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Es war ein unvergeßliches Bild, das der Zug und die Versammlung dem Beschauer boten.

Für den unteren Teil des Bezirkes fand eine Kundgebung in Rodisfort ſtatt, wo im Anschluß an einen großen Demonſtrationszug Genoffe Schnei der aus Kaaden über die Bedeutung des Tages sprach.

Eine der größten Kundgebungen, die Weſtböh men je geseben bat, war in

Graslitz

wo 6000 Menschen in Begleitung von acht Muſikkapellen und begrüßt von Hunderten von Kin dern durch die Straßen zogen und den rieſigen Markiplas füllten. Arbeiterfänger leiteten die Feier ein, worauf ein Jugendgenoffe die Verbundenheit der Jugend und Partei betonte. Das Referat hielt Ge­noffe vorn aus Karlsbad , worauf Mufik und Sän» ger ,, Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" intonierten, das von den Maſſen entblößten Hauptes mitgeſungen wurde.

in

Eine Massenbeteiligung hatte auch die Maifeier

Falkenau

aufzuweisen, die durch einen langen, farbenprächii gen Demonstrationszug eingeleitet wurde und in der Genoise voise aus Prag deutsch und Genosse 11Ibricht aus Karlsbad tschechisch referierten. Für die sozialistische Jugend legte Genosse Schiller ein Gelöbnis der Verbundenheit der Jugend mit der Varici ab.

In

Eger

bewies die Kundgebung, daß die totgefagte Sozial­demokratie marschiert. Nach der Versammlung, in der Genosse Wondrat aus Karlsbad und der tichechische Genosse Kovařit aus Faltenau und fur die Sugend Genoſſe Bolter sprachen, for mierte sich ein großer Demonstrationszug durch die Stadt, der mit seinen 2000 Teilnehmern und den vielen Fahnen und Standarten stärksten Eindrud ermedie.

Einen schönen Verlauf nahm die Feier in

Asch,

die diesmal von unserer Partei allein veranstaltet wurde. Zur Tagesordnung sprach Genosse Herd litica aus Karlsbad .

Im Zeichen des Wiederaufstieges der durch die Kommunisten zerstörten Bewegung stand die Mais feier im Kaadener Bezirk, die in Meretis abgehalten wurde. Nach einem Werbeaufmarsch durch Klösterle. einer zusammenbrechenden Hochburg der Kommuni­ften, referierte Genosse Siegmund aus Weipert über die Bedeutung des 1. Mai, worauf mit dem Gefang der Internationale" die Kundgebung ge schloffen wurde. Einen erhebenden Verlauf nahm die Maifeier in Weipert , wo gegen 700 Personen den Worten des Genossen Dr. Ehrlich aus Neude! lauschten. Ein Demonstrationszug durch die Stadt, in den Straßen von Arbeiterkindern begrüßt, bildete den Abschluß der Feier.

zu einer machtvollen Kundgebung geſtaltete fich

bie Maifeier in

Neudek ,

wo schon die anmarschierenden Züge aus den einzel­nen Orten eine weit größere Beteiligung als im Borjahre belviesen. Zum erstenmal beteiligte sich auch eine größere Gruppe von Motorradfahrern an der Feier. Besonders bemerkenswert war die große Zahl der neubekleideten RW.- Mitglieder. 3000 Menschen demonstrierten im Zuge. Das Refe­rat erstattete Genosse Werner aus Karlsbad , wor­auf Genosse Göz für die sozialistische Jugend sprach.

Für das obere Erzgebirge war die Maitund­gebung in Blatten, benfalls mächtiger als im Vor­jahre. Hier sprach Genosse Schiller aus Rei­chenberg.

Dic! ommunistischen Kundgebungen hat ten überall einen durchaus kläglichen Besuch aufzu­

Unsere Töchter, die Nazinen

Donnerstag, 3. Mai 1934

weisen. Es war ein leichtes, die Teilnehmer zu zäh Ten. Die kommunistischen Redner beschäftigten sich in der Hauptsache mit der Beschimpfung der Sozial­demokratie. Eine traurige Rolle spielte der frühere Abgeordnete Kreibich, der in Karlsbad zu 150 Leuten sprach.

In

Joachimsthal

batte die Maifeier ebenfalls einen vorbildlichen Be fuch aufzuweifen. Zu den 800 Teilnehmern sprach Senator Genoffe Valme, worauf sich ein Demon ſtrationszug durch die Stadt formierte. Für den Wildsteiner Bezirk wurde die Maifeier in Fleißen veranstaltet, wo Genoffe Ammstädter referierte. Im Bezirk Elbogen wurde die Maifeier geteilt in Schlaggenwald und in Chodan veranstaltet. Auch in Schlaggenwald war die Beteiligung impofant; das Referat erstattete Genosse Scharing aus Karls bad.

