Seile 4Mittwoch, 12. Dezember 1934Nr. 290Vie Völkerbund-Armeean der SaarAufteilung der KontingenteBritisches OberkommandoGenf.(Havas.) Der Vorsitzende des Saarausschusses Baron Akoisi hat die ErklärungenGroßbritanniens, Italiens/ Hollands und Schwedens zur Kenntnis genommen, datz sich diese Staaten mit ihren Kontingenten an der Errichtungder internationalen Truppe im Saargebiet beteiligen.werden. Großbritannien entsendet 1500,Italien 1300, Holland 250 und Schweden gleichfalls 250 Mann. Es wurde beschlossen, daß Großbritannien ersucht wird, einen seiner Offiziere zumOberkommandanten dieser internationalen Wehrmacht unter der-Autorität der Regierungskommission im Saargebiet zu bestimmen. Allen vier Regierungen wurde empfohlen, das Eintreffen ihrerKontingente im Saargebiet spätestens bis zum 22.Dezember I. I. zu veranlassen.Das britische Kriegsamt teilt mit, das? derBefehlshaber der internationalen Streitkräfte imSaargebiet Generalmajor I. E. O. B r i n d seinwird.Generalmajor Brind ist seit 1933 Kommandeurder 4. Division. Er trat im Jahre 1897 ins Heerein, wurde 1902 Hauptmann, 1920 Oberst, von 1928bis 1930 war er Adjutant des Königs und von 1931bis 1933 Stellvertreter des Generalstabschefs imHeereshauptquartier Indiens. Brind bat den Buren-krieg und den Weltkrieg mitgemacht.Vie Frau des großen Kämpfers derösterreichischen Arbeiterbewegung Koloman Wallisch’ schildert das Leben, dieKämpfe und den Heldentod/ ihres Mannes. Das Buch umfaßt 260 Seiten, mit16 ganzseitigen' Bildern, in Ganzleinengebunden, mit farbigem Schutzumschlag,auf holzfreiem Papier gedruckt, PreisRM 4.20. Für Organisationen Sonderausgabe. Erhältlich in jeder Buchhandlung. Bestellungen vermittelt unsereVerwaltung.Der Bund der baltischen StaatenNeber die Beratungen der drei baltischenStaaten Litauen, Lettl and, E st h-l a n d, wird ein Kommunique ausgegebcn, in demfrstgcstellt wird, das? sich die drei Länder überwichtige Fragen der Zusammenarbeit geeinigthaben und vor allem außenpolitisch bei künftigenGelegenheiten nurmehr als Einheit auftreten werden, Die nächste Etappe der Zusammenarbeit sollder Vereinheitlichung des Rechtswcsens im Baltikum dienen. Beim Völkerbund will der Block derbaltischen Staaten eine höhere Bertreterzahl ansprechen, als die Einzelstaaten sie bisher hatten.Handln droht der KammerParis. Ministerpräsident Flasidin gab Dienstagin der Deputiertenkammer im Laufe der Debatteüber die Getreidepolitik eine kategorische Erklärungab. Er. lehnte alle Gegenanträge ab und erklärteenergisch, entweder werde die Kammer alle Regie-rungsentwiirfe so annehmen, wie sie seien, odersie werde vor die Notwendigkeit der Auflösunggestellt. Das Gesamtintereffe, sagte Flandiu, fordert, daß die Getreidespekulation verhindert werde,daß die Preise des Getreides und des Brotes sinken und daß der Getreidehandel durch die Regierung allmählich bis zur endgültigen Gesundungder Lage reguliert werde.Abfall vom Katholizismus. Wie die„Reichspost" mittellt, sind in Salzburg infolge der nationalsozialistischen Agitaticn in letzter Zeit 1179Personen aus der kalvolischen Kirche ausgetretenund zum evangelisch-n Glauben übergegangen.In Itzling bei Salzburg wurden Nationalsozialisten hiebei betroffen, als sie unter dem Vorwandder Veranstaltung einer evangelischen„Bibelstunde" einen militärische«: Appell abhielten.Auf dem Wese zur nationalen SammlungSchacht:„Krause, halten Sie die Notenpresse an! Ich geh* nur mal auf dieStraße, Geld holen..TagcsnoiiglfcNaiTot oder erblindetMassenopfer des AlkoholismusN e w N o r k. In der Nacht zum Sonntagwaren wie berichtet, in den Logierhäusern desHafenviertels von