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Frieden" und Krieg.

Nazi- Phrasen und Nazi- Pläne.

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Wenn ich Euch nur sage, daß viele der Staaten, die heute im Böllerbund das große Wort führen, ehemalige Verbrecher folonien sind, dann wißt Ihr, ja, mit wel­chen feinen Herrschaften man es in Genf  zu tun hat."

Gauleiter Dr. Goebbels  , 1929. " Das nationalsozialistische Deutschland  ist der beste Garant des Weltfriedens." Reichsminister Dr. Goebbels  , 1933.

Niemand denkt an den Krieg Wer ist denn be. broht? Deutsch  ( and. Nur im Ausland spricht man vom Krieg. In Deutschland   denkt niemand an triegerische Verwicklung."

Reichsminister b. Neurath  , 1983.

Er

Aus dem Pazifismus ist eine unbämpferische Lebensanschauung wachsen... Der Geist von Langemark   und der Geist der nationalen Re­

volution ist ein und das

felbe."

Bizekanzler v. Papen  ,

1988.

Sonntag, 24. Dezember 1983.

In aller Nuhe...

st es fair, mit der Behauptung zu operieren, daß es der neuen deut schen Regierung nur dar auf ankomme, Deutsch  land in einer ersten Ruheperiode stark genug zu machen, um dann offener Gewaltpolitik übergehen zu können?" Reichsminister v. Neurath  , 1933.

Wir wollen wieder Waffen! ohne weiteres bereit, seine ,, Deutschland   wäre auch richtung überhaupt auf gesamte militärische Ein zulösen und den kleinen Rest der ihm verbliebe­nen Waffen zu zerstören, wenn die

dem Friedensvertrag von Was tonnte man aus konnte dieses Instrument Versailles   machen! Wie einer maßlosen Erpres. sung und schmachvollsten Erniedrigung in

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Schleierbäumen. Es ist die Burg der roten Stadt­verwaltung, nach der Starhemberg mit dem Dau­Burg soll gestürmt und erobert werden. men über die Achsel hinweg gedeutet hat: Diese

Das Wichtigste ist zu nächst die Tatsache, daß eine England und Italien   in Annäherung an feiner Weise eine Striegs Am Gürtel liegen die Wohnbauten der Stadt Wien  . Im Wirtschaftsmuseum kann man an gefahr an sich heraus Modellen sehen, wie sie sich kranzförmig um die beschwört... Damit aber dent alte Stadt gruppieren. Allein der Karl- Macr würde der Bund Deutsch­anliegenden Händen einer wollenden Hof", eine der letzten Schöpfungen dieser Art, iſt land die Möglichkeit ge Nationen restlos das Regierung zum Weittel über einen Kilometer lang. Er umfaßt gesunde, ben, in aller Ruhe gleiche tun würden werden, die natio freundliche und billige Wohnungen für über fünf­diejenigen Vorbe Ferner wird die deutsche nalen Leidenschaf tausend Menschen. Drei Straßenbahnhaltestellen lie­reitungen zu tref Regierung lein Waffen- ten bis zur Sicde­gen längs der großartig gegliederten Front. Ein fen, die im Rahmen verbot als zu einschnei- hiße aufzupeit. einer solchen Stoalition dend ablehnen, wenn es( chen! Wie fonnte bei noch größerer Blod, der Engelshof", nach Friedrich für eine Abrechnung in gleicher Weise auch einer genialen propa- Engels benannt, kühn und reizvoll eigenartig in der mit Frankreich   so oder auf die anderen Staaten gandistischen Venverting architektonischen Gliederung, ist erst zum Teil fer­so getroffen werden Anwendung findet... diefer fadiftifchen Grautig. Noch in feiner Stadt ist das Problem der müjjen." Deutschland   ist jederzeit sanseiten die Gleichgül modernen Massenwohnsiedlung so großzügig, so Hitler  : Mein Kampf  ". bereit, auf Angriffswaf- tigteit eines Bolles zur sozial verständnisvoll und so ideenreich fen zu verzichten, wenn Empörung und die Emstädtebaulichen Einfügung gelöst worden wie in bie übrige Welt ein Glei pörung zur hell. Wien  . Man sieht die hellen Wohnungen, die weiten ches tut. Deutschland   ist sten wut gesteigert Gartenhöfe, die Zentralaschbüchen, die Kindergär­Nichtangriffspakt beizu jeden einzelnen dieser bereit, jedem feierlichen werden! Wie tonnte man ten und Planschbäder das alles ist die stolge denti nicht an einen An- der Empfindung dieses ser Leistung wegen feindet man die sozialdemokra treten, denn Deutschland   Punkte dem Gehirn und Leistung, die das rote Wien" vollbracht hat. Die­griff, sondern es denkt Bolles so lange ein- tische Stadtverwaltung an. Ein Flugblatt der nur an seine Sicherheit." brennen, bis endlich in Nationalen Front verkündete im Zeichen des Weih­Reichstanzler Hitler  , sechzig Millionen Köpfen, nachtsfriedens, daß die Regierung mit dem wirt­bei Männern und Wei­ bern  , die gemeinsam emp schaftsmovdenden System der roten Wiener   Steuer­fundene Scham und der politik Schluß machen" werde! gemeinsame Haß zu jenem einzigen feurigen Das ist die Drohung. Die Rivalen streiten Flammenmeer ge worden wäre, aus dessen vom anderen nicht, wer im entscheidenden Augen­genoch, wem die Beute zufallen soll. Noch weiß einer Glut dann stahlhart ein

