Mr. 85

Ein Opfer des Dollfuß­Regimes

Donnerstag, 12. April 1934

Der Skandal

um die Firma Schenker

Schwindel mit Aktien?

Die Deutsche Breffe" schiveigt aber nicht.

Wien  , 11. April.  ( Eigenbericht.) Im Ge meindearrest Mistelbach bei der tschechoslowakischen Grenze im Marchfeld   hat der ehemalige Sefretär der dortigen sozialdemokratischen Organisation Karl Stropet seinem Leben ein Ende bereitet, indem er sich mit einer Raſierklinge die Kehle Konzerns wurde dazu genötigt nachzuweisen, daß Sie berichtet u. a. so: Die tschechoslowakische Sektion des Schenfers burchschnitt. Er wurde von einem Aufſcher in der sie tatsächlich eine inländische Firma und nicht Belle tot aufgefunden. Der Verstorbene hinterläßt ein reichsdeutsches Unternehmen ist. Zu dem Zwed eine Frau und zwei Kinder. Er war in der ganzen sollten, wie die Behörden und auch die Zivno­Ilmgebung sehr geschätzt, selbst die politischen stenska banka verlangten, die Aftienmehrheit im Gegner konnten ihm ihre Achtung nicht versagen. Nominaliverte von 12 Millionen in der Tsche Er wurde nach der Feberrevolution in Haft genom choslowakei hinterlegt werden. Das ist bisher nicht men und bis zu seinem Ende gefangengehalten, geschehen und der Erfüllung dieser Verpflichtung ohne zu wissen, warum. Die Saft hat seine Nerweicht die Firma ständig aus. Auch diese Angele ben zerrüttet. Sein tragisches Ende hat in Mistelgenheit ist Gegenstand der Untersuchung. Des bach tiefes Mitleid erweckt.

Neue Verhaftungen.

Wien  . Neue Verhaftungen wurden in der Siedlung Laerberg bei Wien   vorgenommen. In dieser Siedlung, in der bei der Feberrevolution sich die Arbeiter bis zum 16. Feber in Schüßengräben gehalten hatten, sind jeht fast ausschließlich nur Frauen zurüdgeblieben. Fast sämtliche Männer dieser Siedlung, die einige Straßenzüge umfaßt, find verhaftet.

Schwarz- gelbe Aufbauarbeit.

Wien  . In Koprivnice  , auf der jugoslavisch ungarischen Grenze, wurden heute Maſſenhaus burchsuchungen vorgenommen. Sie blieben nicht ohne Erfolg. Die Gendarmerie fand große Spreng stoffvorräte und sieben fertige Höllenmaschinen, Revolver und andere Waffen. Es wurden zahl= reiche Berhaftungen vorgenommen, wobei auch Versonen, die der kroatischen Jrredenia nahestehen und im Dienst Ungarns   und Italiens   die Verbin dung zwischen Wien   und Kroatien   hergestellt hat ten, in die Hände der Polizei fielen. Aus dem be schlagnahmten Material geht hervor, daß dic Führer dieser Bewegung mit einigen gewesenen Führern der österreichisch ungarischen Armec, dar unter mit dem schwarzgelben General Sarkotic, in Verbindung standen.

Verurteilte Schutzbündler

Graz, 11. April. Heute fand vor dem Schvurgericht in Leoben   der erste Hochverrats= prozeß gegen Teilnehmer an der Schutzbundrevolte statt. Wegen des Feuerüberfalles auf die Gen­daremriefaserne in Mitterdorf im Mürzial waren angeflagt der in Berlin- Spandau   gebürtige

reichsdeutsche Wertsarbeiter Wilhelm Sieberth,

der Hilfsarbeiter Alois Spanring und der Vor­walzer Karl Mirner, sämtliche in Mitterdorf wohnhaft. Sieberth tvar Ortsgruppenführer des republikanischen Schutzbundes, Spanring sein Unterführer und Migner, Bürgermeister von Mitterdorf, bekleidete ebenfalls eine führende Rolle im Schutzbund. Sieberth erhielt 4 Jahre schweren Merters und wurde außerdem landes­verwiesen, Spanring wurde zu 2 Jahren schweren Sterfers verurteilt, Mirner wurde freigesprochen, weil ein Schuldbeweis nicht erbracht werden.

fonnte..

Eisenbahn  - Attentat

unaufgeklärt

Linz, 11. April. Das Eisenbahn- Attentat_in Offering wurde noch nicht aufgeklärt. Der Hilfs­arbeiter Baumgarten, der als der Tat verdächtig berhaftet wurde, fonnte sein Alibi nachweisen und mußte aus der Haft entlassen werden. Der Poſt­beamte Stich, dessen Tod gestern einige Blätter irrtümlich gemeldet haben, ist bereits außer Ge­fahr und es besteht Hoffnung auf seine Genesung.

