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Donnerstag, 22. November 1934

Brief an die beiden Delegierten der Kommuni­stischen Internationale

garn und Desterreich, für die Freundschaft Frank-| den ersten Jahren nach Kriegsende in Frieden mit dem Léon Blum   die Entwicklung der gemeinsamen reichs und seiner Verbündeten bereitivilligst zu Jugoslawien   leben. Das Gebiet, welches Ungarn   Aktion in Frankreich   dargelegt hatte, fand eine opfern bereit ist. In dieser Situation, knapp vor an Jugoslawien   verloren hat, ist im Verhältnis eingehende Debatte statt, in der 18 Redner die dem Marseiller   Attentat, Herrschte in Ungarn   zu den anderen verlorenen Gebieten unbedeutend. Probleme in ihren Ländern und das Problem, Banikstimmung und der gewesene Ministerpräsi- Der Reichsverweser Horthy   hielt einige Male jugo- wie es sich für die SAF als solche stellt, darlegten. dent Bethlen schrie einen verzweifelten und flam- flaw- freundliche Neben, die revisionistische Propa- Mit allen Stimmen gegen die des Vertreters menden Protest gegen die Abkühlung der italieni- gande war gegen Jugoslawien   in diesen Jahren Georgiens   Gvardjaladze wurde beschlossen, fol­schen Freundschaft. Da tam Marseille  . Die Ver- nicht einmal annähernd so scharf, wie gegen genden söhnung zwischen Frankreich   und Italien  , Italien   Rumänien   und die Tschechoslowakische Republik. und Jugoslawien wurde verschoben oder sogar-Diese Politit mußte sich aber ändern, sobald die wie man in Budapest   hofft vereitelt. In Genf   ungarische Außenpolitit nach Weisungen Musso­muß Italien Farbe bekennen und Italien   wird linis geführt wurde. Der Kampf um das Adria- zu richten: fraglos Ungarn   beschüßen. Die englische Presse, Meer spiste den Gegensatz zwischen Italien   und boran, Morning Post" prophezeit dies mit Sicher Jugoslawien unerhört zu und Ungarn   mußte laut heit, und die ungarische Presse zweifelt auch nicht Befehl seines Patrons" die schärfste Antipathie mehr an Italien  . gegen Jugoslawien   befunden. Auf Mussolinis Ver­Italien muß die ungarische Regierung langen hat die ungarische Außenpolitik gegen schüßen, weil der ungarisch- jugoslawische Gegen- Jugoslawien diesen scharfen Kurs angenommen jaz von Italien   selbst beraufbeund wenn dieser Kurs jetzt über Marseille   nach schworen und befohlen wurde. Die Genf   führt, können die Schüler von dem Meister revisionistischen Regierungen Ungarns   wollten in erwarten, daß er sie nicht im Stich läßt.

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Die Beschlüsse der Internationale

Saarproblem

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Stellung zu den Kommunisten

Nachdem wir Mittwoch einen Bericht des Genossen Dr. Carl Heller über die Sizung der Exekutive der SAJ in Paris  gebracht haben, tragen wir aus dem uns zugekommenen offiziellen Sibungsbericht noch einiges nach:

Vom 13. bis 16. November tagt im Maison de la Mutualité in Paris   die Exekutive der SAJ. Den Hauptgegenstand der Beratungen bildete die internationale politische Lage. Ein Teil dieser Beratungen wurde gemeinsam mit dem Vorstand des Internationalen Geivertschaftsbundes durch­geführt. So wurde in gemeinsamer Beratung zu den Problemen der

Saarabstimmung

Stellung genommen. An diesen Beratungen nah­men Max Braun   und Dobisch aus dem Saargebiet als Gäste teil. Nach einem Bericht des ersteren referierte Compton  ( Großbritan nien) namens einer von der SAJ zum Studium ins Saargebiet entsandten Kommission.

