IE NTRALORGANDER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEIIN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIKERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRÜH. Redaktion und Verwaltung frag xiufochova«r. telefon ssotz. Administration telefon 53076.HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR: WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG.Einzelpreis 70 Heiter(einschließlich S Heller Portal14. JahrgangMittwoch, 28. November 1934Nr. 279iIn MenSprechchöre vor dem KölnerKonsulatden Krieg als unvermeidlich— und den Abwehrkampf der bedrohten Menschlichkeit als einen halsbrecherischen Wettlauf um Waffen, Siegeschancenund Verbündete erscheinen ließe. Erst wenn zurbewaffneten Organisierung der Sicherheit durchdie Völkerbündstäaten der organisierte Boykottdurch die nichtfacistischen europäischen Völker tritt,wird cs klar werden, das; wirklich ein Abwehr-Paris. D« Meldungen über die bevorstehende Ankunft des SonderbevollmächtigtenHitlers v. Ribbentrop und des Stellvertreters Hitlers in der Leitung der NSDAP, RudolfHeß- in Paris, wurden anfangs als ein Versuchsballon gehalten und als solcher aufgrirommrn.Da jedoch diese Meldungen je weiter, desto größereVerbreitung finden, und la sie von deutschen amtlichen Stellen nicht dementiert wurden,glaubt man in Paris, daß Deutschland tatsächlichdie Absicht hat, mit Frankreich direkt zu verhandeln.Auch England wird bearbeitetLondon.(Reuter.) Sir John Simon hatteDienstag eine Unterredung mit dem deutschenBotschafter.Spaniens Gefängnisse zu klein 1Madrid. Die spanische Regierung beabsichtigt, in Spanien Konzentrationslagerund in Spanisch-Guinea eine Sträflingskolon i e zu errichten. Man will auf diese Weiseeine Erleichterung für die spanischen Gefängnisseschaffen, die bereits überfüllt sind.Vorstoß JapansIn der FlottenfrageTokio. Der japanische Außenminister ersuchte im diplomatischen Wege die französische unddir italienische Regierung, gemeinsam mit Japandas Washingtoner Marineabkommen zu kündigen.Diese Meldung hat in London nicht überrascht, denn dort selbst war längst der WunschJapans bekannt, daß alle Signatare desWashingtoner Abkommens dasselbe gemeinsamkündigen sollten. Da jedoch die Absicht Großbritanniens und der Vereinigten Staaten bekanntwar, das Abkommen aufrechtzuerhalten, hält manes für selbstverständlich, daß Japan versuchenwerde, zur Kündigung des Abkommens wenigstensdie Zustimmung der zwei anderen Signatare,dämlich Frankreich und Italiens zu erhalten.in Prag das gleiche Recht einzuräumen, wie dentschechoslowakischen Studenten. Den Abschluß derKundgebung bildete das Deutschlandlied, woraufdie Studenten wieder zur Universität abmarschierten.Auch Berlin„protestiert**Berlin.(Tsch. P.-B.) Nach einer Meldungder„Deutschen Allgemeinen Zeitung"' veranstalteten Studenten am Dienstag im Vorgarten derUniversität eine Protestversammlung gegen die„Auslieferung der Insignien der Deutschen Universität in Prag". Nach der Ansprache des Stu-derttenführers wurde in Sprechchören demProtest der Studentenschaft Ausdruck verliehen.Zahlung von Beiträgen für Krankenkassen und ähnliche Institute sowie Steuern und Abgaben übernommen haben, diese Summen weiterhin bei der Be-r-chnung ihrer Steuergrundlage alsÄbzugsPostbuchen.Der Motivenbericht stellt fest, daß das Gehaltsniveau der Privatangestellten in den letzten Jahrensehr stark reduziert wurde und in manchen