Nr.- Sette 5 DonnerStag, 3. Jänner 1933 Stalins grosse Kampagne Massenverbaftungen von Wolgadeutschen Redakteuren Chefredakteur Frischbutter als HKIeragent?— Ole Miliz„In Feindesland" Peicfi mir di« Hand, mein fßruderl Wunsch zu Neujahr Reich mir die Hand, mein Bruder! Und alle Einsamkeit und Weltverlassenheit ist dann von mir gewichen; was mich erzittern ließ, entflohn; ein Blatt im Buch des Lebens ausgestrichen. Das ganze Buch, das von mir selber sang! Nun kühl' ich erst, daß nichts ich, als ein Ton im großen Chore bin; ein Wanderer im endlos mächt’gen Zug zur Sonne hin. Und deine Kraft will mit der meinen sich vereinen und erglühn. Weiß nun mich eins mit dir, der ganzen Welt! Kann sein, wonach ich rang in heißem Mühen: Darf Wurzelboden sein, des neuen Lebens Blühen, ein Stein im Tr&gerbau, der unser Schicksal hält. Hans Honheiser Bucheisdorf, 20. Dezember 1934. WetterkataftropHe ta Palästina Jerusalem. Da? Unwetter, das in den letzten Tagen in Kreta und Cypern schweren Schaden angerichtet hatte, hat Samstag die Küste von Palästina erreicht und dort ebenfalls schwer gewütet. Die Gegend zwischen Jaffa und Haifa wurde von heftigen Wolkenbrüchen heimgesucht. Der Distrikt Nathania ist ohne Licht und Trinkwasser und von jedem Verkehr abgeschnitten. Straßen und B rü ck e n find zerstört. Im Distrikt Haifa sind durch Zerstörung zahlreicher Häuser und Hütten viele Einwohnerobdachlos, teilweise sind die Möbel aus den Häusern gestellt worden. Der Damm der Eisenbahnlinie nach Aegypten ist zwischen Lhdda und Haifa kilometerweü zerstört. Der Paffagier- und Güterverkehr mußte vorläufig eingestellt werden.^ Die Reisenden müssen auf Autobusse umsteigen, zum Teil waren sie gezwungen, in den Zügen und auf den Bahnhöfen zu übernachten. Hamburger Arzt z« sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach mehrwöchiger Verhandlung beendete das Schwurgericht in Hamburg einen umfangreichen Abtreibungsprozeß, in dessen Mittelpunkt der 86jährige Arzt Dr. Richard Berckel stand. Der Angeklagte wurde wegen gewerbsmäßiger Abtreibung, versuchter und vollendeter Erpressung und wegen versuchten und. vollendeten Betruges zu einer Zuchthausstrafe von sieben Jahren und zu fünf Jahryn Ehrverlust verurteilt. Dir,BerufsruWbUng wurde ihm auf dir Dauer voll füüf Jahren Anteksagt.— c Hakenkreuzfahne auf einem englischen Rathaus. Zu ihrem großen Erstaunen bemerkten am Morgen des Neujahrstages die Bewohner der ostenglischen Küstenstadt Cromer , daß auf dem Flaggenmast des Rathauses eine große Hakenkreuzfahne in Silber und Schwarz wehte. Da die unbekannten Täter die Flaggenleine abgeschnitten hatten, mußte der Mast umgelegt werden, um die Fahne zu entfernen. Explosion im KaffeehauS. Bei photographischen Aufnahmen mit Hilfe von Magnesiumlicht in einem Pariser Kaffeehaus ereignete sich«ine Explosion des Magnesiums und es entstand ein Brand, der unter den Anwesenden eine große Panik hervorrief. Ungefähr 39Kaffeehausgäste wurden in der hiebei entstandenen Verwirrung verletzt, so daß är-tliche Hilfe notwendig war. Acht der Verletzten mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Blutiger Racheakt. Im Direktionsraum der Verwaltungsgebäudes des Chemnitzer städtischen Elektrizitätswerkes kam es Mittwoch vormittags zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Di- rektor Otto Echos und dem entlassenen Kraftwagenführer Rabe. Dabei gab Rabe einen Schuß aus einem Revolver auf den Direktor ab, der jedoch fehlging. Bei einem zweiten Versuch versagte der Revolver. Der Täter schlug darauf auf den Direktor ein und verletzte ihn so erheblich, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Rabe flüchtete nun in ein Nachbargebäude, wo er einen Selbstmordversuch verübte. So war die