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Samsing, 26. Mai 1934

Mr. 121

Momentbilder aus dem Dritten Reich Vom südamerikanischen

Von Robert Böhmer.

Beamten durch die Einsicht in seine Personalakten Gelegenheit gegeben wird, die Urteile seiner Vor­gesetzten über ihn zu kontrollieren und zu bean standen. Die Bestimmung ist daher außer Kraft getreten."

Fichtspunkte die Angst vor der Senlein Bewe­gung die neueste Linie der Christlichsozialen be­stimmt, die vor der Wahl standen, vom Konrad angefressen oder aber seine entschiedenen Gegner zu werden. Aber wichtiger als der Anlaß der Die Finanzen. Schwenfung ist sie selbst, wenn sie eben nicht nur ein Manöver bliebt. Sier gilt es, abzuwarten. Der Finanzminister des Dritten Reichs, der Graf Schwerin v. Krofigh, hat vor einem gelas Vorläufig macht etliches weiter sehr sehr miß­denen Publikum in Berlin berichtet, daß das trauisch. Beispielsweise die Tatsache, daß die Reich gezivungen sei aus der Veräußerung deutschen Christlichsozialen den offenen Anti- liquider Werte" einige Hundert Millionen Mart großen Mehrheit der Republik gegenüber jo läg Die deutschen Beamten haben sich in ihrer so semitismus, den sie i mersten Jahrzehnt zu erlangen, die unbedingt gebraucht werden. Es lich und unehrlich benommen, daß sie diese un nach dem Umſturz nicht schätzten, ja oft verur sollen also zurzeit noch einträgliche würdige Behandlung geradezu verdient haben. teilten, sehr zu pflegen begannen, seitdem Hitler Werte, mit anderen Worten Substanz, verkauft die Stunde regiert, und daß sie auch jetzt noch), werden, um die Millionen aufzubringen, die be­bis in die Kunstrubrif ihrer Blätter hinein, die sonders natürlich für Rüstungszwecke gebraucht Judenheze unterſtüzen, die doch immer und heute mehr denn je Zeichen und Begleiterschei­nung antidemokratischer Gesinnung ist, und mit der die Christlichsozialen sich ja doch auf be­quemſte Art den Freunden des Herrn Henlein empfohlen halten wollen. Hand in Hand damit geht der übelste Marristenhaß. Daß die Christ lichsozialen uns Sozialdemokraten auf das Sef. tigſte bekämpfen, darüber wundern wir uns nicht: es wäre unnatürlich, wenn's anders wäre. Aber der Ton macht die Musik! Und der Ton ist so, daß die Christlichsozialen mit ihrer Art, gegen alle Sozialdemokraten zu kämpfen, die Demokratie in Mißkredit bringen und gefähr den, von der sie doch wissen, daß sie auch und gerade in der Tschechoslowakei eine ihrer mäch. tigſten, unentbehrlichsten Stützen in der Sozial­demokratie besitzt!

Die Arbeiter.

Die Millionen Arbeitslosen sind von den Nazis versteckt worden, man hat sie durch Rechen­funststücken, aus der Welt geschafft". Damit sind sie freilich nicht in Arbeit gefommen; sie sind in den Listen der Erwerbslösen gestrichen und hungern nun, zumeist ohne jede Unterstüt gung, hoffnungslos weiter.

Kriegsschauplatz

Bolivianische Siegedmeldungen.

New York , 25. Mai. Associated Pres meldet aus La Paz ( Bolivien ), daß nach einem amtlichen Kriegsbericht die Bolivianer in einem scharfen Gegenangriff bei Fort Ballivian im Gran Chacos bifton habe die zweite paraguaynische Division gebiet etwa 6000 Paraguyaner töteten und 12.000 verwundeten. Die zweite bolivianische Dis vernichtend geschlagen. Außerdem sei die Vereini vision

gung der 7. mit der 8. paraguannischen Division verhindert worden. Der linke Flügel der paras guahnischen Expedition im Abschnitte von Canad fei völlig umzingelt.

Die oben angegebenen Verlustziffern des unter­liegenden Teils dürften allerdings zum Glüď maßlos übertrieben ſein, da es ſich keinesfalls um den Kampf zwischen großen Heeren, sondern eher um einen harts nädigen Guerillafrieg handelt, der von verhältnis. mäßig schwachen Kräften geführt wird, auch wenn in den Berichten gleich von ein paar Diviſionen" die Rede ist.

