Mr. 178
Donnerstag, 2. Auguft 1934
Wir lesen in der Arbeiter- Beitung".
Rintelens Ministerliste
Neue Funde:
Ceit: 3
Jüdische Kriecherel vor dem Heimwehriascismus
Die Stellung der österreichischen Juden zum Dollfußregime war immer durch die Erwägung Der helbenmütige Erftürmer eines Wiener Gemeindebaues während der Februartage, eines melben, daß nach der Verhaftung Dr. Rintelens der Generaldirektor der Alpine- Montangesellschaft Wien , 1. Auguft. Die Wiener Blätter dem Landbunde angehört, als Handelsminister bestimmt, daß die Nazidiktatur das größere lebel wäre. Die Juden, die diese Meinung vertraten Hauses natürlich, in dem gar nicht gekämpft unter seinen Schriftstücken eine vorbereitete voll- Apold uſw. außerſehen. und eine entsprechende Politit machten, vergaßen wurde, Herr Theresienritter Emil Fey , hat bei ftändige Lifte eines nationalsozialistischen Kabinur, daß ein so eminent voltsfeindliches Regime Der lebten Regierungsumbildung das Sicherheits- netts in Desterreich vorgefunden wurde. In dieser wie das der Dollfuß - und Starhemberg- Fascisten reffort verloren. Er ist zunächst Minister ohne Lifte war Dr. Rintelen als Bundeskanzler Portefeuille geblieben, damit der Herr mit den aufgestellt und a bit. als Bizckanzler. Als eine neue Revolte und die Gefahr eines NaziSprengmittel und Sender putsches dauernd provozierte. Ein Publizist hat noblen Allüren nicht ganz auf das Trockene gefeht Außenminister war Brofessor und Historifer uschaftsbesiker Fögölik in Mosbrud in Kärnten , den Wiener Blutchristen nicht genug tun fonnten, & lagenfurt, 1. Auguft. Bei dem Wirt- die jüdischen Kreise, die sich in der Kriecherei vor werde. Uebergeben wurde ihm ein Generalfommiffariat, aber beigegeben wurde ihm eine Reihe ten Zeit den Rationalsozialisten angeschloffen. wurde anläßlich einer Hausdurchsuchung eine nannt. Ein neues Dolumet der Würdelosigkeit gelmann aufgestellt. Er hatte sich in der let welcher reichsdeutscher Staatsangehöriger ist, mit Recht die Dummen von Zion" gevon Ministern, damit er nicht allein entscheibe. Borher war er Großdeutscher und noch früher komplette Sendeanlage, die am 25. Juli und an und zugleich der politischen Kurzsichtigkeit ge= Dieser Sturz in die Tiefe hat seine Gründe. Der eine und hauptsächlichste ist der, daß man ihn ehemalige General Wagner, als Armeein- stand, gefunden. Fögölis ist flüchtig. Bei dem das die Jüdische Volkspartei an die BundesregieChristlichsozialer. Als Kriegsminister war der den folgenden Tagen im Dienst der Aufrührer wisser jüdischer Kreise ist das Kondolenzschreiben, beim Berschieben eines großen Geldtransportes an der tschechoslowakischen Grenze erwiſcht hat. Feh Sicherheitsminister der chemalige Polizeipräsident in Thal in Kärnten , welcher nationalsozialistischer pettor der ehemalige Fmlin. Bardolff, als reichsdeutschen Staatsangehörigen Wackerbauer rung gerichtet hat. Es lautet: hält offenbar nicht viel von der Dauerhaftigkeit Dr. Brand I, als Propagandaminister Frau- Parteigänger ist, wurden 25 Kilogramm Ammonit des Regimes, also suchte er beizeiten einen Geldbetrag, der in die Millionen geht, mit Hilfe eines nfeld, als Staatssekretär für die Preffe Dr. gefunden. Wackerbauer wurde verhaftet. Der nas Großinduſtriellen in die Tschechoslowakei zu trans. Hartmayer, Korrespondent reichsbeutscher tionalsozialistische Hoteldiener Martin Hacksteiner portieren. Der österreichische Zollbeamte vifitierte Blätter in Wien , als Unterrichtsminister der che aus Kisbühel, der gestern wegen des Beſikes von das Auto gründlich, fand den Betrag und liek malige Rettor Gleispa ch, als Acerbaumini- Sprengmitteln vor dem Standgericht stand, ist fich trots eines Geleitbriefes von Feh nicht dazu fter der ehemalige Bizckanzler Winkler, der dem ordentlichen Berfahren überwiesen worden. bewegen, von der Amtshandlung abzulaffen. Er erklärte, für ihn könne nur ein Schriftstück des Dle Hintermänner des National- ,, Sozialismus": Finanzministers maßgebend fein. Für Fey and feine Rumpanei ist kennzeichnend, daß sich unter ihrer Losung: Desterreich" nichts anderes verbirgt als das einfache: ,, Bereichern wir uns, solange es noch möglich ist!"
