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den des Bundeskanzlers Schuschnigg wird die Intelligenz unter versteckten Drohungen aufgefordert, ihre Passivität aufzugeben und sich vorbehaltlos dem neuen, das heißt klerikalen Kurs unterzuordnen. Die Arbeiterschaft wird mit allen Mitteln. des Terrors vor die Wahl gestellt, sich entweder als Heuchler dem Klerikalen Kurs unter zuordnen oder der drohenden Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend der Familie und UnterstandsTofigkeit entgegenzusehen. So soll die Bevölkerung Desterreichs willenlos der Macht der Kirche unterworfen werden.
Was sich in Oesterreich abspielt, ist ein Machtkampf der römisch- katholischen Kirche , welche die militanten Heimwehrformationen in ihren
Donnerstag, 15. November 1934
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Erledigung einer überflüssigen Affäre
Dienst gestellt hat, um das Volk zu entrechten und Rechte und Freiheiten durch den Fascismus bedroht Rom zu unterwerfen. Dabei wird auch gegen die werden sollten. Unsere Ordner- und Sportorganisa Heimwehren, die für die feritalen Zwecke sich tionen stehen fest zur demokratischen Republiki nicht als vollständig brauchbar erweisen, ein unNach dem Marseiller Attentat hielt der komm terirdischer Kampf geführt, der nur durch das ge= Minister Dr. Bradač kam in seinem Schluß- munistische Stadtrat Castka in der Duger Stadt meinsame Ziel, die Wiedererrichtung der Habs- wort auf die Ausführungen des Genossen Müller vertretung eine Rede, die sich in den üblichen Bah burgermonarchie, noch nicht scharf genug zum zu sprechen, die er mit Dant quittierte. Der Minen kommunistischer Rethorit bewegte. Er leiftete Ausdruck kommt. Die Sturmscharen, eine Einrich- nifter habe sich im deutschen Gebiet überzeugt, daß fich dabei einen heftigen Ausfall gegen die Opfer tung der Klerikalen, rüsten, daneben die Heim- auch auf dieser Seite ein positives Verhält- des verbrecherischen Anschlages. Deshalb wurde wehren, die scheinbar sich langsam darüber klar nis zur Armee borhanden sei. werden, daß man sie, als für klerikale Zwecke nicht gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet. Damit wäre die Sache erledigt gewesen, wäre der Anlaß vollständig verwendbar, beseitigen will. Es wird der Tag kommen, an dem auch für die Heimweh- Am Mittwoch wurden die Kapitel Inneres, nicht von gewissen Kreisen zu einer bei den Haaren ren das Wort seine Gültigkeit erlangt: der Moor Unifizierung und Justiz vom Ausschuß in An- herbeigezogenen Hebe gegen den sozialdemokrati hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Anschen Bürgermeister Schlein mißbraucht wor griff genommen. Am Abend sprach Genoffe den. Dem Genossen Schlein wurde nämlich zum Stremser zum Kapitel Innenministerium, to Vorwurf gemacht, daß er es absichtlich unterlassen bei er u. a. an Hand einer Tabelle die Ernäh= habe, die beleidigenden Aeußerungen Častkas zu tungsaktion in den deutschen und tschechi=
Zur Verteidigung bereit
Genosse Müller im Budgetausschuß
Brag. Im Budgetausschuß nahm Genosse Müller beim Kapitel„ Nationalverteidigung" in voller Offenheit Stellung zu den Problemen der Verteidigung des Staates, das angesichts der fieberhaften Rüstungen der fascistischen Staaten in unferer unmittelbaren Nachbarschaft auch für unsere deutschen Arbeiter von höchster Bedeutung ist. Nachdem er mit ein paar treffenden Randbemerkungen Herrn Mayr- Harting in die Schranken verwiesen hatte, fuhr Genoffe Müller fort:
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ichen Bezirken verglich, die rücksichtslose Eintreis rügen, so daß er sich mit ihnen geradezu solidaribung der Verpflegsrüdstände von den fiert hätte. Das ist natürlich angesichts der HalGemeinden kritisierte, die Attenschiebereitung der sozialdemokratischen Partei einfach atrischen einzelnen Behörden an einem besonders lächerlich. Die angestellte Untersuchung hat auch traffen Fall darlegte und sich dann auch mit den ergeben, daß der Bürgermeister die inkriminierte Selbstverwaltungsfinanzen und insbesondere mit Wendung überhört hat, was durchaus erklärlich den Annuitätenrückständen der Geist, zumal sie nicht einmal der als Dolmetsch bemeinden eingehender befaßte. Wir werden stellte städtische Beamte, ein bürgerlicher Tscheche, scine Rede im Auszug noch nachtragen. gehört hatte und sie in der Uebersetzung der Rede nicht wiedergab. In der nächstfolgenden Sizung der Stadtvertretung, die am 7. November abge balten wurde, hat Bürgermeister Schlein festges stellt, daß er aus Zeitungsberichten und der bei ber Bezirksbehörde erstatteten Anzeige ersehen habe, daß Stadtrat Castta in der vorangegangenen Sibung Worte gebraucht habe, die geeignet waren, das Andenken der Opfer von Marseille tief herab zusehen. Er sprach das Bedauern über den Vors fall aus und erteilte dem Stadtrat Castka nachträglich eine Rüge. Damit ist dieser Vorfall, fo weit er den Bürgermeister Schlein betrifft, restlos erledigt.
