Nr. 258
Danksagung
Liebe Genossen und Freunde!
Mein 80. Geburtstag fiel in eine schwere Zeit. In vielen Staaten ist es Hochverrat, der streng bestraft wird, wenn man an einen befannten Sozialdemokraten einen Brief richtet. In die Zeit des 16. Oftober dieses Jahres fiel auch noch die entsetzliche Katastrophe in Spanien . Und in manchem anderem Staat ist die Freiheit aufs schlimmste eingeengt, sind die Arbeiter durch die Krise zermürbt.
Angesichts dieser schweren Lage erwartete ich, mein 80. Geburtstag werde unbemerkt vorübergehen. Doch war dies nicht der Fall. Eine solche Fülle von Sympathiekundgebungen ist mir zuteil geworden, daß es mir unmöglich ist, so gern ich es täte, jedem meiner Freunde durch eine handschriftliche Antwort zu danken.
Die zahlreichen Beweise lebhaftester Sympathie waren mir ein beglückender Lichtblick in der Finsternis unserer Tage. Sie haben mich nicht zum wenigsten deshalb erhoben, weil sie alle meine Berson nicht als bloße Erinnerung an eine schöne Vergangenheit betrachteten, sondern mich noch zu den lebendigen Kräften der Gegenwart zählten. Wohl werde ich meinem Lebenswert nicht mehr viel hinzufügen können. Aber bis zu meinem letzten Atemzug wird mein heißestes Interesse der großen Sache der Befreiung der arbeitenden Menschheit gelten, für die ich zwei Menschenalter tätig war.
Darum herzlichsten Dank jedem, der meiner gedacht. Mit sozialistischem Gruß und Handschlag Karl Kautsky .
Der österreichische
Samstag, 3. November 1934
HYGIENE
Denn die sauberste Wäsche ist die gesündeste Wäsche. Niemals kann durch noch so kräftiges Reiben und Rumpeln erreicht werden, was RADION ganz allein in kaum mehr als 15 Minuten schafft: schmutz- und keimfreie Wäsche. Millionen Sauerstoffbläschen, die sich beim Kochen entwickeln, treiben die reinigende Radionlösung durch das Gewebe. Die Wäsche wird blitzsauber und ist hygienisch einwandfrei!
RADION
wäscht allein!
beginnt bei sauberer Wäsche
HYGIENISCH EINWANDFREI
Ihr seid das Volk!( Zum 4. November)
Ihr seid das Volk! Ihr darbt und schafft! Ihr werdet der Welt Euer Antlitz geben, Ihr habt geschwiegen. Jetzt zeigt Euere Kraft, Alarm! Der Rückschritt will Euch ans Leben! Schluß mit den Schwätzern! Wir greifen an! Schluß mit den Hetzern! Zu uns heran! Freiheit nicht Knechtschaft! Arbeit nicht Not! Nicht Hitler , nicht Henlein! Nicht braun, sondern rot!
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Ständestaat Die lächerliche Rolle der, Arbeitnehmer' Desterreich ist über die Klippe der Staatsratsernennungen ohne Putsch hinweggekommen. Dies freilich nur, weil die Regierung sich vorher den Wünschen des nazistischen Heimwehrflügels, also des Herrn Fey vor allem, gefügt und die Ihr seid das Volk! das nie zerbricht, Verhandlungen mit dem österreichischen Henlein, durch tausend Höllen seid Ihr gegangen, dem Ing. Reinthaler, aufgenommen hat. Ihr habt gehungert. Und wanktet nicht, Diese Verhandlungen gehen weiter und werden Und keine Lockung hat Euch gefangen! mit einiger Nachhilfe durch den Feh kaum anders enden als mit einem Kompromiß zwi schenderschwarzen und derbraunen
Reattion.
Eine klägliche Rolle spielen bei all den vielen Wandlungen der österreichischen Politik die soge= rannten Arbeitnehmer", die Vertreter des fleinen gleichgeschalteten Sektors der Arbeiterschaft und der Angestellten. In der neuen Verfassung erscheint die Arbeiterschaft vierfach entrechtet: durch die Aufhebung des Wahlrechts, durch die Rechtlosigkeit der ständischen Körperschaften, durch die Gleichschaltung der Arbeitnehmer- Vertretungen und endlich durch die Verfälschung der an= geblichen Parität zwischen Unternehmern und Arbeitern.
Schluß mit den Schwätzern! Wir
greifen an! Schluß mit den Hetzern! Zu uns heran! Freiheit nicht Knechtschaft! Arbeit nicht Not! Nicht Hitler , nicht Henlein! Nicht braun, sondern rot!
Ihr seid das Volk! Wie Hammerschlag, Soll es dem Feind in die Ohren klingen, Kampf! Kampf und Kampf bis zu jenem Tag, da wir für immer zu Boden ihn zwingen! Schluß mit den Schwätzern! Wir greifen an! Schluß mit den Hetzern! Zu uns heran! Freiheit nicht Knechtschaft! Arbeit nicht Not! Nicht Hitler , nicht Henlein! Nicht braun,
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I sondern rot!
