Dienstag, 20. Feber 1934

Beite 1

Bon Feys Häfchern gefangen

Schutzbund  - selben aus dem Wiener   Elektrizitätswert

Die Silberlinge

des Dollfuß

Der Verrat an Genossen Koloman Wallisch  

Hat der Dollfus, als er noch kein fleiner Mann, sondern bloß ein kleiner Bub war, nicht auch den Verräter Judas  , der den Revolutionär Christus um dreißig Silberlinge verkaufte, in­brünstig gehaẞt? Wahrscheinlich! Auch Kinder, die nicht besonders fromm sind, verabscheuen und verachten den Judas, weil natürliche, unverdor vene, noch nicht durch die Zwangsanstalten auto­rifärer Staaten seelisch verkrüppelte Stinder die Hinterlist, die Feigheit, den Verrat um Lohnes 28illen als etwas besonders Scheußliches empfin den. Es ist nicht gut vorstellbar, daß Dullfuß, der doch wahrscheinlich ein frommes Stind war, in Judas   einen Helden, einen vorbildlichen Men schen sah. Solche Menschen sah er auch nicht in denen, die dem Judas   die dreißig Silberlinge auszahlten...

Dollfus ist flein   geblieben, aber ein großer Christlichſozialer geworden. Wie das oft so iſt: der Kleine will groß" werden. Er will es den Großen schon zeigen, daß er mehr ist als sie, daß er sie beugt oder zerbricht. Große Seele in einem tleinen Körper? Ach nein! Mißgestaltete Seele in misgestaltetem Körper! Der Kleine erträgt nichts Großes neben sich, er haßt alles wahrhafte. Aufrechte, Ingebengte. Es ist der Haß des Ziver­ges gegen den Geradegewachsenen, der Haß des

Nr. 42

Sonntag abends war Sindelař noch im Wiriss um dort nach ihrem an Diphtheritis   erkrankten haus, er ging gegen 11 1hr abends nach Hause, Sinde zu sehen. Man machte ihr die traurige und Zeugen belunden, daß der Bauer feineswegs Mitteilung, daß das Kind bereits verschieden sei. betrunken war. Božena Kindia   und ihr Mann Aus Gram darüber ließ sich die Frau bald dar find in Haft genommen worden. Vor allem gilt auf von einem Zug überfahren. Sie hinterlich ca zu flären, ob die furchtbare Bluttat von der einen Abschiedsbrief, in welchem sie mitteilt, daß Tochter wirklich im Affett begangen wurde, sie den Tod ihres Kindes nicht überwinden könne. oder ob es sich um ein Verbrechen mit Ueber­legung also um word handelt.

Zwei rote Falten auf dem Eise eingebrochen und extrunken

Die Familie des zurzeit beschäftigungslosen Arbeiters Robert Ved aus Görta u hat einen schweren Schidsalsschlag erlitten. Die beiden älte ſten Kinder, der achtjährige Robert und der vierjährige Leopold Beck begaben sich am Sonntag mittags auf das Eis des untveit vom Schlachthofe in Görkau   gelegenen Hüttenteiches und brachen ein. Es gelang zwar, die beiden Jungen nach einiger Zeit wieder zu bergen, aber alle Wiederbelebungsversuche blieben leider er folglos. In der Kinderfreundebewegung erfreuten jich die beiden aufgewedien Vuben der größten Be liebtheit und ihr früher Tod wird allgemein aufs tiefste bedauert. Auch wir sprechen dem Genossen Beck und seiner Frau angesichts des schweren Ver­Tuftes unsere innigste Anteilnahme aus.

Im Segelboot von Portugal  nach Buenos Aires Buenos Aires  , 18. Feber. Der Norweger cines erbärmlichen Charakters, die Verderbtheit Alfons Hansen ist mit seinem Segelboot seines Denkens, die Schludrigkeit seines Gewis Mary- Jane" nach leberquerung des Südatlan­sens aber er war normal genug, um zu wis tit in Buenos Aires   eingetroffen. Er war sent, was er tat! Hazzwogen umschäumen ihn! bili in Offober 1932 von& ortugal abgefahren, Der ingrimmige Haß aller Anständigen, aller um seine Frau in Florida   zu besuchen. Seine ein menschlichen Wienschen der Haß aller, die den zigen Begleiter auf der langen Fahrt waren ein Koloman Wallisch  , den Verratenen, als Helden Hund und eine Kabe. zu verehren wissen.

