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Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XH., POCHOVA 2. TELEFON: 53077. ADMINISTRATION TEBERON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
14. Jahrgang
Die japanischen
Provokationen
Machinationen à la Reichstagsbrand
Freitag, 7. September 1934
Einzelpreis 70 ener
( einschließlich 5 Heller Portol
Die Koalition vor schweren Die KPTsch
Aufgaben
Die Japaner haben bekanntlich als Antwort Montag erster Ministerrat auf die konkreten und attenmäßig belegten An- Die sozialdemokratischen Parteivorstände tagen schuldigungen, die Sowjetrußland wegen der Schifanierung und Folterung seiner Bürger Gris gorjew und Frau Golowina durch japa= nische Sicherheitsorgane erhoben hat, die Behaup= tung verbreitet, der Ueberfall auf den Expreßzug bei Charbin fei von den Russen arrangiert, minbestens seien die Räuber von Rußland ausgerüstet worden. Diese Meldung klang von allem Anfang an sehr unwahrscheinlich, denn Rußland hat ein durchaus begreifliches Interesse an der Erhaltung des Friedens, während Japan den Krieg provozieren möchte.
Das Arbeitslosenproblem im Vordergrund
Nunmehr meldet das offizielle russische Preßbüro, daß aus Chabarowsk die Bestätigung da= für einlangte, daß die Banditen mit japanischen Gewehren ausgerüstet waren. An der Ueberfalls
ftelle feien Batronenhülsen mit der japanischen
Herkunftsmarke Drifawa" gefunden worden.
Außerdem wird jest bekannt, daß die im Zuge
mitfahrenden Japaner sofort nach dem Ueberfall die Leichen der Getöteten untersucht und sie cbenso wie die Verletzten den japanischen Behörden Sergeben haben.
Da die Japaner auch den Brand des mandschurischen Kaiserpalastes den Ruffen zur Last legen, wächst der Eindruck, daß Goerings gelbe Freunde den Krieg im Osten nach dem Rezept des Reichstagsbrandes provozieren.
Baldiger Rücktritt Macdonalds?
Auch Sir Simon soll gehen
Brag, 6. September. Die Regierung findet bei der Wiederaufnahme ihrer Herbstarbeiten eine Fülle von Aufgaben vor. Die offizielle Ministerberatung ist, wie die ,, Prager Breffe" meldet, bereits für kommenden Montag angescht. Ministerpräsident Malypetr ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hatte Dienstag mit seinem Stellvertreter, Eisenbahnbahnminister Bechyn t, und dem Außenminister Dr. Beneš eine Aussprache über die aktuellen Fragen der tschechoslowakischen Politif.
Die beiden sozialdemokratischen Barteivorstände eröffneten den Reigen der Herbstberatun= gen der Koalitionsparteien. Wie die vorliegenden Berichte zeigen, befaßten sie sich in erster Linie mit den ernsten wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben des kommenden fünften Krifenwinters.
Sitzung
unseres Partelvorstandes
Mittwoch abends tagte der Vollzugsausschuß der Partei und Donnerstag trat in den Klubräumen des Abgeordnetenhauſes unser Parteivorstand zusammen.
Genoffe Dr. Czech erstattete ein um faffendes Referat über die innen und außenpolitische Situation und die Aufgaben, welche daraus unferer Bewegung erwachsen. Bei der
Erörterung der kritischen sozialen und politischen Verhältnisse in den deutschen Grenzgebieten legte er die Wahrnehmungen zugrunde, welche er in letter Zeit durch die unmittelbare Berührung mit den Vertrauensmännern und Organisationen Paris , 6. September. Einer Information des Londoner Korrespondenten des„ Echo de Ba= eines schwergetroffenen Notstandsbezirkes gewoon Pa ris " zufolge spricht man in London von dem bal- nen hat. Genosse Dr. Czech erstattete ferner eine digen endgültigen Rücktritt Macdonalds. Reihe von Vorschlägen für die nächsten Aktionen Bei den beabsichtigten Aenderungen in der Zu der Partei.