Gegebene Tatsachen

päischen Nationen um Wir sehen die curo­sachen. Franzosen  , Polen  uns als gegebene Tat wsw. sind unsere Nachbar­völker, und wir wissen, daß lein geschichtlich dent. barer Vorgang diese Wirk sich doch wohl klar sein, lichleit ändern tönnte... daß die Wiedergewinnung Es ist der tiefernste der verlorenen Gebiete Wunsch der nationalen nicht durch feierliche An- Regierung des Deutschen rufung des lieben Herr Reiches, eine solche un gotts erfolgt oder durch friedliche Entwicklung fromme Hoffnungen auf durch ihre aufrichtige und einen Vollerbund, fon tätige Mitarbeit zu ver dern nur durch Waf- hindern." fengewalt... daß man verlorene Gebiete nicht durch die Zun­genfertigteit geschliffener parlamentarischer Mäu­ler zurüdgewinnt, sondern burch ein geschlif. fenes Schwert zu erobern hat, also durch einen blutigen Stamp f."

Der sehnlichste Wunsch Wir haben feinen" Darüber muß man fehnlicheren Wunsch, als bazu beizutragen, daß die Wunden des Krieges und des Versailler Vertrages endgültig geheilt werden. Deutschland   will tei­nen anderen Weg babei gehen als den, der durch die Verträge selbst als berechtigt anerkannt ist. Die deutsche Regie­rung wünscht sich über alle schwierigen Fragen mit den anderen Natio­men frieblich aus­einanderzusehen."

Reichstanzler Hitler  , 1933.

Hitler  : Mein Kampi".

Nur Grenzschutz... Deutschland   verlangt Sicherheit und Gleich berechtigung. Es wünscht nichts anderes, als seine Unabhängigkeit zu be­wahren und seine Gren­zen jchüben zu fönnen."

Wir fordern den Zu ſammenschluß aller Deut­ schen  zu einem Groß- Deutschland." §i des Programms der NSDAP  .

Reichsminister v. Neurath  , 1933. Kein Großbeutschland In einigen Teilen des Auslandes hat sich die gegen Deutschland   gerich­tete Propaganda neuer dings der unwahren Be­hauptung bemächtigt, die NSDAP   erstrebe die Ein­verleibung von Teilen der Schweiz  , Hollands  , Bel­ giens  , Dänemarks   usw. So unsinnig diese Unter stellung ist, so findet sie doch hie und da Glauben. Die Reichsleitung legt daher Wert auf die Fest­stellung, daß fein ernst hafter Mensch in Deutsch  land daran denkt, die Unabhängigkeit anderer Staaten auch nur anzu­tasten!"

Rudolf Heß  , stello. Führer der NSDAP  , 1933.

Reichskanzler Hitler  , 1933.

mit

Deutschland   begriffen sein Erst wenn dies in Lebenswillen des Voltes wird, so daß man den nicht mehr in bloßer passiver Abwehr verbüm mern läßt, sondern zu einer endgültigen attiven Auseinan dersehung Frankreich zusam menrafft und in einen legten Entschei dungstampf mit deutscherseits größten Schlußzielen hineinwirft: erst dann wird man im­stande sein, das ewige und an sich unfruchtbare Ringen zwischen uns und Frankreich   zum Abschluß zu bringen; allerdings unter der Voraussetzung, daß Deutschland   in der Bernichtung Frankreichs  wirklich nur ein Mittel sieht, um danach unserem Bolle endlich an ande rer Stelle die mög­liche Ausdehnung geben zu lönnen."

