Gerte 2
Freitag, 23. November 1234
Nr. 278
Genosse Hackenberg sprach in seiner Rede -um Kapitel Oefsentliche Arbeiten den dringenden Wunsch aus, daß sich die Berhältnisse bet uns bald so ändern, daß man die Möglichkeit hat, am Budget auch Aenderungen vorzunehmen. Große Verschiebungen wären gegenwärtig natürlich sehr schwer; vorgeschlagene Erhöhungen könnten nur durch Ersparnisse bei anderen Posten gedeckt werden. Unser erstes Trachten geht nach Arbeitsbeschaffung. Das Schrecklichste ist nicht einmal der Hunger, sondern die Beschäftigungslosigkeit vor allem für die Jugend. Das Verständnis des Herrn Ministerpräsidenten für die Not im deutschen Gebiet hat uns befriedigt; nicht ganz richtig ist aber die Auffassung, als ob in den deutschen Randgebieten des Staates öffentliche Arbeiten nicht mehr inodem Umfang wie anderswo möglich seien, da hier schon im alten Oesterreich sehr viel geleistet worden sei. Wir sind in den Industriegebieten noch keineswegs mit Straßen und Bahnen genügend versorgt. Bei einer Fahrt etwa von Aussig nach Dresden spurt man gleich in der Beschaffenheit der Straßen, wo die Grenze istl Während die Deut schen in ihren Grenzgebieten der Propaganda wegen für Arbeit sorgen, kümmert man sich bei uns um diese Gebiete nicht so. Wir werden vielleicht noch einmal daraufkommen, daß das ein großer Fehler istl
An einer Reihe von konkreten Fällen weist Genosse Hackenberg die Notwendigkeit auf, derStra- ßenerhaltung die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken, auch in den Gebieten, von denen der Herr Ministerpräsident annimmt, daß sie bereits ! saturiert seien. Wo immer es möglich ist, sollte man zur Stra- ßenpflasterung einheimischen Granit verwenden, um unsere Steinarbeiter zu beschäftigen, die es nicht nur bei Hlinsko und Skuö, sondern auch ! m Südböhmen und Schlesien gibt. Die Steinindustrie befindet sich ohnedies schon seit langem ist einer Notlage, weil viele Bauten jetzt in Beton auSgeführt . werden. Namentlich für öffentliche Gebäude sollt« i man Granit alS Baustein möglichst | toiel verwenden. Statt der Marmorstufen aus aus- ! ländischem Material würden es auch Stufen aus heimischem Granit tun. Aus unserem guten Granit ließen sich sicher auch Wandverkleidun- | b e n Herstellen. Für Luxus bauten ist heute nicht die Zeit; heute dürfen nur solche Bauten in Angriff genommen werden, bei denen»ine möglichst hohe Quote auf den Lohnaufwand entfällt. Richt nur Straßenbauten müsse» in den Notstandsgebieten durchgeführt werden, auch die Eisenbahn, die Post und die Landesverteidigung müssen bei der Vergabe ihrer Lieferungen die Notstandsgebiete entsprechend berücksichtigen.
EMIL STRAUSS ; Die Entstehung der Tschechoslowakischen Republik broschiert ltt 45*—. gebunden Kt 55— Zu beziehen durch die Zentralstelle für das Bildungswesen, Prag XI!., Slesskd 15
Auf ein anderes Kapitel gehört die Auswirkung der Preistreiberei für Lebensmittel, die sich auch bei den Kleinhandelspreisen zeigt, auf die Konsumenten, die mit Verblüffung erleben, daß die„Volksgemeinschaft" darin besteht, daß sie den Hungerriemen zugunsten der Großgrundbesitzer noch enger schnallen müssen, als dies durch die Krise bedingt wäre. Wer selbst wenn man davon absieht, ein wie sonderbarer„Sozialismus" es ist, daß das nationalsozialistische Regime nicht einmal den Ernährungszustand aufrechterhalten konnte, auf den er durch die Krise herabgedrückt worden ist, so bleibt noch die Frage offen, wie und wo denn eine Rettung der Landwirtschaft erfolgt ist, denn irgendwie neue soziale Verhältnisse auf dem Lande wurden nicht im entferntesten geschaffen. Biel Aufhebens wurde mit dem Reichserbhofgesetz gemacht. Doch wie dieses Gesetz bei den mit einem„Erbhof" beglückten Bauern ausgenommen wurde, dafür ist zur Genüge Beweis, daß solche Bauern die größten Anstrengungen machen, um eine