Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XH., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

14. Jahrgang

In Verbindung

Samstag, 13. Oktober 1934

mit Hitlerdeutschland! Terror- Organisation

Der Grund der Verhaftung der landbündlerischen Jugendfunktionäre

Eine Meldung des tschechoslowakischen Presse­büros aus Pilsen   bringt die offizielle Bestätigung der von uns schon vor Tagen gemeldeten Ver­haftung des 30jährigen Redakteurs der Sude­tendeutschen landständischen Monatshefte" Schmidt aus Dobrzan   und des 25jährigen Privatbeamten und Landjugendführers Adolf Winkler aus Stögenwald bei Struman.

Die Täter kamen aus Ungarn  !

„ Ustaša  “

,, Novak" ciner der Schlegel- Mörder

Paris  . Die zwei in Thonon   verhafteten ter dem Verdachte, mit dem Königsmörder Re­Individuen wurden am Donnerstag in der lemen in Verbindung gestanden zu haben. Der Stadt Annemasse   bis in die späten Nacht- eine ist ein Bole und heißt 3 ülbernstein, Zu ihrer Verhaftung führte nach dem stunden und Freitag seit den frühen Morgen- der andere ist ein Russe namens Eisen­Tsch. P.-B. der Umstand, daß an der Grenze stunden den ganzen Tag hindurch verhört. Da st ei n. unweit von Warnsdorf ein reichsdeutscher beide serbisch sprechen, fungiert der jugosla­In Chamberie in Savoyen   wurde ein Staatsangehöriger angehalten wurde, bei dem wische Vertreter beim Völkerbunde, bevollmäch- österreichischer Staatsangehöriger jugoslawi­man Korrespondenzen fand, die ,, a uf Bezie- tigter Minister Fotič als Dolmetsch. scher Abkunft verhaftet, der gestand, zur Zeit hungen zahlreicher Personen Die Beiden gestanden, nach Frankreich   ge- des Attentates in Aix- en- Provence   geweilt zu in der Tschechoslowakei   mit haben. fremden Faktoren im Auskommen zu sein, um hier Missionen" zu lande hindeuten."

Durch diese Korrespondenzen wurden offen- erfüllen, deren genauen Charakter sie nicht bar die beiden so schwer btlastet, daß man zu ihrer kannten. Genane Weisungen sollten sie erst in Berhaftung schritt, da der begründete Verdacht besteht, daß sie Anschläge gegen die Republik   im Sinne des§ 2 des Schutzgeset zes vorbereitet haben.

Was sagt der Bund der Landwirte dazu?

Hätte er nicht schon endlich einmal die Pflicht, hier gründlich Ordnung zu schaffen?

Frankreich   erhalten.

Wie die Pariser   Blätter melden, sind nach der Erklärung des Gesandten Fotič die beiden Komplizen Kelemens, Novák und Beneš, Kroaten  und Mitglieder einer Organisation, die ihren

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( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 240

Kein Kriegsficber!

Die Entscheidung liegt beim Volke selbst

Die Vergleiche zwischen den Attentaten in Sarajewo   und Marseille   sind so zwingend, daß als ihre natürliche Folge in weiten Kreisen aller europäischen   Völfer auch die Angst vor einem neuen Kriege plaßgreift. Der Glaube an die Zwangsläufigkeit der Entwicklung wird aus der frappantes Aehnlichkeit der äußeren Umstände ge­boren. Die ist tatsächlich da: in beiden Fällen werden Männer gemordet, die ein bestimmtes, fest­umrissenes politisches System und Programm ver­förpern, der Großösterreicher Franz Ferdinand  und der Repräsentant der südslawischen Einheit der zweifelsohne nationalistische Fanatiker, die Alexander Karageorgevič; beidemal sind die Mör­aber als Mitglieder großer Verschwörungen arbei­ten und Werkzeuge in den Händen gewichtiger Hintermänner sind, über die mindestens zunächst Unklarheit herrscht; beidemale trägt eine verant gen der Anschläge bei. Beidemale fallen mit dem Opfer, auf das es abgesehen war, zweite und dritte, im Grunde unbeteiligte Personen. Beidemal sind die Attentate technisch großzügig vorbereitet und durchgeführt. In beiden Fällen finden die An­schläge statt, sobald das Opfer den gefährlichen Boden einer gärenden Stadt betritt, nur daß es damals eine Stadt im Reichsgebiet war, diesmal die Stadt eines fremden Landes. Beidemale trägt