Auf Grund dieser Berichte faßte die Ereku­tive der SAJ sodann einstimmig folgenden Be= schluß:

Die Exekutive der SAJ sieht im Freiheits­fampf der Hitlergegner an der Saar einen der wichtigsten Abschnitte im gesamteuropäischen Kampf für den Frieden und die Freiheit.

Sie erwartet vom Völkerbundrat, daß er gegen­über den unerhörten terroristischen Aften des Hitlerregimes eine freie, geheime und unbe­einflußte Abstimmung sichert und der Bevöl­ferung zuverlässigen Schutz zuteil werden läßt.

Die Aufrichtigkeit der Abstimmung berlangt, daß der Bevölkerung die Zusicherung gegeben wird, daß im Falle des Entscheids für die Fortdauer der Völkerbundsverwaltung die Bevölkerung ander Verwaltung des Landes teil nehmen, die spätere Absendung des staatlichen Schicksals des Gebietes durch einen neuen Boltsentscheid möglich sein und, in den Fragen des Arbeitsrechts, der Sozialversicherung

und des Tarifrechts den Interessen der werktäti­gen Bevölkerung Rechnung tragen wird.

Die Ehrlichkeit der Abstimmung berlangt, daß die Abstimmungslisten auf ihre Zuverlässigkeit durch paritätisch aus der Bevölkerung zusammen­gesetzte Kommissionen nachgeprüft und bereinigt werden.

Angesichts der Drohung der deutschen   Regie­rung und ihrer Deutschen Front", im Falle einer für sie ungünstigen Abstimmung und Völ terbundsentscheidung die Erfüllung der rechtlich garantierten Sozialleistungen einzustellen, ist eine eindeutige Gegenerklärung und Garantie des Völ­terbundes notwendig. Das gleiche gilt auch für die Drohungen mit der Beschlagnahme des Eigen­tums Hitlergegnerischer Organisationen und

Privatpersonen.

Die bisher vom Rate beschlossenen Garan tien sind gegenüber der bekannten Repressalien­politik des Dritten Reichs als feineswegs ausreis chend und zuverlässig anzusehen. Nach den bis­herigen Erfahrungen mit der Praxis des Dritten Reiches  , das sich an teine Versprechen und Ver­träge gebunden fühlt, müssen weit sicherere Ga­rantien geschaffen werden. Hat doch das Dritte Reich nicht einmal die am 3. Juni dieses Jahres übernommenen feierlichen Verpflichtungen, jeden Druck auf die Saarbevölkerung zu unterlassen, eingehalten, sondern seinen Druck in allen For­men und mit allen Mitteln gesteigert.

Es erscheint unerläßlich, daß die internatio­nalen Organe, die für die Sicherheit des Gebie­tes und den ordnungs- und vertragsmäßigen Ab­lauf der Volksbefragung verantwortlich sind, alle Mittel erhalten, um unbedingt und für alle Fälle ihre Pflicht erfüllen zu können. Jedes Versagen des Völkerbundes in der Lösung dieser von ihm übernommenen Verpflichtung müßte die Gefahren für den europäischen   Frieden ernstlich steigern.

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Der Vorsißende Vanderbel de referierte über die Unterredung, die er und Adler in Brüssel   mit den beiden Vertretern der Kommuni stischen Internationale, Cachin und Thorez. in der Frage einer gemeinsamen Aktion zur Unters stüßung der spanischen   Revolution hatten. Nach

Die Nacht des fenkers aufbieſes Berbrechen steht der Tod."

Tscheng- Ni- Tong die Majestät des Kaisers ge= lästert.

Eine Legende aus China  Von Frik Rosenfeld.

( 1. Fortsetzung)

Er bittet? Es war ein falsches Wort. Schnell fährt Tsing- Fu fort:

" Der Mandarin trägt dir auf, als Zeichen des Dankes für seine große Gnade einen Auftrag zu erfüllen, den er dir erteilt."

" Ich will ihm dienen mit meinen Händen und meinem Herzen", sagt Lung- Kiven.