Unternehmungen schon unter die Hälfte des ursprünglichen Gehalts gesunken ist. Eine weitere Verschlechterung durch Uebernahme der bisher von den Unternehmern gezahlten Beiträgen und Steuern, die jaeinen integrierenden Bestandteil des Gehalts bilden,ist absolut unmöglich: dazu würde es aber kommen, da die Unternehmer heute wohl kaum bereitwären, Mehrausgaben, der Angestellten durch entsprechende Gehalts- oder Lohnzulagen auszugleichen.Die Antragsteller ersuchen um beschleunigteBehandlung der Vorlage, mit der keine Belastungder Staatskasse verbunden ist.,„Irrtümlicher ZusammenstoßPeking. Nach einer halbamtlichen chinesischenMeldung haben die japanischen Truppen in derProvinz Schahar den Vormarsch angetreten.Eine starke japanische Truppenabteilung unternahm nördlich von Kalgan einen Vorstoß. Diechinesischen Truppen leisteten gemäß der Anweisung des Marschalls Tschtangkaischek startenWiderstand und zwangen die Japaner nachmehrstündigem Kampfe, den Rückzug anzutreten.Die Verluste auf beiden Seiten find sehr hoch.Zu dieser Meldung wird von japanischerSeite mitgeteilt, eine starke japanische Polizeitruppe habe einen Vorstoß gegen chinesischeBanditen in der Provinz Schahar unternommen.Dabei habe sie einen Zusammenstoß mit chinesischen Truppen gehabt, in denen die JapanerBanditen vermutet hätten. Nachdem sie festgestellthätten, daß es sich um eine reguläre chinesischeTruppe handle, hätten sie das Feuer eingestelltund seien abgezogen.bereits längere Zeit erfolglos den Abschluß einesKollektivvertrages anstreben, eröffneten Dienstagvormittags einen zwei st ü n d i g e n P r o-t e st st r e i k, wobei die Redner aller Gewerk-schaftsorganisationen sprachen. Es wurde beschlos sen, die entsprechenden Faktoren um eine Inter vention zu ersuchen. Die Manifestationen der Ar- kampf der Menschlichkeit gegen den im Zentrumbeiterschaft verliefen in voller Ruhe Europas auferstandenen.Feind stattfindet. Erstan. Vor seiner Abreise erklärte er, daß er dreiWochen in London auf Ferien geweilt habeund daß er dort nichtin amtlicher AngelegenheitI war.Bombenattentat auf PujiDer Kaiser unverletztSchanghai. Chinesischen Presseberichtenzufolge verübten fünf chinesische Mitglieder der,,Patriotischen Vereinigung zur nationalen Erhebung" einen Bombenanschlag aufKaiser Puji. als dieser di« Mandschugräberbei Mulden betrat, um dort zu opfern. JapanischeUnd mandschurische Wachtmannschaften hieltenrechtzeitig diese verdächtigen Chinesen an, die sofort zwei Bomben warfen und eine größere Anzahlvon Wachtleuten verletzten.Der Kaiser blieb unverletzt. Die Attentäterwurden verhaftet.Wien.(Havas.) Am Dienstag nachmittags veranstaltete» die alldeutschen Studentenwiederum gegen die Tschechoslowakei gerichtete Demonstrationen. Eine Gruppe von Demonstranten, denen es nicht gelang, den Polizeikordon auf dem Lobkowiez-Platz zu durchbrechen und dieschließlich wieder zurückgedrängt wurden, zogen auf den Graben und überfiel das Zei-tnngsviertel in der Sch ul er st raße.In kurzer'Zeit waren sämtliche Fensterscheiben in den Gebäuden der Blätter„ReueFreie Presse",„Neues Wiener Tagblatt",„Neues Wiener Jour-n a l",„T a g" und„S t u n d e" zerschlagen.Die Studenten wüteten schrecklich. Bevor Polizeiverstärknngen eintrafen, war dieganze Schuler st raße verwüstet. Während ihrer Exzesse sangen die Demonstranten das Lied„Deutschland, Deutschland über alles" und stießen Schmährufe gegen die Tschechoslowakei aus. Die Demonstrationen nahmen ihr Ende auf dem Graben, wo die Studenten„H e i l H i t l e r" riefen. 