Reportage betttelt, die am Neu« jahrStage vormittags von 10 bis 10.80 Uhr der tschechoslowakische Rundfunk von der Prager interurbanen Telefonzentrale'sandte. Die Hörer d«S tschechoslowakischen Rundfunks konnten am NeujahrS - tag tatsächlich die Sprachen ganz Europas hören. Aber auch die Hörer deS Sofioter Rundfunks hörten zu gleicher Zeit unsere Reportage, die durch Ueber« tragung gesendet wurde. Nach einleitenden Worten deS Sekretärs deS Schulfunks, PkknH, und des Vorstandes der interurbanen Telefonzentrale in Prag , Oberdirektor Skokan, der die ganze Reportage leitete, vernahmen die Hörer bei ihren Lautsprechern zunächst Gebiete unserer.Republik in ihren Dialeften. Es waren das: Karlsbad , Eger, Franzensbad , Joachims« thal und Marienbad , ferner Pilsen und die angeschlossenen Stattonen der von den Choden bewohnten Gebiete, Reichenberg und der JeschkenkreiS, Olmütz und di« ganze Hanna, Pistyan namens der slowakischen Bäder, Kaschau und Ujhorod. Im Anschluß Die„Reue Zürcher Zeitung" bringt den sehr instruktwen„Bericht eines Augenzeugen", der, offenbar innerhalb der kommuni stischen Bewegung stehend, das Rätsel um die Ermordung Kirows und die sich anschließende Verfolgung des sogenannten»Leningrader Zentrums" um einiges lüstet. Der Bericht ist leidenschaftslos, durchaus objektiv-sachlich geschrieben. Gerade deshalb scheint er nicht ohne Bedeutung. Sehr eindringlich ist die Schilderung des kirowschen Begräbnisses Es heißt da: „Die Miliz fühlt sich als Herrin der Stadt; sie haust wie Militär in Feindesland. Ein deutscher kommunistischer Journalist will über den Theaterplatz zu seiner Wohnung im Hotel Metropol. Zwei Mann packen ihn am Arm, reißen ihn zurück und swßen ihn in die Menge. Ein anderer bricht vor Erschöpfung vor den Füßen der Miliz zusammen. Er liegt da bei 20 Grad Kälte und wird erst auf Befehl des herbeigeeilten Kommandeurs. aufgehoben. Seine Papiere werden geprüft.„Ausländer? Na ja, durchlassen! Warum haben Sie es nicht gleich gesagt?" Langsam gehe ich mit den beiden über den Platz. Plötzlich Pferdegetrappel, wütende Flüche, Aufschreie von Frauen und Kindern. Ein Trupp berittener Miliz ist rücksichtslos in die Menge hineingeritten, als ihr das— übrigens völlig sinnlose— Zurückdrängen der Menge auf anderem Wege zu lange dauerte. Der deutsche Kommunist wendet sich zu mir:„So etwas habe ich selbst in Deutschland kaum je gesehen." Der Augenzeuge schildert dann das Gespräch einer Tischgesellschaft, offenbar Kommunisten, die keineswegs oppositionell zum Stalinregime stehen. Es heißt da: Es will kein Gespräch mehr in Fluß kommen. Auf der Tischgesellschaft, auf ganz Moskau lastet der Schatten der 66 Hingerichteten. Zögernd nur entspinnen sich Diskussionen.„Der Staat muß sich verteidigen."„Gewiß, aber so etwas war seit der Revolutton nicht mehr da. Unmöglich, daß die alle bei der Kirow-Sache beteiligt waren, eS steht ja auch kein Wort darüber in der amtlichen Mitteilung."„Nein, die hatte man sicher schön eine Zeitlang unter Beobachtung. Die G. P. U. faßt immer erst zu, wenn sie möglichst viel Menschen auf einen Schlag erwischen kann." Der„Augenzeuge" bringt des weiteren neue, bisher unbekannte Einzelheiten über den .in dem er.eine ätzende Flüssigkeittrank. Er.wurde in bedeiMchenr Zustand gleichfalls, ins-^Krankenhaus gebracht. Fünf arme Greise verbrannt. JnGaffrey in Südkarolina wurde durch einen Brand ein Altersheim zerstört, wobei fünf Greise bei lebendigem Leibe verbrannten und weitere 15 schwere Brandverletzungen erlitten. — InPistyan legte im Küchenofen die 78jäh- rige Teresie Kulk ovä zu. Plötzlich gerieten ihre Kleider in Brand und da niemand anwesend war, der ihr hätte beistehen können, ver- b r a n n t e sie. Der D-Zug Lyon —Marseiile ist