Seite 6 „Sozialdemokrat" Sonntag, 6. Jänner 1938. Nr. 5 PRAGER ZEIIIJMG Die Stefanik-Lolkssternwarte in Prag ist im Monate Jänner dem Publikum zugänglich täglich mit Ausnahme des Montag um 18 Uhr, für Schulexkursionen um 17 Uhr und Vereinsexkursionen um 19 Uhr. An klaren Abenden sind in der ersten Monatshälfte der Planet Saturn, der neue Stern im Sternbild des Herkules und einige Nebelflecken, in der zweiten Monatshälfte der Mond und Doppelsterne sichtbar. Jeden Sonntag von 10 bis 11 Uhr und von 15 bis 16 Uhr finden Besichtigungen der technischen Einrichtung der Sternwarte statt. Wohlbeleibten Menschen schafft ein Glas natür- siches„Franz-Josef"-Bitterwasser, früh nüchtern genommen, mühelosen, leichten Stuhlgang und reinigt das Blut sicher von Stoffwechselgiften. Aerztl. empf. 394 «»ast und wissen Samstag,„Siegfried", Dirigent: S z e l I. Brünhilde— FineReich-Dörich, Siegfried— IeanBarton, Wanderer— Josef Schwarz als Gäste.(C 2.) Wochenfpielplan des Rene» Deutschen Theaters. Sonntag, 6. Jänner, nachmittags halb 3 Uhr: HochklingtdasLiedvombravenMann, halb 8:Die schöne Helena, Abonnement aufgehoben.— Montag halb 8: DieGefan- g e n e, volkstümliche Vorstellung, Gastspiel Ernst Deutsch. — Dienstag halb 8:Giuditta , A2. — Mittwoch halb 8: Lucia von La Merino o r, B 1.— Donnerstag halb 8: Menschen in W e i ß, C 1.— Freitag halb 8: I u a r e z und Maximilian, Gastspiel Ernst Deutsch , neuinszeniert, D 2.— Samstag halb 7: Sieg- Fried, C 2.— Sonntag halb 3: Die Hugenotten, Arbeitervorstellung, halb 8: Juarez und Maximilian, AI.— Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Heute Sonntag nachmittags, 3 Uhr: Sensations- Prozeß, 8: Mädels im Nachtbetrieb. — Montag 8: NachtvordemUltimo, volkstümlich« Vorstellung..— Dienstag 8: Schule für Steuerzahler, Bankbeamte und freier Verkauf.— Mittwoch 8: KleineBühne — etwas verrückt.— Donnerstag 8%: HochklingtdasLiedvombravenMann, volkstümliche Vorstellung.— Freitag 8: Märchen im Grnndhotel, volkstümliche Vorstellung. — Samstag 3: Max und Moritz, halb 8: Ehe m. b. H., Deutsche Uraufführung. — Sonntag 3: Schule für S t euerzahler. 8: E h e m. b. H.— Verlangen Sie In feder Verkaufsstelle des Konsumvereines SELCHWAREN der Firma HEGNER& Cie., PILSEN Selchwaren der Pa.HEGNER a Cie., PILSEN SIND DIE ALLERBESTEN I Der Film Merle Oberon eine der beliebtesten englischen Filmschauspielerinnen Tatra-Romanze Der Titel sieht wie eine Entschuldigung aus, die den kritischen Beschauer dieses slowako-tschechi- schen Films von vornherein entwaffnen soll. Aber selbst nach der gewünschten Kapitulation vor allem, was in einer„Romanze" an märchenhaften Unwahrscheinlichkeiten, an lyrischen Verfärbungen und unschuldsvoller Einfalt zulässig ist, ist der Kritiker noch immer nicht in der Lag«, zu diesem Film Ja zu sagen,— zu diesem Film, der nicht nur mit seinem Titel, sondern auch sonst auf Schritt und Tritt die Verlegenheit seiner Schöpfer verrät. Den Regisseur Rovensky hat die Landschaft der Tatra gelockt, und er hat sie, da er ein Meister der Freilichtszene ist, in stimmungsvolle Bilder gebracht: die Gipfel in Wolken getaucht, di« Herden über die Bergwiesen ziehend, die Bäche übers Geröll rauschend, die Bäume einsam am Abhang ragend... Und wenn er sich mit diesen Bildern begnügt hätte, dann hätte er etwas ähnlich Schönes schaffen können wie KarolPlicka seinerzeit mit dem„singenden Land". Aber es kam eine Handlung hinzu und eine Musik und eine Schauspieler-, schar,— und jedes der drei war vorn Uebel. Di« Musik(von Josef D obes teils komponiert, teils zusammengestellt) ist noch das Gelungenste, obwohl sie immer um einen Grad zu süßlich oder zu pathetisch klingt und wenig zu der großen, Stille der Bergwelt paßt. Die Handlung aber(von