Nr. 178 Donnerstag, 2. August 1934 Seite 8 Genoss« Wilhelm Brodeckh sechzig Jahr«. Der Führer der tschechischen Eisenbahner, Genosse Abgeordneter Brodeckh, hat soeben sein sechzigstes Lebensjahr vollendet Brodeclh ist ein Prager  " Kind, er ist in Katolinenthal am 1. August 1874 geboren worden und erlernte das Lackiererhand- werk. Frühzeitig kam er schon zur Sozialdemokra­tie und im Alter von 20 Jahren stand er bereits nitf der Rednertribüne. Zum Sekretär des Ver- vnndcs der tschechischen Eisenbahner berufen, hat er dieser Organisation sein Bestes gegeben und zu ihrem Wachstum und zu ihrer Eirtfaltung be­deutend beigetragen. Im Borjahre ist er als Sekretär der Eisenbahyerorganisation zurückge- trcten, um Jüngeren Platz zu machen. Er ist aber auf Wunsch seiner Eisenbahnerkollegen weiter Mitglied des Abgeordnetenhauses geblieben, wo er sachkundig und energisch die ihm anvertrauten Interessen des Eisenbahnpersonales vertritt.. Kampf gegen das Dengafieber. Aus Athen  wird uns geschrieben: In Athen   wurde eine Kon­vention unterzeichnet, durch die die Verbreitung des gefährlichenDenga-FieberS" hintangehalten werden soll, das zlvar keinen tödlichen Verlauf nimmt, jedoch imstande ist, bei seiner Ansteckungs­gefahr das gesamte öffentliche Leben zu hemmen, wie dies bereits im Jahre 1028 in Athen   der Fall war, wo 90 Prozent der Bevölkerung an diesem Fieber erkrankt waren. Die Konvention^ unter­zeichneten folgende Staaten: Griechenland  , Jugo­ slawien  , Rumänien  , die Türkei  , Bulgarien  , Alba­ nien  , Italien  , Rußland  , England, Frankreich  , Spanien   und Aegypten  . Die Krankheit wird von einer Fliege übertragen und wurde im Jahre 1027 nach Griechenland   aus Syrien   eingeschleppt. DaS Jahr 1018 verschlafen. DasPra­ger Abendblatt", ein Regierungsblatt, dessen überschwängliches Lob für Dollfuß wir schon einmal als taktlos angeprangert haben, leistet sich in einem Leitartikel vom 1. August wieder ein ganz tolles Stückchen. Es verhimmelt den Mo­narchisten Schuschnigg  . Er sei, heißt es nach anderen Lobsprüchen ein absolutgeistige r, österr ei chischer Mensch von hohem Niveau, mit dem Willen, auf der Grundlage einer alten Tradition an die komplizierten Probleme einer heißen, gä­renden Zeit heranzugehen. Man müßte in der Geschichte der tschechischen Publizistik schon sehr weit zurückblättern, um ein Beispiel für die Gleichsetzung desösterreichischen" mit demgeistigen" Menschen zu finden. Der österreichische Mensch", war das nicht der Kerker­meister HavliLek-BorovskyS, der AusnahmSrichter des Weltkrieges, der Scharfrichter Lang? Aber eS kommt noch besser, Schuschnigg   ein erklärter Monarchist und alter Antisemit werde am Doll­ fuß  -Kurs festhalten, dessenL i ch t s p u r" stark erkennbar fei. Die gebrochenen Ehrenworte, die, zweideutige Haltung der Fey, Starhemberg und Schuschnigg  , von denen man nicht weiß, auf wel­cher Seite sie am 28. Juli eigentlich standen, die Galgen im Wiener   Landesgericht, sie fetzen aller­dings die Lichtspur der blutigen Febertage fort. Das tschechoflowakische Re­gierungsblatt redet dann dem neuen Kanzler, der sich mit einem gebrochenen Wort und zwei Hin­richtungen eingeführt hat, noch zu, einehart e Faust" zu zeigen, und versteigt sich zu folgendem geschmacklos albernen Vergleich: DerFaust" Goethes, zu dem sich der geistige Mensch Dr. Schuschnigg bekennt, und die Faust, deren Ballen heute unerläßlich ist, müßen sich