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So bleibt die Antwort des Ministers auf die Frage Krieg oder Frieden?": Wir durchleben schwere Zeiten und bas Jahr 1935 wird neuerlich schwierig sein. Aber wir wollen den Frieden und wer­den für den Frieden arbeiten.

Die Armee

muß demokratisch sein

Samstag, 15. Dezember 1934

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Nr. 293

ben der Kleinen Entente und der BalkanEntente| in den kommen den Jahren in das eine veri a n-| über die lezte Völkerbundratssitzung und über die Wir hoffen, daß überhaupt auf dem Gebiete respektiert werden müssen. Die Kleine deln, was der menschliche Geist und der moderne vom Rate im Hinblick auf das Marseiller Attentat der Fürsorge das Menschenmöglichste geleistet und Entente erwies sich in Genf als ein einheit- Mensch im irdischen Leben ertragen tann: in ein beschlossene Resolution und dies namentlich hin- daß vor allem den armen Kindern noch vor ficher, feſter unz er störbarer Staaten- Regime, wo die nötige Portion Autorität die sichtlich der internationalen Reichweite der Reso- eihnachten eine ausreichende Hilfe gewährt blod. Sie zeigte Bereitwilligkeit zur Zusammen- nötige Portion Freiheit wahrt. lution und deren außenpolitische Bedeutung. Wei- werden wird.( Beifa II.) arbeit und zur Friedenspolitik überhaupt. Ihre Unser Staat, schloß Dr. Beneš, der inmitten ter trug der Außenminister Informationen über Einheitsfront imponierte. Europas als Insel liegt, die die Freiheit respek die übrigen aktuellen Fragen, die sich auf die der- Genosse Just tiert, der eine Reihe von Nationalitäten hat, der zeitige außenpolitische Lage beziehen, vor. Der eine in gleicher Weise entwickelte Industrie und Bericht betraf hauptsächlich die Erledigung jener schilderte eindringlich die Not der Familien der Arbeitslosen, Landwirtschaft aufweist, der eine starte Mittel- Fragen, die mit dem Plebiszit im Saaraußer den notwendigsten Lebensmitteln sich faim die von der geringen Unterstübung schichte sowie eine zahlreiche Intelligenz besißt, ist gebiet und mit dem Beitritt der Tschecho etwas anderes kaufen können. Die Miete wird ja direkt dazu berufen, daß er im heutigen Chaos Iowakei zu dem Protokoll zwischen Fr an t- niemandem geschenkt, auch Heizung, Wafferzins und der Regimes und der Umwälzungen den Mit- reich und der Sowjetunion über ein ge- noch in Arbeit stehen, können das nicht bezahlen. Noch Licht gehört zum Haushalt. Auch die Arbeiter, die telweg und die Synthese in diesem hen- meinsames Vorgehen bei den weiteren Verhand- ärger ergeht es den ausgesteuerten Arbeitslosen, die tigen Kampfe suche und eine Demokratie schaffe, lungen über den Ost patt in Zusammenhang in die Ernährungsaktion kommen. Da werden ihnen in der die richtige Stufe der politischen und stehen. Der Bericht des Außenministers wurde nach seitens der Bürokraten bei den verschiedenen Bezirks­wirtschaftlichen Freiheit mit der richtigen durchgeführter Debatte mit Anerkennung und Dant ämtern die größten Schwierigkeiten gemacht, nament­Stufe der poltischen und wirtschaftlichen zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig beschloß der lich dann, wenn sie im Besiz auch nur eines kleinen Autoritä: verbunden sein wird. Ich glaube, Ministerrat, den Regierungen Jugoslawiens , Ru- Häuschens auf dem Lande sind. daß wir innen- und außenpolitisch zu dieser mäniens und Frankreichs aufrichtige Freude und Redner bespricht dann die Arbeitslosig= Arbeit beitragen können und daß die Repu= Befriedigung über den Beschluß des Völkerbund - feit im Bauge wo er be. Während in den blik Masaryks diese ihre nationale rates auszusprechen, der der jugoslawischen ersten Krisenjahren noch eine gewisse Bautätigkeit zu Mission mit Erfolg erfüllen wird. Nation die berechtigte Genugtuung gab und so faft im ganzen Gebiet der Republik lahmgelegt. Dazu berzeichnen war, war sie in den Jahren 33 und 34 dem Frieden einen wirklichen Dienst erwies und kommt, daß auch viele arbeitslos gewordene Indu einen neuen Weg friedlicher Zusammenarbeit und striearbeiter im Baufach unterzukommen versuchten. Einvernehmens zwischen den Völkern aufzeigte. Die Löhne zeigen überall eine absteigende Tendenz, Die Regierung der Republik ist namentlich dant- degagen sind die Lebensmittel in den letzten Wochen bar für die intime loyale und freundschaftliche gestiegen. Wir haben nichts gegen das Getreidemo­Zusammenarbeit unserer verbündeten und be- nopol einzuwenden, aber es müssen auch die Löhne freundeten Nationen. der Arbeiter einigermaßen gefi chert werden. Gerade bei den vom Staate, vom Land und Bezirk subventionierten Arbeiten werden aber die elendsten Löhne gezahlt; so haben bei Straßenarbeiten im Adlergebirge die Arbeiter einen Stundenlohn von 1.80 bis 2.20 erhalten.

