Nr 181. Sonntag, 5. August 1934 Sozialdemokrat" «eite b Generalprogramm der tschechoslowakische« Sender für da» Jahr 19341935. In SliaL trat am 8. August die Vortrag»- und Berichter­stattungssektion des tschechoslowakischen Rund­funks zusammen/ um in großen Zügen das Pro­gramm für die Periode 1934/35 zusammenzu­stellen. Beachtenswert ist, daß diesmal Proben von Klassikern und modernen Schriftstellern aus der Weltliteratur in das Programm ausgenommen werden, sollen. Außerdem sollen auch wieder durch den Rundfunk die Werke unserer einheimischen Künstler, und zwar in tschechischer, deutscher und slowakischer Sprache, bekanntgemacht werden. Ferner soll das Rundfunkprogramm durch Repor­tagen bereichert werden, die auch über die Tätig- keü der Armee, die Erziehung der Soldaten ete. berichten. Auch den Forderungen des RegionaliS- mus wird durch eine ständige Berichterstattung Aus Stadt und Land" entsprochen werden, wo­durch die Bevölkerung Einblick in das Leben'in­teressanter Gegenden und Gemeinden aus der Republik   erhalten soll. Fahrpreisermäßigung für Hopfenpflücker. Vom Landesarbeitsamt in Prag   wird amtlich der« lautbart: Anweisungen für Hopfenpflücker für die zulässige Fahrpreisermäßigung auf den tsche- choflowakischen Staatsbahnen nach dem Tarif 4 (etwa 59 Prozent) werden zu 20 Heller per Stück ausschließlich in bett Bczirksanstaltcn für unent­geltliche Arbeitsvermittlung verkauft. Die Par­tieführer(Führerinnen) von Pflückerpartien wol­len sich rechtzeitig diele Legitimationen dort be­sorgen. In den Anstalten erhalten dieselben auch ein FluMatt, in welchem auch eine Belehrung Wer die Begünstigungen für Hopfenpflücker bei Bahnfahrten enthalten ist, nach welcher genau vorzugehen ist, weiters dieBedingungen" des Arbeitsvertrage» für die heurige Hopfcnpflückc. Da sowohl die Ausfüllung als auch die vorgeschrie­bene Beglaubigung der Legitimationen für die Fahrpreisermäßigung die Bezirksanstalten besor­gen, haben die Partieführer keine weiteren Gän­ge, als in di« zuständige öffentliche Arbeitsver­mittlungsstelle. Partien, welche keine im voraus vereinbarte Arbeitsstelle bei der Hopfenpflücke hat­ten, werden kein« Legitimationen ausgestellt. Di« II. Rordböhmifche Ausstrllungsmesse in Lmm, findet vom 18. bis 28. August auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände der II. AuSstel» lungSmeffe statt. Aussteller genießen eine 50pro» zentige Ermäßigung für den Warentransport auf den Bahnen. Die AusstellungSfläch« ist sehr bil­lig. Auskünfte erteilt die Leitung der Messe in Laun. Da» grösste tschechoslowakische Kraftwerk wird gebaut. Dieser Tage wurde der Bau des großen ürastwerkeS an der Waag bei P u ch o v vergeben. Der Bau der, Hydrozentral«-upp der Schleusen­kammern erfordert allein 11. Millionen;KCk,. für die der Wafferstraßenfonds aufkommt. Der Ge- samiaufwand wird 120 Millionen K£ betragen. Das Elektrizitätswerk wird zwei Turbinen haben, die in der Sekunde 120 Kubikmeter Wasser brau­chen und di« von einem acht Kilometer langem Kanal mit 12.5 Meter Gefälle gespeist werden. Die Tagesleistung wird 15.000 Kilowatt, die Ge­samtleistung 7.5 Millionen Kilowattstunden betragen. Wafferl«ittmg»iau in