nichtarische Großmutter ausfindig zu machen, die sie vor der Gefahr erretten soll, Erbhofbesitzer zu werden. Es bleibt noch die „M arktordnung für landwirtschaftliche Erzeugnisse", mit der Darrs die Bauernrettung zu betreiben versucht hat, doch auch von dieser weiß man längst, daß die Bauern darin eine Zwangswirtschaft erblicken, mit der sie recht wenig zuftieden sind. Besonders fraglich aber ist, ob die Folgen der nationalsozialistischen Agrarpolitik auf die Gesamtwirtschaft für die Bauern erfreuliche sind, denn schließlich hängt auch das Wohlergehen der Landwirtschaft von der allgemeinen Wirtschaftslage eines Landes ab. Es ist nun unleugbar, daß die deutsche Schutzzollpolitik, die im wesentlichen nur den Großgrundbesitzern Gewinn gebracht hat, eine Anzahl europäischer Länder zu Gegenmaßnahmen gezwungen hat, die geradezu zu einem Zusammenbruch der deutschen Ausfuhr geführt haben. Es wurde errechnet, daß früher etwa dreieinhalb Millionen qualifizierter Arbeiter von der Beschäftigung für den industriellen Export gelebt haben, von denen nunmehr infolge der nationalsozialistischen Agrarpolitik zwei bis zweieinhalb Millionen aus der 7lr- beit geworfen sind. Das ist eine Bauernretterei, die für den Gesamtstaat, auch für die Landwirtschaft früher oder später verhängnisvoll werden muß. Wenn es daher wahr fein sollte, daß ausländische Gäste zu Darrö gepilgert sind, um das Metier der Bauernretterei von ihm abzugucken, so können sie, wenn sie dort mehr zu hören bekamen als die Redereien des dilettantischen Dittators über die Landwirtschaft, nur die Erkenntnis heimgebracht haben, wie es n i ch t zu machen ist.
Dienstes Parlamentsplenum Militärvorlasen ebenfalls nächste Woche Pr n g. DaS Präsidium deS Abgeordnetenhauses beschloß am Donnerstag, die nächste Plenarsitzung deS Abgeordnetenhauses für D i r n S- tag, den 27. November, um 10 Uhr Vormittag einzuberufen; in dieser Sitzung wird der Bericht deS BudgetanSschusseS über den Staatsvoranschlag für 1935 vorgclegt werden. Am Mittwoch wird dann im Plenum die Budgetdebatte beginnen. Im Gegensatz zu den früheren Jahren soll diesmal die Trennung in General- und Spezialdebatte sowie in einzelne Budgetgruppen entfallen. Man rechnet damit, daß die Abstimmung am SamStag, den 1. Dezember, stattfinden wird. In der Mittwochsitzung sollen auch bereit- die Militärvorlagen aufgelegt werden, und zwar ein« Borlage über die generelle Berlän- gernng der Militärdienstzeit ans 24 Monate sowie eine zweite Vorlage über di« Einrechnung der m i l i t ä r i, schon Dienstzeit. Dir Absicht, für Mit- telschulabfolvrnten eine kürzere Dienstzeit rinzn- führen, ist fallen gelassen worden. Diese Militärvorlagen sollen dann sofort in der Woche nach dem Budget verabschiedet werden.
FUr eine Lokalbahn Hof-Bautsch Im Budgetausschuß verwies Genosse Hacken- b e r g u. a. darauf hin, daß es bei B a h n b a u- te n auch im deutschen Gebiet immer noch möglich und notwendig wäre, namentlich daS Lokal-
bahnnetz auszugestalten, was trotz der Konkurrenz des Autoverkehr« für die Bahnverwaltung auch finanziell sich günstig auswirken würde. Man sollte vor allem Sackbahnen verbinden, so die Strecke Andersdorf, Bärn, Hof einerseits und Z auchtel-Bautsch andererseits. Zwischen Hof und Bautsch ist eine Entfernung von 7 Kilometer. Wenn man diese beiden Otte durch eine Bahn verbinden würde, so wäre damit auch die Verbindung zwischen Andersdorf— Bärn und Jauchtel, die an zwei verschiedenen Hauptstrecken liegen, hergrstellt. Dadurch würde die Hauptstrecke Olmütz —Prerau entlastet, waS von großer Bedeutung in der Zeit von Verwicklungen sttn könnt«. Auch Privatinteressen stehen dabei im Spiele. Der AutobuS-Berkehr bietet namentlich zur Winterzeit, wo er eingestellt worden muß, keinen Ersah für«ine Bahnverbindung. Die Strecke wäre aber sicher auch im Sommer rentabel.
