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Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 58677. ADMINISTRATION TELEFON 53076.
14. Jahrgang
HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG.
gegen Hitler
Baris, 10. Auguft. Betit Parifien" bringt einen Leitartikel über die Stellung der Katholiken im Saargebiet. Aus der Unterredung mit einem hervorragenden Mitglied des SaarKlerus zitiert Petit Parifien" folgende Worte: Als Deutscher würde ich für die Rückkehr zu Deutschland stimmen, als Katholik fann ich aber bei meinem Gewissen nicht für Hitler stimmen. Das Hitler- Deutschland ist nicht das wirkliche Deutschland , und wir wollen uns nicht der verhaßten braunen Diktatur ausliefern lassen. Englische Ausfuhrsperre
Samstag, 11. August 1934
Aus einer„ demokratischen" Partei:
Einzelpreis 70 Hotter
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 186
In der SF wird eine schr systematische Erziehungsarbeit geleistet. Den einzelnen Werbern Henleins wird es keineswegs überlassen, sich zu den Geschehnissen des Alltags ihren Reim zu machen. Die Gleichschaltung liegt dem Vorturner Konrad Henlein im Blut und die Gehirnübungen müssen klappen wie die Gelenksübungen. Daher werden die Redner und Agitatoren nach einem ganz bestimmten Schimmel eingeschult und allesamt über eine Leiste gebogen. Die Hauptleitung läßt den Bezirken Material zugehen, das als Unterlage des gemeinsamen Kampfes gegen den Marrismus und den demokratischen Parteienſtaat
London , 10. August.( Reuter.) Das Reuterbüro erfährt, daß heute in Berlin das englischdeutsche Uebereinkommen über den Zahlungsaus gleich getroffen wurde. Das Abkommen bezieht fich auf Schulden und fünftige Transaktionen, zu dienen hat. Es ist nun überaus interessant zu beobachnicht aber auf laufende Transaktionen. In einer ten, to as für Material Henlein seinen Unheute stattgefundenen Versammlung von Vertreterstellen zukommen läßt. Herkunft und tern der Textilindustrie, die nach Deutschland Inhalt dieser Propagandaschriften verdienen exportieren, wurde gegen dieses Abkommen pro- die volle Beachtung aller Demokraten. testiert. Es wurde beschlossen, nach Deutschland Kürzlich sind den Bezirksleitungen der SHF leine weitere Bare auszuführen, solange die in je 5 bis 6 Exemplaren zwei Broschüren Situation der Handelsschulden gegenüber den zugegangen, die beide in Graz und zwar Geschäftsleuten nicht geflärt wurde. im Verlag des Heimatschußver= bandes Steiermart, erschienen sind. Hitlers Erntesorgen
Der Berliner Korrespondent der„ New York Times " befaßt sich in einem ausführlichen Artikel mit den Ernährungsschwierigkeiten Hitlerdeutschlands und stellt fest:" Wenn die deutsche Bevöl ferung sich einen einzigen Augenblick von der politischen Lage, die sie völlig in Anspruch nimmt, abwenden könnte und sich mit der wirtschaftlichen Krise, insbesondere mit dem drohenden Brotmangel, beschäftigen würde, müßte sie die letzten Reste ibres Optimismus verlieren... Die Perspektiven sind in der Tat unheilverkündend."
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Die parteiisch- parlamen zicher, durch Heinrichs Mund, jede Fähigkeit zur tarische Demokratie ist im Staatsführung ab: Kerne faul, ist zu innerst erfrankt...
Welch ein Glück, daß wir Aerzte wie Hitler , Henlein , Spann und Heinrich haben! Sie bieten uns zunächst einmal eine Stritit des Parteienstaates", Heinrich wendet sich
gegen das Schlagwort der Bolfssouveränität".
Es ist eine einzige sachlich richtige Entscheidung im de mokratischen Verfahren des Auszählens zu gewinnen, es wäre denn durch Zufall...