Zur Sicherung des Friedens ist heute eine feste, disziplinierte, gut vorbereitete, ergebene und demokratisch fühlende Armee notwendig.

Wir wollen, daß auch die übrigen Nationalitä­ten zu unserer Armee ein richtiges loyales und vertrauensvolles Verhältnis haben. Wir wollen, daß es bei uns eine Ehre sei, der Armee anzugehören.

Damit uns die Armee Ruhe und Frieden fichere, ist Ruhe, Ordnung und Zusammenarbeit im Innern, zwischen unseren politischen Parteien and zwischen unseren Nationali= täten notwendig.

Inmitten der Desorganisation, der Revolu­tionen und der finanziellen und wirtschaftlichen Erschütterungen, die wir um uns sehen, bleiben mir unberührt und werden unserem Regime treu Bleiben.

Unsere demokratische Welt wird ihre Angelegen­

Dr. Beneš berichtet

im Ministerrat

Prag. ( Tsch. P. B.) In der Freitag abge­haltenen Ministerratssitzung erstattete der Außenminister einen detaillierten Bericht

Fürsorge für die Notleidenden­die vornehmste Pflicht der Allgemeinheit

heiten nicht diktatorisch lösen. Wir wissen, daß die

der moderne Mensch politisch und sozial ohne eine gewiffe Stufe politischer, religiöser, mora­lischer und künstlerischer Freiheit nicht auskom­men kann. Allerdings muß unsere Demokratie

langte.

Aus der Budgetdebatte im Senat

In fortgesetter Debatte am Freitag fprach Genoffe I u st, der insbesondere die Notlage der Bauarbeiter schilderte und für den Ausbau und die Rekonstruktion des Straßennetzes eintrat. Genossin Schack

Es darf nicht vorkommen, daß Arbeiter selbst bei öffentlichen Bauten derartige Hungerlöhne be= kommen, mit denen sie nicht einmal das nackte Le­ben fristen können!