Wir haben bei Einhaltung unserer grund- frieren, daß sie„ drüben" doch viel besser vor Not Erhaltung des Friedens
fäblichen Stellung immer daran festgehalten, daß die einzige Sicherung des Friedens die Abri= stung aller Staaten ist. In diesem Sinne find wir auch für die Verkürzung der Präfenzdienstzeit, die Herabsetzung des Präsenzstandes und des Rekrutenkontingents und die Einschränkung der Rüstungen eingetreten.
Das konnten wir, so lange Deutschland und Defterreich verständigungsbereit waren, fo lange
der Friede gesichert erschien.
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Unsere Politik auf diesem Gebiete hat auch gewvisse Erfolge gehabt, die sich bei Einführung der 14monatigen Dienstzeit zeigte. Heute ist die Lage anders und das müßte auch Herr Prof. Mayr arting wissen. Er hat kein Wort darüber gefaat, wie Deutschland heute unkontrolliert riejige Geheimrüstungen durchführt und wie diese Aufrüstung Deutschlands den Frie= den bedroht.
In dieser Situation kann niemand von uns verlangen, daß wir vielleicht die Abrüftung der demokratischen Wehrmacht vorschlagen follen. Diese Abrüstung wäre die stärkste Aufrüftung für den deutschen Fascismus, daher sind wir für den Ausbau der Verteidigungsarmee. Wir haben unsere Turnerformationen, unsere Jugendstaffeln an die Seite der Armee gestellt und
damit gezeigt, daß ein Großteil der deutschen Bevölkerung, insbesondere die Arbeiterschaft, die Situation richtig erkennt und gewillt ist, alle Konsequenzen zu ziehen. Seit Hitler in Deutschland herrscht, ist die Triegsgefahr konstant. Wir draußen haben tändig Kontakt mit der reichsdeutschen Grenzbevöl ferung und wissen, daß Deutschland heute cine große Raferne ist und daß dort alles auf den Krieg eingestellt ist. Und wir fönnen nicht wiffen, wann diese Kriegsmaschine ein malin Gang gesezt wird.
Deshalb find wir für den Ausben und die Bereitstellung der Armee und für die Sicherung der Grenzen. Aber die Sicherung muß nicht nur durch moderne Waffen und Kriegsbetriebe gefchehen, sondern auch durch Gewinnung der Menschen.
Unsere Grenzgebiete find zum größten Teil Sungers und Elendsgebiete. Trotzdem steht ein Großteil der Leute, wie unsere Demonstrationen deutlich gezeigt haben, treu zu uns und zur Republit. Bir dürfen aber nicht vergessen, daß gerade an en Grenzen die reichsdeutsche Agitation besonders start ist und daß vom 28interhilfswerf vor allem die Grenzgebiete bedacht werden, um unseren Leuten hier zu demon
BRUNO ADLER:
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Am Tage der Urteilsfällung soll in einem Fiaker durch die Stadt gefahren werden; leider untersagt die Behörde die Demonstration.
tisierung der Armee, die Sicherung der Bürgerrechte
und Elend geschützt werden. Es ist deshalb notwendig, gerade auf diese Seite der Verteidigung die größte Aufmerksamkeit zu lenten. Das sollte die Militärverwaltung und die Staatsverwaltung gut bedenken! Genosse Müller unterstreicht nachdrücklich, daß wir einen demokratischen Geist in der ganzen Armee wünschen. Es ist bedauerlich, daß der Aufstieg aus dem Mannschaftsstande zum Offizier heute so gut wie unmöglich ist. Wir wünschen die Demofra des Soldaten und geben zu bedenken, ob nicht die Einführung eines Vertrauensmänner= stems in die Armee für beide Seiten von Nutzen wäre. Die Demokratisierung des Disziplinarrechtes und des Militärstrafrechtes wäre dringend erforderlich. Auch die Behandlung in Sachen des Unterhaltbeitrages verstimmt die Oeffentlichkeit.