Ostrauer Bergarbeiter­

Verhandlungen gescheitert

wegen sind auch zunächst die Direktoren der Firma Beck und Antony in Saft genommen worden und nach Aufklärung dieser Angelegenheit werden sie der Polizei zur Untersuchung derjenigen Fälle eingeliefert werden, die das Gesetz zum Schutz der Republit betreffen.

Die Funktionäre der Firma

Firma find: Dr. Ludwig Pazderta, Minister Die Mitglieder des Verwaltungsrates der a. D. und Staatssekretär, Rudolf Bed Prag, Ernst Brod Prag  , C. A. Gaeng- Zürich  , Gottfried Schenfer Angerer- Wien  .

-

Sachverständigenausschuß: Minister a. D.

Prag   hat nun, wonach die soziali­stische Preffe fieberhaft geinch that: einen großen politischen Skandal..."

Sette 8

Ein Österreichisches Heldenbuch

Wir sind geschlagen worden, aber nicht besiegt! In uns lebt der Wille, die Welt neu zu gestalten. Das ist das Ver­mächtnis, das wir zu erfüllen haben, das ist die Mahnung der Toten an die Lebenden." Julius Deutfch.

" Daß fich die Sozialistenpreffe über Presse­bestechungen in Aufregung verscht, ist allerdings Heuchelei, denn den Reford der Korruption halten noch immer die Sozialisten aller Herren Länder." Die nächsten Tage werden es erweisen, in wieweit die Aufregung der sozialisti. schen Presse begründet ist. Daß sich jemand, sei es eine Firma oder ein Unternehmen, an ein flußreiche Bersonen wendet, damit beruhigend im Hinblick auf verschiedene Gerüchte eingewirkt werde, und daß sich diese tatsächlich in der gewünschten Deutsch erklärt uns in den einleitenden Richtung verwenden, ist wohl noch nicht ein Ber- Kapiteln, wie es zum 12. Feber gekommen ist, er gehen, sondern Sache geschäftlicher Fürsorge. zeigt uns die politischen und dann die militärischen Wir werden über den Verlauf der Angelegenheit Kräfte und Gegenträfte des Ringens. Schon da weiter berichten, glauben aber nochmals betonen zeigt sich die Üebermacht der Reattion: etiva zu sollen, daß es die Deffentlichkeit intereffieren 60.000 gut Bewaffneten des Bundes standen nur würde, zu erfahren, wie das Právo lidu" zu wenige Tausend schlecht bewaffnete Schußbünd­dem Briefe gekommen ist und ob er echt ist." ler gegenüber. Schon deswegen war eine Offensiv­Schußbundes nur dann den Erfolg verbürgen" altion der Sozialisten schwer durchführbar. Aber das Entscheidende war, daß eine Aktion des konnte, wenn sie getragen war von dem mit­reißenden Schwung einer allgemeinen revolutio nären Erhebung". Das Miglingen des General streits war die entscheidende Tatsache, die zur Nic­derlage geführt hat und die auch ein Heldenmut der Kämpfer nicht abwenden konnte, wie wir ihn in der Geschichte der letzten Jahrzehnte selten ge­sehen haben.

Die erste zusammenhängende Darstellung des österreichischen Bürgerkrieges vom Feber 1934 hat der Führer des Republikanischen Schutzbundes  " Julius Deutsch   geschrieben. Es ist ein Buch, das jeder Sozialist mit Spannung lesen wird, ein Buch, das uns vom Heldenkampf tapferer Män­ner und Frauen erzählt, die bereit waren, für ihr sozialistisches Ideal alles hinzugeben und von denen hunderte als Märtyrer des Sozialismus in die Geschichte eingegangen sind.

Ing. Dvořáček, Direktor der Živnostenska Die Deutsche Presse" hat natürlich nicht den Banta- Prag  , Dr. Arthur Lob, Direktor der geringsten Anhaltspunkt dafür, daß der veröffent Böhmischen Escomptebank und Ereditanſtalt- lichte Brief etwa gefälscht ist. Sie hat nicht den Prag  . Dr. Joe Hartmann, Generaldirektor geringsten Beweis für ihre kühne Behauptung, die der Böhmischen Zuderindustrie- Gesellschaft- Prag. sozialistische Presse sei forrumpiert. Sie regt sich Revisoren: Dr. Robert Adler  , Profurist nicht auf über die Spione, sondern über die Ent der Böhmischen Escomptebant, Franz rusta, hüller. Sturz: Prokurist der Zuderindustriegesellschaft. Ersatz­männer: Rudolf Grünberger, Profurist und Josef Berger, Disponent.