einem jungen Hirten, den eine schöne Städterin betört und dann auf Bitten des Vaters fteigibt, so daß er zu seiner Dorfliebsten heimfindet) ist so mißlungen, daß sie der Regisseur selbst als störend empfand, er hat sie auf karge Stichwort«, stumme Liebesszenen und«in paar Gesänge beschränkt, aber er hat damit nur erreicht, daß sie noch einfältiger und noch überflüssiger wirkt. Das Aergste aber ist, daß sich um dieser Handlung willen Schauspieler in die Tatra verirrt haben, die dort als wohlfrisierte Schäfer herumstelzen, slowakische Bauernmädchen ungewollt karikieren oder im Gewand des Dorffchmieds Opernallüren zur Schau stellen. Ihre Namen seien schonend verschwiegen. Nur soviel muß gesagt werden: daß der großangekündigte Pavel Ludi- k a r eine Enttäuschung ist, well seine darstellerischen Mittel unzulänglich sind und sein Bariton■— im Tonfilm wenigstens— überanstrengt und glanzlos klingt.-—eis—. Sport• Spiel• Kürperpflepe Die Geräte-Wettkämpfe der DT3 im Jahre 1938 Geräte-Wettkämpfe sind schön—■ besonders für di« Zuschauer—, aber sie erfordern von den Ausübenden eine große Gewandtheit und Beherrschung des Turnens. Viele haben sich schon darin versucht und viele sind gescheitert am Reck, Barren oder am schwierigsten Gerät, dem Pferd. Die letzte Prager Arbeiter-Olympiade brachte ebenfalls Gerätewettkämpfe, die jedoch infolge der großen Anforderungen und der Schwere der georderten Uebungen nur ein paar Mannschaften auf Rn Plan brachten, von denen die Schweizer den Vogel abschoffen. Sie sind in der SASJ die Lehrmeister des Kunstturnens und hatten seinerzeit nur in Deutschlands Arbeiterturner eben- bürtige Könner. Nun geht die DTJ daran, das Geräteturnen volkstümlicher zu gestalten und dadurch den Murnern die Möglichkeit zu bieten, ihr Können durch langsame, schulungsmäßige Steigerung zu verbessern und um dann jenen Stock von Geräteturnern zu erhalten, welcher auch international gute Figur machen kann. Die für 1935 ausgeschriebenen Wettkampfübungen für Geräte sind zwar leicht, aber schwierig genug und gewährleisten eine ausgezeichnete Fortbildung für die Zukunft. Die Unterstufe der Männer sieht einen Fünflampf vor, welcher aus Freiübung, Reck, Barren, Pferd(Seite mit Bauschen) und Weitsprung besteht. In der Mittelstufe gibt es einen Achtkampf,- welcher Freiübung, Reck, Barren, Pferd(Seite mit Bauschen) und Klettern vorsieht. An den Hauptgeräten ist eine Pflicht- und eine Kürübung zu absolvieren. Die Oberstufe hat einen Zehnkampf zu bewältigen, bestehend aus: Freiübung, Reck, Barren, Pferd(Seite mit Bauschen), Ringe und Klettern(wiederum eine Pflicht- und eine Kürübung). Auch die Schüler und Zöglinge tragen ihre Wettkgmpfe aus. Bei den Schülern— ein Fünflampf— ist vornehmlich das Springen, Laufen und Klettern in Verbindung vorgesehen. Bei den Zöglingen, welche wie die Schüler in zwei Gruppen turnen, ist es ebenfalls ein Fünfkampf. Die erste Gruppe hat Freiübung, Reck, Barren, Pferd (Seite mit Bauschen) und Weitsprung, während in der zweiten Gruppe jene Uebungen gelten, welche ' für die Unterstufe vorgesehen sind. Das Tatra- Eishockehturnier in Neu-Schmecks brachte am Freitag folgende Ergebnisse: EASK Prag gegen Slovan M.