Als besondere Gefahr sieht er es an, daß die groBen Wirtschaftsverbände sich die Parteien für
Aber abgesehen davon, daß der Mehrheitswille ihre Zwecke dienstbar machen. Es ist nur merkwür-. nicht den Volkswillen darstelle( was ja wieder: dig, daß es just jene Parteien sind, in denen die durch die Abstimmungen in Deutschland bewie- Hitler, Henlein , Spann und Heinrich Führerrollen haben, die vor allem in den Dienst der so ist die Behauptung, daß in der Demokratie großen Wirtschaftsverbände geraten! Man hat wirklich das Volk herrscht... eine Fiftion, eine nicht gehört, daß die Thyssen und Schacht Lüge... in der Demokratie zu„ Wirtschaftsdiktatoren"
sen ist)
Vielmehr herrschen die Parteien und zwar üben sie im Gegensatz etwa zu den milden HerrSchaftsformen der fascistischen Dittatur cine Tyrannis" aus:
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Diese Tyrannis, die verdeckt wird durch die Vorspiegelung, als ob die Massen selbst ihren Willen hätten und aussprächen, während er in Wirklichkeit völlig von der Parteiführung be= stimmt ist, ist dic erste Lüge bea demokratisch partciifchen
ernannt wurden, oder daß die Alpine Mon tan den Margismus finanziert hätte!
Auch stört den Heinrich, daß
die Führung der Parteien mei it anonym geschieht. Man weiß in den meister. Fällen nicht, welche Kräfte der Partei die Wahlen, die Parteipresse und die Parteisekretäre zahlen...
Dieser ei matsu berband Steiermart ift eine Abteilung ber fteirischen Heimwehren, die als zweifelsfrei nationalsozia beteiligt und ihr Kommimet, the h ſt e m 3: dieſes ſpricht von Volkssouveränität ei ſt i ſchen betrifft, mag er recht haben. Aber
listisch gilt. Sie war am Pfriemer Putsch
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Rauter, lebt in München . Die Schwenkung zu ben Nationalsozialisten vollzog sich bei diesem Verband schon im Jahre 1929. Man sicht, daß alle Wege Henleins doch zu Hitler führen.
Die Pfade find machmal verschlungen, man vermeidet forgfältig die nächsten Wege, die von Asch und Eger ins Dritte Reich führen, man macht den kleinen Umweg über Graz,
und ist in Wirklichkeit Tyrannis. Henleins Unterführer werden es nicht ganz einfach haben, diese Lehren mit dem wiederholten Bekenntnis ihres Führers zur Demo tratie zu vereinigen.
Die zweite Lüge" sagt Heinrich ist das Ideal und die Forderung der GI c ich= heit
Das
Bei den demokratischen Parteien weiß man es und kann es jederzeit überprüfen. Was die fas=
da hilft unter Umständen eine Haus dur ch= fu chung. Die fördert dann ans Tageslicht, was ihm ewig verborgen bleiben sollte, daß hinter den Führern die Industriellenverbände und Bantenfonzerne stehen, z. B. hinter der Freiheitsbewegung des chedem weißgrünen und nachmals schwarzweißroten Heinrich die Alpine Mon= tan und der Generaldirektor Apold!
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Auf die Demokratie und nicht wie man meinen sollte, auf die Nazidiktatur- bezieht sich
Possenspiel der demokrati - auch folgende Weisheit des Heinrich:
schen Wählerei
3 ulet vertritt der Führer nicht mehr die Gesamtheit, sondern nur mehr Tyrannis folgt auf die verdeckte, verkappie Tyrannis des Parteisystems.