Was die zweijährige Dienstzeit anlangt, so können wir uns mit ihr nicht ohne weiteres befreunden. Vielleicht fönnte bei einzelnen Spezialwaffen eine längere Dienst= 3eit gegen andere Bonifikationen eingeführt werden. Eine vormilitärische Erziehung, so wie sie heute in Italien und anderen Staaten insbesondere in den Schulen betrieben wird, lehnen wir ab. Bir glauben, daß wir in den Sport organisa tionen die Stätten haben, in denen die wohl nicht in militävormilitärische Erziehung rischem Sinn, aber im Sinne der Körperertüchtigung erfolgt. So erfuhren wir aus den Publikationen der 4. Division, daß 31 Prozent der dortigen Soldaten den Arbeiterturnvereinen angehören. In die i en Organisationen fönnen also Menschen herangebildet werden, die dann in furzer Zeit gute Soldaten werden.
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Leider finden unsere Turn- und Sportvereine von behördlicher Seite eher Behinderung als Unterstüßung. Es wäre notwendig, daß sich der Verteidigungsminister mit dem Gesundheitsminister diesbezüglich ins Einvernehmen seßt. Die Vereine müssen in Form von Umsatzsteuer, Amtsgebühren ete. für die Ausübung des Sportes eigentlich noch Strafe zahlen.
Bezüglich der durchzuführenden Arbeiten im Bereiche des Verteidigungsministeriums wissen wir. daß sie nicht schematisch auf die einzelnen Bezirke aufgeteilt werden können. Troßdem ersuchen wir den Herrn Minister dringend, nach Möglichkeit Arbeien in die Notstands und Grenzge= Siete au vergeben.
Wir werden für das Militärbudget stimmen und wir werden, wie wir dies in unseren Kundgebungen betont haben, nicht nur die budgetären Mittel bewilligen, sondern unserem Lande auch die aktive Verteidigung nicht versagen, wenn unsere
unser Lebensinteresse
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Dr. Beneš spricht im Budgetausschuß Das Schlußwort des Außenministers war diesmal mit Rücksicht auf die vorausgegangene Debatte ziemlich kurz. Er begrüßte u. a. die Feststellungen der flowakischen Redner hinsichtlich der territorialen Integrität der Republik und der Slowakei und erklärte später, bezüglich des modus bibendi gebe es mit dem Vatikan keine ernstlichen Differenzen mehr und die Angelegenheit werde längstens in der ersten Hälfte des nächsten Jahres beendet sein.
Die ,, Rundschau"
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ganze
hat einen geschickten Photographen und genügend Herr Mayr- Harting hatte mit einem deut- Mut, um Tatsachen, die Hunderttausenden bes lichen Hinweis auf die Sozialisten die Emigration fannt sind, schlankweg abzuleugnen. Beides zus beschuldigt, daß sie das Verhältnis zu den Nach- sammen ergibt dann den Bildbericht von unserer barn gefährde. Er erhielt vom Außenminister die Teplißer Kundgebung am 4. November. Die Antwort, daß die Tschechoslowakei Rundschau" hat in Tepliß man höre as Asylr echt sehr nachdrücklich 4500 Demonstranten gesehen! Um unseren Mißberteidige; die Regierung sei aber einig erfolg noch größer zu machen, behauptet sie, wit darin, daß sie einen Mißbrauch des Asylrechtes hätten die Teilnehmerzahl mit 15.000 angegeben. nicht dulden könne. In einem Staat wie dem unseren sei das Problem sehr heikel, der Minister fönne aber den Fragesteller versichern, daß er sehr nachdrücklich darauf achte, daß die Interessen unferes Staates nicht leiden( Auf gut Deutsch gesagt heißt das etiva, daß Beneš, der selbst jahre lang in der Emigration lebte und dort an der Seite Masaryks mit anderen Emigranten die Grundlagen des heutigen Staates schuf, ausges rechnet von Herrn Mayr- Harting gute Ratschläge feinesfalls braucht!)
