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Nr. 88. 16. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 15. April 1899.

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lichen alles beim alten.

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Volkswirtschaftliche Rundschau.

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Medizinal ,, reform  " in Preußen. Grundzüge über die Umgestaltung der Medizinalbehörden" zu beraten; unserer Regierungsbeamten, die Zusammensetzung der Kreis­man legt jetzt nicht eine entsprechende Reformgesetzgebung, sondern ausschiffe usw. die sicherste Bürgschaft gegen jedes Uebermaß in der Die Kulturaufgaben leiden nicht!" Dieses stolze Wort des nur einen Gesetzentwurf betr. die Stellung des Kreisarztes und hygienischen Fürsorge darstellen. Es ist das böse Gewissen, das aus Herrn Johannes von Miquel   findet wiederum eine glänzende Be- die Bildung von Gesundheitskommissionen" vor. Damals war es den oben angeführten Worten spricht. Man schützt Besorgnis vor stätigung durch die Art, wie die preußische Regierung versucht, eine das Kultusministerium, welches die Grundzüge" entworfen und zu weit gehenden Anforderungen vor, man muß aber thatsächlich der wichtigsten Kulturaufgaben die zeitgemäße Reorganisation die Kommission einberufen hatte; heute steht unter dem Gesetz fürchten, daß die Kreisärzte gerade auf den Gütern Ostelbiens des öffentlichen Gesundheitswesens zu lösen. Freilich, wenn man entwurf als erster Name nicht der des Kultusministers, sondern der Verhältnisse aufdecken werden, die auch den allergeringsten An­fich richtig ausdrücken will, dann darf man nicht von einem Lösungs- des Herrn Finanzministers Johannes von Miquel  . Das forderungen der Hygiene Hohn sprechen. Deswegen hat man gar versuch" sprechen, sondern von einem Versuch, die lauten Rufe nach fennzeichnet schon äußerlich die Sachlage. Allerdings hatte tein Interesse daran, vollbeschäftigte Beamte zu schaffen. einer Medizinalreform" für einige Zeit zum Schweigen zu bringen, zur Beit auch der Herr Finanzminister im Abgeord So heißt es denn in der Begründung des Geschentwurfes bes damit man ungestört fortwursteln kann. netenhause befundet, daß er der Frage der Medizinalreform treffend die Dienststellung des Kreisarztes"" Noch weiter zu gehen Den eigentlichen Kern die Vertiefung der staatlichen Fürsorge durchaus wohlwollend gegenüberstehe, und der Vertreter des Kultus- und durch untersagung der ärztlichen Privatpraxis und Erhebung für das öffentliche Gesundheitswesen läßt der jüngst dem Land- ministeriums hatte nicht verfehlt, ihm für dieses Wohlwollen dankend des Physikats zur Bollbeamtenstellung, lezteres auf eine ganz neue tage übermittelte Geschentwurf, betr. die Dienststellung der Kreis zu quittieren. Aber doch war auf dem Wege über das Finanz- Grundlage zu stellen, kann als ein durch die sanitären Rüdsichten ärzte" gänzlich unberührt; er tann, wie im folgenden zu zeigen sein ministerium das Schangericht verschwunden, das man der freien ausreichend begründetes Bedürfniß nicht erachtet werden." Und wird, nur die eine Wirkung haben, daß die materielle Stellung der Kommission" gezeigt hatte, und an seiner Stelle segt man heute nur diese Begründung ist mit gegengezeichnet von demselben Kultus­Kreisphysici- der künftigen Streisärzte- insofern eine geringe Auf- einen abgenagten Knochen, an dem das unbewaffnete Auge taum minister Bosse, der vor zwei Jahren in den Grundzügen" strifte besserung erfährt, als dieselben Pensionsberechtigung und möglicher- noch einige Fleischteilchen zu erkennen vermag. Man braucht übrigens das Berbot der Privatpraxis forderte; von demselben Kultus­weise auch eine Gehaltserhöhung erhalten. Sonst bleibt im wesent- gar nicht zu