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ická akademie

Praha II. vbernská ul.7.

Dasımoemokrat

ZENTRALORGAN

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DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XH., FOCHOWA 42. TELEFON: 53077. ADMINISTRATION- TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

14. Jahrgang

Gestapo   stiftet Mord!

Dienstag, 26. Juni 1934

Bomben durchs Fenster Spinas

Die neueste Taktik der österreichischen Nazi

Wien  , 25. Juni. Nach den Anschlägen gegen öffentliche Verkehrsmittel und Lichtleitun gen ist zum Wochenende eine Reihe von Anschlägen gegen Einzelpersonen, die den vaterlän­dischen Verbänden angehören, verübt worden, bei denen in Privatwohnungen große Schäden angerichtet, ja eine Frau mit ihrem Kind verlegt wurden und ein Kaplan ums Leben kam.

Einzelpreis 70 Wolter

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 147

große Derantwortung

Die ganze schaffende Bevölkerung dieses Landes wird angesichts der nun schon zur trau­rigen Gewißheit gewordenen Mißernte von ban­

Der Londoner ,, Daily Herald" erhielt aus Saarbrücken   folende Meldung: Bei der hie­sigen Polizei meldete sich ein 1901 geborener Desterreicher, dessen Name geheimgehalten wird. Er gab an, in Berlin   wegen eines Einbruchdicb= stahls im Gefängnis gesessen zuhaben. Ein Beam­ter der Geheimen Staatspolizei habe ihn aufge= fordert, den sozialdemokratischen Chefredakteur und Abg. Max Braun   in Saarbrücken   zu er- Sonntag um halb 12 Uhr nachts explodierte der Druderei, des bisher als eifriger Anger Sorge gedrückt. Im deutschen   Landesteil marden und zur Tarnung einen Einbruchsversuch in Kapfenberg   beim Eingang zum Pfarr- hänger der Vaterländischen Front in Brauns Wohnung vorzutäuschen. Wenn er nach Explosionsstelle ſtand der Raplan Jr. Gibel verhaftet. Fünf weiteren Komplizen gelang es, haus eine Bombe. Etwa zehm Meter von der( 1) galt wowie drei seiner Mitarbeiter wurden getaner Arbeit wieder nach Deutschland   komme, würde er auch nicht mehr wegen des Einbruchs im Gespräch mit dem Führer der Oftmärkischen zu entfliehen. bestraft werden. Sturmscharen A. Hering und mit der Gattin des Samstag nachts wurde in Gmündstirchen Kommandanten der lokalen Zweigstelle der Ost- bei Passau   ein großer Vorrat reichsdeutschen na märkischen Sturmscharen Frau A. Spitzer. tionalfizialistischen Propagandamaterials im Ge­wichte von 300 fg beschlagnahmt. Im Zusammen Kaplan Eibel wurde so schwer verletzt, daß hang mit diesem Fund wurden zwei Nationalsozia Montag früh im Krankenhaus verschied. Hering listen verhaftet. und Frau Spitzer erlitten leichtere Verletzungen.

Man habe ihm für die Tat 1000 Mark ver­sprochen, ihn nach Hamburg   geschafft und mit 100 Mark sowie mit einem Revolver ins Saargebiet geschickt. Er sei aber froh, aus dem Hitlerreiche entfommen zu sein, und stelle sich daher der Saar­polizei.

Barthou   in Belgrad Belgrad  

, 25. Juni. Der französische Außen­minister Barthou  , der gestern nachmittags an Bord des Donaudampfers König Alexander" in Belgrad   eintraf, wurde von der gesamten Regie­rung mit dem Ministerpräsidenten Usunovič an der Spize und einer großen Volksmenge herzlichst begrüßt.

Heute vormittags begannen die ersten Bes ratungen mit dem jugoslawischen Außenminister Jeftic. Mittags wurde Barthou   vom König in Audienz empfangen.

Die Täter entfamen.

In die Wohnung des pensionierten General­majors Bam mer im XX. Wiener   Bezirk wurde Montag eine Bombe geworfen. Ihre Ex­plosion verursachte großen Schaden.

Auch durch das offene Fenster der Wohnung

eines gewiffen Anderle im selben Bezirk wurde gegen 5 Uhr früh eine Bombe geworfen, die explodierte und großen Schaden anrichtete. Die Gattin des Anderle und ihr Kind wurden leicht verlest. Anderle iſt Funktionär der sogenann ten Baterländischen Solbaten".