Nr. 209
Dem feierlichen und herzlichen Empfang, der vor einigen Wochen den Prag besuchenden Vertretern der russischen Luftflotte durch die tschechoslowakische Oeffentlichkeit und die Repräsen= tanten unserer Armee bereitet wurde, ist nun in Marienbad cinc Begegnung des tschechoslowakischen Außenministers mit dem russischen Außens minister gefolgt. Man darf nicht nur annehmen, daß diese Unterredung der zwei Staatsmänner in dem gleichen herzlichen Tone erfolgte, der die Be grüßung der russischen Flieger auszeichnete, sons= dern, daß ihrer Aussprache auch wichtige Fatten zugrundelagen, die die Beziehungen der beiden Länder und ihre gemeinsamen Interessen im europäischen Raum betreffen. Nicht minder aber dürften von den zwei Außenministern die Modalitäten für den Eintritt Rußlands in den Völker73 neue Organisationen bund besprochen worden sein, denn Beneš ist der der tschechischen Genossen! Vorjizende der gegenwärtigen Völkerbundstagung. die den Eintritt beschließen wird. Jedenfalls wirft Dr. Meißner über die Arbeitseinstellungen. die Zusammenkunft der beiden Außenminister und die Ursachen, die ihr zugrundeliegen, aufs Neue Der Parteivorstand der tschechoslowakischen siz des Genossen amp I seine erste Nachferial- internationalen Arbeiterpolitik auf. Sozialdemokraten hielt am Mittwoch unter Vor- wichtige Fragen der tschechoslowakischen und der Es ist gewiß nicht das erstemal, daß die fißung ab, in der nach dem Organisationsbericht des Generalsekretärs Dundr, der unter anderem Vertreter der russischen Außenpolitik und der russifeststellte, daß die Zahl der Parteiorganisationen schen Armee sich in herzlichem Einvernehmen mit in einem halben Jahre von 5132 auf 5205 Orga- den Vertretern anderer Mächte befinden. Man era nisationen angewachsen ist. innert sich noch an die russischen Besuche in Rom.
sammensetzung des englischen Kabinetts soll ferner An sein Referat schloß sich eine rege Debatte, der Außenminister Sir John Simon durch den an der sich Vertreter fast aller Kreisorganisatio- gel an Bestellungen zu suchen ist, sondern in der Länder atmeten. Trotzdem aber behielten diese bisherigen Striegsminister Lord Hailshamnen beteiligten. Durchwegs wurde von den Red- schwierigen Kreditbeschaffung. Die Kreditbeschaf
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Nürnberg. ( Inpreß.) Obwohl das offizielle Programm des Nürnberger Parteitages", die Tagesordnung und die Paraden, die Feierlichkeiten und das Feuerwerk, nach den gleichen Grundsäßen aufgestellt wurde, die im vorigen Jahre Gültigkeit hatten, sind diesmal Tatsachen zu verzeichnen, die den Weg markieren, den die NSDAP seit dem leßten Kongreß zurückgelegt hat. 10.000 Reichswehr leute befinden sich in Nürnberg . Ihre Aufgabe ist es vor allem, die persönliche Sicherheit Hitlers und der andern Naziführer zu sichern. Das Hotel, in dem Hitler wohnt, wird wie eine Festung bewacht. Auf hundert Meter Distanz ist ein Gürtel schwer bewaffneter Reichswehrleute um das Hotel gezogen. Innerhalb des Gürtels patrouilliert SS ; SA- Leute sind erst in weiterer Entfernung vom Hotel bemerkbar. Begeisterung und spontaner Ju bel bei der Ankunft Hitlers fehlte. Hitler erschien in Begleitung Streichers, um der Welt zu zeigen, daß er für die schändlichste Pogromheße dieses Chefs der Judenverfolgungen und Herausgeber des„ Stürmers" die Verantwortung trägt.
Aufsehen erregte die Tatsache, daß Goering auf dem Kongreß nicht erschienen ist.