Auch Kelemen Kroate? wortungslose Schlamperei der Polizei zum Gelin­

Er hat in Lüttich   gearbeitet

Das Brüsseler Blatt a Nation Belge" behauptet, daß der Mörder K e le men im Gebiet von Lüttich   geteilt hat, daß er dort als tro at e bekannt war und in den Kohlengruben der Firma Labatterie in Lüttich   arbeitete. Kelemen soll seinen Wohnort am 28. Mai d. J. verlassen haben.

So soll die Einheltsfront Sit in Ungarn   hat. Tatsächlich wurden in erfchien eine jugoslawische Delegation; zwei Mit- läßt der Tote im Leben seines Staates eine Lücke

vorbereitet werden!

Die Kommunisten wollen weiter spalten.

deren Bässen Hinweise auf ihren jüngsten Auf­enthalt in Ungarn   und anch des Anfent­haltes in München   festgestellt.

kannt, daß Beneš- Rasis und Novák Mitglieder

der jugoslawischen terroristischen Organisation Ustaša  " waren.

Auf dem jugoslawischen Konsulat in Lüttich  glieder derselben

der Kelemen gut bekannt sei. Alle Pässe gefälscht

Annemasse.  ( Havas.) Durch die wei­tere Untersuchung wurde unumstößlich festgestellt, daß auch die Reifepässe der Mitschuldigen Kele­mens gefälscht sind.

Die amtlichen Erhebungen der zuständigen Prager   Stellen haben gezeigt, daß das richtige Paß­büchel, das die Evidenznummer des falschen Basses Beneš- Rafič trägt, feineswegs in Triest  , sondern beim tschechoslowakischen Konsulat in Chemnih, und des falschen Passes Novaks beim Konsulat in Cleveland   ausgegeben wurde.

Weiter wurde festgestellt, daß das Triester Konsulat am 18. Juni und 5. August überhaupt feine Pässe ausgegeben hat und daß die Bässe, die ungefähr um diese Zeit ausgegeben wur­den, die Nummern 90 bis 100 bzw. 150 bis 160 trugen. Die Fälscher wählten als Paßnummern viel größere, wahrscheinlich ganz zufällig, so baß der falsche Charakter der von ihnen erzeugten Bässe sofort bei der ersten amtlichen Prüfung offen­bar ist.

durch die schwere Gefahren einzubiecie

drohen. In beiden Fällen find innere Schwierig­keiten der betroffenen Staaten, unausgegorene rationale Konflikte, Unterdrückung oder Auf­ruhr je nach dem Standort, von dem man es sieht, kann man es so oder so formulieren Hauptmotive der grausigen Tat. Beidemal spie len, schwer nachzuweisen, aber deutlich erkennbar, 13nteressen fremder Staaten eine Molle in den Verschwörungen. Nimmt man dazu, daß der Ermordete von 1934 der König des Lan­des gewesen ist, in dem die Verschwörung von 1914 geboren wurde und zum blutigen Ende reifte, so versteht man, warum alles wie gebannt zwei Jahrzehnte zurückblickt und das Schicksal des Juli 1914 als die Prophetie für unsere nächste Zukunft anspricht.

So verständlich diese Psychose sein mag, so gefährlich ist sie. Denn nichts könnte uns wehrloser machen gegen drohende Kriegsgefahr als das Gefühl, wir könnten ihr feine Gegenkraft entgegenseßen. Nichts steigert die Kriegsgefahr so wie die Ueberzeugung, daß der Krieg ein unabwendbares Schicksal sei.