In der Loban üborfielen Kommunisten eine Abteilung der Ostmärkischen Sturmscharen und berprügelten fie. Die Polizei eilte den Sturmscharen zu Hilfe, wurde aber mit einem Steinhagel empfangen. Sie machte von der Schuß­wase Gebrauch, worauf die Kommunisten die

Revision des polnisch- fran- Flucht ergriffen. Mehrere Personen wurden ver­zösischen Militärbündnisses haftet. Sonntag nachts explodierte in Stein an der Warschau  , 24. Juni. Heute iſt in Barschau Donau vor der dortigen Pfarre eine schwere der ehemalige französische   Generalstabschef Gene- Bombe, deren Explosion großen Materialschaden ral Debeney, Mitglied des Obersten franzö- anrichtete. sischen Kriegsrates, in Begleitung seines Adju­tanten Kapitän Mery eingetroffen. Auf der Fahrt vom Bahnhof zum Hotel war der General   Ge­genstand herzlicher Ovationen.

General Debeney, der etwa eine Woche als Gast des polnischen Ministeriums für Heeres

wesen und des polnischen Generalstabes in War schau verbleiben wird, wird hier Verhandlungen betreffend die Revision der polnisch- französischen Militärkonvention mit den maßgebenden polni­schen Faktoren anknüpfen.

Polnische Empfindlichkeiten Warschau  , 25. Juni. Der Erefutivausschuß des Verbandes der polnischen Journalisten Polens  beschloß die Einstellung der Tätigkeit des polni schen Komitees der Tschechoslowakisch- polnischen Presse- Entente, und zwar wegen eines im Prager  " Právo Lidu" vom 19. Juni über den Tod des Innenministers Pieracki   veröffentlichten Ar­tifels. Das polnische Innenministrium hat ein Dekret erlassen, mit welchem dem Právo Lidu" auf dem Gebiet der Republik Polen   der Postdebit entzogen wird.

Anschlag auf Gandhi

Poona, 25. Juni.  ( Reuter.) Auf Gandhi   ist ein Anschlag versucht worden, dem der Mahatma nur durch einen Zufall entging. Die Täter war­fen eine Bombe in einen Kraftwagen, in dem sic Gandhi   vermuteten. Dabei wurden sieben Pers sonen verlegt. Der Mahatma traf aber erst später in einem anderen Straftwagen am Schauplatz des Anschlages ein.

Die Fünftagewoche

ohne Lohnminderung

ist von großen Werken der britischen Drogen- und Heilmittelindustrie versuchsweise bis Anfang Sep­tember eingeführt worden. Die Arbeitszeit ist auf 44 Stunden herabgesetzt für alle, die bisher 48 Stunden gearbeitet haben. Der Lohn bleibt gleich. Geht der Versuch ohne Verlust für die Firma aus. so soll er zum Dauerzustand gemacht werden.

Am Samstag nachmittags wurde in Kowald bei Voigtsberg an der Stelle, wo die Sonnwend­feier der Vaterländischen Front stattfinden sollte, eine Bombe aufgefunden. Es gelang jedoch, diese noch rechtzeitig unschädlich zu machen. Propagandamaterial en gros

In der Grimmgasse in 14. Wiener   Bezirk wurde eine geheime nationalsozialistische Drut ferei aufgededt. Eiwa 1000 Eremplare der so­eben fertig gestellten Zeilschrift Der P. O. Mann" wurden beschlagnahmt. Der Eigentümer

Münnichreiters Kampf­genossen

zu schweren Kerkerstrafen verurteilt

Run wurden die Genossen J. Blemann zu acht Jahren, J. Scheiffele zu vier Jahren und die übrigen Angeflagten zu je 18 Monaten schwe

ren Kerfers verurteilt.

droht der Notstand einen katastrophalen Umfang felte Silferufe. Die Konsumenten ſollen bei lee­anzunehmen. Von allen Seiten kommen verzwei ren Taschen eine Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel ertragen. Das Eristenzproblem hunderttausender Arbeitsloser wird bei der jüng­sten Marktentwicklung noch unlösbarer als zu­vor. Die Kleinlandwirte brauchen dringend Fut termittel, wenn sie nicht bei den verdorrten Wie­sen ihren ganzen Viehstand zu Schleuderpreisen verkaufen sollen. Die Notstandsgebiete brauchen Saatgut, brauchen Lebensmittel und außeror­dentliche Aushilfen.

