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Sonntag, 7. Oktober 1934
Der neugewühlte Abgeordnete des Senegal * gebietes(Westafrika ) für die französische Kammer in Paris , Galandu Di 0 uf, ist soeben in Paris eingetroffen, um dort sein Amt zu übernehmen.
26 Matrosen untergegangen Die Suche nach dem- Dampfer„M i l l- Pool", der dieser Tage meldete, daß er sich im nördlichen Atlantik in höchster Seenot befinde, wurde bereits aufgegeben und man hält dafür, daß der Dampfer nach der schweren Havarie, die er in dem letzten schweren Sturme erlitten hatte, mit seiner Lggliedrigen Besatzung v e r l 0 r e n ist. Nach einigen Tagen qualvoller Ungewißheit über das Schicksal des Westhartlepooler Fracht* dampferS„A i n d e r b y" von 4800 Tonnen, der in demselben schrecklichen Sturm wie die „Millpool" schwer beschädigt worden war, erhielten dessen Eigentümer am Samstag ein Radiogramm vom Kapitän des Dampfers, in welchem dieser bekanntgibt, daß der Dampfer wieder dem Steuer gehorcht und keiner Hilfe bedarf. Der Kapitän hofft, Mittwoch in Bristol einzulaufen.
Ein Riesenauftrag. Die bxitischeFlug- zeugfabrik„Monospar" erhielt dieser Tage eine der größten Zivilflugzeug-Bestellungen, die je vergeben wurde. Sie soll 55 Flugzeuge bauen, von denen die Hälfte für die Ausfuhr bestimmt ist. Die Flugzeuge dieser Fabrik haben besonders konstruierte Tragflächen, so daß beträchtliche Ersparungen am Gewicht ermöglicht werden. Die Apparate werden mit zwei Motoren versehen sein. Eine Hochzeitsgesellschaft verunglückt. In W a s u m bei Duisburg ereignete sich Freitag abend ein folgenschweres BerkehrSunglück. Ein Motorrad stieß mit einem Personenauto so heftig zusammen, daß sich der Wagen, in dem sich eine Hochzeitsgesellschaft befand, überschlug. Der im Beiwagen des Motorrades sitzende GerichtSasiessor Dr. Schwarz aus Hamburg wurde auf der Stelle getötet, während der Fahrer und die Insassen des Personenwagens mit schweren Verletzungen dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Der Lenker des Personenwagens kam mit dem Schrek- ken davon. Tod im Brunnen. Bei dem unweit Wanken dorf gelegenen Ort Obendorf ereignete sich Freitag«in schweres Brunnenunglück, dem zwei junge Menschenleben zum Opfer fielen. Der 25» jährige Arbeiter Schlotfeldt aus Wankendorf und der 22jahrige Schmiedegeselle W 0 e l t aus Neu münster sollten auf dem Grundstück eines Landwirte» eine Pumpe aufstellen. Sie stiegen in einem dort befindlichen Brunnen ein, und zwar zunächst Woell und, al» dieser nicht znrückkam, Schlots:ldt. Als auch dieser dann kein Lebenszeichen mehr von sich gab, benachrichtigte man die Gendarmerie. Ein Feuerwehrmann, der zunächst mit einer Gasmaske einstieg, wurde sofort bewußtlos und mußte auf der Stelle emporgezogen werden. Später stieg ein zweiter Feuerwehrmann ein. Ihm gelang es, die beiden auf dem Brunnenboden liegenden Leute