Heute Völkerbundrat
Genf, 6. September. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benes traf heute mittags hier ein und wurde von den Mitgliedern der rumänischen, jugoslavischen und tschechoslowakischen Delegation am Bahnhof empfangen. Nachmittags begann Minister Dr. Benes als Vorsitzender der morgen beginnenden Tagung des Völferbundrates die Vorbesprechungen im Sekretariat des Wölferbundes mit dem Generalsekretär Avenol und anderen Diplomaten.
11. a. sprach Minister für soziale Fürsorge die zu einer Zeit erfolgten, da die Erinnerung an Dr. Meißner über soziale Fragen, so insbe- den Matteotti- Mord noch ganz frisch war und sondere über die Bewegung in der Arbeitslosen an die begeisterte Begrüßung der fascistischen Flies siffer und stellte fest, daß sich der Einfluß der neu- ger in Odessa . Man erinnert sich an die einstvergebenen Staatslieferungen erst nach einiger mals engen Beziehungen zwischen der deutschen Beit auf dem Arbeitsmarkt zur Geltung bringen und der russischen Armee. Auf dem Gebiete der wird. Er stellte ferner fest, daß die Baubewegung prattischen Außenpolitik waren die russischen in diesem Jahre in den Städten enttäuscht habe Wachthaber sehr bald von den Thesen der Dritten Internationale abgewichen, die bis in die jüngste und nur in größerem Ausmaß auf dem Land an zutreffen war. Bei näherer Prüfung, warum in Beit den Geist der Weltrevolution und des uns einzelnen Betrieben die Arbeit eingestellt wird, versöhnlichen und kompromißlosen Kampfes gegen lasse sich feststellen, daß die Ursache nicht im Man- die bürgerlichen Regierungen" der einzelnen Thesen für die Politik der einzelnen kommunisti schen Sektionen Geltung und bestimmten sie zu ciner Politik, die vom Standpunkt der russischen Interessen aus selbstmörderisch war. Es war ganz folgerichtig, wenn auch wahnsinnig, daß Thäl= mann nach dem 20. Juli 1982 in einer Sizung stischen Methoden der Heimatder leitenden KPD - Funktionäre erflärte, es jei front stand zur Erörterung. Ein Sprecher des ganz gleichgültig, ob die sozialistische Preußenwestböhmischen Kreises konnte berichten, daß die regierung durch Papen oder die Kommunisten be Stimmung der Arbeiterschaft für die am 7. Oftos Wir haben in lester Zeit darauf hingewiefen, seitigt worden ist; die Hauptsache sei, daß dadurch ber in Karlsbad angesagte sozialdemokratische daß angesichts der unvermindert andauernden die Interessen des Bürgertums Schaden gelitten Parallel- Kundgebung zu dem Henlein - Haderschen Krisennot die von der Regierung beschloffene hätten. Die Politik der deutschen Komintern- SetTag der Voltsgemeinschaft" sehr gut ist und daß Brotaktion für Arbeitslose sehr dringlich geworden tion hat dazu beigetragen, daß sich Rußland jetzt unsererseits ein Massenbesuch erwartet wird. ift. Mit der Septemberperiode der Ernährungs- gegen die Außenpolitik des deutschen Fascismus aktion ist auch bereits die Ausgabe der Brot-( und selbstverständlich gegen die mit ihm konspis cnweisungen an die einzelnen Bezirke erfolgt. rierende Japans ) durch den Beitritt zum Völs ferbund zu schüßen versucht.
nern eine energische Abwehr der werde die Regierung befassen müssen. fung sei eine der wichtigsten Fragen, mit der sich bürokratischen Verschlechterung
der Ernährungsattion gefordert.
Auch der Kampf gegen die fafci 1,116.700 Brote
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Da die umfangreiche Tagesordnung nicht bewältigt werden konnte, wurde ein Vorschlag des Genossen Ta u b angenommen, wornach sich eine in 14 Tagen stattfindende erweiterte Sißung des Parteivorstandes mit den Einzelheiten des geplanten großen Herbst- und Winterfeldzuges der deutschen sozialdemokratischen Organisationen beschäftigen wirb.
