Rr. MOMttwoch, 19. Levtember 1934Seite 8Endlich allein...oder: MH Dir allein auf einer einsamen Insel..«Eine deutsche Sektion dertschechischen FasdstengemelndeWenn Hitler die Deutschenin Südtirol und im Korridorden Italienern und den Polenüberlassen kann, warum sollte«in deutscher Faseist nicht Mitglied der tschechischen Fascistenwerden? Da- gestrige„PrävoLidu" veröffentlicht drei Belege für die Existenz einerdeutschen Sektion der N. O. F.(Nationale Fascistengemeinde)Bajda»:1. Eine Bestätigung derPretzburger Ortsgruppe, wonach ein gewisser Eugen Rosenberg als Mitglied ausgenommen wird. Die Bestätigung,welche wir im Faksimile wiedergeben, trägt den handschriftlichen Vermerk:.DeutscheSektion".2. Eine Mitgliedskarte fürdenselben Rosenberg. Der Ausweis, in den rot-weiss-blauenFarben— ist ebenfalls von der»Deutschen Sektion" ausgestellt.8. Ein deutsches Anmeldeformular mit dem Wortlaut:Anmeldung:Htemit erkläre ich, dah ichfreiwillig und ohne Zwang derdeutschen Sektion der Fascistischen Partei der E. S. R. beitrete.Name:Geburtsdaten:..,,.Beschäftigung:Wohnort:......Diese Anmeldung ist an dasKrajskh sekretaritt Närodnrjober Fatistiekej in Bratiflava,Dunajskä ulica i. 20. TelefonNo. 18-17 zu senden.Würdige Brüder, die Fasei«sten aller Nationen Ifaty ta Henn ndiho sdruienia. Ziadame TaI Bralre I4tZenuM etkrelarlit Nir. Obee FailitlckrJ jLpre Sloveuko 17*Br.lltUr.,»jk.l Mr--' BrOlre'Na tdklade Tuojej prthldtky bol ei pri-at>ys prltoienau tlolenkou tmlal HastkuKl...1L— 1 0 toKi prtspeuku taKl tdpltniho,„Mein Führer I"Septimus amüsiert sich in der.Liberty" über die Adolf Hitler allein zustehende Anrede»mein Führer" und machtsie zum Gegenstand folgender Glosse:»Ich kenne einen Mann, der krank geworden sein must, nachdem er die Reden auf demNürnberger Nazikongreh gelesen hat. Das istWilhelm II. Während seiner Regierung hat derEx-Kaiser nichts so geliebt wie den Weihrauch.Die Höflinge und offiziellen Festredner haben ihnden siegreichen, den Unbesieglichen, den OberstenKriegsherrn. Reformator des Menschengeschlechts,Friedensfreund genannt. Aber keinem von ihnenwäre cs je eingefallen, vor den Herrscher hinzutreten, in Verzückung zu geraten und ihm insGesicht zu brüllen:»Mein Kaiser, Siesindallesin Sine ml" Wenn manhier das Wort»Kaiser" durch»Führer"erseht, dann hat man wörtlich das, was RudolfH e st auf dem Nürnberger Kongrest sagt.. Sicher,für Wilhelm II. must diese kolossale Schmeicheleieiner verlorenen Schlacht gleichgekommen sein.Und zu denken, dast er diesen kümmerlichen Hitler als einfachen Soldaten in seiner ruhmreichenArmee hatte I Ach wenn er das gewuht hätte...Indessen zu Zeiten des Kaisers hätte Deutschlandnoch über eine Lobhudelei von solcher Plumpheitgelächelt. ES hätte gefunden, dast Herr Hch»einbistchen zu weit" gegangen wäre, selbst mit SeinerKaiserlichen Majestät. Die Oppositionsblätterhätten Karikaturen veröffentlicht, die BerlinerStrassenjungen hätten ihre Kalauer gerissen...Die 88 Million««Deutsche, diemit»Ja" gestimmt haben, finden,dast Herr Hest etwas ganz Natür«lichesgesagthabe...»Mein Führer. Diesind alles in Einem!" Wir werden noch erleben,dast man diese Formel in Gebetedesneuenhitlerisch-heidnischen Kultseinführt, den die deutschen Theologen gerade zurletzten Weihe des Dritten Reiches zu fabrizierenim Begriffe stehen. Wir werden sehen, dast manden Führer bald wie«inst die römischen Kaiseranrufen wird:»Göttlicher Hitler!" DieDeutschen denken nicht mehr daran, zu lächeln,aber wir, wir haben noch das Recht, uns darüberzu amüsieren!"Kerker- Kerker-Kerker...