Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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14. Jahrgang
Freitag, 23. November 1934
Einzelpreis 70 Heller
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 275
und die Wirklichkeit
Die jugoslawische Note überreicht Großer Eindruck in Genf deutſchen Bauernfiandes betraute Landwirtſchaft
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Genf. ( Tsch. Pr.-B.) Die jugoslawische Delegation überreichte Donnerstag nachmittags dem Generalsekretär des Völkerbundes A v en ol eine Note folgenden Wortlautes:
Das hassenswerte Verbrechen von Marseille , Es ist absolut notwendig, daß die Verantwelches an das Gewissen aller zivilisierten Böl- wortlichkeit vor dem höchsten Organ der internaler gerührt hat, hat die Regierung Jugoslawiens tionalen Gemeinschaft festgestellt werde, denn es beranlaßt, dem Völkerbundrate einige Umstände könnte keine größere Gefahr für den mitzuteilen, welche bei der polizeilichen Enquete Frieden und die internationalen mehrerer Staaten zutage getreten und geeig- Beziehungen geben, als die verletzten net sind, den Frieden zwischen Gefühle der Nation, welche in der Person ihres Jugoslawien und Ungarn zu stö erhabensten Führers das Opfer von Machenschaften von Verbrechern geworden ist, die nicht nur unbestraft blieben, sondern sogar nicht einmal hinreichend festgestellt wurden.
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und der Schutz, deffen sich die Verbrecher von Mar seille auf ungarischem Gebiet während ihrer detaillierten und langen Vorbereitungen erfreuen, sind ganz unglaublicher Art.
Wenn die Repräsentanten eines Volkes und die stärksten Förderer des internationalen Friedens bei der Ausübung ihrer Pflichten von Verbrechern ermordet werden können, die in Mas sen ausgebildet werden und sich das Wohlwollens, wenn nicht der wirksamen Unter stüßung einer fremden Regierung erfreuen, dann fann es teine organisierte Ordnung mehr geben. Es ist dies eine Zeitperiode der Anezchie und der internationalen Barbarei, die sich vor der zivilisierten Welt eröffnet und in welcher die grund legendsten Friedensbestrebungen unausweichlich vor dem Ernst dieser Dinge untergehen.
Durch ihre Mitteilung an den Völkerbundrat bom 4. Juni d. J. Hai die jugoslawische Regierung den Rat auf die verbrecherische Tätigkeit einiger juDie Marseiller Ereignisse werfen immer dringoslawischer, nach Ungarn zugewander- gender die Frage nachgewiesen in der internationater Elemente sowie auf die Hilfe und die len Politik unzulässigen und nicht nur geUnterstützung aufmerksam gemacht, welche gen Jugoslawien , sondern gegen alle zivilisierten In der Besorgnis um die Aufrechterhaltung diese Elemente bei einigen ungarischen Völker gerichteten Methoden auf. Es handelt sich des Friedens, vertrauend auf die Autorität des Behörden gefunden haben. Die jugoslawische Re- nicht mehr um ein politisches Verbrechen, um das Völkerbundes, sieht sich die jugoslawische Regiegierung hat, indem sie im Rate am 4. Juni 1934 Wert eines vereinſamien Einzelnen, es handelt sich rung gezwungen, sich auf den zweiten Absatz des die Mitschuld der ungarisch en nicht mehr um das den politischen Emigranten ge- Artikels 11, des Völkerbundpaktes zu berufen und