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1.

Nr. 49.

Zwei Entmannungen in Berlin Berlin

, 27. Feber.( DNV.) Die zweite große Straffammer hat am Dienstag im Nachver­jahren die Enimannung von zwei bereits mehr­mals vorbestraften Sittlichkeitsverbre chern angeordnet. Es handelt sich um den 66jäh­rigen August Me issel, der dreimal wegen Sitt­ lichkeitsverbrechen vorbestraft ist, und um den 27jährigen Willy Art.

Der Kampf der Tſcheljujkin, Expedition

Mostau, 27. Feber.( Taß.) Wie aus dem Lager der gestrandeten Teilnehmer der Tschel­justin- Expedition gemeldet wird, ist es den Er­peditionsteilnehmern gelungen, ihr Flugzeug über Eisschollen hinweg auf eine als Flugplatz geeignete Eisfläche zu schaffen. Die dringlich­sten Bauarbeiten sind beendet und die Expeditions­teilnehmer beschäftigen sich nunmehr mit der Ver­besserung der erbauten Unterkünfte, die mit Dächern aus Furnieren und mit Fenstern aus photographischen Platten versehen werden. Sämt liche Expeditionsteilnehmer haben sich bereits an das Leben auf dem Eis mit seinen Ueberraschun gen gewöhnt. Die Eisscholle, auf der sich das Lager befindet, ist an mehreren Stellen durch Risse geborsten. Es bildeten sich einige Meter breite Gräben, über die die Expeditionsteilnehmer Brit den schlugen. Die Lebensmittel wurden an einen sicheren Ort gebracht.

Der Kreis

Mittwoch, 28. Feber 1934

Chlorodont

Sozialistische

Geite 5

um Chlorodont Arbeitersportinternationale

umfaßt mehr als 6 Millionen zufriedene Verbraucher. Weiße Zähne und frischer Atem sind das Ergebnis der regelmäßigen Zahnpflege mit der köstlich erfrischenden

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Der Kampf um Floridsdorf

Von einem Augenzeugen

br. Wien . Die Schladit des Fascismus in Greuelbericht? Selbst die amtliche Meldung des Desterreich ist geschlagen. Dollfuß darf sich des Herrn Dollfusz wagt es nicht, das Ungeheuerliche, baterländischen Erfolges rühmen, mehr als tau- das vor den Augen hunderter Menschen geschehen send Söhne seines Vaterlandes, Frauen und Kin ist, ganz zu verschweigen. Der amtliche Bericht der mit Hilfe von Kanonen, Winenwerfern und sagt am nächsten Tag: aus Erbitterung über den Flammenwerfern niedergemekelt zu haben; nicht bestialiſchen Widerstand der roten Verbrecher mach zu reden von denen, die er durch seinen Henter ten Mitglieder der Erefutive einige von ihnen nach am Galgen erwürgen ließ. der lebergabe an Ort und Stelle nieder...

Werte Genossen und Genoffinnen!

Noch erschüttert von den schweren Erlebnis­sen, die die österreichischen Sozialdemokraten und vor allem die Schutzbündler durchmachen mußten, bin ich vorerst nur imstande, einige wenige Worte an euch. Arbeitersportler der ganzen Welt, zu richten.

Unser Kampf, der uns von der Regierung Dollfun aufgezwungen wurde, hat militärisch mit ciner Niederlage geendet. Biele hunderte Genossen und Genofsinnen find gefallen, viele hunderte ant= dere Genossen und Genofsinnen sind verwundet und viele, unter ihnen zahlreiche Arbeitersport= ler, schmachten in den österreichischen Kerkernt. Nur eine geringe Anzahl der Schutzbündler, die gekämpft haben, konnte die tschechoslowakische Grenze erreichen. Ein Teil von uns ist ver­wundet.

Trotz allem was wir mitgemacht haben, find wir guten Mutes. Die militärische Niederlage fonnte uns die Ueberzeugung nicht rauben, daß wir für eine gute Sache gekämpft haben und für fie, das versprechen wir euch, Genofen, weiter kämpfen werden.