České Slovo" lehnt Beeinflussung ab

Sie macht den Schenker- Leuten die Mauer! Das Schwelgegeld für den ,, Prager Börsen- Courier"

Durch den Brief des Dr. Beck nach Berlin  Diese Heldenkämpfe von Wien   und Defters wird, wie wir gemeldet haben, auch der Prager  reich werden uns nun eingehend geschildert. Wir Česté Slovo" teilt mit, daß sich am 29. Börsen- Courier" belastet. Das Blatt gibt nun erleben es nochmals bei der Lektüre der Schrift März in seiner Redaktion ein Vertreter der Firma in der Prager Abend- Zeitung" eine Erklärung mit, wie der Sturm losbricht, wie die ersten Schenker eingefunden und verlangt hat, man ab, worin gesagt wird, daß diese Behauptun Kämpfe in Margareten   und Meidling   entbrennen, möge über die Verhaftung der beiden Direttoren nichts veröffentlichen. Als dies abgelehnt wurde, dieser Erklärung fällt auf, daß sich der Prager   ihnen die Munition ausgeht. Wir lesen, wie die gen von Anfang bis Ende unwahr sind". Bei wo sich die Schußbündler so lange verteidigen, bis wurde verlangt, es möge der Firma Schenker Börſen- Courier" mit den gegen ihn erhobenen tapferen Revolutionäre den Laaer Berg drei Tage " Cesté Slobo" etwas veröffentlichen wolle. Auch ein an de r se zt. Wir wollen ihm daher noch halten, wie das Ottakringer Arbeiterheim  , der Beschuldigungen überhaupt nicht aus und drei Nächte, frierend und hungernd. besetzt das wurde abgelehnt. Da der betreffende Herr zu mals ins Gedächtnis zurückrufen, daß Direktor Start Marr- Hof verteidigt werden und wie 50 erkennen gab, daß Geld hiebei keine Rolle spiele, Bed   behauptet, das Blatt hätte von der Firma Stunden um Floridsdorf   gekämpft wird, wie er­machte die Redaftion des Cesté Slovo" die Dr­Kostka und Co. 4000, von der Interconti- müdete, abgekämpfte, halbverhungerte Menschen

sowie darauf

Mähr. Ostrau, 11. April. Heute wurden die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Grubenbesizer des Ostrau- Karwiner Revieres und den Vertretern der Bergarbeiter- Geivert­schaftsorganisationen über die Verlängerung der Ende April d. J. ablaufenden Vereinbarung be­treffend die Wechselurlaube und die Nichtent laffung von Bergarbeitern fortgesetzt. Die Ver­handlungen dauerten den ganzen Tag bis zum Abend an. Was die Wechselurlaube betrifft, wurde eine Art Einvernehmen erzielt, doch schei terten die Verhandlungen an der Forderung der Grubenbesizer, Bergarbeiter einzeln entlassen zu

fönnen.

Aus dem Sumpi

letzteren deswegen, weil es sich im Falle der Ver­haftung der beiden Direktoren um ein Devisen=

delift handelte.

,, Deutsche Presse" für die Korruptionisten

Beibi öſchechiſchen nationalsozialiſtiſchen Barnentale ebenfalls 1000 erhalten, während ihm sich den Weg nach der tschechoslowatischen Grenze von der Techoſlavia 4000 versprochen wurden. erkämpfen. Aber nicht nur von Wien   wird uns er= Der Firma Schenker gelang es dann alles zählt. Ebenso von den Helden von Ennsleiten bei nach den Behauptungen Beds   von dem Blatt Steyr  , von der tierischen Grausamteit, mit der um den Preis von 30.000 Stillschweigen zu wehrlose Arbeiter, die schon die Waffen gestreckt erkaufen. Soweit die Anschuldigungen des ge- hatten, erschossen und Sanitätsleute, die gar nicht nannien Direktors. Es sind also schwerwiegende gefämpft hatten, niedergemacht wurden. Ein Beschuldigungen, die gegen ein Blatt erhoben werden und der Börsen- Courier" hat selbstver ständlich die Pflicht, wenn er nicht alles Anschen verlieren und nicht als beſtechliches Blatt bezeich net werden will, den Fall vollkommen flarzuſtel Sunger geplagt, in Sturm und Kälte" in den len, was am besten und saubersten Alpenbergen weiterfämpften. Schließlich wird von durch ein Gerichtsverfahren ge= der Rache der Sieger erzählt, vom Heidenhaften schehenfönnte. Wir sind neugierig, ob das Sterben Georg Weissels, dessen lezzien Wozie ein Blatt den gerichtlichen Weg beschreiten wird und Hoch auf den revolutionären Sozialismus waren werden auf die Angelegenheit noch zurückfommen. und Wallischs, der mit dem Rufe Freiheit" auf den Lippen starb.