Behörden an dieser Affäre aufdeckte, erklärt, daß währte Asyl. dem Nat von der Lage Mitteilung zu machen, die He bereit sei, die gesamte Lage an der jugoslawischBei der Frage, die aufgeworfen wird, handelt die Beziehung zwischen Jugoslawien und Ungarn Ungarischen Grenze durch direkte Verhandlungen bei- es sich in Wirklichkeit um die Frage der Maf in ungewöhnlich ernster Weise bedrohen und den sulegen, nur in der Ueberzeugung, daß die ungaris fenübungen und ausbildung pro- Frieden und das gute Einvernehmen unter den sche Regierung, vor die Verantwortung gestellt, die feffioneller, mit der Durchführung einer Bölkern gefährden. Wir wären Ihnen dankbar, notwendigen Maßnahmen treffen werde, um der Un- Reihe von Attentaten und Morden betrauten Ver- Serr Generalsekretär, wenn diese Frage auf die terſtüßung, welche die terroristischen Elemente in Un- brecher auf dem Gebiete eines fremden Staates Tagesordnung der künftigen Ratssitzung gesetzt garn gefunden haben und der dadurch gegebenen mit einer genau festgestellten Politik. Die Vorteile werden würde. Mitschuld ungarischer Behörden ein Ende zu machen. Die in diesem Sinne mit der ungarischen Regierung
Der mit der Aufnordung und Errettung des liche Diktator, das ist der in Argentinien geborene in der ununterbrochenen Reihe von Festen und gegenwärtige Reichsnährminister Darré, hat sich Paraden, mit denen das deutsche Volk in seiner wachsenden Misere in seiner duseligen Laune zit erhalten gesucht wird, in den letzten Tagen auf einem„ Reichsbauernta g" produziert. Durch diesen Bauerntag sollte die Richtigkeit der nationalsozialistischen Methoden zur Gesundung der agrarpolitischen Lage in Deutschland demonstriert werden, doch ebenso wie das vor einigen Wochen veranstaltete„ Erntedankfest" diente er vorwiegend der Beweihräucherung der Person Darrés. Wie es heißt, waren auch Gäste aus meh reren Ländern, darunter der Tschechoslowakei erschienen, was im Augenblick nicht nachgeprüft werden kann und jedenfalls sonderbar wäre, wenn man bedenkt, daß vor tschechoslowakischen Gerich
ten bereits wiederholt Personen verurteilt wurden, weil sie über die Grenze gegangen waren, um an einer der vielen Paraden in Hitlerdeutschland teilzunehmen.
Allerdings wurde mit einer Neubildung des Bauernstandes" durch die gleichgeschalteten Zeitungen Deutschlands und der Tschechoslowakei mächtige Reklame betrieben, so daß es wohl Neugierde war, zu erfahren, wie es um die vielgerühmte Rettung der Bauern durch den Nationalsozialismus bestellt sei. Die Heilslehre, die da heißt: hohe und höchste Lebensmittelpreise hat ja nach wie vor zahlreiche Anhänger unter den Agrariern und nach dieser Richtung hat die nationalsozialistische Politik in der Tat Unerhörtes gelei stet. Während sie den Lebensstandard der großen reduzierungen auf ein vordem nie dagegewesenes Maß herabdrückte, hat die Hitlerregierung durch Absperrung der ausländischen Zufuhr und durch Einführung der Festpreise die Lebensmittelpreise Roggen im August in Rotterdam 56 Mark, in zu schwindelnder Höhe emporgetrieben. So kostete
geführten Verhandlungen haben zu dem ungarisch Unterstützung durch die Verbündeten Maffe ber Stonsumenten durch Lohn- und Gehalts
jugoslawischen Abkommen vom 14. Juli 1934 ge= führt.
