Beile 2
Die Tschechoslowakei gerät hiebei in die denkbar übelste Situation. Wie die Nuß liegt sie in der Zange, deren einen Greifer Hitler, deren andern Mussolini hält. Ehe Südslawien und Rumänien uns ernstlich helfen könnten, würden die tschechoslowakischen Armeen von Linz bis Losoncz , von Eger bis Oderberg den konzentrischen Angriff der Heere des Revisionsblods auszuhalten haben.
Dienstag, 20. Weber 1934
vielmehr aus dem begründeten Gefühl, daß der Ming um die Tschechoslowakei sich eng und enger zusammenschließt und daß weite Kreise der tsche chischen Bourgeoisie, ohne Ahnung, daß die Eristenz ihres Staates und ihrer Nation auf Ge
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deih und Verderb mit der Existenz des demokra. sprachen, war überfüllt. Es finden noch weitere tischen Europa verbunden ist, den Jägern Trei berdienste leisten. Es ist fünf Minuten na ch zwölf! Wo sind die Männer, die es erkennen und entschlossen sind, durchzugreifen?!
Große Kundgebungen in den sudetendeutschen Städten Die Schurtereien der Regierung Dollfus has| sammlungsteilnehmern Sucha( tschechisch) und ben das ganze demokratische Europa auf den Plan rnberg( deutsch ). In der Kundgebung in auf Frauen und Kinder schießen ließ, daß er die gerufen. Daß der katholische Stanzler mit Kanonen Böhmisch Leipa sprach Genoffe Grünaner vor 500 Arbeitern. Genoise počenih sprach nach Arbeiter mit Verfassungsbrüchen und durch das thm tschechisch. In Leitmerits war die Rundgebung Aufstellen vonGeßlerhüten faltblütig reiste, um jie novity tschechisch und se ober deutsch. auf dem Marktplatz. Es sprachen die Genossen Sc Die gut gerüstet, zum offenen Widerstand zu treiben Kundgebung in Rumburg war überfüllt. Es sprachen - das bleibt troy allen Lügercien der katholisch die Genossen Rögler und Marschner. Auf dem amtlichen Nachrichtenstelle der Regierung Dollfus Marktplatz sprach noch Genoffe Böhm zu den Ver eine Tatsache, die alle gerecht Denkenden zu heller famelten. Auch in Warnsdorf marschierten die Teilnehmer nach der Kundgebung, in der Genosse Empörung freibt. Biglarich sprach, auf den Marktplan; dort spradi Genosse Löwy zu ihnen. In der aroßen Schlucke nauer Kundgebung sprach Genosse Renzl.
Die judetendeutschen Arbeiter, die sich mit ihren österreichischen Klaſſengenossen ganz beson ders verbunden fühlen, haben am bergangenen Sonniag in großen Sundgebungen gezeigt, wie tief der Abscheu vor den blutigen Methoden der katho den Henfern gelingen wird, die Blutschuld von sich lischen Regierung Dollfuß ist und wie wenig es abzuwälzen.