Rordböhme«. Der böhmische Landesausschuß hat den Bau von einigen Orts- und Gruppenwasserleitungen im Gebiete von Nordböhmen   genehmigt. Den größten Auf­wand erfordert der Bau der Wasserleitung für die Stadt Lomniee n. P. und Umgebung mit 4.4 Millionen AL, ferner sollen Wasserleitungen inBeneöov bei Semily  , DrZkov, Bzi und B r a n o v errichtet werden. Di« Stefänik> Bolkssternwa rt« in Prag   ist im Monate August für das Publikum täglich außer an Montagen um 20 Uhr, für Vereinsbesuch« um 21 Uhr zugänglich; letztere müssen jedoch im Büro der Warte vorher angemeldet werden(Telephon 46805  ). Jeden Sonntag ist die Sternwarte auch um 10 lchr geöffnet, weiters um 15 und um 20 Uhr. Zugang zur Sternwarte von der oberen Station der Drahtseilbahn auf dem Peticin. Beobachtungsprogramm: In der ersten Hälfte des August können die Planeten Jupiter   und Saturn beobachtet werden(allerdings bloß bei sehr günstiger Witterung, wenn es bis zum Hori­zont hin klar und heiter ist). In der zweiten Hälfte des August können der Mond und der Planet Saturn beobachtet werden. Kurse für Instrumentalistinnen der Zahn­ärzte und Zahnambulatorien. Am Staatlichen Institut für Zahnheilkunde in Prag   XII.« Krä« lovskö Vinohrady, Föchova tk. Nr. 84, werden wiederum vom 1. September 1984 ab, Kurse für Instrumentalistinnen der Zahnärzte und Zahnambulatorien veranstaltet werden. Gestem­pelte Gesuche, die mit dem Geburtsschein und dem Heimatschein, sowie mit dem Zeugnis Uber   die Absolvierung einer Volksschule zu belegen find, sind an die obgenannte Adresse des Instituts zu richten, wo auch die näheren Bedingungen. be­kanntgegeben werden. ES werden nur Mädchen ausgenommen, die das 18. Lebensjahr bereits erreicht haben. Die Sesrlflug-Kurse der Masaryk-Flugfiga, die am 12. d. M. beginnen, sind bereits voll be­setzt und weitere Anmeldungen können nicht mehr berücksichtigt werden. Im ganzen sind 58 Teil­nehmer angemeldet. Die SegelflugwettbeweWe beginnen am 2. September. ES sind bereits 20 Flugzeuge und 80 Piloten angemeldet. Der Mi­nister für nationale Verteidigung B. Brädckk wid­mete aus der Flugsammlung für den Segelflug 200.000. AL. In der Moldau ertrunken. Freitag wurden in den Abendstunden auf der Insel Troja Männerkleider gefunden, gu denen sich niemand meldete. Laut Nachforschungen handelt e» sich um die Kleider des 48jährigen Tischlers Rudolf No» väk aus Bubeneö, der am gleichen Tage an der genannten Stelle badete und wahrscheinlich er­trank. LirbeSdrama in Weinberg«. In einer Fremden­pension in Weinberge stürzte sich am Freitag vormit­tag Frau Christine Bondy von dem Dachgarten des siebenstöckigen Hause», wo fie seit vierzehn Tagen gewöhnt hatte, in den Hof hinab. Sie fiel auf den Kühler eine» im Hose stehenden Auto« auf und blieb tot liegen. Frau Bondy war die Frau de» ehemaligen österreichischen Generalkonsuls in Konstanfinopel. Die Ehe wurde vor einigen Jahren geschieden, und Frau Bondy lebte seitdem in Prag  . Seit einigen Jahren unterhielt sie eine Bekanntschaft mit dem Mitchef einer Prager   Weinfirma, der sich ihretwegen scheiden lassen wollte. Infolge von Familienszenen, die sich daraus ergaben, erlitt der Fabrikant einen