Die Brotaktion für Arbeitslose eingeleitet
Nach den bereits veröffentlichten Detailsiffern haben die deutschen und gemischtnationalen Industriebezirke insgesamt 1.116.700 Brotanweisungen erhalten. Dadurch kommt die planmäßige Getreidebewirtschaftung auch teilweise den Arbeitslofen zugute.
Wir sind wieder konkurrenzfähig
Dr. Englis über die Devalvation
Bei einem Besuch der Prager Mustermesse hielt der Gouverneur der Notenbank Dr. En gli& gestern eine Rede, in der er sich mit der Devalvation der Krone befaßte. Er führte u. a. aus:
War auch die Wendigkeit der russischen Dis plomaten hinsichtlich der Beziehungen zu einzels nen kapitaliſtiſchen Ländern bekannt, so blieb ihre Stellungnahme gegenüber dem Völkerbund underföhnlich ablehnend: in diesem Punkte deckten sich die Aeußerungen Litwinows mit den Proklamas tionen des E K K J. Nun haben sich nicht etwa die Grundsäße des Völkerbundes geändert, sons dern die russische Außenpolitit hat, im Interesse ihres Landes, ihre schon befannte Kompromißbea reitschaft auch auf ihn erstreckt. Das Völkerbundss nur eine feste Grundlage für die Investitions- mitglied Rußland wird sich den Genfer Sabungen und Wirtschaftskaltulation im Inland und eine genau so unterwerfen wie irgend ein anderer Plattform für die Konkurrenzfähigkeit mit dem Staat und wird so auch seiner Bereitschaft Auss Auslande bilden. Alle Wirtschaftsfurven, welche druck geben, gemeinsam mit den anderen Völkers den Wirtschaftsstand der Tschechoslowatci charat- bundsmitgliedern etwaige triegslüsterne Angreis Der Zweck der Devalvation war nicht, die terisieren, zeigen bis Ende 1933 Jahr für Jahr fer mit allen Mitteln zur Ordnung zu rufen. Es Preise zu erhöhen, sondern unserer Voltswirt eine ständige fallende Tendenz, während ist nach dem Wortlaut der eben von ihm mit an schaft eine weitere Senkung der Preise um 15% sich heuer all diese Linien brechen und einen deren Ländern abgeschlossenen Patte sogar bereit, zu ersparen, die sonst unbedingt notwendig gemäßigen Aufstieg verzeichnen. Der seine Rote Armee mit den Armeen anderer ,,, fas wesen wäre, um unser Preisniveau an das des heurige Grport zeigt eine auffallende Steigerung pitalistischen" Länder zum Schuße der gemeins Weltmarktes anzugleichen und so wieder tontur in die sogenannten freien Märkte. Dies famen Interessen operieren zu lassen. In der letzten Zeit sind die Angriffe der renzfähig zu werden. Daß die Herabseßung des deshalb, weil wir wieder tonturGoldgehaltes der Krone keinesfalls eine Entwver- rena fähig wurde n. Wenn die Ausfuhr- fommunistischen Presse auf den Völkerbund ver= tung der Krone im Inlande bedeutete und auch steigerungen in die freien Märkte- d. h. in jene stummt. In den Ländern aber, in denen es noch weder Einlagen noch Gehälter entwertete, tönne Länder, die keine gebundene Devisenwirtschaft sozialdemokratische Vertreter in den Regierungen haben heute schon endgültig festgestellt werden. nicht eingetreten wäre, wäre unsere gibt, fämpfen die Sektionen der Komintern in Die Devalvation sollte und konnte auch Ausfuhr infolge der Einfuhrhindernisse der ande- alter Weise, also etwa im Geiste der oben wiedernre Staaten weiter gefallen. lgebenen Aeußerung Thälmanns gegen die So=
teine konjunttur hervorrufen, sondern
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