unweit von Brenne in der Nacht zum Mittwoch verunglückt. Infolge Einbruchs des Dammes hatten sich an dieser Stille die Geleise gesenkt, so daß fünf Wagen des Zuges entgleisten. Zwei Packwagen, zwei Postwagen und«in Speisewagen kippten um, jedoch soll sich der Unfall auf Sachschaden beschränken. Auw-Diebstahl. Am 81. Dezember wurde in Aussig der Pflegerin in dem dortigen Institut für Lungenkranke, Milada Baükovä, ein„Acro"«Auto« mobil entwendet. Der Wert des Automobils bettägt ungefähr 20.000 KL. Mittwoch um zirka viertel 1 Uhr nachts rannte dieser Wagen in Schreckenstein den Auslagekasten der Firma Bata ein. Der Täter ist in der Richtung gegen Leitmeritz davongefahren. Fünf Millionen Bücher. Die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Leningrad , die zu den größten Bibliotheken der Welt gerechnet werden kann, zählt fünf Millionen Bücher. Die jährliche Zunahme bettägt 250.000 Exemplare. daran wünschte Prag fast in allen Weltsprachen den Hauptstädten der europäischen Staaten, und zwar: Belgrad , Bukarest , Warschau , Moskau , Breslau , Berlin , London , Brüssel , Amsterdam , Paris , Genf , Madrid , Rom , Wien und Stockholm ein glückliches neues Jahr, das von all den genannten Städten erwidert wurde. Im Laufe der Reportage erfuhren die Hörer, daß in der interurbanen Telefonzentrale in Prag 360 Beamte und Beamtinnen beschäfttgt sind und daß 840 Leitungen der tschechoslowakischen Republik die Fühlung mit der ganzen Welt ermöglichen, d. i. mit 60 Staaten in allen Weltteilen und mit Schiffen auf dem Ozean. Die interurbane Telefonzentrale dermittelt täglich durchschnittlich 21.000 Gespräche, und zwar je 6600 von Prager Abonnenten angemeldete, 5500 für Prager Teilnehmer eingegangene zweimal 6000 gelegentliche Gespräche. Umfang der Verhaftungen. So teilt er mit, daß zahlreiche engste Mitarbeiter der führenden deutschsprachigen kommunistischen„Deutschen Zentral- Zeitung", darunter der stellvertretende Chef- redakteur Frischbutter verhaftet worden seien. Er schreibt: „... Es geschah auch geheim, vor einiger Zett schon. Aber halb Moskau weiß es. Frischbutter, den stelwerttetenden Chefredakteur, haben sie in der Wohnung verhaftet, einen andern mitten in der Redaktion..." In der Wolgadeutschen Republik soll eine so großeZahlvon Redakteuren und Mitarbeitern verhaftet worden sein, daß das E r s ch e i n e n vieler Zeitungen gefährdet ist. Und die Gründe, die zu dieser aufsehenerregenden Aktion führten? „Sie sollen Material über die angebliche Hungersnot an der Wolga nach Berlin übermittelt und so die deutsche „Brüder in Not"-Kampagne unterstützt haben." Ueber die Verletzung innerhalb der Exekutive berichtet ein offenbar wohl- informierteS Mitglied dieser„Tischgesellschaft", die im Taft auf dem Puschkin-Platz in Mos kau tagt: „Weißt du schon, daß die ganze Petersburger G. P. U. -Leitung wegen grober Pflichtverletzung wbgesetzt und vor Gericht gestellt wurde? Sogar Medwedew ist dabei, der war doch gestern noch der eherne Wall gegen die Konterrevolution." Die Massenerschießungen betrachtet man zu- rückhaltend, aber doch unverkennbar mißtrauisch, also: „Was sagst du zu den Erschießungen?"— Achselzucken.„Na, du weißt ja..."„Nein, ich meine, daß diesmal ganz anders verfahren wird als in früheren Prozessen, die vor der Oeffent- lichkeit groß aufgezogen wurden. Nun, das ist die neue Linie, die Anwendung des neuen Gesetzes, Geheimverhandlung ohne Anhören der Angeklagten, keine Revision, kein Gnadengesuch. Sofortige Urteilsvollstreckung. Und alles muß in zehn Tagen abgewickelt werden..."„In zahn Tage"? Kann man da all« Fäden eines komplizierten Falles auftollen?" Auslandverbindungen, Komplizen in der ganzen Union, Was meinst du?"