Portland(Oregon) elf Männernach dem Genuß von denaturiertem Alkohol gestorben und zahlreiche Männer schwer erkrankt.Von den Erkrankten sind am Montag zwölfMänner g e st o r b e n. Im Krankenhausliegen noch etwa 15 sch werkranke Personen.Die meisten von ihnen sind bereits erblindet.Die Arbeitslosigkeitin EnglandLeichte BesserungLondon. Nach den neuesten Ausweisen überden Stand der Beschäftigung, bKv. Arbeitslosigkeit' in Grpßbrtkännien rvärchk" EKe'NöKnMrungefähr 10,212.000 versicherte Personen imAlter von 16 bis 24 Jahren beschäftigt,d. s. um 600 mehr als im Oktober und um252.000 mehralsvoreinemFahre. DieBeschäftigung hielt sich besser in der Baumwoll-,Woll-, und Schuhindustrie sowie in der Webereiindustrie und in der Motorenerzeugung. EineBesserung zeigt sich auch im Schiffbau und inden Handelsgewerben. Es tvurden insgesamt2,1 2 0.7 85 Arbeitslose registriert, davondauernd ohne Beschäftigung 1,729.838, vorübergehend Beschäftigungslose 309.643 und 81.304Fälle von Personen, die einen Gelegenheitserwerbhaben. Die Gesamtziffer der registrierten Arbeits-losen ist gegenüber dem Stande von Oktober um1150 größer und um 139.232 geringer als derBorjahrsstand. Bon den Arbeitslosen sind1,704.139 Männer, 61.193 Jugendliche, 306.778Frauen und 48.675 Mädchen.30 Kilo Dynamit gestohlenIn K o st e l e tz an der Elbe baut die Firma„Lanna", Prag, eine Elektrozentrale und reguliert das Elbe-Flußbett. Zu diesem Zwecke benötigt sie dauernd größere Mengen Dynamit zumSprengen der Felsen. Am Dienstag früh wollteder diensthabende Ingenieur an den Werkführerdas benötigte Dynamit ausgeben. Bei dieser Gelegenheit wurde jedoch festgestellt, datz das Dynamitlager ausgeraubt worden war und daß derSprengstoff von unbekannten Tätern entführtwurde. Die Gendarmerie von Kostelctz wurdesofort von dem Vorfall verständigt und ordnete an,daß niemand den Bauplatz verlassen darf. Gleichzeitig wurde an die Gendarmerie-Fahndungsstellein Prag um die Ueberstellung eines Spürhundesersucht. Diese Forderung wurde erfüllt. Der Fallwird untersucht. Es verlautet, daß es sich um etwa50 Kilogramm Dynamit gehandelt hat.Kinobrand— neun ToteTeruel(Hauptstadt der Provinz Aragonien).Bei dem Brande eines Kinos sind acht Menschenums Leben gekommen. Von den fünf Verletztenist bereits einer gestorben, so daß sich die Zahl derOpfer auf neun erhöht hat.3m Autogiro von Loudon«ochWarschauWarschau. Auf dem Flugfeld Okencie landete ein vom Obersten S t a ch o n gelenktes Autogiro-Flugzeug, das bei sehr ungünstigen Wit-terungsverhältniffen die Fahrt von London überParis, Berlin und Posen nach Warschau zurückgelegt hat. Im polnischen Flugwesen ist es dasberste in Verkehr gebrachte Autogiro.HotelbrandLansing(Michigan). Aus unbekannter Ursache brach in der Nacht zum 11. Dezember ineinem hiesigen Hotel ein Brand aus. Das Feuergriff mit rasender Schnelligkeit um sich undäscherte das ganze Gebäude, das mitten im Geschäftsviertel liegt, ein. Die Zahl der Todesopferwird auf mindestens 20 Personen geschätzt. Einigevon ihnen konnten nicht identifiziert werden. Etwa30 Personen wurden mit mehr oder wenigerschweren Brandwunden in das Krankenhaus eingeliefert. Die Zahl der leichter Verletzten ist sehrgroß. Während des Brandes spielten sich wahrePanikszenen ab. Trotz der herrschenden großenKälte sprangen einige Insassen des Hotels aus denFenstern in den vorbeifließenden Grand River.Sie konnten nicht geborgen werden und ertranken.Unter den Toten und Vermißten befinden sich auchmehrere Abgeordnete des Staates Michigan.