9t. msSonntag, 2. Dezember 1934Seite 5Wilfe in der Bukowina.(PS.) Mit demEinbruch der ersten Kältewelle sind in verschiedene« Gemeinden der Bezirke Storojinet undCampolung große Rudel von Wölfen bis in dieNähe menschlicher Wohnungen gekommen. Diehungernden Tiere drangen teilweise in die Ställeder Bauern ein'und rissen mehrere Stücke Vieh.Die Bauern der betroffenen Gemeinden haben sichzusammengetan und Jagden auf die Raubtiereveranstaltet. Es gelang ihnen, die Wölfe zu vertreiben.Das spanische Agrarproblem.(PS.) Derspanische Minister für Landwirtschaft hat demMadrider Kabinett die Gründe dargelegt, die dieVerabschiedung eines Gesetzes zugunsten der„Aunteros"— das hei^t der landwirtschaftlichenEigentümer ohne Landbesitz— zur unaufschiebbaren Natwendigkeit machen. Allein in Estremadura leben 38.000 Aunteros, welche die Entscheidung der Regierung mit fieberhaftem Interesseerwarten. Wenn die Regierung ihren Wünschennicht nachkommen tmirde, wären neue Unruhen zuerwarten. Daß das Landproblem in Spanienüberhaupt brennend aktuell ist, geht aus der weiteren Tatsache hervor, daß man heute bereits400.000 erwerbslose Landarbeiter zählt.Bomben- Explosion in der Kirche. In Torre-vieja in der Nähe von Alicante(Spanien) explodierten im Eingang der dortigen Kirche drei Bombe«, die beträchtlichen Schaden anrichteten. Vonder Polizei wurden in diesem Zusammenhängeneun Personen verhaftet. Die Tat geschah amVorabend eines religiösen Festes, das zu Ehrendes dortigen Schutzheiligen veranstaltet wird.Ei« katholische- Attentat. Rach Meldungenaus Jankovci in Slavonien, das zumeist vonDeutschen und Ungarn bewohnt wird, war die unmittelbare Ursache des versuchten Revolverattentate- gegen das Oberhaupt der altkatholischen Kirche in Jugoslawien, Bischof Dr.Kalodjera, der Zwist, welcher zwischen denrömisch-katholisch verbliebenen Gemeindeangehörigen und jenen Ortsbewohnern entstanden ist,welche wegen der Ablehnung ihrer Forderung, daßdie kircPichen Veranstaltungen auch in ihrerSprache(deutsch und ungarisch) abgehalten werden, zur altkatholischen Kirche übergetreten sind.Di« beiden AttentAer hatten beabsichtigt, sich fürden Abfall der Gemeinde von der römisch«kaholischen Kirche an dem altkatholischen Bischofzu rächen.Selbstmord im Hotel. Das„Grandhotel" aufdem Schwabenberg in Budapest war Freitag derSchauplatz eines aufsehenerregenden Selbstmorde-.Der 80jährige ehemalig« Direktor der„Hungaria"-Mühl«, Leo Schwimme r, dessen Unterschlagungsprozeß vor einiger Zeit daS^ größte Aufsehen erregte, schnitt sich im Badezimmer mit einemMesser die Pulsadern auf und stieß sich dann dasResser ins Herz. Als man ihn auffand, war er bereits tot. Schwimmer ist vom Gerichte wegen Unterschlagung eine- Betrages von 200.000 Pengö zuzwei Jahre» und acht Monaten Zuchthaus verurteiltworden. Der sehr wohlhabende und in BudapesterGesellschaftskreisen bekannte Direktor hatte sich vorGericht damit verantwortet, daß er die veruntreuteSumme zur Heilung seiner seit vielen Jahren schwerkranken Frau verwendet habe.Hieronymus der ErsteDon Hermann Wendel.AlS Madame Lätitia Bon aparte am 17.November 1784 in Ajaccio ihrem Gatten denfünften und letzten Sohn gebar, der in der Taufeden Namen Jtrome oder Hieronymus erhielt, hätte sie in ihren verwegensten Träumen nichtgeahnt, daß er einmal eine Königslrone tragenwerde. Aber da der älteste Sohn des korsishenAdvokaten Napoleon hieß, vollzog sich dasWunder der Wunder. Zum Kaiser aufgestiegen,setzte er von seinen Brüdern den einen auf denholländischen, den andern auf den spanischenThron und für Jtrome schnitt er 1807 imTilsiter Frieden das Königreich Westfalen zurecht. 