fcette 2 Mtttwech, 18. Juki 1934 fe. 165 rotzer und Korrupttonistrn nicht den Verdacht auf sich gelenkt hätten, daß ihre Vorliebe für Hitler um einige Grade gesunken ist. Wollte Hitler   leugnen, die moralische Qualifikation seiner intimsten Mitarbeiter schon seit Iaht  «, ge- könnt zu haben, so würden ihm nur die Ein- faltigsten seiner Bewunderer glauben. Dies um so weniger, al» man Weitz, datz ebenso wie eine Anzahl der Gemordeten auch der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Hetz, Reichs- jugendfiihrer Baldur von Schirach  , ReichSstatt- Halter von Hamburg   Karl Kaufmann  , Oberprä­sident von Schlesien   Hellmuth Brückner und so- gar der persönliche Adjutant Adolf Hitlers Ober- leutnant Brückner homosexuell veranlagt find, ohne datz der Führer flekillen" lietz. Wie wenig In den 47 Bezirksanstalten für Arbeitsvermitt­lung in Nordböhmen   waren im Juni mit den vom Mai übriggebliebenen Stellen und Stellensuchenden 11.160 Arbeits- und Dienststellen und 146.074 Bewerber und Bewerberinnen angemeldet, wobei 0084 Vermittlungen erzielt wurden. Bon diesen ent­fallen auf die ArbeitSvermittlungsanstalten in Brüx  845, Bodenbach 881. Teplih-Schönau 776. Aussig  a. E. 772, Reichenberg 481, Komotau   408 usw.» den Berufen nach 2122 auf Bauarbeiter. 1714 Taglüh« ner, 1084 landwirtschaftliche Arbeiter, 689 Personen im Haushaltungsdienste. 681 Textil-, 854 Metall- und 497 Glasarbeiter usw. Die erschöpfende Er­fassung deS Arbeitsmarktes, sowie eine genaue Kon­trolle der Arbeitslosen wurden auch diesmal durch die steigende direkte Nachfrage der Bewerber und Bewerberinnen bei den Arbeit-- und Dienstgebern erschwert. Die Anzahl der in den erwähnten 47 Arbeit». vermittlungSauftalten angemeldeten Arbeitslose« be­trug Ende Juni 116.356, als» um 4088, d. i. tun 3.42 Prozent weniger als Anfang Juni. Der durch­schnittliche Rückgang im Staat« betrug 6.01 Prozent, Im vergleich mit Juni 1933 zrigt fich in Rardbüh» men«in Rückgang um 29.897, d. i. um 20.3 Pro­zent, im ganze« Staate«« 89.203, d. i. um 13.2 Prozent. Dir Anzahl der Arbeitslose» war End« Juni niedriger al» in derselbe« Zeit de» Jahre» 1932, d. i. mn 4747, k. Ldb 8.95 Prozent, von der Gesamtzahl der Arbeitslose« im ganze« Staates die 586.730 betrug,«tsafi  « ans Nordbbhmea 19.66 Prozent. Die größte Anzahl Arbeitsloser wird noch in folgenden politischen Bezirken auSgelviesen<in de« Klammern sind die Zahle« von End« Juni 1988): Reichenberg 11.804(14.124), T e p l i h- Schönau 9512(11.826), Gablonz   a. N. 9180(18.898), Letschen 9170(18.207), B.- Lei p a 8596(9976), Aussig   a. E. 8481 (7834), Komotau   9061(8085), den Berufs­gruppen nach handelte«S sich um 20.928(27.980) Textilarbeiter, 18.206(22.087) Hilf»-, 17.586 (22.656) Glas-, 10.598(14.878) Metall-, 9907 (11.442) Tag- und 9824(11.898) Bauarbeiter usw. Vom Jänner bis Juni ist die Anzahl der Ar­beitslosen von 152.606 auf 115.856 gesunken, in cs Hitler darum zu tun war, das Dritte Reich von den Dicken und Gaunern in den eigenen Reihen zu reinig«, erhellt auch die Tatsache, -atz der neue Stabschef Luhe im Jahre 1988 mit Recht der Unterschlagung von 40.000 Marl  beschuldigt wurde, doch datz Hitler nicht ihn, son­dern seine Ankläger ins Gefängnis schickte und dem Lutz noch ein kostbares Auto zum Geschenk machte. Der Faseiömus vernichtet die Lumpen? Er ist in Wahrheit für sie die beste Brutstätte. DaS Korruptionsgeschwür, das die in der Demokratie mögliche öffentliche Kritik aufzustechen vermag, wuchert am iippigsten unter dem FaseiSmuS, der jede Kritik auch der Auswüchse seines Systems mit Kerker- und Todesstrafe ahndet. derselbe« Zeit der Vorjahres von 188.681 auf 144.778, was 24.41, bzw. 28.27 Prozent bedeutet, im