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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEPON 53076.

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14. Jahrgang

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Marschall Petain

Dienstag, 8. Mai 1934

Nr. 106

nach Warschau Massengrab für 86 Bergleute Eine erfolgreiche

Aenderung der Militärallianz

von 1921

Paris , 7. Mai. Anfangs nächster Woche be= gibt sich Striegsminister Marschall Petain nach Bolen, um auf Grund des vom Außenminister Barthon bei seiner Warschauer Reise mit Marschall Vilsudski abgeschlossenen Abkommens die Regelung einiger französisch - polnischer, das Militärabkom men vom Jahre 1921 betreffender Bestimmungen durchzuführen.

Wiederwahl Doriots Oppositioneller Kommunist gewählt

Paris , 7. Mai. ( Tschi. P. V. ) Der kommu nistische Abgeordnete Doriot . wurde gestern mit drei seiner Genossen mit weitaus größerer Stim men- Anzahl als Kandidat der gemeinsamen Front wieder gewählt. Doriot befand sich im Gegens fas zur fommunistischen Parteileitung, da er seit den Feber- Ereignissen die Notivendigkeit einer ges meinsamen Front aller proletarischen Parteier und daher auch der Kommunisten mit den Sozia listen verkündete und als Bürgermeister und Stadtrat von Saint Denis zurüdgetreten war.

Die Wiederwahl Doriots ist deswegen interes ſant, weil sich diefer populärste kommuniſtiſche Vos liifer Frankreichs schon längere Zeit im Gegensas zur fommunistischen Partei befindet. Die Gegen jaze zwischen Doriot und der Parteileitung beziehen sich auf die Frage der Einheitsfront. Wäh rend für die offiziellen Kommunisten die Einheits

frontparole ein Manöver ist, dazu bestimmt, die Sozialdemokratie zu schwächen, meint es Doriot mit

Badisches Kalibergwerk in Flammen

Freiburg im Breisgau, 7. Mai. Im Kalibergwerk in Buggingen hat sich heute eine Brandkatastrophe ereignet, der 70 bis SO Mann von der 150 Mann zählen den Schicht zum Opfer gefallen sind. Durch Knicken eines Pfeilers entstand gegen 10 Uhr früh ein Kurzschluß, durch den die hölzerne Grubenpölzung in Brand gescht wurde. Trok den sofort einsetzenden Rettungsarbeiten fon nten nur jene Bergleute gerettet werden, die vor der luglücksstätte arbeiteten, während alle anderen durch das rasch um sich greifende Fener abgesperrt wurden and durch die Ranch gase umgekommen sind.

Nachdem alle Rettungsversuche sich als ansjidjtslos erwiesen hatten, wurde auf Anord­nung der Bergbehörde der Schacht abgeriegelt, da aller Voranssicht nach keiner der Eingeschlossenen mehr am Leben sein kann.

Vor dem Unglücksschacht stehen Hunderte von Menschen, darunter Frauen, Kinder und Eltern der Eingeschlossenen, die immer noch auf eine Rettung ihrer Angehörigen hof­fen. Der Grubenbetrieb wird bis auf weiteres stillgelegt, um der Gefahr vorzubeugen, daß durch das Fener Sprengstoffexplosionen entstehen.

Der Brand entstand unterhalb der 794 Meter Sohle durch kurz schuim Kabel, dessen Sicherungsschalter herausgeschlagen wurde. Der Elektrifer, sowie der Grubensteiger Hinzer be= merkten eine 6 bis 8 Meter lange Stichi I am me, durch die der Holzbau des Stollens in Brand gescht wurde. Es entstand sogleich überaus starte Maudentwid lung Die Nettungsmannschaft drang in Stärke von 14 Mann in den brennenden Schacht ein. Dort war die Rauchentwicklung jedoch so dicht, daß nichts mehr zu erkennen und an Rettungsmöglichkeiten

auch mit Sauerstoffapparaten nicht zu denken war. Derjenige Teil der Belegschaft, der vor der der Einheitsfront ernit. Am 12. Fever fand in Unglücksstelle arbeitete, fonnte ins Freie gelangen. St. Denis eine große Volfsversammlung statt, wobei während durch die frischen Wetter der dichte Doriot erflärte: Wer sich der proletarischen Einmalm in die übrigen Bane getragen wurde und heitsfront entgegenstellt, wird zertreten werden." Diese Worte galten der Führung der kommunisti schen Partei.

Qualmes unmöglich, ſo daß nichts anderes übrig blieb, als schlicklich die Grube abzudämmen.