anzuseilen, so daß sie emporgezogen werden kennten. An ein« Rettung war nicht mehr zu denken. Bei beiden war der Tod infolge Gasvergiftung seit geraumer Zeit schon eingetreten. Die vor 60 Jahre» gegründete Lepra-Mission feierte Freitag in London ihr Jubiläum. Au» der ganzen Welt trafen Glückwunschkundgebungen ein, und auch die Leprakranken sandten eine Fahne mit einer Aufschrift in chinesischer Schrift, di« lautet^: „Güte für da» chinesische Volk". ES wurde eine Botschaft an WelleSley Bailey gesandt, der der ein-1 zige Ueberlebende der beiden Begründer der Misiion ist-| Verdorbene» Fleisch. Nach Mitteilung de» Direktors des Schlachthofes Gelsenkirchen erkrank-. ten, wie dar„Berliner Tageblatt" meldet, rund 50. Personen nach dem Genüsse minderen Fleisches, darunter 80 SS -Männer der Führerschule Rotthausen.! Das Fleisch sei mit dem Stempel eines. Veterinärarztes versehen gewesen, soI daß in Gelsenkirchen niemand die Schuld treffe. Falschmünzer. Seit einigen Jahren wurde in veritn und Umgebung eine besondere gemeinge- fahrUche Fälschung von Zwei-Reichsmark- Stucken beobachtet. Die Hersteller und Verbreiter ginger so geschickt und vorsichtig zu Werke, daß sie me mu den Falschslücken angehalten wurden. Durch umfangreiche Ermittlungen kam da» Landes-
die Sowjet- und kommunistischen Organisationen im Gefühl ihrer Mitverantwortung„mitbeleidigt" ab von den Opfern des Fäscismus? Ich will hier keine Anklage erheben, sondern nur an die internationale Solidarität appellieren. Es handelt sich ausschließlich darum, den entsetzlich darbenden Opfern des Fäscismus in Konzentrationslagern und Emigration Hilfe zu bringen. Erich Wollenberg .
Eine Königswahl bei den polnische« Zigeunern Bei den polnischen. Zigeunern ist zurzeit ein heftiger Propagandakampf zwischen zweiPar- t e i e n im Gange, da die Wahl eines neuen„Königs" bevorsteht. Von den 80.000 Zigeunern, die man auf der Welt zählt, lebt etwa ein Drittel in Polen . Diese polnischen Zigeuner, die sich als eigene Volksgruppe betrachten, stehen in Feindschaft mit den Zigeunern anderer Länder. Wenn jemals andere Zigeuner die polnische Grenze überschreiten, pflegt ein erbitterter Kampf gegen sie einzusehen. Dieser wird in der Regel durch Anzeigen bei der Polizei wegen aller erdenklichen Vergehen durchgeführt. Die polnischen Zigeuner haben,' wenn sie auch juristisch den Gesetzen de» Staates untersteh«!, ihre eigene Verfassung, ihre eigenen Gesetze und ihre eigene Gerichtsbarkeit. Sie werden geleitet von einem„Koni g", der in der Regel in der Nähe von Warschau seinen Sih hat und auf f ü n f Jahr ege w äh l,t.wird'. Trotz des Königs gibt es nur eine, allerdings sehr zahlreiche Familie, namens K w i k, aus der stets di« Könige gewählt werden. Auch beim diesjährigen Wahlkampf hartdelt es sich um die Anhänger von zwei Vettern KwikS, die ihren Kandidaten zum König machen wollen.