Vor allem fühle ich mich verpflichtet, den tschechoslowakischen Genoffen den herzlichsten Dank zu sagen. Sowohl die tschechischen wie auch die deutschen Genossen der Tschechoslo­ wakei haben sich in trener internationaler Ge­sinnung unser angenommen.

blick in Sicherheit und in der Hut von treuen So sind wir also förperlich in diesem Augen­Freunden. Wir werden uns aber feine Ruhe gün nen, sondern sofort mit neuer Arbeit beginnen.

Zur Silfeleistung für die Erpedition ist der Dampfer Stalingrad " auf Kamtschatta cinge= Als die Kanonen ihr Werk getan hatten, als So hat der Dollfußfascismus seine Schlacht troffen und hat ſofort die Verladung von Flughäusern weggeschafft waren, famen die Berichter Allgemeinen Strankenhauses allein lagen bis Frei die Gemordeten aus den zerschossenen Gemeinde gewonnen. In der Zeichentammer des Wiener zeugen, Brennstoff und Ersatzteilen für Radiozu statier der ausländischen Blätter hin, um sich die tag nachmittags 182 iote Arbeiter, 468 liegen mit Die Silfe, die sie uns zuteil werden ließen, hat behör aufgenommen. Die Gegend von Uitkam-" Ruhe und Ordnung" des Herrn Dollfuß ; anzu schweren Verlegungen die meiſten davon Gel- unseren Herzen wohlgetan. tschatit, die Samtschatta- Bucht, Tilitſchiti, die sehen. Aber kein Mensch, der nicht selbst inmitlerschüsse in den Krankenzimmern. Die Aerzte Korfbay und die Olintorstvucht sind cisfrei und ten dieser Hölle gewesen ist, fann das Grauen des erflären, daß man kaum die Hälfte der Schverhalten sich uns gegenüber forreft. Auch die tschechoslowatischen Behörden ver­der Stalingrad " wird bei günstigen Verhältnissen Unvorstellbaren, das sich hier zugetragen hat, er verlegten werde am Leben erhalten. Dabei jind nordwärts vordringen. Der Dampfer Smo- messen. Ich spreche hier mit feinem Wort von den die Toten, die noch nicht geborgen wurden, die lenst", der ebenfalls zur Hilfeleistung für die Dingen, die ich gehört habe. Was daran lautere Tscheljustin- Erpedition herangezogen wurde, Wahrheit und was davon Gerücht ist, muß ruhi nimmt Kohle und die erforderliche Fracht in Bla- gere Kritif, der mehr Ruhe und beijere Quellen Für drei Kronen bekommst Du: diwostok auf. jichtung zur Verfügung steht, später entscheiden. zwei Glas Bier oder Ich rede nur von Dingen, die ich selbst inmitten der Hölle gesehen habe. In Floridsdorf hielten die Arbeiter mit übermenschlichem Mut den herr­lichen Gemeindebau Schlingerhof besetzt. Am an­deren Ufer der Donau hatte Fey seine Kanonen und zwei Weinenwerfer aufstellen lassen, von Dienstag abends bis Mittwoch sechs Uhr nachmit tags schlugen unaufhörlich die Granaten und Mis nen in den Bau, in dem mehr als zweihundert tinder waren, ein.

Ein rumänischer Abgeordneter von Räubern erschossen. In der Stadt Radau drangen in der Nacht auf Dienstag Räuber in die Wohnung des liberalen Abgeordneten Eusebius Popovici ein. Als dieser den Räubern Widerstand entgegen feste, töteten sie ihn vor den Augen seiner Frau durch mehrere Revolverschüsse.

Auch ein historischer Irrtum. Der italieni sche Zajcijiengruß wird abgeändert, und zwar soll der Arm in Zukunft nur wagrecht bis zur Schutter erhoben werden, nicht mehr 45 Grad darüber. Außerdem ist er mit dem linken Arm auszufüh­ren. Man hat nämlich festgestellt, daß die alten Römer in dieser Weise gegrüßt haben. Bis jetzt ist nicht bekannt, ob die Nationalsozialisten auch diese Aenderung nachahmen wollen.