Ein Verbrecher, der in der Gestalt des Mandarins die Majestät des Himmelssohnes ge= lästert, soll mit dem Tode bestraft werden. Du wirst das Urteil vollstrecken."

Noch weiß Lung- Stiven nicht, was die Worte bedeuten. Er spricht sie nach, wie sie in seinem

Ohr widerhallen:

" Wer die Majestät des Himmelssohnes ge= lästert, soll mit dem Tode bestraft werden. Ich werde das Urteil vollstrecken."

Er sieht auf, aber da ist er schon allein. Tsing- Fu eilt, dem Mandarin zu berichten, daß ein Henter gefunden ist.

Auf dem Weg in das Haus Tscheng- Ni­Tongs sagt er Kiang, dem Kerkermeister:

" Bring Lung- Kiven in eine andre Zelle! Seine Augen müssen sich an das Licht gewöhnen! Die Gnade des Mandarins schenkt ihm morgen die Freiheit."

Tsing- Fu schickt dem Wort einen schnellen Blick nach: es ist wie ein Pfeil, er will sehen, wo es trifft. Es trifft Li- Hang nicht. Er steht da, eine Säule aus Stein mit 3ivei brennenden Augen.

Wenn du die Bitte um Gnade an den Man­darin richten willst, sprich."

Li- Hang schweigt. Seine Fußspite spielt mit dem Strick. Ein Strom von Lebenskraft fließt durch dieses graue, rissige Etwas in seine Adern. " Darm wird das Urteil morgen, bei Tages­anbruch, an dir vollstreckt. Hegst du noch einen Wunsch, er soll dir erfüllt werden."

" In meiner Hütte liegt ein Buch. In die sem Buch steht geschrieben: Richter stehen auf den Stufen, die von der Erde zum Himmel führen, denn ihr Amt ist die Gerechtigkeit. Reißt diese Seite aus dem Buch und zerfetzt sie in tausend Stücke. Aus dem Mund der Richter klingt nur

Menschenwort."

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Die Richter erblassen ratlos sehen sie ein­ander an. Das Stimmlein zirpt:

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Ein Narr! Wahrhaftig ein Narr!" Sie berichten dem Mandarin, der das Jagd kleid trägt; er hat Gäste auf sein Gut in den Bergen geladen. Er ist in Eile.

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Wenn es geschehen ist gebt dem Bauer einen Beutel Gold und schickt ihn außer Landes. Seine Dankbarkeit wäre mir lästig, müßte ich ihn sehen." Tsing- Fu verneigt sich. Auch er ist zur Jagd

geladen, er muß heim, in dem Kleid, in dem er

über einen Menschen zu Gericht geseffen, tann er nicht Bären jagen.

In der Besprechung, die Sie mit den Unter­zeichneten am 15. Oftober in Brüssel   hatten, haben wir Ihnen mitgeteilt, daß wir unserer Erefutiv: im November über Ihre Vorschläge Bericht ers statten werden.

Unsere Erekutive hat sich im Rahmen einer viertägigen Debatte über die Lage der internatio nalen Arbeiterbewegung auch mit der Brüsseler Zusammenkunft beschäftigt und uns beauftragt, Ihnen folgende Mitteilung zu machen:

1. Die Solidaritätsattion für das spanische Proletariat wurde, wie Sie wissen, von unserer Internationale bereits eingeleitet, bevor Ihr Vor­schlag, eine solche Aktion gemeinsam mit der Kom­munistischen Internationale durchzuführen, uns erreichte. Wir haben inzwischen sehr ausführliche Mitteilungen über die Lage in Spanien   einge­holt, und unser Genosse Vincent Auriol  , der von uns zur Feststellung der Lage nach Spanien  entsendet wurde, hat unserer Exekutive einen außerordentlich wichtigen und instruktiven Be  = richt erstattet, der in kurzem der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden wird. Wir haben in einer gemeinsamen Sizung mit dem Vorstand des Internationalen Gewerkschaftsbundes   eine Dar­stellung der Lage in Spanien   durch unsere spanischen Genossen Prieto und Del Bayo gehört und auf Grund dieser Informationen die Silfsaktion für die Opfer der spanischen   Konter­rebolution, die erst im Beginn ist, und vor allem für die dauernd von einer zynischen Rachejustiz bedrohten Gefangenen, die nach Tausenden zählen und zu denen unser Exekutivmitglied a bal Iero in erster Linie gehört, organisiert.