Wir sind das Volk! der Lawine gleich! Sie marschieren, marschieren, die fiebernden Massen, Sie werden vom Schmutz aus dem dritten Reich" die Heimat nicht länger besudeln lassen! Schluß mit den Schwätzern! Wir greifen an! Schluß mit den Hetzern! Zu uns heran! Freiheit nicht Knechtschaft! Arbeit nicht Not! Nicht Hitler , nicht Henlein! Nicht braun, sondern rot!
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der Terroristenformationen
Belgrad . Außenminister Jevtič be- Bundeskanzler Dr. Doll fuß waren, vorbeutonte in einem Interview dem Belgrader Sonder- gen. Die Belgrader Regierung sei fest entschlossen, berichterstatter des„ Echo de Paris" gegenüber den die Ergebnisse der Untersuchung ruhig abzusvaraufrichtigen Friedenswillen Jugoslawiens . Nichts- ten. Sie werde aber an diesem Tage eine„ enerbestoweniger aber müßten Maßnahmen getroffen gifche, wirksame und aufrichtige Beseitigung jedwerden, die zur Bestrafung verbrecherischer Atten- weder terroristischen Propaganda im Auslande" täter führen und einer Wiederholung internatio- fordern. naler Verbrechen, deren andere Opfer Du ca und
Räumung in Janka Puszta
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Die Kundgebungen am 4. November Karlsbad : 1 Uhr mittags.
Komotau : 10 Uhr vormittags auf dem Marktplatz.
Teplitz- Schönau : 11 Uhr vormittags auf dem Marktplatz. Bodenbach : 1 Uhr mittags. Mährisch- Schönberg : 211 Uhr vormittags auf dem Marktplatz. Jägerndorf : 211 Uhr vormittags.
Präsidentensohn
bei den spanischen Rebellen
Madrid. ( Tsch. P.-B.) Der spanische Ministerpräsident erroug teilte mit, daß sich der in der Garnison Jaca dienende Sohn des Präsidenten von Spanien Alcala 3 amora, vor furzem eine schwere Verfehlung habe zuschulden kommen lassen. Der Staatspräsident und Vater habe darum gebeten, daß sein Sohn ohne jede persön liche Rücksichtnahme wie jeder andere Soldat ab= geurteilt werde. Anscheinend handelt es sich um ein Vergehen im Zusammenhang mit dem Aufstand. Zamoras Sohn ist Sozialist.
„ El Debate" erfährt, daß der Prokurator der Republik Spanien das Strafverfahren gegen die Vereine, die sich an dem jüngsten Aufruhr beteiligt haben und gegen den sozialistischen Führer Indalecio Prieto einleiten werde, der in Paris erklärt habe, er und die sozialistische Partei übernehmen die Verantwortung für die Bepegung in Spanien .
Was werden die amerikanischen Wahlen bringen?
wird damit gerechnet, daß die Kongreßwahlen Washington.( AP.) In politischen Kreisen feine Ueberraschung und trotz aller Schwierigkeiten für die Regierung keine Schwächung der Stellung Roosevelts bringen werden. Die Vorwahlen innerhalb der Parteien, die sogenannten„ primaries", haben bei den Demokraten eine Reihe von radikalen Elementen in den Vordergund geschoben. Dies ruft in den konservativen Kreisen gewisse Besorgnisse hervor. Man hält es für möglich, daß die demokratische Partei, wenn sie Erfolg hat, in sich radikaler wird. Doch ist diese Entwicklung nicht durchgängig für das ganze Land festzustellen, und außerdem ist zu berücksichtigen, daß eine Radikalisierung sich erst in zwei Jahren voll ausdrücken fönnte. Denn die gegenwärtigen Wahlen betreffen zwar das ganze Repräsentantenhaus, aber nur ein Drittel der Senatssitze und dreizehn Gouver= neurposten.