Waffen- Embargo

in USA vor der Verwirklichung

Das deutsche Recht. Im Hitlerdeutschland gibt es kein Recht werden! Das ist die tollste Bankerottwirtschaft. mehr, es herrscht die niederträchtigste Willfür. Der Herr Finanzminister hat ausgerechnet, daß Tausende Menschen verschwinden einfach in den nunmehr die Vorbelastung der Zukunft auf etwa Gefängnissen und Konzentrationslagern und wer­ Der Krieg in Südamerika , der trotz allen Inter sechs Milliarden anwachsen werde. Sechs Milliar den dort monatelang in vereinzelten Fällen schon ventionen seitens des Völkerbundes und der Nachs den sind gleich sechstausend Millionen Reichsmark, mehr als ein Jahr, festgehalten, ohne daß die barstaaten in unverminderter Heftigkeit anhält, ist in Ke umgerechnet sind das nahezu eine Million Unglücklichen oder ihre Angehörigen wissen, ein Musterbeispiel dafür, wohin die Aufveitſchung der mal sechzig Tausend. Damit belastet Hitler die warum sie eigentlich der Freiheit beraubt worden nationalen Instinkte führen kann: Im Kampje deutsche Jugend vor", die gleiche Jugend, der sind. Ab und zu werden die Gefangenen schwer darum, ob ein gänzlich wüste und unzugängliches er goldene Berge und Arbeit versprochen hat. Die mißhandelt, viele sind auf der Flucht erschossen Gebiet, das auch keinerlei besondere Bodenschäße auf. goldenen Berge werden in den Konzentrations worden, andere wurden ermordet oder gefelbst zuweisen hat, auf der Landkarte als bolivianisch oder lagern aufgeschaufelt. mordet. Vor kurzem war nun dem aus dem Welt als baraguayisch eingezeichnet ist, verbluten nublos trieg bekannt gewordenen General von Maden die beiderseitigen Armeen, die- ganz abgesehen von sen zu Ohren gekommen, daß man im Stettiner den Kampfhandlungen in den Sumpf und Fies Bezirk auch Bekannte aus seinen deutschnationa bergebieten des Gran Chaco furchtbaren Entbehrim len Streifen ins Stonzentrationslager gesperrt und gen ausgesetzt sind. auf das grausamste mißhandelt hat. Als General wandte er sich an den General Goering " um Hilfe. Diesem blieb nunmehr nichts anderes übrig, als Antlage erheben zu lassen. Die Miß handlungen, die bier in Frage famen, waren so Es zählt zu unseren wichtigsten Aufgaben. furchtbar, daß das von Goering angerufene Ge­ in der nächsten Zukunft, die Haltung der Christ­Die Arbeiter sind ohne Arbeit, aber jeder richt aus rein formellen Gründen auf sehr schwere Narr, dem die Nazi irgend ein Pöstchen verschafft Strafen erkennen mußte. Ein Sadist, der sich be­lichsozialen noch genauer zu beobachten und zu haben, hat ein Auto zur Verfügung. Jedem also sonders gemein und blutrünstig benommen hatte, beurteilen, als es schon bisher geschehen ist. das Seine! Die früheren Abgeordneten, die jedes ein Justizbeamter Dr. Joachim Hoffmann, wurde Jedes der vielen und bedeutsamen Geschehnisse Jahr viele Monate lang in Berlin anwesend sein zu dreizehn Jahren Zuchthaus verurteilt! dieser Zeitperiode geht alle an und, gewollt und regelmäßig an den Sizungen der Parla Alle Welt war erstaunt. Für Goering , den oder ungewollt, muß auch die christlichsoziale mente teilnehmen mußten, bekamen monatlich Gerechten ", wurde in der widerlichsten Weise Partei und Preise auf alles reagieren. Wie sechshundert Mart, wovon erhebliche Beträge an teflame gemacht: Auf versönliche Weisung des immer, wie vorsichtig, wie diplomatisch sie das die jeweiligen Parteiinstitutionen, vor allem an Ministerpräsidenten Goering jei das Verfahren fun wird bei der feinen Empfindlichkeit aller die parlamentarischen Sekretariate der Fraktion Apparate, über die jetzt der Prozeß Demokratie abgeführt werden mußten. Diese bescheidenen Ent- anhängig gemacht und von der Staatsanwalts schädigungen wurden agitatorisch als bösartige schaft mit Beschleunigung durchgeführt worden. oder Nichtdemokratie lauft, wird man jeden at das hohe Zuchthausurteil zeige zur Genüge, daß Korruption gezeichnet. Als die Nazi ans Ruder Tag wissen, wohin die Christlichsozialen steuern famen, warfen sie alle nicht nationalsozialistischen lebergriffe im nationalsozialistischen Staat nicht wollen. Hin- und Herschwingen geht nicht mehr. Abgeordneten aus den Parlamenten und schickten, geduldet werden." Schlägt ihr Pendel, trotz der Schwenkung, die z. B. in den Reichstag allein sechs hundert­Jetzt wird bekannt, daß Goering seine SA ihre Worte verheißen fönnten, nach rechts aus, sechzig ihrer Bonzen und zahlen jedem sonders begnadigte, indem er die hohen Kameraden, diese sadistischen Ungeheuer, samt und wird sie ein Lippenbekenntnis zur Demokratie von ihnen für absolutes Nichtstun monata Zuchthaus und Gefängnisstrafen in fünf mit Taten verbinden wollen, die der Demokratie lich tausend Mar 1. Für diesen Betrag müschentliche Freiheitsstrafen umwandelte, die Abbruch tun, dann wird man sie auch in der sen diese sogenannten Volfsvertreter hin und wie­als verbüßt anzusehen sind. Tschechoslowakischen Republik als endgültig für der, wenn es der Propagandaleiter Goebbels be die Demokratie verloren beurteilen müssen, befiehlt, durch das Land ziehen und Versammlun fänne sie sich aber weiterhin eines Besseren, so gen abhalten. würde das nicht nur für die sudetendeutsche, sondern auch für die gesamtstaatliche Politik sehr Eine der wichtigsten Forderungen der frü beachtlich sein. Die Christlichsozialen selber aber heren Beamtenorganisationen war die, jedem Be­müssen sich klar darüber werden, ob es für sie amten das Recht einzuräumen, Einblick in seine nicht besser ist, durch bedingungslose Unterstüt- Personalakten zu nehmen. Es sollte nicht mehr zung der Demokratie den einzigen Stampfboden jeder bösartige Vorgesetzte jedem Beamten gehäs­zu bewahren, auf dem sie ihre Weltanschauung sige und verlogene Bemerkungen in die Führungs­frei mit den anderen messen können! listen schreiben können, ohne daß der Beamte davon Kenntnis hatte. Die Republik kam den Wünschen der Beamten nach. Mit dieser Wei­ marer Errungenschaft haben die Nazi Schluß ge­macht. Im Amtsblatt des Reichspostministeriums befindet sich eine Bekanntmachung, in der es heißt: Es widerspricht dem im nationalsozialistischen Staat durchgeführten Führerprinzip, wenn den