Der 1. Mai in Prag

Die Feier des 1. Mai nahm in der Hauptstadt der Republik bis auf fleinere störende Zwischen­fälle ihren normalen und ruhigen Verlauf.

Die Sozialdemokraten

stellten in Prag den weitaus stärksten und ein­druksvollsten Zug. Unsere Partei war sehr stárk vertreten. An der Spise des Zuges marschierte die sozialistische Jugend, dann die Ordnertruppen, der Arbeiterturn- und Sportverein, die Studen­

"

Zwischenfälle in Prag .

Bei den Umzügen kam es zu einigen fleine ren störenden Zwischenfällen. Bei der Beschlag­nahme anstößiger fommunistischer Standarten auf dem Karls- Play und Wenzels- Platz hielt die Polizei einige Personen an, hievon zwei we­gen öffentlicher Gewalttätigkeit. Vor dem Hotel Goldene Gans" kam es zu einer Kontroverse und einem Zusammenstoß zwischen Teilnehmern des kommunistischen Umzuges und Fascisten. Die Wache schritt ein und hielt eine Person an. Vom Ballon des Café" Fenix" und des Café Stěrba" beantworteten die dort versammelten Gäste einige Ausrufe der Kommunisten mit Zu stimmungskundgebungen, was bei dem Publikum Mißstimmung erwvedte. Deshalb wurden beide Baltons geräumt.

Beim Nationaltheater kam es zwischen Fafci ſten und Teilnehmern des sozialdemokratischen Zuges zu einer Kontroverse und einem Zufam menstoß. Die Polizeiwache verhaftete fieben Fascisten. Mit den angehaltenen Personen wird das entsprechende Verfahren aufgenommen wer­

den.

Kreis Reichenberg

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Nr. 102

| starte Kolonnen entiendet. Als Medna waren die Genossen Maher aus Reichenberg und ut au Ghottau erschienen, die die Bedeutung des Tas würdigten und deren Reden mit großem Beifall out. genommen wurden.

In Friedland sind unsere Genossen noch auf eine Saalversammlung angewiesen; aber auch dort mat ten sich Anzeichen bemerkbar, daß wir dem Genne endlich nahe kommen.

In Kretscham in Ringenhain war der große Saal voll besetzt. Als Redner fungierte Gettoie Schmidt aus Reichenberg und Genosse Lula! aus Jungbunzlau . Ihre Ausführungen wurden mi Begeisterung aufgenommen. Am Schluß der Ver ſammlung formierte sich ein Zug auf dem Marli play in Friedland, wo noch eine furse Ansprache der beiden, Referenten erfolgte.

Die Maifeiern im ganzen Gebiete laffen ein Erstarken der ganzen Bewegung im Kreise erkennen. Die Teilnehmerzahl bei allen sechs Maifeiern wird auf rund 8000 acidhäst, was immerhin etwas bes deutet, wenn man sich vor Augen hält, daß erit ber wenigen Jahren nach der Spaltung die erſte und eins zige Waifeier im Sereise in einem geſchloſſenen Lo­fal vor wenigen Personen abgehalten wurde. Die Stimmung war überall die beste und es ist nirgends au einem Miston gekommen.

Die Reichenberger Organisation veranstaltete am 1. Mai nachmittags eine Wanderung nach Alt. habendorf, woran sich ca. 200 Genossen beteiligten.

In Gablonz wurde noch eine Nachfeier abac halten, und zwar im Schüßenhause. Der Saal war voll besetzt und die reichhaltigen Darbietungen erit flasfig.

