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Mittwoch, 24. Oktober 1934

Nr. 249

Masaryk und Benes, zu den ihren zählte oder noch zählt, und den Abgesandten und Auftrag» gebern von Janka Puszta unterscheiden können und wollen, um so mehr, wenn die Hetze gegen jene von den Schutzpatronen von Janka Puszta ausgeht!

wird dazu beitragen, den Hetzereien das schmutzige Handwerk zu legen. Wir hoffen, daß sich im französischen und im tschechischen Volk Männer finden werden, die zwischen einer Emi» gration, die Heinrich Mann , Feuchtwanger , Unamuno , Ibanez, Einstein, Turati, einst auch

Henleins Echo Tschechische Presse: Zurückhaltung und Ablehnung Deutsche Presse: Begeisterte Zustimmung

bereit sind und in welcher wir immer unsere deut­ schen Rechte geltend machen werden. Das wäre ein Wort, aber zu sagen, dass die Berührungspunkte der Interessen der Tschechen und Deutschen in dieser Republik durch ihren gemeinsamen(!) Widerstand gegen die Habsburger gezeigt werden dieser Schlauheit, Herr Henlein , wird niemand auf den Leim gehen." Ceske Slovo: Wie steht Henlein zu Hitler? ImEeske Slovo" legt an leitender Stelle desien Chefredakteur Klima dar, daß die ganze Veranstaltung in Bähm.-Leipa hitlerischeö Gepräge getragen habe. Am meisten fällt dem Blatt die Stelle auf, in der Henlein von Deutschland sprach. Das, Blatt schreibt,: Henlein lehnt den italienischen FasciSmuS und die österreichische Antidemokratie ab, aber man erhält von ihm kein klares, überzeugendes, verpflichtende- Wort gegen den Hit- leriSmus als internationale Befahr. Henlein bemüht sich diese Zurückhaltung zu begründen. Wie? Damit, daß angeblich der Bürger dieses Staates sich nicht mit eigenen Augen überzeugen kann, wie eS in Deutschland auSsieht. waS dort in Wirklichkeit ge­schieht, so daß er sich von den dortigen Berhältniffen kein richtiges und gründliches Urteil bilden kann. Ist das Naivität oder ein Witz... So viel politi­schen Verstand und politische Verantwortlichkeit müssen wir bei Henlein vorauSsetzen, daß er Weitz, dass unser MrnzeS Verhältnis zu ihm von der Frage abhängt, wie er sich zu den politischen Zielen des Hakenkreuztums stellt." Närodni Osvobozeni: Keine Arbeiter Henleins Anhänger, so schreibt dasNarodni Osvobozeni", rekrutieren sich,wie wir den ganzen Tag beobachten konnten, äuS den Schichten der Beamten. Angestellten, Gewerbetreibenden und Bauern. Arbeiter waren unter ihnen so wenig, datz sie ganz verloren gin­gen." Venkov: Kein Wirtschaftsprogramm Das Hauptblatt der tschechischen Agrarier setzt' HenlM vöö'äilem"äuS, daß er Vichts über seine Beziehungen zu den einzelnen Klassen und Schichten gesagt und kein Wirtschaftsprogramm entwickelt habe. Henlein hat sich mit seiner Rede zu nichts ver­pflichtet und hat sich weiter das nichtunterschriebene Blatt behalten, das ihm von seinen Anhängern ge­geben wurde... Henlein ist in der Zeit der Nie­derlage der deutschen Katastrophenpolitik geworden. Wird er sich dessen bewußt werden, dann wird er den Fehlern auSweichen, die ihm unverdientermatzen zum Wachstum geholfen haben. Dann wird er den positiven Teil des Programms vertiefen und die Vorbehalte auSmerzen, welche Unsicherheit erwecken und durch ihre Unklarheit dazu führen könnten, die Massen wieder zu zersplittern, die er zusammen­geführt hat."