700 Quadratmeilen mit rundzwei Millionen Einwohnern umfassend, hatte esals Hauptorte seiner acht Departements Magdeburg, Halberstadt, Braunschweig, Göttingen, Heiligenstadt, Marburg, Kassel und Osnabrück. Dieganze Herrlichkeit dauerte nur bis zur Schlachtvon Leipzig im Oktober 1818, aber wenn IL-rome Bonaparte auch noch siebenundvierziglange Jahre lebte, erst im Exil, dann unter demzweiten Kaiserreich als umschmeichelter Onkel desdritten Napoleon, so beschränkte sich doch sein« sozusagen geschichtliche Rolle auf das kurze Jahrfünft, da er in Kassel als Hieronymus I.Hof hielt.Allerdings spielte er diese Rolle nur als Bruder seines großen Bruders. Selber war er einMensch von liebenswürdiger Unbedeutendheit;Napoleon auf St. Helena blickte durch eine verklärte Brille, wenn er bemerkte, Jerome wäre,reifer werdend, zum Regieren geeignet gewesen.Solange nämlich der Kaiser mit ihm zu tun hatte,putzte er den ganz Unreifen regelmäßig wie einenSchulbuben herunter; eine Probe unter vielen war«8, wenn er ihn 1809 brieflich anherrschte:„Manmuß Tag und Nacht im Sattel sitzen oder in seinem Serail bleiben... Sie führen Krieg wie einSatrap... In diesem Feldzug sind Sie immergewesen, wo der Feind nicht war." Noch schlechterbestand^fronte, der als Militär bei Waterloomanches frühere Versäumte gutmachte, in denlaMa bjwl Smltfri UMtz ftwt h»r Sfett Gin,Weihnachten!Auch für die Hausfrau Feiertag!In diesem Jahre soll sie endlich eineHausgehilfin haben— die ihr dieunangenehmste Arbeit vor dem Festund während dieserTage abnimmt.Ja— Putzfrau VIM steht schon bereit, um auch der geplagten Hausfrau einige Stunden ruhigen Genusses zu verschaffen, die sie sonstmit Putzarbeit verbringen müßte.Drum rufen Sie gleich PutzfrauVIM,— das ist bequem undbilliger. Denn alles putztsie schnell und schonendZn sieben Jahren 200 ProzentDividendeSo unzweifelhaft die Wirtschaftskrise dieprivatkapitalistffche Rentabilität zahlreicher Unternehmungen bedeutend herabgedrückt hat, so wenigsind die rücksichtslosen Versuche der Industriellenzu rechtfertigen, alle Folgen der Krise ihres Wirtschaftssystems auf die Arbeiterschaft abzuwälzen.Das kapitalistische Unternehmertum übersieht vollkommen, daß ihm die Konjunkturjahre teilweiseganz außerordentlich hohe Profite abgeworfenhaben.Zu jenen Industrien, aus denen die lautestenKlagerufe kommen, gehört u. a. auch die Bau«materialien-Jndustrie, also die Ziegelwerke,Zementfabriken usw. Gerade sie ist es, die in denletzten sieben Fahren die höchste Rentabllität aufzuweisen hatte. Wir entnehmen die folgendenZiffern umfangreichem, tabellarischem Material,das im Bulletin der Tschechoslowakischen Rationalbank(Nr. 98) über die Dividenden der Aktiengesellschaften in den Jahren 1928 bis 1932 veröffentlicht ist.Bon.den bestehenden Aktiengesellschaften,zaWte in denÄetzten sieben,>Jahren stets nur'einTeil Dividende, der aber bis zum Jahre 1931 dickgroße Mehrheit des gesamten Aktienkapitals indieser Industrie repräsentierte.19281898,250.00029,918.000192722109.950.00085,825.500192825149,984.00049,433.800192925182,484.00051,502.500198023142,030.00041,457.500193119138,084.00082,367.800193218122,804.00019,387.000260 Millionen Kronen haben also in siebenFahren ein verhältnismäßig kleiner Kreis vonAktionären der Baumaterialien-Jnduftrie alsDividende bezogen.Wie außerordentlich hoch derProfit war.wird noch deutlicher, wenn man dieausgezahlteDividendein Prozenten sieht. Siebettug beiden vorstehend angeführten Gesell-schäften:JahrProzent1928g■.. 