Är. 4 Samstag, 5. Jänner 1935 Gerte 5 Paula Wal lisch: Ein Held stirbt Leben. Kampf und Tod do» Koloman Walliseh Preis im Buchhandel Kö 40.—, für die Parteienausgabe Kd 22.—. Demonstration in einer Moschee. Einer Meldung aus Tunis zufolge kam es am 1. Jänner bei einem Besuch, den der Bey der großen Moschee abstattete, zu Zwischenfällen. Kommunisten und Eingeborene sollen in der Moschee während der Anwesenheit des Herrschers randaliert haben. Die Eingeborenen sollen versucht haben, sich an den Bey heranzudrängen und von ihm die Aufhebung der Verbannung einiger Agitatoren zu erlangen, die nach den blutigen Erhebungen im letzten Sommer nach Südtunis abgeschoben worden waren. Die Polizei hat mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die französische Generalresidenz hat im Zusammenhang mit diesen Ereignissen zehn tunesische Eingeborene, Rechtsanwälte und Kaufleute mit Aufenthaltsverbot bestraft. Bankraub in Manchester . In Manchester wurde am Donnerstag nachmittags ein Ueberfall auf eine Bank verübt. Der Leiter und ein A n- ge st ellter wurden kurz vor Geschäftsschluß von zwei maskierten, mit Revolvern bewaffneten Männern angegriffen, gebunden und geknebelt. Die Verbrecher nahmen ungefähr 600 Pfund Sterling an sich und entkamen in einem Kraftwagen. Im Zusammenhang mit de» Betrügereien der Brüder Levy in Paris , die eine Finanzgesellschast gegründet hatten, hat der Untersuchungsrichter gegen zwei frühere Beamte eine Untersuchung eingeleitet, die einswials staatliche Finanzdirektoren im Wiederaufbaugebiete waren und eines Tages ihre staatliche Anstellung lösten, um bei der Levhschen Finanzgesellschast Posten zu übernehmen.(Fran- Eschen Beamten ist es gesetzlich untersagt, nach Aufgeben ihres Dienstverhältnisses vor Ablauf von fünf Fahren in Privatunternehmungen zu arbeiten, die während ihrer Beamtentätigkeit ihrer Ueberwachung unterstanden.) Die Untersuchung gegen die beiden! früheren Finanzdirekwren gründet sich auf den Verstoß gegen diese Vorschrift. Erdstoß im Ruhrgebiet . Ein ziemlich kräftiger Erdstoß von zwei Sekunden Dauer wurde am Freitag morgen, etwa um 5 Uhr 07, im Gebiete des Ruhrbergbaues verspürt. Feststehende Gegenstände wurden leicht erschüttert. Es handelt sich offenbar um ein Nachbeben, das durch den Einsturz von Hohlräumen in einem stillgelegten Bergwerk verursacht sein dürste. Aufgabe und Zustellung von Telegrammen in Eilzüge«. Ab 16. Jänner 1985 können Telegramme auch bei dem Begleitpersonal der Eilzüge(bisher nur der Schnellzüge) aufgegeben werden; für die Aufgabe eines solchen Telegramme? wird vom Absender außer der gewöhnlichen Wortgebühr noch ein Zuschlag von 2 KC eingehoben werden. Vom gleichen Tage an können Telegramme auch an Empfänger in Eilzügen(bisher nur in Schnellzügen) adressiert werde»; in diesem Falle wird das Telegranun als dringendes für die doppelte Gebühr zur Beförderung übernommen und für seine Zustellung im Schnellzug bezichlt der Adressat an den Kondukteur einen Zuschlag von 2 KL In den tschechoslowakischen Eil- oder Schnellzügen werden Telegramme sowohl für das Inland als auch für Belgien , Frankreich , Italien , Jugoslawien , Ungarn , Deutschland , der Nie derlande , Polen , Oesterreich, Rumänien , Saargebiet, Schweiz (mit Liechtenstein ) und Großbritannien