ganzen Staate heuer 80.1 Prozent, im Vorjahre 22.6 Prozent. Den LtaatSzuschnh z» der gewmckfchaftlichen Unterstütz«, Arbeitsloser erhielt« in Rerdböhmen im Juni 33.144 gänzlich Arbeitslose(28.72 Pr». zent aller Angemrldet«) und 15.022 zeitweise auS der Arbeit Ausgesetzte. Bei de« erst« zeigt fich i« Juni noch«in Rückgang um 1863, bei den letzter« jrd»ch eine Erhöhung um 213. In den Saisonberufen, d. i.in der Land­wirtschaft, sowie imBauge werbe und in allen von der Baubewegung abhängigen Berufs» kategorien zeigte sich nur eine schwacheBes- serung, im Bergbau war die Beschäfti­gung wie in all« früheren Jahren eher schwächer und in den Industrien konnte eine weitere Besserung nur in einzelnen Betrieben der Metallindu­strie beobchtet werden. In der Glasindustrie, wo wiedtir«in Betrick, der schon jahrelang nicht gearbeitet hat, eröffnet wurde, waren auch kleine Verschlechterungen zu verzeichnen und in der Textil» Industrie kam e» in einigen Betrieben wiederholt zu einer Erweiterung deS AuSsetzenS der Arbeiterschaft, in einzeln« Betrieben wurdm auch die außer­ordentlichen Schichten wieder beseitigt. Eine grobe Anzahl von Bau-, Tag- und Hilfsarbeitern, sowie von Arbeite« auS den verschickmst« BerufSkate» gorim, in dm« eine größere Arbeitslosigkeit herrscht,'wartet hauptsächlich auf die Durchführung von JnvestitionS- und Notstandsarbeiten. In der letzt« Zeit wurden vom Ministerium für soziale Fürsorge in einer Reihe»wn Fällen Beiträge für die Durchführung von Notstandsarbeiten bewilligt,(in Nordbühm« 48 Fälle, wobei eS sich um den Staats­zuschuß von 1,057.000 handelt), wobei mit dem Erlasse, Zahl E881024/4 betont wurde, datz durch die produktive Ausnützung der Gelder, die dm öffmtlichen Bauuntemehmem für die Rotstands­arbeiten bewilligt werden, die Herabsetzung der Auf­wände für die unproduktiven Arbeitslosenunter­stützung« erreicht werd« soll. E» wurden auch Maßnahm« getroffen, auf Grund welcher wie dies bereits auch bisher der Fall sein sollte für die Rotstandsarbeiten ausschließlich solche Person« aufzunehmen sind, welche dm StaatSzuschuß zur Unterstützung Arbeitsloser erhalt«, sowie Personen, Englischer Flottenbesiich In Kiel Kiel, 17. Juli. Nach vorausgegangener An­meldung liefen programmätzig zehn Einheiten der englisch  « Flotte, die von Stettin  , Malmö  und Halmstad   kamen, in den Kieler Hafen und anschließend zur Kanaldurchfahrt in die Hotte- nauer Schleuse ein. Beim Passieren von Fricd« richsort wurde der Landessalut von 21 Schutz ge­feuert, der von der Strandbätterie erwidert wurde. Zu gleicher Zeit lief der deutsche Kreuzer Köln  ", von See kommend, ein und feuerte «inen Salut von 13 Schutz, der von derEairo" erwidert wurde. die au» der staatlichen Ernährungsaktion unterstützt werden, von den anderen dann solche, deren und derer Familien LckenSunterhalt mehr gefährdet er­scheint, sowie auch eine angemessene Anzahl jugend. licher Arbeiter. Da» Ministerium für soziale Fürsorge wird di« öffentlichen Bauunternehmer, den« der StaatSznschutz für die Durchführung von Rot- fiandSarieit« bewilligt wurde, beauftrag«, die »trrzigfiündige Wiche einzuführe«. Belebung des AuBenhandels Im 3uni Prag  , 17. Juli. Nach dem Bericht des Sta­tistischen Staatsamtes weist der Außenhandel der Tschechoslowakei   im Monat Juni 1934 folgende Ziffern auf: Einfuhr 492.4 Million« (Mai 1934: 523, Juni 1933: 501). Ausfuhr: 578.7 Million« (Mai 1934: 539, Juni 1933: 455). Die Bilanz des reinen Warenverkehrs(ohne Edelmetalle) ist also diesmal mit 86.8 M i l- lioenen K C aktiv, während im Juni des Vorjahres ein Passivum von 45.9 Millionen vor­handen war. Bemerkenswert ist die Zunahme des Exports gegenüber dem Mai 1934 um rund 40 