lange zu suchen, um Gründe genug zu finden, die den minister, dessen Kommissar, der jezige Unterstaatssekretär v. Bartsch, Finanzminister veranlassen konnten, sein damals betontes Wohl in den Kommissionsverhandlungen aufs nachdrücklichste und mit Und doch wird selbst von der Regierung nicht bestritten werden, wollen heute recht erheblich zurückzuschrauben. Es war doch gerade guten Gründen jene Forderung vertrat. Fürwahr, diese Anpassungs­daß ein Stück und Flickwert auf dem Gebiete des öffentlichen zwischen damals und heute die Entdeckung gemacht worden, daß fähigkeit verdient auch in heutiger Zeit Beachtung und Be­Gesundheitswesens in Breußen nicht am Blaze ist, sondern daß hier unsere Zukunft auf dem Wasser liegt". Damit war wunderung! eine gründliche Reform dringendstes Erforderniß ist. So lange wir ein neues fressendes Geschwür am Körper des Staates Mit der Vollbeamtenstellung ist natürlich auch die volle Bes überhaupt eine öffentliche Meinung, ein Verfassungsleben in Preußen gegeben, das alle Lebensfräfte an sich zicht, und so soldung gefallen. Der Gesezentwurf schweigt sich über die Höhe des haben, so lange fordert man von sachverständiger Seite lauter und immer naturgemäß den ganzen übrigen Organismus zum Verdorren Gehaltes völlig aus. Die Begründung spricht von einer Erhöhung lauter eine Medizinalreform", eine der Entwickelung der modernen bringen muß. Wenn alljährlich allein für die Flotte 59 Millionen der Besoldung, soweit es erforderlich ist". Also, die Erhöhung des Medizin entsprechende Reorganisation des öffentlichen Gesundheitswesens. mehr als bisher aufgebracht werden müssen, kann man es dem Gehaltes, der gegenwärtig 900 m. beträgt, erscheint nicht durchweg Im Jahre 1848 widmete namentlich Studolf Virchow dieser Finanzminister nicht einmal verdenken, wenn er an allen Enden erforderlich! Dagegen wird allen Kreisärzten die Pensionsfähigkeit Forderung in der damaligen Medizinischen   Reform" breitesten spart und demzufolge auch nicht wenige Hunderttausende für die des Gehaltes zugesprochen. Daß hierdurch eine erhebliche Belastung Raum. Er unterzog den größten Teil der hierher gehörigen Fragen Medizinalreform übrig hat. der Staatskaffe entsteht, ist bei der dem Gehalte entsprechenden Höhe einer eingehenden Erörterung; dabei berührte er u. a. auch im Während die Grundzüge" eine Umgestaltung der Provinziale, der Pensionsansprüche ausgeschlossen. Im übrigen wurden auch bis­Hinblick auf die herannahende Cholera die sociale Seite der Frage Bezirks- und Kreis- Medizinalbehörden anstrebten, beschränkt sich der her schon an dienstunfähig gewordene Medizinalbeamte, sowie und betonte, daß es nicht darauf ankomme Anleitungen zu schreiben, jetzt vorliegende Gesetzentwurf auf die Kreis- Medizinalbehörden, auf Wittwen und Waisen Unterstützungen" gezahlt. Die durch die um die Inhaber von Melonen und Lachsen, von Pasteten und Eis- die Kreisärzte. Aber auch die Stellung dieser gestaltet der Ent- Pensionen entstehenden Mehrkosten werden außerdem zum großen torten, kurz den wohlhäbigen Bourgeois zu beruhigen, sondern daß wurf nicht so um, wie es früher in Aussicht genommen war. Die Theile, ja vielleicht ganz durch Ersparnisse an anderen man Anstalten treffen muß, um den Armen, der kein weiches Grundzüge" enthielten ausdrücklich die Bestimmung, daß dem Kreis- Stellen aufgewogen werden. E3 sollen nämlich sämt Brot, fein gutes Fleisch, teine warme Kleidung, kein Bett arzt die Ausübung ärztlicher Privatpragis fünftig untersagt sein liche Kreiswundarzt- Stellen bis 289 abgeschafft hat den Armen, der am meisten bon der solle. Da gegenwärtig bei sehr vielen Kreisphysicis die Ausübung werden, so daß das diesen gezahlte Gehalt verfügbar Seuche getroffen wird, durch eine Verbesserung