(Wien.) DaS Schnellgericht verurteilte heuteden 21jährigen Mittelschüler Gottfried Weinrichzu fünf Jahren schweren Kerker», weil er in derBilla seiner Mutter in Zwettl Waffen national«sozialistischen Ursprung» verborgen hielt. Der verurteilte Mittelschüler wurde bereits vor einigerZeit wegen Spionage verhaftet, mustte aber man«gel» Beweisen wieder freigelassen werden.Da» Schöffengericht in Salzburg verurteilteheute zu fünf Monaten schweren Kerker» den20jährigen Michael Gollakner, der auf Drängenseiner nationalsozialistischen Kameraden seinenArbeitgeber bestohlen hatte und nach Bayern geflohen war, wo er in die österreichische Legion ein«trat. In der Legion mutzte er sich einer strengenmilitärischen Ausbildung unterziehen, wobei erunter Hunger und Kälte sowie unter der Rücksichtslosigkeit seine» Kommandanten zu leidenhatte, so dast er schliesslich nach Oesterreich zurückkehrte und ein Geständnis ablegte.Das Kreisgericht in Leoben hatte vor einiger Zeit den Angehörigen de» RepublikanischenSchubbunde» Ambrosius Schweiger, Bergarbeiterin St. Peter, der der Aufbewahrung sozialdemokratischer Waffen angeklagt war, freigesprochen.Der Staatsanwalt hatte Berufung eingelegt.Ta» Oberste Gericht ordnete ein« neue vcrhand«lung an, und heute wurde Schweiger zu fünfJahren schweren Kerker» verurteilt.und Diebstahl(Wien.) Die»wiener Zeitung" veröffentlicht drei Bescheide der Generaldirektion füröffentliche Sicherheit, womit da» Vermögen derehemaligen sozialdemokratischen Abgeordneten Dr.Julius Deutsch, Karl Heinz und Berthold Königbeschlagnahmt wird.Weder ein Eisenbahn-Ueberfall In Mandschukuo(Lvndon.) Hier wird ein« Meldung bekannt,die von einem Ueberfall auf einen Eisenbahnzugder Linie Mulden—Kirin wissen will. Der Zug,bestehend au» einem Personenwagen und fünfzehn offenen Güterwagen, verkehrte auf einerNebenlinie; er soll von 18V chinesischen Banditenüberfallen worden sein. Nach dreistündigemKampfe sind aber die Angreifer in die Flucht geschlagen worden. Bon den Insassen de» Zuge»wurden 14 Personen, darunter drei japanischePolizeibeamte und fünf chinesische Fahrgäste, getötet, 18 weitere Passagiere, darunter fünf Japaner, wurden verwundet. Die Banditen liessen 25Tote an der Stätte de» Kampfe» zurück. In demGüterwagen wurden Telephonmaterial und Benzin befördert.Japans Generalvertreterfür, Europa(Tokio.)(Reuter.) Die japanisch« Regierung ernannte den ehemaligen Botschafter in RomJoshtda zum»Bevollmächtigten de» Auhenmint»ster» für Europa und Amerika". Diese Funktiongleicht jener, mit der Norman Davi» für dte vereinigten Staaten betraut wurde.Von der Wegebis mm Grabe Soldat(Rom.) Der italienische Ministerrat issDienstag zusammengetreten und-billigte auf Vorschlag do». Regierungschefs folgende Gesetzentwürfe: 1. Einen Gesetzentwurf für die vormilitärische Ausbildung, die die männliche Jugend wm8. bis 21. Lebensjahre in den Jugendorganisationen geistig, körperlich und militärisch erziehensoll. 