— Achselzucken." Der Kongreß der jüdischen Partei in der Tschechoslowakei Hafnach einer eingehenden Debatte, drei Resoluttonen angenommen. Die erste Resolution betrifft das Saa rgebiet. Die tschechoflowakischen Juden hegen Befürchtungen über das Schicksal der dortigen jüdischen Minderheit für den Fall, daß die Saar an Deutschland rückgegliedert würde. Deshalb wird der Völkerbundsrat ersucht werden, sich dafür einzusetzen, daß, wie beim Plebiszit in Ober schlesien , auch im Saargebiet das Recht der Minderheiten gesichert sei. Es wird auch Außenminister Dr. BeneZ als ein bewährter Verteidiger der Menschenrechte ersucht werden, sich für diese Sache einzusetzen. In der zweiten Resolutton genehmigte der Kongreß die Berichte der Funkttonäre, sprach der politischen Parteileitung das Vertrauen aus und empfahl die bisherige Minderheitenpolitik fortzusetzen. In der dritten Resolution wird gefordert, daß in Orten, in denen die jüdische Bevölkerung zahlreich vertraten ist, jüdische Beratungsstellen für Berufswahl in der Form, wie sie sich in M.-Ostrau bewährt hat, errichtet werden. Zum Parteivorsitzenden wurde Dr. Smtl Margulies aus Leitmeritz wiedergewählt. Der arische Sprecher. Das„Aerzteblatt für Sachsen, Anhalt und Thüringen " vom 15. September enthält einen Bericht der Kassenärztlichen Bereinigung Deutschlands , Bezirksstelle Anhalt- Dessau , über eine Plenarversammlung, in dem es heißt:„Dr. Schmischke eröffnet als Amtsleiter der Bezirksstelle die Versammlung und begrüßt die Erschienenen. Die jüdischen Aerzte werden von der weiteren Teilnahme an der Versammlung entbunden. Dr. Schmischke weist darauf hin, daß jüdische Aerzte zur Diskussion nicht zugelassen werden. Sollten sie etwas vorzubringen haben, so haben sie sich dazu eines arischen Sprechers zu bedienen." Londoner Frauen boykottieren Deutschland . Die führenden Londoner Frauenverbände haben anläßlich der Weihnachtsfeiertage Zehntausend « von Zirkulare verteilt, in denen die englischen Frauen und Mädchen aufgefordert wurden, keine deutschen Waren als Weihnachtsgeschenke zu kaufen.„Es ist eure Frauenpfticht", heißt es in dem Aufruf,„deutsche Waren zu boykottieren und auf diese Weise für die Freiheit und den Frieden der Welt einen Schlag zu führen." Selbstmord. Wir berichteten in unserer Samstag-Nummer, daß in das Städtische Kino Neu-Oderberg eingebrochen wurde. Die Kriminalpolizei, die eine genaue Untersuchung auch bei den Angestellten des Kinos durchführte, schöpfte Verdacht gegen den Billetteur deS Kinos, F o l l n e r, der kein Alibi über die Nacht vom 28. Dezember erbringen konnte. Als und- Follner nun unbeachtet iu seiner Wohnung tvar, (verübte er Selbstmord. Ausweis für de« Monat Dezember Die erst« Zahl bedeutet Parteifonds, die eingeklammerte Wahlfonds: Bodenbach 2800(700) KL, Brünn 120 (80) KL, Karlsbad 8440(860) KL.LandS- kron 650(120) KL, Pilsen -ÄudweiS 1482 (868) KL, Preßburg 120(30) KL, Reichenberg 560(140) KL, Sternberg 2840(710) KL, Teplitz -Saaz 8560(840) KL, Tran- tenau 800(200)KL, Troppau 1820(880)KL. Was verdient Adolf? Einer, der sein Schäfchen im Trockenen hat Die„Sttaßburger Neuesten Nachrichten" veröffentlichen einen interessanten Artikel ihres Berliner Korrespondenten über die Einkünfte des Reichsführers Hitler , in dem nachgewiesen wird, daß Hitler entgegen allen Erklärungen zu Beginn seiuer Regierungszeit heute Summen als Gehalt bezieht, die alles übertreffen, was früher ein Reichskanzler oder ein Reichspräsident ttn Deutschen Reich erhalten hat. Der Reichskanzler Hiüer hat sich bekanntlich bei Uebernahme seines Amtes eine besondere Reklame aus seiner Ankündigung zu machen verstanden, daß er sein Gehalt als Reichskanzler nicht beziehen, sondern es für die Arbeitslosen sowie für notleidende Veteranen der alten