20 Demonstranten wurden verhaftet.Heute Besinnder BudgetdebatteIm Parlament fand Dienstag eine halbstündige Sitzung statt, die der Vorlage des Berichtesdes Budgetausschuffes über den Voranschlag für1938 diente.— Im Präsidium wurden in einerKlubobmännerkonferenz die Formalitäten derBudgetdebatte besprochen. Mit Rücksicht darauf,daß erst vor kurzem im Plenum eine ausführlicheAussprache über die Exposees des Ministerpräsidenten, des Außen- und des Finanzministers abgeführt wurde, wird diesmal keine besondere Generaldebatte stattfinden. Die Beratungen sollenlängstens am Samstag mit der Abstimmung beendet werden. Die Redefrist wurde für jeden Klubmit acht Minuten pro Klubmitglied, mindestens aber mit einer Stunde festgesetzt.Die Dementierspritzein TätigkeitBerlin. Das Deutsche Nachrichtenbüro dementiert die in der Auslandspresse aufgetauchtcn Meldungen über die Reichswehr und ihr Verhältniszur Regierung als„gemeine Lügen".Reichswehrminister Generaloberst v. Blom-b e r g sei Montag von seinem Krankheitsurlaubzurückgekehrt und habe seine Amtsgeschäfte wiederübernommen.General von Fritsch habe überhaupt keineDenkschrift überreicht, ebenso könne von einembeabsichtigten Rücktritt des Generals keineRede sein.Auch die Bemerkungen der Aüslandspresseüber Unstimmigkeiten zwischen der Reichswehr undReichspropagandaminister Dr. Goebbels seien verleumderisch. Es sei ststgestellt, daß das Verhältnis vpn.Dr. Goebbels zur Reichswehr und umgekehrt sowohl sachlich als auch persönlich nach wievor dasdenkbarbestesei und daß Differenzen nie bestanden hätten.Melde Verhandlungen Berlin-Paris?Herr Ribbentrop als UnterhändlerSteuerüberwälzungsverbotbis 1939 sistiertEin Koalitionsantrag im Parlament.Im Parlament wurde am Dienstag ein Antragder Koalitionsparteien auf weitere Sistierung dessogenannten Steuerüberwälzungsverbotes im Gesetzüber die direkten Steuern bis Ende 1939 aufgelegt.Demnach können jene Unternehmer, die.für ihreAngestellten über das gesetzliche Maß hinaus die IProteststreik in Schles!enD!-«W-fcta mAmd-I u-dRi„-,.d>° SSÄÄjiÄEin amtliches Kommunique wurde hierübernicht ausgegeben, doch Zerfährt das Reuter-Büro,daß es sich bei der Unterredung um die Bespre chung der gegenwärtigen Lage des Abrüstungs problems unter besonderer Berücksichtigung derkürzlichen Unterredungen Sir John Simons undEdens.mit dem Sonderbeauftragten Hitlers,Ribbentrvp, handelte.*Herr von Ribbentrop trat Dienstgg in Croy-! Bau von tausend Kampfflugzeugen, zur Anlageden mit dem Flugzeug die Rückreise nach Berlin! von unterirdischen Flughäfen und zur SchaffungKöln. Dienstag Vormittag fanden an derKölner Universität Protestdemonstrationen gegendie Prager Universitätsereignisse statt. Gegen elfUhr versammelten sich vor dem Universitätsgebäude etwa 1600 Studenten, die in Viererreihenüber die Ringstraße vor das tschechoslo-lwakische Konsulat zogen. Dem Zuge[ hatte sich eine zMreiche Volksmenge angeschlossen.I Bor dem Konsulat sprach kurz einer der Studenten, worauf in Sprechchören die Forderung vertreten wurde, den deutschen StudentenKommt der Weltboykott?Am 27. November trat in London das Boy-! kott-Komitee gegen Hitler-Deutschland zusammen,das in den Vereinigten Staaten unter Mitwirkung. der amerikanischen Gewerkschastssöderation ge-! gründet