Hitler  : Mein Kampf  ". I

1933.

Kuchuch

Wille emporsteigt und ein

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*

blick der Mächtigere sein würde.

Schrei sich herauspreßt: Am Ballhausplatz steht das Bundestanzleramt Wir wollen wie mit spiegelnden Fenstern, Was begibt sich bahinter? der Waffen!" Was wird nach Weihnachten, nach dem täuschenden Frieden? Wahrscheinlich weiß man es auch dort nicht.

Hitler  : Mein Sampi".

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Verschleiertes Wien  .

Winterlicher Dunst, balt und schwer, verschleiert] Fleden und mit dem Bermert: Nach der Konfis­die Stadt. Auf den beschneiten Bergen des Wiener   fation zweite Auflage." Waldes liegt der Sonnenglang eines blauen Tages. Aber die Stadt, den Bergen zu Füßen, versinkt im Grau, aus dem nur die Wahrzeichen ragen, der Stephansturm und fern, als scheinbare Kuppel über dem Dunst schwebend, das Riesenrad im Prater.

Aufrichtung eines ge schlossenen Nationalstaa tes, der alle deutschen  Stämme umfaßt. Alle, die deutschen   Blutes sind, ob sie heute unter däni­Zwischen erstarrten Ufern schleppt die Donau  scher polnischer, tscheträge Eisschollen nach Ungarn  - an Wien   vorbei, chischer, italienischer denn die Donaustadt  " liegt ja genau genommen oder französischer Ober- gar nicht an der Donau  , sondern am Donaulanal. hoheit leben, sollen in m ehemaligen Strombett von der alten Römer­einem Deutschen Reichstadt fahren die Autos und dem jezigen Donan vereinigt sein... Wirufer ist die Stadt erst später wieder entgegen­verzichten auf feinen Deutschen   in Sudeten   gewachsen. deutschland  , in El­ saß- Lothringen  , in Polen  , in der Völkerbundkolonie Oesterreich und in den Nachfolgestaaten des alten Desterreich."

Feder: Das Pro­S. 42.

Am Ring stehen die Bäume im Rauhreif. Er verwandelt die Anlagen in weiße Stristallgärten; dahinter erheben sich die Architekturen nebelarau mit weißen Dächern.

Am 12. Dezember hat das Bundeskanzleramt den Zeitungen mitteilen lassen, daß sie von nun an über politische Demonstrationen, Anschläge und dergleichen, also auch über die Aktionen der Natio­nalsozialisten nur noch das berichten dürfen, was das Bundeskanzleramt durch die amtliche Nach richtenstelle der Deffentlichkeit mitzuteilen für aut  befindet. Es soll durch diese Verordnung eine ,, Beunruhigung der Wirtschaft" vermieden werden. Ueber die Rechtsgrundlage diejer Maßnahme schrieb die Arbeiter- Zeitung:

,, Nach dem Strafgefeß fann wohl die Verbrei. tung falder, beunruhigender Gerüchte verfolgt werden, aber fein Gesetz verbietet die Mitteilung von Tatsachen, selbst wenn die beunruhigend wirken sollten. Praktisch bedeute: für die Arbeiter- Zeitung das Verbot im Augenblick nicht viel, weil wir uns immer damit begnügt haben, über die Nazistreiche bloß furz zu berichten, da wir wenig Ursache haben. dem Hafenkreuztreiben Reflame zu machen; grund­Der Schnee zirpt unter den Schuhen. Der säßlich aber ist die Vorschrift, daß über bestimmte Frost sticht spitz bis auf die Knochen. Nase und gramm der NSDAP  ". Ohren gvidt er mit eisigen Bangen. Tränenden Ereignisse gar nicht oder nur in der Fassung der amtlichen Meldungen berichtet werden darf, eine Auge flüchtet man in ein Café. Da liegen die Bettungen, durch Nowerordnungen der Regierung neue einschneidende Einschränkung der Preßfreiheit." Wegen dieser vorsichtigen und durchaus sach­gezähmt, vom politischen Weihnachtsfrieden" künstlichen Bemerkungen wurde die Arbeiter- Zeitung zwischen unserer wäh " wischen unserer mählich besänftigt. Tonfisziert. Eine zweite Auflage erschien mit einem Als sich dann die strenge Fessel der Kälte ein renden Not und unserem weißen Fled an Stelle dieser Sätze. tommenden Glüd steht wenig lodert, fällt Schnee über die Stadt. Im der Krieg... Es Flodenwirbel wird die Stimmung mit einemmale muß ein unerschütterlicher vorweihnachtlich. Die Schaufenster strahlen. Licht­Glaube an den hohen reklamen glühen rot und blau durch Flockenschleier. ethischen Wert und Der Stephansdom   steht hoch, schattenhaft in der den tiefen Sinn des rötlichen Nacht, ein spikes Gebirge mit Schneekon­Krieges geschaffen turen in ten gotischen Nippen, Fialen und Strab. werden. Das steht auf den Programmzetteln der Thea­ben. Es duftet nach Piefferkuchen und gerösteten Prof. Banse: Wehrwissenschaft", Kastanien. Die Menschen gehen mit Paketen behan- ter. Frierende und bungernde Kinder die gibt gen und weiß beschneit wie Weihnachtsmänner. es also doch? Den Zeitungen aber ist auf höhere Der Schnee legt einen diden Teppich in die Weisung nahegelegt" worden, nicht so viel über Straßen. Er dämpft alle Geräusche. Alles geht mie Elend zu schreiben. Man soll es totschweigen. in weichen Pantoffeln, alles wird lautlos, verbal. ten wie vor etwas kommenden. Weihnachten von nabe

