Geile 4 Samstag, 8. Dezember 1934 9h. 288 Sparerei am unrechten Ort Wie die Ernährungsaktion vielfach gehandhabt wird AnS dem reichhaltigen statistischen Material, das Grnoffe T a« h in seiner wiederholt schon zitierten Rede im sozialpolitischen Ausschuß vorbrachte, feien heute noch Detailberichte über die unmögliche Handhabung der Ernährungsaktion herauögehoben,^>ie dringend nach Ab­hilfe schreien. Diese Fälle sind leider keineswegs vereinzelt, wie die lange Liste der Orte zeigt, ans denen uns krasie Beschwerden zvgegan gen sind. Rasche Abhilfe im Sinne der von Genoffen Taub zum Schluß formulierten Forderungen unserer Partei wäre dringend notwen­dig. Grnoffe Taub führte«. a. aus: Bei der Durchführung der Ernährungsaktion ha­ben wir in der abgelaufenen Zeit vielfach feststellen muffen, daß die Zuteilungen, die an die einzelnen Bezirke gemachte Wurden in keinem Berhältnis standen zu den Anforderungen, die seitens der ein­zelnen Behörden erhoben wurden, und schon garnicht zu der wirklichen Zahl der Arbeitslosen, die auf die ErnährungSkarten hätten Anspruch erheben können. Wenn in der letzten Zeit, insbesondere bei der letzten Zuteilung eine kleine Besserung festzustellen war, so quittieren wir dies mit Dank; wir glauben aber, mit allem Nachdruck darauf aufmerksam machen zu muffen, daß es unbedingt notwendig ist, daß alle Perso­nen, dir in die Ernährungsaktion einbezogm wur­de», auch tatsächlich mit ErnährungSkarten beteilt »erden muffen. Aus einigen Berichten, die mir in den letzten Tagen zugegangen find, kann ich den nachweis dar­über sichren, wie mangelhaft die Zuteilung der ErnährungSkarten in de» einzelnen Gebieten war. Ganz besonders arg scheint es im Gerichts- bezirk Kathqrinaberg zu sein. In Brandau waren am 14. November 896 Arbeitslose. 90 von diesen beziehen die Unterstützung nach dem Getner Zysten, 119 erhielten Ernährungs­karten, 187 haben keinerlei Unterstützung erhal­ten. Dazu kommen noch 14 Personen, die aus der Ernährungsaktion auSgeschieden wurden, so daß 200 Personen in Wirklichkeit ohne jede Unterstützung find. Die Schule in Brandau hat 418 Kinder, 46% davon sind Arbeitslosenkinder! In Katharinaberg zählen wir 280 Arbeüslose. Davon erhalten 90 Personen dir Unterstützung nach dem Genter System, 26 Personen beziehen Ernäh­rungSkarten, die übrige« 164 erhalten überhaupt keine Unterstützung. Es wurden Leute von der Er­nährungsaktion ausgeschloffen, die im bittersten Elend leben. Wer ein kleines Häuschen hat, bekommt keine Ernährungskarte. Dasselbe trifft zu, wenn jemand in der Familie eine kleine Rente hat oder sönst je­mand noch ein paar Kronen verdient. In GrbirgSneudorf wurden 172 Arbeitslose gezählt. 77 Personen beziehen Unterstützung nach dem Genter System, 17 erhalten Ernährungskarten, di« übrigen 78 haben überhaupt keinerlei Unter­stützung. In Karlsbad   wurden fiir di« einzelnen Perio­den niemals soviel zugewiesen, als der Anforde­rung des Bezirkes entsprechen würde, Die Folgen des Streichens find dann, daß auch verheirateten Arbeits­losen nur 10-Kd-Karten ausgefolgt werden können und daff die Ledigen vielfach vollkommen leer aus-' gehen. Dasselbe wird mir aus Dux, Wigstadtl  , Stern­berg und Taschau gemeldet. Aus dem politischen Bezirke Hohenstadt wird mir berichtet, daff z. B. di« Verteilung der Ernäh- rungsaktion für die Zeit vom 8. Oktober bis 12. Ro- vember erst in einer Sitzung der Bezirkssozialkom« Mission vom 28. Oktobet erfolgte. In der Gemeinde Augezd, Bezirk