Später erklärte Beneš, daß es im Leben der Völker gewisse Momente gebe, wo die Vorbereitung zur Verteidigung noch nicht die Vorbereitung zum Kriege bedeutet. Unsere Außenpolitik hat daher in der letzten Zeit betont, daß wir den Frieden wollen und für ihn arbeiten, daß wir aber zur Verteidigung vorbereitet sein sollen. Wir werden umso mehr für den Frieden arbeiten, als alle Barteien und Nationen des Staates ein Lebens interesse an der Erhaltung des Friedens haben und im Kriegsfall feine von ihnen etwas gewinnen könnte.
schriften
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Wir haben niemals berichtet, daß in Teplis 15.000 demonstrierten. Die Beteiligung aus dem verhältnismäßig fleinen Gebiet war überwälti gend, obwohl" nur" 12.000 Personen bei der Kundgebung auf dem Marktplaß waren. Auch die Landbündler, die Henlein sicher nicht weh tun wollen, schreiben, daß der Marktplatz gesteckt voll war. Wieso kommt es also, daß das„ Rundschau" Bild so wenig Menschen zeigt? Mit Recht ant wortet die Freiheit":" Wenn man um halb 10 photographiert hätte, wären es noch weniger ges wesen." Der Henlein- Mann hat das Bild ges macht, während noch die Kolonnen marschierten und ein Großteil in den Zugangsstraßen stand. So wird also objektiv berichtet!
Desterreichs Kriegsrüstungen. Defterreich rüstet fleißig weiter zum Krieg, natürlich unter der Patronanz des Herrn Mussolini . Ein neues bes 3eichnendes Detail dafür ist, daß in dem Betrieb eines Herrn Kohn in der Bürgerspitalgaffe ( Wien VI .) 100.000 Stüd Legitimationstapfeln, das sind die Erkennungsmarten, die die Soldaten im Kriegsfall an der Brust tragen, bestellt worden find.
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Der Gerichtshof erscheint zur Urteilsfällung: Tod durch den Strang!
herunter. Schon sind die Berichterstatter davon Der Vorsitzende haspelt die Formalitäten gestürmt, jeder will der erste im Telegraphenamt sein. Schwerfällig tritt Silsner zu den Vertei digern, wechselt ein paar Worte mit ihnen und wird abgeführt.
überraschende Neuigkeit bekannt: wie er soeben| Am Abend rotten sich junge Leute zusammen und| zweite: Mitwirkung an der Ermordung der Marie telegraphisch erfahre, sei Wilhelm Tscherwenta in ziehen, das Hilsnerlied singend, zum Gerichts- Klima, die dritte: Berleumdung des Erbmann Iglau verhaftet worden; es bestehe der Verdacht, gebäude. An Dr. Bara lommen Glückwunsch- und Wassermann, die Eventualfrage: Mitwir daß er den Zeugen Kusy zu einer falschen Aus- telegramme: Es lebe der Retter des Christen- fung an der Ermordung der Hruza, werden ein sage habe bewegen wollen. volkes! Auch Hilsner erhält, anläßlich des bevor stimmig bejaht. Ohne Sundgebungen nimmt man Die Juristen regen sich auf. Es ist straf- stehenden Leopoldstages, hunderte von Gratula- das Verdikt auf. Jetzt erst wird Hilsner herein prozessual unzulässig, nach Abschluß des Beweis- tionen zum Todesurteil: Herzlichen Glück geführt, freidebleich, vor Erregung zitternd. Copyright 1934 by Michal Kacha Verlag. Prag XIX verfahrens dieses belastend wirkende Moment vor- wunsch zum hoffentlich letzten Namenstag! Das tiefer Angst irren seine Blicke von den Verteidi zubringen. Andere meinen: wäre Hilsners Schid- Deutsche Boltsblatt" bringt an der Spitze des gern zu den Geschworenen und zu dem Präsiden In Piset ist es mit der Ruhe vorbei. Jüdi- sal nicht schon von Anfang an besiegelt, der letzte Blattes ein Ausschreiben: 2000 Kronen für Austen. Gespannt horcht er auf die Verlesung des fchen Geschäften werden die Fenster eingeschlagen. Trumpf des Staatsanwalts genügte, ihm den forschung und Namhaftmachung des oder der Mit- Spruchs. Die erste Frage verneint ein Buden Das Hotel, in dem Dr. Auředniček wohnt, wird Garaus zu machen. geht über sein Gesicht. Wie schwere Schläge tref schuldigen Hilsners! polizeilich bewacht. Das Militär hat Bereitschaft. Der Tag des Verdikts beginnt im Schivur- fen ihn die drei Ja. Krampshaft ballt er