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Dic Industriellen der Alpine- Montan !
Graz, 1. August. Gestern und vorgestern wurden bei der Alpine- Montangesellschaft zahl reiche Berhaftungen vorgenommen. Unter den Verhafteten befinden sich der Schwager des General direktors A po 1 d. Direktor Zahlbrudner, ferner die leitenden Beamten Dr. Scheucher, Ing. Michalfe, Witting, Dfner und andere.
Der Hauptschuldige an dem Zustand, in dem heute Desterreich lebt, Engelbert Dollfuß hat seine Zaten mit dem Leben bezahlt. In vermessenem Uebermut hat sich Dollfuß unterfangen, das Todesurteil in Innsbruck österreichische Volt seiner Gewaltherrschaft zu unterwerfen, die bon lints und von rechts, von der Innsbrud, 1. August. In dem Prozesse ungeheuerlichen Mehrheit des Voltes mit wildem gegen die beiden Mörder des Polizeihauptmannes Haz abgelehnt wurde. In vermessenem Uebermut Sidel wurde nach durchgeführter Verhandlung hat er geglaubt, er könne sich alles, alles erlauben, um 16 Uhr 35 Minuten das Urteil gefällt. Bu r- nur weil er über ein paar Batterien verfügte. Er nig wurde zum Tode durch den ist, um sich nur an der Herrschaft zu erhalten, in Strang, der zweite Angeklagte Meher wegen Strömen von Blut getvatet. Er hat alle Eide ge- Hochverrates au 20 Jahren schweren Kerkers ver
urteilt.
brochen, alles Recht zerstört, alle Menschenwürde mit Füßen getreten, Zehntausender Lebensmöglichkeit und Lebensglüd zerstört, Behntausende bor Hinrichtung vollzogen die Wahl gestellt, ihre Gesinnung zu verleugnen oder ihr Brot zu verlieren. Er hat unsere Besten Innsbrud, 1. Auguſt. Die Hinrichtung des morden, hängen, einterfern lassen. Seine letzte Nationalsozialisten Friedrich Wurnig, der ve Regierungstat war, daß er Josef Gerl, unseren gen Meuchelmordes an dem Polizeihauptmann Regier geht, at bare dette Sider zum Ende Buch dem hat ihn die Nache erreicht. Nur geheuchelte Tränen fließen an diefer Bahre.
Nicht nur Dollfuß ist verblutet! Der schurtisch- feige Mordüberfall auf die friedliche Sozialistenfundgebung auf dem Predigt stuhl zum Gebenten der Opfer des 15. Juli hat ein drittes Todesopfer gefordert. Der junge Genoffe Reitmayer, Angestellter der Konsumgenossenschaft Bien, erhielt auf dem Predigtstuhl einen tödlichen Bajonettstich. Als ein Mordpolizist den Genossen Fröhlich aus einer Entfernung von einem halben Meter niederschoß, versuchte sich Genoffe Reitmayer mit ein paar Jugendlichen den Mördern entgegenzustellen. Dabei betam Reitmaher Bajonettstiche in den Hals und in dieSchulter. Der Zapfere schleppte sich, geftüßt auf awei Kameraden, noch hundert Schritte, bis ihn ein Sanitätsauto aufnahm. Infolge des starten Blutberlustes starb er im Krankenhaus einige Stun den nach der Einlieferung.
Das Leben Reitmayers wäre vielleicht noch au retten gewesen, wenn im Krankenhaus rasche ärztliche Hilfe aur Stelle gewesen wäre. Reitmaher wurde im Bribatwagen des Gemeindearates bon Kaltenleutgeben ins Mödlinger Krankenhaus gebracht. Während der Fahrt betreute ihn der Gemeindearat. Bei der Einlieferung ins Krankenhaus war die erste Frage der Nonne, ob Reitmayer tatholisch sei. Ohne die Antwort des RöcheÏnden abzuwarten, ließ sie alles für den Empfang der Sterbesatramente herrichten und bestellte den Pfarrer. Erft als dieser gekommen war und seine Gebete verrichtet hatte, wurde der Spitalsarat berständigt. Bu spät! Denn furz nach Ericheinen des Arztes starb Reitmayer. So hat pfäffische Beremonie dazu beigetragen, die Rettung des Lebens eines jungen Menschen zu verhindern!
