Jtr. 248 Dienstag, 23. Oktober 1934 eines gro- Dle Polizei verhört Marie Vondrättovä-Danousovä In Kladno  Moskauer   Trauerfeier für Alexander I  daß dieser Fest- die Stellung des letzten Ereigniffe (A.P.) Wie nachträglich gemeldet wird, wurde auch in Moskau   eine Trauerfeier für Alexander I.   veranstaltet, bei der Litwinow  ausführte, daß König Alexander I. das jugoslawi- che Staatsschiff durch alle Nachkriegsstürme in den ruhigen Hafen geführt und denWegzu einer glücklichen Zukunft und zum Wohl- Auf der Suche nach der blonden Frau Im Vordergrund der Unterredung über das Attentat von Marseille   und seine Urheber steht die rätselhafte platinblonde Fra  «, die eine sehr wichtige Rolle gespielt haben soll. Die Prager   Po­lizei hat auf Ersuchen der französischen   Behörden mit dem Verhör der in Kladno   lebenden F^au Bondräckovä-Janouskovä begon­nen, deren Eltern in Frankreich   ansässig sind. Die ranzösische Polizei hält dreierlei für möglich: daß sie Vondräkkovä in Kladno   mit der gesuchten chönen Blondine nur den Namen gemein hat. In L ü t t i ch ist ein Kroate verhaftet wor­den» in dem man den Mitarbeiter Paveliks Gustav Perke vermutete. Es hat sich ergeben, daß der Verhaftete Stefan P e r i k heißt. Er hat zwar verschiedene Filialen der Ustasa   gegründet, ist aber mit dem Haupträdelsführer nicht identisch. Die italienische Polizei meldet» sie habe die beiden in Turin   verhafteten Männer K v a t e r- n i k und P a v e l i k einem langen Verhör unter­zogen» beide leugnen aber, jemals in Marseille   ge-1 Militärdiktatur In Spanien  ? Verschiedene Pariser   Berichte meldete« Sonn­tag, daß in Spanien   die Militärdiktatur prokla­miert worden sei, da die Regierung L e r r o u x zu keiner Einigung mit dem Präsidenten Za­ mora   gelangen konnte, der sich bekanntlich gegen die Faseisierung und die von den Klerikalen ge­forderten Bluturteile wehrt(anders als seinerzeit sein österreichischer Kollege). Die spanische Re­gierung dementiert die Einsetzung der Mili­tärdiktatur. Da die Regierung noch dementieren kann, dürfte sie mindesten- noch formell im Amt sei». Die Tendenzen zur Aufrichtung der Dik­tatur der Generale scheinen aber vorhanden zu fein. Maus Bau von Wozu auch den Umwes? Nach einer Wiener   Meldung hat Mussolini  Samstag den österreichischen Staatssekretär für Sicherheitswesen Hammer st ein und den Wiener   Polizeipräsidenten Dr. S k u b l empfan­gen. Bisher empfingen die österreichischen Reffort­minister und höheren Beamten die Befehle des Duce auf dem Umweg über den Bundeskanzler oder den Starhemberg. ES ist aber sicher einfacher und sparsamer, wenn Mussolini   jetzt direkt mit seinen Untergebenen verkehrt. Urunovlc wieder betraut Der Regentschaftsrat des jugoslawischen Königreiches hat den Ministerpräsidenten U z u n o v i c mit der Bildung des neuen Kabinetts be­traut, doch hält man an der Absicht fest» ein Kon- zmtrationskabinett zu schaffen. Die alten Par­teien, erklärte Uzunovic, würden nicht wieder er­stehen. Sie gehören der Geschichte an. Dagegen werde jeder mitarbeiten können, der gewisse Prin­zipien bejahe, vor allem das der Einigkeit und Unteilbarkeit Jugoslawiens  . Als erster der konfinierten früheren Politi­ker wurde der Slowene Dr. K o r o s e r» der au' der Insel Hvar   Zwangsaufenthalt hatte, in Freiheit gesetzt. Geheimnisvolle Zusammenhänge der griechischen Innenpolitik Athen.  (Tsch. P. B.) Montag vormittags wurde der als Anführer des Anschlages auf Bc- nizelos seit langem gesuchte Räuber Karatha- ii a s i s von venizelistischen Agenten verhaftet und der Polizei übergeben. Athen  »(Havas.) Nach der Verhaftung des Räubers KarathanasiS ist der Innenminister Jan- uopulos zurückgetreten ! Vie Steilung des Reichsbischofs erschüttert Berlin  . Dienstag sollte der Reichsbischos Müller in die Hand Hitlers   den Eid ablegen. I Dieser feierliche Akt sollte das Zeichen der Be­kräftigung der von der Reichsregierung durch- geführten Vereinheitlichung der Protestantischen Kirche in Deutschland   sein. Der Berliner   Havasberichterstatter erfährt jedoch aus verläßlicher Quelle» ast nicht stattfindcn wird, weil Reichsbischofs Müller durch die ziemlich erschüttert wurde. zeigen diese beiden Bilder zwar nicht, sondern je eine Hälfte der diesjährigen sozialdemokrati­schen Maifeier in Komotau  . Man sieht, wie der großangelegte Ringplatz dieser Industriestadt bis auf den letzten Winkel gefüllt ist. Unsere Partei hat also in einer Bezirksv^ranstaltnng, die nicht einmal den ganzen politischen Bezirk Komotaus umfaßte, ungefähr soviel Menschen aufgeboten, wie Herr Henlein aus ganz Deutschböhmen in B.