seiner der Privatpraris den Hauptberuf und die Haupteinnahmequelle dar wird. Es scheint außerdem auch noch beabsichtigt, durch Zusammen Lage vor derselben zu schützen." In energischer Vertretung des stellt und die Wahrnehmung der Physikatsgeschäfte gewissermaßen legung kleinerer Kreise die Zahl der Kreisarzt- Stellen zu vermindern. Standpunktes, daß eine radikale Reform in der Medizin nicht nur im Nebenamt geschieht, war das Verbot der Privatpraxis eine Jm Jahre 1897 hieß es, daß die 536 Kreisphyfitus- Stellen auf 317 mehr aufzuschieben sei", griff er namentlich auch die wohlmeinen grundsägliche Aenderung von entscheidender Bedeutung. Entscheidend beschränkt werden sollten. Damals hatte man aber vollbesoldete" den Liberalen" an, die von dem frischen Nadikalismus des revo- deshalb, weil das als erste Vorbedingung für die sachgemäße Aus- Streisärzte mit vollbejoldeten" ärztlichen Assistenten im Auge. Heute lutionären Volfs zu Transaktionen(= dem, was wir heute als übung des Amtes gelten muß, daß der Kreisarzt seine ganze Zeit ist hiervon nicht mehr die Rede, trotzdem scheint man noch die Zahl Kompromisse bezeichnen) mit der alten Gewalt übergegangen sind. und jeine ganze Kraft dem Amte widmen tann. Die der Kreisärzte vermindern zu wollen. Wenigstens deutet daraus der Diese und ähnliche Aeußerungen des damaligen Privatdocenten Meinung, daß der Wirkungskreis des Physifus nicht groß Umstand hin, daß eine llebergangsbestimmung"(§ 15) des Geſetz­Birchow sind ein beredtes Zeugnis dafür, mit wie glühendem, wahr- genug jei, um den ganzen Mann in Anspruch zu nehmen, entwurfes die Möglichkeit vorsieht, daß noch 5 Jahre nach Inkraft­haft revolutionärem Eifer er feiner Zeit die Aufgaben der öffent- können die Väter des Gesetzentwurfs betr. die Dienststellung des treten des Gesetzentwurfes Beamte vorhanden sein werden, welche lichen Gesundheitspflege zu lösen bemüht war. Allerdings läßt sich Streisarztes" nicht zur Erklärung ihrer veränderten Stellung für ihre durch das Gesetz abgeschaffte Dienststellung Ersatz nicht feststellen, inwieweit diese Ausführungen noch heute von ihm nahme anführen; denn sie selbst zählen auf S. 12 und 13 der nicht erhalten konnten. Da schon seit längerer Zeit erledigte anerkamit werden, denn Virchow selbst bekannte bei der Herausgabe Begründung" die mannigfaltigsten Aufgaben der öffentlichen Kreiswundarzt- Stellen nicht besetzt wurden, und da bei dem feiner Gesammelten Abhandlungen", daß er nicht mehr in der Lage Gesundheitspflege her, und man kann wirklich nach dem Umfange verhältnismäßig hohen Durchschnittsalter der Medizinalbeamten fei, jedes Wort, welches er damals geschrieben habe, aufrecht zu er- dieser Aufstellung nicht annehmen, daß der Beamte, der allen diesen ein ziemlich starker Abgang durch Todesfall stattfindet, legt diese halten. Auch so aber sind diese Acußerungen nicht ohne Interesse; Pflichten genügen soll, als nicht vollbeschäftigt gelten darf. Vorsicht die Vermutung nahe, daß auch eine Berringerung der benn gerade weil es sich hier um ein neutrales, dem Parteikampfe Für das Verbot der Privatpragis spricht aber auch der Grund, Kreisarztstellen in Aussicht genommen ist. So wird man denn fernliegendes Gebiet handelt, wird der Abstand zwischen dem daß es sonst häufig zu einem Zwiespalt zwischen den Amtspflichten vielleicht aus fünftigen Etatsgefeßen ersehen können, daß die Re­revolutionären Bürgertum von 1848 und dem Berliner   Freijinn und den freien Erwerbsinteressen fommen muß. gierung die für Pensionen und Gehaltserhöhungen erforderlichen bon heute um so deutlicher erkennbar. Geldmittel sich nach dem Recepte beschafft hat, welches seiner Zeit der Abgeordnete v. Tiedemann für die Einrichtung vollbesoldeter Streisarzt- Stellen empfahl.

