Titl.

Di toká akademie

ENSRA

Ginzelpreis 70 Seller.

inschließlich 5 Heller Porto'

Zentralorgan d. Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Rede Dr. Czechs in Brünn  

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Donnerstag, 9. November 1933

Kampf dem Faicismus!

Schutz der Demokratie, Bekämpfung des Wirtschaftselends! Das Bündnis mit den tschechischen Genossen Appell an die Vertrauensmänner und an die Jugend

Unser Parteivorsißender Genosse Dr. Czech hielt Sonntag auf dem Kreispartei tag in Brünn   ein Referat, dem wir Folgen des entnehmen:

Die internationale Politit steht vor einer schicksalsschweren Wendung. Seit dem Weltkriege mar in Europa   nie so viel Stonfliftstoff auf gehäuft, hat es nie so ernste internationale Span­nungen gegeben, als gerade in diesem Augenblide.

Teil Mitteleuropas   in einen gefährlichen Brand herd verwandelte und mit einem Schlage die Auf­bauarbeit von 12 Jahrzehnten zerstörte.

9. XI. 18

Nr. 262.

15 Jahre nach dem Zusammen­bruch Deutschlands  

Von Hans Rheinlaender

Der deutsche Reichskanzler Hitler   hat wiederholt versichert, er und seine engeren Freunde seien Ehrenmänner, die man nicht mit den besoldeten Landesverrätern vom No­vember 1918 vergleichen könne. Bei einer früheren Gelegenheit hatte er gesagt, daß die Verbrecher von 1918" einen wohlgeordneten Hakenkreuzfahnen aufpflanzen und ihnen das Staat übernommen hätten, den sie dann in Heil bringen werde. Zwischen den Nationalsoziali 15 Jahren zu Grunde richteten, während seine ſten diesseits und jenseits unserer Grenze wurden Regierung das Reich im Februar d. J. in Der Redner besprach sodann die Wandlung, die eine regelrechte Verbindung hergestellt einem jo erbärmlichen Zustand hätte überneh sich in der europäischen   Politik im Anschluß an den und Kampfaktionen organisiert, deren ausschließ men müssen, wie er schlimmer gar nich. ge Sieg des deutschen   Fascismus und den Austritt liches Angriffsobjekt die sozialdemokratischen dacht werden könne. Es wäre geschmacklos, die ausnahmslos Deutschlands   aus dem Völkerbung und aus der Arbeiter bildeten. Nationalsozialistische Unterneh Abrüstungstonferenz vollzog und erörterte auch die mer haben sozialistische Arbeiter von den Arbeits  - moralisch defekten Menschen aus der Umge= außenpolitischen Auswirkungen dieses Schrittes. Er plägen vertrieben und sie ausschließlich Nazileuten bung Hitlers   mit den Männern vom 9. No­befaßte sich in ausführlicher Weise mit der Situation vorbehalten. Auf dem Gebiet der Selbstverwal- vember 1918 zu vergleichen. Oesterreichs  , das einen der Brennpunkte der tung haben an zahlreichen Punkten die gleichen Lassen wir einmal Tatsachen sprechen. internationalen Politit bildet und unterzog die Tendenzen eingesetzt. Ein großer Teil der Kämpfe, die sich jetzt auf österreichischem Boden ab. öffentlichen Angestellten ist schnur. Sechs Wochen vor dem 9. November, hatte Wie damals, umlauern die Welt auch jetzt spielen, einer sehr eingehenden Analyse, wobei er die strats in das nationalsozialistische Lager hinüber Herr von Hindenburg   von der Reichsregierung ernste Gefahren. Die unter so großen Opfern Gefahren aufzeigte, die eine weitere Zuspigung die geschwenkt, wobei er sich die Einstellung der ge- verlangt, daß sie jojort bei den amerikanischen  unter Mitarbeit des internationalen sozialistischen   fer Rämpfe nach sich ziehen könnte. famten, auch nicht fascistisch orientierten bürger- Präsidenten Wilson um Waffenstillstand und Proletariats angebahnte friedliche Entwicklung lichen Parteien zunuze machte, die glaubten, daß Frieden bitten möge, denn 48 Stunden könne wurde jäh unterbrochen. Nach einer langen Reihe es vollfommen genüge, einen Leutnant und drei die Armee nicht mehr warten! Wilson er­von Jahren ist jest wieder die Stunde gekommen, Berganten" Ioszulaffen, um die sozialistischen   klärte sich bereit, die erforderlichen Schritte zu bie die größte Wachsamkeit und Bereitschaft der Bertrauensmänner auf die Knie zwingen und tun, wenn vorher dem deutschen   Volke Arbeiterllaffe erheischt. davonjagen zu können. Begünstigt wurden diese demokratische Rechte auf die Dauer antimargistischen Treibereien durch den