Muglitz  , wird die Brotaktion folgendermahen durchgeführt: Die Karten erhalten die Kaufleute, die dann die Arbeits­losen verständigen, daff sie sich das Brot abholen kön­nen. Die Arbeitslos en selbst hekom- men die Karten nicht in die Hände und wiffen somit nicht einmal, auf wieviel Karten sie Anspruch haben. Die Aufnahme der Arbeitslosen in die Listen erfolgt auf folgende Art: An einem einzigen Sonntage in jeder Periode haben sich die Arbeitslosen beim Gemeindeamt« zu meldet. und zwar nur in der Zeit von 11 bis 12 Uhr vor­mittags. Die Mitteilung, an welchem Sonntage das zu geschehen hat, erfolgt eine halbe Stunde vorher durch Austrommeln. Wer gerade nicht zu Hause ist oder es nicht rechtzeitig erfährt, der wird dann in das Verzeichnis nicht mehr ausgenommen und erhält keine Karten! AuS Lichtena« im Bezirke Senötenberg wird mir gemeldet, dah dortselbst 13 Personen gestrichen wurden mit der Bemerkung, daff di« Evidenz­karten seh len. Diese Blätter müssen bei det Be­zirksbehörde liegen. ES ist wirklich nicht einzusehen, wieso durch diese Unachtsamkeit der Bezirksbehörde die Arbeitslosen zum Handkuh kommen sollen! Ueber die Berhältniffe, die sich im Böhmisch Kaumitz-Steinschönauer Gebiete herausgeblidet ha­ben, hatte ich schon Gelegenheit, den Herrn Minister für soziale Fürsorge persönlich zu informieren. Ueberhaupt ist die Situation, die sich bei der praktischen Durchführung der Ernährungsaktion fast in allen Gebieten herausstellt, unhaltbar. Die Pra­xis, nach welcher bei der Zuteilung der Ernährungs­karten vorgegängenwird, ist grundverschieden. Die Bezirksbehörde GraSlitz   a. L. teilt Lebens­mittelkarten zu, wenn in einer Familie das Gesamt­einkommen nicht 16 XL pro Erwachsene und 10 Kd für ein Kind erreicht. Der Versuch der BezirkSsoziäl- komniission, diese Grenze mit 25 und 15 Kd sestzu- setzen, ist am Widerstande der Bezirksbehörde geschei­tert. Praktisch sieht es nach den Mitteilungen a»S Graslitz folgendermahen aus: Eine Familie: beide Elternteile und ein Kind unter 14 Jahren; Vater arbeitslos, ausge­steuert; Mutter verdient aus Wäscherin 40 Kd. Vater erhält keine Karte. Er könnte sie nur dann erhalten, wenn die Frau mir 89 KL verdienen würde! EinzweiterFall: Familie, bestehend auS Vater, Mutter und einer erwachsenen Tochter: Va­ter ausgesteuert," Mutter arbeitslos. Tochter verdient 45 Kd. Vater erhält keine Karten. Er bekommt sie nyr, wenn die Tochter nur 44 Kd verdienen würde. Ein driter Fall: Familie, bestehend aus beiden Elternteilen und zwei Kindern unter 14 Jah­ren. Beide Elternteile arbeitslos. Der Mann besitzt ein Haus; Baumifwand im Jahre 1929 100.000 Kd, heutiger Wert höchstens 70.000 Kd. Das Haus ist mit 80.000 Kd belastet. Die Einnahmen an Mietzins be­tragen 280 Kd monatlich oder 70 Kd pro Woche, die knapp für den Zinsendienst ausreichrn. Er könnte erst Karten bekommen, wenn der Mietzins vom Gläubiger gepfändet würde. Ein viertel Fall: Familie, bestehend aus beiden Elternteilen und vier der Schule entwach­senden Kindern. Alle vier Kinder find arbeitslos, nicht organisiert, bzlp. ausgesteuert. Vater arbeitet 32 Stunden in der Woche und verdient 95 Kd. Keines der Kinder erhält eine Karte, weil das Ein­kommen des Vaters höher ist als 89 Kd. Es werden nun in Graslitz   529 Personen aus der Ernährungs­aktion äusgeschirden! Die Aufnahme der Gesuchswerber in dir Er­nährungsaktion soll durch die Gemtindekom- Mission erfolgen. Nun gibt es eine Reihe von Gemeinden, in denen