Pravo Lidu: Weiterarbeit mit den deutschen Koalitionsparteien. DasPravo Lidu" wümiet der Henlein- kundgebung den Leitartikel und stellt fest, datz in der Rede Henleins viel bewußte Unklar­heiten vorhanden sind. Konrad Henlein sprach so, als hätte er IS Jahre unserer tschechrschdeutschen Politik verschlafen. Die deutschen politischen Parteien, gegen die er seine Bewegung ins Leben ruft, haben schon früher viel mehr gefordert, als nun Herr Henlein verlangt. Von ihnen wissen wir wenigstens, wie sie sich in der Republik die nationale Selbstverwaltung vorstellen, was Henlein niemals genau darleyt. Der Führer der Heimatfront spricht, wie wenn er vom Himmel gefallen wäre, wenn er die Sprachenfrage erörtert und die Phrase aufwärmt, daß Bajonette und Zwangsmaßnahmen niemals einen Staat dauernd erhalten haben. Ist ihm denn nicht die vieljährige Koalitionsbeteiligung der deutschen Parteien in der Regierung bekannt, der selbstverständlich vorangehen muhte eine national möglichst gerechte Staatsver­waltung in den gemischten Gebieten und welche an und für sich ein Zeichen dafür ist, datz unsere Repu­ blik auch demokratisch gegen ihre deutschen Bürger vorgeht? Auf der andern Seite stellt sich Henlein als Realpolitiker vor, der will, daß die Sprachen­frage nicht durch eine Prestigepolitik erschwert und als bloß praktische Frage des Dienstes der Staats­behörden betrachtet werde. Es ist als ob Herr Hen­lein diesen Satz wörtlich aus unserem Programm vorgelefen hätte. Unsere Partei hat auch niemals zu sagen sich geweigert, datz sie sich um die gerechte Lösung der nationalen Aufgaben des Staates be­mühen werde, aber mitHerrnHenleinwird sie das kaum tun. Wir sehen also, datz Herr Henlein viel verschlafen hat und datz die aktivisti­schen deutschen Parteien unseren Staat viel mehr dem Herzen und den Interessen unserer deutschen Bevölkerung angenähert haben, als sich das der Füh­rer der Heimatfront vorstellt." Zum Schluss sagt das Blatt, es fei notwendig, mit den deut­ schen Koalitionsparteien, aber nicht mitHerrn Henlein weiter zu arbeiten. Nov& Doba*: Niemand wird auf den Leim gehen Das Pilsener Organ der tschechischen Sozial­demokraten schreibt: Der deutsche Reichskanzler erklärte am 17. Mai dieses Jahres, datz er mit allen Nachbarvölkern in Frieden und Freundschaft leben wolle. Als er diesen Satz zitierte, verschwieg Henlein, was das grundlegende nationale Programm des deutschen HakenkreuzlertumS ist: alle Deutschen in einem Staate zu vereinigen. Zweifellos also auch die Su­ detendeutschen . Wenn Herr Henlein wirklich ehrlich als Führer der loyalen Deutschen sprechen wollte, mühte er vor allem offen gegen diese These sprechen und mühte sich ein Beispiel an dem schönen Be-