Was wir jetzt durchleben, erinnert in bicl facher Hinsicht an die kritischen Tage des Jahres 1914.

lonnte, das ist

das Merk des Fascismus,

Der Falcismus in der Tichedhollowakei enſchen gerichtet hatte,

gesichert würden. Das alles wurde mit 31 stimmung des Generalfeldmarschalls v. Sin denburg feierlich zugesagt. In der Zeit von mürbte nicht nur das Heer unter dem Ein­Ende September bis zum 9. November zer druck der Friedensbitten des Heerführers, son­dern auch das hungernde und frierende Volf, sowie die gesamte Verwaltungsmaschineric. Die sogenannte Kaiserfrage, deren Lösung Präsident Wilson auch flar genug gefordert baite, brachte die Entscheidung. Scheidemann  , der erste Ministerpräsident der Republik  , und Prinz Max von Baden  , der letzte kaiserliche Prinz Max von Baden  , der letzte faiserliche Kanzler, schildern das alles in ihren Erinne= rungswerken. Scheidemann   beschreibt in sei­nen Memoiren, den Verlauf des 9. Novem

Grüße an das Proletariat in Oesterreich   und Deutschland  Namens der deutschen   sozialdemokratischen Arbei. Es wäre natürlich verfehlt, anzunehmen, terklasse des Landes entbot er ben österreichischen Ge­daß wir unmittelbar bar einer friegerischen Vernoffen die herzlichsten Grüße und gab der Hoffnung Haßlampf gewisser nationalistischer tschechi­midlung stehen. So weit sind die Dinge im Ausdrud, daß die herrliche Arbeit, die sie durch viele scher Parteien gegen die deutsche Sozialdemo internationalen Maßstabe noch nicht gediehen und Jahrzehnte im Dienste des Sozialismus, geleistet fratic, darum liegt, augenblidlich zu irgend haben, sich gerade in den jeßigen schweren Stunden der man jetzt endlich den Garaus machen zu fön­welchen panischen Stimmungen der österreichischen Arbeiterklasse voll auswirken und nen hoffte, vor allem aber durch fein Anlak vor. Trotzdem dürfen wir in kei ihr ermöglichen werde, den Eieg an ihre Fahnen nem Augenblid außeracht lassen, daß wir auf zu haften. die Verblendung der kommunistischen   Partei, einem in hohem Maße vulkanisierten Beden leben Der Redner gedachte auch des schweren Kampfes die, von allen Göttern verlassen, aus dem Un­und daß des reichsdeutschen Proletariats, das er gleichfalls heil, das sie in Italien  , Ungarn   und Deutsch der herzlichsten Sympathien versicherte. der fleinste Zündstoff genügt, um an gewissen land angerichtet hatte, noch immer nicht die Zum Schluffe seiner außenpolitischen Betrachrichtige Lehre zog und just jetzt wieder den Augen Bunkten Eruptionen herbeizuführen, deren tungen zeigte der Redner auf, daß für die inter- lid für gekommen erachtete, der Sozialdemokra­Ausgang sich absolut nicht voraussehen läßt. tungen zeigte der Redner auf, daß für die inter- tie in ihrem Kampfe mit den Hakenkreuzlern in Daß es nach dem Weltkrieg, nach dieser nationale Bolitit aus der jetzigen gefahrbollen den Rüden zu fallen und so dem Fascismus fürchterlichen Tragödie, deren erschütternde Bil- Situation eine Fülle von Problemen erwächst, die wieder einmal Schüßenhilfe zu leisten. der auch heute noch unauslöschlich in unserer Erich ganz automatisch aus den Friedensverträgen er innerung fortwirken, zu einer neuen und ſo Zeit die größte Aktualität haben werden. Die Arbei- resolut zugegriffen werden. Schon die erſten gegen ber 1918 sehr anschaulich. Da er auch den geben und die vielleicht schon in der allernächsten Diefer Situation gegenüber mußte rasch und so schweren Bedrohung des Weltfriedens kommenterklasse muß, wenn sie sich durch die Ereignisse nicht die Hakenkreuzlerei getroffenen Abwehrmaznah überraschen und überrennen lassen will, diese Bro, men brachten in gewissen Schichten eine gewisse authentischen Wortlaut der Rede mitteilt, durch bleme mit größter Aufmerksamkeit verfolgen und sich Ernüchterung, aber sie genügte