Die deutsche Regierung und ihre Nachgeordneten Behörden machen alle Anstrengungen, um im Ausland den Eindruck hervorzurufen, das Dritte Reich sei ein Staat der Ordnung und der Ruhe geworden. Ganz besonders soll das Ausland glauben, daß die durch lebende Zeugen unwiderlegbar festgestellten Mißhandlungen und grausamen Folterungen wehrloser Gefangener in den SA-Kasernen, Konzentrationslagern und Gefängnisien nur die üblichen Begleit- erscheinungen jedes revolutionären Ausbruches gewesen seien, daß essie seit sieben Mona« ten schon in Deutschland nicht mehr gäbe. Das ist Lüge! Die politischen Gefangenen der herrschenden Bestien müssen noch heute fürchterliche Torturen über sich ergehen lassen. WaS viele nach der Machtübernahme der Fascistcn alS willkürliche Ausschreitungen sadistischer Elemente ansahcn, das hat sich inzwischen als ein raffiniertes, schändliches System enthüllt. Die sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter werden heute nicht mehr von diesem oder jenem SA-Mann„zufällig" gequält, sondern die geheime Staatspolizei hat ihre besonderen Kommandos, für die die entmenschteste» Gestalten ausgesucht sind, denen die Opfer zur „Vernehmung" zugeführt werden. Wir erhalten gleichzeitig mehrere Zuschriften, in denen erschütternde Einzelheiten über das Schicksal einer Anzahl Leipziger Genossen mitgeteilt werden. Die Nazibestien nehmen jetzt für die 22 Prozent Neinstimmen, die es am 19. August in Leipzig gab, furchtbarste Rache. Schon Anfang August wurden Leipziger Arbeiter und Arbeitslose, die früher der sozialdemokratischen Partei angehört hätten, verhaftet. Zur Durchführung der Aktion war ein besonderer Stab der Gestapo nach Leipzig verlegt worden. Diese Spür« und Bluthunde wollten ihre Ueber« legenheit über die Leipziger Polizeiobeweisen und forschten nach Hochverrätern. Gesinnungsfreunde, von denen bekannt geworden war, daß sie ihrer sozialdemokratischen Gesinnung treu geblieben sind, wurden als„Hochverräter" eingeliefert. ES
wurden im Monat August etwa 40 Sozialdemokraten hinter dir Gefängnismauern geworfen. Bon ihnen brauchte die Gestapo „Geständnisse". Und sie wurden mit allen Mitteln aus den unglücklichen Opfern herauszupressen versucht. Zuerst wurde ihnen gut zugeredet: Sie sollten alles aussagen, dann würden sie freigelassen werden oder mit einer ganz geringen Strafe davon kommen. Wenn nicht, so drohe ihnen zwölf Jahre ZluhthauS, einigen vielleicht gar di« Todesstrafe. AIS damit die gewünschten Geständnisse nicht zu erreichen waren, begannen die fürchterlichsten Misshandlungen. Einzelnen Genossen wurden dabei die Zähne ausgeschlagen. Ueber und über mit Blut besudelt wurden dann die. Opfer ohne ärztlich« Hilf« in den Zellen liegen gelassen. Eine Frau, die nach ein paar Wochen für einige Minuten ihren Mann auffuchen konnte, fand ihn in der Zellenecke zusammengrkaucrt, mit völlig ergrautem Haar und verstört vor. Sie wollte nicht glauben, dass man in einigen Wochen auS ihrem gefunden, kräftigen Mann ein solches menschliches Wrack gemacht hatte.
kriminalpolizeiamt am Ende des Vormonats auf die Spur der Fälscherbande. Ihre Mitglieder wurden ständig beobachtet und verfolgt- 8u einem großen Schlage konnte ausgeholt werden, als da» Haupt der Bande, der 45jährige Eduard Weirowski, vor einigen Tagen gerade einem seiner Vertreiber eine größere Men« falscher Zwei-Mark-Srücke übergeben wollte. Die weiteren Ermittlungen-führten dann zur Festnahme der übrige» Mitglieder der Fälscherbande. — Auch der Augsburger Polizei ist es gelungen, ein Falschmünzernest samt Verbreitern der Falschgeldes auszuheben. In einem Augsburger