die Gemeindesozialkommissio- nen überhaupt nicht zusammenkommen. Der Ge­meindevorsteher macht in der Regel in den Landge­meinden alles selbst; in einem Fall hat der Bürger­meister ei» Mitglied der Gemeindesozialkommission nicht einberuf en, weil er mit seinem Vor­gänge in der Äemeindesozialkommission nicht einver­standen war! Die Gemeindesozialkommission unterzieht sich der Aufgabe, alle Anspruchswerber zu sichten, und Glitzerndes Elend Wo« der Arbeit«nd de» Lebe» der Ehristbanmschmuskmacher Nun geht es ernsthaft auf Weihnachten   zu. In den Musikaliengeschäften stehen schon die ach so beliebten Weihstachts-,,Charakterstücke", iit den Zeitungsannoncen taucht immer häufiger das WortWeihnachtsverkauf" auf, die zu Herzen sprechende Figur des lieben Weihnachtsmannes er­scheint in den Schaufenstern, um, je näch der Branche, wollene Unterwäsche oder französisches Parfüm für den Weihnachtstisch zu offerierest und schon stehen in einigen Geschäften die Kartons mit den leuchtenden, silbernen und gol­denen Glaskugeln, den Weihnachtsglocken und dem anderen Christbaumschmuck. Hei, wie das glitzert und gleißt, wenn sich die Weihnachtskerzen in den silbrigen und goldenen Glaskugeln, in der hochaufstrebenden glÄtzenden Spitze" deS Lichterbaumes spiegeln! Jubelnde Freude bei den Erwachsenen über das kindliche Entzücken. Wo nur alle die herrliche Pracht Her­kommen mag? Mit glänzenden Augen stehen die Kinder vor diesen Herrlichkeiten und malen sich Bilder von dem Wunderland, aus dem diese Schätze kommen. Wenn sie wüßten, wieviel Elend dieser bunte, glitzernde Weihnachtsbaumschmuck schon ge­sehen hat. Hoch droben im Thüringer Wald   liegen die verschneiten Dörfer und Städtchen der Christbaum- schmuckmacher, von wo aus die glänzenden Kugeln, die siWrigen Weihnachtsglocken, die prächtigen Baumspitzen und d«S hauchdünne Silberhaar ihren Weg ist die Welt machen. Doch bevor sie ihre zum Teil sehr weite Steife antreten, passieren sie«och vorher das Läger einesVerlegers" öder Grossi­sten, der für seine Verkaufs- und Bersandarbeit einest erklecklichen Aufschlag nimmt. Die Glas­arbeiter nennen diesen Großverdiener kurzweg denKaufmami". Für ihn arbeiten sie, für ihn hungern sie und zuweilen muß der Schmachtrie­men beängstigend eng zusammengeschnürt werden. Eine kleine Zahl von Walddörfern versorgt fast die ganze Welt mit Christbaumschmuck. Das Zentrum aber ist Lauscha   mit seinen kaum sechstausend Ein­wohnern. Hier ist die Glasindustrie seit dem sech­zehnten Jahrhundert nachzuweisen, ein Schwabe und ein Böhme haben die erste Glashütte   errich­tet, noch bis 1802 war sie in Lauscha   erhalten. In diesen Glashütten   werden die Glasstangen fabri­ziert, dir das Rohmaterial des Christbaumschmuck­arbeiters sind: aus dem der glitzernde Tand ge­macht wird. Die Fertigstellung des Christbaum­schmucks erfolgt ausschließlich in Heimarbeit. Zwei Dinge bilden den ganzen Besitz des Christ­baumschmückarbeiters: Sein Blastisch und ein Häufchen Kinder. Kommt man mit der Bahn, dann trifft man in den Eisenbahnwagen schon mit Lauschaer  Frauen zusammen, die fertige Ware beimKauf­ mann  " abliefern und ihre großen Tragtörbe vor sich stehen haben. Manche füllen die Fahrzeit mit Strumpfstricken aus, weil sie zu Hause doch nicht dazu kommen. Andere schlafen, zurückgelehnt, wo sie gerade sitzen. Sie sind alle müde und ihre ab­gespannten Gesichter erzählen von langer Arocns^ zeit. Gesprochen wird nicht viel. Es ist recht still im Wagen. Lauscha  ! Die Frauen mit den Tragkörben steigen aus. Schmale, bucklige Straßen hat Lauscha  . Bergauf und bergab muß man gehen, > wenn man die Baumschmuckmacher in ihren Häus- I chen au fluche* will. Es hat gefroren und wieder gibt sie dann an die Bezirkssozialkommisswn weiter. Die Bezirkssozialkommisswn hat bei vielen Bezirks- behörden die Möglichkeit, bestimmenden Einfluß auf die Einbeziehung der Personen in dw Ernährungsaktion auSzuüber. Es gibt aber eine ganze Reihe von Bezirksbehörden, in denen der Be­zirkssozialkommission nur ein« beschränkte Kompetenz eingeräumt wird, und wo der Vertreter der Bezirks­behörde den Bedarf nach eigenem Ermes­sen feststellt. Dazu kommt noch der Umstand, daß der Vertreter deS Finanzministeriums bei allen Kom­missionen sorgsam darüberwacht, daß nicht eine ein­zige Person ausgenommen werde, die nicht den Nach­weis der dreimonatlichen ununterbrochenen kranken* verficherungspflichtigen Beschäftigung zu erbringen vermag. Wir haben schon wiederholt darauf auf­merksam gemacht, daß die Beibringung des Nachwei­ses der dreimonatlichen ununterbrochenen kranken- versicherungSpfligtigen Beschäftigung, die man vor dem 31. Dezember 1929 zurückgelegt haben mutz, n i ch t in allen Fällen möglich ist und datz dieser Nach­weis vor allen nicht beigebracht werden kann von jugendichen Arbeitern. Wir verlangen des­halb: 1. allen Bezirke« jene ErnährungSkarten zu- zuwciscn, dir v»n der Bezirkssozialkommission, ge­stützt auf die vom Ministerium für soziale Für­sorge imSgegebenm Richtlinie«, angrfordrrt wer ­den. 2. Darüber hinaus«ruß alle« Bezirke«, entsprechend den Richtlinien, eine Sprozratige Quitte über das Ausmaß der Anforderungen hinaus an Ernährungskarten zugewiesen werde«. 3. Die»gendliche« sind von der Beibringung des Nachweises der dreimonatliche« ununterbrochenen krankenversicherungSpflichtigen Beschäftigung zu enthebe». So sind auch zu be-\ handeln alle anderen Angehörige« der Arbeiter-> I katrgorien, die diesen Nachweis nicht zu erbringe« vermögen(Heimarbeiter usw.). 4. Dem Ministerin« für soziale Fürsorge sind jene Mittel zur Berfügnn zu stellen, die not­wendig find, um überall in de« vom Notstände ganz besonders heimgesuchten Gebieten eine K i n- berauS Weisung und eine Kinder- beklleidnn, durchführen z» könne«. 6. Die Kohlenaktio« ist sortzuset- zrn«nd z« erweitern. 6. Fortsetzung der Heimstätte«-Aktion über die ursprünglich sestgestetzte Dauer von zwei Mo­naten hinaus. Sinkende Sterblichkeltsziffem Diphterie   und Kindersterben Gesundheitsminister Dr. Spina führte im i Budgetausschuß des Senates einige statistische Daten über die Sterblichkeit der Bevölkerung an I Während im Jahre ISIS die Zahl der Verstör- j denen im gesamten Staate 248.113 und im Jahre 1826 noch 222.684 betrug, sank diese Zahl im! Vorjahre auf 205.077. Die hohen Ziffern der! Rachkriegsjahre sind allerdings auch den unmittel­baren Auswirkungen des Krieges zuzuschreiben, doch hat sicher in einem beträchtlichen Ausmaße das größere Verständnis aller öffentlichrechtlichen Korporationen für gesundheitliche Fragen zu der Senkung der Sterblichkeitsziffern beigetragen Bedenklich ist es jedoch, daß auf Kinder bis zum ersten Lebensjahre immer noch 18 Prevent aller Todesfälle kommen. Die Zahl der Erkrankungen anDiphterie ist ständig noch bedrohlich. Im Vorjahre wurden mit Unterstützung deS Staates 80.000 bis SO.000 Kinder gegen Diphterie   geimpft, das ist fünf- bis sechsmal mehr als im Jahre 1832. In der