absolut die er die Republik   ausrief, so folgen wir ihm bleme mit größter Aufmerksamkeit verfolgen und sich nicht. Die heillose Verwirrung, die das Treiben hier. Er schildert, wie er von Soldaten und dessen Umsichgreifen und Erstarken den größten für alle Situationen rüsten und bereithalten. der Hakenkreuzler in den Köpfen vieler zehntau Arbeitern am Mittag des 9. November aus sender verelendeter und ins Unglüd gestürzter dem Reichstag herausgeholt und zum Reden vor den Massen aufgefordert wurde. Er wei­entwickelte sich zu einer wahren Tragödie, deren gerte sich zunächst, weil es sich jetzt mehr um Aber auch innerpolitisch ist das fascistische ordnung nicht zu meistern und schon gar nicht zu Opfer große Teile der judetendeutschen Bevöl- Arbeit, als um Reden handle. Man be­Problem von ganz außerordentlicher Bedeutung bannen vermag, aber angesichts der Maffenver- ferung geworden sind. stürmte ihn aber immer heftiger und machte für die Arbeiterklasse. Der schwere Krisen blendung löst auch diese Tatsache leine Ernüchte Diese Tragödie so rasch ais möglich zu liquidieren, ihn darauf aufmerksam, daß der Kommunist notstand, der sich nun durch viele Jahre hin- rung aus, denn er versteht es, sich äußerlich in war das Gebot der Stunde. Es war dies um so Karl Liebknecht   bereits vom Schloßbalfon aus zieht und die Lage der Arbeiterschaft mit jedem der ideologischen Hülle des Kampfes gegen den notwendiger, als die ganze nationalfozia rede und zweifellos mit der Ausrufung des Tage schwieriger gestaltet, der nahezu jedes Heim Kommunismus und Marrismus, dem das volistische Partei in allen ihren Gliederungen, Bolschewismus schließen werde. Nun woollen in seinen Bann zieht und an den Lebensnerv ständige Versagen des Kapitalismus angelastet ohne erst das staatliche Eingreifen abzuwarten, mir Scheidemann   selbst nach seinen Memoiren hunderttausender arbeitsfreudiger Menschen wird, zu verbergen und die Tatsache zu ver- sich für den Freitod" entschied und ihn auch zitieren: greift, aber auch die Ungelöstheit gewis fchleiern, daß er in Wirklichkeit ausschließlich im prompt vollstrect hatte. Eine Partei, die sich vor fer staatlicher Probleme, besonders Dienste des Sapitalismus und der her gerühmt hatte, die Mehrheit der deutschen  aber die Berrissenheit der Arbeiter kapitalistischen Bourgeoisie steht und seinen ganzen Bevölkerung auf ihrer Seite zu haben, ist aus der lasse, bilden den eigentlichen Nährboden des dampf auf die Niederringung des Sozialismus Geschichte des judetendeutschen Volkes aus Fascismus, dessen Wachstum und Aufstieg in und der Arbeiterklasse gestellt hat. Deutlich sehen gelöscht und lebt nur noch in den Flüchen der allen Ländern mit dem Anwachsen des Massen wir es an den Fronten, die sich bei der Auszahllosen von ihr ins Unglück gestürzten und im elends gleichen Schritt hält. Für die dem Elende einandersetzung zwischen Fascismus und Sozia- Stiche gelassenen Menschen for:. preisgegebenen Schichten, welche verzweifelt nach lismus gebildet haben, an den Schüßengräben, aufgeschüttet deklassierten Elemente des Mittelstandes besitzt Laner des Fascismus und wer in den Kampfes­er eine ungeheuere, vielfach geradezu magnetische reihen des Sozialismus steht und daß die vom Anziehungskraft, da er ihnen die soziale Er Fascismus geprägte Parole: Kampf des Fascis neuerung verspricht, die schleuniaste Eroberung mus gegen den Marrismus" in Wirklichkeit zum der Mecht verheißt und durch die Verbindung der Kampfe der tapitalistischen Bourgeoisie gegen Legalität mit Gewaltmitteln bei den Massen. be­die sozialistische Arbeiterklasse fonders bei der Jugend, ganz außerordentliche aufruft. psychologische Auswirkungen erzielt. Nur so fonnte er iene Bsychose auslösen, der bente Millionen Menschen verfallen sind, die nun