2. Einen Gesetzentwurf für die nachmilitärische Ausbildung, die den Zweck hat, nach derDienstzeit den militärischen Geist und die Kameradschaft wachzuhalten und die ausgedienten Soldaten in ihren dirSbeziiglichen militärischen Funktionen sowie mit allen krsegStechnisckien Einrichtungen und Fortschritten auf der Höhe zu halten.Weiter ist vom Ministerrat ein Gesetzentwurf gebilligt worden, der militärische Ausbildungskursean den Mittel« und Hochschulen vorsieht.Aufregung In derhoHMndlschen Kammer(Haag.) Bei der Eröffnung de» neuenSitzungsabschnitte« de» Parlamente» ereignetesich ein aufsehenerregender Zwischenfall. Al» di«Königin im Rittersaal die Verlesung ihrer Thronrede beendet hatte, erhob sich einer der ältestenAbgeordneten, um die Monarchin mit dem gebräuchlichen Ruf„ES lebe dte Königin l h zuehren. Ehe noch die übrigen Anwesenden in diesenRuf einstimmen konnten, hatte der au» Niederländisch Indien stammende kommunistische Mge-ordnete der Zweiten Kammer, Rustan Effendi, dieWorte„Weg mit der Königin" in den Saal geschrien. Aller Anwesenden bemächtigte sich ein«grosse Erregung. Mehrere Kriminalbeamtestürzten sich sofort auf den Kommunisten undentfernten ihn au» dem Saale. Auch die beidenanderen kommunistischen Abgeordneten derZweiten Kammer wurden au» dem Saal geführt.Auf den Strassen musste dte Polizei an mehrerenStellen kommunistische Ansammlungen zerstreuen.Ein Putsch In Mexiko(Monterey, Mexiko.)(HavaS.) Zwei Abteilungen von Aufständischen überfielen gleichzeitigzwei Städte im Staate Nuevolon, ungefähr 40bewaffnete Banditen überfielen da» Rathaus undbemächtigten sich der Munitionsvorräte. ES wurden reguläre Truppen gegen sie ausgeschickt.Einheitsfrontangebot In ZUrlchabgelehnt(Zürich.)(EDA.) Die Züricher sozialistische Partei hat den kommunistischen Antrag aufdte Schaffung einer Einheitsfront abgelHit.Sozialistenhatz in Spanien(Madrid.)(HavaS.) Der ehemalige portu«gifische Minister Mura» Pinto wurde im Zusammenhänge mit der vor kurzem aufgcdeckten Ein»schmuggelung von, Waffen nach Spanien verhaften. Außer. ihm wurde.ein portugisischcr Ingenieur verhaftet und wie mitgeteilt wsrd, hat derUntersuchungsrichter die Verhaftung noch zweierportugisischer Offiziere angeordnet.DaS katholische Blatt»El Debate" behauptet, dah die Beteiligung der linksgerichteten Politiker Spanien» an der schmugglerischen Einführung von Waffen nach Spanien erwiesen seiund dass die Regierung zu Beginn der tzerbstses-sion des Palamente» verlangen werde, dast einigesozialistische Abgeordnete ihrer Immunität entkleidet werden.Ein spanischer Kelchstagsbrand(Madrid.)(HavaS.) DaS RcchtSorgan»In«formacione" veröffentlicht«ine Sensationsmeldung über die Aufdeckung einer sozialistischen undkommunistischen Verschwörung, die in einem Attentat auf einige Minister anlässlich der feierlichen Ueberführung der sterblichen Ueberreste desKapitän» Galan Hernandez ihren Höhepunkt finden sollte. Die Verschworenen hätten beabsichtigt. sich Madrids zu bemächtigen und«eine Diktatur de» Proletariat» einzufiihren, an derenSpitze Largo Caballero stehen sollte.Dr, Chvätal gestehtund gibt Mitschuldige preisBor einigen Tagen wurden in