wurde. Bei dieser Tagung werden auchdie englischen Gewerkschaften durch ihren Vorsitzenden Citrine vertreten sein. Und es ist zu erwarten, daß damit die Boykottbewegüng, die inAmerika schon wirksame Erfolge aufzuweisen hat,auch in Europa einen Schritt weiter kommen wirdund daß Beschlüsse gefaßt werden, um die Menschheitsgefahr des deutschen Fascismus umfassender,straffer und empfindlicher als bisher zu organisieren.Dennoch ist die Boykottwaffe viel zu schwachgeführt worden. Noch strömen deutsche Produktein alle europäischen Ander, noch fließen Millionen zurück ins Dritte Reich(nur die Filmausfuhr zum Beispiel hat in den ersten neun Monatendieses Jahres noch sieben Millionen Mark Einnahmen für die gleichgeschaltete Industrie gebracht),— und wenn auch die Devisenlage inHitler-Deutschland immer schwieriger gewordenist, so hat doch die Möglichkeit bestanden, die notwendigen(von Sachverständigen auf mindestensvier Milliarden Mark taxierten) Mittel für diein gigantischem Maße betriebene Kriegsrttstungaufzuwenden.Die Außenhandelspolitik des Dritten Reichesist, wie sich heute deutlich zeigt, ein Gauner-stü ck gewesen, das dem Talent ihres Urhebers,des Dr. Schacht, angemessen war. Um den Boykott zu zersetzen, hat man im Ausland Bestellungen gemacht und so die Illusion erweckt, daß esvorteilhaft sei, mit dem Dritten Reich im Warenaustausch zu bleiben. Aber man hat im DrittenReich von vornherein nicht daran gedacht, die bestellten Waren zu bezahlen. Man hat sich beliefernund begönnern lassen,— um jetzt zu erklären, daßman bankrott sei. Das Dritte Reich hat, solangees besteht, von den Illusionen und auf Kosten desAuslandes gelebt. Jetzt, da Herr Schacht am Endeseiner Weisheit zu sein scheint und da auch diegutgläubigsten Handelspartner ihren Irrtum einsehen müssen, ist der Zeitpunkt gekommen, um vonneuem zum Wirtschaftsboykott gegen das räuberische Mordgesindel aufzurufen.Alle zuverlässigen Berichte aus Deutschlandstimmen darin überein, daß die innere Krise desdeutschen Fascismus in demselben Maße wie seineRüstungen wächst. Die Militarisierung, die schonheute zur Verdreifachung der Reichswehr, zumeines riesigen Kraftfahrzeugparks geführt hat, sollzugleich dazu dienen, die Spannungen innerhalbdes Dritten Reiches niederzuzwingen. Alle Konflikte, vom Kirchenstreit, bis zum Kampf zwischen' Betriebsführern und Arbeitsfront, alle oppositionellen Strömungen von der Erbitterung der betrogenen„alten Kämpfer" bis zum Widerstandder entrechteten Arbeiterschaft, alle WirtschaftS-| Probleme von der Preissteigerung bis zur Rohstoffknappheit sollen durch di: Militarisierung der! Volksgesamtheit und durch den Hinweis auf dieEntscheidungsstunde des Kampfes um die Saaraufgeschoben und in den Hintergrund gedrängtwerden. Das Hitler-Regime, das sich seit dem! 30. Juni und der Abstimmungs-Blamage imi August in der Defensive nach innen befindet(und| in immer stärkere Abhängigkeit von der Reichswehr gerät), bereitet sich darauf vor, zur Offen-sive nach außen überzngehen. Einstmals, zurMachtergreifung, hat es. ihm genügt, im kritischenAugenblick den Reichstag anzuzünden. Zwei Jahrespäter, zur Machtbehauptung,• wird man bereitsein, die Welt in Brand zu stecken.Es genügt nicht, der Rüstung Deutschlandsebenfalls nur Rüstung entgegenzustellen. Eswürde damit eine Atmosphäre geschaffen, die be-Antitsdicdiisdic KrawalleHakenkreuzstudenten demolierendas Zeitungsviertel