Wozu die Kommunisten noch gut find. Wie die Bürgerlichen über unsere Linienschuster denken, erfährt man aus einem Leitartikel des„Saazer A n z e i g e r", der kürzlich auch im„Teplitz- Sckünauer Anzeiger" erschien. In dem Artikel heißt eS: „W enn man ernstlich darüber nachdenkt, warum die kommuni« stischePartei bisher vomParteien- gesetz nicht erreicht wurde, so kommt man wohl unwillkürlich zu der Ueberzeu- gung, daß da innenpolittsche Verhältnisse eine gewisse Rolle spielen müssen. Fa st scheint, es, als ob die kommunistischen Stimmen irgendwo als Gegengewicht im Parlamente vonnöten wären/ als ob man mit ihnen
Minister Bradit in Lebensgefahr General Syrow# verwundet Minister für Nationalverteidigung Bra« d äk erlitt Donnerstag einen Autounfall, der leicht hätte ernstere Folgen haben können. Auf der Fahrt nach Brüx geriet das Auto des Ministers, in welchem auch die Generäle Syrovh und Fasst saßen, in der Nähe von Laun ins Schleudern und stürzte in den Straßengraben. General Syrovh wurde dabei durch die Splitter des zerschlagenen Wagenfensters am Kopf verletzt, die andern Insassen des Auws blieben glücklicherweise unverletzt.
andere Patteien, sagen wir z. B. die Sozialdemokraten kompensieren wolle. Auch find die Kommunisten ein Sicherheitsventil, da« der Macht der sozialdemokratischen Pattri ge- wiffe Grenzen zieht." Das Verhalten der Richtiglinierten beweist, daß sich die Reaktion auf sie vollkommen verlassen kann. Ein Beispiel hiefür: Am Mittwoch fand in S e t t e n z eine öffentliche Versammlung uns«« rer Pattei statt, in der nicht nur einige Henlein- frontler, sondern auch ein paar Kommunisten anwesend waren. Während sich nun nach dem Referat des Genossen Leinsmer die Leute von der Hühnerfarm sachte aus dem Staub machten, schickten die Kommunisten in der Debatte nicht weniger als vier Redner ins Treffen, die natürlich wieder die Sozialdemokratie in der gemeinsten Weise angriffen. Das Gerede der ersten drei Beauftragten des Polbüros härten sich unsere Genossen ruhig an, beim vierten, der besonders agres- siv wurde, riß ihnen aber doch di« Geduld und sie warfen den Kerl hinaus. Die Gegner jedoch haben von dem Bvuderstreit im proletarischen Lager, den die Kommunisten immer wieder heraufbeschwören, allein den Vorteil und wir dütten uns darum nicht wundern, wenn ihre Sympathie für die berufsmäßigen Spalter ebenso stark ist wie ihr Haß gegen die Sozialdemokratie,
FUr Kari Seitz Die am 16. November in Patts abgehaltene gemeinsame Sitzung des Internationalen GewerkschafSbundeS und der Sozialistischen.Arbeiter-Internationale ttchtet« an den Gen. Karl Seitz - nachstehendes Telegrammr „Die Exekutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale, die stolz ist. Sie zu"Ihren Mitgliedern zu zählen, und der Vorstand des Internationalen Gewerkschastsbundes, versammelt zu gemeinsamer Sitzung in Patts, beglückwünschen Sie zu der vorbildlichen Tapferkeit, die Sie in der über Sie gesetzwidttg verhängten Rachehast bewiesen haben und hoffen, daß der europäische Skandal dieser niedrigen Freiheitsberaubung endlich ein Ende finde. Für den Internationalen Gewerkschaftsbund: Leon Jouhaux; für die Sozialistische Arbeiter-International«: Emil« Ban- dervelde."