Kreis Trautenau

Schon die Maivorfeier in Reichenberg war ein schö­ner Beweis des Erstarkens unserer Bewegung. Sie fand, weil sich im Vorjahre der Heichenberger Hof" als au flein erivicsen hatte, im Schüßenhaus statt ten, dann kamen die Frauen und Männer. Die und dessen Saal war sehr gut besetzt. Unter Leitung vielen prächtigen Standarten der deutschen sozial des Genossen Greull boten die Arbeitergesangsver- Die Beteiligung an unserer Maifeier in Trau demokratischen Teilnehmer erregten die lebhafte eine Sängerklub. Freie Sänger" und der Frauen- tenau war stärker als im Vorjahre. Ein imposan Aufmerksamkeit der Zuschauer. In der Versamm chor..Freie Sinanemeinde" sehr mite Leistungen. ter Umzug zeigte von der Entschlossenheit unserer lung selbst war unsere Partei im Präsidium durch Genoffe of bauer hielt eine furze Ansprache. Anhänger. Na ziprobotateurc, welche die Genossen Dr. Schwelb vertreten. Als Referent Die Kundgebung am 1. Mai führte die deutschen und RW. provozierten, erhielten an Ort und Stelle ihre fungierte für die tschechische und deutsche Partei die tschechischen Sozialdemokraten in einem mächti-| Entlohnung. Am Ringplatz eröffnete Genoffe Genosse Abgeordneter Hampl. Er sprach in tſche- gen Aufmarsch und einer gemeinsamen Verſamm- Marts die Kundgebung. Genosse Schäser, lebhaft chischer und deutscher Sprache und hob in seiner lung auf dem Theaterplaße zusammen. Es sprachen begrüßt, hielt die Festrede. Seine Ausfüurungen deutschen Ansprache unter dem lebhaften Beifall deutsch Genosse Hofbauer. tschechisch Genosse und die des tschechischen Genossen Kopecky fanden Lulat aus Zičin. Tebhafte Zustimmungen. Für die Jugendlichen sprach der Versammlung insbesondere die Zusammen Genosse Anders. arbeit zwischen den deutschen und tschechischen In Genossen auf dem Boden des Staates und zum Schuße der demokratischen Einrichtungen des Staates hervor.

Als erste zogen über den Wenzels- Platz die Nationaldemokraten. Ein Teil des Zuges begab sich in die Korngasse, wo an der Gedenktafel für Dr. Rašín ein Kranz niedergelegt wurde. Die Versammlung fand auf der Schüßeninsel statt. An­schließend wurde vor der Villa Kramář dem Partei­obmann eine Huldigung bereitet.

Den Nationaldemokraten folgten furz nach

Kratzan.

Sier fand das erste Mal seit der Spal­tung wieder eine öffentliche Sundgebung statt( bisher gab es am 1. Mai nur Veranstaltun­gen im geschlossenen Saale ). Die prächtige Veriamm lung fand am Marti vlas statt und die Reies rate wurden erstattet von den Genossen a te aus Reichenberg und Genossen Frydrych aus Sichrow.

Grottau .

Obwohl dieses Gebiet so schrecklich von der Krise heimgesucht wird, war eine gute Beteiligung an der Demonstration zu verzeichnen, und alvar nahmen 600

Arnau

war die Kundgebung stärker als im Voriahre. Die Ausführungen der Redner,( Benojen Dinuchier. Aluffig( deutsch ) und der Benonen Reichelt- chablar ( Jugend) wad Kovařit( tschechisch), wurden mit leb haftem Beifall aufgenommen.

In

Hohenelbe

waren besonders die tschechischen Genossen start ber­treten. Das Meeting fand vor den Schsenhause statt und die Ausführungen des Genossen Drbohlav

Vorhut der inglitchten Genosse Rehwald aus Reichenberg in' dent stürmische Zustimmung. Desgleichen auch die Aus­

herische Organisationen. Den Zug schloß der Ver band Wacht der Freiheit". In dem Manifesta­tionsumzug wurden zahlreiche Standarten mit Pa­rolen getragen und es befanden sich in demselben 20 Musikkapellen. Als der Zug auf dem Altstädter Ring cintraf, wurde nach Intonierung der Staats­hymne die Staatsflagge gehißt. Auf der Volksver fammlung sprachen Senator se I o è und Abg. 3 e minová.

scher und Genosse Bros aus Großhammer in tsche­chischer Sprache. Die Beteiligung bei den Kommu niften wird auf ca. 300 Personen geschätzt. Gablonz .

Vom Hotel Schwan aus belegte sich der De­monstrationszug zum Marktplak, die Beteiligung uns ferer Genossen war erfreulicherweise eine viel stärfere als im Vorjahre. Die Referate erstatteten Genosse Die Kommunist en bersammelten sich aufiritenau in deutscher und Genosse Břen in dem Karls- Play, von wo sie sich auf den Plas der tschechischer Sprache. Republik begaben, wo die Abg. Gottwald, Krosnar und Zápotochý sprachen.

Die christlichen Gewerkschaftsorganisationen ge­meinsam mit der Volkspartei veranstalteten nach einer in der Heinrichs- Kirche zelebrierten Messe eine öffentliche Rundgebung im Großen Saal der Produktenbörse.