Nervenzusammenbruch und begab sich in«in Wiener   Sanatorium. Als nun Frau Bondy di« Nachricht von seinem plötzlichen Tode er­hielt, begab sie sich, mit einemStraßenanzug bekleidet, auf die Dachterrasse, wo sie sich zu sonnen pflegte, ging aber geradewegs auf die Brüstung zu und stürzte sich in die Tiefe. Wetterbericht. Das Eindringen kühlerer Lust au» Westen macht in unseren Gegeirden allmählich Fortschritte. In Bayern   war eS Samstag bereits recht kühl. München   hatte um 14 Uhr bloß 18 Grad. Auch in Frankreich   wurden rund 15 Grad bei unbeständigen: Wetter verzeichnet. Rttra hatte dagegen 84 Brad, Budapest   85 Brad. I« der Nähe der Wärmegrenze wurden bereit» auch in Mähren   Gewitter verzeichnet. Die Wetterverschlech­terung wird sich voraussichtlich weiter ostwärts aul­breiten. Wahrscheinliche» Wetter von heute: Im Wchtteile der Republik   vorwie­gend bewölkt, Regung zu Regen, mäßig kühl, westliche Winde. In den mittleren Teilen de» Staa­te» nach Gewittern kühler. Im Osten zunächst im ganzen schön und heiß. Später stellenweise Gewit­ter. Wetteraussichten für Mon­tag: Unbeständig, auch im Osten nach Bewittern Abkühlung. Wiener   Grossbäckereien überlassen Kleingebäck de« Bäckermeistern. Zwischen der Wiener   Bäckerver­einigung und den Großbäckereien wurde ein Ab­kommen erzielt, demzufolge die größten Unterneh­mungen, wie die Ankerbrotfabrik und die Hammer­brotwerke, die Erzeugung von Kleingebäck den Kei­nen Bäckern überlassen werden. Da» Abkommen tritt in vier Wochen in Kraft. Bergarbeiterschutz i« schwerer Krisenzeit Sozialpolitische und arbeiterrechtliche Gesetzgeb««» in der Tschechoslowakischen Republik«ährend der RegierungSteilnahme der sozialdemokratischen Parteien. Unter diesem Titel ist eine von derUnion der Bergarbeiter" herauSgegebene interessante Broschüre erschienen, welche dem Internationalen Bergarbeiterkongreß gewidmet ist, der vom 8. bi» 9. August 1934 in Lille  (Frankreich  ), abgehalten Wird. DaS Titelblatt der'Broschüre ist mit dem Bilde des Genossen Dr. Ludwig E z e ch geschmückt, unter dessen Ministerschaft, wie gesagt wird,die für die Bergarbeiter wichtigen und vorteilhaften Gesetze geschaffen wurden". Der Zweck der Bro­schüre soll eS sein, die internationale Bergarbeiter­öffentlichkeit mit allen jenen Gesetzen und Verord­nungen auf sozialpolitischem und arbeitSrechlli» chem Gebiete bekannt zu machen, welche in den Jahren der grüßten volkswirtschaftlichen Erschüt­terungen für die Bergarbeiter geschaffen wurden. Nach einer Einleitung, in welcher ganz allgemein über diese Gesetze gesprochen wird, werden dann die Gesetze und Verordnungen im Wortlaut wie« dergcgebcn. So das Gesetz über die Berufskrank­heiten, die Novelle zum Gesetz über die Bergbau­schiedsgerichte, die Abänderung des allgemeinen Berggesetzes» das Gesetz über die Bergwerksinspek­tion, UnsäUschicdSgerichtsbarkeit. Verlängerung der Gültigkeit der Kollektwverträge, Erweiterung der Befugnisse der Betriebs« und Revierräte, und die sogenannt« Prager   Vereinbarung(Regelung der Arbeitsverhältniss« der Bergarbeiter). Konjunktur in der Stoffhandschuh- Industrie Die Stoffhandschuh-Industrie hat in den letzten Monaten ihren Produktionsaufschwung fortgesetzt. Die Ausfuhr hat in den ersten fünf Monaten des Jahres 1934 sogar einen neuen Rekordstand erreicht. So hat sich die Baumwoll- handschuh-AuSfuhr nahezu verdoppelt. Bon 2,052.000 Paar ist sie auf 3,986.000 Paar ge­stiegen. Die Ausfuhr von Handschuhen aus Seide und Wolle konnte sogar verdreifacht werden, vom Jänner bis Mai 1984 wurden 448.000 Paar Sei- J. 178. För Herren-Flor- halbsocken mH eingewebtem Gummiband.  - den« und 98.000 Paar Wollhandschuhe ausge­führt, während in dem gleichen Zeitraum des Vor­jahre» nur 152.000, bzw. 33.000 Paar zur Aus­fuhr gelangten. Diese Sonderkonjunktur in der Stoffhand­schuh-Industrie hat ihre Anregung einmal von der Mode erhalten, die jetzt Stoffhandschuhe stär­ker bevorzugt, und zum anderen von dem Boykott deutscher Waren. Während die tschechoslowakische Stoffhandschuh-Industrie ihren Export so be­trächtlich zu steigern vermochte, ist die veutsche Ausfuhr von Seiden« und Wollhandschuhcn nur unbedeutend gesttegen, die von Baumwollhand­schuhen sogar erheblich zurückgegangen. Die tschechoslowakische Textil­produktion Gleichlaufend mit der internationalen Tex­tilkonjunktur nahm auch die Textilproduktion in der Tschechoslowakischen Republik in den ersten Monaten dieses Jahres eine aufsteigende Entwick­lung. Sie wurde hier durch die Währungsabwer­tung gefördert und konnte ihren Höchststand noch im Mai behaupten, als in anderen Ländern bereits eine rückläufige Entwicklung begonnen hatte. Seht mqn dir-Produktion vyn 1928. gleich 100, so be­trug sie in den ersten Monaten.dieses Jahres:: Jänner..». 69.5 Feber..... 74.7 März..... 83.0 April..... 88.9 Mai..... 83.4 Im vergleich mit den anderen führenden Textilländcrn der Welt hat sich die tschechoslowa­kische Produktion gut erhalten. Einen höheren Stand erreicht die Textilindustrie in Japan  , Ka­ nada  , England, Oesterreich, Deutschland  , während die Bereinigten Staaten von Nordamerika   im Monat Mai etwa auf der gleichen Höhe bleiben. In Frankreich   und Polen   liegt die Textilprodul- tion zum Teil erheblich darunter. Im Ium und Juli ist nun allerdings die Textilkonjunktur auch in unserem Lande zum Stillstand gekommen und in einzelnen Zweigen hat die Produktion eine rück­läufige Entwicklung genommen. Vom Armier Rundiunh Die BerichtSwoche begann statt mit einem blauen mit einem bunten Montag, für den Straönice ein Mischmasch von. Schlager-Schallplatten kredenzte, garniert mit den verbindenden Worten einer um delikate Herrichwng sichtlich mit Eifer bemühte» Tamcnstimme. Dafür gabs am Abend cttoaS für den Geist und seine Schulung: Dr. Hahn la» au» dem BucheDie Steigerung der geisttgen Leistungsfähig­keit" das KapitelRationelle Gedächtniswirtschaft", warnte vor unnötiger Ueberlastting des Gedächtnisses mit Merkstoff und empfahl Nachschlagwcrke. Nachher untersuchte Dr. L o r e n z in einem BorttageVolks­fest und Bolkswerdung", was an werwollem Gut in den Volksfesten zu finden sei. Er stützte sich dabei auf Gottfried Keller  » ErzählungDas Fähnlein der sieben Aufrechten  " und kam in seiner Betrachtung zu dem Ergebnis, daß Volksfeste von der Seel« der Volksgemeinschaft mehr zeigen als politische