Tagesneuigkeiten

16 Todesopfer

Ein Einsiedler ermordet seinen Kameraden. Die Ortschaft Bertam bei Niederbayern   war in den frühen Morgenstunden des Montag der Schauplay eines entsetzlichen Verbrechens. Int Mesnerhaus, das zwei Einsiedler beiwohnten, wurde der eine namens Gerhard Mock tot in sei nem Bett aufgefundey. Sein Mitbruder Michael

unzer, der als äußerst habgierig geschildert wird, hatte ihn in vestialischer Weise mehrere Siebe auf die rechte Halsseite versetzt, so daß beinahe der Kopf vom Rumpf ge trennt war. Bevor der Täter die Flucht er griff. reinigte er an der vor dem Haus befindli chen Wasserleitung das Veil, das er venust hatte, säuberlich von allen Bintspuren und zündete dann die Sakrijtei an. Die ganze Einrichtung der Sa­Teistei, darunter wertvolle Meßgeländer und Meßbücher, wurde ein Raub der Flammen. Die Stirche fonnte gerettet werden. Das Motiv der Tat liegt noch völlig im Dunkel.

Ein Brand in der militärischen Wunitions­fabrik in Polička   ist in der Nacht auf Sonntag um 2 Uhr 45 Minuten aus bisher unbekannter Ursache ausgebrochen. Das Feuer hatte seinen Ursprung in den hölzernen provisorischen Maga­zinen und vernichtete zwei hölzerne Objekte, die even heuer durch definitive Bauten ersetzt werden follten. Die übrigen zwei hölzernen Magazins­bauten, in denen sich brennbare Materialien be­fanden, sowie ein benachbartes gemaueries Objekt, gelang es dank der Bemühungen der Feuerwehr und der militärischen Bereitschaft, vor dem Fener zu retten. Der Brand war um 4 Uhr früh lokali­jiert. Der Schaden ist nicht groß. Die Brand­ursache wird untersucht.

Die vom Revierrate in Brür zugunsten der von der Grubentatastrophe in Ofset   Betroffenen veranstaltete Sammlung ergab bis 19. d. M.

Auf der Staatsstraße bei Budweis   ſtics Montag ein Lastautomobil mit einem Motorrad zusammen. Auf dem Lastauto wurde ein großzer Eisenleſſel von etiva 4 Meier Söhe transportiert, zu dessen Sicherung eiserne Stüßstangen verwen det wurden. Der Lenter des Motorrades, der Ein großer Rauschgiftschmuggel( Stokain) wurde Soldat Tofan, stief; beim Ausweichen mit dem an der Grenze der Südpfalz bei Lauterburg

804.251.35.

einer Verkehrstatastropheopf gegen eine solche Stange. Der Anprall war aufgededt. Es find bis jetzt fünf Personen aus dem

Schienenomnibus und Sonderzug. Mailand  , 19. Feber.( Stefani.) Auf der Bahnstrecke Piombino  - Campiglia, füblich von Livorno  , creignete sich Sonntag abends ein schwerer Unglücksfall. Eine sogenannte Lit torina( ein Schienenomnibus, wie er anf ver­schiedenen Strecken in jüngster Zeit von der italie nischen Staatsbahn stark eingescut ist), stieß mit einer Geſchwindigkeit von 120 Kilometern auf einen von Piombino Tommenden in voller Fahrt befindlichen Sonderzug. Die Littorina wurde bei dem Inprall völlig sertrümmert und geriet in Brand. Nach den letzten Meldungen sind 16 Tote zu beklagen und 15 Schwerverlcute; zwei Tote fonnten bisher erst geborgen werden.

Intriganten gegen den Wahrheitsmenschen, der Tochter erschlägt den Vater Saß des Kriechers gegen den Schreitenden, der Haß des emporgekrochenen Schleichers gegen die­jenigen, die nicht demütig sein wollen- das alles ist sein Saß gegen die Sozialdemokraten.

Dieser stumpje, niedrige Haß macht Dollfus zum blutigsten Staatsmann der neueren Beit, aber auch zum menschlich- kleinsten. Er ist zum Judas an der österreichischen Verfassung getvor den und den Revolutionären gegenüber zum Käu­ser der Judasse. Judasse? Es hat sich bloß einer gefunden. Der Eisenbahner, der den müdgeheg ien Revolutionär Soloman Wallisch ver­rict.

Furchtbare Bluttat einer 28jährigen.

In unmittelbarer Nähe von Prag   ist ein furchtbares Verbrechen am Spätabend des Sonn­tags entdeckt worden. Auf seinem Ileinen Gut in Cerveny liezd, Bezirk Unhoši, lebte der 53jährige Bauer František Šindelař. wohnte" dort zusammen mit seiner 28jährigen Tochter Božena und seinem gleichalirigen Schwiegersohn Anionin Mindla.