macht er den Werbern der SH an folgendem sich: die echte, unverdedte Beispiel deutlich: Wenn plößlich an der Kreuzung der Kärntnerstraße und des Opernrings durch
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Das Blatt betont, man sei sich allgemein flar darüber, daß die Ernte in diesem Jahr 23 Die beiden Broschüren nationalsozialistischen Brozent weniger ergeben werde als im Vorjahr. Ursprungs und nationalsozialistisch- ständeſtaatDeutschland habe im Vorjahr 90 Prozent seines licher Tendenz die Henlein seinen Bezirksleitun Getreidebedarfs aus eigener Ernte gedeckt; in gen zum Studium übergibt, haben zu Autoren diesem Jahr sei eine Einfuhr in Höhe von 20 den Naziprofessor Othmar Spann , der sich Prozent des Bedarfes erforderlich. Der de ut in seiner bekannten Art über„ Die Irrungen des she Export sei von 26 Prozent der Welt- Margismus" ausläßt, und einen Reinald ein Haltejignal alle Wagen zu Stehen gebracht produktion im Jahre 1932 auf 14 Prozent Dassel , der Gegen Parteienstaat, gesunken; die schlechte Ernte bedeute die Für Stände sta a t" schreibt. Reinald Dassel ernstesten Schwierigkeiten, denen Hitler bis jetzt ist niemand anderer als der Spann- Schüler Walgegenüber gestanden habe. ter Heinrich, seiner Abstammung nach ein Sudetogermane, der sich in Wien habilitiert, bei Spann denAntimargismus erlernt und den austrofascistischen Heimwehren das erste Programm ge= liefert hat. Wie sein Lehrer Spann rutschte er später zu start nach der Hitlerseite ab, so daß er gegenwärtig in Desterreich selbst kaltgestellt ist, fofern er nicht wie andere gelernte Steirer bei bem Habicht- Rintelen- Putsch seine Finger im Spiel hatte.
Wer würde nicht erkennen, daß sich das auf und nun gefragt würde Wollen wir mit oder ge- Ebert und nicht auf Hitler , auf Paul Löve und en Frankreich Außenpolitik machen"( die Gram- nicht auf Göring bezicht21 matik dieser Frage geht zu Lasten des Univerfitätsprofessors Heinrich), so würden die verschie denen Passanten erklären, daß sie davon nichts verstehen.
Schon dieses Beispiel zeigt die völlige Unmöglichkeit der Abstimmung,
grundsatzes und des gleichen Gewichte der Stimmen der einzelnen Staatsbürger. In Wirklichkeit lann niemand nach dem Grundsatz der Mehrheit leben...
Berlin , 10. Auguft.( DNB.) Durch die er neute Anordnung des Präsidenten der Reichspressekammer ist die seit Mitte Dezember v. J. berhängte Sperre für Neugründungen von Bei tungen und Zeitschriften bis zum 31. März 1935 Herr Walter Heinrich , alias Reinald berlängert worden. Maßgebend für diesen Ent- Dassel, hat seine deutschböhmische Heimat nicht schluß sind Feststellungen über die Gesamtlage der vergessen, als er nach Wien zog, um sich als ata deutschen Presse, die zu dem Ergebnis geführt demischer Flickschuster des Antimarrismus zu baben, daß der mit der Anordnung vom 31. De- etabilieren. Er war der geistige Nährzember 1933 verfolgte Zweck einer Befriedung va ter des Kameradschaftsbun= spirator, geht noch einen Schritt weiter. Er sagt, der wirtschaftlichen Verhältnisse im Bereich der de s. Die Herren Sundt, Brand, Bür es sei periodischen deutschen Presse nicht in einem folchen Ausmaß erreicht ist, daß die endgültige Aufhebung der Sperre schon jetzt sich rechtfertigen
würde.
Ostpakt noch im August?