Millionen, während die Einfuhr in derselben Zett um 81 Millionen zurückgegangen ist. Für das erste Halbjahr ergibt sich folgendes Bild: Einfuhr: 3046.9 Million« (2613.3 im erste» Halbjahr 1933). Ausfuhr: 3148.2 Millionen (2684.8 im erst« Halbjahr 1933). Im ersten Halbjahr 1934 war also die Bi­lanz des reinen Warenverkehrs mtt 101.8 Mil­lionen aktiv, während in derselben Zeit des Vor­jahres das Aktivum nur 21.5 Millionen betrug. Genosse Krejfly BerwaltuugSrat der Ge­treidegesellschaft. Bei der Konstituierung der Ge­treidegesellschaft, über die wir bereits berichtet haben, hielt der zum Vizepräsidenten gewählte Vertreter der tschechischen Grobeinkaufsgesellschaft Genosse L u st i g eine Rede, in der er betonte, daß der Verbraucherschaft keine weiteren Lasten im Mehl« und Brotpreise auferlegt werden dürfen. Bei den Wahlen wurden für die Gruppe der Kon­sumgenossenschaften zum Vizepräsidenten Genosse Emil L u st i g, zu Verwaltungsraten Rudols Brenner, Rudolf K r e j s k y und Bohusiav I S o u d s k y gewählt. Rückgang der Arbeitslosigkeit im Juni Gegen den Vormonat 3.42 Prozent, gegen das Vorjahr 20.3 Prozent hintergangcn wurde, daß der Ablö­sung der einenBouzenwirt- schäft" eine neue» nd noch taufen d» malschlimmeregefolgtist, wenn ihm gewahr wird, datz sein ganzes gläubiges Ver­trauen darin seinen Ausklang findet, der zur Macht gelangten Koterie dazu verhalfen zu hab«, auf Kosten des Volkes sich zu bereichern und ein Schlemmer, und Lotterlcken zu führen, von dem sich die Zustande in derkorrupten" Weimarer Republik   wie des idyllische Lcken in einem Pensionat für alte Damen abheben. Gerade das nun ist es, was den Kleinbür- ger am stärksten aufgeschreckt hat. Man hat, wie Hitler   in seinen Gesammelten Märchen am Frei- tag vortrug, dem Führer nach dem Lcken ge- trachtet. Der Nazi-Kleinbürger versteht, er heißt es sogar gut, datz gegen die Verschwörer, auch ohne genügende Beweise und ohne das Gefackel eines Gerichtsverfahrens vorgegangen und das Geschwür ausgetilgt wurde. Aber nun hat er es, geradezu aus dem Munde deS Führers bestätigt gehört, was man ihm bisher als übelwollendes Greuelmärchen und als AuSflutz bösartigen Hasses gegen das erwachte Deutschland   hinge- stellt hat:datzKorruptionundFreun- derlwirtschaft, Sittenverderb. niS, Bereicherungssucht und der Hang zu einem skupellosen Schlemmerleben sich im Drit» tenReich unter den ober st en Spitzen sich in einem Matze ein- genistet h a b e n, wie es in derverruchten Novemberrepublik" nie vordem gegeben hat. Und das alles in der unmittelbarsten Um­gebung des Herrn Reichskanzlers, unter seinen jahrelangen Spezis, unter denen, die er, der doch Unfehlbare, zu den höchsten Ehrenstellen emporgehoben hatte. In den Jahren der von Hüler betriebenen Volkszerfleischung, da er sei- nen Kampf gegen daS angeblich verfaulte demo- kratischeSystem" führte, war keiner seiner Gegner feines Lebens ijnd feines reinen Namens sicher, aber allen nationalsozialistischen Verleum­dungskünsten ist es nicht gelungen, von den Männern und Zuständen der demokratischen Republik   daS Bild eines solchen HöllenpsuhlS zu zeichnen, wie es sich hier nach dem eigenen Zeugnis deS Führers als der unter seiner Füh- rung erwachsene Zustand der Verhältnisse im Dritten Reich vor aller Augen enthüllt. In dem Befehl an den neuernannten Stabschef Lutze nach der Mordnacht des 30. Juni hat es Hitler  selber gesagt, daß seine Ober- und Unterführer auS den Groschen der ärmsten Mitbürger" Sauf- und Fretzgelage veranstalten, datz sie Staats- und Parteigslder dazu verwenden, um zu Prassen, ihre absurdesten Lustbedürfnisse zu befriedigen, sich kostspielige Diners, luxuriöse Stabsquartiere und prachtvolle Limousinen zu