Aus dem Erposee des Arbeitenminister geht hervor, daß 43 Prozent der Staats- und Bezirks­Prag. In der Budgetdebatte im Senat ein Rundschreiben der Egerer Mutterbeatungsstelle straßen eine schlechte Fahrbahn haben. Hier gäbe es diszipliniert, ehrlich und eine wirkliche tam am Donnerstag abends von unserem Klub an, in welchem festgestellt wird, daß 70 Prozent der noch sehr viel Arbeit zu verrichten! Der Staat müßte Demokratie fein. Die Demokratie muß noch Genoffin Schad zu Worte, die mit allem Säuglinge unterernährt sind und keine warme Klei­durch entsprechende Subventionierung es ermögli daher das Recht haben, die Freiheit oder eine Nachdruck ausreichende Hilfsaktionen für die Ar- dung haben, während 15 Prozent direkt rachitisch so und so viele Arbeitslose in den Produktionsprozeß chen, diese Straßen in Ordnung zu bringen, wodurch allzu hohe Freiheitsstufe zu nehmen, wenn beitslosen und namentlich für deren Kinder ver- die Pflegefchwestern Auskunft geben: Bei den Haus- eingegliedert werden könnten. Redner urgiert unter find. Wie das Volk draußen lebt, darüber können der oder jener ihrer nicht wert ist und sie nicht zu gebrauchen versteht. Es ist wahr, daß sich viert in einem Bett, das nurmehr aus armseligen über Rokitnik nach Friedrichswalde . Das Adlerge besuchen finden fie die Kinder oft zu dritt und zu Adlergebirge , vor allem der Straße von Senftenberg anderem die Rekonstruktion des Straßennebesim der heutige Staat in wirtschaftlicher Hinsicht etatifiert, kollektivifiert, fozialisiert. Diese Ent­Lumpen besteht. birge gehört überhaupt zu den ärgsten Elends wicklung wird noch weiter gehen, aber wir wol­Die größeren Kinder kommen oft ohne Frühgebieten. len, daß dies im Wege der Entwicklung, all­stück und mangelhaft gekleidet zur Schule und Zum Kapitel Sudetendeutsche Volf= mählich und nicht diktatorisch geschieht. die Lehrer beklagen fich, daß die Kinder während hilfe, deren Kritik durch Genoffen Ni e inter am des Unterrichtes vor Schwäche einfchla Bortage so große Aufregung bei den Chriftlichsozia Die moderne Demokratie fen oder ohnmachtig werden. Für diese len hervorgerufen hatte, führte Genosse Just als Bei­armen Kinder muß bald ausgiebige Hilfe geschaf- spiel aus seiner engeren Heimat an, daß dort die fen werden, denn in den unterernährten Kindern Sozialdemokraten zusammen mit den anderen Var­unserer Arbeiter und Arbeitslosen ist die künftige teien bei der Schaffung des Hilfsvereines Die Generation des Sudetendeutschtums auf das Demokratie fürs Kind" einträchtlich mit schrecklichste bedroht, wenn nicht in letter Stunde ausreichende und dauernde Hilfe gebracht wird! sie anderen Barteien plöblich erklärt, daß sie eine gearbeitet haben. In der letzten Sibung haben aber Wir fordern vom Staat den Ausbau des Wöch Sammlung für die Sudetendeutsche nerinnen-, Säuglings- und Jugendschutzes und eine Voltshilfe veranstalten werden. Das ist nichts ganz andere Förderung jener Körperschaften, die sich anderes, als ein Men che I mord an der wirt­mit Kinderschuß und Jugendfürsorge befassen. Das lich überparteiischen demokratischen Aktion! Gesundheitsministerium hat auf seine Pflicht, diese Wir brauchen nicht erst abzuwarten, was Hen­Institutionen ausreichend zu subventionieren, schein- lein bringen wird, wie dies follege Hilgenreiner heute bar ganz vergessen. Das Fürsorgeministerium sollte nicht zuwarten, sondern gleich, und zwar noch vor hier verlangte, wir wissen darüber schon Bescheid! Wir Sozialdemokraten haben als einzige Vartei eihnachten, der armen Kinder gedenken, die die Demokratie auf unsere Fahne geschrieben, wir draußen hungern und frieren. werden ihr treu bleiben und werden sie auch bis zum letzten verteidigen!( Beifall.)

Es scheint mir, daß Präsident Ro o febeli die wirtschaftlichen Funktionen des modernen Staates richtig begriffen hat und daß er einen musterhaften, modernen demokratischen Staat anstrebt.