nun Vereinen; derFaust" als ein Beweis, daß alte Kultur Europas   in uns Oesterreichern lebendig ist, und die Faust als ein Beweis, daß wir vor der Welt Hitlers   nicht zurückschrecken. WirOesterreicher? Der Artikel ist keines­wegs von Wien   aus basiert. Es scheint, daß der Leitartikler des Regierungsblattes das Jahr 1018 verschlafen hat und wie E. E. KischS berühmter Redakteur Löwy nicht weiß, daß es eine Republik  gibt, weil man ihmin der Redaktion doch nix sagt" I Es ist schon allerhand Tobak, wenn ein tschechoflowakischer Staatsbeamter so schreibt. ES scheint, daß er wie andere.SchwarzgelbeTradi­tion" und Morgenluft wittert. SeinBerfahren und das des Schuschnigg ist allerdings der sicherste Weg, uns so rasch als möglich der Welt Hitlers  einzuverleiben I Raturalsteuer. Aus Sofia   wird uns geschrie­ben: Die Regierung gestattete den Bauern, die Steuerrückstande für das Fiskaljahr 1988/84 so­wie auch die Verpflichtungen an die landwirt» schaftlichen Genossenschaften in Weizen, Roggen und Gemenge zu bezahlen. Vom Rundfunk «mpfehlmwweetr» am den ProgrmMMU Freitag Prag  , Send« L.: 8: Gymnastik. 10: Schall­platten. 10.20: Deusiche Nachrichten. 12.10: Märsche. 12.80;. Konzert. 18,80: Arbeitsmarkt. 15.16: Kon­zert de» Salonorchesters. 17.40: Spanische Musik. 18:20: Josef Franz: Stifters RomanWitiko" und die.Gegenwart. 18.46: Arbeitersendung: Ernst Paul  : Aktuelle. zehn Minuten. 18.66: Deutsche Presse. 10.46:! Opern auf Swallpsatten. 22.16: Tanzmusik.   Sender S.: 14: Liederkon­zert. 14:26: Deutsche   Sendung: Für di« Frau-, 15: Deutsche Presse.   Brünn  : 11: Schall? platten. 18.80: Arbeitsmarkt und" Sozialinformatto« nen. 18: Touristische Nachrichten. 18.20: Deutsche  Sendung:-20-45: Aus der Lierwelt. Mährisch» Ostrau  : 10.80: BlaSkonzert. Pretzburgr. 19-10: Liederkonzert. Kasch«,: 16.15: Zigeunermufik. Der Gaiaen-Jrcund! Höchst seltsame Entdeckung derReichspost". DieReichspost", das mehr oder weniger of­fizielle Organ der klerikalen sascistisclen Blutsäu­fer, hat etwas Seltsames entdeckt! In seiner Mitt« wochnumincr kommt das ehrenhafte Organ, dessen Jubelschrcie anläßlich der schmachvollen fascistischcn Kanonade gegen die Wohnungen der Wiener   Ar­beiter noch unvergessen sind, zu der Ueberzeugung, daß die österreichischen Arbeiter plötzlich erkannt hätten, welch warmen, selbstlosen, rührenden Freund sie in dem erschossenen kleinen Blutkanz­ler besessen haben! Die rührende Freundschaft drückte sich ja vor allem in den Galgen aus, an denen der einzigartigeFreund" die Besten der Arbeiterschaft aufknüpfen ließ. Wie kommt die leichenschänderischeReichs­post" zu dieser kuriosen Erkenntnis? Sie rellt nicht zu Unrecht fest, daß die österreichische Arbei­terschaft eS abgelehnt hat, in den Konkurrenzkampf der braunen und weißen Fascisten einzugreifen. und folgert daraus, entweder riesig, naiv oder un­gewöhnlich verlegen jäh erwachte Gefühle der Arbeiter für den erschossenen Kanzler der blutigen Diktatur. Selten wohl gab eS eine plumpere und durchsichtigere Demagogie. Die Arbeiter werden den Fascisten aller Grade bestimmt nicht den Ge­fallen tun, sür ihresgleichen auch nur einen Kno­chen zu riskieren. Sie nehmen es mit grimmiger Freude zur Kenntnis, daß sich dasautoritäre" Gelichter gegenseitig zerfleischt. Wie wenig diese scheinbare Zurückhaltung der Arbeiterschaft mit Sympathien für den und die Schuldigen an der viehischen Ermordung eine» Wallisch, eines