Vie Hadit des Henkers Eine Leitende ans China Von Fritz Rosenfeld . (2. Fortsetzung) Sie lachte. Sie schrie, wenn sie ni<A seidne Kleider tragen kann, wie die Frau des Kaufmanns, und Halsschmuck aus Gold, läuft sie davon. Nimmt sie eines Tages das Kind und läuft davon. Da schlug ich zu— ich muhte nicht, was ich tat; als ich zur Besinnung kam, lag sie vor mir, mit zerschmettertem Schädel. Da haben sie mich hierher gebracht, sie wollten mich töten, aber ich bettelte um mein Leben, da verscharrten sie mich dott unten in dem steinernen Grab.— Wer nun ist alles vorüber. Ich werde mein Kind suchen. Ich werde wieder einen Acker haben. Wolken werden darüber hinziehen. Das Kind wird lachen. Ich höre schon sein Lachen im Ohr— „Du hast ein Leben vernichtet, eine Welt ausgelöscht." „Eine Welt? War es ein Kaiser, ein Mandarin, ein General? Ein Bauernmädchen war»S. arm, wie ich, aber der Hochmut ist in sie gefahren. Meinesgleichen war sie. Aber sie wollte mehr sein." „Und wenn sie nicht deinesgleichen gewesen wäre— du hättest sie nicht getötet? Wenn sie die Tochter eines Generals gewesen wäre, eines Mandarins, eines Kaisers?" Lung-Kwen lachte. „Dann hätte sie mich nicht geheiratet." „Setze den Fall," sagt Li-Hang.„Auch der Tochter des Kaisers kann eine Faust den Schädel zerschmettern. Durch das Tor des Todes gehen wir alle als Bettler." Schweigen. Lung-Kwen setzt sich neben Li- Hang, nun sieht er, daß seine Wangen eingefallen, sein Kinn spitz, sein Haar weiß ist. „Ich war ihm nahe. Ich stand an dem Tor. Ich gehe morgen auf mein Feld, ich werve die Sonne sehen. Ich will nicht von ihm sprechen." „Ich werde morgen durch das Tor gehen. Ich fürchte das feurige Antlitz nickt, in das ick morgen blicken werd«"«
Glasig und starr sind die Augen Lung- Kwcns.„Du—" Seine Hand weist auf Li-Hang, wie die Hand des Lehrers auf ein Kind, das vortreten und seine Aufgabe hersagen soll. Er will reden, aber er bringt kein Wort über die Lippen. Es ist dunkel geworden, der letzte Schimmer Abendrot gewichen, nur durch das vergitterte Loch in der Tür fällt vom Gang der bleiche Schein einer Laterne. Lung-Kwen hat die Arme auf die Knie ge- sttitzt, die geballten Fäuste liegen an den Schläfen. Er mutz sprechen, er mutz es dem Alten sagen, er kann nicht die Nacht mit ihm verbringen und morgen neben ihn treten, das Schwett in der Hand, sein Henker. „Ich habe einen schweren Preis für meine Freiheit bezahlt", sagte er. „Tttttst du in das Heer des Kaisers ein? Ziehst du für ihn in den Krieg?" „Ich nehme das Schwett", sagt Lung-Kwen. „Ich mutz einen Menschen töten". „Du hast deine Freiheit verloren, als du einen Menschen getötet hast. Du gewinnst sie wieder, indem du tötest. Erscheint dir der Preis so hoch?" Mit einer ganz fremden Stimme spricht der Alte nun— es ist, als verhöhnte er Lung-Kwen, „Ich habe einen Menschen getötet, der mich quälte. Ich werde einen Menschen töten, der mir nichts getan hat". „Du wirst den Dank des Mandarins erringen. Du wirft unter dem Sternenhimmel stehen und alles vergessen, selbst den Dank des Man darins ". Schweigen. Lung-Kwen wagt den Gedanken nicht zu Ende zu denken: der Alte Weitz, dah ich sein Henker bin. „Du verstehst den Tod nicht, mein Freund", sagt Li-Hang.„Denn du fürchtest.ihn. WaS beißt sterben? Ein häßliches Wott, das die Menschen für ein schönes gesetzt haben: vollenden. Die Blume stirbt, wenn sie ihren Weg aus dem Dunkel der Erde zur Sonne vollendet hat, das Tier stirbt, wenn seine Wanderung durch Frühling und Herbst vollendet ist, der Mensch stirbt, wenn er sein Werk vollbracht hat. Die Sonne läuft ihre Bahn über den Himmel und sinkt unter; der Mond zieht kei