Es bestehen Schwächen und Mängel der Demokratie, aber wir trachten sie zu beseitigen. Um zu einem musterhaften disziplinierten demokratischen Staate zu gelangen, dazu bedür­fen wir keiner nichttschechischen Muster, die gegen unsere ganze nationale Tradition find. Kurz, der Kampf der europäischen Regime erfor­dert von uns, daß wir

unseren Staat immer mehr in eine diszipli­nierte, feste, verantwortliche politische Demo­fratie und in wirtschaftlicher Hinsicht in eine allmähliche evolutionistische, dirigierte und regu­lierte Wirtschaftsdemokratie ausbauen. Die Versuche, die in den diktatorischen Regimes um uns gemacht werden, werden sich

Sabiola

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Roman von Olga Scheinpflugová

Copyright by Pressedienst E. Prager- Verlag, Wien

Tentte die Aufmerksamkeit des Hauses neuerdings auf den Radiumtod der Joachimsthaler Berglente. Das Gesek über die Berufskrankheiten wird von den Unfallversicherungsgesellschaften sabotiert. Sie bestreiten, daß es sich bei den schweren Lungen-" erkrankungen der Bergleute um die Radiumkrant­heit handle, und verweigern die Entschädigung mit der Begründung, daß solche Fälle nicht unter das Gesetz über die Berufstrantheiten fallen. Wit müssen gegen dieſe Sabotage des Gesetzes leiden schaftlichen Protest erheben und fordern, daß in Sinkunft alle zuständigen Faktoren dieser Frage ihr besonderes Augenmerk zuivenden!

Mit Dant quittieren wir die Tatsache, daß durch die Initiative des Ministers Dr. Czech die Berginspektion eine moderne und soziale Ausgestal­tung erfahren hat; ebenso sind wir dem Minister Dr. Meißner zu Dank verpflichtet, daß bei jedem In dieser allgemeinen Not ist die Not der Gewerbeinspektorat für den Aufsichtsdienst ein In- schulentwachsenen Jugend eine besondere Tragödie. spizient aus den Reihen der Arbeiter bestellt wird An sie tritt schon mit 14 Jahren die graue Sorge und daß auch unsere alte Forderung, daß auch heran. Wir verlangen, daß die Heimstätten und Frauen zur Gewerbeinspektion berangezogen die Arbeitslager für Jugendliche vom Staate aus­werden, erfüllt werden soll. reichend subventioniert werden und daß die Lehr­linge nach der Auslehre nicht gleich aus der Arbeit geworfen werden.

Bei Besprechung der furchtbaren Folgen der Krise für die Kinder der Arbeitslosen führt Rednerin

gespielt.

er gestorben war. Das Bild war jung geblieben und das Fräulein war alt geworden.

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Hilgenreiner contra Spina

In der Freitagdebatte verdarb es sich Si Y- genreiner ordentlich mit den deutschen

Bagabond."

"

