«r. 1 n Donnerstag, 26. Juli 1034 Sette 8 Bestürzung Rom  , 25. Juli.  (Reuter.) Die Meldungen Ree die Ereignisse in Oesterreich   wurden hier mit gr-fiter Ueberraschung, ja mit Bestürzung aufgmommen. ES heißt, daß Italien   um lei­nen Preis dulden würde, daß Deutschland Oesterreich annektiere. Neber die Absicht der poli- tischen Kreise können jedoch keine geiraueren Mel­dung« eingeholt werd«, da Ministerpräsident Mussolini   gegenwärtig in Rieeione weilt, wo er mit dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Doll­ fuß   zusammentressen sollte. Die amtlichen Kreise erklären, Jtaiim ver­folge die Ereignisse in Oestevreich mit Interesse, jedoch mit ernster Ruhe. Mussolini  , der soeben in Rieeione weilt, wo er in allernächster Zeit mit Bundeskanzler Dr. Dollfuß zusammm- treffen sollte, ist in ständiger Berbindung mit Wim. starhemberd hat schlechtes Wetter Der österreichische Vizekanzler Gtarhemberg, der mit dem Flugzeug von Venedig  «ach Wien  start« wollte, mutzte wegen schlechter Witterung nach Venedig   zurückkehren'. Mor­gen vormittag tritt Ttarhemberg nochmals den Flug nach Wim an. Berlin   sperrt die Grenzen Berlin  , 25. Juli. Amtlich wird mitge- teilt: Die deutsche   ReichSregiernng hat bei Be- lanntwerden der Unruhm in Oestorreich die deut­ schen   Grenzen nach dorthin gesperrt, um zu verbinde«, daß Reichsdeutsche oder in Deutsch­ land   weilmde österreichische Flüchtlinge die Grenze überschreit«,«m während der« Unruhen dorthin zurückzukehrm. . Helmwehr mobilisiert Der Wiener   Reuter-Korrespondent meldet, daß die Führung der Heimwehr   die Mobilisierung ihrer Formationen angeordnet habe. Dauern bewaffnen sich Der HavaSkorrespondent erfährt, daß mit Gewehren und Revolvern bewaffnete Bauern auS Riederösterreich sich bei Wien   versammel», die be­reit find, falls eS notwendig ist» zugunsten der Regiemng einzugreifen. Vie Henkersknechte werden belohnt Münch«, 26. Juli. Die Reich-Pressestelle der NSDAP  , gibt folgende Verfügung Hitlers  bekannt: Im Hinblick auf die groben Verdienste der SS., besonders im Zusammenhang mit den Er­eignissen des 30. Juni 1034, erhebe ich dieselbe zu einer selbständigenOrganisation rar Rahmen der NSDAP  . Der Reichsführer der SS. untersteht daher gleich dem Chef des Stabes dem obersten SA.  -Führer direkt. Der Chef des Stabes und der Ncichsführer der SS. bekleiden beide den parteimähigen Rang eines Reichsleiters. DencveK besucht Ule liawal-lnscln Honolulu  , 25. Juli. Präsident Roosevelt  traf am Dienstag an Bord des Kreuzers .Houston" als erster Präsident der Vereinig­ ten Staaten   zu einem Besuche der Hawaiinseln irr Honolulu   ein. Dem Besuch des Präsidenten auf diesem Außenposten des amerikanischen   Macht­bereichs wird angesichts der Lage im Fernen Osten besondere Bedeutung beigelegt. Das Programm der Besichtigungöreise auf der Inselgruppe sowie die weiteren Rcisepläne des Präsidenten werden erst nach dem offiziellen Besuche beim Gouver­neur von Hawai   bekanntgegeben. London  theoretisch durch rilegerbomben zerstört Brüssel  , 25. Juli. Die.Manöver der briti­ schen   Lustschiffahrt, über welche hiesige Blätter unter den Mberschriften»Theoretisch wurde Lon­ don   bei diesen Manövern zerstört" berichteten, ha­ben in der Bevölkerung und in den Blättern großes Interesse erlveckt und werden wahrscheinlich auch Einfluh auf die Bestrebungen nach Erhöhung der Zahl der belgischen Luftfahrzeuge haben. Ein neues Opfer der türkischen   Kttstenwache Athen  , 25. Juli. Nach griechischen Meldun­gen aus Rhodos   ist es zu einem italienisch-tür­kischen Zwischenfall gekommen, der dem kürzlichen