ent- gegengenommen. Die»Passion" des Zuckermillionärs New Fork hat wieder einmal eine Sensation. Tom JenkinS, der.Luckerkönig", ist C l o w n geworden. Nicht aus Not. Jh' bewahre! Jenkins, der Besitzer von zwölf riesigen Zuckerfabriken, sowie zwei Bonbonsfabriken, besitzt einen luxuriösen Palast im exklusivsten Viertel New Uorks, ein Jagdschloß in den Rocky Mountains , am Hudsonfluß eine prächtige Billa und verfügt heute über ein Vermögen, das die Presse der„Gesellschaft" auf mindestens 80 Millionen Dollar taxiert. Umso größer war das allgemeine Erstaunen, als man jüngst in den New Yorker Tageszeitungen die folgende Annonce lesen konnte: »Zirkus Ringling, derzeit Chikag», größte Zirkusschau der Welt! Erstes Auftreten des Exentric-Clowns TomJenkins, des Zuckerkönigs und Multimillionärs, in eigenartigen Zirkusnummern. Roch nie dagewesen!! Sensationell!" Sofort machten sich die Interviewer in Scharen tmf, um den Muftimillionär und Clown ayszufragen. Der König des Zuckers sagte zu ihnen:„Ich habe zeitlebens die Sehnsucht gehabt, Clown zu werden... Jetzt bi« ich reich, mein Alter ist gesichert. Nun kann ich die Jagd nach dem Dollar aufgeben und mich endlich ganz meiner Passion widmen, dem Zirkus...!" Seltsame Welt! Da gibt es unzählige Artisten, die zeitlebens arme Teufel bleiben müssen und sich durchhungern, weil das Angebot riesig und die Nachfrage mäßig ist... Und hier geht ein Zuckermillionär, des Dollarmachens überdrüssig, gleichsam in den Ruhestand, um seiner artistischen„Passion" mW««.»!« Das stille Sterben Die deutschen Konsumvereine sehen ein Für die nationalsozialistische Propaganda war die Vernichtung der Konsumvereine und Warenhäuser, der Einheitspreisgeschäfte und Filialbetriebe eigentlich beschlossene Sache. Unmittelbar nach Hitlers Machtantritt verkündeten auch prompt riesige Plakate den bevorstehenden Tod der Konsumvereine. Die Mittelständler frohlockten. Dann aber wendete sich das Blatt. Die nationalsozialistischen Staatskerle müssen aus irgendwelchen Umwegen zu der Erkenntnis gekommen sein, daß es ratsam sei, diese großen Konsumentenorganisationen zu erhalten und ins Dritte Reich einzubauen. Jedenfalls geschah bald das genaue Gegenteil jener Plakatparolen: während eben noch die Mitglieder unter falschen Angaben beschworen worden waren, nach der Devise„Rette sich, wer kann!" sich und ihr Geld in Sicherheit zu bringen und schleunigst ihren Austritt aus dem Konsumverein zu erklären, wurden sie nun schriftlich und durch mündliche Werbung bestürmt, ihre Mitgliedschaft im Konsumverein auftecht zu erhalten und ihren Bedarf dort zu decken. So war es in Dresden , von dem hier die Rede sein soll, und so oder ähnlich verlief der Wandel auch in anderen Städten Deutschlands ; durchaus einheitlich und berechenbar verfährt ja das braune Regime weder in seinem Haß noch in seiner Liebe. Inzwischen hat sich trotz widersprechenden Maßregeln in Einzelfällen immer deutlicher herausgestellt, daß das nationalsozialistische Regime gesonnen ist, die Konsumvereinsorganisatio- nen mit der GEG an der Spitze seinen Bestrebungen dienstbar zu machen. Darauf deuten gewisse Artikel in der nationalsozialistischen Presse hin. So hat z.' B. der sächsische„Freiheitskampf" die mustergültige Organisation der GEG gerühmt und Andeutungen in