Drei tapfere junge Genossen haben die Arbeitermörder vom Bredigtstuhl gemordet. Dieser Blutzeugen des Sozialismus wird gedacht werben am Tage der Bergeltung!
Noch immer Feber- Urtelle
23 ien, 1. Auguft. Bor dem Wiener Standgerichte hatten fich geftern fünf fozialdemokratische Angestellte bes städtischen Elektrizitätswerkes, vie am 12. Feber ben Strom in dem Umspannwerte ausgeschaltet hatten, zu verantworten. Der Hauptangeklagte Langer wurbe su vier Monaten und fein Helfer Maly zu drei Monaten schweren Rerters verurteilt. Die übrigen brei Angellag ten wurben freigesprochen.
worden war, wurde kurz nach 20 Uhr vollzogen. Ganze Kisten mit Sprengstoff
In den Donauauen der Gemeinde AIIo=
Die Untersuchung gegen die Alpine- Montangefellschaft, die im Zusammenhange mit der Berhaftung des Generaldirektors Apold geführt wird. ift soweit vorgeschritten, daß die Schuld der Gefellſchaft an den Ereignissen des 25. Juli und der folgenden Tage bereits festgestellt wurde.
Noch kein Agrement für Papen
„ An die Hohe Bundesregierung zu Wien. Der gefertigte Jüdische Volksbund Desterreichs( Jüdische Volkspartei) ist durch die erschütternde Kunde vom Ableben des Herrn Bundess tanglers Dr. Engelbert Dollfuß in tiefste Trauer versezt. Wie alle vaterländischen Schichten der österreichischen Bevölkerung, empfindet auch die jüdisch- nationale, daß ein unermeßlicher Verlust nicht nur Desterreich, sondern die gange sibilisierte, am Frieden unter den Nationen interessierte Welt betroffen hat. Worte reichen nicht aus, um dem Abscheu vor dem Verbrechen, dem ein Staatsmann und Mensch höch ster Qualität zum Opfer fiel, Ausdrud zu verleihen. Der Jüdische Volksbund Desterreichs( Jüdische Volfspartei), die das ernste unb wundervolle, nur dem Wohle unseres geliebten Desterreich geweihte Streben des Verblichenen immer und alleroris zu unters stüßen bestrebt war, spricht der hohen Bundesregierung die innigste Anteilnahme aus. Der Jüs dische Voltsbund Desterreichs versichert, daß er weiterhin seine ganze Kraft einfegen wird, um alle Bemühungen zum Wohle Defterreichs im Sinne des Dahingegangenen tatkräftigst au fördern.
Mit ergebenster Hochachtung zeichnet f. d. Jüdische Volkspartei Desterreichs: Robert Stricher."
Wien, 1. August. Der Vertreter des Außenministeriums erklärte dem Korrespondenten des über die Ablehnung oder die Genehmigung von Reuterbüros, daß bisher keinerlei Entscheidung Bapens in der Eigenschaft als Hitlers Sonder- dischen Telegraphen- Agentur bejagt, schon unter
Dabei hat, wie eine Darstellung der JüDollfuß ein systematischer Kampf gegen die Juden in den Aemtern eingesezt. Aus zahlreichen Inschiedenen Vorwänden entfernt worden. Nach dem Mord an Dollfuß hat Starhemberg offiziell an= gefündigt, daß man sich gegen die Juden„ ver= Wien, 1. August. Im VI. Biener Bezirle teidigen" und daß ihre Vertretung in verschie wurde heute ein Passant, der auf den Haltruf denen Berufen den" Proportionen" angepakt eines Schußlorpsmanns nicht gehorchte, erschos
Passant von Schutzkorpsmannftitutionen sind jüdiſche Angestellte unter vererschossen
fen.