Die Demonstrationen der Sympathie für das spanische Proletariat und des Protests gegen seine Henker, wurden je nach der Lage der Arbeiter­bewegung in den einzelnen Ländern, in verschie= denen Formen organisiert. Sie fanden in Frankreich   in gemeinsamen Kundgebungen der Sozialisten und Kommunisten statt, während in Belgien  , wo eine nennenswerte fommunis stische Partei nicht existiert, die große Kund­gebung für Spanien  , in der der unterzeichnete Vorsitzende der SAZ sprach, von der belgischen Arbeiterpartei allein organisiert wurde, die wenige Tage später auf ihrem Kongreß Gelegen­heit nahm, eindrucksvoll gegen die Vollstreckung bon Todesurteilen in Spanien   zu demonstrieren.

2. Sie haben in der Brüsseler Besprechung erklärt, daß Sie kein Mandat hätten, über an­dere Fragen der gemeinsamen Aktion der Ar­beiterklasse mit uns zu sprechen, als einzig die Frage der Solidaritätsaktion für Spanien  .

Andererseits hat die Erekutive der SAJ in ihrer Resolution vom 18. und 19. März 1933 an die Vorschläge in die Komintern hinsichtlich der Schaffung eines Abkommens für die gemeinsame Verteidigung gegen den Fascismus erinnert und ihren Set­tionen empfohlen, tein Sonderabkommen abzu schließen, solange die Komintern nicht auf diese Vorschläge geantwortet habe.

Seither sind jedoch neue Ereignisse einge­treten, insbesondere in Oesterreich  , die verschie

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dene Sektionen der SAJ veranlaßt haben, aus eigenem Einheitsfrontablommen abzuschließen, die der Verschiedenheit der Lage in den einzelnen Ländern Rechnung tragen.

Während in Frankreich   und anderen Län dern die Einheitsfront verwirklicht wurde, sind in Großbritannien  , Holland  , den skandinavischen Ländern, in der Tschechoslowakei   und in anderen Ländern, kommunistische Vorschläge auf Einheits­frontabkommen aus Gründen, die unsere ange­schlossenen Parteien gegeben haben und die Sie kennen, abgelehnt worden.

Unter diesen Umständen hat die in der Reso Tution vom 18. und 19. März enthaltene Emp fehlung ihre Berechtigung verloren und jede unse rer Sektionen ist auf diesem Gebiet frei, ia boller Selbständigkeit zu handeln. Mit sozialistischen Grüßen Emile Vandervelde  , Präsident.

Friedrich Adler  , Sekretär.

Léon BI um gab nach der Abstimmung im Namen der französischen   und einer Anzahl wei­terer Delegierter folgende Erklärung ab:

Die unterzeichneten Mitglieder der Exekutive der SAZ erklären als ihre Ueberzeugung, daß unter den gegenwärtigen Umständen, angesichts des Anwachsens des Fascismus und der Verschär fung der Kriegsgefahren in Europa  , im Hinblic auf die in den Reihen der Arbeiterklasse spontan entstandenen Bestrebungen nach der Einheit der Aktion, die SAJ die Pflicht gehabt hätte, ihren Vorschlag vom Feber 1933 mit Nachdruck zu wiederholen und die Kommunistische Internatio nale zu fragen, ob sie bereit ist, in voller Gleich berechtigung aller angeschlossenen Parteien die Voraussetzungen einer gemeinsamen Aktion im internationalen Maßstab zu prüfen: einer Aktionsgemeinschaft gegen den Krieg, für die Ver teidigung der demokratischen Freiheiten in den Ländern, wo sie bestehen und für den revolutio nären Kampf in den Ländern, wo der Fascismus sie vernichtet hat.

