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Sonntag, 30. Dezember 1934

Nr. 304

Wollstraals Ersah für Baumwolle und Wolle, zwei Kunstfaserstoffe, die, ähnlich der Kunstseide, aus Hotz gewonnen werden. Mitten in die Pro­paganda für Vistra und Wollstra hallt schon ein neuer Name: Z e l l st r a. So nennt sich eine Kunstfaser, die aus Papier hergestellt werden soll. Autarkie mit Hilfe künstlicher Ersatzstoffe darin liegt das Heil für jene Staaten, die sich, weil sie s i ch und ihre Absichten kennen, die Zu­kunft ohne Krieg und die aus ihm sich ergebende Abschnürung von den Rohstoffquellen nicht denken können. Nicht nur in Deutschland , auch in Ita­ lien propagiert man den Ersatz von Wolle und Baumwolle durch eine Kunstfaser. Man hat sie schon dem»Duce" auf seiner oberitalienischen Reise gezeigt und nennt sie S n i a F i o c c o. Die Kehrseite der autarkischen Medaille ist die»Reorganisation von Lancashire ". Die Kehr­seite zeigt auch folgende Zeitungsnottz vom 10. Oktober 1934:»Der Betrieb der Wollspin­nerei N e u d e k in der Tschechoslowakei war bis­her mit 3800 Arbeitern und einigen hundert Beamten zu 80 Prozent für den Export nach Deutschland beschäftigt. Die Schwierigkeiten der letzten Zeit nötigten zur Stornierung weiterer Lieferungen nach Deutschland , desgleichen zu einer Betriebsregelung, derzufolge nur jede Woche 50 Prozent der Angestellten arbeiten werden. Falls die Verhandlungen zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland zu keinem befriedigenden Er­gebnis führen, müffen rund 1500 Arbeiter und eine entsprechende Zahl von Beamten entlassen werden." Die Devise der Autarkisten ist:»Lebe auf Kosten der anderen!" Und wenn die Welt darüber zum Teufel geht! Ueberall und auf allen Wirt­schaftsgebieten huldigt man ihr. Man hackt die Gummibäume ganzer Riesenplantagen um und fabriziert shnthesischen Gummi. Man schaufelt argentinischen W e i z e n in die Schiffs­kesselfeuerungen und bäckt Kartoffeln ins Brot. Man schüttet Kaffee ins Meer und nennt das poetisch»Kaffee-Valorisation". Brasilianische Kaffeepflanzer gingen noch weiter, als sie ihrer Regierung die Vernichtung einiger Millionen Kaffeebäume vorschlugen, um die Ernte zu ver­ringern, Die Tschechoslowakei , für deren Staatshaushalt in den NachkriegSjahren der Zucker das»Weiße Gold" war, sieht mit Be­sorgnis das Sinken der Zuckerexportziffern. Eng­land, einst ein Hauptabnehmer des tschechoslowa­kischen Zuckers, hat mit Hilfe staatlicher Subven­tionen und Differentialzöllen seine Raffinerien soweit ausgebaut, daß eS nicht nur seinen eigenen Bedarf völlig zu decken vermag, sondern mit sei­nen Exportüberschüssen als scharfer Konkurrent auf dem Weltmärkte auftritt. Italien , die Bal­kanländer, Argentinien , einst wichtige Abnehmer, erzielen heute ebenfalls Exportüberschüsse. Die Schweiz ist an die deutsche und belgische, die Tür­ kei und Persien sind an die russische Konkurrenz verloren gegangen. Eben ist Griechenland im Begriff, eine eigene Zuckerindustrie ins Leben zu rufen. Die in Griechisch-Mazedonien ge­planten Zuckerfabriken sollen besondere Privile­gien erhalten und staatlicher Kontrolle unterstellt werden. Bisher hat Griechenland den gesamten Zuckerbedarf eingeführt, und zwar aus der Tschechoslowakei . Im Jahre 1928 wurden 60.000 Tonnen im Werte von 451 Millionen Drachmen» im Jahre 1933 55.000 Tonnen im Werte von 312 Millionen Drachmen eingeführt. Jetzt geht eS zur Eigenproduktion über, und nach einiger Zeit wird auch Griechenland mit Exportüber­schüssen auf dem Zucker-Weltmarkte erscheinen.