-Ostrau 11:0, TC Romania Bu karest gegen SK. Vys. Tatry 2:2, Slavia Prag gegen SK. Vysehrad-Prag 4:2, EKE Wien gegen BBTE Budapest 2:1. Einmal etwas Vernünftiges! Die bürgerliche Skisportinternationale(Fis) macht nun Ernst mit dem Verbot der Benützung der sogenannten Mammut- Sprungschanzen, die nur der Sensation dienen. Sie hat eine Verfügung erlassen, nach der di« Benützung von Sprungschanzen nur dann gestattet wird, wenn diese Sprünge von über 70 Meter zulassen und nach den Vorschriften der Fis erbaut wurden. Unter das Benützungsverbot fallen zwei Schanzen in der Schweiz . Ans der Partei Freie Bereinigung sozialistischer Akademiker. Dienstag, den 8. Jänner, um 20 Uhr Aus- schußsitzüng. Närodni trida 4. KreiS Prag . G Sozialistische Jugend,. Sonntag, den 6. Jänner, 4 Uhr nachm. im Parteiheim:„F e i e r zur Verkündung des Jahres der Kameradschaft". Kommt alle! Blaues Hemd. 7— Montag, den 7. Jänner, 8 Uhr abends im Parteiheim: Kreisleitungssitzung. Vereinsnadiriditcn © Deutsche B»lkssinggemeinde. Da am Dienstag, den 8. Jänner, das Uebungslokal anderweitig besetzt ist war es notwendig, die für diesen Tag angesetzte Ucbungsstunde auf Freitag, den 11. Jänner, zu verlegen. Filme in Prager Lichtspielhäusern tis einschließlich Donnerstag, den 10. Jänner Alfa:„Aergert nicht den Großpapa". Buria». Tsch.— Alfa:„Die wilde Last."— Avion:„Moskauer Nächte", Annabells, Harry Baur . Fr.— Fenix:„Polenblut". Tsch.— Flora:„Im fremden Revier." Tsch.— Hvkzda:„Aergert nicht den Großpapa". Burian. Tsch.— Julis:„Moskauer Nächte" Annabella, Baur . Fr.— Kinema, B.-Th.: Journal«, Groteske, Reportage. Ab halb 2 bis%8 Uhr. — Koruna:„Der Dämon." E.— Kotva:„Tatra- Romanze." Tsch.— Lucerna:„Tatra-Romanze." Tsch.— Metro:„Nocturno", Regie G. Ma- ckaty. D.— Olympic:„Jud Süß", Conrad Beidt. E.— Praha :„Der Dämon." E.— Staut:„Im fremden Revier." Tsch.— Baikal:„Solang du eine Mutter hat..." Tsch.— Belvedere :„Bengal." — Beseda:„Solang du ein« Mutter hast.. Tsch. — Maceska:„Solang du eine Mutter hast..." Tsch.— Sport- Smichov:„Der letzte Mann ", Hugo Haas . Tsch.— Bälde!:„Im fremden Revier." Tsch. Nektar und Ambrofia Bon E. Aldt Die Götter der alten Griechen aßen Ambrosia und tranken Nektar und erwarben sich dadurch Unsterblichkeit. Trotzdem sind sie gestorben, aber die Namen„Nektar" und„Ambrosia" leben weiter, wenn man auch heute ganz andere Dinge darunter versteht. Eine Götterspeise ist es wahrhaftig nicht, was die Naturforscher heute Ambrofia nennen! Ja, nicht einmal den Gaumen eines sterblichen Menschen könnte sie reizen. Pilze sind es, von amerikanischen Ameisen in kunstvoll angelegten und wohlgedüngten Pllzgärten gezüchtet. Durch beständiges Benagen und Beknabbern erzielen die Ameisen ein seltsames Züchtungsprodukt von ganz eigenartig verändertem Aussehen und besonders hohem Eiweißgehalt. Diese mcrk- tvürdigen Gebilde stellen die ausschließliche Nahrung ihrer Züchter dar. Aber nicht davon soll heute die Rede sein, sondern vom Nektar, dem Zuckersaft am Grunde der Blüten. Der verleiht auch heute noch Unsterblichkeit freilich nicht dem, der davon trinkt, sondern den Pflanzen, die ihn produzieren. Er schützt sie nämlich davon, auszusterben; denn er hilft die Erhaltung der Art zu sichern. Er lockt Tiere herbei, Hummeln, Bienen, Falter, die von ihm nippen und unversehens dabei der Pflanze einen großen Dienst erweisen, indem sie den Blü- ten staub übertragen, was bekanntlich-zur Samenbildung notwendig ist. Als ein süßes, berauschendes Getränk mag man sich den Nektar wohl einst dorgesrellt haben, ähnlich vielleicht dem Met, den unsere Urväter aus gegorenem Honigwaffer bereiteten. Die Pflanzen wenden verschiedene Mittel zue Anlockung der Insekten an: Sie bringen bunte Farben hervor, große, auffallende Blüten, Dust und Honig. So lernen wir das schon in der Schule. Aber die wenigsten fragen sich: warum und woher eigentlich all der Aufwand?^ In den meisten Blüten stehen ja Staubblätter und Fruchtknoten nebeneinander. Warum fällt nicht einfach der Blutenstaub auf die Narbe des Fruchtknotens? Und waren denn die Blüten von jeher auf die Insekten angewiesen? Es ginge'doch so einfach, wozu der Umweg? Diese unerhörte Prachtent- faliung det Blumenwelt im Frühjahr und Sommer, warum all diese ungeheuerliche Verschwendung, wenn wirllich nur die Bestäubung der Zweck ist und dieser Zweck so viel einfacher zu erreichen wäre?