Massenflucht aus der Henlein- Gewerkschaft
"
Aus Ta cha u wird der Zukunft" berichtet: Nach dem Betrug der„ Gewerkschaft deutscher Arbeiter" an den deutschen Arbeitern, hat die Fahnenflucht aus dieser Gewerkschaft eingesetzt. Die noch in Arbeit stehenden deutschen Gewerkschaftler bangen um ihre Unterstützung. Das Vertrauen zur deutschen Treue ihrer Gewerkschaftsbonzen ist dahin und sie treten rechtzeitig aus dieser Organisation aus. Aus den Landgemeinden
Die ständischen Körperschaften werden von der Regierung ernannt. Sie haben mit irgend einer Form der Volksvertretung nichts zu tun und man hat mit vollem Recht das Parlament Gin Ring des 12. November seines historischen Namens entkleidet. Freilich paßt der Namen " Haus der Bundesgesetzgebung", wie die Freie Presse" richtig bemerkt, auch nicht, denn die stän dischen Körperschaften haben kein Recht der Gesetzgebung. Ernannt werden aber nicht Arbeitnehmer schlechthin, sondern natürlich nur solche, die ohnehin bei den schwarzen oder weißgrünen Organisationen sind. Und dann ist die Barität zwischen Arbeitgebern und Arbeitneh Paris.( Tsch. P.-B.) Der Sonderbericht-| dächtige Leute dort gewohnt haben. Vollständig erreichen uns Nachrichten, aus welchen hervorgeht, mern, die im Verhältnis 40: 40 auf dem Papier | besteht, noch durchbrochen worden. Da die Ver- erstatter des" Paris Soir", Charles Reibel. evatuiert wurde das Lager erst in den letzten daß ganze Gewerkschaftsgruppen zu den freien treter des öffentlichen Dienstes in feinem stritti- sett seine Reportage über den Aufenthalt der Tagen. Lastautomobile aus Budapest schafften das Gewerkschaften übergehen. Politisch hatten die gen Fall mit den Arbeitnehmern gehen werden, kroatischen Terroristen im Lager von Janka Puszta gesamte verdächtige Material fort. Zum Schlusse Arbeiter von vornherein an der Henleinfront feiſtehen 33 Unternehmerbertretern 40 ernannte, und seiner Umgebung fort. In dem Artikel heißt schreibt der Berichterstatter, es sei überflüssig, daß nen Gefallen gefunden. Gewerkschaftlich hat gleichgeschaltete und zu einer Mameluckenrolle es, daß das ganze Dorf Janka Puszta den Ter- ausländische Journalisten jetzt noch unter der Auf- Henlein nun auch diese Schlacht verloren. Möglich, berurteilte Vertreter der„ Arbeitnehmer" gegen- roristen gehört. Ein Einwohner der benachbarten sicht der ungarischen Behörden Santa Puszta be- daß nun ein Gesundungsprozeß einsetzt, der zur Gemeinde bestätigte dem Berichterstatter, daß die suchen, weil die ungarischen Behörden vor dem Be- Vereinigung der Arbeiter auf gewerkschaftlichem Kroaten Janka Puszta im Mai verlassen haben, suche der Auslandsjournalisten sämtliche Spuren Gebiete und schließlich auch auf politischem Gebiete führt. daß aber bis in die letzte Zeit hinein stets ver- des Aufenthaltes der Kroaten beseitigt haben.
über.
Der Gesinnung nach sollen zwei Dritte! der Körperschaften aus Heimwehrlern und monarchistischen Christlichsozialen zusammengesetzt sein, der Rest aus Neutralen".
Achtung
Spuren von Honved- Offizieren verwischt
Die Niederlage des Reichsbischofs
Wiedereinsetzung der Bischöfe darf nicht gemeldet werden
München . Die folgende vom Deutschen Nachrichtenbüro verbreitete Meldung wurde von Goebbels zurückgezogen,
Kirchenamtlich wird bekanntgegeben, daß
auf die Kommunisten! Bandesbischof Meiser mit dem Landeskirchen
rat die Geschäfte im Dienstgebäude, Arcis- Straße Die Zentrale der KPC hat in einem Rund- Nr. 13, wieder übernommen habe. Da die von der
schreiben an ihre Parteiorganisationen auf den gegenwärtigen Reichskirchenregierung unter Fühschlechten Stand der kommunistischen Preffe ver- rung des inzwischen aus seinen sämtlichen Kirchwiefen und aufgefordert, am 4. November eine lichen und staatlichen Aemtern geschiedenen Rechtsgroße Werbung für die„ Rote Fahne" durchzuwalters Jäger erlaffenen Anordnungen, insbesonführen. In erster Linie sollen unsere Kundgebun- dere die Einsetzung von Kommissaren für die gen zum Vertrieb der„ Roten Fahne" benützt bayrische Landeskirche der Rechtsgültigkeit entbehren, konnte sich der Landeskirchenrat ohne Pflichtfen Mißbrauch unserer Kundgebungen mit aller halten. Unsere Ordner haben Weisungen, gegen die verlegung nicht länger der Geschäftsführung entKirchenamtlich wird ferner bekanntgeEnergie einzuschreiten. Unsere Vertrauensmän- geben, daß der nach Stuttgart zurückgekehrte| her führen am 4. November eine Werbung für die Landesbischof Wurm der kommissarischen Kir
werden.
sozialdemokratische Presse durch.
denregierung eine Erklärung übergeben habe, daß
er in sein Amtsgebäude zurückgekehrt sei und ebenso wie die Mitglieder des Oberkirchenrates sein Amt wieder aufgenommen habe.
Die Saar
ge