Münichreither, eines Weißel und eine» Gerl, um nur einige Namen zu nennen, zu tun hat, werden die Wiener   Galgenchristen.och früh genug, jedenfalls zur rechten Zett erfahren! Meine Begegnungen mit I. Dillinger" Sei«»Kollege" erzählt Wie konnte der Verbrecher so lange der Polizei Trotz biete«? In Amerika   ist bekanntlich John Dil­ linger  , Volksfeind Nr. 1, der berüchtigte Bandenführer und Bankräuber, nach lan­ger Verfolgung von der Polizei erschossen worden. Eine Schilderung der Berbrecherlaufbahn Dillingers und der von ihm bei seinen ungezähl­ten'Ueberfällen und Ausbrüchen angewendeten Technik zu geben, erübrigt sich. Seit Monaten ist die Weltpresse voll von Berichten über seine ueuesten Gewalttaten und über die so lange ver­geblichen Gegenmaßnahmen der Polizei. Es wird aber interessieren, wie seineKollegen" aus der amerikanischen   Unterwelt über ihn urteilen. Spike O'Donnel, der ehemalige Bierbaron von Chicago  , der schon vor mehreren Monaten in In­terviews auffehenerregende Bekundungen über Volksfeind Nr. 1 gemacht hatte, würde jetzt nach dessen Tode selbstverständlich abermals von Jour­nalisten nach weiteren Einzelheiten über seine Erlebnisse mit dem Gangsterfürsken ausgcfragt. ,»Ich. habe da» längst prophezeit!". Spike O'Donnel kennt sich aus in der ameri­ kanischen   Unterwelt. Als die Prohibition für die Bootlegger noch reiche Gewinne abwarf, war er der große Rivale von Al Capone  , mit dessen Bande er mehr als einmal im Feuergefecht stand.»In kluger Voraussicht hat er sich jedoch schon im Jahr« 1981 von der Schmuggelei zurückgezogen und lebt jetzt nach kurzer Gefängnisstrafe als ehr­samer, legaler Biethändler. Me Beziehungen zu feinen ehemaligenKollegen" hat er aber, nicht abgebrochen; denn er bemüht sich, mit mehr oder weniger Erfolg, die Gangster zubelehren". Ich habe das längst prophezeit!" rief er, als man ihm die Nachricht vom Tode Dillingers überbrachte.«Eines Tages mußte ihn sein Schick­sal erreichen; denn er war nichts weiter als ein bluttoller, verrückter Mörder, der sich seinen Weg ohne Ueberlegung geradewegs in den Tod schoß. Gewiß, einzelne Verbrecher und auch mancher allzu romantisch veranlagte Bürger wird ein leich­tes Bedauern verspüren, wenn man seine Leilbe auf dem Mördcrfriedhof verscharrt. Ich aber teile diese Gefühle nicht. Ich kenne Dillinger, wie er wirklich ist. Mord um ein Mädchen. Zum erstenmal traf ich ihn in der Spiel­hölleWürfel"-Rudas in South Dearborn. ES war anfangs des vorigen Jahres. Ich kam zu­fällig vorbei und ging hipeiy, als, ich laute Stim­men hörte.- Das ganze-Lokal. War in Aufruhr: Eine Bände von Gangstern Hielt mit ihren Pisto­len die Besucher in Schach  . RudaS 18jährige r Sohn war soeben erschossen worden und ein Gang­ster trat gerade dem armen Jungen ins Gesicht, als ich eintrat. Das war John Dillinger  , wie ich "später erfuhr. Er war noch nahezu unbekannt in der Unterwelt, und ich kann nicht sagen, daß ihm sein erstes Auftreten große-Sympathien ver­schaffte. Ich wartete, bis die Bande abfuhr. Sie nahm ein hübsches rothaariges Mädchen mit, das offensichtlich nur widerstrebend folgte. Um dieses Mädchen war der Mord geschehen. Dillinger hatte es während des Spieles bemerkt und war sofort zudringlich geworden. Der Sohn des Geschäftsinhabers hatte sich das" verbeten. Darauf wurde der Gangster tätlich. Der Junge zog seine Pistole, aber Dillinger   kam ihm zuvor und schoß ihn nieder. Alle Anwesenden