Solange es in Oesterreich eine starke demo. tratische Front gab, bestand die Gefahr wohl auch, aber sie war nicht akut. Die einzige Garantie der„ Unabhängigkeit Desterreichs", die als diplomatische Phrase mertlos, als militärisch politisches Faktum von größter Bedeutung wäre, bildete die Er ist en cines demokratischen Desterreich neben dem offiziellen, fascistischen, das sich kurz bevor es daran ging, die Demokraten serienmeise zu henken, mit Horthy - Ungarn verbrüdert hat. Die Niederwerfung dieser österreichischen Demokratie hat die Gefahr für die Tschechoslowakischei a fut gemacht. Scht die Starte an und ihr wißt ge. nug! Der Ring schließt sich. Schon ist Polen auf Jahre neutralisiert; Rumänien ist östlich gebunden und fein hochwertiger Faftor. Es wird kaum jemals gegen Italien kämpfen und es wird im Ernstfalle versuchen, sich mit Ungarn itber Siebenbürgen zu verständigen. So liegt die Tschechoslowakei zwischen Ungarn . Defter reich, Deutschland , eingefreist von fascistischrevisionistischen Staaten. Der tschechosloösterreichischen Arbeiterschaft verfahren zu dürfen. Die Regierung Dollfuß, die glaubte, mit der wafische Nationalismus, geleitet von als sei sie nicht vorhanden, ist möglicherweise leicht engherzigen Beſiyintereſſen, den Blick immer nur fertig genug, auch den Sturm des Proteſtes, der auf den heimischen Kleinkram gerichtet und un- jich überall erhebt, wo Arbeiter noch frei reden fähig, europäisch oder in Epochen zu denken, tut dürfen, gering zu achten. Aber es sind nicht die wahrhaftig alles, um den Fascisten in die Hände judetendeutschen Arbeiter allein, die am Sonntag zu arbeiten. Er bucht grinsend den Erfolg der marschierten: hinter ihnen steht in geschlossener Revisionisten in Oesterreich und merit nicht, da Front auch die tschechische Arbeiterschaft. Herr Dollfus wird noch einmal zu fühlen bekommen, die Mündungen der Haubißen, die den Marr was das bedeutet. Das Feuer, das er angezündet, Hof und das Ottakringer Arbeiterheim zerschos- wird ihm das Dach über dem Kopf wegbrennen. sen haben, sich gegen Bratislava und LundenDie Arbeiterschaft in der Tschechoslowakei wird burg richten. Die Schüsse von Wien sind das sich nicht auf Kundgebungen der Sympathie beerste Grollen eines gewaltigen Gewitters, das schränken, sondern an den österreichischen Genoffen sich von drei Fronten gegen die Tschechoslowakei tätige Solidarität üben. Daran werden jie zusammenzieht. Gewiſſenloſe Hohlköpfe, Bier keine Grenzen hindern. Die ſonntägigen Kundgebankraunzer ohne Verantwortung und ohne bungen, die so start besucht waren, wie kaum eine Blick für die Zusammenhänge, freuen sich des Kundgebung unserer Partei in den letzten Jahren, Lärms, als ob er Gutes verkündete. Sie faseln waren nur ein Auftakt. Ein verheizungsvoller, er tagtäglich von ihrem Patriotismus und von der freulicher. An den weiteren Aften der Solidarität notwendigen Rüstung, aber sie benchmen sich so, wird die blutig- katholische Regierung noch wenis ger Freude haben. als handle es sich bei den kommenden Ereignissen um ein frisch.fröhliches europäisches Kegel. schieben.
Krels
Alle Versammlungen wurden mit einer Minute Schweigens zum fen an die Opfer eingeleitet. In den meisten Kundgebungen versuchten die Kom munisten zu stören; sie wurden von den empörten Srbeitern furzerhand hinausgeworfen.
Kreis Teplitz
Sundgebungen in Spachendorf, Würbenthal , Fulner und Oberberg statt. Aus Schlesien wird noch gemeldet, daß der Sympathiejtreit am Donnerstag fast vollständig war und daß sich an ihm auch die christlichsozialen und die kommunistischen Arbeiter beteiligten.
In Sternberg war eine große Trauerkundge bung auf dem Marktplatz. Die Teilnehmer zogen ins Arbeiterheim, wo sämtliche Säle überfüllt waren. Es sprach Genosse 3ischta. Ale nachmittags 20 Fio= ridsdorfer Schutzbündler eintrafen, war ganz Stern berg auf den Beinen, um sie zu empfangen. Sie wur den vom Bahnhof abgeholt und bei Genossen unter gebracht. In Bärn war ebenfalls eine Traner fundgebung auf dem Marfiplak, in der Genosse On dejta syrad). In Mährisch Schönberg wurde die Sundgebung auf dem Marktplatz durch eine Mi nute Schweigens eingeleitet. Nach einem tschechischen Genossen sprach Genosse Bierer. In Zwittant sprachen im Saale des Elysiums Genosse of bauer und ein Schußbündler aus Floridsdorf . In Brüfan ſprachen außer dem Genossen Hofbauer die Genossin ka hay und der Schutzbündler.