Par­teien; daß in ihnen«ine Sittenschule für die Jugend gegeben, eine ständige Erneuenmg des Volkes ge­sichert sei, wenn das ganze voll Träger solcher Feste sei, und wenn ihnen wegen des Gehaltes an Natur- svmbolik und als Wahrer alten BrauchwmS geistiger Gehalt zuzusprechen ist;- Maibaumfest«, Osterreiten, Volksspiele, Jahrmärkte.... seien in diesem Sinne Restgüter wertvoller BolkSfestlichkeit, und in den Schützenfesten wenn sie auch bei un» oft nur lokalen Charakter haben lebe doch noch der revolutionär-demokratische Geist desBürgertum» von 1848, für das die Waffe das Sinnbild der politischen. Freiheit war! (Was etwa noch nachher kam, weiß ich nicht; ich mußte ausschalten und für einige Augenblicke dem Dickicht dieser Heimatwurzelgräbergedanken ent­fliehen!). Am Dienstag kam über Stratnice«in im Gewirr unklarer Darstellung erstickter Vortrag über den Kampf des Forfünanne» gegen Baumschäd­linge. Jng, Erich Keieber mag Wohl«in sehr tüchtiger Fachmann sein; vorzutragen vermag er nicht. Dafür hatte man nachher ein ungetrübte» Ver­gnügen und einen uneingeschränkten künstlerischen Genuß an den Liedern und Schnurren, die Prof. Josef Prächner zur Laute sang. Es sind wahre Perlen heiterer BollSpoesie; die von Prachner meist selbst gesetzte Begleitung steigert die Leuchtkraft und al» Sänger ist Prachner der Meister vollendeter musikalischer Gestaltung. Am Abend entwickelte Dr. Husth ein wirtschaftliches Relief, da» die Stabilisierung der wirtschaftlichen Besserung verzeich­nete. Im Wesentlichen hörte man, daß der Markt befestigt, der Index im Kleinverkehr gestiegen sei, daß die Industrie ihre Beschäftigung behaupten könne; daß sich der Güterumlauf bessere, freilich mit un­günstigem Inkasso; daß die Staatseinnahmen das Budget mit 97 Prozent erfüllen; daß es jetzt nötig sei, das brache Kapital lebendig zu machen und den Geldmarkt zu mobilisieren. Der Export nach Deutsch­ land   u:w England sei gut; der nach Oesterreich   und Frankreich   befriedigt nicht. Die Baubewetzung sei noch immer schwach; die Steuernachläffe bei Repara­turen und besonderen Adaptterungen(Ausbau von Kellern zum Schuhe gegen Fliegerangriffe) lassen Belebung erhoffen. Nachher la» der Böhmerwald­schriftsteller Johann Peter au» Winterberg   das KapitelDas Nordlicht" au» seiner mit viel Liebe zur Natur erfüllten, sehr brav geformten, ansonsten aber über das Niveau einer frömmelnden, harmlosen Kalendergeschichte nicht weit hinausreichenden Erzäh­lungDer Richterbub". Unnatürlich in der Kom­position und unschön dilettantisch in der Wiedergabe war der am Mitttvoch über StraSnice geleitete Hör­bericht.WirgehenHopfenpflücken"; eine besonder» seltsame Erfindung ist es. wenn ein in den Hopfengaffen gesungener Lied auf dem Klavier be­gleitet wird; drollig muß dar sein! Das Libliher Programm vom gleichen Tage erfuhr eine vollstän­dige Aenderung. Dr. Walter Marra» berich­tete sehr ausführlich und sehr liebevoll über zwei neue Bücher de» Gen. Josef Mühlberger  : sein SchauspielWallenstein  " und die ErzählungDie Knaben und der Fluß". Rach dem Berichte gestaltet Mühlberger in seinen:Wallenstein  " da» Heldentum des Friedenswillens, die tragischen Mächte, die