Mögen die anderen in ihrem Zucker erstik- kenl Wohin man blickt; Autarkie und Anarchie. Autarkie, betrieben mit dem Blick auf die Schlachtfelder eines künftigen Weltkrieges. Wirtschaftsanarchie bei höchster und emsigster Ent­faltung der Technik. Und alles vollzieht sich unter dem gleichen Zeichen: ob Adler oder Greif , Löwe oder Bär, Einhorn oder Fisch über die ge­samte heraldische Zoologie breitet der Pleitegeier die Schatten seiner allmächtigen Schwingen. Das alles spielt sich ab an der Schwelle einer Zukunft, für die es nur das eine große Ziel geben kann: Anbahnung einer W eltplanwirt- schäft, die die Produktion und Verteilung der wichtigsten Güter vernünftig zu regeln sucht und sie einmal auch regeln wird. Planmäßige Welt­wirtschaft kann nur sozialistisch sein oder sie wird gar nicht sein. Schon um deswillen, um seines eigentlichsten und höchsten Zieles willen kann Sozialismus nie und nimmer»national" beschränkt sein, sondern kann nur in internationa­ler Zusammenarbeit erstrebt und verwirklicht wer­den. Alles, was von diesem großen Ziele weg­führt, droht mit Krieg, Katastrophe und Untergang.

Roch stehen an dieser Stelle die rückfälligen Egoismen. Wer je krampfhafter die Autarkisten sich bemühen, um so sinnfälliger beweisen sie nur, daß es ohne eine planmäßige Regelung der Wirt­schaft nicht weitergehen kann. Noch ist die Schwelle mit dem Blute der Kriege bestrichen. Die Menschheit ist mit ihrer Technik, ihrem Denken um ein Jahrhundert vor- ausgeeilt. Sie steht vor ihren technischen Zauber­apparaten, vor ihren Maschinenwundern und ver­mag ihre unverhofften Wirkungen nicht mehr oder noch nicht zu beherrschen. Und wo man ganz rat­los und des logischen Denkens unfähig oder bösen Willens ist, sucht man das Denken der Menschen noch weiter, um Jahrhunderte, um ein Jahr­tausend zurückzuschrauben. Man betet zu Wotan und benützt dazu Fünftöhrenapparate mit Hoch« frequenz und dynamischem Lautsprecher. Das Denken der Menschen auf den Stand ihrer bewundernswerten Technik zu heben, ihnen immer wieder die großen erdumspannenden Zu­sammenhänge des menschlichen Daseins vor Augen zu führen, das ist die Aufgabe, für die heute die besten Geister leben und gelegentlich ermor­det werden. E. H.

8» Weifen on hie WnMer Josef Zinner, Obmann der Union der Berg­arbeiter, Teplitz -Tnrn, spricht Mitt­woch, den 2. Jänner, um 18 Uhr 50 Mi«, in der Ärbettersendung des Prager Rundfunks.

Unseren Kommunisten Ins Stammbuch Lobeshymnen derJSwrstija" auf die Tschechoslowakei und Dr. Benes Moskau.(Taß.) Anläßlich der Ankunft der tschechoslowakischen Journalisten in Moskau bringt dieIswestij a" einen Begrüßungsartikel, der konstatiert, daß die tschechosiowalischen Gäste in Moskau mit aufrichtiger Sympathie be­grüßt werden. Ihr Besuch müsse vom Standpunkt der Beziehungen zwischen den beiden Staaten und mit Rücksicht auf ihren gemeinsamen Kampf im Interesse des europäischen Friedens gewertet werden. In letzter Zeit kann mit Ge­nugtuung konstatiert werden, daß die Be­ziehungen zwischen der SSSR und der Tschechoslo­ wakei sich ständig festigen. Die Tschechoslowakei hält mit der Sowjetunion in ihrer Bemühung, gemeinsam mit Frankreich den besten Schutzwall gegen Versuche zu bilden, den Frieden in Europa zu brechen, gleichen Schritt. Dieses slawische Land spiele in der europäi­ schen Politik eine große Rolle. Das Blatt erwähnt hierauf diestaatsmän« nischen Erfolge des Ministers Doktor Benes. Die Tschechoslowakei , die sich an einer gan­zen Reihe von Maßnahmen beteiligte, die z u r F e ftigung des Friedens abzielten, be­grüßte in wärmster Weise den Eintritt der Sowjet­ union in den Völkerbund und bezeugte ihre Solida­rität mit der Friedensinitiative Frankreichs und der Sowjetunion damit, daß es dem Protokoll, das in Genf Litwinow und Laval unterzeichneten, beitrat. Die Tschechoslowakei befindet sich in den ersten Rei­hen der Kämpfer um die Verwirklichung des Ost­paktes, dieses wichtigsten Instrumentes für den euro­ päischen Frieden. Zum Schluß spricht das Blatt die Ueberzeugung aus, daß der Aufenthalt der tschecho­slowakischen Journalisten in der SSSR zu einer weiteren Stärkung der sowjetruffisch-tschechoslowa­kischen Zusammenarbeit im Kampfe um den Frieden führen wird und daß die ange­knüpften Beziehungen zwischen den tschechoslowakischen and den sowjetrufstschen Pressevertretern zur Ent­wicklung der Beziehungen zwischen den beiden Staa­ten beitragen werden.