Schon am Samstag waren die Sundgebungen der startsbader und Neudeter Arbeiter. Sie tamen in Staad direkt aus den Betrieben zur Versammlung auf dem Becherplay, die eine der größten Versamm fungen der letzten Jahre wurde. Es sprachen Genosse de witte deutsch und III rich tschechi---- Zur Rendeker Versammlung waren etiva 300 rbeiter gekommen, sie war auf dem Stirchenplay. Es sprach Genosse Wondraf.
In Asch waren auf dem Postplatz über 1000 Menschen versammelt; es referierten die Genoffen In Tepliv Schönau war die Kundgebung auf Müller- Aussig und Parthe für die Gewerkschaften. dem Markiplay. Die Arbeiterfänger leiteten fie mit den Gefang des Russischen Trauermariches ein. Dann in Eger waren im Schützenhauſe und ſeinen Nebenräumen 2000 Arbeiter versammelt. Das Referat sprachen die Genoffen oudelta tschechisch und erstattete Genosse Müller- Mussig. Die Versammlung Dr. eller deutsch. In Dug hatten die Gegner durch das Ausstreuen beunruhigender Gerüchte verschloß mit einem Schwur der 2000 mit erhobener sucht, die Stundgebung zu ſoädigen. Aus ihr wurde auit, für Freiheit und Recht alles einzusehen. In Graslig waren im Demonstrationszug 4000 eine der einbrndsvollsten Versammlung, die ic im Bezirke ſtattfanden. Auf dem Marktplais waren 2000 Berfonen; auf dem Marktplay ſprachen Genoiſe Kab. Ein fleines Säuffein Sommunisten fand wenig We Arbeiter versammelt. Es sprachen die Genossen achtuna. In Joachimsthal sprach Genosse Won seremser deutsch und Binovec tschechisch. drat im überfüllten Voltshaussaal, in Mcreti In Brüz sprachen die Genossen Seidel deutsch und Glas tichechisch zu den im Bergarbeiterheim wurden im Reime erſtidt. Versammelten. Kommunistische Störungsversuche
vor 800 Arbeitern Genoffe Siegmund. Unter den 800 Teilnehmern der Sundgebung in Bärringen1, Zahl von Wintersportlern aus verschiedenen Staa Marktplay. Trotz dem schlechten Wetter war die Beien, die zu den HDW- Wettkämpfen gekommen wa Die Versammlung in Romotan war auf dem wo Genosse Sopp sprach. befand sich auch eine große teiligung außerordentlich stark. Er sprachen die Geren. n Ellbogen waren trot dem schlechten Wetnofsen Jirus tschechisch und Kaufmann ter Tausende aufmarschiert; hier sprach Genosse deutsch. Auch die Sanger Sundgebung fand auf dem Horn. Martiplak stati. Es sprachen die Genossen Rieder und Loren 3.
Die Kommunisten hatten eine Sundgebung in Neufattet angekündigt; aber auch dieses Agitationsmittel versagte: es waren nicht einmal 200 Menschen erschienen!