waren empört. Was aus dem verschleppten Mädchen ge­worden ist, weiß ich nicht.Würfel"-Rudas schwor mir. er werde Dilling« unter allen Um­standen umlegen. Nun kann er doch nicht mehr seinen Schwur halten; denn die Polizei ist ihm zuvorgelommen". Dillinger entschuldigt.sich. DaS zweite Mal begegnete ich Volksfeind Nr. 1 in einem BergnügungSrestaurant in'Cicero. Hch war dort mtt meiner Ftau und einigen' Freunden zusammen, um das Nachtmahl einzu­nehmen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Johnny mit sieben von seiner Bande trat ein. Er setzte sich an einen Tisch uns gegenüber und be­stellte Getränke. Die acht Männer benahmen sich äußerst ungeniert.. Sie forderten den Kapellmeister auf, er solle keine'Pause machen, sonst werde man ihn das Geigen lehren. Dann begann sich die Bande nach Mädchen umzuschen. Sie wurden zwangsweise an ihren Tisch geholt, und ihre Be­gleiter, die zu protestieren wagten, bekamen Kopfnüsse" mit den Pistolenschäften. Plötzlich packte mich meine Fraü am Arme. Einer der Gangster wollte sie von meiner Seite reißen. Ich liebe keine Zankereien und Balgereien. Während meiner Laufbahn als Bootlegger habe ich keinen Mann nicdergeschoffen, und wenn ich schon einmal schoß, dann nur in Notwehr. Aber wenn eS darauf ankommt, dann bin ich so flink wie jeder andere. Ich hatte keine Pistole in der Tasche, so griff ich nach der nächsten Bierflasche und schlug sie dem Banditen mit aller Kraft über den Schädel. Er sank wie vom Blitz getroffen zu Boden und hatte ein Andenken für viele Wochen. Die übrigen Banditen hielten sofort ihre Waffen auf mich gerichtet, aber Dillinger, der mich vom Sehen gut kannte, kam an meinen Tisch und ent­schuldigte sich sehr höflich. Es sei ein Versehen, erklärte er, das ich nur allzu berechtigt bestraft hätte. Damit war die Angelegenheit, soweit sic mich betraf, erledigt. Der Don Juan   der Unterwelt.> Dillinger hatte alle Schwächen hemmungs­loser Krimineller. Er war einCokey", ein Rauschgiftsüchtiger, der ständig Riesenmengen von Giften einnahm. SeinMut" war in Wirklich­keit nichts als Rauschgiftkoller I Bekannt war auch seine Vorliebe für Alkohol. Aber die größte Schwäche scheint er für Frauen gehabt zu haben. Dillinger ohne Frau war unvorstellbar, und die Zahl seiner Freundinnen war niemandem be­kannt. Seine Favoritin Ivar Pearl Elliot, eine be ­kannte Erscheinung in der Unterwelt von I Chicago. Nicht weniger als 18 Gangsters habens ihre Küsse mit dem Tode bezahlen müssen. Immer, wenn sie eines Liebhabers überdrüssig wurde, ver­sprach sie einem anderen ihre Liebe, wenn er den Lästigen tötete. Aber dann kant Dillinger und eroberte für immer ihr Herz. Sie wurde seine Kanonenbraut", seine Waffenträgerin und stän­dige Begleiterin auf allen seinen vqrwcgeircu Fahr­ten. Der-Ponzer rsk'eS'bisher noch'nicht'gelungen: ihrer habhaft zu werden. Da» Grheimni» der Tifnana-Zigarette. Als einen schönen Mann konnte man Dillin­ger, denDon Juna der Unterwelt", nicht be­zeichnen. Er war von kleiner Statur, mit blut­armem. schmalen» Gesicht und einer Nase, die von einer Maschinengewchrkugel übel zugerichtet wor­den war. Seine wasserblauen Augen mit ihren gesenkten Lidern verrieten den Rauschgiftsüchti­gen. Sein Mund war schmal und stets leicht geöff­net. Die Zigarettenspitze mit der Tijuana  -Ziga- rette kam niemals von seinen Lippen. In der Tijuana-Zigarctte steckt ein starkes Gift, das die Nerven bi» aufs äußerste