Die Jugend lief ihr wie ein Hund nach, der es, sich einzuschmeicheln. Der Drang in ihr, ande-| im Zimmer, als sie nach einem Pseudonym suchte. beißt, wenn er nicht gut behandelt wird. ren zu gefallen, war übermächtig. Papa Bonnetier Sie fragte sich selbst und bekam gleich die Ant­Im Zimmer ihrer Klavierlehrerin hing das widerte sie zwar an, aber dennoch war sie zu ihm wort: Bildnis eines Mannes über dem Flügel. Dort von einer fazenhaften Freundlichkeit. Er war ein wurde er seit Jahr und Tag mit den falschen An- Mann. Sie konnte bei Tisch die Augen wundervoll Die Gedichte erschienen. Le Diable bleu" schlägen der Anfänger gemartert. Dieser Mann aufschlagen und dehnte und reckte ihren schlanken hing eine Woche später den Auslagen an der Brust batte offenbar im Leben des Fräuleins eine Rolle Körper, der die Anzeichen ihres Erblühens zeigte. wie ein Orden. Stolz schritt Baby durch die Einmal entschloß sie sich, ihre Gedanken nie- Straßen. Die Sonne hatte einen anderen Schein, Baby gelüftete es oft, darnach zu fragen. Sie derzuschreiben. Sie tat es ungern. Andere junge anders gingen die Menschen, rasselte die Wagen. Reichtum ist ein Kennzeichen erlangten Zie- war aber taktvoll und wünschte nicht, daß sich die Leute taten doch dasselbe. Die Verse, die ihr in Sie sah sie mit den heißen Blicken eines glücklichen les. Deshalb langweilt er mit der Zeit wie alles graue Farbe der Lippen ihrer Lehrerin dishar den Sinn tamen, waren anfangs recht mittel- Menschen, dem ein Anfang gelungen war. Eine Selbstverständliche. Und das Leben eines jungen monisch mit der Farbe einstiger Jugend mische. mäßig; wenn sie aber ein Zeitlang mit ihnen Ueberfülle an Luft schwellte ihre Lungen und Mädchens ist durchaus nicht reizvoll, wenn der Sie übte seit Beginn des Unterrichtes unter diesem spielte, besserten sie sich zusehends. So kam eine Wasserfälle des Glückes brausten in ihrem Kopf. Kampf mit der Sehnsucht nach einem weißen Fuchs Bilde ihre Stalen. Der Mann glich ein wenig Beit geistigen und nervösen Singens für sie und Schreiben! Sie kaufte mit gleichgültigem Gehaben oder einem Armband nicht länger als eine Minute einem Heiligenbilde Raffaels vielleicht, weil wenn sie allein war, sagte sie sich ihre Verse wie viele Exemplare des Diable" und hatte ein süßes dauert. Was wir nicht besiben, ist Reichtum des ein gesprochenes Lied vor. Es war eine chaotische Gefühl in den Händen, wenn sie sie anfaßte. Sie Lebens. Für Baby gab es keine Sehnsucht. Sie Zeit. In der Stunde, in der sie sich zum ersten hätte so gern die Menschen auf der Straße ange sagte: Bitte, einen weißen Fuchs", Mamas Baby vertiefte sich in ihre Gedanken und es Male zu schreiben entschlossen hatte, war sie allein halten und ihnen Geschichten erzählt. Mit einem Augen funkten zu Papa und diese Sendestation fiel ihr ein, jie in Musik umzusetzen. Sie ließ die zu Hause. Sie las die Worte, die sie geschrieben Schlage war sie nicht mehr das Fräulein mit guter funktionierte prompt. Finger über die Tasten gleiten und siehe da: es hatte, wohl an die zehnmal und staunte über sich Erziehung und teuren Kleidern. Eine ganz andere Baby tam sich maßlos raffiniert vor und entstand ein Lied. Das Fräulein fragte:" Was selbst, genau so wie damals, wie sie auf dem ging heim, zwölf Exemplare der Zeitschrift. Le hazte sich selbst ob dieser Eigenschaft. Sie sang spielen Sie da?" In ihrer Stimme lag Demut. Klavier des Fräuleins ihr erstes Lied komponiert Diable bleu" unter dem Arm. Zu Hause sah sie und weinte, sehnte sich und bereute: sie war fünf- Dann schrieben sie das Lied auf und Baby wurde hatte. Sie las