Bertauft für tausend Schillinge! Dollfuz weiß, daß der Verrätername Judas  zu einem Schimpfnamen geworden ist. Und Doll­ fuß   weiß, daß die Namen der Judasse vom Dun­fel der Verachtung verschlungen werden, daß? aber hell durch die Zeiten die Namen der Verra­tenen leuchten!

Andreas Hofer  !

Peter Mayer, der Wirt an der Wahr! Ihre Namen weiß man! Nicht die der Ju­daiſewer nennt noch die Verräternamen? Wer die der Auftraggeber?

Stoloman Wallisch!

Sein Name bleibt lebendig! Weil er ein Kämpfer war, weil er aufrecht war, tapfer, treu.

Diese Treue, diese Tapferkeit, dieser Kämp fermut verden nicht nur in der Erinnerung kom

mender Generationen weiterleben! Sie werden

heute schon, jetzt, nachwirken in den Herzen Tau­sender, zünden in den Seelen aller, die noch menschliche Werte zu werten vermögen, die noch Das Große zu achten, das Ekle zu verabscheuen vermögen.

So wird auch der verratene und gefangene, wird auch der gemordete Koloman Wallisch   Er­weder neuer revolutionärer Energien merden.

Der Judas von Steiermark wird vergessen werden. Doch auch den Vergessenen wird die Ver­achtung ins Grab verfolgen.

Cr

Am Sonntag mittag erschien Božena Kindla beim Gemeindevorstand und verlangte den Bür germeister zu sprechen. Diesem erzählte sie wei­nend, daß sie vor einer Stunde ihren Vater im Stall des Bauernhofes erhängt aufgefunden habe. Frau Kindla war furchtbar aufgeregt und schien vor Schmerz fassungslos. Der Bürgermeister alarmierte jetzt die Polizei des Bezirkes Unhost  , die zusammen mit dem Polizeiarzt das Gut des toten Bauern aufsuchte und eine genaue Vesich tigung vornahm. Der Polizeiarzt bezweifelte nach Untersuchung der Leiche sofort, daß ein Selbst mord vorliegen fönne. Es fanden sich nämlich Blutspuren am Strick, der um den Hals des Toten geschlungen war. Der Tod durch Er hängen verursacht jedoch keine Blutungen.

Die Polizei nahm jezt Božena Kindla und ihren Mann ins Kreuzberhör. Es dauerie nicht Tange ein Geſtändnis ab. Sie gab zu, ihren Vater in da brach die Frau zuſammen und legte Streit, mit einem Holzbeit erschlagen zu haben. vorangegangenem heftigen Erit, als die furchtbare Tat geschehen war, jei jie zur Besinnung gekommen und habe des Entsch liche erfannt.

der Aufregung,

so heftig, daß dem Soldaten der Schädel Grenzort Berg und der Umgebung verhaftet wor erfrümmert wurde, so daß der Tod auf den, darunter der frühere zweite Bürgermeister von der Stelle einirat. Der mitfahrende Korporal Berg. Albrecht fiel aus dem Beiwagen heraus, doch Sturm über Madeira  . Auf der Insel Madeira  scheinen seine Verlegungen nicht lebensgefährlich wütete Sonntag ein heftiger Sturmwind. Infolge zu sein. des aufgewühlten Meeres wurden zahlreiche Aus Gram über den Tod ihres Kindes Dampfer beschädigt. 3 wc i Dampfer find gesun Die in Mezonits wohnhafte 28jährige Julie Seiten und einige Fischerboote werden ver bal tam am Montag ins Brürer Krankenhaus, mißt.

Der König von Belgien   tödlich verunglüct

Nach einem Kletterausflug mit zertrümmertem Schädel aufgefunden

sehbare Schar von Menschen in die Gegend des töniglichen Schlosses gezogen. Alle öffentlichen Veranstaltungen wurden bis zum Tage nach der Beise yung abgesagt, die am Donnerss tag erfolgen soll. Die offizielle Trauer wird auch von Frankreich   geteilt. Von dort wird der Mini­sterpräsident und eine Reihe von Ministern an der Bestattung teilnehmen.

Am Freitag soll der belgische Thron folger Leopold als der neue König den Eid auf die Verfassung ablegen.

König Albert I.   wurde am 8. April 1875 in Brüssel   geboren und fam am 17. Dezember 1909 zur Megierung. Die Verfassung des Landes gibt dem König eine beschränkte Vollmacht, so das.- bert politisch wenig hervortreten konnte. Im Welt­trieg stellte er sich an die Spizze der Armee und führte im September 1918 die Alliierien in Flan­ dern  . Er wurde auch einmal verwundet.