über der Geschichte walten. DaS Schauspiel entsteht aus der schöpferischen Begegnung des böhmisch-mährischen Wirklichkeitssinnes und des schlesischen GestaltungS- willcns. Die Aufführung de» Werke» Im Deutschen  Theater ju Prag   ist für den Herbst zu erwarten. Die Erzählung von der Liebe zweier Knaben zu einem Mädchen ertvächst aus des Dichters großem Gefühl- für die Einheit von Mensch und Natur und ist die Furcht tiefer poetischer Erkenntnis für die Verbundenheit menschlicher Art mit dem Boden, der sie Lcsttmmt. In der Arbeitersendung sprach S. W. Baumgartl über dieGrundlagen eines gewerblichen Wohlstandes". Der vom Urproto- plaSma bis zur Gegenwartsgesellschaft reichende historische Ueberblick erscheint mir in seiner Geschicht­lichkeit ebenso- zweifelhaft, wie die Folgerung, daß der Kapitalismus so viele neue ArbcitSmöglichkeiten schaffe, daß Handwerk und Getoerbe heute allen Grund haben,, optimistisch der Entwicklung zu ver­trauen. In diesem historischen Rüstzeug stimmt viele» ebenso wenig wie in dem sprachlichen Gefüge de» Bortrage», der zudem recht mangelhaft gelesen wurde. Am Donnerstag verdolmetschte der Straö- niher Sender die Notrufe des Gewerberate» Dr. Kreisel für, das deutsche Gast» und Schankge­werbe.- Er klagte wegen der Schäden durch die Grenz­schwierigkeiten, wegen de» steten Rückganges im Fremdenverkttjr; er verlanate strengere Brütuno bei der Erteilung neuer Konzessionen, vor allem Würdi­gung der Gutachten der Gewerbegenossenschaften; er verurteilte die Protektionen, die durch Interventionen der Politiker geschaffen werden; betonte, daß es zu vrele Verkaufsstellen für Flaschenbier gebe; wetterte gegen die privaten AuSkochcrcicn und wies hin auf den großen Schaden, der dem Gewerbe entsteht durch die. Sport- und EnthaltsamkeitSbewcgung. Kommt doch wieder und mehr als früher ins Gasthaus! Trier   Ruf müsse endlich gehört werden!! Nachher gabs Schallplattenkonzert; folge­richtig hätte man Trinklieder auflegcn i ollen; man hörte aber einige auserlesen schöne Dinge, vor allem dieVariation" von Adam-Mozart, unübertrefflich gesungen von L. Szabo.- Eine sehr gedankenvolle Betrachtung über Stifters RomanWitiko" und die Gegenwart brachte die Liblitzer Sendung an: Frei­tag von Redakteur Josef Franz. Ja, der in das Bild von den Bruderkämpfcn um die Herrschaft in Böhmen   gestellte Reiter aus dem südlichen Grenz­gebiete, der unbestechliche Sucher nach Recht und Wahrheit. Dieser eindeutige Kämpfer für eindeutige Gesinnung und staatliche Ordnung, dieser Witiko steht angesichts einer haßvoll zerrissenen,, vom Ge­schrei des Maulheldentums erfüllten und von betrü­gerischen Abenteuern klug genützten Zeit vor einer ähnlichen Situation wie wir; sein Urteil über Recht und Unrecht kann nicht ohne Bedeutung sein, wenn e» Stifter uns übernrittclt Im ersten Buche eine» ge­planten gigantischen historischen Gemälde» von der Geschichte Böhmens  , Mährens und Schlesiens, eines Werkes, dessen Vollendung der Tod hinderte, Die Arbcitersendung am Freitag, ein Vortrag des Ge­nossen Ernst Paul, entfiel, aus den in der Sam».- tag-Numnicr unseres Blattes kritisierten Gründen dasür gab eS Schallplatten l Ernst Thöner.