Knpfung gegen Tollwut   wird eine Dezentralisierung vorbereitet, künftig soll die Impfung der orüansässige Arzt besorgen. geschneit. Da sind die Straßen für Passanten nicht ganz ungefährlich. Ueberyll sieht man Frauen und Mädchen mit hochaufgetürmten Traglasten auf dem Rücken. Aber die Last ist nicht schwer. Nur dünnes, silbriger Glaszeug birgt sie. Bei dem Glatteis müssen die Trägerinnen recht vorsichtig schreiten. Ein unvorsichtiger Schritt, ein Sturz und der ganze Wochenverdienst-"w Teufel. Ueber d:m Ein"arm eines Häuschens ist auf einer TafelChristbaumschmuckfabrikation" zu lesen. Hinter dieser großspurigen Ankündigung verbirgt sich aber nur eine arme Heimarbeiter­familie. Die Einrichtung der Werkstatt ist denkbar einfach. Ein langer Arbeitstisch für Frau und Tochter, in der Ecke ein kleiner Kochofen, auf dem ein großes Gefäß mit heißem Wasser steht. Ein paar Stühle stehen überall im Wege, an den Wän­den find weiße Kartons hoch aufgetürmt und dicht neben dem Eingang steht der Blastisch, das wich­tigste Werkzeug des Glasbläsers. In der Werkstatt liegen auf Stühlen, Brettern, auf dem Tisch und wo sonst immer Platz ist, halbfertige Kugeln und Glocken herum. Lin durchdringender Geruch von GaS und allen möglichen Chemikalien erfüllt die ganze Stube. Der Glasbläser arbeitet. Er sitzt auf einem Sttthl, tritt mit einem Fuß den Blasebalg unter dem Tisch, damit die Glasflamme zur Stichflamme entfacht wird und dreht mit kunstfertigen Fingern «in Glasrohr über der Flamme, die am Tischrand vor ihm aus einem Metallrohr heraussticht. Die Arme müssen bei der Arbeit dauernd in Schulter­höhe gehalten werden. Große, hauchdünne Glas­kugeln bläst der Mann mit einem Mundstück aus dem durch Hitze erweichten GlaSrohr. Mit einem Instrument wird die Kugel auf einer Seite ein­gedrückt, und die Glockrnform ist fertig. Zu ande­re« Gegenständen werden Formen benützt, so daß Verbandstas des Verbandet der Eisenbahner Der Verband der Eisenbahner mit dem Sitz in Aussig   hält vom 7. bis 8. Dezember seinen fünften Verbandstag in der landwirtschaftlich schön gelegenen Stadt Böhmisch-Leipa   ab. Der Verbandstag hat wichtige organisatorische Fragen zu beraten und nach der Entgegennahme der Be­richte zu überprüfen, ob von der Verbandsleitung und den eingesetzten Vertrauensmännern alles getan wurde, die Interessen der Mitglieder und der Eisenbahner zu fördern. Bei der Ueberprü- fung der Tätigkeitsberichte muß naturgemäß be­rücksichtigt werden, unter welch schwierigen wirt­schaftlichen und politischen Verhältnissen in den letzten Jahren gearbeitet werden mußte. Seit dem Jahre 1831, als die Vertrauens­männer zum letzten Male zum Berbandstage zu­sammentraten, haben die Wirkungen der Wirt­schaftskrise eine unheilvolle Steigerung erfahren. Bon den schlimmen Wirkungen blieb auch die Tschechoflowakei nicht verschont. Auch die Volks­wirtschaft unserer Republik wurde hart getroffen, was nicht ohne Wirkung bleiben konnte auf die Löhne und Gehälter aller Angestellten und Be­amten. So werden neben den organisatorischen Fragen mich die wirtschaftlichen Angelegenheiten der Eisenbahner beraten werden. Wir sind gewiß, daß die Beratungen in dieser ernsten, gefahrdro­henden Zeit mit dem größten Verantwortungsge­fühl durchgeführt werden.... Die dem Berbandstag vorgelegten Berichte lassen die Fülle der Arbeit erkennen, die im In­teresse der Mitglieder geleistet wurde und die Er­folge, die bei der Betreuung und der Vertretung der ntereffen