Teplitz derAdvokat Dr. Friedrich C h v a t a l und der Fachlehrer Heller wegen einer antisemitischen Flua-blätteraktion verhaftet. Die Polizei hat nun dieHintergründe der Affäre aufgeklärt.Bei einer zweiten Hausdurchsuchung in derWohnung EhvatalS wurde— Ivie»LidovSNoviny" berichten— ein Teil eine» Briefes gesunden, welcher am 29. August an das Propadandaministerium in Berlin geschickt werden sollt«.In diesem Schreiben ersucht E h v a t a l, derreich-deutsche Rundfunk solle am 18. Septemberdie Deutschen im Ausland auffordern, die Judenzu boykottieren.E h v a t a l gestand, dast er in einer Druk«terei in Kulm 8000 Flugblätter hatte Herstellenlassen, welche an ihm vertrauenswürdig erscheinende Personen verschickt wurden und von ihnenverteilt werden sollten. Auch Schulkinder solltenfür diesen Zweck verwendet werden. Die Polizeihob auf Grund der Aussagen Ehva«tal» die geheime Druckerei bei einem gewissenM ü l l e r in Kulm aus und beschlagnahmte alle»Material.—SHF und Hitler»Jeder anständige Deutsche istNationalsozialist, die besten sindParteimitglieder."— Das ist dereinzige Satz, den die..Rundschau" der HerrnHenlein au» der Hitlerrede auf dem NürnbergerParteitag zu zitieren für wert hält. Alle» übrigeLob, da» in dem Hcnleinblatt dieser Veranstaltungder braunen Banditen gespendet wird, ist ange«sicht» dieser Enthüllung de» Henleinschcn Hitler«geiste» belanglos. ES interessiert höchsten» nochdie befriedigte Feststellung der»Rundschau",»dassman Hitler» Position in Deutschland für festerdenn je halte". Da» kann man von seinen ausländischen Trabanten nicht so ohne weitere» behaupten.>„Vie Krise der Demokratie**die eines der Hauptthemcn de» Prager Philako«phenkongresse» war. hat selbstverständlich die ganzbesondere Aufmerksamkeit der henleinschen„Runo-schau" gefunden. Sie berichtet— in wenigenZeilen— über den Kongrest, bringt eS aber selbstin diesem knappen Bericht zuwege, vor der braunen Barbarei ihren Kotau zu machen:»An der Aussprache über diese» Thema beteiligten sich mit grossem Temperament, Geist undUeberzeugungSwillen besonder» die Franzosen,Engländer, Amerikaner und Italiener. Dass dier e i ch» d e u Ischen Vertreter in der Debatte. nicht eingriffen, löste unter den Konaressteilneh-mern grosse Enttäuschung.au»."Besonders gross ist, wie man sieht, die Enttäuschung über da» verlegene Schweigen derglcichgeschalteten„Wissenschafter" bei den Hen«leinlenten, die es gerne gesehen hätten, wenn dieHitler-Diener der Philosophie den Unwert>°erDemokratie nachzuweiscn versucht hätten. Aberder Geist der anderen hat ihren Ungeist zumSchweigen gebracht. Es war die Blamage^eseinen Hellpach- schon lehrreich genug. Freilich:die„Rundschau" hat e» bi» zum Geiste sehr weit.Sie kann nicht schweigen, wo e» gilt, dem Hunnengeist ein— wenigsten» indirekte»— Kompliment zu machen.Slowakische Zeitung eingestellt(Bratislava.) Auf Grund eines rechtSgülti«g.> Befunde» des KreiSgerichte» in Bänska Vy-striea hat daS Landesamt in Bratislava laut denBestimmungen deS 8 34 des Gesetzes zum Schutzeder Republik die Erscheinung der periodischenZeitschrift„Närodnie Noviny", die von der slowakischen VolkSpartei in Turä Sv. Martin her-auSgegeben wird, für die Dauer von 6 Monatenverboten.