Königsmorder und ein Beamter des deutschen Außenamtes war sein offizieller Redakteur. Will dieSudetendeutsche Tageszeitung" ihre Empö» rung an diese Adresse richten? Oder hat man in der Tetschner Redaktion des NaziblatteS ein so kurzes Gedächtnis, daß man sich an einen siche» renRudolfZeidler nicht mehr erinnert, ein aus dem demokratischen Deutschland emi» grierteSElement", das wirklich so genannt zu werden verdient, einen versoffenen Krakeeler, der die Preßfreiheit der Tschechoslowakei jahre ­lang mißbraucht hat, indem er hier nationali» ftische und antidemokratische Hetzartikel schrieb, vor allem und durch Jahre fast täglich in der Sudetendeutschen "? Nein, das Blatt, das allen Friedensstörern, wirklichen Verschwörern, Schäd» lingen und gefährlichen Elementen so nahe steht (im Geiste und wohl auch anderweitig) meint nicht den Zeidler, so wenig es den Krebs meint, es meint auch weder die P a v eli i noch die S k o r o p a d s k i, nicht die Michailow oder G o e r i n g(der doch auch Emigrant war). ES nennt ausdrücklich die österreichische Emigra» tion nach Deutschland (die den braven Goebbels verführt hat) die deutsche in der Tschechoflowakei, die italienische in Paris , schandenhalber den Slowaken Jehlikka in Polen und ganz allgemein den Balkan . Und wen die Klerikalen meinen, das hat dieD e u t s ch e P r e s s e" am glei­chen Tag, da dieSudetendeutsche" vom Leder zog, verraten. Unter dem TitelHinaus mit ihm!" zitiert sie aus einem Schweizer Blatt eine Reihe ordinärer Beschimpfungen der Soziali­stischen Internationale und ihres Sekretärs Dr. Friedrich Adler. Die Klerikalen täten besser daran, den Spuren der Mordes von Marseille bis zum Ursprung, nämlich bis ins erz­katholische Oe st erreich nachzugehen. Herr Darkotik, der Busenfreund des Austro. Goebbels Adam, die Wiener R e i ch S p o st", diehabSburgischenAgenten in Wien und Budapest , all diese Herzensfreunde und Gesinnungsgenossen unserer Christlichsozia» len, haben mit der Mordseuche viel mehr zu tun als die Emigrationen, die man scheinheilig anklagt. Abgesehen von der niedrigen Ge­sinnung, die jeder verrät, der gehetzten Emigranten solchen, die es wirklich sind, die als Parteigänger der Menschlichkeit und Freiheit aus ihren versklavten Vaterländern auswandern mußten Rast und neue Heimat weigert, ab­gesehen von dieser schandbaren Geistes- Ha l t u n g, die nur Menschen ohne Sittlichkeit und Verantwortung, nur die Weiften Neider, Bluthunde und wirklichenUntermenschen" auf» bringen, hat die Hetze gegen die Emigration also einen sehr realen Hintergrund: die Leute, die sich durch ihre Gesinnungsverwandtschaft mit G o e r i n g und R o s e n b e r g, mit F e y, Sarkotik und G ö m b ö S belastet und mitschuldig firhlen, wollen die Blicke der richten ­den Welt von sich und ihren Freunden ablenken und Unschuldige für die Schuldigen zahlen j^ntnis Kkepeks nehmen-"gür'mrsDeutsche"ist bit» lassen. Jeder Mensch von Kultur und Gewissen| fes Land unsere Heimat, für welche wir zu kämpfen

26 BRUNO ADLER :

Copyright 1884 hy Michal Kacha Varlag, Prag XIX

Bei dem ersten Mord der Welt schrie das Blut deS Ermordeten um Rache. Hier aber hat das Blut nicht geschrien, weil kein Blut in der Leiche war. Dieser tote Körper schreit heute zur ganzen Oeffentlichkeit und zu Ihnen, den Rich­tern(stürmischer Beifall). Der Zustand, in wel­chem er gefunden worden ist, beweist die Art des Mordes, und wir fragen mit der Mutter: warum ist diese ehrbare christlich« Jungfrau ermordet worden?... Hochgeehrte Herren! Achten Sie darauf, zu welchem Zweck Agnes Hruza ermordet wurde! Nicht bloß um ihr Leben handelte eS sich den Mör­dern." Und er beschreibt, wie das Mädchen, nichts Böses ahnend, einhergeht, wie sie gedrosselt und betäubt wird, wie gierige Hände ihr die Kleider vom Leib reißen, wiesie sich in den Händen dreier Unbekannter sah, die offensichtlich einer andern ihr widerwärtigen Raffe angehörten", wie sie sich auf sie Mrzen wie auf ein Opfertier und ihr die Brust entblößen, wie sie, die Ent­ehrung ihrer jungfräulichen Schönheit befürch­tend, sehen mutz, daß einer ein Messer zieht und es mit schmutziger Mörderhand befühlt.Man hat ein christliches unschuldiges Mädchen getötet, um ihr Blut aufzufangen. Alles Bemänteln Hilst nichts. Aus dem Kuttenberger Gerichtssaal eilt die Kunde in die ganze Welt, daß eS mitten in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die mor­den, um den Nächsten seines BluteS zu berauben. Mag eS eine Rasse, mag es eine Sekte fein, wir haben ein Faktum vor uns, das sich nicht mehr länger leugnen läßt. Dir müssen uns wehren