Die Genossen verinchten wenigstens die Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen; als die Beobachtungsflugzeuge der Regierung das merkten, legten die Geschütze hinter das Gemeindehaus und an die linke lanke Sperrfeuer, so daß jeder Ausweg abgesperrt

war.

ein Los der Arbeiterfürſorge!

Wenn Arbeiter für eine Sache so zu kämpfen und zu sterben wissen, wie es die Wiener Schutz­bündler getan haben, dann muß es eine große Sache sein. Sie wird und kann nicht untergehen. Es lebe der internationale Sozialismus!

Zichung schon am 10. April! E6 lebe die Arbeiterfiaffe! Freiheit!

Julius Dents di,

Schwerverlegten, die von Genossen in Wohnungen Vorsigender der Sozialist. Sportinternationale. verborgen wurden und die Opfer aus der Pro­ving noch nicht mitgerechnet. Erfahrene Schuß. bundführer und Effigiere des Bundesheeres, cr ffären übereinstimmend, man müſſe mit einer Gesamtzahl von mindestens 1000 Todesopfern rechnen.

Die Bilanz eines verlorenen Strieges gegen den Fascismus? Ob es das war oder nicht, wird erst die Geschichte entscheiden können. Die Wiener Voronov macht Studien in Persien . Wie die Bon der vierten Seite wurde das Haus ununterreiter, vor allem die, die selbst im Kampf ge­Barijer Blätter melden, begibt sich der bekannte brochen von den Maschinengewehren der Heimwehr ſtanden sind, glauben nicht an den verlorenen Prof. Dr. Sergej Voronov nach Persien , beschossen. Das Furchtbarste war. daß man die Strieg. Sie sprechen immer wieder von der verlore un unter den Eingeborenen dieses alten Schwerverwundeten, von denen die meisten schon nen Schlacht. In allen Arbeiterbezirken hört man Landes das Geheimnis der Langlebig mit dem Tode rangen, nicht wegidaffen fonnte. das Gleiche: Was wir noch an Waffen haben, teit zu studieren. Der Gelehrte verfolgt schon seit Endlich lam von der Seite, die die Seimwehr be haben wir gut versteckt. Jest heißis wieder rüsten jeher das geheimnisvolle Problem des civigen Lesezt hielt, ein Sanitätsauto. Die Maschinengewehre und sich um neue Waffen umschen, denn in läng bens und hegt die Hoffnung, daß er von den ura der Seimwehr seiten einen Augenblic aus, man stens drei Monaten geht's wieder los. Es sind jezz! alten Männern und Frauen Perjiens sehr viel hoffte den Schwerverießten wenigstens Bilfe brin- faum achtundvierzig Stunden her, seit die letzten fernen wird. In Persien ist nämlich ein Alter von gen zu können und ließ drei von ihnen hinunter- Kanonenschüsse gefallen jind, Gewehrschüsse fallen 140 Jahren teine Seltenheit und tragen. Aus den anderen Häusern der Straße, die an allen Eden und Enden der Stadt auch jetzt noch Voronov erklärte, daß er keinen Grund dafür sich an dem Stamps überhaupt nicht beteiligt hat wiſſe, warum nicht auch ein Europäer oder Ameri- ien, famen einige Arbeiter auf die Straße. In die faner ein gleich hohes Alter erreichen fönnic. fem Augenblid ſeßt sich

Abschiedsworte

der Neuen Rheinischen Zeitung

19. Mai 1849.

( Zum Raube der Arbeiter- Zeitung .)

Stein offner Hieb in offner Schlacht

es fällen die Nüden und Tüden,

-

es fällt mich die schleichende Niedertracht der schmutzigen West- Kalmücken!

Aus dem Dunfel flog der tötende Schaft,

aus dem Hinterhalt fielen die Streidhe und so lieg ich nun da in meiner Kraft, cine stolze Rebellenleiche!

Auf der Lippe den Troß und den zudenden Sohn, in der Hand den blizenden Degen, noch im Sterben rufend: ,, Die Rebellion!" so bin ich mit Ehren erlegen.