31.11927g... 82.11928g■ ii 831929g■■• 321930g... 29.21931gi i■ 23.51932g■ s« 15.8Die Aktionäre haben demnach in diesen siebenJahren, von denen außerdem noch drei Krisenjahresind, den doppelten Betrag des eingezahltenAktienkapitals als Dividende ausgezahlt erhalten.200 Prozent in sieben Jahren I Selbst wenn siedaneben nicht noch anderer Zuwendungen inirgendwelcher Form teilhaftig geworden sind, soist das— auch nach privatkapitalistischen Begriffen— em recht nettes Geschäft IWenn dann diese Unternehmungen, sobaldsie die Krise härter zu spüren bekommen, und derProsit geringer wird, die Arbeiterschaft, die ihnenfc. hohen.Gewinne.erarbeitet hat,. rücksichtslosder Arbeitslosigkeit, dem' Hunger und dem Glendaussetzen, so kommt in diesem Verhalten eben dasWesen des kapitalistischen Wirtschaftssystems unverhüllt zum Ausdruck.StteVrigster BanknotenumlaufIn der dritten Novemberwoche ist der Banknotenumlauf in der Tschechoslowakischen Republikum 247,2 Millionen Kronen zurückgegangen. Erhat mit insgesamt 5148,3 Millionen XL den tief«Bericht Schachts an HitlerBerlin.(DNB.) Reichsbankpräsident Dr.Schacht hat auf Grund der Prüfungen des Untersuchungsausschusses für das Bankwesen einenBericht als Grundlage fiir die von der Reichsregierung zu treffenden Maßnahmen an denReichskanzler geleitet. Die Wiedererlangungeines innerlich gesunden und leistungsfähigenKreditapparates, heißt es in dem Bericht, hat dieBeseitigung der Krisenreste, die Neubildung vonRisikoreserven und vor allem die Verringerungder Zinsspanne zur Voraussetzung.Erst wenn der feste Boden eines intaktenGeld- und Kapitalsmarktes geschaffen ist, sindauch die Voraussetzungen für ein gesundes undorganisches Leben der gesamten deutschen Wirtschaft gegeben. Nur eine einheitliche staatlicheBeauffichtigung aller Träger der Geld- und derKreditwirtschaft kann den Gesundung-- und Normalisierungsprozeß im Kreditwesen beschleunige«.Es sind erforderlich: 1. Beaufsichtigung aller Kreditinstitute, 2. Unterwerfung aller Kreditinstituteunter einen Genehmigungszwang, 8. Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität, 4. Trennungvon Geldmarkt und Kapitalmarkt, 5. Sicherstellung eines geordneten Zahlungsverkehres, 8. dieUeberwachung des Kreditgeschäftes und weitgehende Publizität, 7. zweckmäßige Zusammensetzung des Aufsichtsamtes.sten Stand seit Jahren erreicht. Es betrug derBanknotenumlauf am Ende jedes Quartals:(8. Nodemberwoche)19341938in Millionen Kronen1932I.5.5446.272-6.826II.5.5246.5686.410III.5.5898.3106.218IV.5.1485.9066.267Im Mai d. I. hatte schon einmal der Banknotenumlauf mit 6178.5 Millionen Kronen einenannähernd gleich tiefen Stand wie in der dritte»Novemberwoche erreicht.16.66 Prozent Dividende—und nicht znfriede«!Die Prager Bürgerliche Brauerei weist inihrem Geschäftsabschluß einen Reingewinn von2,920.586 Kronen aus, der sich um den Gewinnvortrag auS dem Vorjahre um 403.031 Kronenauf 3,323.618 Kronen erhöht. Von diesen dreieinviertel Millionen Kronen Reingewinn stellt dirBrauerei 40.000 Kronen für humane und wohltätige Zwecke zur Verfügung. Fast fünfzehnmalso viel-^-> 584.117 Kronen erhalten die paarHerren de» Verwaltungsrates als Tantiemen;fünfzigmal so viel, also 2 Millionen Kronen, fließen den Aktionären als Dividende in die Taschen.Jeder erhält auf seine