Killinser wieder verhaftet I Dresden.(A. P.) Bon Killinger, der nach dem 30. Juni bereits zweimal verhaftet worden war, wurde jetzt erneut festgenommen, weil er angeblich die Absicht hatte, ins Ausland zu entfliehen. Er wurde in ein Konzentrations­lager an der holländischen Grenze gebracht. Die Absicht der Flucht wird übrigens verschiedenen prominente« Führern der NSDAP nachgesagt. Bei dem Boykott in Frankfurt wurde ei« Einheitsgeschäft gestürmt. Die Poltzei war machtlos.

Armeebefehl des Präsidenten: Zweijährige Dienstzeit Schutzmaßnahme, von eiserner Notwendigkeit erzwungen!

Prag.(TNO.) Der Präsident der Republik als Oberbefehlshaber der Wehrmacht hat Sams­tag, den 29. Dezember folgenden Armeebe­fehl herausgegeben, der sämtlichen aktiv die­nenden Angehörigen der Wehrmacht vorgelesen wird. Soldaten! Die Verhältnisse km Aus­land e haben die Tschechoslovakische Republik zur Einführung der zweijährigen Militärdienst­zeit g e z w u n g e n. Es ist dies eine ausgespro­chene Schutzmaßnahme. Sie ermöglicht die Hebung der Tüchtigkeit der Armee, sie ermög­licht die Erhöhung der Stände der Wehrmacht und verbürgt die Sicherheit des Staates. Das aktiv dienende Militär hat hente eine außerordentliche Bedeutung und Wichtigkeit für den Schutz des Staates. Die große Entwicklung und der Fortschritt des Flugwesens und der Motorisierung der Armee macht heute dem Gegner einen raschen lleberfall, das Eindringen in feindliches Gebiet, die Ver­nichtung von Fabriken und Lagerstätten, das Her­vorrufen von Verwirrungen und Paniken viel leichter möglich, als ehedem. Das aktiv dienende Militär steht als Wache gegen ähnliche plötzliche Ueberfälle und Unruhen bereit. Je größer die Ge­fahr eines Ueberfalls ist, um so größer, gehalt­voller und achtsamer müssen die Wachen deS Staa­tes und die Sicherheitsvorkehrungen sein. Rur aus diesem Grunde wurde die zweijährige Dienstzeit eingeführt. Ich weiß, daß viele von Euch diese Maß­nahme aus persönlichen oder Familiengründen hart treffen wird, und ganz besonders Euch, die Ihr gerade Eueren Präsenzdienst ableistet, da Ihr mit der Verlängerung nicht gerechnet habet und vielleicht vielfach verschiedene Pläne und Dis ­