der Mitglieder zu verzeichnen wa­ren. Eine umfangreiche Tätigkeit enffaltete der Verband auf dem Gebiete des Rechtsschutzes. Bon den Sekretären in Aussig  , Prag   und Olmütz   wur­den von 1831 bis 1833 rund 14.000 Interven­tionen zugunsten der Mitglieder, und wie der Be­richt sagt, zum größten Teil mit Erfolg, durch­geführt. Selbstverständlich war die Verbandstä- tigkeit auch auf anderen Gebieten erfolgreich. So find alle Voraussetzungen vorhanden, datz auch die diesmaligen Beratungen sich für die Verbandsmit­glieder günstig auswirken werden. Der Budgetausschuß des Senats soll am Montag seine Budgetberatungen voraussichtlich in den späten Abendstunden beenden. Die nächste Plenarsitzung des Senates, in welcher der Aus­schußbericht über das Budget aufgelegt werden wird, ist für Mittwoch, den 12. Dezember, um 17 Uhr anberaumt. Bei jedem Gewerdeinspektorat wird nach einer Erklärung des Fürsorgeministers Dr. Meissner ein Inspizient aus den Reihender Arbeiterschaft bestellt werden, der Aufsichtsdienst versehen soll. Eine so ausgestaltete Gewerbe-Inspektion wird nach der Auffassung des Ministers ihre Aufgaben ordent­lich erfüllen können. Dabei soll auch auf die For­derungen der Frauen Rücksicht genommen werden. Bv« Jnterventionsgetreide«ur 1,6 Prozent verdorben? In der letzten Sitzung des BerwaltungS- rateS der Getreidegesellschast wurde festgestellt, daß von den Vorräten an JnterventionSgetreide aus der Ernte 1983 in der ursprünglichen Menge von rund 52.000 Waggons nur noch 2200 Waggons Roggen und 4420 Waggons Weizen.übrig sind. Zur Ver­schrotung wurden von der Gesamtmenge nur 830 Waggons oder 1,6 Prozent bestimmt. Dadurch sei nach einem offiziellen Kouununiquee am besten di« Pauschalbehauptung widerlegt, dass die Vorräte an JnterventionSgetreide nicht fachmännisch aufbewahrt und behandelt worden seien. gläserne Nüsse, Trawben und der verschieden­artigste glitzernde Baumschmuck entsteht. Dann beginnt die Arbeit der Frau, daSVer­siegeln". Salmiakgeist, salpetersaures Silber und Salpetersäure mit Milchzucker werden in die weihen Glaskugeln eingespritzt. Dabei hält die Frau immer sechs bis acht Kugeln oder Glocken an den langen GlaSspießen, die erst später abgeschnit­ten werden, in der Hand und schüttelt die Flüssig­keit-gut durch, so daß die ganze Innenfläche der Kugel von den Chemikalien bespült wird. Taucht man die so behandelten Glassachen in heißes Wasser, dann nehmen sie den silbrig spiegelnden Glanz au, der später die Weihnachtsbäume schmückt. Ein großer Teil deS Baumschmuckes wird noch bemalt. Das ist meist Kinderarbeit. Da fitzen die Keinen Buben«nd Mädels am Arbeitstisch und malen rote, blaue und gelbe Kringeln um die Glocken und Kugeln, oder es müssen andere Zeichnungen mit Farbe oder Sil­berglimmer angebracht werden. Jetzt erst-> na­türlich nach dem Trocknen werden die Spieße abgeschnitten und Kappen und Oesen angebracht. Auch diese Arbeit besorgen meist geschickte Kinder­händchen, und selbst daS Verpacken bleibt den Kleinen Vorbehalte«. Jetzt ruhen die Blas tische, jetzt feiern auch die fleißigen Kinderhände bei den Baumschmuck­machern. Die Saison ist vorüber, die glitzernden Kugeln und Glocken sind in die Welt hinauS- gewandert, und die Glasbläser sitzen in ihren ver­schneiten Dörfern und Städtchen nud warten vier lange Monate darauf, daß sie wieder vom frühen Morgen bis in di« späte Nacht hinein um kargen Lohn glitzernde Glocken und Kugeln für die ganz/ Welt machen dürfen. F. F. 1