Irischer Senat aufgehoben Dublin , 25. Mai. Die Kammer hat mit 54 gegen 38 Stimmen das Gesetz über die Aufhebung des Senates angenommen.

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Unsere Töchter, die Nazinen Roman von Hermynia Zur Mühlen

Bei Lieselotte hingegen tam ich schön an. Was soll ich bei den alten Weibern?" fragte jie ungeduldig. Es sind auch junge Mädchen dabei." Aber was für welche. Ich kenn doch den Zauber. Man hodt zusammen, trinkt schlechten Kaffee, macht Handarbeiten, jammert über den Umsturz und verfaßt Glückwunschtelegramme an den Kaiser und seine Frau. Danke, da passe ich

Die Beamten.

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Aber mehr noch:

Das Ministerialblatt für die preußische Ver­waltung vom 18. April 1934, das zwölf Tage nach der Urteilsverkündung in Sachen Dr. Hoff­mann und Genossen erschienen ist, zeigt amtlich auf dem Blatt 602 nunmehr das folgende:

Zum Regierungsaffessor beim Polizeiprä­fidenten in Stettiu wird ernannt: Dr. Hoff­mann."

Washington, 25. Mai. Der amerikanische Senat hat am Donnerstag die Entschlichung an genommen, die den Präsidenten Roosevelt ermäch ligt, den Verlauf von Waffen und Munition an Bolivien und Paraguay zu verbieten. Die Ent schließung, die am Mittwoch vom Repräsentanten­haus angenommen worden war, geht jetzt an das Weiße Haus .

Kroatischer Emigrant

in Ungarn verurteilt

Budapest , 25. Mai. Die königliche Tafel in Fünffirchen verhandelte heute als erste Beru fungsinstanz den Rekurs des kroatischen Emigran ten Premec, der vom Gerichtshofe wegen Mordes zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wor den war. Premec hatte im Vorjahre im Wege eines Eisenbahnschaffners ein Patet an den Prä­sidenten des Belgrader Sondergerichtshofes ge­jandt. Das Patet, das eine Höllenmaschine enthielt, wurde in einer serbischen Grenzstation geöffnet, wobei die Bombe explodierte und ein serbischer Polizist getötet wurde.