englisch  -türkischen Zwischenfall sehr ähnelt. Ein italienisches Fischerboot aus Kastelle», das von Rhodos   abgetrieben wurde und in der zur Türkei  gehörenden Makri-Bucht Schutz suchte, wurde von der türkischen Küstenwache beschossen, wobei ein italienischer Matrose tzetötet wurde. In Pom Bisamberger Sender gesprengt Im Laufe des Nachmittag» wurde der Wie­ ner   Großsender Bisamberg   besetzt und mit Dyna­mit gesprengt. Radio Wi« sendet zur Zeit über d« kleineren, bisher stillgelegtm Rosenhügel­sender. Die Sendungen der Ravag, die, wie amtlich gemeldet wurde, bereit» wieder ausgenommen wurden, scheinen über die Reserve st ation amRosenhügel geleitet zu werden. ein Renegat ermordet Klagenfurt  , 25. Juli. Gestern um 22 Uhr wurde der Heimwehrmann Armin Rinner in Waidmannsdorf bei Klagenfurt   verständigt, dah er sofort zu seiner Abteilung nach Klagenfurt   ein­zurücken habe. Rinner, der bereit» zu Bette ge­gangen war, kleidete sich an und verlieh seine Wohnung. 20 Schritte von seinem Hause ent- fernt, wurde er später, von drei Revolverkugeln durchbohrt, tot aufgefunden. Rinner gehörte vor seinem Eintritt in den Heimatschutz einer anderen polttischen Richtung an. In diesem Umstande dürfte der Grund zu seiner Ermordung zu siichen sein. ndmwehrpostcn andcschosscn Graz, 25. Juli. Gestern Nacht wurde der Angehörige der Heimwehren Raimund Weinkopf, der auf der Strecke in Weihenbach bei Liezen  den Wachdienst versah, von unbekannten Tätern durch zwei Schüsse schwer verletzt, so dah er ins Krankenhaus geschafft werden muhte. Die Täter sind entkommen. In Linz   wurde auf den Führer de» ober­österreichischen Heimatschutze», de« bekannten Le­gitimistenführer Gmf C o r e t d, ein Revolver- anschlag auSgeführt. Wie da»»Linzer Bolts- blatt" meldet, soll Graf Coreth bei dem Attentat mit dem Leben davongekommen sein. ne tödliche Bombe Graz, 25. Juli. Gestern Abend wurde die Transformatorenstation in Eggenberg   bei Graz durch eine Bombe schwer beschädigt. Die elek­trische Beleuchtung war auf mehr al» eine Stunde unterbrochen. MclOcntrai im Uchte  der Dcutschdemokrateir Der Brünner»Tagesbot e'l, der sich teutschfortschrittlich ausspielt, findet, die Ermor­dung Gerl«"durch das Wiener   katholisch« faseistische Bandengericht sei eine»Handlungs­weise, die der Regierung durch die Entwicklung in den letzten Wochen zwangsläufig auf­genötigt" wurde und urteill über das Hel­dentum Gerls so: »Der fanatisierte Junge ist zweifel­los in dem Bewuhtsein gestorben, sein Leben für eine grohe Idee hingegeben zu haben; er war noch zu unerfahren, um zu wissen, dah e» einen wirk­sameren, fteilich auch langwierigeren Kampf gibt, den nur der Zähe und Geduldige auf die Dauer besteht, einen Kampf, durch den man einem po­litischen Ziel, wie et sich dieser verblendete Junge erträumt haben mag, näher kommen kann als durch Bombenwürfe. Aber die Jugend will alles schnell erreichen, ihr stürmisches Tempera­ment drängt sie zu dramatischen Zuspitzungen und das nützen dann kaltberechnende, für chre Person gewöhnlich sehr vorsichtige Parteifanatiker skru­pellos aus... Der romantische Zauber, den eine solche Komitatschi-Politik in den Augen der von der Maffensuggestton hypnotisierten Jüng­linge bekommt, macht deren Ohren für alle ver­nünftigen Erwägungen taub." Das ist in den Redaktionen der bürgerlichen Auch-Demokraten ganz anders. Dort versteift man sich nicht darauf, sein Leben für seine Idee binzugeben, grohe Ideen sind dort überhaupt un­beliebt. Und wen» schon Idee, so muh eS nicht immer ein- und dieselbe sein: das einemal schreibt man für die braunen Hunnen, da» anderemal