leisten. Jene, welche die Wahrheit nicht sehen wollen, werden sich einzureden suchen, die Er- mordung der Schmarotzer sei eben der Beweis des Reinheitsfanatismus des Nationalsozialis- mus, es wird aber doch unzählige geben, die es zweifelhaft finden werden, ob Hitler die Mord- razzia auch anbefohlen hätte, wenn die Schma­1 /y- FRITZ ROSENFELD: Ux(utta EIN ROMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAG I. Regen hatte die Erde getränkt, in den Zwei­gen hingen noch Tropfen, auf den Gräsern blink­ten kleine, silberne Laternen. Aber schon brach die Sonne durch, ihre Strahlen waren wie ein golde­ner Schleier in der feuchten Luft als, wie aus dem Boden gewachsen, drei Reiter zlvischen den Bäumen standen. Ans ihren schwarzen Mänteln, die vom Regen durchweicht waren, leuchtete grell und groß ein weißes Kreuz. Die Schlverter in ihren Händen waren von der Sonne umspielt, auf den Spitzen Ihrer Lanzen tanzte Licht. So standen sie vor Pal: riesenhaft, drohend, ehe er wußte, woher sie kamen und wer sie waren. Sic betrachteten den einsamen Mann, der ihnen entgegenkain. In ihren Augen brannte Haß; jener Haß, der aus Angst wächst. Zersetzte Regenwolken hingen über ihren Häuptem, den Rand der Wolken zerfranste durchbrechende Sonne. Wie ihr Schicksal standen diese ungeheuren schwe­benden Gebilde aus Weiß und Grau und Schwarz über ihren Köpfen. Einen Herzschlag sang sah Pal zu 4 en Wolken hinauf, dann traf sein Blick wieder die Reiter. Die dachten nur noch an ihr Haus, das sie verlassen hatten, an das Weib, die Kinder. Jeder, der ihnen begegnete, hielt sie auf, war ihr Feind. Sett Jahren bahnten sie sich mit dem Schwert den Weg in ihre ferne Heimat. Und ka­men nicht vom Fftck, als gingen sie im Kreis. Ein Funke sprang aus ihren Augen auf Pal über. Sie sahen einander kurz an: wer mochte der Mann sein, ein Spion, ein Kundschafter, ein Ueberläufer, ein Wanderer, einsam in den Ber­gen? Es war gleich, wer er war. Sie hätten ihn ziehen lassen, wäre nicht Licht auf ihren Schwer­tern, goldener Schein auf den Spitzen ihrer Lan­zen, das Bild des Hauses in einem fernen Wald­tal vor ihren Augen gewesen, Angst und Zer­fahrenheit in ihren Herzen. So ging eine Lanze hoch, traf ein Stich Pals Lende; so hob sich ein Schwert» lockte Blut aus Pals Schütter. Er hatte kein Schwert und keine Lanze; er hatte nur bittende Blicke, die stumm waren und schwach. Stumm und schwach verklangen sie, Reiter, Sonne, zerfetzte Wolke, der weiße, silberhelle Rand dort oben, die Berge, die den Dampf aussteigender Feuchtigkeit atmeten, die großen, weißen Kreuze auf den schwarzen Män­teln, alles stürzte in eins und stürzte ins Dunkel. Nur Blut blieb, das heiß heraufquoll, von irgendwoher/ vielleicht au» dem Herzen. In klei­nen Bächen rieselte es über den Leib. Zu winzigen roten Gebirgen erstarrte es. Wie einst das flammende Blut dieses Erdballs in einer Stunde großer Zerrissenheit zu d« ewigen Gebäuden der Berge erstarrte. Als das Dunkel wieder schwand, als Wicker Sonne da war, der Rand einer Wolke, hellweiß gezackt, lichttmterspült, waren zwei Menschen­gesichter über Pal, beugten zwei Leiber sich über ihn. Seine Augen strichen die Dunkelhett fort und saugten sich mählich wieder ein in Licht, Raum und Kürperwelt; sie sahen Kleider, hell­grün und hochrot, goldgcrändert, mit seltsamen Zeichen besttckt. Seine Ohren tastet« sich sanft wieder herauf aus der großen Stille de» einsam l reisende» Blutes in die Wett der Schatten und Töne; sie vernahmen eine fremde Sprache, dse wirbelnd hinfloß wie ein Gebirgsbach im Früh­ling. Mit schnellem Wort und schneller. Geste ver­ständigten.sich di« beiden Männe», dann ver« schwanden fte. Nach einer Weile kehrten sie wieder, eine