Die Kommunisten hielten am 4. Oftober in Ta cha u eine Gebietskonferenz ab, in welcher auch die Frage der Einheitsfront neuerdings be- Nach einer Havas- Meldung gab die die handelt wurde. Es wurde beschlossen, dem Be­girlsgewerkschaftskartell ein schriftliches Einheits- Erhebungen in Annemasse   führende Polizei be­frontangebot zu machen und gleichzeitig unter der Arbeiterschaft Handzettel zu verteilen, daß ein Einheitsfrontangebot überreicht wurde und die Arbeiter auf ihre Führer einen Druck ausüben mögen, damit das kommunistische Angebot ange­nommen werde. Die Konferenz befaßte sich auch Der angebliche Ladislav Beneš gab, wie mit der aus der Auflösung der„ Deutschen Ge­werkschaft" sich ergebenden Situation und be- bereits gemeldet, zu, Raitič zu heißen, im schloß, mit den Henlein- Gewerkschaftsgruppen in Jahre 1903 geboren und Kroate zu sein. Verbindung zu treten und, wenn sie schon nicht zu Nach einer späteren Havas- Meldung sagte den Kommunisten gehen wollen, weil auch dort schlechte Aussichten auf Erhalt der Unterstützungen der angebliche Novák bei dem Verhör aus, SvD­der angebliche Novák bei dem Verhör aus, Svo­bestehen, ihnen zu raten, in die Freien Gewerk- nimir Pospisil zu heißen, im Bezirke schaften einzutreten und dort kommunistisch e Oppositionspolitik zu treiben. Gleich Dubovina in Jugoslawien   geboren zu ſein und in So ist es aber nicht. Es liegt beiden Völ zeitig wurde beschlossen, kommunistische Funktio- der letzten Zeit in Budapest   geweilt zu ha­fern, den Krieg abzuwenden. 1914 sind die näre in die freien Gewerkschaften zu placieren, Staaten in den Krieg hineingetaumelt" vie ben, wohin er aus Jugoslawien   geflohen war, da damit sie dort Oppositionszellen gründen. Lloyd Georges es formuliert hat weil die Völ= Diese Beschlüsse geben also über den„ ehr- er an dem auf den Direktor des Agramer Blat­fer den Krieg nicht kannten und sich willenlos füh= lichen Willen" der Kommunisten zur Schaffung tes„ Novosti" Toni Schlegel verübten Mord­ren ließen. Heute liegen die Dinge doch wesentlich anders. Die Völker kennen den Krieg, sie fürchten einer Einheitsfront der Arbeiter reichen Auf­schluß! In der gleichen Konferenz, in der ein attentat beteiligt war. In Jugoslawien   wurde ihn, sie sind nicht gewillt, ihn leichten Sinns auf Einheitsfrontangebot beschlossen wird, soll auch Svonimir Pospisil vor zwei Jahren in contuma- nisterrates wird Ministerpräsident Doumergue eine wirkende kraft, nicht nur in den Paris  . In dermontägigen Sibung des Mi- sich zu nehmen. Der Sozialismus ist die Spaltungsarbeit besser organisiert werden. So treiben die Kommunisten eine Politik, die cim zum Tode verurteilt. Er gestand auch, mit die endgültige Demmission des Innenministers Ländern, wo er sichtbare Macht entfaltet, auch Sarraut und gleichzeitig die Saktionen gegen dort, wo er scheinbar ausgetilgt ist. Denn gerade unzweifelhaft dem Bürgertum zugute kommt. Sie wollen teine Einheit zur Stärkung der Kelemen nach Frankreich   gekommen zu ſein, der hohe Polizeibeamte bekanntgeben. Neben dem die i II e gale Sozialdemokratie, Arbeiterbewegung, sondern Spaltung, um sie sich in einem Pariser Hotel unter dem Namen Vorstand der staatlichen Sicherheitspolizei und gerade den unberechenbaren Faftor einer unter­dem Präfekten von Marseille   werden auch der irdisch grollenden Revolution müssen die fascisti­mit dem Schuße ausländischer Herrscher in schen Staaten fürchten. Die politischen Systeme Frankreich   betraute Oberinspektor und der Vor- Italiens und Deutschlands   sind vielleicht sehr gut stand des Marseiller   Sicherheitsdienstes ihrer ausgeflügelt, sehr sorgfältig mit Stüßen und Ver­Aemter enthoben. steifungen aller Art gesicherte Bauten. Aber das gilt nur für den Frieden, für die„ normalen Ver hältnisse" der Diktatur. In dem Augenblick, da der Apparates und der Masse. Armee und Parteigar­Krieg ausbricht, ändern sich alle Funktionen des den hören auf, eine so gewaltige Uebermacht zu