für ihre christlichen Nachahmer in Oesterreich   und ge­legentlich macht man zur Abwechslung für Kon­ rad Henlein   Reklame. Ein so bedeutsames Er­eignis, wie eS dje Arbeiter-Olympiade war, wird glatt totgeschwiegen! dagegen öffnet mm: bereit­willigst den krakeelenden Jüngern derSoziali­stischen Aktion" die Spalten. Für die Tat eines Angehörigen der österreichischen Arbeiterschaft, die sich gegen die Unterdrückung durch den fascistischen Terror nicht ander» zur Wehr setzen kann, als eben durch Terrorakte, hat man die Bezeichnung »Komitatschi-Politik", aber man ist durchaus für die blutigste Komitatschi-Politik, wenn sie sich gegen die Arbeiter richtet. Die Weltgeschichte geht freilich trotzdem ungestört weiter. SowjetruBland und die Tschechoslowakei  Der Prager   Sowtetgesandte für die tschechoslowakische AuBenpolMk Während die Kommunistische Partei   noch immer wie die Tibetaner ihre Gebetmühlen die alte Parole herunterletert, die Tschechoflowakei bereite den Krieg gegen Sowjetruhland vor, ist der Vertreter der Sowjetunion   in Prag   Alexan­ drow   anderer Meinung. Er erklärte dem Re­dakteur R i p k a derLidovö Noviny" in einem Interview folgendes: »Soweit e» sich um die Tschechoslo­ wakei   selbst handelt, so würdigt unser Land völlig die hervorragende Rolle, die Ihre Republik im politischen Leben Europa  » und Zentral­ europa  » vor allem spielt. Unter den heutigen widrigen und verwickelten politischen Bedingungen hat die tschechossowakische Diplomatie immer den entsprechenden Ton und die gehörige Form gefun­den, um trotz der zwischen den Lände« bestehend« Gegensätze dazu beizutragen, daß sich der Strom der europäischen   Begebenheiten in eine«hige, friedliche Richtung wendet. In dieser Hinsicht will ich konstatier«, daß im Kampf um die Siche«ng des europäischen   Frieden» dieJnteressen der Sowjetunion   und der Tschechoslowakei   identisch sind. E» handelt sich um zwei Länder, zwischen denen e» nicht die gering ft enZwiste oder Gegensätze gibt. In der Folge der Herstellung normaler diplomatischer Bezie­hungen zwischen unseren Lände« ist heute da­einzige ernstliche Hindernis gefallen, da» eine ge­meinsame Friedenspolitik gehemmt hat." Da nach den Worten des Gesandtendie Interessen der Sowjetunion   und der Tschechoslo­ wakei   völlig identisch" sind, mühten die Kommu­nisten, da ihnen doch die Interessen der Sowjet­ union   nicht gleichgültig sein können, auhenpolitisch die Linie der Tschechoslowakei   beziehen. Henlein, bleib auf deinem Haufen I Die letzte Ausgabe derRundschau" macht sich in ziemlich läppischer Weise über das Ein­heitsfront-Angebot der Kommunisten lustig und behauptet kühn, wir seien durch in eine schwere Verlegenheit gekommen. Noch toährend der Hen­ lein  -Bursche seine Verzeihung I Gedanken zu Papier brachte, war unsere aufklärende Ableh­nung erfolgt, wovon dieRundschau" auf der zweiten Seite Notiz nimmt. Es ist freilich bemer­kenswert', däh sich die Henlein  -Fascisten Über das Manöver der Kommunisten nicht weniger freuen als über dienicht einfluhlose Parteigruppe SozialistischeAktio n", die also nun nicht allein den Kommunisten, sondern auch den Fascisten al» Kronzeugin gegen die Sozialdemo­kratie dient. DieRundschau" hält es für ziveckmähig, sich über diebequemen Ministersessel" zu ver­breiten, aus denen etwa einige sozialdemokratische Minister durch die kommunistischen   Manöver Vertrieben" werden könnten. Darüber hätten die Henleinleute sicherlich große Freude. Aber ihre Hoffnungen wurden zu Wasser. Dem Rednerstuhl desFührer»" zum Trotz bleiben unsere Mini- ster auf den Sesseln und sie arbeiten