Die Unterzeichneten stellen immerhin mit Befriedigung fest, daß die Exekutive allen ange schlossenen Parteien die Freiheit zuerkannt hat, den Kampf gegen den Fascismus und den Krieg entsprechend den Bedingungen jedes einzelnen Landes zu organisieren. Sie wünschen dringend und vertrauen darauf, daß die Ergebnisse der ges meinsamen Aktion in jenen Ländern, in denen sie bereits im Gange ist, die SAJ binnen furzem da zu veranlassen wird, die Einheit zu verwirklichen, zu der das Weltproletariat durch die Gefahren der gegenwärtigen Lage und durch die Interessen feines internationalen Kampfes gebieterisch ge= drängt wird.

gez.: Blum, Brade, Longuet( Frankreich  ; Del Vayo( Spanien  ); Grimm( Schweiz  ); Nenni, Modigliani  ( Italien  ); Erlich( Bolen, Bund"); Dan( Rußland  , SD.); 3 Dele gierte( Oesterreich  ).

Die Erefutive nahm den Bericht der von ihr eingesetzten Dreierkommission entgegen, die die Aufgabe hatte, die organisatorischen Probleme der unter den Bedingungen der Illegalität kämpfenden sozialistischen   Parteien zu untersuchen. Der Be­richt, den De Broucère erstattete, wurde bei Ent haltung der französischen   Vertreter einstimmig zur Stenntnis genommen. Auf Grund des Be richtes wurde die Zahl der diesen Parteien zu stehenden Stimmen bei Kongreffen der SAJ und die Zahl ihrer Vertreter in der Exekutive neu fest gesetzt.

Auch Kiang liebt den alten, weißhaarigen wieder unter freiem Himmel stehen, auf deinem Kuli, auch er hat seinen Worten gelauscht an lan- Feld, kannst mit deinem Schatten um die Wette gen Abenden, den Worten der Weisheit und der laufen, wenn es dir Spaß macht." Güte. Er hat in seiner Jugend die Gefangenen geschlagen, wenn sie nicht gehorchten; von Li­Hang lernte er, in ihren Augen lesen, die stumme Sprache ihres Kummers verstehen..

Lung- Kiven blickt vor sich hin, er lächelt leise, der Alte meint es gut mit ihm, er schwäßt gern.

Du sollst in der letzten Nacht nicht allein fein, Lung- Stiven", fährt Siang fort. Die Stun den dauern länger, wenn man einsam ist."

Nun sizt Li- Hang selbst in einer der vielen Zel­Ten, angefettet an den feuchten, moosgrünen Stein. Lung- Riven stampft schwer hinter Kiang Wenn er ihn befreien tönnte! Die hundert Augen durch den dumpfhallenden Gang. Sein Blut hat bitten ihn darum, die hundert Hände flehen ihn verlernt, in den Adern zu kreisen, die Knie ver an. Aber es würde nichts nüßen, wenn er die sagen, er tappt mit den Händen nach der Mauer. Fesseln Li- Hangs löfte und seine Zelle aufschlösse. Hier sind wir schon", sagt Kiang  . Sier Li- Hang würde nur bis zum Tor gelangen, dort findest du einen Freund. Er kommt von draußen. steht ein andrer Wächter, und dann kommt wieder Er kann dir erzählen, was du morgen mit eigenen ein Tor, dort stehen Soldaten, Tag und Nacht. Augen sehen wirst. Aber sprecht nicht zu taut. Er ist einer der Auserwählten, deren Gedan- Sonst muß ich euch trennen." fen aus dem Herzen steigen wie schimmernde Die dice, trächzende Tür fällt zu. Lungs Korallenriffe aus dem Meer, denkt Kiang  ; er ist wen blinzelt, aus dem Dunkel wächst ein Raum, einer der Begnadeten, die in ihren Augen einen eine Wand, ein Mensch, ein Gesicht, zwei Augen. Schimmer des Lichtes tragen, das an den Enden Mit fahler Stimme, die in jahrelangem, bleiernem der Erde, an der Pforte der ewigen Glückseligkeit, Selbstgespräch nur den eigenen, hohlen Slang zu flammt. Ich muß ihn retten, ich kann nicht dulden, hören gewohnt war, fragt er: daß das Schwert morgen, bei Tagesanbruch­

Das Schwert, denkt Kiang  . Der Henker, denkt Kiang  . Der Henker ist fort. Wer wird Li- Hang töten?