— Ja, warum eigentlich? Wir sehen fast überall in der Natur Kreuzbefruchtung angestrebt und Selbstbefruchtung vermieden oder doch eingeschränkt. Und wenn auch in der Zwitterblüte beide Partner, Stempel und Staubblätter, eng verbunden neben einander stehen, so ist doch meist dafür gesorgt, daß der Blüten.staüb die Narbe nicht erreicht. Oft reifen und entleeren di« Staubbeutel den kostbaren Staub längst, ehe die Narbe empfängnisfähig wird. Eine Fülle von komplizierten Einrichtungen im Blütenbau erscheint uns nur verständlich als Anpassungen an ganz besttmmte, zur Bestäubung ausersehene Insekten, für die allein der Nektar bereit gehalten wird, weil nur sie zu ihm gelangen und dabei der Pflanze den verlangten Dienst leisten können. Es bestehen da Wechselbeziehungen zwischen Pflanz? und Tier, die sich erst im Laufe sehr langer Zeiten herausgebildet haben können. Wir wissen heute, daß die Steinkohlenzeit etwa noch keine Blumen kannte. Der Steinkohlenwald war ein grüner Wald, ohne bunte Blumen und ohne Falter, ohne Duft und ohne Farbigkeit. Wohl gab es damals schon Insekten, sogar weit größere als heute, räuberisch lebend, wahrscheinlich. Und Blüten gab es auch schon. Aber die zarten Beziehungen zwischen Blüten und Insekten tvare» noch nicht angcknüpft. Der Wind war es wohl, der den Pflanzen den Dienst der Bestäubung leisten mußte. Bekanntlich gibt es auch heute noch zahlreiche windblütige Pflanzen, die auf den Jnsektenbesuch leicht verzichten können. Viele Bäume sind darunter: Die Nadelhölzer, der Haselstraüch, Eiche und Buche haben die ältere Art der Blütenstaubübertragung beibehalten. Sie alle haben unscheinbare Blüten. Aber das große Heer der vielfarbigen, bunten Blumen zeigt deutliche Beziehungen zur Tierwelt der betreffenden Gegend, die sich allmählich herausgebildet haben mögen. Nektar ist ein pflanzliches Drüsenprodukt. Man bezeichnet Stellen, welche einen zuckerhaltigen Saft ausscheiden, als Nektarien. Außer in Blüten findet man sie auch zuweilen an anderen Pflanzentellen. Wie sie entständen sein mögen, wissen wir nicht. Zufallsbildungen?— Vielleicht. Aber das erflärt noch nichts. Wir finden sie z. B. hie und da an BlattstiÜen. Welchen Zweck mögen sie hier haben? Ja muß denn alles, was entsteht, zuerst einen Zweck haben? Varianten, die unzweckmäßig sind, verschwinden meist nach wenigen Generattonen wieder und entziehen sich dadurch der Beobachtung. Zuweilen» freilich bleibt auch„Zweckloses" erhalten» wenn dem Individuum daraus weiter kein Nachtell erwächst. Die Möglichkeü zur Bildung von Nektarien scheint weit verbreitet. Warum sollten sie nicht auch einmal zwischen den Blütentellen entstehen? Zufällig, ganz beiläufig. Wie zweckmäßig! Die nahrungssuchenden Insekten, die sie hier finden, übertragen dabei den Blütenstaub, so daß gerade diese Pflanzenindibiduen reichlicher Samen ansetzen, als die andern, denen die Insekten keinen Besuch abstatten. Was liegt näher, als die Annahme, daß sie durch den zufälligen Besitz von > Nektarien jene im Kampf ums Dasein aus dem Felde schlagen, die keine haben? Und nun sind sic eben an den Jnsektenbesuch angepaßt, und erzeugen den Honig, weil sie von den Insekten besucht werden wollen. Die Nektarproduktion ist übrigens oft ziemlich bedeutend. Wie zuckerreich der Neftar sein kann, zeigen Untersuchungen, die man an verschiedenen Blüten angestellt hat. Eine Fuchsienblüte kann etwa 7 Milligramm Zucker produzieren, eine Erbsenblüte 10 Milligramm. 