der Richtung einer möglichen Verstaatlichung gemacht. Inwieweit solche Absichten mit der deutschen Aufrüstung Zusammenhängen— Erhaltung dieser großen Konsumentenorganisationen als sehr brauchbaren Verteilungsapparat für den Kriegsfall— entzieht sich noch der klaren Beurteilung. Auf jeden Fall möchte man also wohl doch die Konsumvereine am Leben lassen und Nutzen aus ihrem Fortbestehen ziehen. Das tut man ja gelegentlich schon jetzt. Zur Zeit des sächsischen SA- Treffens im Frühjahr dieses Jahres in Dresden zum Beispiel mußte der Dresdner Konsumverein „Vorwärts" die Unterbringung und Verpflegung von 1000 SA-Männern und die Lieferung von 30.000 Schnitten Brot übernehmen, wofür dann das Personal des Konsumvereins sich einen Sonderabzug vom Lohn zur Deckung der Kosten gefallen lassen mußte. Die konsumvereinsfeindlichen Mittelständler sind natürlich über die Wendung der Dinge arg enttäuscht, und gelegentlich machen sie ihrem Unmut sogar ziemlich offen Lust. Sie sind wohl nun schon langsam dahinter gekommen, daß ihnen das braune Regime auch noch andere Versprechungen schuldig geblieben ist und schuldig bleiben wird. Sie zahlen für ihre eigene Dummheit. Wichtiger ist schon, wie die Genossenschafter auf den Einbau der Konsumvereine in das nationalsozialistische System reagieren. Während die überzeugten Mitglieder zunächst ihrem Konsumverein, als er bedroht war, die Treue hielten, änderten sie ihr Verhalten, als sich immer deutlicher herausstellte, daß sie als Genossenschafter die Geschäfte des braunen Regimes besorgen helfen sollten. Jetzt setzte eine Mitgliederflucht ejn, die immer noch anhält. Deutlicher noch verrät sich der Wandel der Dinge im Sinken der Umsatzziffern und der Spareinlagen bis unter die Hälfte, ja mancherorts bis auf ein Drittel des Standes vom Frühjahr 1933. Darin kommt sowohl die allgemeine, durch die Wirtschaftspolitik des Dritten Rei ches um vieles verschärfte Verarmung der deutschen Zu Hitlers Italien -Kurs Die ursprüngliche Auffassung Hitlers und der Seinen von Italien war die einer Räuberbande, die im Welttrieg bereits Verrat geübt hatte und di« am Ende desselben das urdeutsche Süd tirol raubte. Heilige Treueschwüre flössen über die dinarischen Lippen Adolf Hitlers , gedachte er der verratenen und unterdrückten südtiroler Deut schen . So steht es in der ersten Auflage von „Mein Kampf ". Später, als man glaubte, in Mussolini einen Bundesgenossen gefunden zu haben, beruhigte man sich rasch über Verrat und Raub; das Wort„Südtirol " auszusprechen war nunmehr Verrat an der heiligen Sache der«Deut schen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei " geworden. Wehe dem, der dies auch nur schüchtern wagte. Jahrelang wurde dies Wort in keinem von Hitler beeinflußten Blatt gedruckt. Diese Periode der Preisgabe einer der wichtigsten ursprünglichen außenpolitischen Forderungen der DRSAP, die lange vor dem Machtantrüt Hitlers begann, scheint nunmehr bereits zu Ende zu sein. Stra war der offensichtliche Kulminationspunkt der Beziehungen Hitlers zu Mussolini . Die in diesem venezianischen Palast Herrn Hitler erteilt- Ohrfeige knallte hörbar; sie knallte so laut, daß sie mit außergewöhnlichen Ehrungen serviert werden mußte. Indes, sie fruchtete nicht. Die Backe Hitlers war noch geschwollen, als er