Nur die Gräfin Agnes hat sich nicht gefürch­tet. Die hat sich bloß darüber gefreut, daß der Krieg aus ist, und alles war ihr recht, was den Frieden gebracht hat. Es hat ihr auch nie einer von den Unsern ein böses Wort gejagt; sie haben ja alle gewußt, wie sehr sie während der bösen Zeit Roman von Hermynia Zur Mühlen ihren Frauen geholfen hat. Am ersten Sonntag

Im ganzen Städtchen waren die Kinder so elend dran, nur die Tochter vom Dottor Feld­hüter, die zehn Jahre alt war, hat dicke rote Backen gehabt und gute Kleider. Ihr Vater hat zu jener Zeit schön verdient, weil der Doktor Bär, zu dem früher die meisten gegangen sind, im Felde war.

Damals habe ich geglaubt, so lange Jahre fann es nie wieder geben, aber heute habe ich fast Angst, es könne Monate geben, die noch länger find als jene Jahre.

Endlich hat der Krieg ein Ende genommen.

Mein Anton iſt geſund zurüdgekommen, aber viele in unserem Städtchen sind nicht wiedergekehrt, und bei einigen wäre es besser gewesen, sie wären gefallen. Der Sohn des Kolonialwarenhändlers ist auf beiden Augen blind zurückgekommen; er geht

mit einem großen Hund durch die Straßen, und

wenn ich ihn sehe, muß ich immer daran denken, wie er mit Kreide die Worte Nach Paris " auf den Wagen geschrieben hat.

nach Antons Heimkehr haben wir sie besucht. Ich staunte, wie gut die beiden einander jetzt verstan­den. Die Gräfin Agnes hat ganz rote Wangen ge­habt vor Zorn und hat gesagt: Ein Kaiser, der davonläuft und sein Volf im Stich läßt, wenn es ihm schlecht geht, verdient, gehängt zu werden!" Ich war ganz erstaunt, weil die Gräfin Agnes von Politik überhaupt nichts verstanden und im= mer nur in ihren Büchern gelebt hat. Mein Anton hat sie genedt so gut waren sie miteinander Na, Gräfin Agnes, wollen Sie jetzt nicht zu uns

fommen?"

Sie hat ihn mit ihren großen veilchenblauen

ugen angeschaut, ihre Augen scheinen immer in ber Anton, ich will gern eine Republikanerin sein. irgendeine Ferne zu blicken, und erwidert:" Lie­Aber das andere verstehe ich nicht. Ich möchte nur, daß alle Menschen gut zueinander find. Wenn ihr

das erreicht, dann will ich zu euch gehören."

Die Claudia ist dagesessen, als ob das alles

Tannwald.

führungen eines Jugendgenossen. Eine überaus starte Teilnahme wies die Kund­gebung in Königinhof

auf. Für die tschechischen Genossen sprach Senator Genosse Krejči und für unsere Partei Genoise Stra bel- Arnau. Beiden Rednern wurde ungeteilter Bei fall zuteil.

In

Nochlik

sprach über die Bedeutung des 1. Mai der Genoffe Strobel aus Arnau.

Die Kundgebung in Braunau

Sier war die Maifundgebung sehr aut besucht. Ueber 1500 Personen nahmen an ihr teil, obwohl in etwa balbstündiger Entfernung noch eine Mai­feier in Großhammer stattfand. Die Drie Deffethal war von einer prächtigen Stampfestimmung getra­und Kamnißthal hatten zu unserer Kundgebung gen und massenhaft besucht. Zu den Versammelten

ihm das Leben leicht zu machen und unsere kleine Toni war so lieb und drollig, daß er eine rechte Freude an ihr gehabt hat. Sie ist sehr gewach= fen und ein großes, starkes Mädel geworden. Das hat sie vom Anton, denn ich bin cine kleine dicke Frau.