123.000 Kleeköpfchen enthalten etwa 1 Kilogramm Zucker. Um ein Kilogramm Honig zu sammeln, müssen die Bienen ungefähr fünf Millionen einzelne Kleeblüten erschöpfen. In den großen goldbraunen Blüten der Kaiserkrone bilden sich schwere Nektartropfen, die man in den grubig vertieften Nektarien am Grund der Blumenblätter hängen und manchmal auch herausfallen fehen kann. Sie bestehen fteilich zu 90 Prozent aus Wasser. Andere Blüten wieder haben einen so zuckerreichen Nektar, daß man aus aufgefangenen Tropfen den Zucker beim Verdunsten auskristallisieren lassen kann. So haben einige Kakteen eine außerordentlich hohe Nektarproduktion. Aus den großen roten Blüten der beliebten Zimmerpflanze Phyllocactus z. B. kann man Tropfen auffangen, die dickflüssig sind und direft eine konzentrierte Zuckerlösung darstellen. In den amerikanischen Tropen gibt es eine Menge von Pflanzen mit sehr zuckerrcichem Nektar, die speziell von Vögeln aufgesucht werden. Kolibris sind hier die Blütenstaubträger Sie schweben mit schwirrendem Flügelschlag vor den Blüten und saugen, ohne sich niederzulaffen, mit ihren langen dünnen Schnäbeln den süßen Saft, dev fast ihre einzige Nahrung darstellt. Blüten, die den Besuch von Dienen, Hummeln, Schmetterlingen wünschen, strömen meist Duftftoffe aus, die auch wir als Wohlgcrüche wahrnehmen. Aber es gibt auch Blüten, die nur durch Fliegen bestäubt werden können und um diese herbeizulocken, Gerüche aussenden, die wir wenig schätzen. Fliegenblumen haben meist einen widerlichen Aasgeruch. Es ist übrigens ein Irrtum, anzunehmen, daß aller Honig, den die Bienen fabrizieren, aus Blütennektar hergestellt ist. Die Bienen haben zuweilen weit weniger poetische Nahrungsquellen. In den Alpenländern ist stellenweise der Lärchenhonig sehr geschätzt. Die Lärche ist aber ein windblütiger Nadelbaum, der überdies im ersten Frühjahr blüht, während der Lärchenhonig im Juli und August eingetragen wird. Diese Honigsorte ist besonders dicht, kristallisiert schon in den Waben aus und hat einen befonders würzigen Geschmack. Den Saft der Lärchennadeln können die Bienen fteilich nicht verarbeiten, aber auf den Nadeln leben Blattläuse, die diese Fähigkeit besitzen. Sie saugen den Blättersast und scheiden dafür sehr zuckerhaltige Exftemente aus, die von den Bienen eifrig aufgeleckt werden. Diese schweben in der Lust über den Läusen und stoßen auf sie nieder, sobald ein Tröpfchen austritt. Die Läuse kommen ost in so großen Mengen vor, daß die Zweige ganz weiß erscheinen von eingetrockneten Exkrementen. Da bei diesen Läusen auch unbefruchtete Weibchen sich fortpflanzen, und überdies noch statt der Eier gleich junge Läuse zur Welt bringen, geht die Vermehrung außerordentlich rasch vor sich. In diesem Zusammenhänge sei noch einer anderen seltsamen Erscheinung gedacht, nämlich der eigenartigen Beziehungen, die zwischen Ameisen und den Raupen jener kleinen, als„Bläulinge" bekannten Schmetterlinge bestehen. Diese Raupen scheiden ebenfalls Zuckersäfte ab, aber nicht als Exkremente, aus dem Darm, sondern eigens für die Ameisen und aus einer eigens zu diesem Zwecke vorhandenen spaltföcmigen Oeff- nung. Sie scheiden diesen kostbaren Saft auch nur dann ab, wenn eine Ameise zugegen ist. Dafür verteidigen die Ameisen die Raupen gegen Feinde und es wird sv"ar berichtet, daß si. si- vor der Verpuppung in ihr Nest schleppen, wodurch die' völlig nackten Puppen vor den Nachstellungen anderer Tiere gut geschützt sind. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Hans oder bei Bezug durch die Post monatlich Kd 16.—, vierteljährig KC 48.—, halbjährig Kö 96.—. ganzjährig Kd 192.—.— Inserate werden laut Taris billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. — Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Vokt- und Tele- .... graphendirektton mit Erlaß Ar. 13.800/VII/1930 bewilligt.— Druckerei:„Orbis" Druck-. Verlags- und 8eitungS-A.-G.. Prag