aufpeitscht. Sie dürfte das Geheimnis seiner vermeintlichen Verwegen­heit gewesen sein. Sein Anzug hing locker über einen mageren Körper. Stets trug er«in' Weißes, seidenes Hemd und«inen schlechtgebundenen Schlips. Unter den beiden Achselhöhlen, an der bekanntenGangster­schlinge", hingen seine beiden Pistolen, die so manches Menschenleben auf dem Gewissen haben. Er sah ständig den Tod vor Augen. Darum -betäubte er sich unausgesetzt mit Rauschgift. Daß er der Polizei so lange Trotz bieten konnte, ist zum größten Teil auf deren uncinheii'ichc Orga­nisation zurückzuführen." H. I. F. Ausweis für den Monat ZM1V84 Die erste Zahl bedeutet Parteifonds, die einge­klammerte Wahlfond». Bodenbach 8800(1400) XL, Brünn   80 (20) XL, Karlsbad   2800(880) XL, LandSkro» 468'(114) XL, Pilsen  -BudwciS 920(280) XL, Preßburg   48(12) XL, Sternberg 2892(888) XL, Teplih-Saaz 2000(500) XL, Trautenau  1380(340) XL, Troppau   1200(300) XL. Abenteuerliche Flucht. Wie aus Kalkutta   be­richtet wird, sind am Dienstag vier wegen revo­lutionärer und terroristischer Betätigung ange­klagte Eingeborene aus dem dortigen Gefängnis entkommen. Ihre Flucht wurde begünstigt durch einen heftigen Regenschauer, während dem die Wächter in dem Gebäude selbst Zuflucht suchten. Sieben Gefangene benutzten diese Gelegenheit, um sich an einem aus zusammengeknüpsten Len­dentüchern hcrgcstclltcn Tau aus einem Fenster in den Hof hinabzulassen. Dort erstiegen sie die Gefängnismauer, indem sie einander auf die Schultern kletterten. Die Wächter konnten drei Häftlinge, die sich noch innerhalb der Mauer be­fanden, festhalten. Die sieben Häftlinge gehören einer Gruppe von 42 Terroristen an, gegen die > fest März 1934 verhandelt wird. XV. Reichenterger Mustermesse. Obwohl sich unsere WirtschaftSveichältnisse nicht so weit geändert haben, daß von einer wesentlichen Besserung ge­sprochen werden könnte, ist die XV. Reichcnberger Messe(18. bis 24. August 1934) im Vergleich zu den Vorjahren trotz der noch immer ungünstigen Weltmatttlagc von Ausstellern des In« und Aus­landes gut beschickt. Diese Stabilität, welche sich trotz der vergangenen Krisenjahrc erhalten hat, gibt neuer­lich davon Beweis, daß sich die Anziehungskraft der Reichcnberger Mess« als günstiger Absatz- und Ein- taufSmarkt in feiltet Weise vermindert hat. Die Allgemeine Mu st ermesse umfaßt 21 Wa­rengruppen mit den verschiedensten Erzeugnissen der Textilindustrie, GlaS- und Porzellanwaren, Galan­terie-, Holz,.und Spielwaren, Bckleidungsartikel, chcmifchtcchnische Erzeugnisse, Gebrauchs- und Luxus­artikel usw. Der Technischen Messe si«o die bereits gut eingeführten SpczialgruppenTech,..t im Gewerbe,Elekttotechnik",Tcxtilmasch:.,en". Biiromaschinen und Bürobedarf".Rationelle Hauswirtschaft",Erfindungen und Neuheiten" usw. ongegliedert. Vielseitig und mannigfach sind die ausgestellten Erzeugnisse der M ö b e l- undKla» v i e r i n d u ft r i«.ausnehmend reich beschickt ist auch die R a d i o m e s s e mit den führendsten Typen der am Markte befindlichen Rundfunkgeräte. Ebenso zeigt die Nahrungs» und Genußmittel» brauche mit fiihrcnden Markenartikeln eine große Auswahl qualitativ hochsteheuder Erzeug- uisse. Besonders sehenswert und interessant wird die im Rahmen der Messe stattfindende SonderauS- st e l l u n gD e r K a u f m a n n" für jeden Ge­schäftsmann und kaufmännischen Angestellten sein. Der. Zweck, dieser. Ausstellung ist'.'alles äufzuzcigen, was