Doch nicht allein die Revolutionäre, auch die Reaktionäre er­fannten damals die Notwendigkeit einer Medizinalreform an, und so teilte die Thronrede vom 21. November 1850 mit: ein Gefeß­entwurf über die Medizinalverfassung wird Ihnen in nächster Zeit zugehen." Das erste, nicht das letzte feierliche Versprechen, das auf diesem Gebiete unerfüllt geblieben ist. Denn immer, wenn von neuem in der Volksvertretung diese wichtige Frage angeschnitten wurde, und das geschah seit dem Jahre 1868 fast alljährlich gab die Regierung die befriedigendsten Erklärungen, ja fie ließ fo­gar durch Sachverständigen- Kommiffionen Entwürfe ausarbeiten bez. begutachten. Im Jahre 1886 machte der Kultusminister bei einer solchen Gelegenheit die bezeichnende Bemerkung:" Je mehr ich er­tenne, daß auf dem Gebiete der Veterinärpolizei( polizeiliche Vor­forge gegen Bichfeuchen) gesundes, tüchtiges, vortreffliches geleistet worden ist, um so herabdrückender ist in der That der Eindruck, den es machen muß, wenn man sieht, daß die Sorge für die menschliche Gesundheit hinterherhintt hinter der Fürsorge für unsere Haustiere." Die auch das mals hieran angeknüpften Versprechungen wurden so pünktlich ge­halten, daß 1896 also zehn Jahre später der nationalliberale Abgeordnete Kruse mit Beziehung auf oben stehende Bemerkung er­flärte: Der einzige Unterschied( zwischen 1896 und 1886) ist, daß der Abstand zwischen diesen beiden Arten von Fürsorge noch großer ge worden ist."