positionen gemacht hattet. Der Grund, warum die Verlängerung nicht bereits erfolgt ist, war hauptsächlich der: die entscheidenden Funktionäre haben im Bewußtsein ihrer Verantwortung bis zum letzten Momente gezögert, diese Erhöhung der Wehrpflicht einzuführen, die eiserne Notwen­digkeit jedoch hat uns schließlich dazu gezwungen. Das Interesse der Sicherheit deS Staates muß allem vorangehen! Wenn wir diese Sicherheitsmaßnahme nicht treffen würden, könnte den Staat und seine Ge­samtbevölkerung nicht gutzumachendes Unheil treffen. Offiziere, Rottmeister, Unteroffiziere! Wenn der Staat genöttgt war, die erhöhte Wehrpflicht einzuführen, liegt es an Euch, diese Verlänge­rung der Dienstzeit emsig und gewissenhaft derart zur Vertiefung der Ausbildung auszunützen, daß unsere Armee z« den besten gehören und in der Qualität wettmachrn möge, waS ihr vielleicht an nume­rischer Stärke fehlt. Handelt so, daß Ihr dem Volke und dem Staate mit reinem Gewissen sagen könnt, daß Ihr jeden Tag so gut wie möglich für die Sicher­stellung deS Schutzes des Staates ausgenützt ha­bet. Dann wird niemand die gebrachten Opfer bedauern. Ich hebe gerne hervor, daß das heurige Jahr ein Jahr fleißiger Arbeit und des Fortschrittes in der Armee war. Die im heurigen Jahre durch­geführten großen Manöver haben hievon ein er­freuliches Zeugnis abgelegt. Ich danke allen, die sich dabei verdient gemacht haben und wünsche der gesamten Armee, der aktiven und der nichtaktiven, das Aller­beste im neuen Jahre! Läny, am 28. Dezember 1934. B r a d& t, m. p. T. G. Masark m. p.

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Roman von Olga Scheinpflugovä

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Da brachte er sie mit seinen Freunden zu­sammen; die benahmen sich zu ihr wie zu einer Pariserin, die ihr Leben für ein Kompliment gibt. Sie änderten aber dieses Benehmen sofort, als Felicien ihnen verriet, mit wem sie eigentlich die Ehre hatten. Sie verstand diese großen, lang­haarigen, leichtsinnnigen Burschen mit den rauhen Händen und den Kinderaugen nicht. Sie sehnte sich darnach. Dichter und Literaten kennen zu lernen, die ihre Interessen triften. Felicien brachte sie mit solchen zusammen. Die sprachen von Formen und Grundsätzen der Kunst, die dem jungen Vagabond fremd waren. Sie mied nun auch diese Gesellschaft der jungen, unbekannten Drohnen, die ihr nach­sichtige Belehrungen zu erteilen sich vermaßen. Einen Kameraden gewann sie aber doch: JacqueS, FelicienS Berufskollegen und Freund. Er war nicht so begabt wie Felicien. Seine Bild­werke waren Steinrätsel. Keiner wußte recht, was sic vorstellen sollten. Er lebte, wer weiß wovon, war aber immer guter Dinge. Er hatte lange Beine und bewunderte Felicien, der ihm manchmal Geld lieh. Er hätte Frauen und Champagner haben können, soviel er wollte; auch in Paris ist manchmal die Welt verkehrt. Jacques war bild­hübsch und Babiola erklärte: er hätte ebensogut ein Mädchen sein können. Jacques fluchte nie, widersprach nie und darum konnte Babiola eben­sowenig wie alle seine Freunde es begreifen, daß ein Mädchen seinethalben in die Seine gesprun­gen war; noch dazu ein abgehärtetes Modell. Und vor ihr hatte eine andere versucht, sich seinethalben