Gegen die Bernichtung... Statt den Gedanken der Vernichtung zu pre­digen, müßte man über­legen, wie eine Neu­ordnung internationaler politischer und wirtschaft licher Beziehungen vor genommen werden könnte, die den Existenznotwen digkeiten der einzelnen Völter in höchstmöglichem Umfang gerecht würden." Reichstanzler Hitler, 1933.

1933.

ist

In Frieden und Freundschaft ,, Wenn ich in diesem Die Voraussetzung zur Augenblid bewußt als Aneinanderfettung deutscher   Nationalsozialist Völkerschicksalen liegt nie­spreche, so möchte ich mals in einer gegenseiti- Und nachher? In der Weihnachtsdekoration namens der nationalen gen Hochachtung oder gar einer Kaufhausfassade läutet in einem fort eine Megierung und der ge- Zuneigung begründet... samten nationalen Erhe- Wer also Bündnisse mit Glocke durch den Flockenwirbel. Eine Weihnachts. bung bekunden, daß ge- fremden Nationen auf glode will sie sein. Aber manchmal klingt sie wie rade uns in diesem jun- bauen zu lönnen glaubt eine Armefünderglocke durch die Kälte. Wessen Tage gen Deutschland   das auf einer prodeutschen sind gezählt? tiefste Verständnis beseelt Gesinnung der dort lei­für die gleichen Gefühle tenden Staatsmänner, it und Gesinnungen sowie entweder ein Efel oder begründeten ein unwahrer Mensch." Lebensansprüche der an- Hitler: Mein Kampi" deren Völker... Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen Voltstum hän­gen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der anderen Völker aus dieser selben Gesinnung heraus und möchten aus tiefernstem Herzen mit ihnen in Frieden und Freundschaft leben." Reichstanzler Hitler  , 1933.

für die

Die Stadt wartet. Das Land wartet. Der poli­tische Weihnachtsfrieden verschleiert die Tage. Ge dämpft, hinter dem Gehege der Regierungsverord nungen geht der Frosch- Mäuse- Krieg der diktatu: füſternen Rivalen weiter. Der Kampf vollzieht sich getarnt. Manchmal knallen die Böllerexplosionen Meiner Attentate in die Vorweihnachtsstille. Es ist das Störungsfeuer" der Hakenkreuzler, die nach dem Verbot in Zivil weiterleben. Dann und wann begegnet man einem Heinavehrmann, etwa einem am Tag. Bäufiger sieht man sie nicht. In den ge­frümmten Hahnenfedern an ihren schilffarbenen Kappen hängt Weihnachtsschnee.

Schleier liegen über den Fronten. Danchmal werden sie sichtbar gegen lints. Immer häufiger erscheint die Wiener   Arbeiter- Zeitung mit weißen

,, Gedenket der frierenden und hungernden Kin­der! Nehmi Kinder zum Weihnachts- oder Feier­tagstisch als Eure Gäste! Aftion des Altwiener bundes unter dem Ghrenschuß der Frau Bundes­langler Ahvine Dollfuß."