Bahre trugen sie aus geflüchteten Zweigen, ein« Krug, ein« weißen Lappen. Sie wuschen Pals Wunden, sie umwanden seinen Leib mit weißem Tuch,, preßten, weißes Tuch auf sein« Schulter. Gr fühüe, wie er hochgehcken wurde, er fühüe lang««in weiches Wiegen, als würde er von einem Traum facht und behutsam durch Wald und über Berghänge getragen. Auf Stunden er­loschen wieder Watt» und Berg, der Mcken des Mannes, der vor Pal ging, das grüne Kleid mtt den seltsamen Zeichen. Dann tauchte wieder aus, matt erst, ohne Umriß, ein Färb fleck nür im Raum, nahm scharfe Formen an, verschwamm von neuem, versank von neuem in den großen, dunk­len, leisen Kreisen seines Blutes. Einmal, zweimal hielt das Wieg« an, fester Boden trug die Bahre, auf Stunden, vielleicht auf Ewigkeiten. Dann stand, schlug er die Augen auf, ein Baum vor ihm, breitete sich eine Wiese» winkte «in Berggipfel mit rauschenden Bäumen. Dann hrannte ein Feuer» hoch und hell, in dem Gestal­ten tanzten, dann wischte er mit der Hand über die Stirn, dann kamen Männer und setzten einen Krug an seinen Mund, und er trank. Sie wuschen seine Wunden, eS war, als hörte er eine Quelle in der Nähe, silbern gluckste sie, ewige Musll. Und wieder fielen Schatten über Baum und Menschen, die Quelle war nicht mehr und der Gipfel.ver­schwand, dafür waren Sterne»«ine Mondscheibe, bleich und groß; sie wanderte mit, wie ein Freund, sie versank, wie ein Freund.' Pal versuchte' zu sprechen, aber eS lag wie Blei in seiner Kehle, die Zunge schien gelähmt, die Lippen miteinander verwachsen. So- blieben ihm nur die Blick«, so blieb nur das Ohr, das ab und zu fremde, rätselhafte Laute auffing. Die Männer sprachen wenig. Ein Wort, und sie stellten im Einverständnis die Bahre nieder, ein Wort, und sie nahmen den Weg wieder auf. Sie hätten'einander nichts zu erzählen» Ihre Augen waren tot, waren wie Laternen, mit denen man nachts den Weg sucht; waren nichts Lckeudt«. geS, das sprach und hörte, atmete und litt. Einmal schlug Lärm an Pals Ohr, die Bahre sank, stieß auf den Boden, daß neuer Schmerz in seine Wunden biß. Die Männer sahen um sich, zogen ihre Schwerter, spähten in die Büsche, der eine kletterte auf einen Baum. Er kam wieder herab, gab dem anderen einen Wink, die Schwerter verschwanden, der Weg ging weiter. Roch ein Tag, noch eine Nacht, nur unter­brochen von kurzer Rast am Feuer, nur unter­brochen von einer Stunde, in der das Wasser wie­der die Wunden kühlte und die Kehle netzte. Dann begannen in Pals Hirn die Bilder, die vorüber­gespenstert waren, sich zu verdichten und zu fragen. Was war mit ihm geschehen? Eine Lanze, ei» Schwert hatten ihn getroffen. Reiter in schwarzen Mänteln, mit weißen Kreuzen. ES rit­ten ihrer soviel« durchs Land, mit roten und weißen und schwarzen Mänteln, mit roten und weißen und schwarzen Kreuzen. Hatten Krieg ins Land getragen und suchten nun di« Heimat. Ob einer die Heimat suchen darf, der Krieg in fremdes Land trug? Alles wird Frage in Pals Hirn. Nichts will ruhen, sich selbst genug. Regen, endloser Regen, und dann wieder Sonne. Auf der Spitze der Lanzen( auf der Schneide des Schwer­tes. Und dann das Licht, das den Rand der Wolke zerspaltete in zahllose kleine Klüfte. Große Schat­ten der feuchten Bäume auf dem feuchten Boden. Wie näh, wie klar diese Stunde wurde I Dann aber brach alles ab. Dann war nur mehr Blut und Schprerz und große, lange Dunkelheit. Und dann die beiden Männer.. Die Bilder liefen wei­ter zurück. Da war ein Pferd. Sei» Pferd. Weiß mit braunen Flecken. Ein schönes Pferd. Das ganze Dorf hatte ihn um das Pferd beneidet. Veile Goldstücke hatte er dem Händler für das Tier auf die Hand gezählt. Der Väter hatte ge­scholten. (Fortsetzung folgt.)!