Die alte Hruza ist in Biset geblieben, zeigt sich lichen Ritualmordbrandrede. Ueber die schüchter- sten und Zuhörer vertreiben sich die Zeit bis zum Es repliziert noch Dr. Bara mit einer neuer- gerichtssaal recht vergnügt. Richter, Journali- Fäuste, langsam fintt er auf die Bank. manchmal auf dem Ringplab und wird von Damen nen Proteste des Vorsitzenden geht er feurig hin- Beginn der Verhandlung mit dem modernen der Gesellschaft eingeladen und bewirtet. weg. Geschworene und Zuhörer fühlen sich von Sport: sie schreiben Ansichtskarten. Jeder samfeinen Ausführungen über die ,, charakteristischen melt auf Stößen von Starten möglichst viele UnterSchnitte" der von Juden ermordeten unbefleckten das harmlos finnige Treiben wird Jungfrauen tief befriedigt. Das Urteil soll mor- nicht gestört, als Hilsner in den Saal gebracht Zweieinhalb Stunden währt die Stunden währt die Auswird. Uebernächtig, müde setzt er sich auf seine einandersetzung Auředničeks mit dem StaatsEine Prager Zeitung berichtet: Dr. Bara Bank, unverwandt und angstvoll sieht er den tar anwalt und Dr. Bara. Ein Mann spricht, ganz hatte türzlich in Prag zu plädieren. Während tenschreibenden Geschworenen zu, als schrieben sie durchdrungen von der Wahrheit seines Glaubens; einer Verhandlungspause entspann sich ein Ge- sein Urteil. sigkeit geht; ein Mensch, dessen Leben mit dieser Sie mir, glauben Sie wirklich an den RitualAufgabe verwachsen zu sein scheint. Er spricht mord? Oder wollen Sie nur das Volt verdum ruhig und versteht seine Rede gut zu disponieren, men?" Worauf Bara erwiderte: Im Gegenteil! er geht mit den Zeugenaussagen scharf ins Ge- An den Ritualmord glaube ich nicht im geringLicht, er zerpflückt die Argumente der Gegner und sten. Ich bin nur bestrebt, im Volt die Aufklä vergißt nicht, was in das dunkle Komplott von Aberglaube, Suggestion und Demagogie Licht rung zu verbreiten." bringen kann. Aber weder seine Sachlichkeit, noch Wieder geht in Piset das Gerücht von einem zur Antwort: das sei ganz gut fo. Draußen Sie wenden sich ab. Der Kreisgerichtspräsident seine Wärme kommt gegen das Pathos Baras Ritualmord um. Ein bekannter jüdischer Mitbüruf; die kleinen Leute auf der Geschworenenbank ger soll ein dreizehnjähriges Mädchen in seine Um vier Uhr kehren die Richter in den Saal 10 tritt zu ihnen. Erschüttert reicht der große starte haben gehört, was sie hören wollten. Die Sprache Wohnung gelockt haben, aus der es nicht mehr zurüd. Es ist eine unerträgliche Hize. Die fest wie Sie davon überzeugt, daß Hilsner un cines flaren Verstandes und eines ehrlich ergriffe zurückkehrte. Später hat man das Kind erworbet Türen werden weit geöffnet, damit alle hören schuldig ist." Von draußen dringt der Sieges nen Herzens verstehen sie nicht. aufgefunden. Der Täter, heißt es ein paar Stun können. Der Obmann verkündet den Spruch. jubel durch die geschlossenen Fenster in den Saal. In seiner Replik gibt der Staatsanwalt, um den darauf, sei bereits verhaftet. Die ganze Stadt Die erste Frage, lautend auf Meuchelmord an Hilsners Alibi im Falle Klima zu entwerten, eine glaubt es. Die Saat der Aufklärung geht auf. Agnes Hruza, wird einstimmig verneint; die |
gen gefällt werden.
Durch die Menge auf dem Plaz geht eine um 2 Uhr ziehen sich die Geschworenen zur Be- Baga. Eine Frau zerrt ihn aus dem Gebäude. Endlich beginnt der Präsident sein Resümee. empfängt die Geschworenen. Man wartet auf freudige Bewegung. Hochrufe ertönen. Beifal ratung zurüd. Hunderte warten zusammen Ohrenbetäubendes Freudengeschrei bricht aus gedrängt im Saal, ebenso viele draußen. Hilsner ist bleich und verquält. Als der Verteidiger Bevny auf die Schultern heben. ihn darauf vorbereitet, daß er wegen Berleumdung Hüte werden geschwenkt, man will Baga und Am Fenster zeigen sich die Verteidige jedenfalls Gefängnis zu erwarten habe, gibt er Hanba- und Pereatrufe gellen ihnen entgegen würden sie ihn ja doch gleich totschlagen.
( Schluß folgt.)