Baris, 10. Auguft.( Havas.) Das Blatt| Le Journal" beschäftigt sich abermals mit dem Oftpatt und schreibt: Troß des Standpunktes Deutschlands und Polens verlieren die Anhänger des Ostpattes, betreffend die gegenseitige Hilfeleistung, nicht den Mut. Deutschland wird geawungen werden, sich zu dem Patte zu äußern, und Bolens Sache wird es sein, den oder jenen Beg zu
wählen. Das wird mit den beiden
genannten Staaten oder ohne sie ,, schreibt das ohne ſie, schreibt das Matt weiter, verwirklicht werden, und zwar wahr scheinlich, wie wir denten, noch vor Ende dieses Monats.
er usw. verehrten in Heinrich ihren Meister. Kein Wunder, daß Henlein , dessen göttliche Berufung zum Führer der Sudetendeutschen ja im Kameradschaftsbund zuerst entdedt wurde, seinerseits dem Heinrich ein gutes Angedenken bewahrt und dafür sorgt, daß seine Jbeen in der S eine Heimstatt finden.
Bas also hat Herr Walter Heinrich den Demokraten von der Spf zu erzählen?
Mit Riesenschritten geht das parla mentarife Sh ft em feiner Auf I ösung entgegen... a Ilenthalben entstehen machtvolle Bewegun
Derlei hört man von Henlein in der Oeffentlichfeit nicht. Man muß schon hinter die Kulissen bliden, um den wahren Geist seiner Demokratic zu begreifen. Heinrich, Henleins Lehrer und In
bölliger Wahnsinn, zu glauben, daß durch ein staatliches System, das aus Wahlen hervorgeht und auf Mehrheitsbeschlüssen beruht, die Massen des Volles zur Regierung fähig würden. Der Voltswille sei
in Wirklichkeit gleichzusehen mit der U n'ft e ti g teit der Maffenlaune, daher die Innen- und Außenpolitit demos tratisch geführter Staaten sehr Teicht in eine a er störende un stetig teit hineingerät..
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Der Staat wird unter der Einwirkung des
teiensystems a er stört: seine Führung
demokratischen Parlamentarismus und des Par
wird un stetig; er wird nicht meh nach sittlichen Grundsäßen... sondern nach den Interessen einzelner Geldgrup pen... regiert...
30. Juni, und Henlein übergibt es seinen FeldSagt Walter Heinrich , ein Parteigänger des webeln, damit sie daraus demokratische Staatsbürgerkunde studieren. In Fettdruck schließt das Kapitel:
Demokratic, Parlamentarismus, Parteienstaat: eine Lüge, eine Unmög= I ich teit, cine Krankheit des Volkskörpers. Das ist unser E r= gebnis.
Das unsere ist die Frage, warumi und wozu man eigentlich vor Jahr und Tag die nationalsozialistische Partei verboten, dem Jung das Handwerk gelegt und den Krebs zur Heldenflucht gereizt hat, wenn man nun den Herrn Heinlein in dieser Art Boltserziehung betreiben läßt.
In der Broschüre folgt dann ein Kapitel über den Ständestaat, das genau so wirr und dumm ist wie alles, was die Theoretiker des Monstrums von Ständestaat noch von sich gegeben haben, und dann eine Gegenüberstellung Stän destaat gegen Parteienstaat".
Lebendige, ta meradschaftliche Treue und Gefolgschaft
gen, die den Kampf gegen den Parlamentaris- Wie anders doch bei diktatorisch regierten mus und das Parteiwesen auf ihre Fahnen ge- Staaten! Welche Ruhe, Stetigkeit und Sicherschrieben haben und die einen neue n, einen heit in dem Kurs etwa des Dritten Reiches oder gar Desterreichs! Welch vorbildliche Sicherheit in anderen Staat wollen. ben Ereignissen des 30. Juni oder des 25. Juli! fiche Röhm! Der Demokratie, zu der sich Henlein , der Führer, so gern bekennt, spricht Henlein , der Er
Sich aber bis zur Erreichung ihres Bieles aller schüßenden Einrichtungen des alten demokratifchen Staates gern bedienen.
zum Führer gegen das Ideal het Führerlosigkeit: echte Füh.