weiter zu schwächen! Znaimer   Arbeiter

verurteilt

Sud eingetragen habe.

Vier hohe Polizeibeamte

diszipliniert

Den Pak Rasic's übergab auf der Pariser  in Korneuburg   wegen Sprengstoffschmuggels Polizei ein gewisser Sarbaut, der jugosla­wisch sprach, den Paß Nováks überreichte bei der Züricher   Polizei ein gewisser Hans Petit. Ein weiteres Todesopfer Novak verbüßte in Marseille   eine viermonatige Sterkerstrafe und wurde aus Frankreich   ans- weitere Frau, die bei der Banit, die nach dem An­In Marseille   starb Donnerstag abends eine gewiesen. Er wurde jedoch im Jahre 1934 in schlage auf dem König Alexander ausgebrochen Nizza neuerlich festgenommen, hatte aber vor- war, verwundet worden war. läufig Stra fanff chub erhalten.

Wien.( Tsch. P. B.) Vor dem Korneu­ burger   Schnellgericht hatte sich der 277jährige ( pol. Bezirk Znaim  ) wegen des Verbrechens nach dem Sprengstoffgesetz zu verantworten. Aus den Darlegungen des Staatsanwaltes geht hervor, daß sich der Angeklagte im Mai an Sprengstoff­chmuggel aus der Tschechoslowakei   nach Dester- der noch immer im Walde von Fontainebleau  

Nach den Annahmen der Polizei ist Malny,

Pribičević ausgewiesen

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sein, denn einmal muß die Armee ja nun gegen den äußeren Feind fämpfen, zum zweiten ist die Heeresergänzung, die Kriegsproduktion auf das Bolt selbst angewiesen, zum dritten besteht das Gegen keinen der 13 Jugoslawen, die auf Risiko der Niederlage, die den eigenen Machtappa­reich beteiligt hat. Bei Pfeiffer wurden nach dem verfolgt wird, mit einem fogenannten Willy der Pariser Sicherheitspolizei festgehalten werden, rat rasch und gründlich zerstört. Dieser Gefahr Grenzübrteritte Sprengstoffe und die Brünner Willinger, Schneider, geboren im Jahre wurde bisher ein Haftbefehl erlaffen. Zwölf von find sich die Diktatoren auch bewußt. Ihnen dieses ihnen wurden jedoch bereits aus Frankreich   Bewußtsein in krisenhafter Zeit noch stärker ein­Arbeiter Zeitung" gefunden. Nach 1912 in München  , identisch. ausgewiefen und werden an die Grenze zuhämmern, ist die Aufgabe der sozialistischen  den Ausführungen des Staatsanwaltes ist der l Sprengstoffschmuggeĭ von ehemaligen Schuß-, | feine Ermittlungen beendet hat. Unter ihnen be- Dentt man an 1914, so darf man aber auch bündlern in Znaim   vorbereitet worden. Pfeiffer Die Polizei verhaftete auf dem Bahnhofe findet sich auch der ehemalige Minister Svetozar nicht vergessen, daß damals auf beiden Sei­wurde zu fünf Jahren schweren.Kerters ber ten Regierungen am Werke waren, die den Krieg

urteilt.

Drei neue Verhaftungen gebracht werden, fobald der Untersuchungsrichter Bropaganda,

in Donai in Nordfrankreich zwei Personen un- Bribičevič und Bladko Radič.