Nun ade, nun ade, du kämpfende Welt,

-

nun ade, ihr ringenden Heere! Nun ade, du pulvergeschwärztes Feld, mum ade, ihr Schwerter imd Speere! Run ade doch nicht für immer ade! denn sie töten den Geist nicht, ihr Brüder! Bald richt' ich mich rasselnd in die Höh, bald fehr' ich reisiger wieder!

Beim die letzte Krone vie Glas zerbricht

in des Kampfes Wettern und Flammen,

wenn das Bolt sein lesies Schuldig!" spricht, dann stehn wir wieder zusammen!

Mit dem Wort, mit dem Schwert, an der Donau , am Rhein

cine allzeit treue Gesellin wird dem Throne zerschmetternden Bolle sein die Geächtete, die Rebellin! Ferdinand Freiligrath .

das Sanitätsauto, ohne die Verwundeten aufgenommen zu haben, wieder in Fahrt, rast die Straße entlang und aus seinem Fen ster schießen Maschinengewehre nach beiden Straßenseiten auf Menschen, die nicht einen einzigen Schuß abgegeben hatten.

Acht tote Männer, cin totes 12jähriges Kind und zwei schwerverletzte Frauen sind der Erfolg dieser Angriffsmethoden, deren Erfindung dem Herrn Dollfuß vorbehalten geblieben ist. Eine halbe Stunde später

trifft eine Kugel eines Heimwehrmannes ein Kind, das mit zwei Laib Brot über den Hof läuft,

um den Frauen, die ohne jede Nahrung in den Stellern Dedung gesucht haben, etwas zu essen zu bringen. Schon seit Stunden ist es flar, daß jeder Widerstand aussichtslos ist. Hier ein immer Heiner werdendes Häuschen von Schußbündlern, deren Munition zu Ende geht dort die Nano­nen des Bundesheeres, die wohlgeborgen vom an= deren Ufer der Donau , den Waffen der Arbeiter unerreichbar, herüberschießen, schon drei Wohnun gen in Brand gesteckt haben.

Jeder weiß: es ist unmöglich, noch eine zweite Nacht durchzuhalten aber nicht einer denkt daran, sich den Fascisten zu ergeben.

Und dann nach fünf Uhr abends ist die letzte Mu­nition verschossen. Nun erst, da niemand sich weh­ren kann, ziehen die Frauen weiße Tücher vor den Fenstern auf. Jetzt dringt die Heimwehr ein, hin ter ihr das Bundesheer. Die wehrlosen Schuß­bündler geben sich gefangen. Eine Heimwehrkom. panic übernimmt sie zum Abtransport,

che noch der Hof verloffen ist, machen fie fünf von den wehrlosen Gefangenen mit Bajo­nettstichen nieder.

und schon finden in Privatwohnungen, in Kel­lern und auf Dachböden neue Arbeiterverfamm­lungen statt. Ueberall die gleiche Parole: Die Schlacht ist verloren, aber die Par teilebi, der Kampfgehiweiter!

ORKENS

Pariser Chauffeurstreik

dauert nach) 28 Tagen noch an. Paris , 27. Feber. Die Chauffeure der Pari­ ser Autotagi beschlossen in der gestrigen Abend­jigung, den bereits seit 28 Tagen andauernden Ausstand bis zur vollständigen Erreichung aller ihrer Forderungen fortzusehen. Viele Chauffeure, welche Bej i per von Autotari. sind, begannen aber bereits gestern nachmittags wieder zu fahren. Arbeitsminister Marquet beab jichtigt, in der Stammer einen Gesekenis murf zur Regelung der sozialen Stellung der Chauffeure einzubringen.

In einigen Blättern sind bereits scharfe Cr flärungen erſchienen, welche den langdauernden Chauffeurstreit verurteilen. Die Artikel enthalten die Aufforderung, die Chauffeure, wenn sie den Betrieb wieder aufnehmen, soweit als möglich zu bontottieren.

New Yorker Protest gegen

Dollfuẞ

Die Dentonstranten auf der Fifth Avenue , der Millionärsstraße von New York , bei der Protestkundgebung gegen die Kampfesweise des Bundeskanzlers Dollfuß .