Aktien 16-§ Prozent Dividende— eine Höhe, die für ein Krisenjahr wirklich ganz respektabel ist. Trotz dieses reichlichenProfits klagt der Geschäftsbericht über die hoheSteuerbelastung, die i. ,i Brauereien Schwierigkeiten mache. Wünschen die Herren etwa, daß derStaat sie davon befteien und sie auf die 600.000Arbeitslosen Wertragen solle?Prüfling als Monarch. Zwar trug Napoleon einenTeil der Schuld, da er nicht nur dem jungen Staatfür seine eigenen Zwecke unaufhörlich Geld undMenschen abzapste, und damit den Keim des Unterganges einimpste, sondern auch den König involler Abhängigkeit hielt; sogar durch eine besondere Geheimpolizei ließ er Jkrome bespitzeln,der sich immer wieder gegen dieses drückende Verhältnis auflehnte.„Bin ich«igenllich König oderUntertan?" rief er verzweifell aus und schriebseinem großen Bruder bitter:„Ich ziehe vor als'Privatmann im Reich Ihrer Majestät zu leben,als, wie ich es bin, ein Souverän ohne Autoritätzu sein."Davon abgesehen, besaß Hieronymus I. vonden Eigenschaften, die ein Staatsoberhaupt zieren,nur eine einzige und dazu die nichtigste: die Gabe,gut zu repräsentieren. Alle anderen Tugendenfehlten ihm in beklagenswertem Maße. Da demDreiundzwanzigjährigen die Macht rasch zu Kopfstieg, erschien ihm jeder Tag als ein Kelch schäumenden Sektes, den er leuchtenden Auges in einemZug schlürfte. Obwohl seiner-im Grunde gutmütigen Natur die Not seiner Untertanen ansHerz griff, enffaltete er auf Kosten des Landeseinen Luxus sondergleichen und schüttete das Geldmit Scheffeln zum Fenster hinaus; er reiste raumanders als begleitet von dem Hoforchester und d'erHofkomödie, um keinen Abend die gewohnten Vergnügungen zu missen. Besonders verrufen aberwurde der„König Morgen-wieder-lustickl" durchseine Weibergeschichten, die einen dicken Band derCasseler Skandalchronik füllen. Wie sich die Männer der alten Adelsgeschlechter, die Merveldt,Wittleben, Malsburg, Berlopsch, Meding, auch derfrühere Minister des Fridericus Rex und preußische General der Kavallerie Graf Schulenburg-Kehnert, beeiferten, dem„Emporkömmling" katzbuckelnd zu dienen, so drängten sich die Frauen derAristokratie zu noch zweifelhafteren Ehren; diebekannteste der vielen Favoriten war die Oberhofmeisterin der Königin, Gräfin Truchseß-Wal-denburg. Wenn es also der korsische Advokaten«sprößling fast so toll trieb wie die angestammtendeutschen Landesväter der Gebiete, über die er seinZepter schwang, so baffe er von ihnen doch voraus,daß er seine Kebsen nie in die Staatsgeschäste!jyrMpifgjtgH Bet, jAber wer den Begriff des Königreiches Westfalen mit diesem oberflächlichen Operettenkönigerschöpft, sieht oder täuscht über das wahreProblem hinweg. Auf dem Raum, den dieblauweißen Grenzpfähle Hieronymi umgaben,hatten bis dahin im wesentlichen der König vonPreußen, der Kurfürst von Hannover, der Herzogvon Braunschweig und der Landgraf, dann Kurfürst von Hessen geherrscht, also Absolutismus und Feudalismus in ihrer abstoßendsten Gestalt. Die Bürger hatten vor demAdel zu kuschen, die Bauern kümmerten als geschundene Halbsklaven dahin, die Juden glichen inihrer Rechtlosigkeit dem lieben Vieh, und durchihren schamlosen Soldatenschacher luden derhessische und der braunschweigische Despot tausendfältigen Fluch ihres Volkes auf sich. Die Gründung des Königreiches Wesffalen Wer fegte miteinem scharfen Besenstrich alles Gerümpel desMittelalters auf den Müllhaufen. Obwohl Ra«p o l e o n von Vollssouveränität und Gewaltenteilung nichts