Kaufhaus wurde ein gewisser Sebastian S ch e f f- ler in dem Augenblick ertappt und festgenommen, als er falsche 5 0- Pfennig-Stücke, von denen er eine große Zahl bei sich führte, in Zahlung zu geben versuchte. Umfangreiche Erhebungen ergaben, daß er sie von einem der Polizei bekannten Fäl« cher namens Johann Schlee aus Augsburg erhalten hatte. Bei der Festnahme de» SchleeS wurde| auch eine Form vorgefunden, die erst in der Nacht| vorher angefertigt worden war und zur Herstellung falscher Fünf-Mark-Stücke dienen sollt«. Schlee und Schefler wurdest in- Untersuchungsgefängnis eingeliefert, desgleichen ein weiterer Helfershelfer, namens Alois Bader. Seitensprünge der internationalen Solidarität Wir erhalten folgende Zuschrift: Der Kaiser von Mandschukuo hat 50.000 Fen für die Opfer der Taifunkatastrophe in Japan gespendet. Für denselben Zweck hat die Sowjetregierung dem unter dem Protektorat des japanischen Kaisers stehenden„Hilfsfonds" 100.000
Mit solchen vichsschen„BernehmungSmetho- den" erpreßt die Gestapo „Geständnisse", die ihr neue unschuldige Opfer in. die Hände liefern. Man führt' auch einige der bekanntesten verhafteten Geiseln in Begleitung von Gestapobeamten in Zivil durch die Stadt; wer sie grüßt, wird als des Hochverrate? verdächtig, auf der Stelle verhaftet. Die Folterungsszenen hinter den Leipziger Gefängnismauern dauern noch fort. Dem deutschen Gesandten in Prag , Herrn Dr. Koch, der zur „Wahrung des Ansehens des Deutschen Reiches"—das seit dem März 1933 längst verwirtschaftet ist—so schnell in Aktion tritt, empfehlen wir, einmal über das bestialische System der Gestapo Erkundigungen einzuziehen.. Er wird dann unserem demokratischen Volke, eine Wahrheit enthüllen müssen, die in allen gesitteten Menschen Scham und Empörung über das Dritte Reich auslösen wird. Da er es damit vermutlich nicht so eilig hat— obwohl Menschenleben gefährdet sind— werden wir alles daran setzen, diese Wahrheit, so entsetzlich, und erschütternd sie ist, immer wieder, aüfzuhellenl Den, d. i. etwa 600.000 XL(ungefähr 65.000 Reichsmark) überwiesen. Derselbe Kaiser von Mandschukuo hat für die Opfer des deutschen Fäscismus nicht einen blanken Heller übrig. Dafür ist er eben Kaiser und noch dazu ein Marionettenkaiser von Japans Gnaden. Aber"diisselüe Sowjetunion hat für die Opfer des Hitlerfascismus bis zum heutigen Tage auch keinen blanken Heller gespendet. Die sowjetrussischen Geiverkschasten haben es nach dem Vorbild der Sowjetregierung bis jetzt nicht für nötig befunden, ihr« deutschen Klassengenossen zu unterstützen und überlassen diesen Akt der internationalen Solidarität den Amsterdamer«gelben" Gewerkschaften. Die Internationale Rote Hilfe sammelt in der ganzen Welt— nur nicht in jenem ein Sechstel der Erdoberfläche, in der das Proletariat herrscht— Geld für die Opfer de» FasciS « mus. Die Münzenbergfche Internationale Ar- beiterchilfe sammelt gleichfalls nur bei den Kapitalisten der Welt und bei Arbeiterorganisationen der kapitalistischen Länder für ihre verschiedenen Welttreffen",„Weltkongresse" und andere Orga- nisationSzwecke. Wie sind diese„Seitensprünge" der internattonalen Solidarität zu erklären? Eine» steht fest: die Sowjetunion , der All« russische Gewerkschaftsverband, die Rote Hllfe, die International« Arbeiterhilfe sind völlig unschuldig an der Taifunkatastrophe in Japan . Kann man dasselbe in bezug auf die Niederlage des deutschen Proletariats und den Sieg und die Mordorgien der Hitlerfascismus sagen? Vielleicht wenden sich'