das Bartholomäus-Festspiel vom 30. Juni veranstaltete; leine Bevölkerung zum Ausdruck, als auch die Abwendung von einer Organisation, die zwar der äußeren Form nach weiter besteht, deren Sinn aber durch das braune Regime zerstört worden ist. Es geht bergab. Für den jetzigen Stand der Dinge liefert wiederum Dresden ein charakteristisches Beispiel: der Dresdner Konsumverein„Vorwärts", der einer der größten Vereine der deut schen Genoffenschaftsbewegung war, sieht sich gezwungen, seinen Filialbetrieb in Dresden -Pieschen (Bäckerei und Lager des früheren selbständigen, vor etwa einem Jahrzehnt mit dem„Vorwärts" i verschmolzenen„Konsumvereins Pieschen") wegen| Rückgangs des Umsatzes stillzulegen. Wie prekär die Lage ist, geht noch deutlicher daraus hervor, daß der K. V.„Vorwärts" jetzt jedem Angestellten und Arbeiter 5 Prozent vom Bruttogehalt bKv.! Lohn abzieht— als Beitrag zur Erhaltung pes Konsumvereins! Der Treuhänder der Arbeit hat diese Abzüge genehmigt, um die Rentabilität des Betriebes zu gewährleisten. So steht es. Wohin die Fuhre geht, zeigt drastischer noch eine andere Nachricht: am 31. Dezember 1934 hat der Görlitzer Waren-Einkaufs- Berein liquidiert! Den Geschäftsführern der einzelnen Berteflungsstellen ist anheimgestellt worden, sich Geld zu verschaffen, um di« Verteilungsstellen in eigene Regie zu übernehmen. Dieser„Görlitzer", wie er im alltäglichen Sprachgebrauch kurzweg genannt wurde, ist kein ganz nebensächliches Unternehmen gewesen. In den achtziger Jahren gegründet, basierte er zunächst auf ähnlichen Gedanken, wie sie sich in den Konsumgenossenschaften verkörperten: Ausschaltung des verteuernden Zwischenhandels durch direkten Warenbezug. Dieser„Görlitzer", der weder ein jüdisches noch ein sozialistisches, sondern ein gutbürgerliches Unternehmen war, hatte später besonders in Dresden festen Fuß gefaßt, wo er mit seinen vielen, sehr gut eingerichteten Verkaufsstellen ein nicht zu unterschätzender Konkurrent des „Vorwärts" war. Er war an keine Mitgliedschaft gebunden, sondern verkauft« frei an jedermann, war daher in vielem beweglicher ass eine gebundene Konsumgenossenschaft und zahlte seiner Kundschaft alljährlich Rabatte aus, die zeitweise wesentlich höher waren, als die Dividende des Konsumvereins „Vorwärts". Es war gewissermaßen der„Konsumverein der besseren Leute", denen ein richtiger Konsumverein nicht ins„StaNdesbewußtsein" paßte. Und den mittelständlerischen Einzelhändlern Ivar er gleichermaßen ein Dorn im Auge. Run geht er ein. Dürfen sich die Mittelitänd- ler freuen? Gemach. Dey„Görlitzer" halt der Teufel, der allen im Nacken sitzt. Es ist das großq stille Sterben. Darüber kann nicht einmal Hinwegtrösten, welchem Nachfolger der„Görlitzer" Plötz macht: die Becwqltungs- und Lagerräume des „Görlitzer" im frühere» Fabrikbau der Eschebach- schen Werke in Dresden -Pieschen sind von den Junkerswerken als Werkstätten und Lagerräume für Flugzeugbau erworben worden. Das ist von drastischer Symbolik: die Rüstungsindustrie floriert im Dritten Reich und täuscht eine Scheinblüte vor; die wirkliche Wirtschaft aber geht vor die Hunde. Das Dresdner Beispiel ist typisch für die allgemeine Lage. Und so kann es schon geschehen, daß der Nationalsozialismus eines seiner Ziele: die Zerstörung der Konsumvereine