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Wer bist du? Warum bist du hier?" Mein Name ist bereits erloschen", sagt Lis Hang. Ich brauche ihn nicht mehr. Die mich noch einmal rufen, werden mich finden. Warum ich " Lung- wen wird ihn töten", sagt der Wäch hier bin? Ich habe ein gutes Geschäft ausgeschlas ter am Tor. Hast du es nicht gehört? Du sollst gen, zehn Goldstücke habe ich zurückgewiesen, die Lung- Siven in eine andre Zelle führen, damit ein Mandarin mir für eine Fahrt durch die Stadt seine Augen sich an das Licht gewöhnen." Der bot." Wächter lacht. Braucht ein Henker gute Augen? Zwei feste Arme braucht ein Henker, sonst nichts." mit einem Narren zusammengesperrt! Er weicht Ein Narr, denkt Lung- wen, man hat mich Lung- wen wird ihn töten den Kiang in in den Winkel der Zelle zurück. Der Alte hockt, eine andre Belle führen soll. Der Gedanke geht in wie ein verwittertes Götterbild, auf seiner Bant Kiangs Kopf herum, immer im Streis, wie ein und blidt vor sich hin. Bugtier an einem Schöpfrad. Lung- Kiven, den er Und dein Verbrechen, Freund?" Hundert Hände streden sich Kiang entgegen, in eine andre Belle führen soll. hundert Fragen stürmen auf ihn ein. Die Hände Und da weiß Niang, wie er Li- Hang retten meine Frau geliebt. Aber sie verlachte mich. Mein " Ich habe meine Fra  : erschlagen. Ich habe Li- Hang steht vor den Richtern. Der Strick bringen Gaben für Li- Hang, die Fragen forschen kann. bängt von seinen Händen herab, es ist, als ver- nach seinem Schicksal. Die Armen haben in ihren Er löst die Fesseln Lung- wens, er schließt Reisfeld war flein  . Kleider aus Seide hatte ich bände er ihn mit der Erde. Er hört die Worte Hütten ihre geringe Habe geprüft, der eine fand die Kette auf, mit der er an die Mauer geschmie- nicht für sie. Unser Hausrat war arm. Ich hatte der Richter, er gibt knappe Antwort auf ihre einen Glücksgott aus Jade, der andre das Holz- det ist. für unser Sind keine Wiege aus geschnißtem Eben Fragen. Das dünne Stimmlein piepst einmal geschnitzte Bildnis Guan- Yins, der Göttin der.Dein letzter Tag hier, Lang- wen", sagt holz. Untüchtig nannte sie mich und faul. Ich bin auf, Tsing- Fu spricht schwer und würdevoll da Barmherzigkeit. Dieser bringt eine Schale Neis, er. Er wird schnell vergehen. Morgen bist du so gut wie jeder andre, der so arm ist, wie ich, jener eine gebratene Taube. Sie lieben Li- Hang, frei. Ich bringe dich in eine andre Zelle, die heller saate ich, aber ich bin arm. Das begriff sie nicht. und ihre Herzen pochen vor Angst. ist, du mußt dich an das Licht gewöhnen, wirft jal ( Fortsetzung folgt.).

Kiang blickt dem Mandarin lange nach. Dann zuckt er die Achseln, der Schlüsselbund ras­selt schrill, als er durch den langen, dunklen Gang schlürft.

zwischen.

Du hast in der Person des Mandarins