„Ma« muß sich mit Gewalt am Stuhlefesthalten,.,.." In Konrad Henleins dies-wöchiger„R u n d s ch a u" beginnt ein Aufsatzmit folgenden Zeilen:Das war eine gelungene Feuertaufe!In Asch, Marienbad und Karlsbad standen sie im Trommelfeuer...Ja, wer denn? Die Henleinkrieger? Und gegenwen? Warum denn? Etwa ein neuer Heimatfrontalangriff gegen die Sozialdemokraten? Jaauch gewissermaßen, sogar nach Noten geblasen!Die Helden des Trommelfeuers sind nämlich dieMitglieder einer— SHF- Musik»kapelle, die sich dieser Tage für Herrn Henlein hat feuertaufen lassen; natürlich nicht aufdem Felde der Ehre, sondern in Gasthauskonzerten. Die„Rundschau" ist ganz außer Randund Band über den stürmischen Erfolg dieserersten Henleinkonzerte, in denen es so sudetendeutsch zuging als es den Heimatfrontlern nurmöglich ist. Beispielsweise: in dem ganzen Bericht werden nur zwei Namen genannt: der-esOrchesterdirigenten und der des„Sudetendeut-scheu Marsch"-Komponisten; jener heißt Sy.k o r a, dieser C z a p k a. Urgermanischeres kannman wirklich beim besten Willen nicht verlangen!Und der Sykora muß ein Kerl sein! Laut„Rund-schau" hat er für den„ganz großen Wurf" des„Marsches der Sudetendeutschen Heimatfront"nicht nur einen Lorbeerkranz, sondern sogar folgenden Triumph geerntet:Man muß sich mit Gewalt amSt uhle fe st halten und in A s chz. B. konnte man sehen, daß diese Gewalt nichtmehr reichte, daß einzelne Zuhörer aufsprangen und einfach mit den Stuhl,deinen ihren zum Schwingen gebrachtenRhythmus in die Takte des Marsches schlugen.Das Ganze war, immer laut„Rundschau",„Austakt zu einem fruchtbaren, weiteste Kreiseerfassenden musikalischen Schaffen sudetendeutscher Art". Na, da kann sich wirklich der olleBeethoven oder der fade Richard Wagner verstecken! Bei der Neunten Symphonie oder beiIsoldens Liebestod braucht die Henleins niemandmst Gewalt am Stuhle festhalten,' da springensie nicht auf wie die Wilden— es sei denn, daßsie gerade einen Durst hätten, der ihren Rhyth-mus dann zum Schanktisch hin ins Schwingenbrächte. Aber jedenfalls wissen wir jetzt, wie dasneue sudetendeutsche musikalische Schaffen aussehen wird: von geschwungenen Stuhlbeinen begleitet. Hoffentlich gelingt's uns allen dann, unsmst Gewalt am Stuhl festzuhalten...Westböhmischer ArbeitersportDie Bezirksvorturnerstunden sind bereits inallen Bezirken durchgeführt; es wurde das Festmaterial. für das Egerer Kreisturnfest geübt. Teilgenommen haben aus 75 Vereinen 147 männlicheund 72 weibliche Turnwarte. Gefehlt haben 36Turnvereine. Die Sitzung des Kreisturnausschussesam 8. Dezember hat das Festprogramm für dasKreisturnfest fertiggestellt. Die Geräteserienwett-kämpfe finden 1935 bereits in drei Stufen statt, undzwar erste Klasse(Oberstufe), zweite Klaffe(Mittelstufe) und Jugendklasse. Nur die Oberstufe wirdbis zur Kreismeisterschaft ausgetragen, die übrigenStufen turnen Pflichtübungen. Sehr gründlich hatdie. Sitzung, an welcher auch die Bezirkstechnikerteilgenommen haben,-die Vorbereitung zur Sportabzeichenprüfung beraten.Im Fußball gab es neben einigen technischen Ueberraschuugen auch einige unsportliche Ereignisse. Die Wildwestmanieren scheinen sich auch imArbeiterfußball einzuschleicksen. Der Spitzensührererhielt gegen den Tabelltnzweiten die erste Niederlage, er bleibt mit einem Punkt Vorsprung vor Alt-rohlau an der Spitze. Auch Eibenberg, Unterreichenau und Neudek überraschten durch Niederlagengegen schwächere Gegner. Die Herbstserie wurdenoch um einen Sonntag verlängert, es werden demnach nur zwei Spiele für das nächste Jahr verbleiben. Ergebnisse: NSV. Altrohlau gegen ASV.Mcierhöfen 2:0, Atus Fleißen gegen Ains Unterreichenau 5:3, Atus Karlsbad gegen ASV. Neudek2:1, Atus Theusau gegen FFK. Falkenau 2:3, ASB.Eger gegen Atus