+

6

t

t

Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077." ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

14. Jahrgang

Fast vier Milliarden eingespart

Französisches Defizit beinahe ausgeglichen

Sonntag, 8. April 1934

Einzelpreis 70 Holler

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 82

Kanzel ist nicht Reichstagspult Die stummen

Drohungen Rosenbergs gegen die katholische Geistlichkeit

Millionen

Berlin , 7. April. Als Antwort auf die tionalsozialismus, Dr. Brüning, unange die Mühe macht, in den Zeitungen unserer Tage Wer sich einmal nach langen, langen Jahren Faris, 7. April. Die französische Regierung folgung der fatholischen Jugendverbände ver Borstöße von hoher tirchlicher Seite gegen die Ver- fochten in Deutschland lebe. Das alles müsse man sich vergegenwärtigen, den Verlauf und die Wirkungen der nun das hat bereits mit der Aufhebung von Staatsbeam öffentlicht der Völkische Beobachter" um die Anma i ung richtig einzuschätzen, wenn fünfte Jahr schon andauernden Wirtschaftskrise tenposten, insbesondere von höheren Stellen, be- einen Artikel von Alfred Rosenberg , dem Lei- nunmehr im GefühlenenerSicherheit nachzulesen, wird vielerlei Merkwürdigkeiten gonnen. So hat der Minister für die Kolonien ter der Außenpolitik der DNSAP. , der den fatho- von verschiedenen hohen firchlichen Stellen dem verzeichnet finden. Er wird genau lesen können, zehn Gouverneurposten in den Kolonien aufgelischen Streisen nachdrücklichst die angebliche Nationalsozialismus nahezu das Recht abgespro- um wieviel Prozente Produktion und Handel hoben. Diese Posten werden nicht mehr besetzt Dul dung" vorhält, die sie im Dritten Reich chen werde, auch seine Weltanschauung zu verzurüdgegangen sind, wie sich die verschiedensten bisher genossen hätten.

werden.

breiten!

Am Dienstag wird sich der Ministerrat mit Indicies gehalten haben, welche Unternehmun Seit einiger Zeit, heißt es in dem Artikel, Im Schlußabsatz des Artikels heißt es: dem zweiten Teil des Sparprogrammes befassen, fonnten wir eine Bewegung feststellen, die, von gen stillgelegt wurden, daß die Aktienkurie hier das die Frontkämpfer und Kriegsinvaliden ve- hohen Geistlichen inspiriert, darauf Wir glauben, daß mit den Angriffen der che: gesunken, da gestiegen sind, daß die Rationali trifft. Bisher hatte man angenommen, daß die hinauslief, die Kanzelpredigten zum maligen Zentrumsführer eine Stimmung gefierung trotz weitestgehender Produktionsein­schaffen werden soll, um unter Umständen Regierung auf große Schwierigkeiten stoßen ertzeng national- und sozial= fchränkungen fortgesetzt wurde, daß einzelne Märtyrer hervorzubringen, werde. Dazu dürfte es jedoch kaum kommen, da politischer Beeinflussung zu machen. Millionäre stürzten, ihre Zahl im ganzen fich die Regierung die Pensionen der Kriegsteilneh- Eine ganze Anzahl von Zentrumsgeistlichen und ein letztes Mittel, um religiöse Verfolgung zu aber auch während der Strise vermehrte. Er mer nur um drei Prozent türzen und die Schwer- anderen Zentrumsführern hätte alle Ursache, dem markieren und mit diesen Vorstellungen wird lesen von den Erschütterungen, die die Po­invaliden sowie die wiederverheirateten Strieger nationalsozialistischen Staate dankbar(!) zu noch vorhandene Reserven durch An­witwen, die ohnedies nur 500 Franken jährlich sein, daß er unter die Bergangenheit einen diden ruf jahrhundertelanger religiöser Vorstellungen nen großer Demagogen, die die Massen betör­litit heimsuchten, von dem erfolgreichen Begin­beziehen, überhaupt ausnehmen will. Dadurch Strich gezogen hat, denn es wäre nur zu verständ- u mobilisieren. Der nationalsozialistische nen großer Demagogen, die die Massen betör­hofft die Regierung 200 Millionen zu ersparen. lich gewesen, wenn die neue Regierung ein Staat hat die Freiheit des religiösen Lebens von ten, von den Konflikten zwischen den Staaten, Hiezt kommen 700 Millionen aus neuen Ein- außerordentliches Gericht eingefest icher anerkannt und wird diese nicht antasten, und schließlich auch von den vielerlei Maßnah nahmen. hätte, um die Rolle der Zentrumsführer, beson- aber men, mit denen die Krise und die Konflikte ge­ders in der separatistischen Bewegung löst werden sollten. im Rheinlande attenmäßig festzustellen.