So vergingen abermals Jahre. Meine Toni tvar nicht nur ein schönes, sondern auch ein luges Mädchen. Der Anton gab sich viel mit ihr ab, sic lasen zusammen in den dicken Büchern, und ich freute mich über mein gescheites Kind, das mehr verstand als ich. Ueberhaupt waren unsere Kin­Wir waren sehr glücklich; der Krieg war vor der viel flüger als wir. Sie gingen in Versamm über, und die Unsern hatten die Macht. Da mußte lungen, am ersten Mai zogen sie mit roten Fah ja alles gut werden. Freilich waren die Friedens- nen aus, und es tlang so schön, wenn über den bedingungen schrecklich hart und grausam, aber See hin die Internationale tönte. Sie waren mit der Zeit würden ja auch die andern einsehen, auch froher als wir in ihrem Alter gewesen sind, daß es so nicht geht. Und dann wird alles wieder wußten sie doch, daß eine schöne Zukunft sie er­gut werden. Nur bisweilen machte mein Anton wartet. Meine Toni sagte ja auch damals nicht Gie ziehen sich die eigenen Feinde groß", sagte er. fam, glänzten ihre Augen und sie schritt dahin, wie ein sorgenvolles Gesicht. Sie gehen zu milde vor. viel, aber wenn sie von einer Versammlung heim Aber ich wollte es nicht glauben. Wenn man die eine fleine Siegerin. Ich mußte oft die Gräfin Gegner anständig behandelt, so müssen doch auch Agnes bedauern; ihre Glaudia wurde immer mür­Gott, das war so eine verrückte Sache, mit der Guten Tag sagte. Uns grüßte fie, weil wir fie sie anständig sein. Und der Kapp- Butsch, mein rischer und verdrossener, kaum, daß sie einem die Arbeiter gleich fertig geworden sind. Es war ia von Klein auf gekannt hatten, aber mit andern nur traurig, daß die Arbeiter sich in zwei Par- Menschen war sie einfach grob. Ich weiß, daß die teien, oder eigentlich in drei gespalten haben. Das Frau Doktor Feldhüter sich oft über Claudias Die der Unabhängigen, der Kommunisten, oder der Recht dazu, denn in den letzten Jahren war die fonnte ich nicht verstehen. Wessen Schuld war es? Hochmut beklagte. Eigentlich hatte sie gar kein Sozialdemokraten? Gerade jekt müßten sie doch Doktorsfamilie selbst wieder schrecklich hochmäßig alle zusammenhalten und einen neuen sozialisti- geworden. Und der Herr Doftor gab sich mit

schen Staat aufbauen.

nicht so arg wie der Strieg, aber immerhin bös ge­

armen Leuten gar keine Mühe, deshalb gingen Doktor Felbhüter haßte den Doktor Bär und machte wieder alle zum Doktor Bär, der wie mein Anton heil aus dem Krieg zurückgekommen war. Der ihn schlecht, wo immer er nur konnte. Besonders jüdiſchen" Arzt, wie er höhnisch sagte, behan­ärgerte es ihn, daß die Gräfin Agnes sich von dem deln ließ.

sie nichts anginge. Um dieſe Zeit hat das Mädel Dann kam die Inflation, und das war arg; einen bösen Zug um den Mund bekommen, und nug. Die Bauern in der Umgebung wurden im­ihre Augen haben immer so hungrig dreingesehen. mer großartiger. Es war fast eine Gnade, wenn Alles war mit einemmal ganz anders. Die vornehmen Leute, die in den Villen wohnen, haben Claudia braucht einen Mann. Aber die alte Frau viele Fremde in unser Städtchen, Ausländer, die Der Anton hat auf dem Heimweg gemeint: Die sie einem was verkauften. Und jetzt famen so schreckliche Angst gehabt. Besonders die höheren merkt das nicht, die lebt in einer andern Welt." mit ihrem Geld die großen Herren spielten. Die Offiziere. Sie haben angefangen, mit uns Arbei- Mein Anton hat Glück gehabt und seine alte Kaufleute waren immer wütend, wenn so jemand tern zu reden, freundlich, wie mit ihresgleichen. Stelle wiederbekommen. Aber er war noch stiller in ihr Geschäft kam. Die Fremden spazierten am des Städtchens einen Unterschied zwischen den Ueberhaupt begann man in gewissen Kreisen Jezt war es plößlich eine Ehre, Sozialdemokrat als früher; er hat den Krieg nicht vergessen kön Seeufer umher, und man hörte alle Sprachen der Juden und den Christen zu machen." Mein Auton zu sein. Die Frau Dottor Feldhüter hat mich auf nen. Er hat fast nie davon gesprochen, aber ich Welt. Wir mußten schrecklich sparen, aber was sagte, das ist eine Konkurrenzfrage, und beim Dok der Straße zuerst gegrüßt und gesagt: Wie rei- habe ganz genau gewußt, wenn er so dreinsicht, machte das aus, mein Anton war wieder da, meine tor Bär auch etwas Politisches , weil er Sozial­zend Ihr Töchterchen ist, liebe Frau Gruber. als ob er etwas Schreckliches sähe, so denkt er an Toni wurde immer kräftiger, und dort oben, weit demokrat war. Schicken sie es doch einmal zu meiner Lieselotte den Krieg. Und in der Nacht ist er oft aufgeschreckt fort in Berlin , arbeiteten unsere Führer für uns. spielen." und hat laut geschrien. Ich habe alles getan, um Es mußte ja wieder gut werden.

( Fortsetzung folgt.).