Die Schenker- Affäre hat in der gesamten Deffentlichkeit größtes Aufsehen hervorgerufen. Einige Bürgerblätter erachten es aber bezeichnen­derweise für zweckmäßig, den ganzen Fall zu ver­schweigen. Handelt es sich doch um eine Demastic rung der fapitalistischen Kreise und Methoden überhaupt, insbesondere aber um eine Demastic rung der Patent- Patrioten.

10 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

SCHENKER

SCHENKER CO

TRANSPORTE

( 55)

ALLER ART

60

Kapitel ist auch den Proletariern von Bruck   a. d. Mur   und Kapfenberg   und ihrem Führer Koloman Wallisch   gewidmet, die zu Tode erschöpft, von

Haben wir Kapitel nach Kapitel mit Span­nung gelesen, so sind wir nach dem Lejen des Buches erschüttert. Erschüttert- aber auch er= hoben. Denn wir sind stolz, die Befenner einer Idee zu sein, welche solche Helden und Märihrer zählt. Dem Andenten der Toten ist dieses Buch des Genossen Deutsch   gewidmet, das die Leben­den ruft! G. St.

Schmährufe auf die Habsburger  in Budapest Budapest  

, 11. April. Die nationale legiti mistische Volkspartei veranstaltete gestern abends anläßlich des 14. Todestages des ehemaligen Königs von Ungarn Karl einen Festabend in der Ofener Redoute. Schon als sich die Teilnehmer einzufinden begannen, bildeten sich in der Um gebung des Gebäudes fleinere Gruppen von Stu denten, die demonstrierten. Die Polizei hatte um= fangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen und es gelang ihr, die Teilnehmer der Demonstration zu zerstreuen und in die Seitengassen abzudrän­gen. Trotzdem bildeten sich immer wieder kleinere

Transferabkommen zwischen Schweizppen, die nationale Lieder abſangen und in

Das Bolt", ein höchſt unchriſtliches und Deutschland  

darf nicht verschlechtert werden

Schmährufe auf die Habsburger  ausbrachen. Einer Gruppe von Studenten gelang es auch, unbemerkt in die Vorhalle des Gebäudes einzubringen, gerade in dem Augenblid, als die Teilnehmer des Festabends sich zu entfernen be schen den beiden Lagern. Ein legitimistischer Stu­gannen. Es fam zu einer wüsten Schlägerei zwi­

Tagblatt für das christlich- deutsche Volt", leistet sich in seiner Mittwoch- Nummer eine tolle In­Bern, 11. April.  ( SDA.) Anläßlich des von nicht zugemutet werden, sich mit Gutschriften ab­famie. Wie wir aus vertrauenswürdiger Quelle erfahren, so erfindet es fühn, weilen die öster- der Schweizerischen Meſſe veranstalteten Propa- zufinden, über die nicht frei verfügt werden könne. reichischen Führer Dr. Bauer und Doktor dandatages gab der Minister für Volkswirtschaft Die Schweiz   könne feinesfalls zugeben, daß dent gab einen Schreckschuß ab, worauf die Po­Deutsch gegenwärtig in einem Schloß(!) Schultheß im Namen der schweizerischen Bundes- Deutschland seinen Verpflichtungen ihr gegenüber ligei in das Gebäude eindrang und die Streiten eine Reihe von wichtigen Ertlärungen nicht nachfomne und den Transfer verweigere.

genommen haben."

ab. Der Minister erklärte betreffend der Staats- während die Schweiz   von Deutschland   große Men vor das Redaktionsgebäude des legitimistischen Den bodenlos gemeinen Schwindel dieser form, der Bundesrat wolle auch weiterhin der gen von Waren bezieht und auch bezahlt. Die Blattes Nemzeti lisag" und zertrümmerten Münchhausen- Kopisten tommentieren, hieße der Führer des freien schweizerischen Volkes bleiben, Schweiz   wird auch in den kommenden Verhand- durch Steinwürfe zahlreiche Fensterscheiben. Auch artigem Geſudel zu viel Ehre antun! In wel- welches der Herr ſeiner eigenen Geſchide iſt. Zu lungen mit aller Energie die Forderungen hier gelang es der Polizei, durch energisches Vor­cher Panitstimmung müssen sich diese ehrenwerten den in Basel   erfolgten Erklärungen des deutschen geltend machen und werde auch verlangen, daß der Chriſten jedoch befinden, wenn sie bereits zu fol Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht führte der Red- Transfer des schweizerischen Guthavens minde festgenommene Demonstranten wird ein Verfah­chem Schmutz ihre geistige" Zuflucht nehmen! ¡ ner aus, es könne den schweizerischen Gläubigern stens in der bisherigen Weise weiter erfolge.

gehen, die Ruhe wiederherzustellen. Gegen vier ren eingeleitet werden.