das Seelenheil durch Beronal zu verderben; die wurde aber gerettet. Dieses Geheimnis bewirke, daß Babiola in seiner Gegenwart stets guter Laune war und vor Witz sprühte. Er begleitete die beiden in Babiolas Wohnung oder FelicienS Atelier. Babiola trug ihre herrlichsten Kleider und ärgerte sich, weil seine Augen niemals verträumt dreinsehen wollten. »Was könnte man dagegen tun, damit JacqueS nicht immer so kitschig schön ist," sagte sie einmal und fuhr ihm dabei mit beiden Händen durch das schwarze, dichte Haar. Zu ihrer Freude errötete er. Die erste Auflage ihres Buches wurde binnen Monatsfrist verkauft. BabiolaS Ruhm wurde kon­kret. Sie kaufte den beiden jungen Leuten Krawat­ten und Geldtäschchen und man feierte das Ereig­nis der zweiten Auflage in der Wohnung Babio­las bis zwei Uhr früh. Dann gingen die beiden Männer. Nach einer Weile hörte Babiola unter ihrem Fenster das Signal pfeifen, das sie mit Felicien vereinbart hatte. Er sehnte sich wohl darnach, sie zu sich zu entführen. Wer e» konnte auch Jacques sein, der heute abend auffallend wenig getrunken hatte. Sie verlöschte sofort das LiO; wer e» auch war: er sollte wissen, daß sie zu schlafen wünsche. Der Wein war ihr ein wenig zu Kopf gestiegen und sie dachte an Jacques; sie hätte in seinem Ge­sichte gern jene Veränderung geschaut, der zuliebe die beiden Mädchen sich in ein besseres Jenseits be­geben wollten. Bor Weihnachten wurde aus Felicien wieder der Muttersohn. Er hatte die Mutter in allen sei­nen Bewegungen und war ihr widerwärttg. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön eS wäre, wenn er niemals zurückkäme. Sie half ihm beim Einpacken und beglettete ihn zur Bahn. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, als sie sagte:»Leb recht Wohl.", Sie dachte jetzt nicht an Jacques, aber der siebzehnjährige Vagabond wollte nicht allem sein.

Papa Bonnetter wußte nicht, ob er den Weih- nachtsabend fern von seiner Gattin werde ver­bringen können, denn gerade an diesem Abend wird schon beim ersten Bissen feierlich verkündigt: es lebe die Familie! Und dann wird der Magen überfüllt, um größerer Rührseligkett fähig zu sein.

Babiola stellte sich den überladenen Tssch des Großkaufmannes mit seiner Langweile vor, an dessen Stirnseite sie durch ein paar Jahre hin­durch zu sitzen die Ehre hatte. Papa Bonnetter bescherte ihr im voraus viel Schönes. Er sagte, während er ein mit goldenen Fichtenzweigen ge­schmücktes Kuvert, das Geld enthielt, auf den Tisch legte: »Schenken Sie mir auch etwas, liebes Baby; sagen Sie von nun an nicht mehr Papa zu mir. Sage« Sie: chör ami."

Sollte das bedeuten, daß sein Weg zu An­sprüchen führte? Babiola versprach es immerhin. Er ging. Babiola schrieb einen Eilbrief an Jacques, der heute wohl ebenso wie sie allein war:»Der heilige Abend gehört uns. Kommen Sie bald, wenn Sie nichts besseres wissen. Mein Zimmer wird warm sein; Sie werden nicht frieren." Sie lief durch ganz Paris und kaufte Ge­schenke für das Geld von mon cher ami Bonnetier. Sie belud ein ganzes Auto mtt Paketen und Paket- chen und schenke dem Chauffeur Bonbons für seine Kinder die er gar nicht hatte. Jacques kam. Er brachte einen Blumenstrauß, in Papier gewickelt und einen vergoldeten Mistel­zweig, den man an den Luster band. Er klopfte sich im Badezimmer den Schnee von den Schuhen. Sie setzten sich zu Tisch. Babiola fragte: »Habe ich Sie jemand entführt?" Jacques schüttelte den Kopf.»Wsolut nicht." Dann schwieg er lange. Babiola trug ein rosa Pyjama; Freunde und Künstler sind über jedes Zeremoniell erhaben. Im Ofen brannte ein Helles Feuer. Statt der Suppe servierte sie Tee. Als sie ihm die Tafle reichte, sagte Babiola:»Heute soll man derer gedenken, die man lieb hat." Sie sah, daß ihm diese Worte das Lächeln aus dem Gesichte wischten. Ec küßte kameradschaftlich Babiolas Hand, die ifm den Kognak reichte. An wen Sie denken werden, Labiola," sagte er,das ist nicht schwer zu erraten." Das werden Sie nie erraten. Ein Tropfen Zftrone war ihr augenscheinlich ins Auge gespritzt. Sie suchte nach ifrem Taschen­tuche. Dann sagte sie: »Ich hatte in Bidar am Me-r einen Kame­raden; damals war er zehn Jakre all und ver­kaufte Zeitungen. An de« denke ich. Was mag aus ihm geworden sein?" »Wie hieß er?" .(Fortsetzung folgte,