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Denken Sie sich," so führte 1896 im Landtage der konservative Abgeordnete Regierungspräsident v. Tiedemann aus, 3. B. einen Streisphyfikus, der zugleich Arzt einer großen Fabrik ist, die vielleicht 1000 oder 1200 Arbeiter beschäftigt, und der aus dieser Fabrik Auch eine Dienstaufwands- Entschädigung" war in den Grund seine Haupteinnahmen bezieht! Denken Sie sich nun, daß in der zügen" den Kreisärzten versprochen worden. Darunter sollte in Fabrit sanitäre Mißstände auftauchen, die der Kreisphyfitus festzu diesem Falle nicht etwa ähnliches verstanden werden, stellen hat! Wie leicht kann da im Publikum der Verdacht entstehen, die Repräsentationsgelder", welche welche Reich und Staat in daß in einem solchen Falle der Kreisphyfitus ein Auge zudrückt und verhältnismäßig freigebiger Weise den Inhabern der höchsten fünf gerade sein läßt." Beamtenstellen gewähren. Sondern es sollte die Endlich ist das Verbot der Privatpragis deshalb notwendig, diesem Titel ausgeworfene Summe eine angemessene Fuhr­weil ohnedies dem Kreisarzt in den meisten Fällen die Unterstützung tostenentschädigung für die Dienstreisen innerhalb des Amtsbezirkes", der frei praktizierenden Aerzte des Kreises verjagt bleiben wird. So einen Ersatz für die sonstigen Untosten, z. B. für Laboratoriums­lange beamtete und frei praktizierende Aerzte einander gleichzeitig zwecke 1. dergl. darstellen. Auf die Gewährung einer solchen Dienst­als Konkurrenten gegenüberstehen, wird von einem Hand in Hand- qufwandsentschädigung" hatten die Medizinalbeamten selbst bei ihren gehen beider, einer freiwilligen Mitarbeit der Privatärzte nur selten Beratungen über die Medizinalreform stets besonderes Gewicht ge­die Rede sein. Denn den freiprakticizrenden Aerzten taun es natür- legt; denn sie hatten am eigenen Leibe erfahren, daß die falsche lich nicht erwünscht sein, daß ihr Konturrent der ohnehin schon Sparsamteit des preußischen Staates gerade an dieser Stelle ein­vermöge seiner amtlichen Stellung und Titel ihnen überlegen ist feste und einer gewissenhaften Wahrnehmung der Amtsgeschäfte Einblid und Eingang in ihre Privatpragis gewinnt. Darum leidet Hindernisse in den Weg legte. Diese Sparsamteit ging in vormärz auch die Erfüllung der Pflichten, welche der Staat im Juteresse der licher Zeit sogar so weit, daß es den Regierungen durch Ministerial­öffentlichen Gesundheitspflege allen Aerzten auferlegt-Anzeige- verfügung wiederholt eingeschärft wurde, zur Verminderung der der pflicht usw.- darunter, daß die beamteten Aerzte gleichzeitig Privat- Staatskasse zur Last fallenden Kosten" die Medizinalbeamten mög­pragis treiben dürfen. lichst wenig in Anspruch zu nehmen. Die legte dieser Ber So wie die Dinge heute liegen, stellt der Staat den Phyfitus fügungen vom 27. Juli 1846 forderte fogar, daß die deshalb an, damit er Krankheiten verhüte; seinen Lebensunterhalt Bervielfältigung der Reisen der Kreisphysiker bei ausbrechenden an­Im Jahre 1897 war denn endlich die Regierung so weit, daß gewinnt aber der Phyfifus in der Hauptsache dadurch, daß der Ersteckenden Krankheiten möglichst einzustellen sei". Mit so ungeschickter fie einer freien Stommission, bestehend aus Parlamentariern, Medi- folg seiner amtlichen Bemühungen naturgemäß ein recht unvoll- Offenherzigkeit ging man ja min in späterer Zeit nicht mehr vor. ginalbeamten, Aerzten usw. Grundzüge über die Umgestaltung der fommener ist, und daß daher ein Teil der Kreiseingesessenen seine Aber welche fleinliche Pfennigfuchserei noch heute getrieben wird, Medizinalbehörden" zur Beratung vorlegen konnte. Diese Grund- ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Diesem Widersinn würde das geht