Dr. Hoffmann aus Stettin , der am 6. April dreizehn Jahre Zuchthaus aufgebrummt erhielt und in dem Urteil als sadistischer Menschenschin­der festgenagelt wurde, wurde also nicht nur Premec verteidigte sich damit, die Tat aus begnadigt, sondern sogar offiziell zum höheren vaterländischen Motiven" begangen zu haben, und Polizeibeamten berufen. Die Nnehrlichkeit, drei- crging sich in Anwürfen gegen die serbische Na­steste Niedertracht und Brutalität haben niemals tion wegen der Bedrückung der Kroaten. Nach größere Triumphe gefeiert, als jest im Dritten dem Plädoyer fällte das Gericht das Urteil, das Reich. den erstinstanzlichen Spruch bekräftigt.

schaft. Zuerst bist du der Gräfin Agnes nachge:| das unter seinem glatten Aeußeren. Er hat mich| Macht sind. Und das Schreckliche ist, daß man laufen und hast verlangt, ich soll mich mit der ja auch nur geheiratet, weil es ihm, dem Krüppel, nie weiß, wer schließlich die Macht erringen wird. alten Jungfer, der Claudia, anfreunden. Und wie schmeichelte, die schönste Schwester des Kranken- Da ist diese neue Partei unter Hitler, er ist mir das nicht gelungen ist, hast du in Bürgerstolz hauses zur Frau zu bekommen. Was habe ich an ja nicht sympathisch, weil er ein Desterreicher und gemacht und über die Aristokraten geschimpft. seiner Seite für ein Leben gehabt. Diese schred- ein Katholik ist, aber wenigstens gibt er's den Später, nach der Revolution hieß es dann immer: liche Kleinstadt, wo jeder alles von jedem weiß, Juden, also diese neue Partei, aus deren Mitte Lieselotic, sei nicht so hochmütig, sprich doch mit dieser langweilige See, diese tödlichen Winter, jeßt der Reichstanzler hervorgegangen ist; fch dieser lieben fleinen Toni. Ueberhaupt hat sich wenn es keine Fremden gibt. Ich hätte in eine frage mich bisweilen, ob man sich nicht lieber ihr jezt alles verändert. Wir müssen sehen, daß wir große Stadt gehört, in einen lebenslustigen vor- anschließen sollte, als den Deutschnationalen? in die besseren sozialdemokratischen Streise gelan- nehmen Kreis, zu einem tüchtigen Mann, der es Wenn ich sicher wäre, daß sie es mit dem Sozia gen. Aber du hast auch bei den besseren sozialbes versteht, vorwärts zu lommen. Lange Zeit hoffte lismus nicht ernst meint... Ich habe mich sogar mokratischen Streisen fein Glüd gehabt. Und jest ich, meine schöne Tochter werde mir zu dem ver- soweit überwunden, Arthur darüber zu befragen. kommst du mir mit dem Luiſenbund. Ich werde helfen, wozu Arthur mir nicht verhelfen konnte, Doch hatte er nur sein ewig höhnisches Lächeln bir etwas sagen; ich pfeif auf die Parteizugehö- oder wollte. Aber nach jener unglüdseligen gelö- und erwiderte: rigkeit der Leute, ich will mich unterhalten. Ich sten Verlobung war mit ihr nichts mehr anzu= So blöd sind die Führer schon nicht. Glaubst bin nicht dazu da, um dich in die bessere Gesell- fangen. Sie ſpottete über alles, was mir heilig du vielleicht, der Herr Goering , dem sie 18 die schaft einzuführen. Außerdem weiß kein Mensch, und wert ist, sie weigerte sich, in die Stirche zu Achselstüde heruntergerissen haben, und der sich wie die Dinge ſich entwickeln werden. Es fällt gehen, und gerade das macht einen so schlech heute noch nicht darüber beruhigt hat, oder der mir nicht ein, mich festzulegen." ten Eindruck auf die älteren Damen, besonders Herr Goebbels , der vor Wut stirbt, weil die gro Damit war für Lieselotte die Angelegenheit bier, wo die evangelische Gemeinde ganz lein ist, Ben Beitungen ihn nicht bruden, werden ein so­erledigt. Ich aber mußte der Frau Major erklä- daß man genau feststellen kann, wer beim zialistisches System schaffen? Das sagt man ſp, ren, Lieselotte bete ihren Vater dermaßen an, Gottesdienst fehlt. Wie oft habe ich ihr gesagt: bamit die Arbeitslosen mitlaufen." daß sie in allem seiner Ansicht sei und das Gemilien der Stadt, wir müssen ein gutes Beispiel " Lieselotte, wir gehören zu den vornehmsten Fa= hat sie von ihrem Vater, und ich werde jedesmal über den Parteien stehen. Schade," sagte die Frau Major etwas wild, wenn sie es tut, weil es mich an Arthur erinnert, an seine gräßliche Ueberlegenheit, seine spip. Se hätte ihrer lieben Tochter beſtimmt Einbildung. Worauf bildet er sich eigentlich ettvas gut getan, mit gediegenen Menschen zu verkeh ein? Auf seine Pragis, das wäre ja gelacht; er ren. Aber ich freue mich, daß wir wenigstens Sie hat ja doch jene Patienten, die aus irgendwelchen zu den Unsern zählen dürfen."