In Podersam, wo unsere Kundgebung ge Zu einer eindrucksvollen Kundgebung der Soli meinsam mit den tschechischen Genossen veranstaltet darität mit den österreichischen Helden wurde am wurde, erschienen auch viele Anhänger bürgerlicher Die Tschechoslowakei ist von dem Bodenbach- Aussig- Warnsdorf vergangenen Samstag in Brünn der Enipfang der Barteien. Für unsere Partei sprach Genosse Schuster. Augenblick an, da die christlichen Henker in Wien In zehn Bezirksstädten des Organisationsfrei auf tschechoslowakisches Gebiet geflüchteten Genossen. In Falkenan fand die Sundgebung im Bergnach Budapester Vorbild die Galgen als Wahr- ses Auffig- Bodenbach- Warnsdorf fanden macht Sie wurden vom Bahnhof abgeholt und in großem arbeiterheim statt, dessen Saal und Nebenräume überfüllt waren. Es sprachen die Genossen S a b und zeichen ihrer Macht errichtet haben, der am volle Kundgebungen statt, eine große Anzahl davon Buge zum Heim unserer Genossen geführt. unter freiem Himmel. In Aufſig waren 5000 Men In Ostran tonnie der große Saal des Arbeiter- radsky( tschechisch). Nach der Versammlung stärksten gefährdete europäische schen auf dem Martiplat versammelt. Es ſprachen, heims die Erschienenen faum faſſen. Er sprach Ge- fand ein großer Demonstrationszug ſtatt. Für den Vorposten. Hier ist das Lüttich des neuen oft von stürmischen Rufen unterbrochen, die Genojien noffe 3 ahel. Auch in Jägerndorf war der Saal oberen Bezirksicil wurde eine eigene Sundgebung Weltfriegs! Gegen diese Zitadelle wird der erste 3 entsch, Paul- Prag. Wc i bach und Ges des Arbeiterheims viel au flein. Es forach Genosse im Volkshaussaal in Königsberg veranstaltet, mo Sandstreich geführt werden. Blöde Gaffer, die noffe Riha für die tschechischen Arbeiter. Inuts cha. In Wagstadtl, Wagstadt und Johannes Genosse Scharing sprach. mitten in der Mausefalle jizen, applaudieren Bodenbach war die Sundgebung auf dem Schulplay. thal waren Riesenfundgebungen. In Clatit sprach Einige tausend Teilnehmer lauschten den Ansprachen vor zahlreichen Besuchern Genosse Meier. Die noch zu den Vorbereitungen! Die Magyaren, der Genossen ister, Taub, Reitner und Versammlung in Neu Titschein batte schon am Frei die uns längst in der Propaganda überholt užička( tschechisch). In Bensen sprach im haben, missen es besser. Man lese doch Buda. überfüllten Rok"-Saale Genoffe Stoutajan pefter Blätter und frage sich, ob die Tonart, in zu den Bersammelten. – Die Kundgebung in Böh. misch Kamnik mußte wegen leberfüllung des Saales der sie von der Tschechoslowakei ſchreiben nur aus auf den Marktplats verlegt werden. Es sprach Genos Frrsinn und Besoffenheit entspringt oder nicht sin Kirpal. In Haida sprachen vor 600 Ver- pan, in der die Genossen seutschka und Scheel tritte zu verzeichnen!
1. M. de Jong:
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Verschlungene Pfade
Ein Roman in vier Episoden
Autorisierte Uebersetzung aus dem Holländischen von E. R Fuchs.
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tag stattgefunden. Die Säle des Arbeiterbeims muß ten wegen Neberfüllung schon eine Viertelstunde vor Beginn der Kundgebung polizeilich gesperrt werden. In Vennisch sprach vor einer großen Bersamm lung Genosse Ve selv. Die Versammlung in Trop.
wartete schweigsam auf die Fortseßung. Ein vages Gefühl tiefer Zuneigung für diesen troßigen Sterl bewegte sein gleichgültiges Gemüt.
Dann lachte Peter ein schneidendes, spöttisches Lachen.
„ Eine langweilige, sentimeniale Pensionatsgeschichte, Prinz," sagte er herb.„ Wenn sie dir zum Hals herauswächst, brauchst dus mir bloß zu sagen, dann höre ich sofort auf. Ist doch für nichts gut! Was geschehen ist, ist geschehen."
Der Prinz schüttelte den Kopf. Ungewöhnlich ernsthaft sagte er:
Nein, nein, fahr nur fort, Peter. Es interessiert mich gerade außerordentlich."