werden müsse, die der Zahl der Juden in der Gesamtbevölkerung entsprechen. Die Juden haben, ob sie sich nun als religiöse oder nationale MinNach reichsdeutschem Muster derheit fühlen, wie alle Minderheiten nur von ben in Oberösterreich) wurden vorgestern fünf Riften Sprengmittel im Getvichte von 70 Niloter Demotratie Schuß und Gleich= gramm in einem Strohschober gefunden. AnläßBien, 1. August. Heute vormittag hat die berechtigung zu erwarten. Für jede Dif lich einer Nachschau in einer Garage im 5. Wie- Baterländische Front eine Propagandaaltion gegen tatur find sie der willkommene Prügeltnabe. Es ner Bezirke wurden in einem versperrten Raume die nationalsozialistischen Geschäfte in Brigittenau ist wirklich eine grenzenlose Dummheit, wenn sie sechs Kisten mit halbadjustierten Handgranaten,( 20. Vezirt) unternommen. Unter großem Auf- glauben, durch widrige Kriechereien vor den blutweiters 60 Kilogramm Schwefelsäure und andere sehen des Publikums wurden die Schaufenster befleckten Henkern sich der Verfolgung entziehen Chemikalien und eine Anzahl Wederuhren ge- einiger Geschäfte mit großen Zettelstreifen be- zu fönnen. funden. Nach den bisherigen Erhebungen sind die lebt, die den Aufdrud Parteimitglied der KanzWaffen und Sprengmittel nationalsozialistischer Termörder" tragen.
Wallisch an unsere Jugend Paula
Wallisch, die tapfere Lebensgefährtin unseres von Dollfuß gemordeten Helden Koloman Wallisch, sandte dem Zeltlager unserer Jugendlichen in Albern bei Neu- Bistritz den folgenden Brief:
thiduri 27.7.1934.
Liebe junge Genoven un. Georien!
Wie werden ,, Führer" gemacht?
Ein Schulbeispiel.
Der neue Führer des autoritär regierten Desterreich ist gefunden, ein neuer Dittator cin gesezt. Wie ist man darauf gekommen, daß die göttliche Gnade, die den Führer" doch über die Masse der Geführten hebt, ihm das Recht verleiht zu regieren und zu diktieren, gerade den Herrn Schuschnigg bestrahlt? Bei Dollfus war es wie bei Hitler einfach. Er hatte sich selbst zum Führer gemacht. Er hatte sich sozusagen zum Diftator hinaufgedient. Er behauptete, der Führer" zu sein, er belegte diese Behauptung, als sie von den Arbeitern angezweifelt wurde, mit Granaten und Galgen und nun mußte man es ihm glauben. Nun stirbt dieser gottbegnadete Führer. Wie er= rät das Volt, wem es jetzt gehorchen soll, wen die Vorsehung nunmehr auserfchen hat, den Kanonieren und den Henkern zu befehlen?!
Man sollte glauben, daß das nicht leicht sei, um so schwerer, als der Verblichene selbst nicmanden berufen, niemandem die Gnade übertragen hat. Steigt nun eine Taube vom Himmel und verweilt über dem Haupte des Auserwählten? Oder wächst einem der Devisenschmuggler, Wechselfälscher und Schuldengrafen, die gemeins sam zu Führern" berufen sind, ein Heiligenschein aus dem Mostschädel? Nichts von alledem. Derr Mitlas ernennt einen Bundeskanzler und ber Kanzler ist nun der autoritäre Führer. Viel
Durch Zufall erhiell ich eine Zeitung und zwar d'en Volksfreund in die Hand u. ich freut mich so unendlich, als ich las, Mass The Cuer telllager, Holoman Wallich layer neunt. Ich habe soviel schlechtes in der letzten Zeit mitgemacht, habe das Liebste was ich auf Erden hatte, meinen tappeen todesmütigen Monn verloren und doch kann ich heil regen, dass die grosse Liebe Treue und Anhänglichkeit, die Ihr meinen lb. Toten schenkt, mir über so manches hinweg hilft it mir viel Frost spendet. Post dis. halb, da ich nun überzeugt bin, dass er nicht umsonst gestorben ist für seine Idee, so lange es nood so begeisterte kampfbereite junge leicht hat Mitlas im Gebet gerungen, vielleicht hat noch Meinden gibt, wie the seid, dis the das grosse Werk vollenten verdes. dass er begonnen. Ich danke Buck!
Mit den Grün, Freiheit mit dem mein und and Eün Held sein so kampfreiches Leben beschlon
begreine ich Zeich u. verbleibe Cure Pautalallich
er seine Bestenknöpfe abgezählt, er wird es nicht berraten. Jedenfalls hat er zunächst geschwantt, er wußte nicht recht, ob uns chat, Vaugoin, Starhemberg, Feyo der Schuschnigg der von Gott erwählte Führer Desterreichs ift. Dann empfing er den Besuch des italienis schen Gesandten und, siehe da, schon wußte er, men er zu wählen hatte. Der Atheist und ehemalige Freimaurer Mussolini scheint doch die besten Verbindungen zu dem Himmel au haben, in dem die Führer gemacht werden. Sein Wort erleuchtet den frommen Mitlas, den rechten zu finden, sein Wort wird ihn erleuchten, ihn eines Tages wegzuschicken.