Die Ergebnisse der Enquete der französischen
Die Minister Dr. Beneš und Titulescu haben an den Generalsekretär des Völkerbundes gleichlautende Zuschriften folgenden Wortlautes gerichtet: Da die Fakten, welche den Gegenstand
Die jugoslawische Regierung hat Ihnen ein]
der
Polizei über das Verbrechen von Marseille haben bewiesen, daß dieses Verbrechen or= ganisiert war und unter Teil na h- Schreiben übersandt, in welchem sie konstatiert, Beschwerde der jugoslawischen Regierung bilden, Deutschland 159 Mark, pro Tonne, Weizen in me von Zerroristen ausgeführt daß das verabscheuungswürdige Verbrechen von wegen ihres außerordentlichen Ernſtes die Tiche- Liverpool 69 Mart, in Deutschland 199 Mark. wurde, welche in Ungarn geweilt Marseille , welches an das Gewissen aller zibili choslowakei( bziv. Rumänien ) und ihre Schweine in Chicago 12 Mark, in Deutschland 47 hatten und die sich die angefierten Völker gerührt hat, die jugoslawische Re- gut nachbarlichen Beziehungen zu Ungarn Mark pro Zentner; Butter in Kopenhagen pro führte Mitschuld zu Nugen ma ch- gierung veranlaßt hat, dem Völkerbunde einige direkt berühren, die mit Rücksicht auf Doppelzentner 78 Mark, in Deutschland 254 Umstände lich bewiesen, daß das Marseiller welche imstande sind, das gute Einvernehmen und die allgemeinen Bedingungen, von denen der Frie- Mart; Speck in Kopenhagen 107 Mart, in Berbrechen nur auf Grund die den Frieden zwischen Jugoslawien und Ungarn zu den in Mitteleuropa abhängt, in Gefahr sind, Deutschland 184 Mart; Eier in Stopenhagen drei fer 8 Pfennig. Ein geschilderten Mithilfe betrüben. Angesichts des Ernstes dieser Umstände schließt sich die tschechoslowakische( rumänische) Land, das solche Großhandelspreise hat, die kein sieht sich die jugoslawische Regierung, besorgt um Regierung als Mitglied des Völkerbundes Greuelmärchen, sondern offizielle Daten sind, wird gangen werden konnte. Unter den an dem Marseiller Verbrechen Mit die Erhaltung des Friedens und im Vertrauen integral der Beschwerde der jugoslawischen Regie: wohl manchem Agrarier als Eldorado erscheinen schuldigen befinden sich Terroristen, gegen welche die auf die Autorität des Völkerbundes, genötigt, sich rung an. Indem ich mich dem Ersuchen der jugo- und die Pilgerfahrt zu Darré, der dieses Wunder jugoslawische Regierung bereits Beschwerde geführt auf den Absatz 2 des Artikels 11 des Völkerbund slawischen Regierung anschließe, diese Fragen auf vollbracht, wird erklärlich.
hat. Es ist bewiesen, daß sie in Ungarn nicht nur Aſhl gefunden haben, sondern daß sie beinahe bis unmittelbar zum Attentate in der Farm Janka Puszta sich aufgehalten haben, von welcher die unga rische Regierung erklärt hat, daß sie auf ge ho
ben wurde.
die Verantwortung der ungari=' schen Behörden für die Hilfe und die Unterstützung klar, welchen den nach Ungarn ausge=|
Diese Ergebnisse der Enquete stellen sehr ernst
paktes zu berufen und den Rat von dieser Situn
tion in Kenntnis zu sehen, welche eine ernste die Tagesordnung der nächsten ordentlichen Rats- Und so mag es denn gewesen sein, daß am Gefährdung der Beziehungen zwischen tagung zu setzen, bitte ich Sie, Herr Generalsekre- Reichsbauerntag" auch ausländische Gäste zu Fü Jugoslawien und Ungarn darstellt und den Frie- tär, den Ausdruck meiner Hochachtung entgegen Ben des Herrn Darré saßen, der die Gelegenheit den sowie das gute Einvernehmen zwischen den zunehmen. Gez. Dr. Ed. Beneš( bzw. Nationen zu stören droht.
Zitelescu.)
Die jugoslawische Note sowie die gleichlautenden Noten der rumänischen und der tschechoslowakischen Regierung haben in Genf tiefen Eindruck gemacht.
Das Memorandum, welches die Beweise für die Behauptungen der jugoslawischen Note enthält, wird Samstag im Sekretariate des Völkerbundes überreicht werden.