Armee und seiner Privatarmee zur Verfügung stellen wolle. Tatsächlich war Hitler auf die 46.000 Reichsmark seines Reichskanzlergehaltes deswegen nicht angewiesen, weil ihm aus seinem in Millionenauflage verbreiteten Buch„Mein Kampf " laufend hohe Autorentantiemen zufloffen. Während der bisherigen Dauer seiner Kanzlerschaft hat er zudem noch verstanden, diese Tanttemen sehr erheblich dadurch zu vermehren, daß er sein Buch Behörden, Beamten und anderen von seiner Regierung abhängigen Personen zwangsweise„verkaufen" ließ, wodurch er sein Einkommen auf einigeMillionen Mark erhöhen konnte, denen gegenüber die„lumpigen" 45.000 Mark keine Rolle spielten. Außerdem hat er die dem Reichskanzler zustehenden Repräsentationsgrlder in Höhe von 100.000 Mark, aus denen bestimmungsgemäß derarttge Wohlfahrtsaufwendungen hätten gemacht werden können, selbstverständlich in Anspruch genommen. Seitdem der Reichskanzler Hitler sich aber noch zum Reichs-Führer„ernannt" hat, sind die bis dahin vom Reichspräsidenten bezogenen Mittel für ihn frei geworden, und hier hat Hitler durchaus nichts davon verlauten lassen, daß er auch auf diese, schon ganz erheblich größeren Bezüge verzichten wolle. Das Gehalt des deutschen Reichspräsidenten bettägt 100.000 Mark im Jahre, M denen noch Repräsentationsgelder von jährlich 800.000 Mark treten,. n Die bis Schluß des Jahres 1934 fällig werdenden Gehaltsteile hat Hitler nun in den ersten" Dezembertagen erstmalig bezogen und er hat der Reichskaffe darüber auch Quittung erteilt. Dagegen ist eine amtliche Erklärung darüber bis heute noch nicht erschienen, daß er nunmehr auf das Reichskanzlergehalt verzichte. Hitlerknltur Genosse Schrader, der Leiter der Emigrantenfürsorge in Prag , bekam aus Hamburg folgendes Schreiben: «Herrn Kurt Schrader, Prag II., Fügnoerovo näm. i. 1934 haben wir Dich, Du Hund(Emigrantenvater genannt), nicht erreicht. 1935 wirst Du, rote Sau, besttmmt umgebracht. H e i l H i t l e rl Verhafteter Geldfälscher." In der Silvesternacht wurde auf dem Wilsonplatz in Brünn der Rudolf Haller aus 9eu-Leskau verhaftet, als er einem Mädchen eine gefälschte Zehnkronen- Münze gab. Bei der Hausdurchsuchung, die bei ihm vorgenommen wurde, wurden verschiedene Fälschungswerkzeuge gefunden. Haller hatte bei der Verhaftung zwei Falsifikate bei sich, die sehr gelungen waren und sich von echten Münzen nur durch eine dunklere Farbe und einen matten Klang unterschieden. Er gestand, daß er insgesamt fünf Münzen gefälscht habe, von denen er drei verteilte, und zwar in der Nacht, damit die dunklere Farbe der Münze nicht auffalle. Haller wurde dem Brünner Kreissttafgericht übergeben. Persien ändert seinen Namen. Die persische Regierung hat eine Verordnung erlassen, daß vom 21. März— dem persischen Neujahr ab— an Stelle der Bezeichnung«Persien " die Bezeichnung„Iran " gebraucht werden soll. Kühleres Wetter. Aus dem Hochdruckgebiet, welches sich sehr rasch über Nordeuropa ausgebildet hat, und noch an Stärke zunimmt, breitet sich läl« tere Luft südwärts aus. Die Abkühlung ist bereits nach Norddeutschland gelangt. In einem große« Teile der Republik und in ganz Westeuropa ist eS dagegen noch immer relativ warm. In den nächsten Tagen muß. auch in unseren Gegenden k ü h l e i e S, jedoch noch immer unbeständiges Wetter erwartet werden. Auf den Bergen dürften weitere Schneefälle eintreten.— Wahrscheinliches Wetter von heute: Borwiegend bewölkt, strichweise noch Niederschläge, zunächst wenig verändette Temperatur, später Winddrehung gegen Norden biS Nordosten und etwas kühler.— WettrrauS» sichten für Freitag: Noch unbeständig, von Nordojten her kälter werdend. „Hallo, Europa ruft!"
Ausgabe
15 (3.1.1935) 2
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