Durch die ersten Sparerlässe wurden rund 23 Milliarden eingespart, so daß der Fehlbe trag von rund vier Milliarden bis auf etwa 300 Millionen bereits gededt erscheint. Die Regie­rung muß also nur noch weitere 300 Millionen suchen, um das Loch im Budget endgültig zu deden.

Gegenmaßnahmen

der Staatsangestellten

In der Pariser Telephonzentrale wurden gestern Abend und heute Streit und Sabotage­versuche unternommen, die aber erfolglos blieben. Die Polizei schritt ein, doch kam es nirgends zu Zusammenstößen. Der Telephondienst in Pa­ ris geht aber in viel langsamerem Tempo vor sich.

Geschäfte österreichischer Minister

Dollfus liefert Räse, Minister Stodinger Selchfleisch

Rosenberg weist dann daraufhin, daß auch die sonstige Zentrumsführerschaft unangetastet durch die deutsche Revolution hindurch gekommen sei und daß u. a. der erbitterte Gegner des Na­

er wird nach wie vor- wenn nötig mit star fem Nachdruck zu fordern haben, das, nach­dem die Parlamentstribüne dem Zentrum ver­schlossen wurde, nicht etwa die Kanzeln in den Kirchen mit dem Rednerpult im Reichstag ver­wechselt werden.

Wenn er unter dem Berg der Zeitungen zufällig nicht ein paar Arbeiterzeitungen her ausgreift, wird er nur eines nicht ver. zeichnetfinden: das Leben und die große Not der Millionen Opfer, die die Krise in allen Ländern in das tiefste Elend hinabstieß. Es scheint der gegenwärtigen Gesellschaft beinghe so, als ob in dem Leben diefer Millionen Menschen keine entscheidende Veränderung eingetreten sei. Sie werden als Arbeitslose registriert, sie erhalten dort, wo eine starke Arbeiterbewegung mit Erfolg dafür ge­find, nämlich Nickel, Chrom, Mangan und fämpft hat, eine Unterstügung. Wie sie mit Kupfer. In den Ausweisen der Gesellschaft, ihrer Familie auskommen, was sie sonst treiben, welche täglich nach Berlin ge=

Skandal um Schenker& Co.

Landesverrat- Bestochene Zeltungen

Prag , 7. April. Das morgige Pravo] Lidu" bringt eine Darstellung über die Hinter­gründe der Verhäftung der beiden Direktoren der Firmo Schenker u. Co., Beck und Antony, bie das größte Aufsehen erregen.

Die Firma Schenker u. Co. ist eine der größ­ten Speditionsfirmen der Tschechoslowakei , welche hierzulande 35 Filialen hat. Sie gehört einem internationalen Konzern an, dessen Hauptsit im Deutschen Reiche ist. Der Konzern ist eine Attien­Gesellschaft, die Mehrheit der Aktien sind im Besize der deutschen Reichs= Wien, 7. April. Unter den Arbeitslosenbahnen, so daß die Firma Schenler u. Co. als herrscht große Erregung. Im Arbeitsamt für ein reichsdeutsches staatI i des Metallarbeiter wurden Demonstrationen polizei Unternehmen angesehen werden kann. lich unterdrückt. Ursache der Erregung ist die neue Lebensmittelaktion der Regie­rung. Im Winter bekamen die Arbeitslosen einen Teil ihrer Unterstüßung in Käse portionen ausbezahlt. Der Käse wurde von der landwirt­schaftlichen Molterei Niederösterreich deren Verwaltungsrat Bundeskanzler Doll fuß angehört geliefert, und der Ueberschuß - einige hundert Waggons- ziemlich teuer an die Arbeitsämter verkauft.