gegen diejenigen, die unfern christlichen Jung­frauen das Blut abzapfen..." So wie er hier mit dem ruhigsten Gewissen steht, so werden die Geschworenen«ine schöne Tat der Gerechtigkeit tun, wenn sie die Schuldstagr bejahen. Unter dem Eindruck der Rede unterbricht der Vorsitzende die Verhandlung auf zwei Stunden. Der Verteidiger ist bisher mit allen An­trägen, die der Klärung des Sachverhaltes dienen sollen, abgewiesen worden. Er macht einen letzten Versuch und verlangt die Einholung eines Gut­achtens der Prager medizinischen Fakultät über den Halsschnitt. Er unterbreitet ferner zwanzig Gutachten theologischer Fakultäten und hervor­ragender christlicher Priester und Gelehrten über den Ritualmord und beantragt, sie zu verlesen. Der Staatsanwalt spricht sich dagegen aus, Dr. Baxa fordert unter lautem Beifall die Ablehnung des Antrages. Als Dr. Aukednikek das Paket mit den Gutachten dem Vorsitzenden übergibt, ruft das Auditorium:Der hat fünfzehntausend Gulden bekommen!" Der Antrag wird abgelehnt. Das Plaidoyer des Verteidigers wird durch Proteste und Zwischenrufe dauernd unterbrochen. Vergeblich mahnt der Vorsitzende zur Ruhe. Was Aukednikek zu sagen hat, packt die Menschen weder, noch überzeugt es sie. Seit Tagen krank, sammelt er mit äußerster Anspannung seine Kräfte, um bei jedem Wort nur zu fühlen, daß er ungehört und wirkungslos gegen eine Mauer von Vorurteil und bösem Willen angeht. Er schildert die methodische Propagierung des Ritualmordglaubens, die Ver­fälschung der Tatsachen, er widerlegt die Ver- dachtSgründe des Staatsanwalts, er geht gründ­lich auf die Zeugenaussagen ein und beweist ihre Unvereinbarkeit, er bringt die Fülle des von ihm zusammengetragenen entlastenden.Materials vor, setzt die ganze Ungeheuerlichkeit und die Unhalt- barkeit der Anklage auseinander. Seine juristischen Ausführungen langweilen das Publikum und die Geschworenen. Wenn er es wagt, von der Un­