Fischern 8:2, Atus Graslitz gegenAtus Chodau 2:3, Atus Drahowitz gegen Sportbrüder Eibenberg 5:3.Radioausstellung in Prag. Unter dem Protektorate des Ministers für Post und TelegraphenDr. Franke wurde Dienstag vormittags in Pragauf dem Slovansky Ostrov die zweite zentraleRadioausstellung eröffnet, die unter Mitwirkungdes Postministeriums, des Radiojournals und derPrager Mustermesse vom Verband der.Radiohändler veranstaltet wird. Nach dem Verklingender Festfanfaren und der Eröffnungsrede des Verbandsvorsitzenden Jng. Josef Kozäk, der ein Bildder ungewöhnlichen Enwicklung des heimischenRundfunks entwarf, sprach Dr. Fatka, der sich mitden Beziehungen zwischen allen Fragen des Rundfunks eingehend beschäftigte. VerbandsvorsitzenderHandelsrat Jng. Kozäk erklärte sodann die Ausstellung für eröffnet. Der Eröffnungsaft wurdemit der Staatshymne beendet. Der EröffnungWohnten außer den Genannten noch bei Vertreterdes Poshninisteriums, des Handelsministeriums,des Ministeriums für öffentliche Arbeiten, desNationalverteidigungsministeriums u. a. DieAusstellung ist bis zum 26. Dezember täglich von8.80 bis 20 Uhr geöffnet.Mit Kredit nach Palästina. Am Dienstagwurde in M.- O st r a n der.KohlenhändlerAugustin Knöpfelmacher verhaftet. DieDirektion der Wllczekschen Gruben hat gegen ihneine Strafanzeige wegen des Verdachtes des Betruges erstattet, den Knöpfelmacher dadurch habebegehen wollen, datz er Kohlen im Werte von120.000 Kä auf Kredit kaufte, nicht bezahlte undnach Palästina flüchten wollte. Knöpfelmacherbehauptete, er werde die Schuld aus seinem Erbteil nach seinem Vater bezahlen, doch hat er aufein solches keinen Anspruch. Knöpfelmacher hattebereits den Reisepaß fiir Palästina vorbereitet.Die Polizei fahndet jetzt nach seinem Gepäck, daser im Laufe der Nacht unter fremden Namen perBahn absandte." Es besteht der Verdacht, daßKnöpfelmacher in ähnlicher Weise mehr Firmenschädigte. Er wurde in die Haft des Kreisgerichtes in M.-Ostrau eingelicfert. Die Untersuchungwird fortgesetzt.Flugzeug-Katastrophe. Das den regelmäßigen Flugdienst zwischen Santiago und Havanna versehende Verkehrsflugzeug ist beiSantiago abgestürzt, wobei einige Personen ums Leben kamen.Ei«gefe«det.Der sichere Weg.. Ein Nadiogerät ist gewiß einschönes und hochwillkommenes Weihnachtsgeschenk,doch kann es. manchmal infolge minderwertigerKonstruktion schon wenige Tage nach Weihnachteneine arge Enttäuschung Hervorrufen. Uebereilen Siedaher den Kauf eines Radiogerätes nicht! Gehen Sieden absolut sicheren Weg und wählen Sie einebekannte Oualitätsmarke, wählen Sie ein Philips-Gerät, ein Erzeugnis der größten Radiowerke derWelt. Ein Philips-Empfänger wird Ihnen Weihnachten 1935 noch genau dieselbe Freude bereiten,,die er Ihnen erstmalig am Weihnachtsabend 1934bereiten wird. 2785Vom RundfunkEmpfehlenswertes aus den Programmen!Donnerstag:Prag, Sender L.: 10.50: Deutsche Nachrichten,10.10: Schallplatten, 11.05: Jazzorchester, 15.55:Blasorchesterkonzert, 17.55: Deutsche Sendung: Jugendstunde mit Musik, 18.30: Landwirtschaftssendung, 19.10: Schallplatten, 19.15:- Wir lernen russisch. Sender S.: 14.30: Cemballokonzert, 15: Deutsche Sendung: Senator Eichhorn: Der gewerblicheund kaufmännische Mittelstand, 15.20: Leichte Musikauf Schallplatten, 15.35: Deutsche Presse, 19.15:Tanzmusik.— Brünn 13.35: Deutscher Arbeitsmarkt, 17.50: Deutsche Sendung: Arbeiterfunk: Schmidt: Soziale Probleme der deutschen Landbevölkerung,' 18.10: Buchbesprechung,20.15: Orchesterkonzert.— Mährisch Ostrau 18:Deutsche Sendung: Brandeis: Robert und ClaraSchumann, 19.10: Gesundheit des Kindes.—Preßburg 17.20: Konzert für Mandolinenorchester.