Die Weihnachtsferien hatte ich teils in der Schule, teils bei den Eltern meines Freundes verbracht. Als der Unterricht wieder begann, merkte ich rasch, daß etwas in Vorbereitung war. lleberall wurde geschmunzelt und gegrinst und mein Freund tehrte nach einem Erkundigungsgang freidebleich zu mir zurüd, doch erzählte er nicht, was er erfahren, und ich war zu troßig, ihn zu fragen. Aber er blieb ununterbrochen an meiner Seite, gerade als ob er Angst hätte, daß unverEr holte sein Notizbuch und schrieb etwas ein. mutet etwas geschehen könnte, das er um jeden ,, E3 wäre besser, berehrenswürdigen Toten Preis verhindern wollte. Doch dazu war selbst nicht die Schuld für eigene Pflichtverleßung zu sein guter Geist und seine Freundschaft nicht imgeben, stellte er fest, und gleich darauf: Acht stande. Die Ereignisse mußten nun einmal ihren Tage strengen Arrest für den Sergeant- Kadetten Lauf nehmen. " Gut," brummte der Erzähler.„ Es wird Beter Zanzi.' Kurz darauf tam ich ziemlich spät nach einem dir auch nicht schaden, das zu hören. Eine spans Das war wohl das lezte, das ich erwartet abendspaziergang mit ihm zurück, gerade noch vor nende, romantische Geschichte. Die Geschichte eines hatte. Und ach, es war nur erst der Beginn. dem Signal zum Abendappell. Gleichzeitig mit Stipendiaten des Königs. Nun, im Schlaffaal Die Clique der adeligen und ſonſt angeſehe- uns kehrte noch eine Gruppe von sechs Stadetten attackierte mich der Graf unmittelbar. Faßte mich nen Zöglinge begann sich offenbar über mich zu heim, die augenscheinlich gezecht und mehr ge- an der Schulter und fragte in seinem üblichen amüsieren, nun sie sahen, daß dieser Direktor mir trunken hatten, als sie bertrugen. Unter ihnen be- flegelhaften Ton mit affettiertem Schnarren, ob alles andere als geivogen war. Das tindisch uns fand sich Graf W., einer der Hauptwortführer es möglich wäre, daß der betrunkene Marinesolfinnige Geschwäz über das Verhältnis zwischen unter denen, die mich nicht ausstehen konnten. dat, den er diesen Abend wegen Unverschämtheit meiner Mutter und dem König wurde immer un- Er war damals ein ganz liederliches Subjett und rapportiert hatte und der Manus Zanzi hieß, mein verschämter und öffentlicher aufgetischt und hinter nur dem Einfluß seines Vaters, des Kriegsmini- Bruder wäre. Es war tatsächlich mein Bruder, meinem Rüden wurde immer auffälliger gegrinst sters, war es zuzuschreiben, daß der Flegel nicht aber ich fragte ihn, mit welchem Rechte er mir und getuschelt. Mein Freund tat alles, um die schon längst von der Kriegsakademie ausgeschlossen diese Frage stellte. Da lachte er höhnisch und Bande auf andere Gedanken zu bringen und mich war. Aber er beherrschte einfach die Lehrer, schmiß sagte:" Ich darf sicher auch nicht fragen, ob die an Ausbrüchen zu hindern, die verhängnisvoll mit Geld um sich, tat nichts und wurde doch immer Jungfer Annie Zanzi, bei der ich in den Weihwerden mußten. befördert. Der neue Direttor bevorzugte ihn offen- nachtsferien dreimal geschlafen habe, eine SchweAver just zu dieser Zeit war eines der Herr sichtlich und prophezeite, daß er ein erfolgreicher ster von dir ist?" Das war mir nun wirklich neu, chen dahinter gekommen, wie es bei mir zuhause Kavallerieoffizier werden würde. Nun, dieser Prinz, denn die Anna war faum achtzehn und ich stand. Zwei meiner Schwestern waren durch das vielversprechende Jüngling hatte in seinem be- wußte damals noch nicht, wie weit die Zerseßung Leben in der fleinen Schänke zu Prostituierten nebelten Kopf