einem Auswege suchen, besonders aber für die die in diesem Kampied wer in nd, wer im

die Opfer der fascistischen

Infektionskrankheit

Liebknecht   will die Sowjetrepublik aus­rufen," nun sah ich den russischen Wahnsinn vor mir, die Ablösung der zaristischen Schref= kensherrschaft durch die bolschewistische. ,, Nein!" Nein!"" Nein! nur nicht auch das noch in Deutschland   nach all dem anderen Elend!" Der Redner stieg dann in ein Fenster und Die Niederwerfung des jagte u. a. zu den Massen: Der unglückselige sudetendeutschen   Fascismus Krieg ist zu Ende. Das Morden ist vorbei. erforderte nicht nur den resoluten Zugriff der werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Die Folgen des Krieges, Not und Elend, sozialistischen Arbeiterklasse, die sich wie ein Mann Der Staiser hat abgedankt. Die wirklichen gegen ihn erhob, sondern auch eine ganze Heige legislatorischer und administrativer Maßnahmen, inneren Feinde", die dem Volke bis auf den die in das vom Parlamente beschlossene Parteien heutigen Tag die Rechtsgleichheit verweiger­gefeß mündeten. Wir haben für dieses Gesch ten, die Deutschlands   Zusammenbruch ver votiert, nicht ohne uns vorher die Frage vor schuldet haben, weil sie den Krieg nicht been­gelegt zu haben, ob dieses Votum mit unseren den wollten, bevor außer Belgien   auch noch Barteigrundsäßen, mit unseren jahrzehntelangen Nordfrankreich definitiv erobert worden sei­In den Randgebieten unseres Staates hat Traditionen und mit unserer ganzen Vergangen- fie alle sind still und unsichtbar geworden. die Auseinandersetzung zwischen Fascismus und heit in Einklang gebracht werden könne. Wir Der Prinz Max von Baden   hat sein Kanzler der Arbeiterklasse besonders bedrohliche Formen selbst haben uns die Frage vorgelegt, ob wir uns

Der Fascismus in den

Randgebieten

wurden. Zwar sieht es jeder, der in den Tiefen angenommen. Der Sieg des Fascismus im benach mit diesem Vorgehen nicht auf eine schiefe Ebene amt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Die des Gesellschaftsprozesses zu schürfen versteht, auf barten Deutschland   hat viele Zehntausende von begeben, auf der es kein Halten mehr gibt. Wir neue Regierung, die sich aus Sozialdemokraten den ersten Blid, baz der Fascismus erst recht die deutschen   Menschen förmlich berauscht und dem selbst haben die Frage geprüft, ob sich alle diese zusammensetzen soll, dürfe nicht gestört wer Widersprüche der tapitalistischen Wirtschaft, die Wahne verfallen lassen, daß der Nationalsozialis­den in ihrer Arbeit für den Frieden, in ihrer Ungerechtigkeiten der tapitalistischen Gesellschafts- mus ins deutsche Gebiet einmarschieren, dort die Sorge um Brot und Arbeit. Nichts darf ge=

( Fortseßung auf Seite 2.)