benüßte, um allerlei über„ Blut und Boden ", über die Judenfrage und über die„ blutbedingten Vor
aussetzungen im wirtschaftlichen Wirken" zu faseln. Daß dem Redner nicht, wie es auf Tagun gen in freien Ländern Selbstverständlichkeit ist, von den Zuhörern Einwände gemacht werden durften, versteht sich am Rande, sie und die Gäste hatten nur die Aufgabe, Staffage für den Bauernfüh=
Dem„ Erelsior" zufolge befindet sich unter den Auftrag erteilten, sich in das Lager der rer" zu bilden. Und so erfuhren gewiß die Gäste in Ungarn den Dokumenten insbesondere das amt li che troatischen Terroriſten in Janka- Buszta zu be- von den tatsächlichen Verhältnissen des deutschen Dokument der ungarischen Begeben und diese dortselbst im Schießen, im Werfen Bauernstandes blutwenig, denn Darrés SchwätDas jugoslawische Volk, das in seinen Gefüh- hörden, durch welches bestätigt wird, daß von Granaten und Bomben, im Umgehen mit zereien geben darüber wenig Aufschluß. Andernlen schwer betroffen wurde, erhebt die Forderung, einige ungarische Behörden ungarischen Offizieren| Maschinengewehren u. dgl. zu üben.
gewährt wurde.
daß die Umstände, unter denen das hassenswerte Attentat verübt wurde, v o II ständig flar Volk in dieser schweren Prüfung seine Besonnengestellt werden. Wenn das jugoslawische beit und seine Kaltblütigkeit bewahren konnte, so in die Wirksamkeit des Völker geschah dies nur deshalb, weil es Vertrauen
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Landespräsident Sobotka
falls wäre ihnen klar geworden, daß die Fassade der hohen Lebensmittelpreise auch eine weniger erfreuliche Kehrseite hat. Es wäre ihnen bei einer Erforschung der Lage der deutschen Landwirtschaft zum Bewußtsein gekommen, daß den Bauern die Preissteigerungen ihrer Produkte nicht viel ge= haben, da sie zum großen Teil wettgemacht duktionsmittel und Bedarfsartikel und daß es wohl
im Karlsbad - Falkenauer Gebieterden durch die Steigerung der Breife ihrer Pro
undes, dieses Schüßers des Friedens und der internationalen Sittlichkeit, von welcher der Friede Falkenau.( Tsch. P.-B.) Der Landes- beriet der Landespräsident auch mit den Vertre- Gewinner der Nazipolitik gibt, daß aber diese nur abhängt, bewahrt hat. präsident für das Land Böhmen Dr. Sobotka be- tern der Arbeiterschaft des Karlsbader Bezirkes, auf Seite der Getreide und Futtermittel produDie jugoslawische Regierung ist sich ihrer inter- fuchte heute in Begleitung des Landessektions- die vom Abgeordneten de Witte geführt wur- zierenden Großgrundbesißer zu finden nationalen Verantwortung, aber auch ihrer Pflicht chefs des staatlichen Baudientes Ingenieur ditt- den, weiter mit den Vertretern des Karlsbader sind. Die ostelbischen Großgrundbesizer sind Ersich deshalb gezwungen, sich an den Völker- tischen Bezirke Karlsbad und Falkenau, wo er sich Stadt Fischern, mit dem Abgeordneten Katz und termittel und da deren Preise durch die Einfuhrgegenüber dem jugoslawischen Volk bewußt; fie sieht rich und des Regierungsrates Dr. Glanz die poli: Stadtrates, mit dem Regierungskommissär der zeuger von Futtermitteln, insbesondere von Hafer, bund zu wenden, damit durch die Behandlung der vor allem bei den zuständigen Amtsorganen über Angelegenheit die Wiederkehr des Vertrauens in die die Arbeitslosigkeit in diefen politischen Bezirken mit den Bürgermeistern von Falkenau, Königs- drosselung riesig in die Höhe getrieben wurden, Internationale Gerechtigkeit und Sittlichkeit erleich- und über die eventuellen Möglichkeiten informierte, berg a. E., Unterreichenau und Zwodau, mit dem mußten die Bauern in vielen Gegenden zu Mas= tert werde, welche die tragischen Ereignisse von Mar- wie in der te weten zeit für die Arbeitefoſen Ar. Delegierten des Landeskulturrates Heinz und ſenſchlachtungen von Bich übergehen, da ſie die beit beschafft könnte. Ueber diese Fragen mit den Bertretern der tschechischen Minderheiten. hohen Futtermittelpreise nicht bezahlen konnten. seille hätten untergraben können.
die Kleinbauern dagegen Verbraucher dieser Fut