für den Kaufmann und seine Angestellten für die Berufsausbildung und kaufmännische Praxis wissens­wert ist, mit dem Hauptthema: Dienst am Kunden durch-Waren- und Vcrkaufslunde zweckmäßige Kundenwerbung t- richtige Kundenbehandlung usw. Eine besondere Sehenswürdigkeit wird die Ä u s- stellung der Csl. Tabakregie sein, in dcrcm Stande eine Mcffezigarette erzeugt wird, welche während der Messe käuflich ist. Weiters zu er­wähnen ist eine AusstellungDas Amateur- lichtbild" mit hervorragenden Leistungen hei­mischer Amateurphotographen und eine Ausstellung Die Siedlung". In Anbetracht der Bedeu­tung der Reichcnberger Messe wurde den Einkäufern und Messcbcsuchern in diesem Jahre wieder eine 88prozcntigc Fahrpreisermäßigung zugcbilligt. wo­durch der Besuch der Messe und der Besuch der vielen Naturschönhciten rings um Reichenberg wesentlich er­leichtert wird. Matrosen meuter«. Im Hafen von Livorno  kam es an Bord des griechischen Dampfers Eftykya Bergothy" zu-schweren Ausschreitungen. Der Kapitän wurde von der Besatzung schwer miß­handelt. Die Ursache soll in Pohnstreitigkeiten zu suchen sein. Die, italienischen Hafenbehörden ent­sandten einen Offizier mit Polizisten und Marine- soldaten an Bord, die auf Anweisung des eben­falls erschienenen griechischen Konsuls 13 Mann der Besatzung wegen Meuterei, verhafteten. Hochwasser in Spanten. Ueber dem Städt­chen Mota del Marques in der Provinz Balla» dolid(Spanien  ) tobte ein-heftiger Gewittersturm durch den der die Stadt durchquerende kleine Fluß aus seinen Ufern trat. Neun Häuser stürzten in­folge der UeberschweMMung ein. Die bereits ein­gebrachte Ernte wurde völlig vernichtet. Zahlrei­ches Kleinvieh ertrank. Der Schaden ist außer­ordentlich hoch. Zwei Bauernd die sich aus ein, Hausdach geflüchtet- hatten» konnten im letzten, Augenblick unter Lebensgefahr gerettet werden. Da die Wässermassen auch die Landstraßen auf-' gewühlt haben, ist jedeh Verkehr unterbrochen. Die StälttStahndleKtti,» in Prag   veranstaltet nachfoweyde S o n. de rzüge mit Verpflegung und Führungen: In den Tagen vom 4. bis 5. Aug. nach Hoitte zur dortigen Ausstellung zum Preise von" Xi 80(ohne Verpflegung für Xi 40). In den Tagen vym 4. bis 10. August einen Ferienaufent­halt im Jodhad Darkau für Xi 880, in Stubniaü- fki Teplitze für Xi 870, in Bojnieke Küpeli für XL 720, in den Tagen vom 18. bis, 27. August i» die. Hohe Tafra für Xi 580, in den Tagen vom 25. bi» 28. August zu den Jiräsek-Feierlichkeiten nach Hronov für XL 185, in den Tagen vom 20 August bis, 20, September zu dreiwöchigem Kur­aufenthalt nach Sliai für Xi 1040, in den Tagen vom 1. bi» 18. September zum Weinerntefest nach Jugoslawien  , nach Kupart und die jugoslawische Riyiera für XL 1100, am 2. September zu tat Lausitzer Serben   nach Bautzen   und Radwor für XL,115, in den Tagen vom 8. bi» 23. September zum Schwarzen Meere für XL 1080, in den Ta­gen vom 15. bis 25. September nach Karpatho- rußlanh für XL 519, in den Tagen vom 27. bi» 80. September zum Weinlesefest in Bratiflava für etwa Xi, 200, iy den Tagen vom 8. September hi-, 1. Oktober zu dreiwöchigem Kuraufenthalt in LuhaLovie«, Tte»L. Teplice und Pieötany für etwa XL 960, in- den Tagen vom 27. Oktober bi» 1. November,, zu, den Oktoberfeierlichkeiten nach Bäyern für XL 775. Jnformattonen und Anmel­dungen bei Erlegung einer Angabe täglich von 8 bis 17 Uhr im Referat der AuSslugSzüge im Bazar -neben dem Wilfonbahnhof.