Ministerreise

Außenminister Dr. Beneš ist gestern früh von seiner larvathorussischen Rundreise wieder nach Prag zurückgekehrt. Nach allen vorliegen den Berichten zu schließen, scheint dieser politische Ausflug eines der führenden Männer des Stabi­netts in die östlichste Zone der Republik befrie digende Resultate ergeben zu haben. Beneš hat nicht nur die Auffassungen der verschiedenen polt­tischen, nationalen und religiösen Gruppen des Landes fennen gelernt, er hat auch die wichtig. ften Bezirksorte besucht und nahm die Gelegen heit wahr, mit Abordnungen der Bevölkerung selbst in unmittelbare Fühlung zu treten. Gr hat sich aber auch als Propagandist großen Sti­les gezeigt, benützte mehrfach Radio und Laut sprecher, um sein Wort zu dem einzelnen Lan­desbürger dringen zu lassen. Auf der ganzen Reise gab es feinen unfreundlichen Zwischenfall, ein Zeichen, daß diese Geste verständnisvoll auf. genommen worden ist.

Durch diese Ministerfahrt ist ein wichtiges Die Alarmierung der Rettungsmannschaft staatspolitisches Problem der Republik vor der crfolgte faum eine halbe Minute nach Ausbruch des Brandes. Man versuchte noch auf telephoni ganzen in- und ausländischen Oeffentlichkeit auf. schem Wege mit den Eingeschlossenen in Verbingerollt worden. Die Tschechoslowakei hat sich in dung zu kommen, was auch in einem Falle ge den Friedensverträgen und auch in ihren lang. Spätere Versuche blieben erfolglos. Eine Staatsgrundgesetzen seierlich verpflichtet, den Stunde nach dem Ausbruch des Brandes konnte der aus verschiedenen Volfsgruppen zusammenge Betriebsführer einen der Eingeschlossenen noch le- würfelten Bewohnern starpathorußlands eine bend bergen, jedoch mit schwerer Bergiftung und einigen Brandwunden. Der Schwerverlette starb bereits auf dem Transport. Es ist dies der ein sige, der von den Eingeschloffenen geborgen wer­

den konnte.

Die genane Zahl der Berglente, die bei der Brandkatastrophe in dem Kaliwert Buggingen nicht mehr gerettet werden konnten, steht nun­mehr fest. Es sind 86 Mann vermißt.

Die Grube bleibt etwa 10 bis 14 Tage her­somit den dort beschäftigten Berglenten den Rümetisch geschlossen. Erst dann ann an die Bergung weg abschnitt. Sie sind zweifellos durch der Leichen herangegangen werden. Doriot ist von der Welle der Stimmung für die Rauchvergiftung, besonders durch Kohlenvryd, ums proletarische Einheit in Frankreich hochgetragen wor Leben gekommen. Man hat versucht, die Wetter­den und er hat damit die Kommunisten Frankreichsführung auch in umgekehrter Richtung laufen zu an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Er beweist laffen, um etwa noch eingeschlossene Bergleute ret nämlich, daß die Kommunisten die proletarische Front ten zu können. Doch war auch dies infolge der in Wirklichkeit nicht wollen. Welchen Anklang großen Wettergeschwindigkeit und des dichten Doriot bei den Massen findet, dafür war ein Beweis die oben angeführte Versammlung, an der 5000 Menschen teilnahmen. Es ist wahrscheinlich, daß es in nächster Zeit zum Ausschluß Doriors aus der fom munistischen Partei und vielleicht zu deren Spal­tung fommen wird.

Jevtič in Sofia

Sofin, 7. Mai. Ter jugoslawische Minister­präsident Jevtič traf heute zu einem offiziel len Besuch in Sofia ein. Der Gast begab sich vom Bahnhof, wo ihn Ministerpräsident Muschanow begrüßte, ins fönigliche Palais, wo er eine Audienz beim König abfolvierte. Der morgige Tag wird ganz von Unterredungen zwischen den beiden Ministerpräsidenten ausgefüllt sein; auch ein zweiter Empfang durch den König ist vorge­schen.

Trotzkis neues Exil

Paris , 7. Mai. Dem ,, Petit Parisien" wird aus Rochefort - sur- Mer berichtet, daß die franzö sische Regierung die Insel Air als Wohnsiz für Troztij bewilligt hat. Diese Insel mißt nur zwei bis drei Quadratkilometer, ist von einigen hundert Lenten bewohnt und kann von einem Leuchtturm aus leicht übersehen werden.

Wahlsieg der Berner Genossen

Von 69 auf 79 Mandate im Großen Rat

Bern, 7. Mai. Bei den am Sonntag stattgefundenen Wahlen für das gesetzgebende Barlament des Kantons Vern, den Großen Rat, traten zum ersten Male auch neue Parteibildungen mit Kandidaten auf. Die Bauern, Gewerbe- und Bürgerpartei bleibt mit 101 Ratsmitgliedern die stärkste Partei.

Die Sozialdemokraten haben ihre Mandatszahl von 69 auf 79 auf Kosten der freisinnigen Partei und der katholisch- konservativen Partei erhöht. Die freisinnige Partei zählt 33, statt bisher 41 Mandate, die katholische Partei 10, statt bisher 12 Mandate.

Eine neue Gruppe, die Heimatwehren im Berner Oberland , erhielt drei Mandate und eine andere neue Gruppe, die Freigeld- Gruppe, ein Mandat. Die rechtsstehende nationale Front erhielt feine Vertretung im Rat. Das gleiche gilt für die Kommunisten.