Vor einigen Tagen wurden nun die Direk­toren der tschechoslowakischen Filiale der Firma Schenfer u. Co., Be& und Antony, verhaftet, und es hieß, daß es sich hier um Devisenschiebun­gen gehandelt habe. In Wirklichkeit sind die An­schuldigungen, die gegen die beiden Direktoren erhoben werden, viel schwerwiegen der Natur.

sch i dt wurden, werden diese Sendungen das scheint niemand zu interessieren. vermerkt, wobei die Menge der importier­

ten Waren und der Be stimmungsort Das bestehende Wirtschaftssystem hat die angegeben sind. Auch die für die Stodawerke arbeitenden u. besitzlosen Menschen schon immer bestimmten Sendungen wurden nach Berlin bekanntgegeben. Auf Grund dieser Berichte war es möglich, Schlüffe auf den Rüstungsstand der tschechoslowakischen Armee zu ziehen.

schwer gezüchtigt. Es läßt sie alle Werte schaffen, die die Gesellschaft erhalten, und verurteilt sie gleichzeitig zu einem harten und freudlosen Da. sein, das sie leben müssen, ausgeschlossen von Auf Grund dieser Tatsachen werden, so schreibt das Právo Lidu", die beiden verhafteten all dem Reichtum und den Gütern, die sie her­Direktoren auch gegen Stellung einer Millionen vorgebracht haben. Als es vor einhundert zwan faution nicht aus der Haft entlassen werden. Die zig und mehr Jahren in England seinen Einzug Firma Schenker bemüht sich mit allen Witteln, hielt, hat es mit grausamer Unerbittlichkeit die die Angelegenheit beizulegen. Eines dieser Mittel Existenz von hunderttausenden selbständiger Fa ist, daß sie sich bereit erklärt, dem tschechoslowati- milien zerstört, und Männer, Frauen und Kin­fchen Staat 51 Prozent der Aftien der tschecho- der in grenzenlose Ausbeutung gezwungen. Das flowakischen Firma zu überlassen. Das ,, Právo Entsetzen über diese Brutalität schlug hohe Wo­Lidu" behauptet auch, gen, und die Empörung der gequälten Menschen schaffte sich in Verzweiflungsausbrüchen Luft. Heute kann der Kapitalismus in den Gegen die Firma Schenker u. Co. wurde europäischen Ländern und überall dort, wo eine cine Zeitlang in Deutschland ein heftiger Stampf Diese Käseattion ist zu Ende, und die Ar- geführt, und zwar wurde dieser damit motiviert, Gerade die nationalsten Patrioten, welche jeden starke unabhängige Arbeiterbewegung hervorge beitslosen freuten sich, nunmehr die volle Un- daß an der Spike der Firma Juden stehen. Angehörigen der Linken als Verräter der tschecho- wachsen ist, die Proletarier nicht mehr wie Ar­terſtüßung zu erhalten. Ueberraschenderweise er- Den Kampf gegen die Firma führte insbesondere slowakischen Nation bezeichnen, sollen diese beitstiere 16, 18 oder 20 Stunden lang in Fa­schien nun eine Regierungsverordnung, wonach der Verband der deutschen Spediteure, dessen Vor- Schweigegelder genommen haben. britshöllen kommandieren. Aber mit seiner Auf die weiteren Enthüllungen, die das Herrschaft über die Menschheit hat er auch jene die Arbeitslosen für sechs Wochen einen Teil ihrer sigender der Hakenkreuzlerische Abgeordnete Ed= Unterſtüßung in Se I ch fleisch erhalten wer- lervon Ahlmann ist. Dieser Kampf wurde" Právo Lidu" ankündigt, kann man gespannt fluchwürdige Freiheit" für die Beſiklofen auf­den. Diese Verordnung erbittert die Arbeitslosen nun plöblich eingestellt, was auch sein! schon aus dem Grunde, weil es verlautet, daß durch ein Rundschreiben des Verbandes der deut­diesmal die Genossenschaft der Selcher das Lieschen Spediteure vom September 1933 mitgeteilt fergeschäft abgeschlossen hat, in deren Verwaltung wurde. In dem Schreiben wird darauf hingewie­der Minister Stodinger sitzt!.

