. Schließlich bin ich ja nicht Er schreibt über die Reise Hitlers nach Hannover lich, die Familienangehörigen schen in erster Linie Berlin als unangemeldeter Reisegaſt... Brau allein, der ins Konzentrationslager fommt. Natür- r. a.: Mit diesem Zug kommt der Führer aus mich besonders. Unsere Hanne muß sich ja prächtig das Einzelschicial, sie sind ja auch persönlich ziemlich sende Heilruse, aber in 40 Sekunden ist alles herausgemacht haben. Daß sie sich noch an unsere start davon betroffen, aber viele andere vorbei. Der Führer im grauen Mantel ist schon Schlittenfahrt erinnert, ist bei dem kleinen Purzel haben das gleiche Schidsal zu tragen. durch die Sperre, der Schaffner vergißt, ſogar ja allerhand. Mit Lotte scheint alles schwieriger zu Tausende. Dieser Tage las ich in der Zeitung, vor Erstaunen, nach der Fahrkarte zu fragent. sein. Ich glaube, Kurt fehlt ihr sehr. Ich möchte Mein Roman macht gute Fortschritte. Ich das der ehemalige Reichstagspräsident Paul Löbe Durch seine Sperre! Er wird den Tag dreimal auch das lustige Geplapper unserer fleinen Gefellitede schon tief im vierten Stapitel. Ich wundere in ein Konzentrationslager kam Viele andere, Ve- rot im Nalerder anstreichen... Der FD 22 hat schaft gerne w'cder hören, muß aber wohl noch mich selbst, wie mühelos ich schreibe, troß des kannte und Unbefarrte, sind auch dort. Versuche sein großes Erlebnis. Jeder Reisende, muß sich einige Zeit Geduld haben. Mangels aller äußeren Eindrücke, die sonst für Du Dir einmal die Dinge von einem größeren, mindestens einmal an dem Fenster des Führers 3um 1. Mai gab es hier und anderwärts meine literarische Produktivität so wesentlich waren geschichtlichen Gesichtspunkt aus zu betrachten, nicht vorbeizwängen und nach Möglichkeit Hei! ieder zahlreiche Haftentlassungen. Ich denke, daß Die Arbeit macht mir viel Freude. Das liegt zum nur vom persönlichen aus. Vielleicht fannst Du Hitler " gerufen haben..."

Detmold , den 21. April 1933. Heute bekam ich vier Briefe von Dir auf ein mal. Das war ein rechter Festtag. Sorgen habe ich mir nur um Dich gemacht und die Kinder, weil Ihr dou nicht auf die Dauer Verwandten zur Last fallen könnt. Du bist ein tapferer Kert! Daß Du unsere alten Freunde triffst, freut mich. Grüße, sie alle von mir. Sie sind alle liebe Menschen, und in Deiner freien Zeit werden sie Dir sicher über manche trübe Stunde weghelfen.

Detmold , den 2. Mai 1933. Zum 1. Mai bekam ich in Deinem Auftrag lebe Irma, einen schönen Nelkenstrauß und Obst

Die Blumen halten sich sehr gut und am Nachmit tag, wenn ein schmaler Sonnenstreif durchs Fenster

Tommt, glühen sie rot auf. Ich freue mich jeden Tag aufs neue mit den Blumen.

Was Du mir von den Stindern schreibst, freut

Detmold , den 2. Juli 1933. D'e Arbeit an dem Roman macht mir viel Freude. Die Schreibmaschine bedeutet eine wesent­liche Hafterleichterung. Ich fomme übrigens mit meiner Arbeit sehr flott vorwärts, bin voller Schaf­fenslust und fühle mich viel wohler, feit ich mir diese Aufgabe gestellt habe. Das Nichtstun war zum verzweifeln. Jetzt hat der Tag wieder einen

Inhalt

Detmold , den 9. Juli 1933. Wunderschön ist das Bildchen mit Hanne, auf

dem sie fragend ins Weite schaut und auf dem steht: Wo ist Vati...?" Sie wird wohl noch eine aanze Weile auf ihn warten müssen. Unser Bürschle hat es ja jept recht hart So herumgeschubst von der Tante zur Großmutter, wieder zur Tante, ein paar Wochen bei dir und dann nochmals zur Groß­

mutter, das ist nicht gut für ihn und ich kann mir wohl denken, daß er darüber traurig ist. Sage ihm

nur, wenn der Bati erst wieder da ist, dann neh­

men wir eine Wohnung und unser Bürschle kann dann immer bei uns bleiben.

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Detmold , den 11. Juli 1933.

zen