erreicht, gerade als es nicht mehr sein Ziel war. Er wird sie zerstören im gleichen Tempo der Zerstörung der gesamten deutschen Wirtschaft. Sich darüber zu freuen, wird selbst der eingefleischteste Konsumvereinsfresser nicht zuwege bringen, denn diese Wirkung des Hiilerregimes geht ja auch und in erster Linie auf seine Kosten. Und was nützt ihm der Tod der Konsumvereine, wenn mit ihnen die ganze deutsche Wirtschaft und mit ihr auch er selber zum Teufel geht! Manfred. vier Wochen danach ließ er das Grauen von Wien ! vom Stapel. Mussolini mobilisierte Truppen am Brenner . Hitlers Kursnotierung an der Börse von Rom wurde gestrichen. Man begann in Berlin — nicht in der Wil- helmstraße, aber in Rosenbergs Außenamt der DNSAP — die Meinung über Italien wieder einmal grundlegend zu revidieren. Heute ist man bereits auf dem Wege zurück aitt ersten Auflage von Hitlers „Mein Kampf ". Freilich noch langsam und etwas schüchtern, aber unverkennbar. Ein entscheidendes Symptom dieses Prozesses ist die offiziöse wissenschaftliche Presse. Es ist bekannt, daß sie, wie die ganze übrige wissenschaftliche Literatur, soweit sie sich mit politischen Fragen befaßt, nichts, aber auch gar nichts ohne Genehmigung,! zumindest nichts ohne stillschweigende Duldung■ der Regierung, also Hitlers , produzieren kann,| Herrn Banses Pläne der militärischen Besetzung Schwimmerin-Weltrekord! Di« Amerikanerin Leonore Knight, die die bisherige Weltbestzeit im öOO-Meter-Kranl- 'chwimmen von 7:12 auf 7: 08,2 verbesserte. effanten Artikel von Hans Stöger„Zur Wehrpol!- tischen Lage Oesterreichs im Südosten" heißt cs: „Die neuen italienischen Grenzen brechen an drei Stellen nicht bloß in altösterreichischeS Gebiet, sondern in alte Gebiet« des Römischen Reiches deutscher Natton bzw. des Deutschen Bun des vor und brachten an zwei Stellen geschlossenen deutschen Volksboden und ferner südslawische? Sprachgebiet in italienische Staatsgewalt." „Italien hat in Tirol einen verhältnismäßig sehr großen Raumgewinn zu verzeichnen, dessen Ausdehnung nicht auch die größte strategische Bedeutung ausdrückt. Zur Defensive genügt Italien ebensogut wie die Brennergrenz«, die Grenz« bei Salurn , wo diese natürliche Verteidigungsgrenze Italiens mit der Volkstumsgrenz« zusammenfallen würde. Für Offenswpläne Italiens nach Norden hinein ist aber auch die Brennergrenze Ita liens nicht günstig; dafür ist erst der Besitz der nördliche» Kalkälpe entscheidend. Militärpolitisch gesehen ist daher die Zugehörigkeit von Deur'ch- Südtirol zu Italien für dieses keineswegs eine Notwendigkeit, ganz abgesehen davon, das; die politischen Spannungen, di« sich aus dem Südliro- ler Problem zum gesamten Deutschtum ergeben, immer wieder ein deutsch -italienisches Zusammenwirken stören werden." „Oesterreich muß als sein« natürlichen Grcn- zen gegen Südflawien die Sanntaler Alpen , den Weitensfelder Zug und das Matzelgebirge fordern. Die heutige militärische Situation an der dentsch- füdflawischen Grenze gestattet den Südslawen feder Zeit handstreichartige Vorstöße nach Klagen furt und nach Graz." „Militärgeschichtlich « Bettachtung«» und strategische Erwägungen der Gegenwartslage fübren beide zum gleichen Schluß: Oesterreich befindet sich mifttärisch in gefährlicher Lage, seine Grenzgebiete sind