Freiwillige Exportbeschränkung? Seit vielen Monaten wird von der tschechoslowakischen Industrie die Notwendigkeit der staatlichen Exportförderung mit Nachdruck vertreten. Die Steigerung der Ausfuhr unserer Industrieerzeugnisse ist im volkswirtschaftlichen Interesse nur zu wünschen, und man muh alles tun, daß sie in größerem Umfang und für längere Dauer gelingt. ■ Es muß aus diesen Gründen auch gewissen Erscheinungen in einzelnen Zweigen unserer Export« industtie entschieden entgegengetreten werden, die nichts anderes als eine Sabotage der Bestrebungen nach Ausfuhrförderung bedeuten. In der kürzlich in Prag stattgefundenen Mitgliederversammlung der Verkaufsstelle der Bereinigten Papierfabriken wurde u. a. mitgeteilt, daß infolge der ungünstigen Preise einige Fabriken ihren Export freiwillig beschränken. Freiwillige Beschränkung der. AuSfuhrl.-st- tyo<D',.KkpW der. WiM schäft um ihre Steigerung bemüht sein, müßtet» Es handelt sich dabei durchaus nicht um eine auf die Papierindustrie beschränkte AuSnahmeerschei- nung, vielmehr kann man ähnliches auch in anderen Industrien feststellen. Diese freiwillige Exportbeschränkung erfolgt nicht etwa deshalb, weil der Export zu Preisen, die unter den Erzeugungskosten pluS Profit liegen, erfolgen müßte, sondern weil den Industriellen der Profit aus dem Ausfuhrgeschäft nicht mehr lohnend genug erscheint. Die teilweise recht hohen Kartellpreise, die die inländischen Konsumenten zahlen müssen und die den Industriellen mühelos einen Ueberprofit sichern, haben das kapitalistische Interesse an der Ausfuhr, wenn sie ihnen nicht ebenso hohe Profite abwirst, stark herabgedrückt. Nicht aber das Interesse der Allgemeinheit und des Staate». Auch wenn der Export für die Unternehmer mindere Profite abwirft, darf er aus gcsamtwirtschastlichen Gesichtspunkten heraus nicht vernachlässigt werden. Unter dem bestehenden System ist die Steigerung des Außenhandels eine Voraussetzung für die dauernde Erhöhung der Produktton. Sie darf nicht unwirksam gemacht werden durch die flrupellose Eigennützigkeit einzelner Kapitalisten oder ganzer kapitalistischer Unternehmergruppen.
Vom Präses Rundfunk Edwin Janetschek eröffnete die Berichts- woche am Samstag mit einem liebevollen Bortrage über„Musikalische Zeitgeschichte". Borodin , Kretscha- ninov und Pontselli fanden besondere Würdigung. — Otto Picks„Kulturrelief" beschäftigte sich vor allem mit den Nachklängen zum Internationalen Philosophenkongreß in Prag und hielt das von dem englischen Vorsitzenden der Internationalen Gesellschaft für zeitgenössische Musik gesprochene Wort fest, daß Prag berufen erscheint, eine Metropole Mittel europas in geistiger Beziehung zu werden. In der sonntägigen Arbeitersendung wurde die Frage, wohin die Wirtschaft gehe, damit beantwortet, daw nur die Planwirtschaft und die internattonale Verständigung au» dem Labyrinth der wirtschaftlichen Krise herauszuführen vermögen.— Eine den 20. Todestag würdigende Löns-Feier gab Archivrat M 0 u ch a Gelegenheit, dem Dichter der Heide Er« innerungSworte zu widmen. Einige der schönsten von den LönS-Liedern sang Prof. P r a ch n e r trotz merklicher Indisposition mit liebevoller Erschöpfung der Naturstimmung zur Laute. Anläßlich einer Jubiläum» der„Schule für polittsche Wissenschaft" machte Oberminifterialsekre- tär Prof. Dr. Walther W 0 h r y s e k aus diese Anstalt mit Hochschulcharakter aufmerksam und teilte mit, daß im heurigen Herbstsemester«in Kolleg über „Rundfunk und Film al» Element« der öffentlichen Meinungsbildung" gelesen wird.— Unter dem Titel „Afrika spricht" vermittelte Ernst Schrenzel eine dichterisch gesehen« Wiedergabe von dem wahrhaft poettschen Naturgefühl und der angeklärten Leben».