dort, während derFührer" nur das Maul auf­reiht und Phrasen von sich gibt. Wenn erst derHenleinfront Mini­stersessel winken sollten, wollen wir ja sehen, ob sie ihnen aus dem Wege geht. Es ist aber tausend gegen eins zu wetten, dah die Leute, die bisher nur den Befähigungsnachweis für das Krähen er­bracht haben, auf den Sesseln keine allzu gute Figur machten. Herr Sandner verkündet freilich, dah Henlein nie ein öffentliches Amt annehmen werde; von sich selbst will er das nicht behaupten. Bon Henlein aber glauben wirS: er nimmt sich nur in der ihm entsprechenden Umgebung gut auS, dort eben, wo Hähne zu krähen pflegen. Es ist nicht gut, wenn ein Schaumschläger Baumei­ ster  , wenn ein Hitler   Kanzler wird. Ministersessel sind keine umjtibelten Ehrentribünen fürFüh­rer". Darum: Henlein  , bleib' aus deinem Haufen I Französische Gewerk ­schaften und Einheitsfront Nicht Einheitsfront, sondern Einheit l Die französische   Konfoederation der Arbeit, die Zentral« der französischen   Gewerkschaften, hat das Angebot der Kommunisten nach Zusammen­arbeit abgelehnt. Sie ist nicht bereit, irgendwelche Uebersyndikate zu schaffen und sagt, dah die Tore ihrer Organisationen allen denjeni­gen offen stehen, welcheohne Hintergedanken und im Geiste wirklicher Brüderlichkeit" eintreten wollen. Die lokale» und Kreisgewerkschaften der Kommunisten mögen einfach in die zuständigen Syndikate zurückkehren. Wenn diese Vereinigung durchgefühtt sein wird, dann könnte ein Kongreß einberusen werden, der diese Art von Einheit ge­nehmigen und darüber verhandeln würde, lvie die Konfoederation weiter vorgehen soll, um all ihren Mitgliedern, auch denen, welche auf diese Weise eintreten, gerecht zu werden. Nach Meinung der Konfoederation kann die» innerhalb von drei Mo­naten durchgeführt werden. Eine Antwort darauf haben die Kommunisten bisher nicht erteilt. Dar Mord an Barl Die Hinrichtung des ehemaligen Schuhbünd- lers und tschechoslowakischen Staatsangehörigen Josef Gerl wird die Kluft, die in den Blnt- tagen des Feber zwischen der Arbeiterschaft und der Regierung des katholischen FasciSmus aus­gerissen wurde, in» Ungemessene vergrößern und jene» die davon träumten, ev werde möglich sein, den durch die Riedermetzelnng von Männern, Greisen, Frauen und Kindern sowie durch die Zer­störung der von der Wiener Arbeiterschaft in jahr­zehntelanger Arbeit aufgebauten Wohnbauten hervorgerufenen Haß vergessen zu machen, wer­den gewiß nun selbst die Hoffnungslosigkeit die­ser Erwartungen einsehen. Die Bestialität, mit der dieser heuchlerisch in die Formen desRech­te»" gekleidete neue Arbeitermord vollzogen wurde, hat denn auch unter der ganzen österreichi­schen Arbeiterschaft ungeheuere Erregung hervor- gerufen und es wird keine vorübergehende sein. Die österreichische Regierung ist sich der Ent> fremdung der großen BolkSmassen bewußt, sie läßt daher ihre Kreaturen in Wort und Schrift arbei> ten daran, die Arbeiter mit dem Regime zuver­söhnen". Es ist besonder» der von Dollfuß   zum Bizebürgermeister ernannte und früher an die Sozialdemokratie Annäherung suchende katho­lische Schriftsteller E r n st K a r l W i n t e r, der mit Hilfe von einig« Ueberläufern den Wiener  Sozialdemokraten fromme Ratschläge am lausen­den Band erteilt, sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen, da» österreichischeMythoS  " zu begrei­fen und sich in den neuen Staat einzufügen. Ge­holfen haben diese Salbadereien nichts und da­für hat schon zur Genüge die Methode gesorgt, nach der die eidbrüchigen christlichen Machthaber ihren Febersieg ausnützen. Während die Schmitz und Schuschniggs