Das Elend geht einstweilen auf die Straße. Im Lichte der strahlenden Luxusschaufenster in der Stärntnerstraße gehen Frauen auf und ab und bie. ten sich an. Frauen vom Gewerbe und andere, die die Not hintreibt. Stellungslose Mädchen und auch verheiratete Frauen. Die sind froh, wenn sie einen Wann finden, der sie für eine halbe Stunde ing warme Cofé führt und ihnen ein paar Schillinge schenkt, ohne zu fordern. Ein paar Schillinge zur Wete. für Stohlen, für die Kinder. Aber sie sind auch bereit, ins Stundenhotel mitzugehen- für Sie verkaufen sich, Geld, um des Geldes willen. weil sie alles andere schon verkauft haben. Sie stehen da, zitternd vor Kälte, und werben mi stummen Bliden, mit einem Lächeln, uno es iſt ihnen zum Heulen zu Mute. Den Frauen vom Gewerbe müssen sie aus dem Wege gehen holen sofort einen Wachmann hevbei, wenn sie eine erwischen, die nicht hingehört".

die

An der Oper, wo die Kärntnerstraße auf den Ring stößt, strahlen Weihnachtsbäume mit elektri­schen Kerzen. Große Tafeln werben für arme Stin. jene Frauen tun es auch, allerdings nur für die eigenen.

der

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Das Rathaus der Stadt Wien   steht dunkel mit Freitreppen, Spigbögen und Turm hinter weißen

Manche meinen: es wird schon österreichisch  " ausgehen. Nicht alle denten so optimistisch.

Der Weihnachtsfrieden verschleiert die Fronten. Aber die Spannungen sind spürbar. Das Leben geht seinen Gang

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das Weihnachtsgeschäft ist momentan wichtiger als die Politik. Aber alles scheint einsttveilig, abwartend, fragwürdig. Weih­nachtskerzen flimmern sind es romantische Lager­feuer vor kommenden Kämpfen?

Weiße Schleier fallen über die Stadt, leije, lautlos, dämpfend. Dahinter, im Dunkeln, im gestaltlos Ungewissen, unterm trüb geröteten Nacht­himmel liegt die Zukunft Desterreichs.

Manfred.

Der drei Könige Erdenjahrt.

Als das neunzehnhundertdreiunddreißigste Jahr Seit Chrifti Geburt beinahe vergangen war, Ward Naspar, alteingesessener Himmelsgaft, Von einer seltsam quälenden Unruh erfaßt, Ob die Lehre vou Bethlehem  , das Friedenswort, Ueber die Zeiten hin flinge auf Erden fort. Und er legte dem Melchi und dem Balthasar Die Notwendigkeit einer neuen Reise dar. Einfacher wär's, man früg den allwissenden Herrn, Aber der hat solche Störungen nicht sehr gern. So einigten sich die Dreie auf Kaspars Plan Ihr Freund, der Bethlehem- Stern  , zog wieder

boran.

War es Absicht? Oder hatte er sich verrannt? Er führte sie strads ins erneuerte deutsche Land. Das durchzogen die Heiligen nun freuz und quer Und wunderten sich von Stunde zu Stunde mehr.. Friede auf Erden?" Trommelflang und Trompetenschall

Und cgerzierende Truppen allüberall. ,, Vom Himmel hoch, da komm ich her!" Braune Kampfflieger wissen ganz andere Mär! ,, Christ ist geboren!" Lächerlich! Julnacht ist heut! Germanen beten zu Wotan und Donar und Teut. ,, Aus Davids Stamm?" Fort mit dem Juden­gott! Da ward der Könige Wandern zu bangem Trott.. Ausländer? Orientalen? Und ihrer drei? Das lodt SA und SS und die Polizei! Fremde Semiten? Was macht ihr im deutschen  Land?

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Habt wohl gar gestiftet den Neichstagsbrand? Rönnen es nicht die drei bulgarischen Roten   sein, Sperren wir eben drei andere Juden ein! Habt acht! Ins Konzentrationslager marschiert! Euer Gepäd wird von amtswegen konfisziert. Euer Gold friegt der Schacht. Vor des Führers Altar

Aber bringen wir Myrrhen und den Weihrauch bar.

Ihm huldigt doch auch der Himmel bereits: Scht ihr den Rometen mit dem Hakenkreuz?"

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Geprekt zwischen hundert andere in dumpfem Saal. Mißhandelte stöhnen vor Wut und vor Qual. Ein Braunbube brüllt in den Raum: Habt acht! Stillgeftanden! Wir fingen: Heilige Nacht!

Da war der drei Wanderer Neugierde geftillt, Sie führen gen Himmeleh man sie gekillt. Doch vergaßen sie zu unterschreiben den Schein, Daß die Behandlung human war und äußerst fein. J. H.