erfahrung, von dem kindhaft poettschen Weltbilde, dem erdvcrwurzelten Humor und dem wundervollen Naturmenschentum der Völker, die ihre Liebe, die lächelnden Wahrheiten ihre» Humor» und die scharf geprägten Brüche ihrer Weisheit in einem wahren Schatz wettvoller Volksdichtung bewahren.— Horners„Wirtschaftliches Relief" vom Dienstag verzeichnete das Steigen der Arbeitslosenziffer.«inen Exportauftrieb, ein Akttvum im Verkehr mit Deutsch land und«in Abflauen der Ausfuhr nach Uebersee . Verheerend wirft die Ueberschwemmung des Marktes mit japanischen Waren. Japan , dessen wirtschaftliche Erfolge beängstigend steigen, rechnet mit einem wirtschaftlichen Zusammenbruche Europas . Besondere Bedeutung komme der für den 20. Oftober nach Brüssel einberufenen Sonderkommiffion für weltwirtschaftliche Fragen zu- Nach diesem Blick in dar weltwirtschaftliche ChaoS ließ man sich gerne von Dr. Her« mann Grab zu einer halben Stunde friedlich schöner Hausmusik laden, hörte mit Hingabe die von Dr. Grab und Kapellmeister Schick gespielten Klavierwcrke und die von Herta Rahn mit seltener Vollendung gesungenen Lieder von dem ewig unsterblichen Meister der Hausmusik: Franz Schubert . Den diesjährigen Manövern hielt Josef Frank als deutscher Reservist«inen Nekrolog. In der Arbeitersendung sprach Genosse Ernst Paul über Arbeiterdichter. Josef Schiller, Ferdinand Hanusch und Grundmann von den„Alten"; Honheiser, Seidl, Rückl, Hofbauer, Diader» Leinsmer und Erna Haberzettel von den„Jungen" fanden in der Schätzung ihre» Werkes und in Proben ihrer Dichtungen angemessene Würdigung.— Die dringende Notwendigkeit einerHilfSaktion für die arbeitslos« Jugend im bevorstehenden Winter betont«
Genosse Karl Kern. Die bewährten Heimstätten für Jugendliche sollen heuer verdoppelt und am 1. November eröffnet werden. Die Jugendlichen mögen sich schon jetzt zwecks Aufnahme bei ihren gewerkschaftlichen Organisationen melden. Ueber die Länge der Zeiträume in der Erdgeschichte sprach Univ.-Prof . Dr. Spengler. Die wissenschaftlich noch nicht eindeuttg beweisbaren, also hypothetischen Zahlen lassen sich auf die ungefähre Endformel bringen, daß in der Erdgeschichte eine Million Jahre dem Zeitmaß von zehn Jahren in der Geschichte entsprechen. Am Ende der Berichtswoche standen Genossen F r a n z e l s Betrachtungen zu den aktuellen Zeitgeschehnissen. Ein polittsch scheinbar ruhiger Herbst gibt die Aufmerksamkeit frei für unpolitische Sensa- ttonen, soweit sie nicht gefesselt bleibt von der bangen, Frage, wie Millionen Menschen im kommenden Kri- senwinttr leben sollen? Eine zu erhoffend« Besserung hat nur«ine"Voraussetzung: Erhaltung des Friedens. Rußlands Einttitt in den Völkerbund erhöht die Hoffnungen der Friedensfreunde, für die Polens ungewöhnlicher Schritt eincki Alarmschuß bedeutete. Spanien scheint über das neue Kabinett der Kleri« kalen den Weg zur Monarchie nehmen zu wollen. Die Labour-Party Englands hat auf ihrem Parteitage gezeigt, daß sie die Frage des Krieges realpolitisch betrachtet. U. S. A. haben die schwere Jnnen- kttse in einem Siege- der Gewerkschaften glücklich überwunden. In der Jnnenpolittk steht unsere Repu blik vor gewaltigen Aufgaben: Bekämpfung der Krise und Sicherung der Demokratie. Das erste wirb dem zweiten diene». Ernst Thöne«.