nicht hin."

Ich wurde ärgerlich.

" Es sind die Frauen und Töchter der besten Geſellſchaft," sagte ich. llnd es kann dir nicht

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doch Reichskanzler ist, Lieselotte zum Eintritt in Sollten wir nicht versuchen, jetzt, da Hitler

Lieselotte zog die dunklen Brauen hoch, das füht habe, sie müsse, als Tochter eines Arates, geben. Neulich hat die Baronin Hellsdorf mich ge die Partei zu bewegen? Die Claudia ist schon seit

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fragt: Weshalb sieht man Ihre liebe Tochter nie in der Stirche? Und auch Gott wird es dir übel= einem Monat dabei." nehmen. Außerdem kann man nach der Kirche so« Es sind viele hysterische Weibsleute dabei, gut Beziehungen anknüpfen." die so auf ihre Rechnung fommen. Die Lieselotte Aber ich hätte ebenso gut in die leere Luft aber darf nicht beitreten. Verstehst du? Jetzt noch sprechen können. Lieselotte beachtete meine Worte nicht. Erst müssen wir die Wahlen abwarten." Gründen nicht zu einem jüdischen Arzt gehen Ja, sie freute sich, als jedoch der Herr Ma- ebenso wenig wie ihr Vater es tat. Ich gab es Abwarten, Doktor Abivarten. Mein Gott, wollen. Und das sind herzlich wenig. Auf seine ior einige Tage später wieder einmal seinen auf, mit den beiden zu reden; sie hatten ja wie ich ihn in diesem Augenblick haßte. Abwarten. Klugheit, die ihm nichts, aber auch gar nichts ein- Gichtanfall hatte, ließ er nicht Arthur rufen, immer nur ein höhnisches Lächeln für mich. Und er hätte mich ja nicht geheiratet, der Klumpfuß, trägt? Was Klugheit, auch die ist nicht echt. Echt sondern den Doktor Bär! was ich wirklich fühle, fann ich ja auch nicht laut wenn ich ihm nicht eingeredet hätte, ich sei in de an ihm ist nur der Ehrgeiz und der Haß gegen Es ist wirklich schwer für mich, unsere gesell- aussprechen. Mein ganzes Leben ist zu einem Hoffnung. Damals fonnte er sich keinen Standal jene, die mehr erreicht haben. schaftliche Position aufrechtzuerhalten, bei diesem Flüstern geworden, zu einer fruchtlosen Unter- leisten, das wußte ich. Damals fonnte er mit Zich die Brauen nicht so hoch," schrie ich Mann und dieser Tochter. Daß ich auf Arthur haltung mit mir selbst. Aufpassen, Rücksicht neh- Rücksicht auf seine neue Bragis nicht sagen: ab­Lieselotte an. Du weißt doch, daß ich es nicht nicht zählen konnte, erfaßte ich schon im ersten men, seine wahren Gefühle verbergen, jedem nach warten. Jahr unserer Ghe. Aufrichtig gesagt, verstehe ich dem Mund reden, ist das ein Leben? Einmal ca ja. Er ist ein bösartiger, heimtüdischer, selbst- möchte ich doch zu jenen gehören, die ihre Mei­

leiden fann."

Sie lachte, frech, spöttisch.

Ach, Mutter, du mit deiner guten Gesell- süchtiger Mann, und irgendwie fühlen die Leute nung laut hinausschreien dürfen, die an der

Fortseßung folgt.)