nen Weg und erlischt. Der Mensch wird geborgen, er wächst seinem Ziel entgegen und weltt. Das Tor öffnet sich, und er tritt ein. DaS nennt ihr Sterben?" Nie hat Lung-Kwen solche Worte vernommen. Aber er hat ähnliche Wotte gedacht, in den endlosen Nächten, in der dunklen Einsamkeit seines Kerkers. Nun ist ein Mensch neben ihm und spricht sie aus: er mutz sehr weise sein, wenn er die geheimsten Gedanken der Menschen kennt. „Du sagst: wenn das Werk vollendet ist. Du sagst: wenn daS Ziel erreicht ist. Hat der Mensch, den ich morgen töten soll, sein Werk vollendet, sein Ziel erreicht?" „Sein Werk war: den Menschen helfen. Nun ist er alt, und seine Kräfte reichen nicht mehr aus, um den Menschen Hilfe zu bringen. Sein Werk ist vollendet. Er hat allen Jammer der Welt erlebt, sein Herz ist ausgebrannt, sein Blut müde. Er weitz um die Vergänglichkeit allen Glücks und aller Trauer. Er Weitz, daß das Leben nur eine schmal«, tausendfach gewundene Straße zu dem großen Tor des Todes ist. Er hat sein Ziel erreicht." Lung-Kwen verbirgt seinen Kopf in den Händen. Wie klein, wie arm, wie nichtswürdig ist er neben diesem Alten. Er fühlt das warme Fleisch seiner Hände an den eiskalten Schläfen. Er löst die Hände— er betrachtet sie: diese meine Hände werden morgen das Schwert erheben, eS wird niedersausen, und die Stimme des Alten wird nicht mehr fein, der Blick dieses Menschen wird erlöschen, die Wotte, die ttef sind und gut wie ein Strom von Träumen, in den man versinkt, werden nicht mehr fließen. Er will eS sagen, er muß es sagen, es würgt in seiner Kehle, die Worte er- sticken ihn, wenn er sie nicht ausspricht. Da fühlt er die Hand Li-Hangs in seinem Haar. „Du wirst dein Kind finden, und ihm«in Haus bauen. Eine Frau wird in dein Haus einziehen, sie wird dein Leben mit Liebe erfüllen. Du wirst mtt den Sternen sprechen, wenn du einsam bist, und sie werden dich trösten. Quäle dich nicht". Da sinkt Lung-Kwen vor Li-Hang in die Kni«. Er weint, wie ein Kind. Ein großer, ungeschlachter Bau«, ein Mörder, üer mit geballt«»
Faust einen Menschen erschlagen hat, und weint wie ein Kind. „Ich werde bitten, daß sie mich in meinen Kerker zurückschicken. Ich will in der Dunkelheit vermodern, ehe ich—" „Zähle die Jahre l Ich bin ein alter Mann, was liegt noch vor mir? Du hast Kraft in den Adern, dein Weg ist noch weit." „Nichts bin ich— weniger als nichts. Nichts liegt vor mir als das Grauen. Wenn ich daß Schwett erhebe über deinem Haupt— wird eS in meiner Hand hasten bleiben, und ich werde es erheben über dem Haupt deiner Richter, über dem Haupt des Mandarins , über dem Haupt deS Kaisers. Ein Strom von Blut wird mir folgen und mich verschlingen. Es ist kein Weg mehr. Deine Worte haben ihn mir verspertt." „So muß ich dich bitten, es zu tun. Damit dein Schwett sich erhebe über dem Haupt der Richter, über dem Haupt des Mandarins , über dem Haupt des Kaisers. Verstehst du mein« Worte nun richtig, du Kind?" Lung-Kwen sieht zu Li-Hang empor, geisterhaft ist das Antlitz des Alten, nicht mehr ein Mensch spricht zu ihm, von fernher kommt diese Stimme, durch zehntausend Zeitalter, von den Enden der Erde. „DaS Wett ist vollendet. Das Wett beginnt. Das Ziel ist erreicht. Ein neues leuchtet auf. Verstehst du mich jetzt, Lung-Kwen?" v Zum erstenmal nennt Li-Hang seinen Nomen: Es klingt wie ein Befehl. Durch die Wotte glänzt das Meer, eS liegt groß und atmend in der Sonne da, durch die Wotte flimmett ein Reisfeld, es reist der Ernte entgegen. Durch die Worte lacht daS Antlitz seines Kindes, in seinen Augen strahlt die Botschaft einer neuen Zeit. Güte und Weisheit— welch arme Wotte für den Reichtum, den Li-Hasig vor die Blicke Lung-KwenS gezaubert. Es ist, als wäre die Kraft Li-HangS erschöpft. Er lehnt den Kopf an die Mauer, er sinkt zusammen, seine Augen fallen zu. Lung-Kwen wendet seine Blicke nicht von ihm. Er sieht ihn im Dunkeln, er steht ihn nicht zwischen Kerkerrnauern, er sieht ihn über daS Feld schreiten, groß und frei, mit ausgebreiteten Armen. Die Nacht gehl über ^Schluß folgt!);