,, Attentat" gegen Dollfuss

von Berlin rechtzeitig avisiert?

Wien , 7. Mai. Die amtliche Nachrichtenstelle hörden ausgegebene Personenbeschreibung pagte. bringt die Meldung von einem angeblich geplanten Der Zollbeamte verhaftete den Wann. Dieser Attentat auf Dollfuß , das jedoch rechtzeitig durch feuerte jedoch auf der Estorte zum Gendarmerie

Weizenkonferenz in London bie Verhaftung des Täters verhindert worden sei.

Minimalpreise für den Export London , 7. Mai. Die Vertreter von 20 Län dern verhandeln auf einer Konferenz, die heute hier eröffnet wurde, über die Reglementierung

poſten gegen den Beamten aus einer Pistole an

scheinend Gas patronen ab, die ihn wehr­los machten, und flüchtete. Um Mitternacht wurde Pazzig jedoch in einem Gasthaus in AI­toven von der Gendarmerie ermittelt und ver haftet. Er wurde dem Landesgerichte in Linz eingeliefert.

weitgehende Autonomie einzuräumen. Dicies Versprechen ist durch die Einführung der neuen Länderverfassung im Zuge der Verwaltungs­reform nur in unzulänglicher Weise erfüllt wor den. Es sei zugegeben, daß die komplizierten Verhältnisse in Karpathorußland selbst einer halbwegs zufriedenstellenden Autonomic- Lösung große Schwierigkeiten bereiteten. Neben der un­garischen und jüdischen und einer unbedeutenden deutschen Minderheit und slowakischen Volfs. splittern lebend, hat sich die Hauptmasse der Einwohner der tschechoslowakischen Oitproving bisher zu feiner eindeutig umgrenzten national. fulturellen Lebensform durchringen können. Der Streit, ob ihre Sprache ruthenisch oder russisch sein soll, ist noch unentschieden. Religionsfragen spielen komplizierend hinein und die von der ungarischen Herrschaft zurückgebliebene soziale Rückständigkeit des Landes macht einen Ueber­gang zu weitgehender demokratischer Selbstver. waltung nicht leicht. Sicher hat auch der ausge sprochen zentralistische Zug des innerstaatlichen Aufbaues seit der Schaffung der Republif hem. mend gewirft.

Nachdem aber die karpathorussische Auto­nomie Frage durch Beschwerdejührung vor den Völferbund gebracht wurde und nachdem sich ihrer zuletzt auch die ungarische Revisionsprova­ganda bemächtigte, mußte an eine Lösung her­angegangen werden. Beneš hat als Mitglied eines in dieser Sache eingesetzten Ministerfomi tees den Weg der internen Beratungen verlaj. sen und mit dem Streitobjekt selbst Fühlung genommen. Wie immer der gesetzgeberische Nic­derschlag feiner Reise aussehen wird, es ist auch vom Standpunkte der Deutschen dieses Staates zu wünschen, daß die Verhältnisse im Osten der Republik endlich mit demokratischen Methoden fonfolidiert werden. Karpathorußland ist eine wichtige Brücke zwischen den historischen Län­dern und dem europäischen Südosten. Ihre Er. haltung und ihr Ausbau liegt auch im Inter­esse unseres Industrieerportes, die an einer möglichst nahen Verbindung mit dem zukunfts reichen Rumänien hervorragend interessiert ist. Außerdem würde eine durch die etwaige Abtren­

des Weizenpreises. Auf der Konferenz sind auch die österreichische Grenze zu überschreiten und ein Absicht. für das österreichische Voll zu fämpfen", mung Karpathorußlands geschaffene Landver

Demnach hat die deutsche Reichsregierung im Wege der Gesandtschaft die Aufmerksamkeit der österreichischen Behörden darauf gelenkt, daß die deutschen Polizeibehörden den 17jährigen ans Günther Pasig suchen, der am Samstag Dresden angeblich mit der Absicht verlassen hat, Der Verhaftete gab zunächst zu, er sei in der Bertreter der europäischen Länder vertreten, die Attentat auf den Bundeskanzler zu verüben. Weizen importieren. Es wurde eine Subtom­über die Grenze gelommen und habe sich nach bindung zwischen Polen und Ungarn die Gefahr mission geschaffen, welche einen Preistarif der Sonntag gegen 10 Uhr vormittags wurde Wien begeben wollen. Schließlich gab er auch zu, außenpolitischer Verwicklungen nur vergrößern. Minimal- Exportpreise ausarbeiten wird. Die von einem Zollbeamten beim Grenzübergang mit Hans Pasig identisch zu sein. Im Besive Ohne ihre eigenen staatsrechtlichen Förderun Hauptkommission hat ihre Verhandlungen aus nächst Oberaschenberg bei Oberkappel ein Mann Pazzigs wurden eine Gaspistole sowie drei Gas- gen zurückzustellen, haben die Sudetendeutschen Mittwoch vertagt. angehalten, auf den die von den deutschen Be- patronen und acht Platzpatronen gefunden. alle Ursache, eine konstruktive Lösung der tiche.