z. B. daraus hervor, daß den Physikern tein Freiexemplar des züge" wurden allenthalben, namentlich auch von den Sachverständigen, Verbot der Privatpragis ein Ende machen. Der vollbeschäftigte" Berichtes gewährt wurde, welchen die Medizinalabteilung des Kultus fehr beifällig aufgenommen, weil sie trotz mancher Mängel den Eindrud Kreisarzt müßte aber gleichzeitig vollbesoldeter" Beamter werden, ministeriums über das Sanitätswesen des preußischen Staates erweďten, als ob die Regierung nunmehr fest entschlossen sei, eine und die hierfür erforderlichen Geldmittel stellen wohl einen der während der Jahre 1889, 1890 und 1891" veröffentlichte. einschneidende Reform ohne Rücksicht auf fleinliche finanzielle Be- Gründe dar, welche diese segensreiche Reform zum Scheitern In dem neuen Gesezentwurf ist natürlich auch von einer Dienst benten anzubahnen. Denn daß eine wirkliche Medizinalreform" brachten. Denn so einfach, wie der Abgeordnete von Tiedemann es aufwands- Entschädigung nicht die Rede. Es soll zwar nach der dem Staat Geld fosten würde, konnte ja nicht zweifelhaft sein. im Jahre 1896 darstellte, tam man doch nicht vollbesoldete Begründung" dem Kreisarzt größere Bewegungsfreiheit" gegeben Immerhin war war anzunehmen, daß die Koften nicht all- Beamtenstellen schaffen. Er schlug damals vor, die Zahl werden, er soll ermächtigt sein, unabhängig von der Requisition zu erhebliche sein würden; ,, es handelt sich hier" so der Medizinal Beamten zu verringern, und an Stelle der Behörden sich über die sanitären Verhältnisse des Bezirks zu führte 1897 der Abgeordnete Ridert ohne Widerspruch von drei Kreisphysicis mit je 900 Mart Gehalt informieren." Aber das bleibt im unklaren, ob diese Bewegungs­der Regierung aus, nicht um fleine Ausgaben, allerdings und drei Kreis- Wundärzten mit je 600 Mart Gehalt. freiheit" auch für solche Bewegungen" gelten soll, die für den Staat auch nicht um Millionen oder Duzende von Millionen, aber die Bahl insgesamt nur einen Arzt mit 4500 M. Gehalt anzustellen. Diese mit Geldkosten verknüpft sind. Es müßte doch mindestens die der Hunderttausende wird nicht ganz gering sein, wenn die Medizinal-" Reform" würde also den Staat nicht einen Pfennig fosten, aber Ministerialverfügung ausdrücklich aufgehoben werden, nach welcher reform das leisten soll, was das Land von ihr verlangt, und was fie vermag auch nicht den geringsten Nutzen zu schaffen, da durch Dienstreisen erst nach erhaltener Aufforderung seitens der land­auch der Kultusminister verlangen muß." Aljo der Einfazz tonnte Busammenlegung dreier Kreise ein Bezirk entstehen würde, welchen rätlichen oder städtischen Polizeibehörde zu unternehmen" find. jedenfalls gegenüber dem zu erhoffenden Gewinn nicht als erheblich unmöglich ein einzelner ausreichend übersehen kann. Ganz in der Versenkung verschwunden sind ferner die ,, Assistenten angesehen werden. War doch ein Jahr zuvor gerade von konservativ Aber die Mehrkosten waren doch wohl nicht allein ausschlag des Kreisarztes", welche nach den Grundzügen" ebenfalls voll be. nationalliberaler Seite in diesem Zusammenhange auf die ungeheuren gebend. Man fann vielleicht annehmen, daß nicht nur der Herr schäftigte Beamte sein sollten. Das ist auch deshalb höchst bedauer­Seuchenverluste Preußens hingewiesen worden, die zweifellos durch Finanzminister", sondern daß auch der Liebling der Agrarier" fich lich, weil sogar die Begründung" des jezigen Gefeßentwurfs Klagen eine Reorganisation des Gesundheitswesens eine wesentliche Ver- gegen die vollbeschäftigten Kreisärzte aufgelehnt hat. Gerade von über die ungenügende hygienische Vorbildung und ein un­minderung erfahren fönnten. Der Abgeordnete Martens hob hervor, agrarischer Seite