die Verse mit Vortrag, als prüfe Klar, daß es ihr unmöglich sein werde, auf die zehn Jahre alt. Sie mußte manchmal den Wunsch unversehens berühmt. Sie mußte es bei allen Tees sie den Eindruck ihrer Worte auf Leser und Hörer. Dauer mit diesen leeren Philistern zu leben. Sie bezwingen, Frau Bonnetier bei Tisch hinauszu spielen, die sie mit Mama besuchte. Dann sandte sie das Gedicht unverzüglich an die wollte aber doch ihr Urteil hören; sie teilte ja werfen und Herrn Bonnetier zu ohrfeigen. Viel­Redaktion der Zeitschrift La Familie", die sie schließlich ihr Leben mit ihnen. Sie legte die Zeit­leicht machte das die Jugend; für jeden Fall: es zwar nie las, die aber auf dem Zeitungstisch der schriften so hin, daß Frau Bonnetier sie gleich nach war ein schrecklicher Zustand. Sie fühlte sich als Frau Bonnetier lag. Sie erhielt es prompt zurück. der Suppe bemerkte, zur Hand nahm, blätterte Ausnahme und wurde nicht durch das Bewußtsein Sie hatte es wohl nicht anders erivartet, aber der und wieder weglegte. Sie haßte diese Frau in die­bert, daß derartige Gefühle jeder durchmachen Herr Bonnetier war auch beschränkt, doch war abendliche Braten schmeckte doch bitter. sem Augenblicke. Herrn Bonnetiers Lektüre he­m1! Sie nahm mit unerhörter Selbstverständ- seine Dummheit angenehmerer Art. Er schämte sich Damals las ganz Paris eine neue Zeitschrift. schränkte sich auf Börsennachrichten und Speisekar­licht... alle Opfer und Vorteile, die ihr von ihren ihrer nicht. Baby blühte vor ihm wie ein Ver- Sie hing hinter den Scheiben jeder Auslage, die ten. Manchmal schmeichelte er seinen Stultur­Pflegeeltern geboten wurden, entgegen. Schließlich sprechen, sie war schlank und geschmeidig, zart und nicht konservativ erscheinen wollte. Le Diable bedürfnissen, indem er einige Zeilen des Chro­hatte sie ja niemand gezwungen. Das Gefühl der herb. In allem, was sie sagte, lag Einfall und bleu" jeder las ihn, die Halbwüchsigen in der nique du Jour" las. Vielleicht bemerkte er die Ge­Dankbarkeit hinderte sie nicht, diese Menschen herz- Pikanterie. Sie konnte die Kunst, die Worte zu Schule, die Studenten in den Kaffeehäusern, die dichte im blauen Teufel", sei es auch nur des lich zu verachten. Sie betrachtete sie als minder süßen und sie in angenehme Wendungen zu kleiden. alten Snobs, die mit jeder Mode gehen, auch wenn originellen Pseudonyms halber. Und das Wunder wertig und hielt sich für erniedrigt, wenn sie der Sie gab jedem was ihm schmeckte. Im Archiv der sie sie nicht verstehen. Dieses Blatt war in aller geschah: er bemerkte sie, las sie, las sie sogar laut. " Mama" hie und da die Hand küßte. erotischen Erfahrungen des Herrn Bonnetier war Mund, wohl weil die Autoren seiner wilden Artikel Baby tam sich dabei ganz klein vor und es war nicht ein einziges Exemplar solch einer Frau wie Milch auf dem Feuer überkochten. Baby sonderbar genug, daß dem Gedicht nicht einmal sein registriert und ihm reizte die Ausnahme. Seine war in allen Kunstangelegenheiten sehr kritisch. schlechter Vortrag schaden konnte. Unterhaltungen mit Baby waren stets fröhlich. Sie schrieb zivei freche, ibige, arythmische Ge­Baby tannte ihre Anpassungsgabe und verstand dichte. Disziplin war unmodern. Es war sehr still

Die Reisezeit äußerte sich bei Baby laut und herausfordernd. Sie selbst fühlte nichts aber sie wollte wissen, was man fühlen könne. Sie war nicht neugierig, denn sie bejaß Phantaje.

Daheim arbeitete Baby unermüdlich, haupt­sächlich deshalb, weil das Lernen weniger lang weilig war, als die dummen Reden Mamas oder das Quälen von Schneiderinnen.

( Fortsetzung folgt.?