beschlossen, daß mit der Schande ein unserer Familie, die allerdings niemals eine da geworden. Wie, spielt in diesem Augenblick leine Ende gemacht werden sollte, daß der Stier, dieses milie gewesen, fortgeschritten war. Mein Freund Rolle. Das ist ja fast immer dieselbe Geschichte, unmögliche, unterschobene Kuckucksei, die Kriegs- stand neben mir und kniff mich, is feit er fonnte, dieselbe banale, getvöhnliche, uninteressante Ge- schule mit seiner Gegenwart entehrte. Und an die in den Arm. Ihm zuliebe mäßigte ich mich noch; schichte. Es gibt nun einmal immer und überall fem Abend forcierte er den Zusammenstoß." ich biß meine Zähne zusammen und fragte zurüd: Männer, die glauben, daß Mädchen allein dazu Wieder unterbrach Beter seinen Bericht, bleich" Warum willst du alles auf einmal wissen?" da sind, tüchtig an den Beinen gefißelt zu wer- und zitternd vor Erregung. Schnell nacheinander„ Es gibt so etwas wie eine Corpsehre, hörst ben. Und es sind viele Umstände denkbar, die leerte er zivei Gläser Wein, schleuderte seine zer- du." erwiderte hierauf der Flegel, und die dari Mädchen glauben machen, daß es auch in der Tat biffene Zigarre in den Aschenbecher und steckte sich nicht befleckt werden, nicht einmal von dem Sohn So ift mit bebenden Händen eine neue an. Der Prinz eines Knechts aus den königlichen Stallungen."
Auf allen diesen Kundgebungen kam die große Empörung über die christlichsoziale Partei und über die Kirche selbst zum Ausdrud, au deren treueſten Anhängern die Herren Dollfus und Konforten zählen. In vielen Orten fam es bereits zu Austritten aus der Kirche; in der Ortschaft Lövenstein allein jind gegen 50 Personen ausgetre ten. Auch im Gebiet von Königsberg sind viele Aus
„ Ist das ein weniger ehrlicher Beruf als Militärpolitiker?" warf mein Freund wütend ein. Aber der andere blickte hochmütig an ihm vorbei und plößlich seine Selbstbeherrschung verlierend, schrie er:
„ Du Bastard!"
Es war das erstemal, daß mir so etwas ins Gesicht geschleudert wurde. Ich habe oft genug an diesen Schimpfnamen gedacht, manchmal grimumig. manchmal lachend, weil er so töricht war. Aber als er mir unverfroren in Gegenwart aller Zimmerkollegen an den Kopf geworfen wurde, schmerzte er mich doch wie ein Starbatschenstreich über meine Stirn und ich glaube, daß mir das Herz stille stand. Ich konnte mich nicht bewegen und fein Wort hervorbringen. Mein Freund zerrte mich an der Schulter, aber ich stand, als ob ich am Boden. angewachsen wäre. O, dieser lurzen Augenblide entſinne ich mich so gut, jedes Teiles einer Se funde erinnere ich mich. Ein nervöser Kadett sagte: „ Laß das nun, Wil , was nüßt es?" Aber in seinem Nausch hatte sich der Graf vorgenommen, daß dieser schandbare Zustand bes reinigt werden müßte, und er sagte beißend: Du mußt von hier weg! Du KönigsWarum brannte mich dieses Wort Bastard so in der Seele, Prinz, erkläre mir das, wenn du fannst. Ich wußte, daß es lächerlicher Blödsinn war, diesen Lausebengels einen Beweis zu erbrin gen. Ich hatte nicht die mindeſte Ehrfurcht oder Liebe für die Frau, die meine Mutter war, denn ich kannte sie als schlappes, wertloſes Geschöpf, das mich einzig und allein in jinnlicher Erregung empfangen und ohne Liebe geboren hatte. Meinen Bater hätte ich nicht ärger verachten können, selbst wenn er nicht der legitime Mann meiner Mutter gewesen wäre, sondern ein anderer, selbst wenn es wirklich der König gewesen. Alles, was an der ganzen Geschichte dran war, war mir vollkommen gleichgültig.
bastard!"
( Fortsetzung folgt.)]