wurden ja in der freien Kommission" noch andere Be- genügendes Maß von Sachverständnis bei den meisten Physikern" daß im Jahre 1893 in Preußen an Seuchen insgesamt 171 000 Leute denken gegen diesen Teil der Reform geäußert. Der Abg. b. Heydebrand erhebt. Gerade die Assistentenstellen aber würden in theoretischer, berstarben, eine Zahl, deren ganze Größe anschaulich wird, wenn man und der Lasa führte aus: Sie schaffen( durch das Verbot der wie in praktischer Beziehung eine ausgezeichnete Vorschule für den fie vergleicht mit den Verlusten des deutschen Heeres im Jahre Privatpragis) Leute, die nicht voll beschäftigt find, da und dort Vor- Streisarzt- Beruf abgegeben haben. 1870/71, die insgesamt- an Gefallenen und Gestorbenen-fchläge zu machen streben, vielfach die Initiative ergreifen in Dingen, Verschwunden sind ferner die Untersuchungsanstalten, von denen 41 000 Mann betrugen. Und der Abgeordnete Graf Douglas er die für die einfachen Verhältniffe gar nicht angezeigt sind; die die Grundzüge" eine oder mehrere für jede Provinz forderten. innerte demgegenüber an die Erfolge, welche im Heer die Reorgani Bevölkerung wird durch Vorschläge nur nervös gemacht." Und das Die Handhabung der Gesundheitspolizei", so führte der Kommissar sation des Sanitätswesens erzielt hatte; die Sterblichkeit im Heere Herrenhausmitglied v. Graß- Slanin wandte sich gegen die Be- des Ministers in der freien Kommission aus, namentlich auch die Aus­hatte in den letzten 50 Jahren um 78 Proz., in den letzten 20 Jahren ftimmung, wonach der Kreisarzt gewiffermaßen in den Kreis- führung der Nahrungsmittelgeſehe, ist nicht denkbar, ohne daß Unter­um 54 Broz. abgenommen. ausschüssen wie ein hygienischer Sauerteig wirken soll.... Redner fuchungs- Anstalten vorhanden sind, und daß die vorhandenen nicht den Die Grundzüge" wurden in der Kommission aufs eingehendste will feineswegs die große Bedeutung der neuesten hygienischen Bedürfnissen entsprechen, dürfte ebenfalls mit Grund wohl nicht bes in fünf Sigungen berathen. Am Schlusse der Verhandlungen fette Forschung verkennen, aber wissenschaftliche Forschung, wenn fie ins zweifelt werden." der Vorsitzende, Ministerialdirektor v. Bartsch, auseinander, wie er praktische Leben übersetzt werden soll, könne gerade in den ärmeren Auch hier glaubte man mit verhältnismäßig geringen Mitteln aus sprießlich, ja wie notwendig es sei, die Grundlagen einer geplanten Bezirken mitunter sehr gefährlich wirken". Man betrachtet es also fommen zu können. Die einmaligen Kosten würden sich ungefähr gar nicht legislativen Maßregel im Streife einfichtsvoller und verständnisvoller in diesen Kreisen gar nicht als wünschenswert, daß der auf 6-7000 m. belaufen. Bei den großen Mißständen, die zur Männer zu diskutieren. Mit dem befriedigenden Bewußtsein, sich Medizinalbeamte zu viel Zeit für sein Amt übrig hat. Beit herrschen, ist anzunehmen, daß den Anstalten zahlreiche Auf­wohl um das Vaterland verdient gemacht zu haben, konnten somit Je ihn die Privatpraxis in Anspruch nimmt, träge zugehen werden, und außerdem kommt hinzu, daß ihnen die die Kommiffionsmitglieder von einander gehen, um erst jetzt nach um so weniger wird auf den Gedanken berfallen, öffentlichen Strafgelder, die auf Grund des Nahrungsmittelgefeges zwei Jahren einzusehen, daß fie damals leeres Stroh gebroschen haben. als hygienischer Sauerteig" wirken und zu einer wilden Gährung" erkannt werden, ebenfalls zufließen werden." Aber selbst dieses Man hatte damals die freie Kommission" zusammenberufen, um den Anstoß geben zu wollen. Als ob nicht schon die Persönlichkeiten geringe Risiko wollte der Staat nicht tragen; die Provinzialverbände

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