schuld seiner Klienten zu sprechen, unterbricht ihn lebhafter Widerspruch. Als er seine Red« mit dem Appell an die Geschworenen schließt, sie mögen sich nicht von der öffentlichen Meinung und dem Ter­ror einschüchtern lassen, sondern als frei« Männer urteilen, antwortet das Auditorium mit Aeutze- rungen stärksten Mißfallens. In seiner Replik bedauert Baxa so höflich wie schmerzlich, daß der Kollege Aukednikek die Ritualmordstage aufgerührt hat. Er selber sei ein viel zu rigoroser Jurist, um ein Thema in die Debatte zu ziehen, das nicht zum Verhandlungs­gegenstand gehöre. Darum habe er sich auf das Bewiesene gestützt, nämlich auf das Auffangen des BluteS. Trotz aller gelehrten Gutachten sei es in Polna einzig und allein darum gegangen, das Blut eines EhristenmädchenS zu gewinnen. Für den Ritualmord ließe sich ebensoviel Material beibringen, wie gegen ihn, und er zittert Schrif­ten der Rabbiner Vital und Elyken, den Talmud und das Buch Sohar . Der Verteidiger habe nicht recht daran getan, an die Frage überhaupt zu rühren und noch weniger daran, einfeittg Partei zu nehmen; wogegen er, Baxa , nur ununterbro­chen suche und weiter nichts gewinnen wolle als die lautere Wahrheit... Herr Hilsner könnte in letzter Stunde mit ihr herausrücken und die Mit­schuldigen nennen. Aber er tut es nicht, weil dann alles, wovon gesprochen und wovon nicht gespro­chen wurde, aufgeklärt würde. Das Verdist der Geschworenen bejaht die Frage, ob Leopold HilSner bei der Vollziehung des Mordes unmittelbar selbst Hand angelegt oder auf tätige Weise mitgewirkt habe, einstimmig. Auf Grund dieses Spruches verurteilt das Gericht den Angeklagten zum Tode durch den Strang, zum Ersatz der Gerichtskosten und zum Ersatz der Beerdigungskosten im Betrage von 97 Gulden. Mehr als tausend Menschen erwarten vor dem Gerichtsgebäude Dr. Baxa. Stürmische Hoch­rufe begleiten ihn zum Hotel. Der kranke Dr.

Ole Gleichschaltuns der deutschen Biirserpresse Die vorsichtige Zurückhaltung, mtt der die tschechische Presse den Henleinrummel beurteilt, ist in der sudetendeutschen Bürgrrpreffe fast über­haupt nicht zu bemerken. Sie steht hinter Hen­lein in derselben Einmütigkeit, in der sie seiner­zeit hinter dem Krebs des Hitlers stand. DieDemokraten " Am kühlsten beurteilt dasPrager Tag- bl a t t" die Kundgebung Henleins. ES versieht sei­nen Leitartikel mit der UeberschriftDie neue Par­tti". Der Gedanke der die Parteigrenzen überwin­denden völkischen Gemeinschaft sei schon bei Dr. Lodgman lebendig gewesen, im Bekenntnitz zum Akti- viSmus seien andere deutsche Parteien seine Vorläu­fer. Allerdings weiß dasPrager Tagblatt" nichts zu den lächerlichen Aeußerungen Henleins über Deutschland zu sagen. In derB o h e m i a" spricht Dr. Gustav Peters dem Henlein Mut zu, gleichzeitig den von Henlein angegriffenen Liberalismus verteidigend. Das ganze ist ä la: Wasch' mir den Pelz und mach' ihn nicht natzl DieReichenbergerZeitung" nimmt nicht selbst Stellung, veröffentlicht aber als einziges sudetendeutsches Blatt den ganzen Redeschwall Hen- leins im Wortlaut.- An leitender Stelle gibt sie einem begeisterten Zuhörer Henleins das Wort, der durch Leipa zu ihm bekehrt zu sein vorgibt. Er will eine Wende in der sudetendeutschen Politik" erlebt haben. Der judenliberale Fascist DerTeplitz-SchönauerAazeiger" überschlägt sich in Begeisterung. In Böhmisch-Leipa sei nicht für eine Partei oder ein Programm(?) manifestiert worden, sondern Böhmisch-Leipa sei ge­wesendie Sehnsucht nach Einheft und Einigkeit", Zur Forderung der Tschechen , Henlein möge sein« Loyalität durch Taten beweisen, bemerft das Blatt, datz dar sehr schwer sei. Auch die polittsche Moral müsse aufTreu' und Glauben aufgebaut" sein. Im übrigen fordert derTeplitz-Schönauer Anzeiger" Neuwahlen, damit Henlein Gelegen­heit werde sein Können zu beweisen. Lin Hitlermann spricht Dieses Vorschußvertrauen für einen noch nicht Bewährten, der dafür ober Anttmarxist ist, wird von derSudetendeutschen Tageszei­tung" und demRordböhmischenTageS- boten" noch übertroffen. Der Chefredakteur die­ser Blätter, Herr A. Hausmann, hat seinerzeit seine Presse in solcher Hitlerbegeisterung geführt, datz er mit Mühe die Einstellung von ihnen ab< wenden konnte. Er hat in Böhmisch-Leipa 22.456 Männer und Frauen gezählt und sich, zum Unter- schied von anderen Berichterstattern, sehr viel Ar­beiter und Arbeitslose. Für den Opfermut der Ver­sammlungsteilnehmer hat er eine plausible Er­klärung:.,Mer indttSeele.üefer7»u blicken ver­mag,^ dem wird das alles erklärlich:. es. ist der un­vergängliche Glaube an die Heimat, als die UrkraftunsereSSeinS... aber auch das unerschütterliche Berttauen, das dttse Massen Kon­ rad Henlein entgegenbringen." Das Zweckbekennt­nis Henleins zur Demokratte quittiert der Fascist Hausmann also:Die Demokratte als solche ver­trägt keine verschiedene Auslegung, sie ist v i e l z« heilig, als dass sie missbraucht werden darf, weder zur Gestaltung verschiedenen Rechtes, noch zur Be­gründung irgendwelcher Parttivorrechte oder Partd- vorteile." VieObjektiven" DieEger-r Zeitung" beschränkt sich vorläufig auf die Wiedergabe der Henlein-Rede. Dafür hat sie, die den riesigen Sieg der schwedisch «