Bankette veranstalte« und ihre Brüder und Schwäger in guthonorierte Stellen und Pfründen einsehen, haben dieAutoritären" den Arbeite« alles an vleld, Organisationen und Kulturgütern, was diese sich seit viele» Jahr­zehnten ppfervoll geschaffen haben, geraubt und gestohlen, haben mit der Drohung der Entlassung auü den Betrieben und der Delogierung au» de» Wohnuugeu de» Arbeitern Selbstbewutztsein und eigenes Denken auszutreiben gesucht. Versöhnung mit dem nach den Grundsätzen der päpstlichen En­zyklikaQuadragesimo anno" errichteten christ­lichen Staat ließen die Herrschenden predigen, ihr Christentum aber betätigten sie al» wilde Br- stien, indem sie nach dem Siege ihrer Mordwaf­fen von den die beschworene Verfassung verteidi­genden Schutzbündlern neun, darunter einen schwer verwundeten, zum Galgen schleppen ließen und auch seither kennt ihre Brutalität keine Gren- -en., Dieser Art Erziehung zurMitarbeit-^m Staate", zu der die sozialistischen   Arbeiter im- wer wieder eiugeladen werden, haben die feile» Blutrichter die Krone aufgesetzt. Schon das vor einige» Wochen gefällte ungeheuerliche Urteil gegen die Sozialdemokraten Franz Payerl und Friedrich Wretschko in Graz wegen eines Spreng- stoffanschlageö hat riesige Erbitterung hervorge- rufen. Ersterer wurde zu 18 Jahren, letzterer zu 15 Jahre» Kerker verurteilt. Seit vielen Monaten begehen die Nazis Bombenanschläge über Bom­benanschläge, aber nicht in einem einzigen Falle wurden ihre angeklagten Anhänger auch nur an­nähernd so furchtbar bestraft. Und nun noch die Hinrichtung des kaun: zwanzigjährigen Genossen Gerl! Nach der Fällung de» Todesurteils über diesen und den mitangeklagten Genossen Anzböck hat die tschechoslowakische Gesandtschaft die Be­gnadigung Gerls zu erwirken gesucht, der christ- katholische Bundespräsident Miklaü hat trotz dieser Intervention sich bestimmt gefühlt, das vom Ver­teidiger des Angeklagten eingebrachte Begnadi­gungsgesuch abzulehnen und drei Stunden nach der Urteilssprechung war von den fascistischen Bestien ein junges Menschenleben ausgelöscht. Der Tschechoslowakischen Republik gegenüber glaubt die österreichische Faseistenregierung auch nicht in einem einzigen Falle die Rücksicht entgegenbrin- gen zu müssen, die sie ohne Intervention der Hitlerregiernng de» Nazis gegenüber in hunderten Fällen erwiesen Hai. Einen der nationalsozialisti­schen Terroristen, deren Taten bereits Millionen an Sachschaden dem Staate zugefügt und zahl­reiche Menschenleben zum Lpser gefallen sind, hat die Regierung trotz ständiger Renommiererei mit dem Galgen noch nicht zu hänge» gewagt, ja nicht einmal einen von ihnen mit einer schweren Strafe belegt. Gehängt werden in dem katholischen Öster­ reich   nur sozialistischeArbeiter! M eineJdeestandmirhöherals m e i n L e b e n!" So hat G e r l den Blutrich­tern, denen er überantwortet war, zugerufen. Richt einmal für die sittliche Größe dieses Hel­dentums hat die christliche Faseistenregierung Verständnis und Rücksicht gehabt, sie wollteein Erem-el statuieren" und dazu«ar ihr der niar- xistische junge Arbeiter gerade recht. Nun glaubt sie genügend für Abschreckung gesorgt zu haben. Sie hat in Wahrheit erst recht Oel   ins lodernde Feuer gegossen. Was der dem Tode mit herrlich­stem HeroiSmuS ins Auge blickende Genosse Gerl den Banditen im Richtertalar inS Gesicht ge­schleudert, eS wird Wahrheit werden:I»Zu­ kunft Wirdes   statt sieben Selbst- mördern täglich sieben Attentäter gegen die Regierung g e.b e n!" Tas Regime, daS jeden gesetzlichen Kampf für den Ausstieg der Arbeiterklasse blutig verhindert, läßt keine« anderen Weg offen k