Die Regierung berät über die massenhaft Vor dem Wiener   Schwurgericht hatten sich eingebrachten Anträge. Sie ist zweifellos guten am Montag zehn ehemalige Schußbundangehörige Willens. Es wird aber gewaltiger Anstrengun u verantworten, die im Feber d. J. gemeinsam gen aller beteiligten Faktoren bedürfen, um das mit dem Genossen Münnichreiter, der da Nationalunglück der Mißernte zu bekämpfen, mals bekanntlich zum Tode perurteilt und hinge- seine Auswirkungen in halbwegs erträglichen richtet wurde, vor Gericht standen. Die Mitange Grenzen zu halten. Die umfassende Hilfe, welche lagten wurden damals den ordentlichen Gerichten notwendig ist, kann nur gebracht werden durch überwiesen, die gegenwärtige, in der Hauptsache von den po­litischen Vertretungen der Arbeiter und Bauern getragenen Regierungsmehrheit. Eine Aende­rung der politischen Gruppierungen würde eine monatelange Lahmlegung der Regierungsarbeit bedeuten, würde einen innerpolitischen Macht­kampf von unabsehbaren Konsequenzen aus. lösen. Auf tschechischer Seite wird dieser ernſten standen, mehrere Telephon- und Telegraphenlei Sachlage weitgehend Rechnung getragen. Dort tungen in der Umgebung von St. Pölten   durch iſt der Parteienkampf innerhalb der Koalition schnitten und die Maßte der elektrischen Zeitung wesentlich abgeschwächt worden. Vor allem iſt eine durch eine Bombe vernichtet zu haben. Der Annäherung der Agrarpartei und der Sozial­Sauptangellagie, der 24jährige Hilfsarbeiter Sie- demokratie zu verzeichnen in der offenkundigen venhandel, wurde zu zehn Jahren schweren Ker- Absicht, alle Kräfte auf die Bekämpfung des all­fers, sein Sauptkomplize zu fünfeinhalb, die übrigemeinen Notstandes zu konzentrieren und den gen sieben Angeklagten zu je fünf Jahren schwve- Staat in dieser gespannten außenpolitischen Si tuation vor Erschütterungen zu bewahren.

Standgerichtsurteile

Das Wiener   Standgericht verurteilte Montag neun Nationalsozialisten, die unter der Anklage

ren Merkers verurteilt.

Der Notstand der deutschen   werktätigen Be­Dollfuß wieder nach Riccione  ? Paris  , 25. Juni. Informationen des Ma- völkerung ist riesengroß, im Landesdurchschnitt tin  " zufolge werden Mussolini   und Dollfuß   an gesehen gewiß größer als im tschechischen Lan­einem Wochenende zu Beginn des Monates Juli desteil. Die Arbeitslosenziffern sprechen eine be­wiederum in Riccione   an der Adria zusammen- redte Sprache. Ist auch auf deutscher   Seite die Bereitschaft vorhanden, aus diesem traurigen. treffen. Sachverhalt politische Folgerungen zu ziehen und die gemeinsame Verpflichtung zu aufopfern­der Hilfeleistung zu erfennen?

Godal

Burgfrieden im Dritten Reich  

Bei der rein negativen Saltung aller deut­ schen   Oppositionsgruppen fönnen nur Sozial demokraten und Landbündler Objekte dieser Er­wägungen sein. Die Sozialdemokratic leugnet den Notstand der Bauern nicht und ist bereit, ihm im Rahmen einer umfassenden Krisenbekämp fung gebührend Rechnung zu tragen. Nimmt die deutsche Agrarbewegung auch das Elend der Ar­beitslosen zur Kenntnis? Ist sie bereit, an der Bekämpfung der Arbeitslosennot, an der Ueber­windung der Arbeitslosigkeit aktiven Anteil zu nehmen? Wir wollen keine Pauschalkritik üben. Es verdient nachträglich mit Genugfuung ver­zeichnet zu werden, daß einer der schärfsten poli­tischen Gegner der Sozialdemokratie, Abgeord neter Böhm, in zwei Parlamentsreden nach­einander den Zusammenhang zwischen Arbeits­losigkeit und Agrarfrise wenigstens andeutungs­weise sfizziert hat. Böhm erklärte in der Kammer: Zu einer gesunden Agrarpolitif gehört aber auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Ansicht, daß ein Stand nicht auf Kosten des anderen gesunden tann und daß mit den Feh­lern der früheren Jahre gebrochen werden muß, haben wir längst erkannt. Wir wünschten nur, . daß auch auf der anderen Seite darüber Klar­heit werde, daß die katastrophalen Verfallser scheinungen in der Landwirtschaft ihre verderb= lichen Ausstrahlungen auf alle übrigen Berufe ihren Refler werfen. Wie die Arbeiter und der Beamte an der Kauftraft der Landwirtschaft