wissen wollte, suchte er den allgemeineren Grundsätzen der^ GroßenRevolution überall zum Siege zu verhelfen und erst recht in einem Staat, dem er einepropagandistische Aufgabe zugedacht hatte: dasKönigreich Wesffalen sollte ein modernerMusterstaat werden, dessen Verfassung undVerwallung bewirkten, daß seinen norddeutschenNachbarn der Mund nach der unmittelbaren odermittelbaren französischen Herrschaft wässerte. Mehrals einmal schärfte der Kaiser seinem Bruder ein,daß die Prinzipien der Freiheit und Gleichheit fürseinen Staat einen mächtigeren Schutz gegenPreußen bildeten als die Elbe, als feste Plätze undals selbst die Hilfe Frankreichs.„Welches Volkmöchte," tat er dar,„unter die preußische Willkürherrschaft zurückkehren, wenn es die Wohltateneiner weisen und liberalen Verwaltung gekostethat!" Darum die Einführung des C o d e N a pole o n s, darum eine Verfassung, die mitallen überlieferten Privilegien und Mißbräuchenaufräumte. Das Königreich Westfalen kannte keineStändesvorrechte, keine bürgerliche Enttechtungeiner Klasse oder Konfession, keine Leibeigenschaft,keine Patrimonialgerichtsbarkeit, keine gutsherrliche Gewalt, keine Zunftbeschränkungen, keineBüwsszälls, t SIc Untertanen«" führte der Justiz minister Simeon vor dem westfälischen Reichstagaus,„sind vor dem Gesetze gleich, alle Formen derGottesverehrung gleich beschirmt, alle Knechtschaftist aufgehoben; freie Männer übekall; alter Namegibt kein Recht mehr auf Aemter und Würden,die jetzt nur als Lohn und Ermunterung für wirkliche Dienste und ausgezeichnete GWen erteiltwerden," und der bekannte Hiswriker Johannesvon Müller, auch in westfAischen Staatsdiensten,konnte auf die Absicht der Verfassung Hinweisen,„die geringeren Bürger und Menschenklaffenemporzuheben". Da c>n Dekret„in Anbetrachtdessen, daß die Ehre der Hauptbeweggrund desSoldaten ist, und es darauf ankommt, jene Diszi-plinarsttafen auszumerzen, die, an die Zeiten desFeudalismus erinnernd, die Menschenwürde erniedrigen," verfügte:„Stockschläge find in un crerArmee ausdrücklich verboten," war das westfä.ischeHeer das einzige in Deutschland, in dem nichtbarbarisch geprügelt wurde; Preußen hintte mitder Reform Scharnhorsts hinterdrein. War endlichder Reichstag auch bei weitem kein Parlament desallgemeinen und gleichen Wahlrechts, sondern einesehr behuffam und umständlich zusammengesetzte,in ihren Befugnissen sckhr eingeschänkte Körperschaft, so gW er doch ganz anders als die früherenLandstände einen Vorgeschmack dessen, was Teil-nahnie des Volkes an den Staatsgeschäften heißt.Trotz allem fiel so mit der Gründung des Königreiches Westfalen ein wenn auch blasser Widerschein des großen Flammenbrandes, der seit demBastillensturm von Paris auS die Welt erleuchtete,bis in das Dämmerdunkel des Teutoburger Waldes; ein Sendbote der bürgerlichen Rrpolutiouwar selbst der Bruder Liederlich auf dem KasselerThron. Die kleinen Leute in diesen Gauen merktenes wenn nicht früher, so in dem Augenblick, da sievon neuem als Untertanen ist die Hand derfrüheren Dynastien Wergingen, und der hessischeKurfürst sofort wieder, Sinnbild für alle wiedergekehrte Unbill der„guten, alten Zeit", den fünfzehn Zoll langen Zopf in der Armee einfühtte.Nach Jahr und Tag noch machten die Pachtbauernim Magdeburgischen vor einem preußischen Minister auf einet Inspektionsreise kein Hehl daraus,eine Verfassung, wie sie sie unter Hieronymus I.gehabt hatten, ja, eine solche Verfassung möchtenff» tvghl gern wieder habs^,