-

-

Die Justizmaschine

in voller Tätigkelt

sen, daß sich die Funktionäre des Verbandes in einer Unterredung mit dem Führer" das ist also Adolf Hitler überzeugt hätten, daß der Kampf gegen die Firma Schenker grundlos und zwecklos sei. Es scheint, daß Hitler

daß die Firma Schenker zwei tschechische und und ein deutsches Blatt in Prag bestochen habe.

Nach Mussolinis Muster Zwangsmagyarisierung deutscher Familiennamen

Berlin , 7. April. Das Deutsche Nachrichten­büro meldet aus Budapest : Gerade zu der Zeit, in der der magyarische Innenminister eine Er­

recht erhalten, verhungern zu können, wenn der Stapitalist ihm keinen Arbeitsplatz zur Verfüi­gung stellt. Diese Abhängigkeit, die zur tiefsten. Knechtschaft wird, zwingt jetzt unzählige Mil­lionen zu dem elendesten, menschenunwürdigen Leben.

Wer kennt die unjäglichen Qualen, die die

Graz, 7. April. Beim Kreisgericht Leoben den Auftrag zur Einstellung lärung abgegeben hat, wonach die in der Frage Dauerarbeitslosigkeit und der Hunger erzeugen?

wird die Untersuchung gegen rund 1000 sozial­demokratische Teilnehmer an den Feberereignissen geführt. 300 Häftlinge sind teils im Landesge= richtsgebäude, teils in einem Notgefängnis unter­gebracht, das in der Arbeiterkammer errichtet wurde. Weitere 400 Häftlinge befinden sich in Brud a. d. Mur , die restlichen 300 sind bei ver­schiedenen Bezirksgerichten inhaftiert. Die Prozesse vor dem Schwurgerichte in Leoben werden am Montag, den 9. d. M. ihren Anfang nehmen und vier Wochen dauern.

nten

des Kampfes im Einverneh der Namensmagharisierung unternommenen Wer sicht den Kummer, der in den Wohnungen mit der Führung der Schritte nicht als Zwangsmaßnahme aufgefaßt der Armen zu Hause ist? Wie wenige von denen, te ich 3wehr gegeben hat! werden könnten, kommt aus den Grubengebieten die selbst nicht davon betroffen sind, können auch Man wird sich ein Bild der Gründe Hit von Tata die aus absolut zuverlässiger Quelle nur ahnen, wie schwer Mutter und Vater leiden, Ters machen können, wenn man erwägt, daß die stammende Nachricht, daß die dortige Bergwerks- weil die Kinder vergebens nach Brot, Kleidung tschechoslowakische Firma Schenker über direktion die etwa 4000 ungarländisch- deutschen alle Geschäfte nach Berlin Arbeiter mit dreitägiger Frist aufgefordert habe, und Wärme fragen. Wie wenige haben offene berichtet hat. Die tschechoslowakische ihre deutschen Namen zu magyarisieren. Sie Augen für die deutlichen und schrecklichen Sei­Firma Schenker führt nämlich seit Jahren in haber ferner angedroht, die zur Magyarisierung chen der Unterernährung, unter der heute in die Tschechoslowakei alle Rohstoffe ein, welche ihrer Namen nicht bereiten Arbeiter sofort zu allen Ländern hunderttausende Kinder der ar­beitenden Bevölkeruna beranmodieu Und wie für die Erzeugung von Kriegsmaterial wichtig entlassen!