-Leipa. Diese Aufmärsche der so­ zialistischen   Republikaner   erfreuen sich aber ebensowenig der Gunst der bürgerlichen Sensa­tionspresse, wie seinerzeit unser Karlsbader Rcichsarbeitertag mit seinen 60.000 Teilnehmern. Wir legen auch weiter keinen Wert darauf,«ns emporlügen zu lassen, denn:Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden." 'stand des jugoslawischen Volkes er­öffnet habe. Dabei habe er gleichzeitig seine große Nolle als Schöpfer des Friedens in Europa   entwickelt. Die Befriedigung des Bal­kans sei sein größtes Verdienst. Er sei tatsäch­lich ein Volksherrscher und das Vorbild eines Staatsmannes gewesen, der eS verdiene, daß ihm auf seinem Wege alle folgen, denen der Friede am Herzen liege.- Eine Massenkundgebung derHelmatfront Mexiko   weist Priester aus In Mexiko   hat die katholische Geistlichkeit tleuerdings sehr heftig gegen die Einführung des »sozialistischen  " Unterrichts(im wesentlichen einer freiheitlich orientierten Bürgerkunde) heftig op- tzoniert und dort, wo sie noch genug Einfluß hat, »Volksbewegungen" gegen die Staatsgewalt or- ßanisirrt, wobei auch Gewalt angewendet wurde Das Abgeordnetenhaus hat daraufhin e i n st i m- Inig beschlossen, die uömisch-katho- lischen Geistlichen des Landes zu verweisen. Es handelt sich im Grunde um die Fortsetzung des vor Jahrzehnten von Jua- r e z aufgenommenen, von Profirio D i a z fortge­setzten und vor allem unter Calles sehr hefti­gen Kampfes der mexikanischen Bauern und Land­arbeiter um den Grund und Boden. Da dir Kirche die Interessen der Grundbesitzer der aus­ländischen Kapitalisten und ihre eigenen da sie ja die größte Grundbesitzerin ist verteidigt, wandelt sich dieser Klassrnkampf immer wieder zum Religionskonflitt. Anfllasclsflsdie Militärs Tokio.  (AP) Die Broschüre des Kriegsmini­steriums, inderderplutokratische Cha- r a k t e r der Verfassung scharf angegriffen wurde und in welcher der Autor gegen die Häufung un­geheurer Vermögen im Besitz weniger und für eine weitgehende Staatskontrolle nach amerikanischem Vorbild eintrat, hat die inneren Gegensätze blitzartig beleuchtet. Die Militärpartei hält ihre Pläne nur s'ir durchführbar, wenn der Staat die Wirtschaft fest in der Hand hat. Die Parallele mit General Schleicher drängt sich auf. Der Konflikt über die Verwaltung der Man­ dschurei   hat die Gegensätze zwischen den Anhän­gern der Militärpartei und den Parteien, die eine solche Diktatur vereiteln wollen, verschärft. In der Frage sind sich die konservativeSeyu- kai" und die liberaleMinseito" einig. Fühlen sie sich doch beide durch die Forderung mach einem Staatssozialismus bedroht.? Die Beamtenschafl und die Polizei in der Mandschurei   wehren sich gegen die Unterstellung unter die Militärbehör­den, ja sie drohen sogar teilweise mit einem Streik. Premierminister Okada bemüht sich ver­zweifelt um ein Kompromiß. Gasschutzräume in ledern Berliner Berlin  . Eine große Aktion zpm Luftschntzräumen ist in Berlin   eingeleitet worden. Die Haus- und Grundbesitzer werden aufgeru­fen, den Bau von Schutzräumen rmgesäumt vor­zunehmen. Berlin   sei dasLuftkreuz" Europas  ; im Falle eines Luftangriffes sei es aufs schwerste gefährdet. Cs sei Pflicht, dafür zu sorgen, daß in jedem Grundstück ein Luftschutzraum vorhanden ist. Dabei wird erwartet, daß sich alle H a u s be- w o h n e r selbstverständlich an der Aufbringung der Kosten für diesen privaten Schutzraum betei­ligen. Die notleidenden Hausbesitzer sollen beim Schutzraumbau unterstützt werden. wesen zu sein und mit dem Attentat irgendetwas zu tun zu haben. Die französische   Polizei flogt Wetter über das geringe Entgegenkommen der italienischen. Das einzige, was man den Franzosen auslieferte, sind Photographien der Verhafteten. Dagegen hat man dem französi- schen Polizeibeamten nicht einmal gesagt, in wel­cher Straße die beiden gewohnt haben. Vie Waffen italienischer Herkunft Paris.  (Havas.) Die polizeiliche Unter­suchung hat ergeben, daß die Waffen, welche der Königsmörder Kelrmen-Grorgicw bei sich führte, sowie auch die bei seinen Genossen Vorgefundenen Waffen durchwegs italienischer Her­kunft sind und in Triest   gekauft wurde«. VieN6os in heller Auflösung Marquet seht den Wes Milierands Im vorigen Herbst war aus der Sozialisti­schen Partei Frankreichs   eine Gruppe ausgeschie­den, die sehr bald unter dem Namen der Neo­sozialisten(Neusozialisten) auch kurzNeos" ge­nannt, bekannt wurde. Offiziell benannte sie sich in recht hoffärtiger WeiseGruppe Jean Jaures  ". Bei den Neosozialisten, die ihren Haupt­stützpunkt tatsächlich im alten Wahlkreis Jaures  ', in der Gironde  (Südwestfrankreich) haben, fanden sich zusammen: die alte reformistische Rechte unter Renaudel, eine von M a r c e l D i a t geführte Gruppe, die auf eine gründliche Revision der alten Programme und auf einen neuen Sozialismus ausging, und endlich eine Gruppe von Karrieremachern, deren Führer AdrienMarquet war, der dann als A r- beitsminister in das Kabinett^der natio­nalen Konzentration Doumergue   eintrat. Die Ncos hatten aber weder in der Regierung noch in der Agitation Erfolge zu verzeichnen. Die Kanton­wahlen bewiesen, daß sie über ihren.höchst beschei­denen Besitzstand hinaus nicht vorzudringen ver­mochten. Im Gefolge der Auseinandersetzungen, die es dann gab, kam es zum Konflikt zwischen Marquet und seiner Fraktion. Wie jetzt gemeldet wird, hat Marquet sich entschlossen, gegen den Willen der Partei Minister zu bleiben, weil er aus persönlichen Gründen" in dke Regie­rung eingetreten sei, Herr seiner Entschlüsse blei­ben wolle und sich nicht von Parteiinteressen, son­dern von denen der Nation leiten lasse. Fünf Abgeordnete wollen angeblich mit Marquet gehen. Marquet stellt damit einen weiteren Fall vonMinisterialismus" dar, wie es deren in Frankreich   infolge der eigenartigen parlamenta­rischen Sitten schon vor dem Krieg einige gegeben bat. Am bekanntesten wurden die Fälle Mille­rand und B r i a n d. Der französische   Sozia­lismus wird Herrn Marquet überleben, wie er die ehrgeizigen Extratouren Millerands oder Bivianis und selbst die Seitensprünge ßen Talents wie Briand   überlebt hat. Die Entente PolenUngarn Ueier den Besuch Gömbös  ' in War­ schau   wurde ein Kommuniqee ausgegeben» das frstgestellt, daß die Verhandlungen zu freundschaft- lichrn und dem Frieden dienenden Abmachungen geführt haben. Konkret werden einige Konven­tionen, vor allem über handelspolitische und kul­turelle Fragen genannt. Wie die meisten amtlichen Kommuniquees, so sagt auch dieses wenig oder nichts über die fak­tischen Abmachungen, die zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten und der polnischen Regierung getroffen wurden. Erwägt man jedoch, daß Polen  erst in jüngster Zeit eine überaus- starke außen­politische Aktivität, und zwar im Sinne Berlins  entfaltet hat(Vorstoß gegen den Völkerbund und den Minderheitenschutz, Ablehnung des Ostpaktes und vor allem der Aufnahme der Tschechoslowakei  m diesen Pakt, stärkere Aufrüstung auf der Grundlage allgemeiner Kriegsdienstpflicht selbst der Frauen), daß Ungarns   Stellung im euro tzässchen Kräftespjel seit dem Sommer unklar i Wd daß Hitler und Mussolini   es jeder in seine Sphäre einzubeziehen suchen, so wird man in den "eisen Gömbös   einen andern Sinn erkennen. Gömbös fährt nunmehr nach Wien  , und dann nach Rom   vorher war Papen   in Ungarn   bei Gömbös  , Goeringin Polen bei Beck. Die Außenpolitik des Fascismus ist von einer gefährlichen Aktivität und Ungarn   nach dem Marseiller   Attentat anscheinend nicht geneigt, etwas zurückzustecken. Vor den Journalisten wies Gömbös auf die alte Freundschaft Ungarns   und Polens   besser toäte: der polnischen Schlachta und der ungarischen Magnaten auf die angebliche gemeinsame Ab- wehr der Gefahren hin, die von Osten die euro  - däische Kultur bedroht haben. Die französische   Vresse kommentiert den Be­tuch nicht sehr freundlich. DasJournal" und derTemps" wenden sich gegen Italien   und Polen  , die gerade nach Marseille   Unggrn nicht hatten ermuntern dürfen.