Aukednikek wird durch einen RebenauSgang in seine Wohnung gebracht. Beftta Triumphans Am Abend dieses Tages begrüßt ein Kaplan in einer Kleinstadt seine Stammtischfreund« im Wirtshaus:Heut, meine Herren, leiste ich mir ein Pilsner mehr der Hilsner ist zum Tod« durch den Strick verurteilt worden!" So nimmt die judenfeindliche Oeffentlichkeit in aller Wett das Urteil auf. Endlich ist eS ge­lungen, in ordnunsmäßigem Gerichtsverfahren einen Ritualmörder zu erledigen. An die juristi­schen Unterscheidungen deS Dr. Baxa , derdas Wort nicht ausgesprochen" hat, hält sich weder daS Publikum noch die Presse. Auf der Seite deS tschechischen Bürgertums findet sich nur ein Blatt, das mit dem Ergebnis von Kuttenberg unzufrie­den ist: derEas" des Professors Masaryk, der ttef bedauert, daß just das tschechische Volk und Land der Well dieses beschämende Zeugnis von Unkultur gebe.Wehe euch," rüst es den Baxa und Genossen zu,daß ihr das Voll nicht nur im Aberglauben lasset, sondern sogar mithelst, es in diesen Sumpf zu ziehen! Ein abergläubisches Boll wird sich nie aus der Knechtschaft besteien." Die St. Petersburger Nowoje Wremja" lassen sich aus Wien telegraphieren, daß in Kut­ tenberg der Rttüalmord gerichtlich bewiesen wurde, daß die Regierung Truppen nach Böhmen geschickt hat, weil man dort Ausschreitungen gegen die Juden erwartet, daß diese massenweise ihren Be­sitz verkaufen und nach Wien auswandern. I« Rußland rechnet man mit einem Aufleb« der Pogrompropaganda. Die jüdischen Korporation« Oesterreich- Ungarns veröffentlichen Proteste gegendie versteckte und doch so offene Beschul­digung im Prozeß von Polna " unb rufen alle Kreise der forffchrittlich« Intelligenz auf, eine neue gerichtliche Untersuchung zu erzwing«. (Fortsetzung folgt.)