schutzlos dem Zugriff der Nachbarn ausgesetzt, ganz Oesterreich droht, zum Teil durch eigene Schuld, Schlachtfeld des nächsten Großkrieges zu werden. Di« militärische Schwäche des österreichischen Raumes ist di« lockend« Ursache dieser Gefahren. Die Ursqche. kann nur behoben iverden, wenn den Schutz des österreichischen Raumes wieder ein Großstaat übernimmt, der die Kraft und Berufung dazu besitzt." Das ist deutlich. Dabei muß bemerkt werden, daß der Autor sicherlich kein Schwätze: ist, sondern ein guter Militär-Stratege. Er har vom militärstrategischen Standpunft aus wahrscheinlich hundertprozentig recht. Darüber wollen wir hier nicht diskutieren. Das Bedeutsame seiner Auslassungen besteht eben darin, daß sie heute bereits in einem mindestens stark offiziösen Organ der deutschen Wehrwiffenschaft publiziert werden können, daß also die Notwendigkeit ihrer öffentlichen Erörterung an hervorragender Stelle nicht nur von Herrn Stöger als gegeben erachtet wird. Die Lehre, die dieser Fall erteilt, ist eklatant: Cs ist abermals der Beweis dessen, woran' l rö bessere Europa nicht zweifelt, das aber u. a. England nicht eindringlich genug demonstriert tverden kann: Den Versprechungen Hitlers ist unter keinen Umständen zu glauben! Sie sind nur opportunistische Verschleierungen seiner pangermanücken, in der ersten Auflage des„Kampf" niedergelegten Pläne. Was hier in bezug auf Italien demonstriert wurde, kann morgen mit Polen passieren, aüf dessen Korridor Hitler innerlich ebensolvenig verzichtet hat, wie auf Südtirol , das kann übermorgen das Schicksal Frankreichs werden und in weiterer Ferne das Hollands, Eupen-MalmedyS, der Schweiz und Böhmens . Alle diese Gebiete werden in verschiedenen Publikationen, sicher von Hitler zur Zeit ihres Erscheinens durchaus gebilligt, für das Dritte Reich in Anspruch genommen Der Bruch des Versailler Vertrages durch Hitler , vor allem der seiner Militärklauseln, 1k fieberhafte Aufrüstung zu Land, zu Wasser und besonders in der Luft ist eine sogar vom Großbritannien Macdonalds anerkannte Tatsache. Aus DWWDWMWDEeieeeM. der allen i Aeußerungen und Handlungen Hitlers immanente ein der• Kriegswille, Es gibt zur Zeit-— besonders nach Ausräumung der durch das Marseiller Att.mtat heraufbeschworenen Gefahren— nur eine Kriegsdrohung in Europa : Hitler . Es kann nur eine Antwort Europas geben: Vereinigung aller polittschen und militärischen Kräfte gegen diese Gefahr. Ihre Voraussetzung aber ist: Mißtrauen bis zum äußersten gegen Englands wurden verboten, seine Bücher beschlag-1 nahmt, ihm selbst di« venia legendi entzogen, als u- a l a w’«..«w ft,' unmiuncn wacoonairo nnciionnie-ttuiom Ä.^-"politische Konzept j ibr folgt mit unumstößlicher Gewißheit d Die„Zeitschrift für Geopolitik", nationalsozialistischen außenpolitischen Konzeption, besonders nahestehendes Organ— übrigens ein; meist gut informiertes—, spricht in ihrem letzten' Heft vom November 1934(XI/11) eine rech!! deutliche Sprache. Sie enthüllt Einiges von dem Umstellungsprozeß der offiziellen Italien -Ideolo gie und sie bestätigt die nach wie vor vorhandenen«nyuaucn vis zum augernei Oesterreich-Ambitionen. In einem recht inter-1 alles, was aus dem Dritten Reich kommt!
Ausgabe
15 (5.1.1935) 4
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