Die Leiche König Alberts wurde Montag vormittags einbalsamiert und abends aus Laeken  in das Königspalast nach Brüssel   überführt, wo fic Dienstag und Mittwoch öffentlich ausgestelli

sein wird.

Brüssel  , 19. Feber. Gestern morgens um 2 ihr wurde die Leiche des Königs der Belgier  , Albert I.  , in einer felfigen Gegend in der Nähe tags festgesetzt. Außer dem Präsidenten der fran. Das Begräbnis ist für Donnerstag vormit der Stadt Namur   tot aufgefunden. Man nahm zuerst ein Automobilunglüd an, fonnte aber bald chen Republik haben der Prinz von Wales, der italienische Kronpring Umberto, der Schwie feststellen, daß der König bei einem Wetteraus­flugberunglüdt war. Stönig Albert, der ein passerjohn des verstorbenen Stönigs, ferner der Stö nig von Bulgarien Boris mit seinem Bruder sionierter Bergsteiger war, hatte Cyrill, der holländische Prinzgemahl, Prinz Ni­Samstag abend, nur von seinem Stammerdiener einen Ausflug in die Marche les dames- Felsen bei ihre Teilnahme angekündigt. begleitet, im Automobil Brüssel   verlassen, und fola in Vertretung des rumänischen Königs Carol Stammerdiener zurück und bestieg einen der Felsen. Namur   zu unternehmen. Dort ließ der König den Staatstrauer in der Tschechoslowakei  Da der König lange nicht zurückkehrte, wurde er erst von seinem Diener und dann von Rettungs­mannschaften aus Brüssel   gesucht und mit zer trümmertem Schädel aufgefunden.

Man nimmt an, daß beim Klettern ein stein, an den sich der König geklammeri hatte, nachgab und ihn so am Kopfe traf, daß er hin untergestoßen wurde. Der Tod scheint nach Aussage der Aerzte sofort eingetreten, der Sturz aus einer Höhe von 12 Metern erfolgt zu sein.

Abert am Montag ein außerordentlicher Ministerrat In Prag   wurde anläßlich des Todes des Königs abgehalten, in dem Ministerpräsident Mathpetr cinen Nachruf hielt. Beileidstelegramme an die Königin Ich wollte alle Spuren verivischen und Witwe, bzw. an die belgische Regierug sandten Prä­einen Selbstmord vortäuschen," sagte die Fran. sident Masaryk, Ministerpräsident Malypeir und Deshalb schleppte ich die Leiche in den Stall und Außenminister Dr. Beneš. Es wurde beschlossen, bis hängte sie dort an einem Strick auf." Ueber die einschließlich Freitag in der Tschechoslowakei  Ursache des Streits konnten die vernehmenden Staatstrauer festzusehen. Fahnen auf Halb­Der Auftraggeber aber der Kleine Blut- Beamten noch nichts erfahren, da Božena Kindla mast werden außer auf den Zentralgebäuden der fanzler, der auf Zeichenbergen zu einer Höhe auf nach dem Geständnis völlig zusammenbrach. Nur Ministerien, auf denen sie bereits wehen, am Tage gestiegen ist, auf der er endlich sichtbar wurde, soviel ist bis jetzt ermittelt worden: der Bauer Sin­Die Nachricht von dem Tode des Königs, der des Begräbnisses auf allen staatlichen Gebäuden in der Auftraggeber ist niedriger noch als sein be- delat hatte das Gut und einige Felder bereits bei sich wegen seiner Einfachheit und Rechtlichkeit bei Prag   und in den Landeshauptstädten gchißt wer zahlter Judas  ! Bei diesem haben vielleicht ebzeiten seiner Tochter auf deren Bitten der belgischen Bevölkerung großer Beliebtheit er- den. Beim Begräbnis wird die Regierung burd) schmußige Gesinnung und Not zusammengewirkt hin überschrieben. Božena Nindla, die bereits zum freute und dieserhalb auch die Achtung der Mepu- den Gesandten Jan Masaryk  , sowie durch den den Auftraggeber trieben nur dunkle In- zweiten Male verheiratet ist, hat aus ihrer ersten blifaner genoß, hat in Belgien   selbstverständlid) Generaltruppeninspektor General Podhajsky ver­stinkte, dredige Geijnnung, die Schmußivellen Ehe ein Kind, das jetzt fechs Jahre zählt. Am größtes Aufsehen hervorgerufen und eine unübertreten sein.

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